Jack Slade 974 - Jack Slade - E-Book

Jack Slade 974 E-Book

Jack Slade

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Beschreibung

Diese spannende Geschichte über eine Jagd und das Streben nach Vergeltung entfaltet sich in den noch wenig erschlossenen Weiten des jungen Staates New Mexico. Die etablierten Machtstrukturen rings um Roswell werden schwer erschüttert, als Don Kennedy mit dem Steckbrief des Mörders der Familie Gomez hier auftaucht. Dummerweise steht der Gesuchte im Dienst des mächtigsten Mannes der Gegend, der zugleich Förderer von Sheriff Mitchell ist. Mitchell muss sich entscheiden, ob er lieber der Gerechtigkeit zum Sieg verhelfen oder lieber nicht die Hand abbeißen möchte, die ihn füttert. Dieser Weg erweist sich als ausgesprochene Todesroute ...


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Seitenzahl: 138

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Inhalt

Cover

Auf der Todesroute

Vorschau

Impressum

Auf derTodesroute

Don Kennedy ist Kopfgeldjäger, Joe Mit‍ch‍e‍ll ein Sheriff. Die Wege dieser beiden ungleichen Gestalten begegnen sich, als eine junge Dame Kennedy mit einem Steckbrief konfrontiert, der ihr helfen soll, den Mord an ihrer Familie zu rächen.

Wie sich erweist, führt die Jagd auf den Mörder auch in die Gefilde der Politik und stört die Kreise eines sehr mächtigen Mannes. Sheriff Mitchell muss sich entscheiden, ob er der Gerechtigkeit zum Sieg verhelfen oder lieber nicht die Hand abbeißen möchte, die ihn füttert ...

Don Kennedy griff mit der linken Hand in die Tasche seines langen Staubmantels, zog ein Papier hervor und entfaltete es. Es war ein Steckbrief: Fünfhundert Dollar Belohnung waren ausgesetzt auf den Kopf des achtfachen Mörders Jay Farral.

Dead or alive.

Der Mann, dessen Konterfei auf dem Fahndungsaufruf prangte, lehnte direkt vor dem Kopfgeldjäger am Tresen des Las-Cruxes-Saloons. Er war ein hagerer Typ mit dunklen, schulterlangen Haaren und einem kantigen und sonnenverbrannten Gesicht.

»Was wollen Sie, Mister?«, knirschte er.

»Ich finde, dieser Kerl sieht Ihnen verdammt ähnlich«, stellte Kennedy fest. Die Rechte des Kopfgeldjägers schwebte über dem Peacemaker an seiner Hüfte.

»Na und?«, brummte Farral.

»Richter Tom Diaz in Santa Fe möchte Sie sehen«, erklärte Kennedy.

»Was Sie nicht sagen.« Ein gefährliches Leuchten trat in Farrals Augen. »Wohl lebensmüde, was?«

»Sie sind lebensmüde«, entgegnete Kennedy mit leiser und unheilverkündender Stimme.

»He, Sie dreckiger Idiot!«

»Manieren haben Sie auch keine, was?«

Farral lachte auf. »Machen Sie keinen Ärger, sonst werden Sie sterben!«

Der Saloon war eine kleine, heruntergekommene Kaschemme, die in einem der fünf Häuser eines winzigen Fleckens namens Las Cruxes untergebracht war, irgendwo in den sonnenverbrannnten Weiten der Berge unweit der mexikanischen Grenze. Dieses Land war heiß und trocken und menschenleer, und so war es war eine ideale Gegend für Leute, die auf der Flucht vor dem Gesetz waren.

»Sie werden mir jetzt nach draußen folgen«, erklärte Kennedy. »Widerstand wird Ihnen nichts einbringen.«

»Verschwinden Sie!«, schnarrte der Killer, und seine Hand näherte sich dem Colt an seiner Hüfte. Die Blicke der beiden Männer trafen sich. Farrals Blick war aufgeregt, Kennedys graue Augen dagegen waren kalt wie Eis.

Vier weitere Männer hielten sich im Saloon auf: Es waren ein Cowboy, der bereits ziemlich betrunken war, außerdem zwei Mexikaner auf der Durchreise, die ihre Tortillas verzehrten, sowie der feiste und ewig schwitzende Barkeeper. Von draußen wehten die traurigen Klänge einer Gitarre herein.

»Verschwinde, du Hurensohn!«, schnarrte Farral.

