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Fünf Indianer haben das Lager umstellt. Einer für jede der weißen Frauen. Der Treckführer ist bereits tot. Liegt ausgestreckt neben dem Feuer, über dem noch immer ein Kochtopf dampft. Wahrscheinlich dachte er gerade ans Abendessen, als die Kugel ihn unvermittelt traf. Ein schöner, schneller Tod. Schöner und schneller als das, was den fünf Frauen bevorsteht, wenn die Roten ihr Ziel erreichen ...
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Veröffentlichungsjahr: 2023
Cover
Die schärfsten Waffen
Vorschau
Impressum
DieschärfstenWaffen
Schon lange sucht John Tobin seinen alten Mitkämpfer, der zusammen mit ihm steckbrieflich gesucht wird. Unionville ist sein derzeitiger heißer Tipp. Unter der Führung Breck Colemans hat John gelernt, als Irregulärer der Südstaaten im amerikanischen Bürgerkrieg Gräueltaten zu begehen, die ihn bis heute verfolgen und die in ihm einen tiefen Groll gegen Breck Coleman erzeugt haben.
Aber bis er Rache nehmen kann, muss er fünf junge Frauen sicher durch das Gebiet der Wachita-Indianer führen, und das ist wahrlich keine leichte Aufgabe ...
Fünf Indianer hatten das Lager umstellt. Einer für jede der weißen Frauen. Der Treckführer war bereits tot. Lag ausgestreckt neben dem Feuer, über dem noch immer ein Kochtopf dampfte. Wahrscheinlich hatte er gerade ans Abendessen gedacht, als die Kugel ihn unvermittelt traf. Ein schöner, schneller Tod. Schöner und schneller als das, was den fünf Frauen bevorstand, wenn die Krieger ihr Ziel erreichten.
John Tobin hatte sich auf ein Knie niedergelassen. Er hielt sein Pferd am Zügel. Durch das Armee-Fernglas betrachtete er das Geschehen in der Talsenke unter sich. Unbeteiligt, als ginge es einen Weißen nichts an, wenn fünf Frauen allein von den Indianern erwischt wurden. Denn soweit er das von diesem Hügel aus überblicken konnte, war der Tote neben der Feuerstelle der einzige Mann im Camp gewesen.
Tobin zählte mehrere Weiberröcke. Und fünf Haarschöpfe, die nur Frauen gehören konnten. Eine Blonde, eine Braune. Sogar eine Rothaarige war dabei. Kein Wunder, dass die Indianer scharf darauf waren.
Die Frauen verteidigten die fünf Wagen, die in einem Dreieck aufgestellt waren, mit ebenso verzweifelten wie ungenauen Schüssen aus Gewehren. Die Kugeln pfiffen wirkungslos über die Köpfe ihrer Angreifer hinweg, die sich langsam im Büffelgras näherten. Sie waren klug genug, um zu verstehen, dass die Repetiergewehre der Weißen weiter schossen als ihre alten Springfield-Hinterlader. Sie mussten erst auf Schussweite herankommen. Dabei ließen sie sich Zeit.
Eine Blonde, die sich hinter einem Wagenrad duckte, hatte ihre Bluse geöffnet. Wahrscheinlich, um sich mehr Bewegungsfreiheit zu verschaffen.
Tobin drückte das Fernglas an seine zugekniffenen Augen. Die Frau hatte sogar ihr Mieder aufgeschnürt. Ihre Brüste quollen aus dem Korsett wie reife Früchte. Sie sollte ihre verdammte Bluse besser zuknöpfen, dachte Tobin, sie brauchte die roten Bastarde ja nicht noch mehr anzustacheln. Indianer waren auch nur Männer. Sahen sie eine weibliche Brust, drehten sie durch. Manche Krieger hatten lediglich noch weniger Manieren als die Weißen, wenn es darum ging, eine Frau mit Gewalt zu nehmen.
