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Die Weiten von Texas - das Land der Rancher, der großen und kleinen. Wobei die Großrancher nicht abgeneigt sind, auf Kosten kleinerer Nachbarn noch größer und reicher zu werden. Wenn dabei noch eine kräftige Spur Größenwahn ins Spiel kommt, kann sich der Konflikt leicht hochschaukeln und einen Sheriff, der in seiner Freizeit gern den Schönen seiner Stadt nachstellt, vor eine fast unlösbar scheinende Aufgabe stellen ...
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Seitenzahl: 156
Veröffentlichungsjahr: 2022
Cover
Bad Bart Bonney
Vorschau
Impressum
Bad BartBonney
Bart Bonney, genannt »der schlechte Bart«, ist ein Riese unter den Ranchern von Texas. Mit seinen sieben Söhnen tyrannisiert er das Land. Sogar den Red River leitet er um, zum eigenen Nutzen und zu Lasten seiner Nachbarn. Da sich die staatlichen Behörden sowohl überrascht als auch überfordert zeigen, bleibt es an Sheriff Mitch Hastings hängen, einen Weidekrieg zu verhindern. Mutig und mit unkonventionellen Methoden wagt er, wovor der Gouverneur, der Richter und die Texas Rangers zurückschrecken ...
Der Rancher Bart Bonney war ein Halunke, ein Tyrann, ein Grobian und eine Zumutung für die Menschheit. Er hatte es jedoch sehr weit gebracht. Er besaß eine riesige Ranch südlich des Red River, hatte mehrere Vorwerke, dreißigtausend Rinder auf dem Huf und eine raue Mannschaft. Außerdem hatte er sieben Söhne. Bis auf einen, den Jüngsten, der aus der Art geschlagen war, waren sie vom selben Kaliber wie er.
Seine Frau war vor ein paar Jahren gestorben, seine bessere Hälfte – seitdem war nichts Gutes mehr an ihm.
Manche nannten ihn Bad Bart Bonney. Doch das stimmte nicht, böse oder schlecht vom Charakter her war er eigentlich nicht. Er nahm lediglich auf niemanden Rücksicht, kannte nur seine eigenen Interessen und hatte keinerlei Hemmungen, diese durchzusetzen.
An diesem brüllheißen Sommertag hatte er seine sieben Söhne, zwischen zwanzig und zweiunddreißig Jahren, in die Halle der Ranch bestellt, einer wahren Burg und Festung, um ihnen seine neueste Absicht mitzuteilen. Sie sollte alles in den Schatten stellen, was er bisher geleistet hatte.
Darauf, dass er sieben große und starke Söhne hatte, bildete er sich eine Menge ein. Er meinte, er hätte sie extra und mit Geschick produziert und dabei alles richtig gemacht. Seine Frau hatte klaglos und still an seiner Seite gelebt – und gelitten. Es war für ihn sehr bequem gewesen, dass er sie hatte.
Geliebt hatte er sie nie, dazu war er nicht fähig. Er liebte nur sich selbst, seine Ranch und seine Söhne – genau in dieser Reihenfolge. Die Frau war dann gestorben, von den vielen Geburten und einer Ehe verbraucht, in der sie – das wurde ihr dann bewusst – nicht mehr als ein Gebrauchsgegenstand oder ein Möbelstück gewesen war.
Die Mühe und die Freudlosigkeit, die Gleichgültigkeit des Gatten, ihre Söhne, die sie mit Ausnahme des Jüngsten genauso ansahen und behandelten wie ihr Mann, hatten ihre Lebenskraft erschöpft. Der Krankheit war sie dann leicht zum Opfer gefallen.
Bart Bonney hatte sich gerade nach einem kurzen Mittagsschlaf erhoben. Als er in die Halle hinuntergehen wollte, stach ihm die mexikanische Magd Pilar ins Auge. Sie kam ins Zimmer, um sein Bett zu machen und aufzuräumen. Sie arbeitete noch nicht lange für ihn, war sechzehn Jahre alt und ein bildhübsches Ding. Schwarzhaarig, mit dunklen Augen und einer guten Figur. Der zweiundfünfzigjährige Rancher war dafür bekannt, dass er nichts anbrennen ließ. Seiner weiblichen Dienstboten bediente er sich wie ein mittelalterlicher Feudalherr seiner Leibeigenen, die ihm jederzeit und in allem zur Verfügung zu stehen hatten.
