Jack Slade 984 - Jack Slade - E-Book

Jack Slade 984 E-Book

Jack Slade

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Beschreibung

Der Spieler Moss Hartley und der Farmer Jerry Dickinson sind auf dem California Trail unterwegs zu den Goldfeldern. Moss will dort mit Karten "arbeiten", Jerry sucht den Mörder seines Bruders. Mitten im Indianergebiet gabeln sie eine junge Frau auf, die ebenfalls auf dem Weg nach Kalifornien ist. Am Ziel läuten für sie hoffentlich die Hochzeitsglocken.
Coralie ahnt nicht, dass ihr Bräutigam der Mann ist, den Jerry erschießen will ...


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Veröffentlichungsjahr: 2023

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Inhalt

Cover

Jeder hat was zu verbergen

Vorschau

Impressum

Jeder hatwas zuverbergen

Die Forty-niners, die Goldsucher und Glücksritter des Jahres 1849, auf dem Weg ins sonnige Kalifornien und zu den Goldbänken von Sacramento.

Zu ihnen gehören auch der Spieler Moss Hartley und der Farmer Jemmy Dickinson. Moss will dort mit Karten »arbeiten«, Jemmy sucht den Mörder seines Bruders. Auf ihrem abenteuerlichen Weg gabeln sie zwei Frauen auf: die junge und naive Coralee, auf die am Ziel angeblich ihr Bräutigam wartet, und die tatkräftige Witwe Norma. Doch inmitten der Glückssucher aus aller Welt müssen sich die vier unter härtesten Bedingungen beweisen ...

»Morgen wirst du nicht mehr leben«, knirschte der Maskierte und blickte zu dem Mann mit dem Strick um den Hals.

Dessen Hände waren auf den Rücken gefesselt. Er schwitzte, obwohl es kühl war. Kalter Wind wehte von der Sierra Nevada herüber, auf deren Gipfeln schon Schnee lag. Der Wind rauschte in den Blättern der Eiche, die zum Wald in den Ausläufern der Berge gehörte.

»Die Sonne wird aufgehen«, leierte der Maskierte. »Die Vögel singen, die Wolken ziehen am Himmel. Der Hase hoppelt durchs Gras. In der Nacht heulen Wölfe. Die Digger schuften auf ihren Claims und in den Stollen der Minen. Am Abend trinken die Männer Whiskey im Saloon oder sitzen am Lagerfeuer und erzählen sich Geschichten.«

Der Sprecher fuhr nach kurzer Pause, in der er Atem schöpfte, fort: »Manch einer wärmt sich am Leib einer Frau. Du wirst das alles nicht mehr erleben und wahrnehmen. Denn du wirst tot, tot, tot sein. Dein kalter erstarrter Leib wird an diesem Strick baumeln, denn du bist ein Mörder und Verbrecher, Rick Amery. Du gehörst zu den Night Devils, den Goldhyänen, die ehrliche Goldgräber berauben und morden. Schwarz ist deine Seele, und schwarz wird dein verwesender Leib sein, bis er verfault vom Strick fällt.«

Abermals stoppte der Redner kurz.

»Wir, die Regulatoren von Sacramento, verurteilen dich zum Tod. Hast du noch etwas zu sagen? Willst du etwas zu deiner Rechtfertigung vorbringen, Devil? Möchtest du noch ein Gebet sprechen, ehe du vor deinen Schöpfer trittst?«

Der Gefesselte, ein hagerer Mann mit borstigem schwarzem Haar, konnte nicht gleich sprechen. Panik flackerte in seinen Augen.

Dann legte er los: »Das dürft ihr nicht tun! Ihr dürft mich nicht hängen. Das wäre Mord. Ihr müsst mich nach Sacramento bringen. Ich will vor ein ordentliches Gericht. Ich ... ich ...«

»Was?«

»Ich ... ich verrate euch, wer die anderen sind. Wer zu den Night Devils gehört. Wer ... wer der geheimnisvolle Anführer ist, den angeblich keiner kennt. Nur, schont mein Leben!«

»Hast du sonst nichts zu sagen?«

»Ich habe niemanden umgebracht. Niemals. Das waren immer die anderen.«

»Ach ja«, sagte einer der zwölf Regulatoren.

Im Halbkreis hielten elf im Sattel um den Todeskandidaten. Ein Maskierter stand hinter dem Mann, der auf einer knochigen Mähre saß. Extra zum Schimpf hatten sie diese für seinen letzten Ritt ausgewählt.