Der große Mann setzte das Fernglas ab. Seine Bartstoppeln knisterten, als er sich nachdenklich mit dem Daumen übers Kinn fuhr. Ein wohlgezielter Schuss aus seiner Sharps konnte das Gleichgewicht in diesem ungleichen Kampf herstellen. Wenn er einen der Roten treffen oder sogar töten konnte, würden die anderen sich zumindest so lange zurückziehen, bis sie sich eine neue Strategie ausgedacht hatten. Abhalten würde sie ein Toter aber nicht von dem Plan, sich die Frauen zu holen.
Er konnte sehen, wie die Blonde anlegte und abdrückte. Eine weitere vergeudete Kugel. Noch hielten sich die Frauen die Angreifer vom Leib. Doch irgendwann würde ihnen die Munition ausgehen.
Was gewann er durch sein Eingreifen? Er hätte die rote Bande dann selbst am Hals. Wenn die fünf Frauen dumm genug waren, sich nur mit einem einzigen Scout in die Wildnis zu begeben, dann erhielten sie dafür nun mal die Quittung.
Tobin fühlte sich schlecht bei diesem unchristlichen Gedanken. Doch es gab noch einen wichtigeren Grund, sich aus diesem Kampf herauszuhalten. John Tobin hatte ein Versprechen einzulösen. Er hatte einen Blutschwur geleistet. Er hatte einen Mann zu töten.
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Jessie versuchte, das Gewehr ruhig zu halten. Schweiß rann ihr von den blonden Brauen in die Augen. Sie blinzelte und gab einen weiteren Schuss ab. Der Pulverdampf vernebelte ihr die Sicht, und sie konnte nicht erkennen, ob sie getroffen hatte. Wahrscheinlich nicht. Es genügte schon, die Wilden in Deckung zu halten. Wenigstens so lange, bis ... das Unweigerliche eintrat.
Die Blondine war gut gebaut. Sie war stolz darauf, Männern den Kopf verdrehen zu können. Sie wusste genau, wie sie ihren Hintern wiegen musste, um jeden Freier um den Finger zu wickeln. Immer schon waren die Kerle hinter ihr her gewesen. Dass nun fünf Wilde über sie herfallen wollten, war ihr allerdings noch nie passiert. Jessie nahm sich vor, die letzte Kugel in der Kammer zu behalten. Sie würde sie nicht an die verdammten Roten verschwenden.
Jessie warf die blonde Mähne zurück und blickte sich wild nach ihren vier Gefährtinnen um. Katie, Jayne, Piper, und die Russin Natalia – das waren natürlich Künstlernamen, genauso wie Jessie – leisteten wacker Widerstand. Solange der Patronenvorrat nicht zur Neige ging, konnten sie einen Höllenlärm veranstalten. Piper feuerte erneut beide Läufe ihrer Schrotflinte gleichzeitig ab. Auf diese Distanz vollkommen wirkungslos, selbst wenn die Indianer sich aufgestellt hätten wie Zielscheiben. Leider waren die Frauen alle Expertinnen im Bett, aber nicht auf dem Schießstand.
Alle fünf Frauen waren mit aufreizenden Kurven und duftenden Haaren ausgestattet. Es wäre jammerschade, diese Reize statt an zahlende Kundschaft an die Roten zu verschwenden, dachte Jessie verbissen. Dass fünf notgeile Böcke sich aus dem Gebüsch an sie heranschlichen, wäre unter anderen Umständen gut fürs Geschäft gewesen.
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Die Indianer passten sich der Umgebung an. Ihre braunen, nackten Oberkörper schlängelten sich durch Mulden. Sehnige Arme schoben sie vorwärts. Sie verschmolzen mit der Natur. Und zogen ihren Kreis um die Wagen enger.
Ein Krachen zerriss die Luft! Lauter als alle bisherigen Schüsse. Wo sich eben noch der pechschwarze Haarschopf eines Indianers im Gras gezeigt hatte, ragte nur noch ein abgerissener Stumpf in die Höhe. Blut und Gehirnmasse spritzte ausgiebig über die trockenen Büschel.