Bonney, ein vierschrötiger Mann mit breitem, flachem Gesicht, breitschultrig, über mittelgroß, mit kurzgeschorenem rostrotem Stoppelhaar auf dem kantigen Schädel, winkte Pilar herbei.
»Komm her, du Luder. Dich habe ich noch nicht gehabt.«
Pilar zitterte und kroch in sich zusammen. Sie hatte allerhand gehört, was der Rancher so trieb, und seine Söhne waren nicht besser als er, jedenfalls sechs davon. Doch die junge Mexikanerin stammte aus einer bitterarmen Familie mit vielen Kindern. Sie brauchten das Geld dringend, das sie auf der Ranch verdiente. Bonney, genannt der Red-River-Rancher, zahlte gut.
Dafür duldete er keinerlei Widerspruch und verlangte viel.
»Ja, Patron?«
»Komm, kleine Taube, komm her zu mir.«
Der Rancher saß auf dem Bett. Pilar näherte sich schüchtern. Als sie in seiner Reichweite war, riss er sie an sich. Grob fasste er ihr ins Haar.
»Dich habe ich noch nicht gehabt. Wollen mal sehen, was du zu bieten hast.«
»Patron, bitte nicht! Ich bin noch eine Jungfrau. Rühren Sie mich nicht an, um der Liebe Christi willen.«
»Was hat denn der damit zu tun? Du tust, was ich dir sage, oder du und deine Familie werden es bereuen. Ich kriege sowieso von dir, was ich will. Ihr seid meine Peones. Deine Leute sitzen auf meinem Land, das ich ihnen verpachtet habe und das zur Red-River-Ranch gehört. Wenn du nicht parierst, jage ich sie fort.«
»Das dürfen Sie nicht! Erbarmen!«
»Stell dich nicht so an. Ich nehme dir ja nicht das Leben, ich mache dir höchstens ein neues. So, Jungfrau willst du also noch sein? Eine Mexikanerin in deinem Alter? Das wollen wir gleich einmal nachprüfen.«
Bonney saß auf dem Bett. Hohnlachend knöpfte er Pilar die Bluse auf. Sie hatte volle und feste Brüste. Der Rancher betastete sie. Sein Lustspeer schwoll an. Er hielt Pilar fest. Als sie ihn kratzen wollte, packte er sie so fest am Handgelenk, dass sie aufschrie. Das würde blaue Flecken geben.
»Mach mich nicht wütend, du Biest! Oder es setzt was. Du hast zu parieren. Mach die Beine breit, oder ich scheuere dir eine, dass du es nie vergisst.«
Er verdrehte ihr schmerzhaft den Arm, griff ihr unter den Rock, hob ihn hoch, riss ihr das Höschen vom Leib. Er schaute auf die gebräunten, strammen Schenkel, den Busch der Schamhaare, die Spalte, fasste ihr zwischen die Beine, fummelte an ihr und in ihr herum.
Pilar schluchzte. Doch sie wagte nicht, laut zu schreien oder um Hilfe zu rufen oder zu beißen oder zu kratzen. Der Rancher war viel zu stark für sie, und sie war ihm ausgeliefert. Sie musste, so sehr es ihr widerstrebte, über sich ergehen lassen, was er mit ihr tun wollte.
Pilar Ordonez hatte schlechte Karten in diesem Land, besonders auf der Red-River-Ranch.
Bonney schob zwei Finger in ihre Scheide und tastete sie ab.