»Du bist ein wahrer Unschuldsengel. Zweifellos wirst du gleich in den Himmel auffahren, wenn du gehängt worden bist.«

»Nein. Nein. Ich ... ich meine es ehrlich! Ich ... ich nenne euch den Namen des Oberteufels, des Bosses der Night Devils. Es ist ...«

»Wer?«

»Ward Bond.«

»Ach ja«, ertönte es wieder. Einer von den maskierten Reitern, alle bis an die Zähne bewaffnet, zog die Kapuze weg. »Ich bin Ward Bond. Die anderen kennen mich alle. Wie lange sollen wir uns noch sein Gestammel anhören, Preacher? Hängt ihn auf! Dann lasst uns nach Sacramento reiten und einen guten Schluck trinken, in der Gewissheit, dass es einen Hund und Mörder weniger gibt auf der Welt.«

Rau lachten die Reiter. Der Todeskandidat schrie in Verzweiflung.

»Nein, nein, Ward Bond ist es nicht! Ich habe gelogen. Jetzt sage ich die Wahrheit. Es ist ...«

»Eine chinesische Wäscherin?«, verhöhnte ihn einer der Regulatoren. Außenstehende sollten ihre Gesichter nicht sehen. Sie kannten einander wohl. »Oder die zahnlose alte Claire, die immer noch auf den Strich geht? Preacher, gib endlich das Zeichen.«

Der Anführer der Regulatoren wurde so genannt, weil er bei offiziellen Anlässen immer salbungsvoll sprach.

Er hob die Hand. Der Todeskandidat kreischte. Der bei seinem knochigen Pferd stehende Mann schlug diesem mit einer Gerte auf die Kruppe. Der Klappergaul wieherte schrill und raste los wie schon lange nicht mehr.

Vergeblich versuchte der Gefesselte, ihn mit den Schenkeln zu halten. Er verlor den Halt. Die Schindmähre rannte davon.

Der Todeskandidat baumelte am Strick. Krampfhaft zuckte und zappelte er mit den Beinen, tanzte am Strick. Baumelte hin und her. Sein Genick brach nicht gleich, was für ihn ein Glück gewesen wäre.

Er zappelte sich in den Tod und sich die Seele aus dem Leib. Sein Gesicht lief blau an. Die Zunge quoll ihm weit aus dem Mund und schwoll an. Die Augen traten hervor. Als seine Blase versagte und sich sein Darm entleerte, wurden seine Bewegungen schwächer.

Danach hing er regungslos da, den Kopf eigenartig geneigt, und baumelte hin und her.

»Das war's«, sagte der Anführer der Regulatoren. »Wir haben abermals ein Exempel statuiert. Es werden weitere folgen. Die Goldfelder müssen sicherer werden. Nieder mit der Banditenbrut und ihrem Anhang! Ein ehrlicher Digger muss wieder ohne Angst leben können, jemand könnte ihn berauben und ermorden. Es ist ein gnadenloser Kampf zwischen Gut und Böse, zwischen Regulatoren und Banditen. Reitet nach Sacramento!«

Getrennt voneinander und ohne Kapuzen würden die Männer in die Stadt einsickern und sich dort ›zufällig‹ am Abend zu einem Umtrunk treffen. Der Maskierte, der den Schlag mit der Gerte geführt hatte, pfiff sein Pferd herbei und stieg in den Sattel.

Sie ritten davon. Der Gehenkte blieb zurück. Ein Sonnenstrahl fiel durch die sich verfärbenden Blätter der Eiche auf sein verzerrtes Gesicht. Der Strick knarrte am Ast. Die Blätter rauschten.

Der Gehenkte hörte es nicht mehr. Seine Laufbahn bei den Night Devils war beendet.

Die Plane des Schlutter-Frachtwagens brannte. Sechs Maultiere hatten den Wagen gezogen, der eine Tonne Last fasste. Drei davon lagen erschossen am Boden, mit Pfeilen gespickt.

Der Fahrer des Wagens war tot. Er hing vom Kutschbock nach hinten in den Wagen. Eine Kugel hatte ihn ins Gesicht getroffen und ihm den Hinterkopf weggerissen.

Zwei Pfeile steckten in seiner Brust. Sein Blut rann in den Wagenkasten. Unter dem Wagen lagen zwei unterschiedliche Frauen und feuerten auf die aus dem Wald angreifenden Indianer. Sie schossen nach beiden Seiten, hatten jedoch keine Chance.

