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Ein berüchtigter mexikanischer Bandit hat mit seiner erstklassig ausgerüsteten Bande eine Bank in El Paso überfallen, direkt vor der Nase der düpierten Texas Ranger. Deren Captain sieht sich aufgrund der Staatengrenze zwischen den USA und Mexiko nicht in der Lage, den Bandoleros offiziell nachzusetzen, aber da taucht ein seltsamer Mann aus einem fremden Land bei ihm auf und eröffnet ihm eine Alternative ...
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Veröffentlichungsjahr: 2023
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Sie ritten auf dem Pfad der Ehre
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Sie rittenauf dem Pfad der Ehre
Ein berüchtigter mexikanischer Bandit hat mit seiner erstklassig ausgerüsteten Bande eine Bank in El Paso überfallen, direkt vor der Nase der düpierten Texas Ranger. Deren Captain sieht sich aufgrund der Staatengrenze zwischen den USA und Mexiko nicht in der Lage, den Bandoleros offiziell nachzusetzen – bis eines Tages ein seltsamer Mann aus einem fremden Land bei ihm im Office auftaucht und ihm eine Alternative eröffnet ...
»Captain, draußen steht ein Mann in Weiberröcken. Der will was von Ihnen.«
»Ein Kerl in Weiberröcken? Was soll das denn bedeuten? Haben wir heute den April Fools Day? Den 1. April? Willst du mich auf den Arm nehmen?«
»Captain, es ist Juli, und das will ich nicht. Er lässt sich nicht abweisen. Ein harter Bursche, wenn du mich fragst. Ein Asiate.«
Floyd Miller, seines Zeichens Captain der 2. Brigade der Texas Rangers, sah seine Ordonnanz fragend an. Er erhielt keine weitere Auskunft. Der grauhaarige Captain, intern der alte Eisenfresser genannt und für seine barsche Art bekannt, saß an diesem heißen Tag in der Kommandantur der Ranger Barracks östlich von El Paso.
Vom Exerzierplatz schallten Kommandorufe herein. Auch die Rangers wurden gedrillt.
Eine vereinzelte Fliege summte gegen die Fensterscheibe. Es war ein fetter Brummer.
»In Weiberröcken. Ein Asiate. Ein ausländischer Transvestit?«
»Machen Sie sich selbst ein Bild, Captain.«
Die Ranger redeten mit ihren Vorgesetzten und Kommandierenden auf Augenhöhe, anders als bei der Armee mit ihrer straffen Rangordnung.
»Schick ihn rein!«
Die Ordonnanz öffnete die Tür und stellte sich gerade hin. Ein dunkel gekleideter, großer Mann mit einem eigenartigen Gewand trat ein. Er trug eine Art Rock, der bis auf die Knöchel niederfiel, dazu ein lockeres Obergewand mit halblangen, weiten Ärmeln. Beides in unterschiedlichen dunklen Farbtönen. Um den Leib hatte er eine handbreite Schärpe.
Darin steckten ein langes, leicht gekrümmtes Schwert mit einem fast dreißig Zentimeter langen, geriffelten Griff und ein kleineres Schwert. Die gelackten Scheiden der beiden Waffen waren mit fremdartigen Schriftzeichen versehen.
Ein Chinese war es nicht, fand Miller. Er hielt ihn für einen Japaner. Der Mann hatte dunkle Augen und einen strengen Gesichtsausdruck. Sein Alter war schwer zu schätzen – er konnte dreißig, aber auch vierzig oder fünfundvierzig Jahre alt sein.
Er hatte tiefschwarze, am Schädel anliegende Haare. Sie waren am Hinterkopf eng zusammengeflochten und mit einem dunklen Band zusammengebunden. Über dieses Band hinaus ragte ein kurzer bürstenartiger Zopf, ähnlich einem Rasierpinsel.
Bei dem Besucher wirkten die Tracht und die Aufmachung seltsam und fremdartig, doch bei genauem Hinsehen keineswegs lächerlich. Das war ein Exot, der sich in den Wilden Westen verirrt hatte. Captain Miller wusste nicht, was er von ihm halten sollte.
Der Mann machte auf ihn einen sehr disziplinierten und keineswegs harmlosen Eindruck. Der Captain konnte Männer einschätzen, auch fremdartige aus anderen Nationen.
Er winkte seine Ordonnanz mit einer knappen Handbewegung hinaus. Der Asiate marschierte bis vor seinen Schreibtisch, legte die rechte Hand aufs Herz und neigte leicht den Kopf.
