Jack Slade 986 - Jack Slade - E-Book

Jack Slade 986 E-Book

Jack Slade

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Beschreibung

Der junge Billy Burton begeht einen gewaltigen Fehler, als er sich von seiner Freundin Lily zu einem Überfall auf die Bank seines Heimatortes Wulf-Creek überreden lässt. Zwar verläuft der Überfall nach Plan, doch während der Flucht bricht Billys Pferd sich einen Lauf. Lily lässt ihren Geliebten jämmerlich im Stich und verschwindet mit der Beute über alle Berge.
Billy wird gefasst und wandert für fünfzehn Jahre ins Staatsgefängnis von Montana. Doch dort geht er nicht unter, sondern reift zu einem erwachsenen Mann. Und er erfährt, dass Lily zur Besitzerin eines großen Saloons in Fairfield, Texas, aufgestiegen ist.
Nachdem er wieder in Freiheit ist, macht er sich auf den Weg nach Fairfield ...


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Seitenzahl: 138

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Inhalt

Cover

Jailhouse Rock

Vorschau

Impressum

Jailhouse Rock

Ein verlorenes Kaff in Montana. Eine heiße Liebe, ein Banküberfall mit Toten. Schon sind alle Träume eines jungen Mannes geplatzt, und fünfzehn Jahre in einem brutalen Knast sind die Folge.

Billy Burton wird hart im Bau. Der Gedanke, an seiner ehemaligen Geliebten, die mit dem Geld allein entkommen ist, Rache zu nehmen, trägt mit dazu bei. Der Zufall spielt ihm schon hinter Gittern Informationen zu, was aus »Lily Loveline« geworden ist. Alle, die es gut mit Billy meinen, raten ihm ab, nach der Entlassung zur Abrechnung zu schreiten, aber der Verrat von einst nagt zu tief in ihm ...

Lily stand vor dem Bett und öffnete ihren Morgenmantel aus roter Seide. Billy, noch schlaftrunken, hob seinen Blick und sah auf ihre vollen, runden Brüste, ihren Bauch und den zarten, roten Flaum zwischen ihren Schenkeln. Er spürte, wie eine heftige und wilde Lust ihn erfasste.

Lily war eine Offenbarung, eine rothaarige Schönheit mit der Figur einer Göttin. Sie war die erste Frau, mit der er geschlafen hatte. Vor genau drei Wochen war das gewesen. Auch im fahlen Licht des Herbstmorgens, das durch die Fenster in das Schlafzimmer sickerte, sah sie umwerfend aus.

»Hi!« Sie schenkte ihm einen alles versprechenden Augenaufschlag.

»Hi!« Bill richtete den Oberkörper im Bett auf. Sein Blick wanderte über ihren grandios gebauten Körper.

»Hast du gut geschlafen?«, fragte sie.

»Klar.«

»Heute haben wir noch einiges vor«, sagte Lily. »Aber wir haben schon noch etwas Zeit, mein Süßer.«

Er grinste, und sie ließ die Seide endgültig von ihrem Körper gleiten. Das lockige rote Haar fiel ihr weit über die Schultern, und ihre Haut war weiß wie Alabaster. Ihre Brüste waren groß und üppig und ihre Hüften rund und einladend.

Billy starrte sie fasziniert an. Mit einer raschen Bewegung zog sie die Bettdecke von seinem nackten Körper. Auch in ihre Augen trat jetzt ein lüsternes Leuchten, als sie seinen Steifen sah. Sie stieg auf das Bett, küsste ihn und setzte sich dann auf ihn. Sein Schwanz ragte steil empor und drang sofort tief in sie ein.

Für einen kurzen Augenblick verharrten sie reglos. Beide sahen einander in die Augen: Lilys waren grün und undurchdringlich und Billys braun und sehr verliebt. Seine Hände lagen auf ihren weichen und warmen Schenkeln, streichelten dann über die dralle Rundung ihres wunderschönen Hinterteils. Sie senkte sich langsam auf ihn, beugte den Oberkörper vor und küsste Billy zärtlich auf den Mund. Dies war in der Tat ein wundervoller Morgen. Er erwiderte ihre Liebkosung und schmeckte ihren heißen Atem, während die Spitzen ihrer Zungen umeinander spielten. Mit beiden Händen umfasste er ihre vollen Brüste, die wie weiße Früchte über ihm schwebten.

»O Billy!«, hauchte Lily hingerissen.