»Nehmen Sie die Hände über den Kopf!«, befahl der Kopfgeldjäger. »Ihr Spiel ist zu Ende, und Sie haben es verloren. Genug ist genug! Ich nehme Sie fest im Namen von Richter Tom Diaz.«

Die beiden Mexikaner erhoben sich und verließen schleunigst den kleinen Raum. Auch der Barkeeper zog sich ans hinterste Ende seines Tresen zurück. Nur der betrunkene Cowboy regte sich nicht und schien sich für nichts zu interessieren.

Jay Farral spuckte aus, genau vor Kennedys Stiefelspitze in den Sand, der den Fußboden bedeckte.

Wieder trafen sich die Blicke der Kontrahenten. Kennedy sah dieses kurze Aufleuchten in den Augen seines Gegners, zog seinen Peacemaker und schoss. Er traf den Killer in die Brust.

Farral stieß einen gurgelnden Schrei aus, glotzte den Kopfgeldjäger aus glasigen Augen an und feuerte ebenfalls. Aber Kennedy hatte im selben Atemzug die Hand eines Gegners nach unten geschlagen, und die Kugel fetzte in den Sand. Kennedy schoss zum zweiten Mal, und nun traf er Farral genau zwischen die Augen.

In einer Fontäne spritzte das warme Blut aus dem Einschussloch in der Stirn hervor, lief in einem breiten Strom über Farrals Gesicht, seinen Hals und seine Brust. Der Bandit schien noch etwas sagen zu wollen, doch Blut sickerte nun auch aus seinen Mundwinkeln hervor. In der nächsten Sekunde schon brachen die Knie unter ihm weg, und er kippte schwer nach hinten. Reglos blieb er liegen, und eine große Blutlache bildete sich schnell rund um seinen Kopf.

Don Kennedy schob den Peacemaker in das Holster zurück. Der Cowboy wandte sich zu ihm um und sah ihn an. »Guter Schuss«, meinte er.

»Man tut, was man kann.« Der Kopfgeldjäger trat einen Schritt zur Seite und blickte auf den Toten. »Bitte helfen Sie mir, ihn nach draußen zu tragen. Ich will ihn auf sein Pferd binden.«

»Der bringt Ihnen gutes Geld ein, was?«, fragte der Cowboy.

Kennedy verdrehte die Augen. Dann griff er in seine Hosentasche, zog eine Dollarmünze hervor und warf sie dem Cowboy zu. »Das deckt Ihre Mühen ab, nicht wahr?«

»Sicher, mein Freund.«

Kennedy warf auch dem Barkeeper einen Dollar zu. »Für Ihre Auslagen!« Dann bückte er sich und fasste den Toten an den Schultern.

Der Cowboy hob Farral an seinen Füßen an, und gemeinsam trugen sie ihn nach draußen. Vor der Kaschemme standen zwei Pferde angebunden: Kennedys Brauner und Farrals Schecken, auf dessen Rücken ein prachtvoller, mit mexikanischen Silberpesos geschmückter Sattel lag. Sie hoben den Toten quer über den Sattel.

»Haben Sie vielen Dank, Mister!«, sagte Kennedy.

»Nichts zu danken!« Der Cowboy tippte mit zwei Fingern an die Hutkrempe, drehte sich um und torkelte zurück in den Saloon.

Kennedy blickte sich um: Die beiden Mexikaner waren verschwunden, dafür stand nun eine Frau im Abendlicht vor einem der Häuser. Neben ihr spielten ein Baby und ein kleiner Hund im Staub. Der mexikanische Junge mit der Gitarre kauerte vor einem anderen Haus. Er spielte einen traurigen Mollakkord, eine Musik, in der alle Gewalt dieser Welt beklagt wurde.

Kennedy wischte sich mit seinem Taschentuch über die Stirn. Es war früher Abend, und die Hitze des Tages ließ endlich ein wenig nach. In der Tat war Las Cruxes das gottverlassenste Kaff, in dem er jemals gewesen war.

In diesem Augenblick erblickte er die Lady.

Sie sah umwerfend aus, ein Traum von Sex und Erotik. Kennedy schätzte sie auf Anfang zwanzig. Sie hatte schulterlanges, lockiges, schwarzes Haar, und der dunkle Teint ihres Gesichts verriet, dass mexikanisches Blut in ihren Adern floss. Ihre Augen waren groß und dunkel, und ihr roter Mund lockte unwiderstehlich. Über ihren runden Brüsten spannte sich eine weiße Bluse, in die zarte Spitzen eingearbeitet waren, und eine enge, schwarze Reithose umhüllte ihre Hüften und langen Beine. Sie saß auf dem Bock eines Einspänners, und neben ihr lag ihr Gewehr.