Er war nicht mehr ganz jung und hatte ein paar tiefe Falten im Gesicht.
»Mein Name ist Hideyoshi Oshiro«, sagte er mit einem fremdartigen Akzent in fehlerfreiem Englisch. »Ich bin ein Samurai und gekommen, um den Tod meines Herrn zu rächen, wie es mir meine Ehre gebietet. Dazu brauche ich Ihre Hilfe.«
»Ein Samurai?«
Der Captain war kein dummer oder völlig unwissender Mann. Er hatte gehört, dass die Samurai eine japanische Ritterkaste mit einem besonderen Ehrenkodex waren. Mit seiner Vermutung, einen Japaner vor sich zu haben, hatte er richtig gelegen.
»Was kann ich für Sie tun, und was führt Sie nach Texas, Mr. Hideyoshi?«
»Oshiro-san ist die korrekte Anrede. Mein Nachname ist Oshiro. Mein Herr wurde auf offener Straße erschossen. Ich war nicht in seiner Nähe, um das zu verhindern und ihn mit meinen Waffen und mit meinen Leib zu schützen. Das ist ein unverzeihliches Vergehen. Mein Lehnsherr, Daimyo Nasauke, der Fürst von Shinzu, hatte mich beauftragt, dem ehrenwerten Lord Granfield-sensei als Leibwächter und persönlicher Begleiter zur Verfügung zu stehen.«
Dem alten Eisenfresser wollten sich die kurz geschorenen, eisgrauen Haare sträuben. Sein grobschlächtiges Gesicht nahm einen verwirrten Ausdruck an.
»Augenblick, da komme ich nicht ganz mit. Das müssen Sie mir näher erklären, Mr. Oshiro. Oshiro-san. Wer ist dieser Daimyo, und was hat es mit Lord Granfield auf sich, der vor drei Tagen im Zusammenhang mit dem Banküberfall starb? Nehmen Sie doch bitte Platz.«
Der Captain deutete auf einen Stuhl. Er bot dem Besucher eine Erfrischung und auf Wunsch auch einen Imbiss an.
Das alles lehnte der Samurai ab.
»Vielen Dank. Lord Randolph Horatio Granfield war Mitglied des Oberhauses des britischen Parlaments und Weltreisender. Ein passionierter Jäger, Sammler und Forscher. Bei einer Japanreise erwies er meinem Lehnsherrn, dem Fürsten von Shinzu, einen großen Dienst. Daimyo Nasauke machte ihm daraufhin kostbare Geschenke und bestand darauf, dass ich Lord Granfield für zwei Jahre begleite. Wir können bei Lord Granfield bleiben – wir sind hier nicht in Nippon. Sensei ist die ehrenvolle Anrede für einen Höhergestellten.«
Er schwieg kurz und erzählte dann weiter.
»Ich begleitete Lord Granfield nach Borneo, wo er die Riten der Kannibalen und Kopfjäger erforschen und darüber ein Buch schreiben wollte. Das wäre fast tödlich für ihn ausgegangen – mein Schwert bewahrte Lord Randolph davor, im Kochtopf und dann als Schrumpfkopf in einer Kopfjägerhütte zu enden. Seine Lordschaft war sprunghaft – exzentrisch, könnte man sagen. Er verlor danach das Interesse an den Kopfjägern. Wir reisten weiter umher und zuletzt in die Staaten. Eine Jagdexpedition im Mittleren Westen und anderes gehörten dazu.«
Captain Miller stopfte sich seine Pfeife.
