Jack Slade 967 - Jack Slade - E-Book

Jack Slade 967 E-Book

Jack Slade

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Beschreibung

Eine ebenso raffinierte wie blutgierige Bande von Trainrobbers macht die Zugverbindungen im Mittleren Westen zu einer gefährlichen und heiklen Angelegenheit. Die Agentur Pinkerton setzt ihre beste Ermittlerin, Ava Sharp, auf die von einer geheimnisvollen Drahtzieherin namens Dirty Mary geleitete Bande an. Zwei Männer helfen und behindern sie dabei abwechselnd, der geckenhafte Sheriff von Casper und ein anderer Pinkerton-Detektiv, der Halbcomanche Pernell ...


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Seitenzahl: 160

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Inhalt

Cover

Dirty Mary und die Schienengeier

Vorschau

Impressum

Dirty Maryund dieSchienengeier

Eine ebenso raffinierte wie blutgierige Bande von Trainrobbers macht die Zugverbindungen im Mittleren Westen zu einer gefährlichen und heiklen Angelegenheit. Die Agentur Pinkerton setzt ihre beste Ermittlerin, Ava Sharp, auf die von einer geheimnisvollen Drahtzieherin namens Dirty Mary geleitete Bande an. Zwei Männer helfen und behindern sie dabei abwechselnd, der geckenhafte Sheriff von Casper und ein anderer Pinkerton-Detektiv, der Halbcomanche Pernell ...

Ava Sharp lag mit dem Sheriff von Casper im Bett. Sie war ein rassiges Weib, groß und vollbusig, mit dunklen Haaren und üppigen, festen Kurven. Der Sheriff vergrub sein Gesicht in ihrer Scham, spürte die kitzelnden Haare, spreizte ihre Schenkel.

Die Kopfgeldjägerin und Pinkerton-Agentin genoss es. Sie wand sich, drängte sich ihm entgegen, stieß Lustlaute aus und sagte Worte, die eine Lady nicht in den Mund nahm.

»Was bist du doch für ein wildes Weib!«, keuchte der Sheriff.

Erst als sie beide ihren Orgasmus gehabt hatten, merkten sie, dass nebenan jemand heftig an die Wand hämmerte. Dem Klang nach musste es mit einem Revolvergriff oder einem anderen harten Gegenstand sein.

Der Sheriff blieb noch in Ava.

»Hört endlich auf!«, wurde nebenan gebrüllt. »Das geht nun schon seit Stunden. Mein Bruder und ich wollen schlafen. Das ist ein Hotel hier, kein Puff.«

»Wir sind die Reynolds-Brüder!«, meldete sich eine zweite, genauso raue Stimme. »Entweder hört auf, oder wir kommen rüber und machen mit.«

Ava grinste sardonisch.

»Willst du dir das gefallen lassen, Ray?«, fragte sie ihren Lover. »Willst du dir vorschreiben lassen, ob du laut oder leise zu rammeln hast?«

Wild Ray verdrehte die Augen.

»Haltet die Klappe!«, rief er. »Dies ist ein freies Land. Es kann jeder so laut und so wild vögeln, wie er will.«

»Nicht, wenn es andere stört. Das ist Erregung öffentlichen Ärgernisses. Wir holen den Sheriff. Nein, wir legen dich um – wir sind sehr fix mit dem Colt. Dann nehmen wir uns diese wilde Hummel vor.«

Ray wurde wütend. Er schüttelte sein schulterlanges brünettes Haar, dem er mit der Brennschere Locken verliehen hatte. Sein Schnauzbart bebte. Er hatte die Hände noch an Avas festen üppigen Brüsten.

»Das wollen wir doch mal sehen«, sagte er. Bedauernd stand er auf, löste sich von Ava, zog sich an und schnallte den Revolvergurt um. Er steckte den Stern an. Eitel wie er war, betrachtete er sich im Spiegel über der Waschkommode im Zimmer. »Das wollen wir doch mal sehen, wer hier das Sagen hat. Ich bin der Sheriff und nicht der Kasper von Casper.«

Ava stützte sich auf einen Ellenbogen. Verlockend lag sie da, ein herrliches Weib. Lüstern sah sie den Sheriff an.