»Tatsächlich«, sagte er. »Du bist eine Jungfrau. Wer hätte das denn gedacht? Hast du keine älteren Brüder, die es auf dich abgesehen haben, oder Verwandte?«
»Señor, bitte. Wir sind anständige Leute. Meine Brüder würden mich niemals anrühren. Tun Sie das nicht!«
»Jetzt tue ich es erst recht. Du kommst mir nicht davon. Lass das Geflenne, es nutzt dir nichts.«
Als er gerade den Gürtel geöffnet hatte und die Hose aufknöpfen wollte, klopfte es an der Tür seines halbdunklen Schlafzimmers. Bonney fühlte sich jäh gestört.
»Dad!« Das war die Stimme Jakes, des ältesten Sohnes. »Wo bleibst du denn? Hast du verschlafen? Wir warten alle in der Halle auf dich.«
»Ich bin wach!«, rief der Rancher und hielt Pilar den Mund zu. Es war ein Reflex, denn auch wenn sie um Hilfe gerufen hätte, wäre ihr Jake Bonney nicht zu Hilfe gekommen. »Ich brauche noch ein paar Minuten. Dann bin ich da. Sag das den anderen. Bleib draußen. Zisch ab, mein Sohn.«
Jake entfernte sich. Bart Bonney kam zur Sache.
»Deine Unschuld wollen wir uns für später aufsparen«, sagte er grinsend. »Mit dir möchte ich mir mehr Zeit lassen und es nicht auf die Schnelle machen. Jungfrauen mag ich, das ist eine Marotte von mir. Sind ja selten genug, und an Kinder gehe ich nicht ran. Wenn jemand so was macht, ziehe ich ihm die Haut ab und stopfe ihm seinen Pijo in den Hals. Wir machen was anderes. Du bläst mir jetzt einen.«
»Señor, Patron, das dürfen Sie nicht von mir verlangen.«
Bart gab ihr eine mittlere Ohrfeige und schüttelte sie. Er öffnete die Hose und zog sie herunter.
»Da, mach. Jetzt!« Er drückte ein paar Sekunden lang zu. »Nimm ihn in den Mund. Und wehe dir, wenn ich deine Zähne spüre!«
Pilar gehorchte. Die Tränen liefen ihr über die Wangen. Sie fühlte sich mehr als elend. Doch sie musste es tun. Bart Bonney zwang sie. Wenn sie seinen Wunsch nicht erfüllte und ihn wütend machte, war nicht abzusehen, was dann geschah. Er hatte schon mehrere Männer umgebracht, im Kampf und im Zorn, und auch bei Frauen schreckte er nicht zurück.
Pilar spürte sein Glied im Mund. Es schmeckte eklig. Er stieß es ihr tief in den Rachen, eine Hand in ihre Haaren verkrallt, die andere an den Brüsten, die er grob drückte. Dann fing er zu stöhnen an. Pilar wusste, wenn auch nicht aus persönlicher Erfahrung, was bei einem Mann passierte, wenn er einen Samenerguss hatte.
Er spritzte ihr seinen Samen stoßweise in den Mund. Pilar schluckte und spuckte. Sie würgte, verschluckte sich, hustete, taumelte von ihm weg, als er sie losließ, und musste sich an der Wand abstützen. Vor ihren Augen drehte sich alles. Ihr war schwindlig und übel.
»Stell dich nicht so an«, sagte der Rancher. Er wischte sein Glied am Bettlaken ab, zog sich wieder an, schnäuzte sich und nahm einen Schluck Wasser aus dem Glas auf dem Nachttisch. »Ich gehe jetzt in die Halle runter. Du räumst hier auf, machst das Bett. Alles weitere klären wir später.«
Pilar sah ihm mit tränenverschleierten Augen nach, als er munter und fröhlich aus der Tür ging. Dann fasste sie sich an die Kehle, rannte zum Bett, holte den Nachttopf unter dem Bett hervor – das Nachtgeschirr gehörte zu einer Schlafzimmerausstattung – und übergab sich würgend in diesen.
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Dabei passte sie auf, dass nichts daneben ging und sie nicht den Teppich versaute. Sie musste sich erst einmal fassen. Wie es genau weitergehen sollte für sie auf der Red-River-Ranch dieses Schänders und Tyrannen, wusste sie nicht.