»Das hört sich so an, als wäre seine Lordschaft nicht viel im diplomatischen Dienst unterwegs gewesen.«
»Sein Sitz im House of Lords war ererbt. Er trat dort durchaus gelegentlich in Erscheinung und nahm auch diplomatische Missionen wahr. Anderthalb Jahre begleitete ich ihn. Er wollte den Südwesten bereisen, Texas kennenlernen und dann weiter nach Mexiko und Südamerika, bis hinunter nach Feuerland. Dazu ist es nicht mehr gekommen. Vor drei Tagen ist er hier in El Paso von Banditen erschossen worden, die eine Bank beraubt hatten und dann wild um sich schießend flohen.«
»Ah. Bei dem Bankraub vor drei Tagen. Das ist mir bekannt. Ich weiß auch, dass ein Engländer dabei ums Leben kam. Doch dass er ein Lord und ein Weltreisender war, dazu noch Mitglied des Oberhauses, höre ich jetzt erst.«
»Es ist so. Ihre Informationen sind unzureichend, Captain Miller. Das hätten Sie wissen sollen, Sensei.«
»Lassen wir diesen Schnickschnack, Oshiro. Reden wir Klartext, wie es hier üblich ist. Ihr Herr ist also erschossen worden. Das bedaure ich sehr. Doch damit ist Ihr Dienst ja wohl beendet. Sie können nach Japan zurückkehren. Lord Randolph ...«
»... wird eingeäschert. Seine Urne wird zurück nach England geschickt, wo sie in der Gruft der Granfields ihre letzte Ruhestätte finden soll. Die Banditen – Bandoleros, wie Sie sie hier nennen – sind über die Grenze nach Mexiko entkommen.«
»So ist es.« Darüber war der Captain informiert. »Da sind mir die Hände gebunden – leider. Das war die Bande von El Matarife, zu der auch Red Fox gehört: Zorro Rojo, auf den in den USA haushohe Kopfgelder stehen. Es war eine großangelegte Aktion – ein Dutzend Menschen wurden erschossen, weitere schwer verwundet. In dem Durcheinander entging mir bisher, dass Lord Randolph dazugehörte. Die diplomatischen Kanäle glühen – wir stehen in engem Kontakt mit den mexikanischen Behörden und der dortigen Polizei. Ich muss mit den Rangers die Territorialgrenzen beachten. Die Situation zwischen den USA und Mexiko ist sehr angespannt. Es kocht und es brodelt. Wir wollen einen Krieg und eine Eskalation vermeiden.«
Oshiro sah grimmig drein. Er legte die sehnige Hand auf den langen geriffelten Schwertgriff. Captain Miller hatte den Eindruck, dass sich die Bürste an seinem Hinterkopf sträubte, obwohl das schlecht sein konnte.
»Sie wollen also nichts unternehmen, Captain Miller?«
»Mir sind die Hände gebunden. Zorro Rojo – Red Fox, der Rote Fuchs – und El Matarife, der Schlächter, sind zwei ganz üble Vettern. Sie haben eine Riesenbeute gemacht und ein Blutbad hinterlassen. Mit einem Wagen sind sie abgehauen, aus allen Knopflöchern schießend. Auf sie sind hohe Kopfgelder ausgesetzt.«
»Da scheißen sie drauf.« Der Samurai zeigte, dass er sich in seiner Ausdrucksweise durchaus amerikanisiert hatte. Breitbeinig stand er da, grimmig und drohend. »Es kann nicht angehen, dass die Banditen und Mörder sich in Mexiko drüben ins Fäustchen lachen und in Saus und Braus leben. Mit der gewaltigen Beute können sie auftreten wie die Fürsten. Ich werde das nicht hinnehmen!«
»Und was wollen Sie tun, Oshiro-san? Mit Ihrem Käsemesser über die Grenze losziehen und Rache nehmen?«
»Hüten Sie Ihre Zunge, Captain! In Nippon würde ein Samurai, wenn Sie so mit ihm reden, Sie einen Kopf kürzer machen.«
»Ich wollte Sie nicht beleidigen«, lenkte der Captain ein. »Wir Ranger sind raue Burschen. Ich kann Sie nicht hindern, wenn Sie über die Grenze in Ihren Tod reiten wollen. Sie können nichts ausrichten, Oshiro. Sehen Sie es ein. Und ich kann kein Rangerkommando über die Grenze nach Mexiko schicken. So gern ich es täte. Derzeit nicht.«
Er strich sich übers Haar. »Doch noch ist das letzte Wort nicht gesprochen. Red Fox und El Matarife stehen bei uns auf der Liste – mit all ihren Männern. Und das hat noch keiner lange überlebt. Wenn sich die Aufregung gelegt hat, wenn dieser großangelegte Raub und das damit verbundene Blutbad nicht mehr im Fokus der Aufmerksamkeit stehen – dann kriegen wir sie. Darauf können Sie sich verlassen.«
»So lange ich kann ich nicht warten. Der Bushido, der Ehrenkodex der Samurai, gebietet mir, jetzt zu handeln. Ich bin für das Leben meines Herrn verantwortlich. Entweder räche ich ihn ...«
»An einer ganzen Bande, sogar an zweien, wenn man Red Fox, der auch ein paar Männer hat, extra rechnet«, sagte der Captain. »Weißt du, wie viele Männer El Matarife, der ein halber Yaqui ist, zusammen mit dem berüchtigen Schurken Red Fox in den Sattel bringen kann? Welche Ortsvorteile sie in Mexiko haben? Da willst du ...«
»Mit meinem Käsemesser«, unterbrach ihn der Samurai. »Siehst du diese Fliege, Captain?«
Er blickte zu dem dicken Brummer am Fenster. Der Captain genauso.