Kennedy sah sie an und wandte sich dann ab.

»Mr. Kennedy!«, hörte er sie in seinem Rücken rufen. Ihre Stimme klang ein wenig rauchig.

Er drehte sich wieder zu der jungen Lady hin um.

»Ich möchte bitte mit Ihnen sprechen«, fuhr sie fort. »Wenn Sie einen Augenblick Zeit für mich haben?«

Der Kopfgeldjäger trat näher. »Sicher.« Er tippte an die Krempe seines Hutes. »Miss!«

»Lucinda Gomez. Nennen Sie mich Lucy.«

»Okay. Was kann ich für Sie tun, Lucy?«

Sie sah in an. »Sie gelten als der beste Jäger.«

»Kann sein. Danke jedenfalls für das Kompliment.«

»Ich möchte Sie um etwas bitten, Mr. Kennedy.«

»Ich höre.« Er nickte, blickte für eine Sekunde in ihre dunklen, magischen Augen.

»Ich möchte, dass Sie einen Mann für mich finden.« Lucy Gomez zog einen Steckbrief aus ihrer Tasche, entfaltete ihn und reichte ihn dem Kopfgeldjäger. Der Name des Gesuchten, der etwa vierzig Jahre alt war, lautete Sam Malone, und er wurde drüben oben in Arkansas wegen Mordes gesucht. Auf seinen Kopf waren vom Marshal in Little Rock einhundertfünfzig Dollar ausgesetzt.

Kennedy betrachtete den Steckbrief. »Was haben Sie gegen den Kerl? Arkansas ist weit.«

»Er hat meinen Bruder getötet.«

Er nickte. »Ihm wird nur dieser eine Mord zur Last gelegt?«

»Nein, ich bin sicher, dass er noch sehr viel mehr Menschen umgebracht hat.«

»Er treibt sich noch immer in Arkansas herum?«

»Nein, er hält sich inzwischen in New Mexico auf. In einer Stadt namens Roswell.«

»Warum wenden Sie sich nicht einfach an den dortigen Sheriff?«, fragte Kennedy. »Der wird den Job für Sie erledigen. Dafür ist er da und wird er bezahlt.«

Im Blick der jungen Lady schwang Enttäuschung. »Warum wollen Sie mir nicht helfen?«

»Familiengeschichten sind nichts für mich.«

Sie sah ihn an.

»Sorry, es ist nicht mein Fall!«

»Der Sheriff von Roswell wird mir nicht helfen!«, sagte die Schöne, und ein kaum merkliches Zittern schwang in ihrer Stimme mit.

»Wie kommen Sie darauf?«, fragte er.

»Malone arbeitet als Bodyguard für Ed Bain.«

»Na und?«

»Sie kennen ihn nicht?«

»Nein. Wer ist das?«

»Ed Bain ist seit einem Jahr der Senator von New Mexico. Er ist ein sehr mächtiger Mann. Und er geht über Leichen. Auch der Sheriff wird es nicht wagen, etwas gegen ihn zu unternehmen. Bain hat ihn in der Hand.«

Der Kopfgeldjäger zog die Brauen nach oben. »Mit Politik habe ich nichts zu schaffen, Miss.«

»Es geht nicht um Politik!«, rief sie eindringlich.

»Hören Sie, Lucy«, sagte er. »Es ist mir egal, worum es geht. Aber dies ist nicht mein Job. Tut mir leid! Es war nett, Sie kennen zu lernen, Miss.« Er drehte sich um und ging zurück zu den Pferden.

»Mr. Kennedy!«, hörte er sie wieder rufen, lauter und eindringlicher als zuvor. Doch er achtete nicht darauf und ging zu den Pferden, schwang sich in den Sattel, fasste das zweite Tier am Zügel und ritt langsam in der untergehenden Sonne vorbei an den fünf Häusern von Las Cruxes und hinaus in die Wüste. Er hörte die schwermütigen Klänge der mexikanischen Gitarre.

In seinem Rücken spürte er die Blicke der schönen Lady.

Die Stadt Tucson zählte in jenen Tagen nur wenige tausend Einwohner. Gelegen zwischen hohen und kargen Bergen, auf einer kahlen Hochebene, über die der ewige, heiße Wind wehte, und nicht weit allzu weit entfernt von der mexikanischen Grenze, trug sie ein noch sehr spanisches Gepräge. Ihre Häuser waren aus Lehm errichtet, und es gab gerade mal ein Dutzend Straßen.