Eine Frau war eine dunkelhaarige Schönheit im giftgrünen Reisekleid. Sie feuerte mit der Sharps Rifle nach links auf die Angreifer.

Die andere konzentrierte sich auf die rechte Seite. Sie war noch sehr jung, blond und etwas pummlig – es war Babyspeck, was sie aufwies. Sie trug Männerkleidung und feuerte mit einer doppelläufigen Reiterpistole.

Die Redmen hatten dem allein fahrenden Wagen hoch in der Sierra Nevada aufgelauert. Auf halber Höhe des steil emporsteigenden Wegs im Bergwald schlugen sie zu.

Kalt war es, ein sonniger Tag im Herbst. Zwischen den hohen Kiefern krachten die Schüsse, heulten die Indianer und hallte das Echo von den Bergen wider.

Die Dunkelhaarige lud in fliegender Eile nach. Sie klemmte die Papierpatrone ein und lud durch. Beim Fallblockverschluss befanden sich die Bleikugel, Pulverladung und Verdämmungspfropfen in einer Patrone, das Modernste, was auf dem Markt war und was die Vorderlager ablöste.

Der Schuss krachte. Die .52er Patrone erwischte einen hinterm Baum vorspringenden Angreifer mitten in die Brust und schleuderte ihn weit zurück.

Grotesk zuckte er mit Armen und Beinen und war tot, noch ehe er den moosigen Boden berührte. Dann waren die restlichen vierzehn Paiutes heran, halbnackt trotz der Kälte, mit den Kriegsfarben bemalt, die Gesichter geschwärzt. Sie hatten mit dem zuletzt Getroffenen drei Mann Verluste, zudem war einer verwundet.

Mit einer Pistolenkugel in der Schulter.

Das Kriegsgeheul gellte. Die pummlige Blonde konnte die schwere Pistole nicht mehr nachladen. Auch die Schwarzhaarige schaffte es nicht mehr.

Sie kam unterm Wagen hervor, packte das Gewehr am Lauf und schlug mit dem Kolben drein. Die Paiutes waren von verschiedenen Seiten gekommen, eine heulende, grausame Meute. Von ihnen hatten die beiden Frauen keine Gnade zu erwarten.

Die Schwarzhaarige schlug um sich, biss, als ihr das Gewehr entrissen wurde, und schlug, trat, kratzte, spuckte und schrie. Sie gebärdete sich wie eine Wildkatze.

»Ihr habt meinen Mann erschossen! Rührt mich nicht an, ihr Schweine!«

Die pummlige Blonde zerrten die Paiutes unter dem Wagen hervor. Vergeblich hielt sie sich am Wagenrad fest. Schläge mit dem Bogen lösten ihre Hände.

Dann hatten die Redmen die beiden Frauen fest im Griff. Sie konnten sich nicht mehr wehren.

Der Kampf war vorbei. Ein Teil der Ladung des Wagens hatte Feuer gefangen. Die Plünderung interessierte die Paiutes vorerst nicht. Gierig und lüstern starrten sie die zwei Frauen an.

Der Häuptling trat vor. Das war Grauer Adler, der Schrecken der Sierra, über deren Passwege in diesem Jahr die Forty-niners strebten. Die 49er, die Goldsucher und Glücksritter des Jahres 1849 auf dem Weg ins sonnige Kalifornien und zu den Goldbänken von Sacramento.

Den Goldfeldern, in denen es immer neue sagenhafte Funde gab. Der Graue Adler war ein großer, grobknochiger Indianer mit einer Feder im Haar und mit narbigem bemaltem Gesicht.

Grinsend griff er der Schwarzhaarigen an die Brust.

»Ich werde den Anfang machen«, sagte er in der Sprache der Paiutes. »Wir alle werden sie haben. Dann losen wir, wer die Skalpe bekommt.«

Damit war alles gesagt. Die Paiutes wollten die Frauen umbringen, nachdem sie sie vergewaltigt hatten. Sie befanden sich auf dem Kriegspfad. Squaws konnten sie nicht mit sich führen.

Derbe und grobe Fäuste rissen den kreischenden Frauen die Kleider in Fetzen vom Leib. Sie warfen sie auf den Boden, hielten sie fest und amüsierten sich über die vergebliche Gegenwehr.