»Was ...?« fragte Miller.
Oshiro bewegte sich blitzschnell. Das lange Schwert zischte aus der Scheide. Ein silberner Strich zuckte durch die Luft. Die Fliege wurde geteilt, ohne dass die Klinge das Fensterglas berührte. Oshiro bewegte sich weiter, so schnell, dass ihm das Auge nicht folgen konnte.
Im nächsten Moment hatte Captain Miller die rasiermesserscharfe Klinge im Hals. Sie berührte ihn sacht.
»Ich muss es tun. Ich muss meine Pflicht erfüllen, oder ich kann nicht nach Nippon zurückkehren. Wie sollte ich meinem Lehnsherrn entehrt unter die Augen treten? Dann muss ich Seppuku begehen.«
»Was ist das?«
»Harakiri wird es verfälscht genannt. Man stößt sich eine scharfe Klinge in den Leib und führt sie quer durch das Hara, den Leibesmittelpunkt. Beim traditionellen Seppuku eines Samurais steht ein Sekundant bereit, um ihn zu enthaupten, wenn er Schwäche zeigt.«
Der Samurai nahm sein Schwert weg und steckte es in die Scheide. Captain Miller war sehr beeindruckt.
»Ich kann dir trotzdem nicht helfen«, sagte er. »Nicht offiziell und mit einer starken Truppe.«
»Ich brauche keine Truppe. Ich brauche zwei oder drei erfahrene Männer, die Tod und Teufel nicht fürchten. Nippon hat mit den USA einen Vertrag. Fünf japanische Häfen wurden für den Handel mit den USA geöffnet. Amerikanische Staatsbürger erhalten in Japan Exterritorialitätsrechte, ähnlich einem Diplomatenstatus. Deshalb und weil beim Kontakt mit Amerikanern auch Samurai mit hinzugezogen werden, habe ich Englisch gelernt. Der Harris-Vertrag ist 1858 in Kraft getreten.«
»Davon habe ich keine Ahnung«, sagte der Captain ehrlich.
»Es ist so. Ich habe meinem Fürsten, dem Daimyo Abé Nasauke Nachricht geschickt. Und mich an die japanische Vertretung in den USA gewendet. London ist involviert. Lord Randolph war ein bedeutender Mann. Es wird diplomatische Verwicklungen geben, wenn seine Mörder nicht bestraft werden. Der Hafen von Edo und die vier anderen werden wieder geschlossen werden. Das japanische Kaiserreich ist sehr heikel in solchen Dingen.«
Captain Miller sah sehr weitreichende diplomatische Verwicklungen und Konsequenzen auf sich zukommen, als Oshiro auch noch hinzufügte: »Ihr Name steht in meinen Berichten, Captain. Sie führen die Grenzschutztruppe. Die Ranger sahen ihren Aufgabenbereich und territoriale Grenzen nicht immer so eng. Ich kann kein Spanisch. In Mexiko komme ich auf mich gestellt nicht zurecht.«
Miller runzelte die Stirn.
»Ich werde sehen, was ich tun kann«, sagte er. »Doch das kann ich nicht eigenmächtig tun. Ich muss mit dem Gouverneur Rücksprache halten.«
»Tun Sie das. Unverzüglich. Mit jedem Tag und jeder Stunde vergrößert sich der Vorsprung der Banditen und Mörder.«
Damit verließ er den Raum. Miller seufzte. Jetzt hatte er mal einen echten japanischen Samurai kennengelernt. Unter anderen Umständen wäre es ihm lieber gewesen. Er rief nach der Ordonnanz.
»Telegramm nach Austin. Sofort. Höchste Dringlichkeitsstufe.«
Es blieb nicht bei einem Telegramm. Die Telegramme jagten hin und her. Die Entscheidung fiel rasch.
✰
Cord Hathaway und ›Bawler‹ Bill Fallon waren zwei herausragende Persönlichkeiten in der Elitetruppe der Texas Ranger. Äußerlich und charakterlich völlig verschieden, gingen sie füreinander durchs Feuer.