»Sorg für Ruhe. Dann komme wieder. Oder machst du schon schlapp?«

»Da kennst du den Wilden Ray schlecht. Ich bin der heißeste Feger von ganz Wyoming.«

»Wenn du das sagst ...«

Der Sheriff verzichtete darauf, seine Stiefel anzuziehen. Er verließ das Zimmer, ging nach nebenan – die Tür war verschlossen – und klopfte hart.

»Aufmachen, ihr zwei Strolche, die einem Mann sein Sexleben vorschreiben wollen! Ich muss mit euch reden.«

Einer Gewohnheit gemäß stand der Sheriff seitlich von der Tür. Es wäre nicht das erste Mal, dass in diesem wilden Land durch eine Tür auf eine unliebsame Person davor geschossen wurde. Die Vorsicht des Sheriffs war sein Glück.

Es krachte im Zimmer wie ein Kanonenschuss. Ein Loch, groß genug, dass ein Hase hätte durchspringen können, entstand in der Tür. In der Wand auf der anderen Seite des Flurs haute die Schrotladung rein. Grober Schrot, Buckshot. Hätte der Sheriff direkt vor der Tür gestanden, hätte es ihn in Fetzen gerissen.

Er staunte. »Heigh a day, was ist denn das? Was sind das denn für wüste Pilger?«

Seine Ohren klingelten ihm von dem Krachen des Schusses.

Undeutlich hörte er, wie in dem Zimmer gefragt wurde: »Hast du das Schwein erwischt, Ken?«

»Glaub schon. Das wird Ärger geben.«

»Ach was. Wir sagen, er hätte uns provoziert. Drück ihm einen Revolver in die Hand. Dann machen wir die Tür auf und ...«

»Den Revolver habe ich schon!«, rief der Sheriff.

Er zerschoss das Türschloss und kickte gegen die Tür. Zwei wüste Kerle im Unterzeug hockten auf dem unteren Teil eines doppelstöckigen Betts und auf einem Stuhl. Der auf dem Etagenbett hatte mit der Shotgun geschossen. Das Zimmer quoll über von Rauch, und es stank nach dem Pulverdampf. Der andere auf dem Stuhl hatte einen langläufigen schweren Colt in der Hand.

Sie schossen sofort, als sie den Mann an der Tür entdeckten. Auf seinen Stern achteten sie nicht, oder er war ihnen egal.

Ray ließ sich fallen. Der zweite Lauf der Gun krachte und spuckte ein ellenlanges Mündungsfeuer. Der unrasierte Typ im rötlichen Unterzeug, einer Leib-und-Seelen-Hose, feuerte mit dem Colt.

Der Sheriff schoss, am Boden liegend, mit dem 44er. Er traf den Mann mit der Shotgun in der Schulter und den anderen im Arm. Beide schrien auf. Gun und Colt polterten auf den Boden. Die Reynolds-Brüder umklammerten ihre Verletzungen. Mit weit aufgerissenen Augen starrten sie ihren Bezwinger an.

Noch hatten sie keine Schmerzen. Der Schock des Kugeleinschlags betäubte die getroffenen Stellen. Das hielt nur kurz an. Gleich würde es wehtun.

Wild Ray stand auf.

»Was bildet ihr euch ein, wer ihr seid? Meint ihr, das wäre hier Buffalo Bills Wildwestshow mit Platzpatronen? Ihr seid verhaftet, alle beide. Euch traue ich nicht. Wer so wüst auftritt und um sich schießt, hat was auf dem Kerbholz. Ihr seid Banditen, gebt es zu.«

»Wir sind ehrliche, unbescholtene Bürger, Sheriff. Wenn wir gewusst hätten, dass ein Gesetzesvertreter drüben ... äh – geschlechtlich verkehrt, hätten wir höflich angeklopft und um Mäßigung gebeten.«

»Jetzt ist es zu spät. Aufstehen. Eure Ruhe werdet ihr jetzt sicher haben – im Gefängnis. Ava, komm rüber. Wir müssen die beiden verbinden. Dann führe ich sie ab.«

»Ich bin doch keine Krankenschwester«, entgegnete Ava Sharp.

»Ava, ich bitte dich. Da sind zwei verwundete Männer. Wir können sie nicht einfach ausbluten lassen.«

»Wenn es sein muss ...«

Nach kurzer Zeit schon erschien Ava Sharp in Jeans und Bluse, die sie gut ausfüllte. Mit zwei Revolvern umgeschnallt. Die grüne Bluse war weit aufgeknöpft und zeigte allerhand. Die Reynolds-Brüder wussten jedoch die weiblichen Reize nicht zu schätzen. Der Schmerz ihrer Verletzungen peinigte sie.