Jessie blickte über die Schulter in Richtung des Gewehrknalls. Eine Wolke von Pulverdampf trieb von einem Hügel weg. Dann konnte sie erkennen, wie eine Gestalt sich erhob. Der Schütze versicherte sich erst, dass die Kugel ihr Ziel erreicht hatte. Die Entfernung musste über 400 Yards betragen. So viel verstand Jessie von Gewehren: auf diese Entfernung ein Meisterschuss.
Nun stieg der Fremde auf einen schwarzen Hengst und lenkte ihn umsichtig zwischen den Felsen hindurch in die Ebene hinunter. Er hielt die Waffe senkrecht in den Himmel gerichtet. Doch neue Ziele boten sich der Sharps derzeit ohnehin nicht.
Wie John Tobin erwartet hatte, zogen die Roten sich aus dem Schussbereich zurück, sobald er mit seinem Kaliber .50 – 70 mitmischte. Staubwolken aus der Senke, in der sie ihre Mustangs zurückgelassen hatten, sagten ihm das. Er vernahm das Geräusch unbeschlagener Hufe. Das hieß aber nicht, dass sie nicht wiederkommen würden.
Jessie nahm den Blick nicht von dem Mann, der nun ihre klägliche Wagenburg erreicht hatte. »Die sind weg! Vielen Dank für Ihre Hilfe!«
»Dass wir sie nicht sehen können, heißt nicht, dass sie weg sind, Ma'am.«
Der Unbekannte trug ein rotes Baumwollhemd. Über den breiten Schultern spannten sich Hosenträger. Er trug keine Überhosen, sondern eine an den Innenseiten und am Hosenboden mit Leder verstärkt Reithose von der Art, wie sie in der Kavallerie gebräuchlich war. Nun warf er ein Bein übers Sattelhorn und ließ sich zu Boden gleiten, ohne die Steigbügel zu benutzen.
Jessie hatte in ihrem ganzen Leben noch nie so große Stiefel gesehen. Und sie hatte weiß Gott schon viele Männerstiefel unter ihrem Bett gehabt. Sie konnte sich nur vorstellen, was ein Mann dieser beachtlichen Größe und mit einer solchen Körperbeherrschung und Selbstsicherheit mit ihr im Bett anstellen könnte. »Miss«, korrigierte sie trotzig.
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Tobin sah die Blonde unschlüssig an. Eine unverheiratete Frau in der Wildnis?
»Wir sind alle ledig«, kam Jessie seiner Frage zuvor.
Die Frauen kamen aus ihren Deckungen. Tobin überragte selbst die Größte von ihnen, die hochgeschossene rothaarige Katie, um einen ganzen Kopf.
Jessie stellte ihre Gefährtinnen mit Namen vor. Piper, die Brünette mit der Schrotflinte, kroch unter dem Wagen hervor und klopfte sich den Staub aus der Bluse. Tobin wäre ihr dabei gern behilflich gewesen. Sie war drall, aber schön anzusehen. Das galt für jede von ihnen. Für das Grenzgebiet, in dem Frauen hart arbeiten mussten, bald verhärmt wirkten und früh alt wurden, waren diese fünf Exemplare der Weiblichkeit außergewöhnliche Schönheiten.
»Danke für Ihre Hilfe«, sagte Jayne, die Kleinste in diesem Bund, so kess, als ob sie sich an Ort und Stelle bei ihm für den Hilfsdienst revanchieren wollte. Zwei kastanienbraune Zöpfe standen seitlich so weit von ihrem Kopf ab, dass sie Tobin auf den ersten Blick an Kuhhörner erinnerten.
»Die haben unseren armen Wally umgebracht.« Natalia sprach mit ausgeprägtem russischem Akzent. Als Einzige trug sie eine Hose, was die schlanken Beine noch betonte. Darüber trug sie schwarze Lederstiefel, die ihr bis über die Knie reichten. In einem der Stiefel steckte griffbereit eine Kutscherpeitsche, die sie nun zog, um auf die Leiche am Lagerfeuer zu deuten, als sei es unhöflich, mit dem Finger auf einen Toten zu zeigen.