Don Kennedy ritt vorbei an mehreren Saloons, an einer halb verfallenen, mexikanischen Kirche, etlichen Stores und den Wohnhäusern von Farmern und Ranchern. Man fand hier ein Hotel, einen Schmied und eine Mühle und seit kurzem auch einen Bahnhof und eine Schienentrasse, die die Stadt mit dem Rest der Welt verbanden.

Kennedy zügelte sein Tier vor Sheriff Pines Büro. Es war um die Mittagszeit, und auf der Main Street der Stadt waren etliche Leute unterwegs und erledigten ihre Geschäfte und Einkäufe. Neugierig blickten die Leute auf den Kopfgeldjäger und den Toten, den er auf dem Schecken mit dem prachtvollen Sattel hinter sich her führte.

Kennedy stieg aus dem Sattel und band die Tiere vor dem Haus fest. Er trat auf die Veranda und öffnete die Tür. Sheriff Will Pine war ein breitschultriger Mann, vielleicht um die vierzig, mit einem kantigen sonnengebräunten Gesicht und einem buschigen Schnauzbart. Seit fast fünf Jahren war er der Sheriff von Tucson. Kennedy hatte schon mehrmals mit ihm zusammengearbeitet, und die beiden Männer mochten einander.

Der Sheriff saß an seinem Schreibtisch, hatte seine fein gearbeiteten Stiefel auf der Platte liegen und blätterte in der neuesten Ausgabe der Tucson-Chronicles. Er hob den Blick.

»Mr. Kennedy. Seien Sie gegrüßt. Wen bringen Sie mir heute?«

Der Kopfgeldjäger tippte an die Krempe seines speckigen Hutes, zog Jay Farrals Steckbrief auf der Tasche seines Staubmantels und legte ihn neben die Stiefel auf den Tisch. Der Sheriff beugte sich vor, ergriff das Papier und betrachtete es.

»Ich sehe: es ist ein ganz besonders übler Schuft«, stellte er fest.

Kennedy nickte. »Einer weniger!«

»Und er bringt Ihnen gute Dollars ein. Fünfhundert.«

»So ist es. Auch ich muss leben.«

»Was Sie nicht sagen.« Will Pine erhob sich, ging zur Tür und trat nach draußen auf die Straße. »Und wer denkt an mich?« Unbarmherzig brannte die heiße Sonne vom Himmel. Er trat zu dem Toten, warf einen weiteren Blick auf den Steckbrief und hob dann Farrals Kopf an.

»Ich sehe, es ist derselbe Mann«, stellte er fest.

»Was haben Sie gedacht?«, fragte Kennedy. »Meinen Sie, ich bringe seinen Doppelgänger?«

»Ich erledige nur meinen Job. Schaffen wir ihn hinters Haus. Ich schreibe Ihnen dann eine Anweisung für Jake Billings Bank aus.«

Der Kopfgeldjäger nickte. Sheriff Pine band den Schecken los und führte ihn um sein Haus herum. Kennedy folgte ihm. Neben dem alten Schuppen, der hinter dem Wohnhaus errichtet war, reihten sich bereits fünf namenlose Grabhügel aneinander. Der Wind wehte den heißen Staub auf. Die beiden Männer hoben den Toten von dem mit großen Silberpesos geschmückten Sattel und legten ihn in den Schatten des Schuppens.

»Burt wird nachher ein Grab für ihn ausheben«, erklärte Pine. Burt Sombert war ein stadtbekannter Säufer, der sich mit Gelegenheitsjobs dann und wann ein paar Dollar verdiente. »Gehen wir wieder ins Haus.«

Sie kehrten ins Büro zurück und setzten sich wieder an den Schreibtisch. Der Sheriff zog einen Schreibblock aus seiner Schublade, leckte mit der Zunge an der Spitze seines Bleistifts und stellte die Bankgutschrift aus. Er unterschrieb sie und schob sie zu dem Kopfgeldjäger hinüber. Der ließ sie in seinem Staubmantel verschwinden. Will Pine nahm mehrere Steckbrief aus seinem Schreibtisch und reichte sie dem Kopfgeldjäger.