»Meine Süße.«

»Wir werden reich sein!«, fuhr sie fort und seufzte vor Lust. »Wir werden Dollars ohne Ende haben. Wir werden kreuz und quer durch das Land reisen und uns vergnügen. Wir werden uns alles kaufen können, was wir haben wollen. Oh! Oh!«

Sie bewegte sich auf ihm, und auch er stieß von unten zu. Erregt verdrehte sie die Augen und stöhnte laut und lüstern auf.

»Wir werden reich sein!«

»Ja.«

»Erzähl mir, wie es sein wird!«, rief sie seufzend.

»Du wirst nie wieder in einer billigen Kaschemme arbeiten müssen«, keuchte Bill. »Und auch ich werde nie wieder der Laufbursche sein. Noch nicht mal der meiner Mutter. Niemandes. Wir werden frei sein.«

»Ja. Ja!«, wimmerte Lily stöhnend und seufzend.

»Alles wird gut sein!«

»Grandios!«

Wieder und wieder stieß er zu. Dann fasste er die schöne Rothaarige an ihren Schultern, zog ihren Körper zur Seite und drehte sie rasch auf den Rücken. Er legte sich auf sie und drang sofort wieder bis zum Heft in sie ein. Lily stöhnte und japste, während wilde Schauer der Lust durch ihren schönen Körper schossen. Heute hatten sie noch einiges vor! Alles würde von heute an anders werden! Wie heiß und feucht sie war. Wieder stieß er zu, nun immer leidenschaftlicher, wilder und fordernder. Dies war das Paradies, der Himmel.

»Nimm mich! Nimm mich!«, schrie Lily.

»Ja. Wir werden hinüber nach Oregon gehen und vielleicht sogar nach Kalifornien«, stöhnte er. »Wir werden uns ein großes Haus kaufen. Vielleicht werde ich sogar Gold finden!« Immer ekstatischer, immer euphorischer stieß er zu.

Und immer lauter, hingerissener und entzückter stöhnte die schöne Lady auf. Sie spürte seinen großen Schwanz in sich und lauschte begierig auf seine verheißungsvollen, das künftige Glück beschwörenden Worte. Alles würde grandios werden! Bill war genau der Mann, den sie brauchte. Ein absolut fantastischer Orgasmus stieg von ihrem Schoss auf und überflutete ihren gesamten Körper. Es war ein atemberaubender Sturm der Lust. Für Sekunden glaubte sie, die Sinne würden ihr schwinden, während die wilde Lust sie überschwemmte. Sie hörte, wie auch Billy laut und hingerissen aufstöhnte, und erregt drückte sie die Fingernägel in seinen muskulösen Rücken.

»Ja, ja, ja!«, stöhnte Lily. »Fick mich!«

Klammer Nebel hing zwischen den Blockhäusern von Wulf Creek, Montana. Der Herbst war gekommen. Phil Becker, der vor einem knappen Jahr erst die First-Cash-Bank eröffnet hatte, schloss die Tür zu seinem Schalterraum auf und trat ein. Es war kühl im Haus, und er würde zum ersten Mal in diesem Jahr heizen müssen. An den Schalterraum schloss sein Büro an, und auf seinem Schreibtisch lagen noch einige Abrechnungen, zu denen er gestern Abend nicht mehr gekommen war.

Seitdem die Northern Pacific Railways in seinem Safe ihre Lohngelder deponierte, hatten seine Geschäfte Fahrt aufgenommen. Die Dollars rollten nur so durch seine Hände.

Becker hätte nicht geglaubt, dass er so schnell ein solches Glück haben würde. Selbstverständlich hatte er gewusst, dass eine Bahntrasse hinüber nach Idaho und Oregon geplant war. Aber dass Wulf Creek genau auf der Strecke liegen würde, hatte er nicht geahnt. Er setzte sich an den Tisch und begann, eine erste Zahlenkolonne zu addieren.

Der Bankier war kaum dreißig Jahre alt und der Sohn eines deutschstämmigen Buchhalters aus Chicago, der es satt gehabt hatte, den Rest seiner Tage von früh bis spät zum Vorteil anderer Leute zu schuften. Also hatte er sich von seinem kargen Lohn eine Fahrkarte nach Billings, Montana, gekauft und war von dort aus auf einem Pferd weiter in Richtung Westen gezogen. Er kam weit herum an der wilden Grenze zu Idaho, bevor er in Wulf Creek schließlich seine eigene Bank eröffnete.