Tobin glaubte in ihrer Bemerkung die Forderung zu hören, dass er den Wagenzug der Weiber nun anstelle des »armen Wally« anführen sollte. Auf diese Frage hatte er sich schon eine Antwort zurechtgelegt.
Etwas unwillig sah nach dem Getöteten. Ein Mann Ende vierzig. Die Kugel hatte ihn direkt ins Herz getroffen. Seinen Fünfzigsten würde Wally jedenfalls nicht mehr feiern. »Wo kommt ihr her?«
»Wally hat uns in drei Wochen von Sacramento bis hierher gebracht«, erklärte Katie, die ihren roten Lockenkopf einem Brennstab verdankte und bisher noch nichts gesagt hatte. In ihrer Stimme lag ein gewisses Bedauern. Sie schien die Einzige zu sein, die dem Treckführer ehrlich nachtrauerte.
»Fiel um wie ein Baum.« Die kleine Jayne sagte das, als ginge es um ein Stück Holz.
Später war noch genug Zeit, um den Mann zu begraben. Tobin führte seinen Rappen zu den Zugpferden und sattelte ihn ab. Die Contesta-Pferde waren an einen zwischen zwei Wagen gespannten Strick gebunden. Die Stuten wurden sofort unruhig, als der Hengst sich näherte.
Jessie nutzte die kurze Gelegenheit, um ihre Mitstreiterinnen am Feuer um sich zu versammeln. Dass Wally mit glasigen Augen in den Himmel blickte, störte keine von ihnen.
»Sagt ja kein Wort darüber, weshalb wir nach Unionville wollen ... den Typ Mann kenne ich! Wenn wir ihm erzählen, dass wir dort im feinsten Hurenhaus der Stadt auftreten, lässt der uns glatt hier zurück.«
Jayne begriff auf Anhieb. »Spielen wir die braven Bräute, die sicher in den Hafen der Ehe geleitet werden müssen!«
Natalia hatte nicht alles verstanden, stimmte aber allem zu, was Jessie vorschlug.
Tobin kam zurück. Geistesgegenwärtig begann Piper im Kochtopf zu rühren.
»Essen Sie mit uns? Das ist das Wenigste, um uns für ihre Hilfe zu bedanke, Mister ...?«
»Tobin.« Er lehnte die Sharps in Griffweite an einen Wagen.
Piper beugte sich mit gerümpftem Näschen über den rußgeschwärzten Topf. Das Hirschragout war angebrannt. »Vielleicht ist doch noch was zu retten. Der arme Wally hat sich beim Kochen solche Mühe gegeben.«
John Tobin hatte die Schule nach der dritten Klasse verlassen, um auf der Farm der Eltern in Tennessee mitzuarbeiten. Rechnen war nie seine Stärke gewesen. Aber wenn von fünf Frauen keine Einzige kochen konnte, ging die Rechnung nicht auf.
Höflich fragte er, ob er sich Wasser nehmen durfte. Wasser war in diesem Landstrich von Nevada keine Seltenheit. »Etwas weiter am Trail entlang stoßen Sie auf einen kleinen See«, erklärte er den Frauen.
»Sie kennen die Strecke?«, hakte Jessie nach, ohne zu zögern. »Und wo wollen Sie hin, Mister Tobin?«
Tobin nahm den Deckel vom Wasserfass und schöpfte mit einer Kelle Wasser in seinen Hut.
»Unionville«, gab er nach einem Moment zu, als hätten sie ihm ein Geheimnis entrissen. Sein Pferd schlürfte dankbar das Wasser aus dem Hut.
»Unionville«, wiederholte Jessie erleichtert, als habe sie den Fremden bereits so weit, dass er seinem natürlichen Trieb folgen würde, seine männliche Beschützerrolle zu spielen. »Genau dorthin wollen wir auch!« Nun würde ihm seine ritterliche Ehre gebieten, sie in die Stadt zu führen.
John Tobin hatte nichts dergleichen vor. Er knöpfte sich das Hemd auf. Die Frauen beobachteten jede seiner Bewegungen, als er sich das verschwitzte Kleidungsstück über den Kopf zog und seine Brust entblößte. Seine Brusthaare formten ein V, dessen Spitze in seiner Hosennaht verschwand.