Don Kennedy blätterte. Doch sie schienen ihn nicht recht zu interessieren. Gesucht wurde etwa ein Tom Goolsbee wegen dreifachen Mordes, oder ein Austin Hewitt wegen Mordes drüben in Nevada, oder ein Slim Sessions wegen zweifachen Mordes und des Überfalls auf eine Postkutsche von Wells Fargo. Doch der Kopfgeldjäger gab die Steckbriefe zurück.

»Die interessieren Sie nicht?«, fragte Pine. »Ich dachte immer, Sie hassten diese Typen.«

»Das tue ich«, bestätigte Kennedy. »Haben Sie schon mal von einem Kerl namens Malone gehört? Sam Malone?«

Der Sheriff schüttelte den Kopf. »Nein, wer soll das sein?«

»Irgendein Killer. Der Marshal von Little Rock hat einhundertfünfzig Dollar auf seinen Kopf ausgesetzt.«

Pine zog die Brauen hoch. »Das liegt in Arkansas, mehr als tausend Meilen von hier entfernt. Wie kommen Sie auf diesen Malone?«

»Dafür gibt es keinen besonderen Grund. Ich habe vor einiger Zeit mal von ihm gehört.«

»He. Er treibt sich inzwischen in Arizona herum?«

»Nein, angeblich ist er drüben in New Mexico.«

Pine sah den Kopfgeldjäger an. »Nein, von dem höre ich heute zum ersten Mal.«

»Na schön.« Kennedy erhob sich von seinem Stuhl. »Haben Sie vielen Dank für die Bankanweisung. Es ist mir immer eine Ehre, mit Ihnen zu arbeiten.«

»Ganz meinerseits.«

Don Kennedys erster Weg führte ihn zu Jake Billings Bankhaus. Er schlenderte die Main Street hinunter und ließ den Blick über die Passanten und die Saloons schweifen, an denen er vorbeikam. Der Kopfgeldjäger trug die Winchester in seiner rechten Hand; das Pferd hatte er vor Sheriff Pines Büro zurückgelassen. Er stellte sich vor, wie die Stadt in dreißig oder vierzig Jahren aussehen würde: Die Häuser würden sehr viel prachtvoller und höher sein, die Straßen gepflastert und in den Nächten von künstlichem Licht erhellt, die Männer reich und die Ladys prachtvoll gekleidet. Kennedy hatte gehört, dass es in den großen Städten an der Ostküste so zuging. Doch wer konnte schon sagen, was kommen würde?

Er betrat Billings Bankhouse, das sich in einem einstöckigen Gebäude an der Ecke der Main Street zur Court Avenue befand, und erreichte den geräumigen Schalterraum mit dem massigen, hölzernen Tresen und der großen Büste von Präsident Abe Lincoln. Eine alte Lady zahlte gerade einige Dollar ein, und er musste einen Augenblick warten, bis er an der Reihe war.

Jake Billings war ein dicklicher Mann in einem weißen Hemd und einer schwarzen Weste, der vor einigen Jahren aus Columbus, Ohio, nach Arizona gekommen war, um hier sein Glück zu machen. Soweit Kennedy die Dinge überschaute, liefen seine Geschäfte nicht eben schlecht. Seit die Bahntrasse bis hier her nach Tucson führte, kamen immer mehr Menschen in die Stadt, um Geschäfte zu machen oder sich niederzulassen. Vor allem aber konnten die Rancher ihre Tiere nun ganz einfach an die Geschäftsagenten der großen Schlachthöfe verkaufen, die sie auf den Schienen bis hinauf nach Kansas und noch weiter in den Osten transportierten. Genau an diesen Geschäften beteiligte sich der Bankier, um auch für sich ein gutes Stück vom Kuchen abzuschneiden.

Er lächelte freundlich. »Es freut mich, Sie wieder einmal zu sehen, Mr. Kennedy«, sagte er. »Auch wenn es mich vermutlich mal wieder eine Stange Geld kosten dürfte.«

Der Kopfgeldjäger tippte an die Krempe seines speckigen Hutes, zog die Bankverfügung hervor und reichte sie dem Bankier. »So ist es, Mr. Billings.«

Der Bankier warf einen Blick auf das Papier. »Oh«, meinte er. »Wen haben Sie da erwischt? Fünfhundert Dollar sind eine gute Stange Geld.«

»Er hat acht Menschen umgebracht. In Arizona und in Texas. Er war ein echter Dreckskerl.«

»Kommen Sie bitte mit nach hinten in mein Büro«, sagte Billings. »Ich muss das Geld aus dem Safe nehmen.«

»Okay.«