Sie waren aschgrau im Gesicht und stöhnten. Auch anderswo im Hotel regte sich was, ertönten Stimmen. Das »Bitterroots Hotel« war zweistöckig und jetzt im Herbst nur zum Teil belegt. Unten gab es eine Bar.

Stimmen meldeten sich.

»Was ist da los? Was war? Wer hat geschossen?«

»Ich, der Sheriff! Der Hotelbesitzer soll raufkommen. Keine Angst, die Knallerei ist vorbei.«

Der Hotelbesitzer, ein lattendürrer Mann mittleren Alterns mit ängstlichem Blick und über die Glatze gekämmten Haaren erschien kurz darauf. Er war unbewaffnet.

»Hast du jemanden umgelegt, Ray?«

»Nein, aber fast.«

Der Sheriff schilderte, was passiert war. Er umschrieb, was er mit Ava getrieben hatte. Sie hätten sich unterhalten, sagte er – was ja auch stimmte; die Unterhaltung habe die Reynolds-Brüder nebenan gestört.

»Habt ihr zu laut geredet?«, fragte der Hotelbesitzer begriffsstutzig.

Ava lehnte am Türstock und sah blendend aus. Ihre Augen glänzten. Sie sah aus wie die Katze, die gerade den Sahnetopf leergeschleckt hatte. Sie lächelte maliziös.

Wild Ray bedachte die beiden Angeschossenen mit einem bösen Blick, einer Mahnung, dass sie die Klappe halten und nicht anzüglich werden sollten. Sie stöhnten zum Gotterbarmen. Das Blut tropfte von ihren notdürftig verbundenen Wunden.

»Yeah«, sagte Wild Ray. »Soll ich dir nun jedes Wort wiederholen?«

»Schon gut, Sheriff.«

Der Hotelbesitzer merkte, dass er in ein Fettnäpfchen getreten hatte. Von der Treppe und aus zwei anderen Zimmern blickten Hotelgäste und Personal auf den Flur. Sie hielten sich alle zurück, nachdem es mächtig gekracht hatte und die blauen Bohnen geflogen waren.

»Was soll jetzt geschehen?«, fragte der Hotelmensch.

»Zuerst warten wir mal auf den Doc.«

»Wer ersetzt mir meinen Schaden?«

Der Hotelbesitzer betrachtete das große Loch vom Schrotschuss in der Tür und die Einschüsse vom Buckshot in der Wand.

»Ich nicht«, entgegnete ihm der Sheriff trocken.

»Und das blutige Bettzeug? Und überhaupt?«

Wild Ray zuckte die Schultern. Das geht mich nichts an, hieß das. Der Hotelbesitzer wandte sich an Ava.

»Wollen Sie nicht ...? Es kam doch wohl zum Eklat, weil Sie zu laut ... äh, gesprochen haben.«

Ganz begriffsstutzig war er nicht. Vielleicht hatte er auch im Korridor gelauscht und sich aufgegeilt. Man wusste es nicht.

»Warum soll ich das bezahlen?«, fragte Ava. »Ich habe nicht geschossen.«

Damit stand der Hotelbesitzer da. Er konnte sich nur an die Reynolds-Brüder halten. Der Doc kam, untersetzt, breitschultrig, mit eisgrauem Haar – distinguiert blickte er durch seine randlose Kneiferbrille. Er fragte nicht viel, er ging gleich an die Arbeit.

Ken Reynolds war mit dem Loch in der Schulter gut davongekommen. Bei seinem Bruder Will sah es schlimmer aus.

Der Doc, ein hoher Könner in seinem Fach, aber barsch, sagte: »Den Arm wirst du nie mehr so gebrauchen können wie zuvor, mein Sohn. Wenn du Glück hast, muss ich ihn nicht amputieren.«

»Oh weh, oh weh, ich bin zum Krüppel geschossen worden! Und das tut verdammt weh. Au, au, oh, ach, ach. Mein Gott. Mama.«

Er heulte nach seiner Mutter. Ava schüttelte den Kopf.

»Und so etwas will ein harter Bursche sein. Ist er transportfähig, Doc?«

Das hätte eigentlich Ray fragen müssen. Doch Ava nahm immer gern das Heft in die Hand.