Doch sie war ihm ausgeliefert. Sie musste an ihre Familie denken, an die Eltern und Geschwister. Bart Bonney war ein harter und gnadenloser Mann. Er nahm sich alles heraus und trampelte jeden Widerstand in den Boden.
Während Pilar im Schlafzimmer des Ranchers im ersten Stock um ihre Fassung rang, betrat Bart Bonney die große Halle. Seine sieben Söhne warteten schon. Was der Alte getrieben hatte, konnten sie sich denken. Doch keiner wagte es, auch nur eine Andeutung zu machen oder die Frage zu stellen, weshalb er sie warten ließ.
Die sieben stattlichen Männer sahen sich alle ähnlich – groß, kräftig, breitschultrig. Mit kantigem Kinn. Sie hatten alle entweder dunkles oder rostbraunes Haar – bis auf Cord, den Jüngsten. Der war zierlicher, schlanker und nach der Mutter geraten. Er hatte feinere Gesichtszüge und war glattrasiert, während seine älteren Brüder entweder mächtige Schnauzbärte trugen oder einen Schnauzbart mit geschwungenen Enden und einen Knebelbart.
Bis auf Cord sahen sie aus wie ein Rudel kampfbereiter Bullen, die keine Herausforderung scheuten, im Gegenteil immer auf der Suche nach einer solchen waren. Die Bonney-Söhne – bis auf den Jüngsten – hatten alle hervorragende Posten auf der Ranch und innerhalb der Mannschaft.
Jeder verfügte über ein bestimmtes Aufgabengebiet; sie konnten bei Bedarf jedoch überall einspringen und eingesetzt werden. Sie leisteten harte Arbeit. Auch der Jüngste mit den mädchenhaften Wimpern – er ging mit dem Lasso um wie ein Weltmeister – konnte Rinder bränden und alles machen, was auf der Ranch anfiel.
Cord war nicht so brutal wie seine Brüder. Er war intelligenter als sie, er erledigte mit seinen achtzehn Jahren bereits die Buchhaltung für den großen Ranchbetrieb. Die anderen stellten sich dabei an wie die Ochsen beim Zäunebauen. Cord spielte auch auf dem Piano seiner Mutter. Das durfte er jedoch nicht oft – seinem Vater erschien es zu weibisch.
Seine Brüder verspotteten ihn deshalb. Doch wenn er am Klavier saß und die Daguerreotypie seiner verstorbenen Mutter sah, fühlte er sich ihr nahe. Er vermisste sie immer noch. An den Ausschweifungen seiner Brüder nahm er nicht teil – weder an den Besäufnissen noch an den Sexexzessen, die sie sich leisteten. Er hatte einen anderen Geschmack und andere Bedürfnisse.
Bart Bonney hatte die Erbfolge nicht besonders geregelt. Die Red-River-Ranch war groß genug für all seine Söhne, wenn er einmal abtrat, was er noch lange nicht vorhatte. Er ging an das Kopfende des langen Eichenholztisches, mit dem Rücken zum Kamin, der groß genug war, um einen Ochsen darin zu braten.
Die Halle war rustikal eingerichtet, mit freiliegenden massiven Deckenbalken. Waffen, von Zuni-Indianern gewebte Teppiche sowie Tierfelle schmückten die Wände. Über dem Kamin hing ein mächtiger Longhornschädel mit einer Spannweite von über zwei Metern zwischen den Hörnerspitzen.
Kate Bonney, Barts verstorbene Frau hatte das Haus und die Halle mit weiblichen Accessoires geschmückt, mit Blumen und bunten Bildern. Sie waren nach ihrem Tod nach einer Weile verschwunden. Die Atmosphäre in Haus und Halle war bedrückend und düster, auch jetzt im hellen Sonnenschein.
Der Rancher setzte sich an die Stirnseite der langen Tafel.
»Was steht an, Dad?«, fragte Jake, der Älteste.
Bart Bonney stopfte zuerst umständlich seine Pfeife und entzündete sie, ehe er antwortete.