Grauer Adler zwängte die Beine der Schwarzhaarigen mit dem Knie auseinander, spreizte ihre Schenkel.

Die Frau Mitte bis Ende Zwanzig war hübsch, mit vollen Brüsten und allem, was dazugehörte. Sie spuckte dem Grauen Adler ins Gesicht, als er sie nahm.

Er grunzte und versetzte ihr einen Schlag mit dem Handrücken, dass ihre Lippen aufplatzten.

Dann packte er sie am Hals und würgte sie, dass ihr Hören und Sehen vergingen. Er drang in sie ein.

Auch die Blonde wurde von den Redmen herangenommen. Sie drängten sich um die Kopulierenden, begierig, an die Reihe zu kommen. Feuerten den Häuptling und den anderen Schänder mit drastischen Worten an. Die Frauen verstanden diese nicht, konnten sich jedoch denken, dass es Obszönitäten und Schimpfworte waren.

»Los, Schneller Hirsch! Zeig der weißen Schlampe, was du kannst!«

Der Schnelle Hirsch, ein sehniger Jungkrieger, hatte die Leggins heruntergelassen. Er stieß heftig in die Lustgrotte der pummligen Blonden hinein – sie war durchaus reizvoll. Er begrabschte sie, drückte ihre Brust so fest, dass sie schrie.

Daran weidete er sich, es erfreute ihn.

In ihrer schmutzigen Gier und Begeisterung bemerkten die Paiutes nicht, dass zwei Reiter oben am Pass im Schatten der hochragenden Felswände an der einen Seite des Wegs hielten.

Sie hatten sich gerade erst getroffen. Der eine, ein schwergewichtiger, großer Mann mit wenigen Haaren und einem breiten, freundlichen Gesicht hatte hinterm Pass gelagert und sich und sein Pferd ausgeruht.

Der andere, groß und schlank, mit scharf geschnittenem Gesicht – hohlen Wangen, einer Hakennase und scharf blickenden Falkenauen – hatte die Schüsse auf der anderen Seite des Passes gehört und war umgekehrt.

Am Pass oben trafen sie sich. Sie hatten sich noch nie zuvor gesehen. Der Hagere ritt ein falbes Pferd – obwohl er Reiterkleidung trug, wirkte er elegant. Ein Cowboy oder ein normaler Reisender war das nicht, sondern ein Glücksritter, einer von jenen Verwegenen, die immer rastlos und auf der Suche und versessen auf Nervenkitzel waren.

Der Schwergewichtige sah eher aus wie ein Farmer, dem es genügte, hinterm Pflug herzugehen, zu säen und zu ernten, und dessen größtes Laster der übermäßige Genuss seiner selbstgemachten Buttermilch war.

Sie blickten auf die Szene ein paar hundert Meter unter sich, wo sich der Weg zwischen den hohen Fichten verbreiterte.

Der Farmer schob seinen Hut mit der geraden Krempe und der topfartigen Krone zurück, den Hut eines Hinterwäldlers.

»Aye, das sieht böse aus. Wir müssen was tun. Aber ... das sind vierzehn Indianer! Wenn wir herunterreiten und eingreifen, bringen sie uns um. Die Frauen wird das nicht retten.«

»Du sagst es«, meinte der Hagere, Kühne. »Verdammte Geschichte.«

»Du sollst nicht fluchen«, ermahnte ihn der andere. »Das gehört sich nicht. Du versündigst dich.«

Der andere lachte.

»Als ob es darauf noch ankäme, bei allem, was auf der Welt geschieht. Wir sollten uns raushalten.«

»Niemals«, sagte das Riesenbaby. »Hörst du nicht, wie die armen Frauen schreien? Die Roten fügen ihnen Schmerzen zu. Es genügt ihnen nicht, ihre Lust an ihnen zu befriedigen. Das kann ich nicht mit ansehen. Ich reite hinunter und schieße und haue dazwischen. Sonst müsste ich mir jedes Mal, wenn ich in den Spiegel sehe, ins Gesicht spucken.«

Er überprüfte seine alte Vorderlader-Flinte, eine Hawken Rifle, dazu seine doppelläufige Shotgun und holte rasch einen schweren Colt aus der Satteltasche. Auch den überprüfte er, sorgfältig und entschlossen.

Einen Zünder-Piston wechselte er aus. Der Hagere war viel eleganter gekleidet als das bäurisch wirkende Schwergewicht.