Cord war fast einen Meter neunzig groß, hager und sehnig – weißblond und mit hellgrauen Augen. Er war nicht gerade wortkarg, doch lange Reden führte er auch nicht. Er war ein Mann der Tat, auch bei Frauen. Ein Frauenheld sondergleichen, immer auf neue Eroberungen aus. Ein sehr gutaussehender Mann.
Bawler Fallon trug seinen Spitznamen Schreihals zu Recht. Er sprach mit krähender und meist lauter Stimme, und er redete viel.
Überall fiel er auf, meist unangenehm. Klein war er und erreichte gerade das Mindestmaß für die Texas Rangers – man nannte ihn auch den Mini-Ranger. Er hatte brandrotes Haar, eine Menge Sommersprossen und wog gerade mal achtundfünfzig Kilo. Cord behauptete manchmal scherzhaft, es fehle nur noch ein Griff an ihm, dann könne man ihn forttragen.
Fallon war jedoch stärker, als er aussah, und ungeheuer zäh. Mit seinen krummen O-Beinen und einem Revolver an jeder Seite stolzierte er umher wie ein Bantamhahn, der in der Hühnerhierarchie trotz geringer Größe durchaus einen Rang einnahm.
Er fürchtete weder Tod und Teufel und behauptete, er würde jederzeit mit feuerspeienden Colts mitten in die Hölle springen und dem Teufel aufs Auge spucken. Wer ihn näher kannte, der glaubte ihm das.
Cord lag an diesem Abend im Obergeschoss der ›Paradise Hall‹ mit der hübschen Blondine Lucy LeRoy im Bett. Sie hatte die Beine um seine Hüften geschlungen und kreuzte die Fußgelenke über seinem Rücken.
Dabei gab sie Lustschreie von sich. Gedämpft hörte man von unten den Lärm und die Geräusche des Amüsierbetriebs.
Lucy stöhnte und juchzte.
»Ja, ja, gib's mir! Stoß fester, du Bock.«
Sie nahm Cords Lustspeer, gerade als er kam, tief in sich auf. Da krachte es an der Tür. Ein wuchtiger Fußtritt sprengte sie auf, nachdem vorher an der Klinke probiert worden war.
Ein vierschrötiger Klotz von Mann stürmte herein. Er passte kaum durch den Türrahmen und war stark behaart.
»Weg von ihr!«, herrschte er Cord an, der jäh zu rammeln aufhörte und dem Orgasmus nachstöhnte. »Oder ich schlag dich zu Brei. Lucy, was soll das bedeuten? Vögelst du hier zum Gusto, nur zu deinem Vergnügen? Ich glaub's nicht. Du bist eine Professionelle! Der Bastard muss zahlen.«
»Ich zahle nie für Sex«, sagte Cord. »Wer bist du denn? Was sind das denn für Manieren, hier einfach hereinzuplatzen und in einem intimen Moment zu stören?«
»Ich bin Fred McAllister – man nennt mich auch den Gorilla. Raus aus ihr, bevor ich dich weghole und aus dem Fenster werfe. Lucille, du kannst was erleben! Ich hab dir gesagt, du sollst keinen Freier kostenlos ranlassen.«
»Aber er ist Texas Ranger! Einer unserer stolzen Grenztruppe, die uns vor Bandoleros und Kriminellen beschützt.«
»Das ist mir egal. Und wenn er der wiederauferstandene Abe Lincoln wäre. Gelöhnt wird, und zwar auf der Stelle.«
Cord erhob sich. Sein Lustspeer flutschte aus Lucys Liebesgrotte.
»Du bist wohl ihr Zuhälter«, sagte er. »Das habe ich nicht gewusst. Ich hielt Lucy für ein Saloongirl, nicht für ... na ja.«
»Wo liegt da der Unterschied bei den meisten?«, fragte McAllister. »Rück die Kohle raus. Zwanzig Dollar, nein, dreißig, so wie sich das anhörte, was ihr getrieben habt. Ich bin übrigens Lucys Beschützer; die Bezeichnung höre ich lieber.«
Er schielte tückisch zu Lucy. »Und was heißt hier von den Texas Rangers, die uns vor Banditen und Kriminellen beschützen? Wo waren sie denn neulich, als die Bank ausgeräumt und ein Blutbad angerichtet wurde? Bis diese Helden erschienen sind, waren El Matarife, Red Fox und die ganze Bande schon über die Grenze. Die Ranger hatten das Nachsehen. Mit langen Gesichtern standen sie am Rio Grande und durften nicht rüber.«