Er hörte, wie die Glocke an der Tür des Schalterraums anschlug, erhob sich und ging nach vorn. Maggy Burton, eine knapp fünfzigjährige Lady mit einer herausragenden Oberweite ,trat ein.

»Guten Morgen, Phil«, grüßte sie.

»Guten Morgen«, antwortete er.

»Der Herbst kommt.«

»Es sieht ganz so aus. Was kann ich für Sie tun, Mrs. Burton?«

Der junge Bankier mochte die adrette Lady. Im vergangenen Winter war ihr Mann Gregg, der den Saloon von Wulf Creek erbaut und betrieben hatte, an einer Lungenentzündung gestorben, und für einige Wochen war sie zutiefst verzweifelt gewesen. Doch dann hatte sie neuen Mut geschöpft, hatte all ihre Kräfte zusammen gerissen und betrieb den Saloon der kleinen Stadt von nun an unter ihrer eigenen Regie.

Das machte eine Menge Arbeit, doch die Geschäfte liefen. Außerdem kümmerte sie sich um ihren halbwüchsigen Sohn Billy, den der Tod seines Vaters verdammt aus der Bahn geworfen hatte. Becker nötigte all dies echten Respekt ab.

»Ich will ein kleines Hotel bauen«, erklärte Maggy. »Na ja, eigentlich soll es nicht mehr als ein großes Blockhaus hinter dem Saloon werden. Aber wenn jetzt all diese Ingenieure von der Eisenbahngesellschaft nach Wulf Creek kommen, dann müssen die doch irgendwo übernachten.«

Der Bankier nickte. »Da haben Sie recht, Madam. Wir werden alle unser Glück machen.«

Seit die Trasse der Northern Pacific sich dem kleinen Ort näherte, wurden jede Menge Menschen und Dollars ins Land gespült. Die Dollars wollten ausgegeben oder vielleicht auch in einem vertrauenswürdigen Bankhaus hinterlegt werden, und die Menschen wollten essen und trinken, sie wollten wohnen, feiern und lieben.

»Sie brauchen Geld, um die Arbeiter zu bezahlen?«, fragte Becker.

»Genauso ist es. Solange es noch nicht friert, sollen sie das Fundament ausheben.«

»Gute Idee. Und selbstverständlich kann ich Ihnen helfen.« Beckers Safe war bis obenhin voller Geldscheine, denn vor einer guten Woche hatte die Eisenbahngesellschaft an die hunderttausend Dollars in seiner Bank deponiert. Mit diesem Betrag konnte er nun arbeiten. Er konnte ihn vermehren. »An welche Summe hatten Sie gedacht?«

»Ich hoffe, dass tausend Dollar ausreichen werden.«

Er nickte. »Die können Sie haben, Mrs. Burton.« Tausend Dollar waren wahrhaftig nicht viel. Er griff nach Stift und Schreibblock, notierte einige Zahlen und rechnete einen Augenblick. »Ich denke, dass ich Ihnen einen Zinssatz von zwanzig Prozent einräumen kann«, erklärte er dann. »Günstiger geht es beim besten Willen nicht. Woanders müssten Sie mindestens dreißig Prozent bezahlen. Sie werden also zweihundert Dollar für die Tausend rechnen müssen. Ist das für Sie in Ordnung?«

»Ja, natürlich.«

»Dann sind wir uns einig.« Becker lächelte der Lady gewinnend zu. Gute Geschäfte erfreuten immer sein Herz. »Sie können das Geld noch heute haben. Ich habe auf meinen Schreibtisch noch einige Abrechnungen liegen, doch sobald ich mit denen fertig bin, setze ich den Vertrag auf. Bis zum Mittag müsste ich so weit sein.«

»Das ist schön.«

»Wenn Sie wollen, bringe ich das Geld dann bei Ihnen vorbei. Sie sind ja drüben in Ihrem Saloon?«

»Wo sonst?«

»Gut. Gegen Mittag werde ich bei Ihnen sein.«

Sie wandte sich zum Gehen. »Dann bis nachher.«

»Bis nachher, Margret!«

Sie drehte sich um und verließ den Schalterraum, ein wenig kokett mit ihrem runden Hintern wackelnd, der von dem roten Stoff ihres Kleides hübsch präsentiert wurde. Becker blickte verträumt auf das dralle Hinterteil. Ohne Zweifel konnte Maggy Burton gut kochen. Und wenn nun der lange und kalte Winter kam ...