»Wie kommen Sie dazu, alleine durch die Wildnis zu gondeln? Wo sind Ihre Männer?«
»Unsere Männer warten am Ende des Trails auf uns«, sagte die Russin. Sie zerdehnte jedes Wort. Die Buchstaben rollten förmlich über ihre Zunge, und John Tobin fühlte sich daran erinnert, dass er seit drei Wochen keine Frau mehr gehabt hatte. Er wusste sogar noch den genauen Tag. An diesem Tag hatte er die Nachricht erhalten, dass der Mann, den er töten musste, sich jetzt in Unionville aufhielt. Vielleicht nur für kurze Zeit. Tobin war so überstürzt aufgebrochen, dass er sich von der Frau, die neben ihm lag, nicht einmal mehr verabschiedete.
Er steckte seinen Kopf bis zu den Schultern ins Wasserfass, als verlange der Anblick der Russin nach Abkühlung. »Aaah!«, machte er, als er sich das kühle Nass über den Oberkörper laufen ließ.
»Sie wissen schon«, sagte Jayne mit gespielter Schüchternheit, »wir sind aus dem Katalog bestellt worden.«
Das war in diesen dünn besiedelten Territorien nichts Unübliches. Sobald die Männer eine Siedlung gegründet hatten, ließen sie Frauen nachkommen, denen sie die Heirat versprachen. Aber wie fünf Jungfrauen sahen ihm diese Paradiesvögel nicht aus.
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Er war schneller in Jessies Wagen gelandet als ein Mann braucht, um ein Stück Tabak weichzukauen. Als er bei Anbruch der Nacht seine Decke unter einem der Wagen ausrollte und seinen Sattel als Kissen platzierte, zupfte sie ihn am Ärmel. Er könne doch viel bequemer im Wagen schlafen, gurrte sie, der arme Wally brauche den Schlafplatz ja nicht mehr. Dagegen hatte Tobin nichts einzuwenden. Schließlich verbrachte der arme Wally die Nacht ja eingewickelt in eine Plane und wartete auf sein Begräbnis.
Im Wagen bestand Tobins Kissen aus einem Knäuel Damenwäsche, das nach Lavendel duftete. Nicht ohne eine größere Kraftanstrengung streifte er die Stiefel ab, die er seit zwei Tagen an den Füssen trug. Jessie fragte sich, welcher Schuhmacher solche Übergrößen herstellte.
Schließlich schnallte der große Mann den schmucklosen Revolvergürtel ab und hängte ihn in Griffweite auf.
Sie zog das Eisen spielerisch aus dem Holster. »Das ist ja ein Colt Navy. Sieht man nicht mehr oft.«
»Du scheinst dich mit Schießeisen auszukennen.«
»Wenn das so wäre, hätte ich einen dieser Hunde getroffen, statt Löcher in die Luft zu ballern.« Sie streichelte versonnen den langen, metallenen Lauf.
Er nahm ihr den 36er Kaliber Colt ab. »Vorsicht, der ist geladen.«
»Ich wette, der ist nicht das Einzige, was hier geladen ist.«
Er steckte die Waffe an ihren Platz zurück. »Der hat mir im Krieg gute Dienste geleistet. Ich sehe keinen Grund, ihn gegen einen dieser modernen Sechsschüßer einzutauschen.«
»Dass du im Krieg warst, dachte ich mir schon.« Zur Erklärung zeigte sie auf seine Hosennaht. Es stimmte. Er hatte die gelben Streifen entfernt, die an den Seiten aufgenäht waren. Doch die helle Stelle darunter verriet ihn. Dass seine Gurtschnalle mit den Initialen CS geprägt waren, die für Confederate States standen, wies ihn als Soldaten der Konföderierten aus. Falls sie das störte, sagte sie es wenigstens nicht. Er zog sich die Armeehose aus, die wie eine zweite Haut für ihn geworden war.