Er regte sich nicht.

»Dann reite ich eben allein«, sagte der große Dicke verächtlich. »Jemmy Dickinson aus dem Jefferson County in Missouri sieht sich diese bestialische Schande nicht untätig mit an.«

Er schickte sich an loszureiten.

»Und wenn es mein Tod ist ...«

»Das wird es wohl sein«, bemerkte der andere.

»... ich greife ein!«

»Warte einen Augenblick«, entgegnete der hagere Sattelfalke. Auch er überprüfte seine Waffen, die Sharps Rifle und die beiden Colts: einen schweren Hartford Dragoon und einen leichteren kleineren Baby Dragoon zum schnellen Ziehen. »Ich begleite dich. Moss Hartley, mein Name. Ursprünglich kam ich mal aus Ohio. Ich werde auch Fairplay Moss Hartley genannt.«

»Ein Spieler bist du also. Von Kartenhaien halte ich nicht viel. Du sagtest doch gerade, wir sollten uns raushalten.«

»Ja, mein Freund. Sollten, das sagte ich. Dass ich's auch tue, das sagte ich nicht. Okay, ich bin bereit. Wir reiten zuerst mal langsam. Dann schießt jeder mit dem Gewehr – und dann geht's im donnernden Galopp mit Gebrüll vorwärts und dazwischen. Du ballerst mit deiner Shotgun, und ich lasse die Colts sprechen. Mit deinem Revolver triffst du hoffentlich auch noch was. Wenn ich mir so deine groben und großen Pfoten betrachte, kann ich nur hoffen, dass du das kannst.«

»Du wirst dich wundern, Mister Kartenhai. Das sind die Hände eines Mannes, der von Kind auf und sein Lebtag hart und ehrlich gearbeitet hat. Keine manikürten für Kartentricks geeignete Spielerfinger.«

»Okay, Dicker. Mit dem Gewehr triffst du hoffentlich.«

»Das kannst du annehmen, Gambler. Ich treffe ein rennendes Eichhörnchen auf hundert Yard Entfernung. Aber ich habe noch nie auf einen Menschen geschossen.«

»Dann lernst du es jetzt. Erst das Gewehr. Mit der Shotgun hältst du drauf, wenn wir nahe genug heran sind.«

»Rede mit mir nicht wie mit einem dummen Jungen. Das weiß ich selbst.«

»Im Kampf habe ich mehr Erfahrung als du, Dicker. Du kannst hinter dem Pflug hergehen oder ihn sogar selbst ziehen mit deinen Ochsenkräften. Davon verstehst du mehr. Wenn wir nahe heran sind, schieß mit dem Colt. Aber ziele genau – ballere nicht sinnlos rum. Auf das Treffen kommt es an, nicht auf das Krachen des Colts.«

»Willst du noch mehr herumreden, du Schwätzer? Oder legen wir endlich los?«

Der hagere falkengesichtige Gambler grinste.

»Packen wir's an, Dicker. Hauen wir sie wie unsere Armee die Mexikaner in der Schlacht von Matamoros.«

Die lag noch nicht lange zurück – der mexikanisch-amerikanische Krieg hatte vor einem Jahr geendet.

»Du warst in der Armee?«, fragte der Farmer. »Du bist unter Winfield Scott und seinen Troopers geritten?«

»Yeah. Das Vaterland hat gerufen. Wie sollte ich mich da verweigern?«

Moss Hartley verschwieg, dass er zum Zeitpunkt des Kriegsausbruchs mit dem Gesetz nicht gerade auf gutem Fuß gestanden hatte. Er hätte lange im Gefängnis sitzen müssen, wegen einer dummen Sache, an der er nicht sonderlich schuldig war.

Seine ›freiwillige‹ Meldung zur Armee hatte ihn davor bewahrt.

»Das hätte ich dir gar nicht zugetraut, Spieler. Mein Bruder war auch ein paar Wochen im Krieg. Er erhielt einen hohen Orden. Für Tapferkeit. Leider hat ihm der nicht genutzt. Ich bin hier um seinen Tod zu ahnden. – Los jetzt. Die Indsmen haben es lange genug mit den zwei Frauen getrieben. Den Spaß werden wir ihnen verleiden.«

»Genug geredet, Riesenbaby.« Mit seinem runden, arglosen Gesicht und der wuchtigen Figur konnte man Dickinson so nennen. »Packen wir's an!«

Entschlossen ritten sie los.