»Klar«, antwortete der Doc. »Die beiden sollen erst mal zu mir auf die Sanitätsstation. Dort versorge ich die Wunden medizinisch.«

»Wie sonst?«, fragte Ava, die manchmal ein loses Mundwerk hatte.

Der Doc schaute irritiert.

»Später können sie in die Zelle«, sagte er. Und: »Warum hast du sie nicht gleich totgeschossen, Ray? Dann hätte ich keine Arbeit mit ihnen, und der Sargtischler und der Totengräber könnten was verdienen. Auf unserem Friedhof ist noch viel Platz.«

So war er, Doc Henry H. Hunter, ein Bärbeißer erster Art. Die Verwundeten blickten entsetzt drein. Sie waren auf der Durchreise gewesen, und ganz astrein waren sie nicht. Der Sheriff traute ihnen einiges zu, was Verbrechen betraf, und er hätte gewettet, dass ihre Gesichter anderswo Steckbriefe zierten.

»Ich bin doch kein Mörder«, sagte Ray.

»Nein, bist du nicht«, spottete der Doc. »Du schießt nur die Leute tot.«

Er wandte sich an den Hotelbesitzer und erklärte, dass man den Verletzten zur Sanitätsstation helfen sollte. Damit war das erledigt. Die Reynolds-Brüder mussten gestützt werden. Eigenständig konnten sie sonst nicht gehen. Ray durchsuchte sie nach verborgenen Waffen und machte sich blutig dabei. Sicher war sicher.

Auf helfende Arme gestützt, wankten Ken und Will Reynolds davon. Der Korridor leerte sich.

»Durchsuch mal das Zimmer, Ray«, forderte Ava ihren Lover auf. »Vielleicht finden wir Hinweise, wie es sich mit den beiden verhält.«

»Das hatte ich ohnehin vor.«

Es ging schon auf Mitternacht zu. Im Hotel war wieder Ruhe eingekehrt. Das Fenster im Zimmer der Reynolds-Brüder hatten Ava und Ray geöffnet, der Pulverdampf und der Geruch nach Blut, Schweiß und Schmerz zogen ab. Die Straßenlaternen brannten und spendeten trübes Licht.

Es nieselte, und von den Bergen fauchte der Wind herüber. Spärliches Mondlicht spiegelte sich in den Wasserpfützen auf der Straße. Es war keine angenehme Jahreszeit, weit entfernt von einem Indian Summer mit milder Luft, goldenem Horizont und Spinnweben in der Luft.

Der Sheriff wurde in der Satteltasche eines der Reynolds-Brüder fündig. Er hielt Zeitungsausschnitte in die Höhe.

»Aha. Das handelt alles von den Trainrobbers, hinter denen du her bist, Süße.«

»Hör auf, Süßholz zu raspeln, Ray. Jetzt bin ich nicht deine Süße, sondern die Kopfgeldjägerin und Pinkerton-Agentin Ava Sharp. Die beste Agentin der Pinkerton Detektei. Ja, ich bin nach Wyoming gekommen, weil es Hinweise gibt, dass Dirty Mary, diese Hexe, und ihre Bande in diesem Staat ihren Stützpunkt haben. Es wäre allerdings ein großer Zufall, wenn wir uns ausgerechnet im Zimmer neben zwei der Eisenbahnräuber ... äh, unterhalten haben. Und deren Unmut erregt hätten.«

»Ich habe beim Sex nicht geschrien.«

»Gestöhnt hast du. Lass diese Abschweife. Du meinst, die Reynolds könnten zu den Zugräubern gehören, die vor nichts zurückschrecken und Blutbäder anrichten?«

»Warum sonst sollten sie diese Zeitungsausschnitte mit sich führen? Schätze, sie gehören zu Dirty Mary und ihrer Bande oder wollen da einsteigen. Dann wäre die Bande tatsächlich hier in der Nähe, womöglich in meinem Distrikt, wovon ich nie was bemerkt habe. Was mich sehr wundert. Mir entgeht nichts im County. Ich bin ein cleverer, harter Bursche.«

»Und gar nicht eingebildet.«

»So ist es. Ich bin realistisch und selbstbewusst. Pinkerton-Agenten sind die Reynolds-Brüder jedenfalls nicht, bei den Visagen ...«

»Du kennst die Visagen der Pinkerton-Detektive nicht, Ray. Was da alles dabei ist. Wir sind keine Chorknaben und -mädels. Du musst die Reynolds vernehmen, sobald sie vernehmungsfähig sind.«

»Klar. Meine Steckbriefe sehe ich ebenfalls durch. Das wird eine schöne Arbeit. Donkey John muss mir dabei helfen.«

Ava trat zu ihm. Sie schmiegte sich an ihn und gurrte.