Na, er würde sehen. Schmunzelnd kehrte er zurück zu seinem Schreibtisch.

Es dauerte nicht lange, bis die Glocke erneut anschlug. Wieder erhob sich der Bankier und ging nach vorn in den Schalterraum. Doch diese Besucher waren ihm alles andere als sympathisch: Es waren zwei Männer, und jeder hielt ein langes Gewehr in der rechten Hand. Beide waren mit alten Staubmänteln bekleidet und hatten ihre breitkrempigen Hüte tief in die Stirn gezogen. Ihre Gesichter waren zudem mit Halstüchern bedeckt. Der vordere der beiden, ein eher kleinerer Typ, zielte mit seinem Gewehr auf den Bankier, der hinter seinem Tresen stand.

»Hände hoch!«

Becker sah den Mann an, und er sagte sich, dass er diesen Typen kannte. Außerdem klang seine Stimme irgendwie komisch. Langsam hob er beide Hände über den Kopf.

»Hören Sie ...«, setzte er an. Er sah, dass zwei gesattelte Pferde draußen vor seiner Bank warteten.

»Wo ist das Geld?«, zischte der Bandit. Der Klang seiner Stimme war verblüffend hell.

»Was für Geld?«

»Das der Eisenbahngesellschaft. Ich weiß, dass es im Tresor liegt!«

»Da ist nix!« Aber Becker wusste, dass am Abend zuvor drüben in Maggys Saloon über die Dollars geredet worden war. Zwar wusste niemand, wie viele es genau waren, doch dass eine gepanzerte Kutsche der Northern Pacific vor einigen Tagen hinter seinem Haus angehalten hatte, hatte sich natürlich herumgesprochen.

»Das Geld gehört nicht mir. Es gehört der Eisenbahngesellschaft«, sagte Becker. Er sah, dass die Augen des Banditen grün waren. Und dann erblickte er rotes Haar, das unter seinem Hut verborgen war.

Das war eine Frau. In der gleichen Sekunde wusste Becker, mit wem er es zu tun hatte.

Er wollte eine entsprechende Bemerkung machen, doch er kam nicht mehr dazu.

»Erzählen Sie keinen Scheiß!«, herrschte Lily ihn an. Sie hob ihr Gewehr und schlug mit dem Lauf nach dem Bankier.

Becker wich einen Schritt zurück, aber ihre Waffe traf dennoch sein Gesicht und schrammte hart über Stirn und Wange. Vor Aufregung spürte er den Schmerz jedoch gar nicht. Doch er stellte fest, dass warmes Blut über sein Gesicht und seine Lippen lief.

Im nächsten Moment schlug die Rothaarige zum zweiten Mal zu. Und nun traf die Waffe genau Beckers Kiefer. Jetzt endlich verspürte er einen heftigen Schmerz. Der Kiefer war gebrochen, und Blut lief von seinem Kinn auf die Jacke und den Fußboden. Wütend stieß Lily den Tresen mit einem Tritt zur Seite und sprang nach vorn. Alles ging jetzt blitzschnell.

»Wo ist der Safe?«, schrie sie den Bankier an.

»Hinten.« Immer mehr Blut lief über Beckers Kiefer und Hemdbrust.

»Vorwärts!« Lily rammte dem Bankier den Gewehrlauf gegen die Brust, traf genau auf den Solarplexus und nahm dem Bankier für Sekunden die Luft.

»Okay«, hechelte Becker, wandte sich um und taumelte durch die Tür in sein Büro. In einer Ecke des Raumes stand der Tresor – Pittsburgh Steel –, ein wuchtiges, schwarzes Ungetüm, das mit zwei Schlössern gesichert war. Becker fiel vor dem Safe auf die Knie und zog den Schlüsselbund, der an einer kleinen, goldenen Kette hing, aus der Hosentasche. Er schloss auf.

Dann wandte er sich zu Lily um. Ihr Begleiter ließ sich nicht sehen, er war offenbar im Schalterraum zurück geblieben. »Ich brauche den zweiten Schlüssel«, nuschelte er. »In der untersten Schublade des Schreibtischs!«

»Hol ihn!«, schrie Lily.

Becker wollte sich aufrichten, geriet aber wieder ins Taumeln und fiel auf seine Knie zurück.

»In der untersten Schublade«, flüsterte er.