»Ich will unsere Ranch vergrößern«, sagte er. »All unsere Nachbarn werde ich von der Weide drängen. Oder so klein machen, dass sie nur noch in meinem Schatten existieren und mich sogar schon um Erlaubnis fragen müssen, ehe sie einen Furz lassen.«
»Wie willst du das machen? Die Red-River-Ranch ist die Größte. Doch unsere Nachbarn sind auch nicht klein. Wenn sie sich zusammenschließen, können sie durchaus gegen uns antreten.«
»Nicht, wenn wir es richtig anfangen.«
»Was hast du vor?«
»Ich stelle ihnen das Wasser ab. Der Red River bewässert das Weidegebiet der Red Owl Ranch, der Big Q und der Magnolia in Arkansas drüben. Die schlucken wir gleich mit. Wir werden sie in die Knie zwingen. Ein paar kleine Krauter, die es noch gibt, Siedler und Drei-Kühe-Rancher haben nichts zu bestellen. Dieser Teil von Texas und ein Stück von Arkansas im Grenzgebiet werden uns gehören. Das ist mein Plan für die nächsten fünf Jahre.«
»Und wie willst du das machen, Dad? Willst du dem Red River pfeifen, dass er seinen Lauf ändert, oder wie?«
»Pfeifen werde ich ihm nicht. Ich werde ihn sprengen.«
»Du willst einen Fluss sprengen?«
»Natürlich nicht das Wasser. Nördlich von Texarkana, Richtung Ashdown macht der Red River einen scharfen Knick nach Süden. Er bildet eine ordentliche Strecke lang die Grenze zwischen dem nördlichen Texas und Oklahoma, dann die zu Arkansas und Louisiana. Wenn ich beim Pine Cliff sprenge, dann kann ich den Fluss umleiten. Dann wird er keinen scharfen Bogen mehr machen, sondern in einem flacheren einen anderen Weg wählen. Dann fließt er nur noch durch unser Land, und auch die Bäche und Zuflüsse ändern ihren Lauf.« Er machte ein zufriedenes Gesicht. »Die Weiden der drei Ranches, die ich genannt habe, werden austrocknen, und sonst alles in diesem Gebiet. Dann müssen diese Nachbarn, die Kleinen in dem Gebiet rechne ich nicht, ihren Viehbestand verringern. Ihre Weiden trocknen aus. Unsere werden besser.«
Die sieben Söhne starrten ihn an.
Cord war es, der fragte: »Du hast dir das schon genau überlegt und geplant, Dad? Du hast Fachleute geholt und Experten befragt.«
»Rein theoretisch, habe ich ihnen gesagt. Du hast einen klugen Kopf, Cord, dass du das weißt. Deine Brüder habe ich mit Ausreden abspeisen können, wenn sie nach den Fremden fragten, die in den letzten Wochen auf unsere Ranch kamen. Angeblich Landvermesser wegen der Grenzlinien und der Wasserrechte. Sowie Wasserbauingenieure. Jetzt ist die Sache klar. Wir sprengen das Pine Cliff. Dann rutschen zigtausend Tonnen Erde und Gestein in das Flussbett und blockieren es. Der Red River muss sich einen anderen Weg suchen.«
»Und du weißt auch schon, wo er dann entlangfließt?«, fragte Ben, der Drittälteste.
»Wenn die Berechnungen stimmen, und das tun sie, kann ich dir das genau sagen.«
Bart Bonney nannte Landmarken und eine Schlucht. Gelände, in das sich der Fluss eingraben konnte.
»Es wird eine Überschwemmung geben«, wandte einer der Söhne ein.
»Das glaube ich nicht. Und wenn schon – bei den Nachbarn ersaufen mehr Rinder als bei uns. Wir können das leicht verschmerzen, und da wir gewarnt sind, auch Vorkehrungen treffen.«
»Wie viel Dynamit hast du veranschlagt, Dad?«, fragte Allan Bonney, der fünfte Sohn.
»Anderthalb Tonnen. Platziert an genau berechneten Stellen. Auch das ist geklärt.«
Harry, der vierte Sohn, schüttelte nur den Kopf über diesen ungeheuerlichen Plan, der ihn schaudern ließ.