»Nun, da wir gefunden haben, was wir suchten, ein günstiger Fingerzeig des Schicksals, wollen wir da weitermachen, wo wir unterbrochen wurden?«

»Du meinst ... ? Sex? Jetzt?«

»Warum nicht?«

Ava fasste dem Sheriff in den Schritt. Sie schmiegte sich mit sämtlichen Reizen und Kurven an den großen und attraktiven Mann. Dort, wo sie hinfasste, spürte sie keine Härte, nur Schlaffes oder nichts.

Ray löste sich von ihr. Der stutzerhafte, große Mann war verlegen.

»Tut mir leid, Ava. Ich bin jetzt indisponiert.«

»Rede nicht so geschwollen. Ich wusste gar nicht, dass du solche Wörter kennst.«

»Doch. Aber immer nach einer Schießerei habe ich eine Sexblockade. Dann kann ich nicht, wenn du verstehst, was ich meine.«

»Das verstehe ich schon. Du kriegst keinen hoch, wenn es geknallt hat und Blut geflossen ist. Den einen törnt es an, wenn geschossen wurde, den anderen nicht. Dein kleiner Mann macht dann schlapp.«

»Nenne es, wie du willst. Auf meine Dienste musst du momentan verzichten. Ich gehe, Ava. Morgen sehen wir uns wieder. Dann bin ich wieder allzeit bereit.«

Ava leckte sich über die vollen Lippen.

»Ich kann warten, Wild Ray. Wer hätte das gedacht.«

Der Sheriff versiegelte nun das Zimmer mit dem großen Loch in der Tür. Er zog ab. Ava warf ihm eine Kusshand nach. Gähnend ging sie in ihr Zimmer zurück und richtete das zerwühlte Bett her. Die Zeitungsausschnitte hatte Ray mitgenommen.

Am nächsten Tag würden Ava und Ray mit den Reynolds-Brüdern reden und sie vernehmen. Ava hatte bei ihrem Auftrag von Pinkerton im Dienst der Eisenbahngesellschaften einen Fortschritt gemacht.

Einen Glückstreffer konnte man es nennen. Sie war erst am Vortag mit dem Zug nach Casper gekommen, um hier Erkundigungen einzuziehen. Diese hatten bislang zu nichts geführt. Es gab keinerlei Hinweise auf Dirty Mary und ihre Bande. Allerdings war auch nicht zu erwarten gewesen, dass diese offen auf der Straße lagen oder die Spatzen sie von den Dächern pfiffen.

Im Rahmen ihrer Erkundigungen hatte Ava den Sheriff kennen gelernt. Holterdiepolter waren sie dann im Bett gelandet. Ava war manchmal sehr spontan und Wild Ray ein Mann, der nichts anbrennen ließ.

Komm den Frauen zart entgegen, lautete seine Devise, und du gewinnst sie, auf mein Wort. Doch bist rasch du und verwegen, kommst du wohl noch besser fort.

Dieses Dichterwort hatte Ray übernommen. Er wusste über Ava und ihren Auftrag Bescheid, obwohl sie viel anderes zu tun gehabt hatten, als von der Verbrecherjagd zu reden.

Am Hotelausgang kam dem Sheriff ein hochgewachsener, schlanker und sehniger Mann mit einem Sattel über der Schulter und einem Gewehr in der Hand entgegen. Er war dunkel gekleidet und bewegte sich leicht und geschmeidig.

Sein Teint war leicht bronzefarben. Er hatte ein scharfgeschnittenes Gesicht, hohle Wangen und die Augen eines Indianers. Ein Viertel- oder Halbindianer, der sich wie ein Weißer kleidete und seinen Revolver tiefgeschnallt trug.

Wild Ray genügte schon die kurze Inaugenscheinnahme, um ihn als gefährlichen Mann und Revolverhelden zu erkennen. Diese Sorte konnte viel Unheil stiften – genauso jedoch Gutes bewirken, je nachdem, auf welcher Seite des Gesetzes sie stand.