Er sah, dass der alte John Logan, ein Rancher aus dem County, in diesem Augenblick mit erschrockener Miene in der Tür zum Schalterraum erschien.

Logan griff nach seinem Colt.

Doch auch die Rothaarige hatte den Alten wahrgenommen. Sie hob das Gewehr, und der Lauf spie Feuer. Der Schuss krachte, und das tödliche Blei traf den Rancher genau in die Brust. Er stieß einen lauten Schrei aus und ließ den Colt fallen. Sein schwerer Körper bewegte sich nach hinten, blieb für Bruchteile von Sekunden, an die Wand gelehnt, stehen und sackte dann langsam nach unten. Seine Augen waren nach innen verdreht, und seine karierte Hemdbrust voller Blut. Auch die Wand, an der er hinabrutschte, war voller Blut.

Becker starrte Lily aus entsetzten Augen an. Sie zielte wieder auf den Bankier. Dann ging sie rückwärts zum Schreibtisch, Becker nicht aus den Augen lassend, bückte sich und zog die unterste Schublade hervor.

Genau darauf hatte der Bankier gewartet. Denn das zweite Schloss war gar nicht abgeschlossen. Dafür lag im Safe ein geladener Colt. Rasch öffnete er die Safetür und griff nach der Waffe.

Doch Lily war verdammt aufmerksam und schnell. Sie hob ihr Gewehr und feuerte ohne zu zögern.

Der Schuss krachte, und Phil Becker verspürte einen harten Schlag gegen seine Stirn. Es war, als sei er von einem gewaltigen Vorschlaghammer getroffen worden. Er hatte den Eindruck, sein Schädel zerspringe in tausend Teile.

Blut lief über seine Augen und nahm ihm jede Sicht. Zugleich wurde ihm unendlich übel. Er begriff, dass alles zu Ende war, und in Bruchteilen von Sekunden raste sein Leben wie in einem schnellen Film an ihm vorbei: von seiner Kindheit und Jugend in einem Außenbezirk von Chicago, über seine Lehrjahre bei der First National Bank bis zu der endlos langen Bahnfahrt hier her in den Westen. Er dachte sogar noch einmal an Maggy Burton.

Dann kippte sein Oberkörper nach vorn, und er blieb tot in seinem Blut liegen.

Natürlich hatte Sheriff Sam McLean das Krachen der Schüsse gehört. Wulf Creek bestand in jenen Tagen aus kaum drei Dutzend Blockhäusern: Aus Ron Malones großem Store, aus Mag Burtons Saloon, Gregg Hembus' Barbershop, aus Sam McLeans eigenem Wohnhaus, Mill Fillmores Schmiede und Ben Websters Haus. Hinzu kamen noch einige weiteren Gebäude, in denen Rancher und Farmer lebten.

Der Sheriff, ein stämmiger Mann mit halblangen, blonden Haaren und einem buschigen Schnauzbart, saß mit seiner jungen Frau Linda am Küchentisch, trank eine Tasse dampfend heißen Kaffees und bestrich eine Scheibe Brot mit einem von ihm selbst hergestellten Honig.

»Was ist los?«, rief Linda. Sie war eine hübsche Blondine, die im sechsten Monat schwanger war.

»Ich werde es herausfinden!« McLean sprang auf und lief nach vorn in sein Sheriffsbüro. Er griff die Winchester vom Bord an der Wand neben der Haustür und stürmte ins Freie. Er sah, dass vor Phil Beckers Bankhaus zwei gesattelte Pferde standen. Von dort waren auch die Schüsse gekommen.

Er lud die Winchester durch und spurtete los.

Lily war vor dem Safe niedergekauert. Was sie sah, ließ ihr Herz verdammt viel schneller und höher schlagen. Der Geldschrank war bis obenhin voller Dollars. Sie war am Ziel all ihrer Wünsche und Sehnsüchte angekommen. Die Scheine lagerten in hohen Stapeln und füllten den Innenraum des Tresors vollkommen aus. Es mussten mindestens hunderttausend Dollar sein.

Sie lachte fast hysterisch auf. Die Direktoren der Northern-Pacific mussten wahnsinnig sein, so viel Geld in diesem elenden Wulf Creek zu deponieren. Aber für diese reichen Säcke waren hunderttausend Dollar vermutlich gar nicht viel. Peanuts. Sie zog einen ledernen Sack aus ihrem Gürtel, öffnete ihn und stopfte die Dollars hinein.