»Unfassbar. Das kann ich mir gar nicht vorstellen. Anderthalb Tonnen Dynamit. Damit kann man ganz Texas wegsprengen.«
Der Rancher grinste. »Wo hast du denn Rechnen gelernt, Sohn? Für ganz Texas wird es nicht reichen. Für das Pine Cliff schon.«
»Den Red River umleiten. Weißt du denn, wieviel Wasser der Fluss führt?«
»110 Kubikmeter jetzt im Hochsommer. Pro Sekunde dort, wo ich ihn umleiten will. Das sind 1.100.100 Liter. Über eine Million. Rund 300.000 Gallonen, wenn dir das etwas sagt.«
»Das ... das ist eine ungeheure Flut. Das ist ein Eingriff in die Schöpfung. Hast du dir das gut überlegt, Dad?«
»Frag nicht so blöd, Harry. Denkst du, ich bin verrückt geworden? Mit Sicherheit nicht. Das ist ein Ingenieurswerk, wie eine Eisenbahnlinie oder eine Brücke. Oder wenn man eine Brücke sprengt. Das kann man alles genau berechnen. Dafür gibt es Fachleute.«
»Auch Fachleute können sich irren, Dad.«
»In dem Fall nicht. Wenn ich irgendwo einen Fluss staue, dann wird er umgeleitet. Das ist glasklar. Der Red River wird dorthin fließen, wohin ich es will.«
Bart Bonney ging an den wuchtigen Schrank und holte Pläne und Karten hervor. Er legte sie auf den Tisch und erklärte und zeichnete mit dem Finger die Linien darauf nach. Besonders geduldig war er dabei nicht.
Cord kapierte am meisten. Der ungeheuerliche Plan musste den Red River tatsächlich umleiten. Wasser floss immer von oben nach unten. Wenn eine Schlucht oder eine geeignete Geländeformation da war, nutzte es sie. Oder ein Fluss grub sich über Äonen hinweg ein Bett. In diesem Fall war der Verlauf absehbar, wenn man den Red River an diesem Punkt staute.
Auf seine Nachbarn und andere nahm Bart Bonney wie üblich keinerlei Rücksicht.
Cord sagte: »Wenn du den Red River umleitest, Dad, werden unsere Nachbarn verlangen, dass er wieder in sein altes Bett zurückgeleitet wird. Darauf sind sie angewiesen, wegen ihrer Weiden- und Wasserverhältnisse.«
»Dann sollen sie vor Gericht gehen.«
»Bis die Gerichte entschieden haben, ist es für sie zu spät. Sie werden verlangen, dass du abermals sprengst und den Erdrutsch beseitigst.«
»Verlangen können sie das lange, und mich mal kreuzweise. Das tue ich nicht.«
»Dann werden sie selbst sprengen und das Hindernis beseitigen wollen.«
»Das sollen sie mal versuchen. Das ist mein Land, ich sichere die Stelle ab. Soweit der Red River durch mein Land fließt, bestimme ich, wo es langgeht. Da gibt es kein Vertun. Weder für Menschen noch für einen Fluss. Andere leiten auch Bäche um, graben Kanäle, errichten Bewässerungssysteme. Genau das tue ich, nur in einem größeren Maßstab.«
»Die anderen Rancher werden dich zwingen wollen. Sie kommen mit Waffengewalt. Sie werden dich unter Druck setzen wollen.«
»Dafür habe ich schon Vorkehrungen getroffen. Verlasst euch darauf. Ich habe eine starke Mannschaft, und ich werbe Revolvermänner an, die meine Interessen schützen. Beim Pine Cliff, was davon übrig bleibt, richte ich ein befestigtes Camp ein. Mit Gatling Guns und einer Kanone.«
»Der Sheriff von Texarkana, der hier zuständig ist, wird auch noch ein Wort mitreden wollen.«
»Der Sheriff von Texarkana interessiert mich nicht.«
»Wann soll die Sprengung stattfinden, Dad?«
»Übermorgen. In nicht mal 48 Stunden.«
Der Tyrann hatte gesprochen. Es gab nichts mehr zu diskutieren.
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