»Einen Moment, Mister«, hielt der Sheriff den Ankommenden auf. Wenn die Trainrobbers hier in der Nähe einen Stützpunkt hatten, konnte durchaus sein, dass er zu ihnen gehörte. »Dein Name? Wohin des Wegs?«

Der Halbindianer blickte auf Rays Stern.

»Fragst du jeden aus, Sheriff?«

»Nur die, die ich fragen will. Du musst mir Auskunft geben. Sonst glaube ich, du hast was zu verbergen. Das ist die offizielle Aufforderung eines amtlich bestellten Sheriffs. Also, was ist?«

»Mein Name ist Pernell Price. Ich arbeite für die Pinkerton Detektei.«

Er zog ein Etui aus der Tasche und zeigte ein Abzeichen, ein Auge in der Mitte von der umrahmenden Schrift – Pinkertons National Detective Agency. Darunter stand: We never sleep.

»Well, einer der Nachtwächter«, sagte Ray, dem dieser Mann auf Anhieb unsympathisch war. »Dann kennst du auch Ava Sharp?«

»Klar.«

Er sah sich um. Niemand war in der Nähe und hörte, was sie sprachen. Auch Pernell Price musterte den Sheriff. Er wusste sofort, er mochte ihn nicht. Ein Angeber, ein Blender dachte er. Aber durchaus attraktiv als Mann, und er kannte Ava, die sehr heißblütig war.

Er kannte sie von früheren Treffen sogar sehr, sehr gut.

»Sie ist hier im Hotel.«

»Das weiß ich, Sheriff. Deshalb komme ich ja her, weil ich mit ihr reden will.«

»Wegen der Trainrobbers? Dirty Mary?«

»Ich sehe, sie hat sich dir anvertraut, Sheriff. Darf ich auch deinen Namen wissen?«

»Ray Wyland. Man nennt mich Wild Ray.«

»Ah. Der Wilde Ray – wild und stürmisch. Das lobe ich mir. Ich heiße schlicht und einfach Pernell Price und werde Pernell oder auch Mr. Price genannt. Ohne Wild oder Big oder Rough oder Daredevil (Draufgänger) mit dabei. Mit Wild oder Bigs oder Roughs und anderen Angeber-Kampfnamen kann man die Straßen pflastern.«

»Pernell – das sagt mir was. Er bedeutet so viel wie Kleiner Stein in der Indianersprache. Ist das auch dein indianischer Name, Pernell, oder wie heißt du in der Sprache deines Stammes?«

»Das geht dich zwar nichts an, Sheriff, aber ich sage es dir trotzdem. Ich bin ein halber Comanche. Meine Mutter war die Frau eines Reservationsagenten, die mit einem Kwahadi-Comanchenhäuptling durchbrannte, weil der Alte ihr zu langweilig war. Die Kwahadis sind die Wildesten. Im Llano estacado wurde ich geboren, in einem Wigwam.«

Er strich sich übers Haar.

»Ja, die Comanchen nannten mich Kleiner Stein, weil ich oft Anstoß erregte. Meine Mutter kehrte nach ein paar Jahren zu ihrem Volk, zu den Weißen, zurück. Ich sträubte mich sehr. Bei den Comanchen gefiel es mir besser. Ich hatte meine Freunde und mein Umfeld dort. Doch Ma setzte sich durch. Ich wurde zur Schule geschickt ... soll ich dir jetzt meinen gesamten Lebenslauf erzählen, du wilder Ray?«

»Nein. Ava kommt morgen zu mir in den Jail. Du kannst ja mitkommen, wenn du möchtest.«

Pernell Price steckte seine Marke weg.

»Danke für die Erlaubnis, Sheriff.«

Er ging am Sheriff vorbei ins Hotel. Ray blieb stehen und sah zu, wie Price an der Rezeption die Schlüssel bekam. Ava hatte ihn nicht erwähnt. Doch sie brauchte Wild Ray ja nicht alles zu sagen.

Ray sah, wie der Halbcomanche und Pinkerton Agent die Treppe hochstieg und aus seinem Blickfeld verschwand. Er würde Ava aufsuchen, das war dem Sheriff klar. Er fragte sich, wie gut sich Ava und ihr Kollege bei Pinkerton kannten. Es gab ihm einen Stich der Eifersucht.