Jack Slade 987 - Jack Slade - E-Book

Jack Slade 987 E-Book

Jack Slade

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Beschreibung

Die Bürger von West Bend in Iowa sehen harten Zeiten entgegen. Nicht nur, dass Micah Sherman mit seiner Bande die Bank überfallen hat - nun machen sich die Kerle auch noch in der kleinen Stadt breit, um hier zu überwintern. Den Sheriff und die Bürgerwehr haben sie bereits umgebracht, und jedem, der sich gegen sie stellt, droht das gleiche Schicksal.
Ein Mann allein hat den Mut, sich gegen die Outlaws zu stellen: Andy Barkley, den man den »Wolf von Iowa« nennt. Ein Ex-Cowboy, Pferdedieb und Frauenheld. Er kennt Micah Sherman und dessen Schwächen. Denn einst ist er sein bester Freund gewesen ...


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Seitenzahl: 143

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Inhalt

Cover

Der geächtete Held

Vorschau

Impressum

Der geächtete Held

Die Bürger von West Bend in Iowa sehen verdammt harten Zeiten entgegen. Nicht nur, dass Micah Sherman mit seiner Bande die Bank überfallen hat – nun machen sich die Kerle auch noch in der kleinen Stadt breit, um hier zu überwintern. Den Sheriff und die Bürgerwehr haben sie bereits ausgeschaltet, und jedem, der sich gegen sie stellt, droht das gleiche Schicksal.

Ein Mann allein hat den Mut, sich gegen die Outlaws zu stellen: Andy Barkley, Ex-Cowboy, Pferdedieb und Frauenheld. Er kennt Micah Sherman und dessen Schwächen, denn einst waren sie gut befreundet ...

Andy Barkley seufzte zufrieden. Er war dabei, das hübscheste Mädchen zu verführen, das er je kennengelernt hatte. Zur Hälfte war Vicky bereits entkleidet, und sie würde auch noch ihre letzten Hüllen für ihn fallen lassen. Während er mit der linken Hand ihre entblößten Brüste streichelte, schob er mit der rechten ihren Rock in die Höhe und tastete nach dem Spitzenhöschen.

Da polterte jemand in derben Stiefeln die Treppe herauf. Hart klopfte es an die Tür des Hotelzimmers.

»He, sofort aufmachen!«, ertönte eine raue, unfreundliche Stimme. »Hier ist Sheriff O'Brien! Öffnen Sie sofort die Tür, Barkley!«

»Damn!« Der dunkelhaarige Mann fluchte und murmelte eine Verwünschung. »Was wollen Sie denn von mir?«, rief er ungehalten. »Ich möchte jetzt nicht gestört werden!«

»Ich muss Sie verhaften!«, antwortete der Gesetzeshüter.

»Verhaften?« Andy Barkley löste sich von der zierlichen Blondine, die ihn erschrocken anblickte, und richtete sich auf. »Ich wüsste nicht, was Sie mir vorwerfen könnten. Es handelt sich wohl um einen Irrtum. Also, scheren Sie sich zum Teufel!«

»Machen Sie auf!«, schrie daraufhin der Sheriff. »Oder ich trete die Tür ein! Sollten Sie Widerstand leisten, schieße ich! Na, wird's bald?« Heftige Schläge gegen die Türfüllung unterstrichen seine Worte.

Andy sah ein, dass ihm nichts anderes übrig blieb, als der Aufforderung Folge zu leisten. Seufzend griff er nach seinem Hemd und brummte: »Okay, okay. Geben Sie mir wenigstens eine Minute!«

»Aber nicht länger! Und versuchen Sie bloß nicht, durchs Fenster zu fliehen – ich habe unten zwei Bewaffnete postiert! Jeder Fluchtversuch ist sinnlos!«

Das glaubte Andy dem Sheriff aufs Wort.

»Schade, Baby«, wandte er sich, während er in sein Hemd schlüpfte, an Vicky. »Es hätte so schön sein können.«

Auch sie bedauerte, dass ihr kaum begonnenes Schäferstündchen ein so jähes Ende fand. Eilig kleidete sie sich wieder an und brachte rasch ihr seidiges Blondhaar in Ordnung.

Andy war fertig. Seinen Revolvergurt hatte er sich nicht umgeschnallt, sondern auf dem Tisch liegen lassen. Er ging zur Tür und sagte: »Ich öffne jetzt.« Dann entriegelte er die Tür und zog sie auf.

Sheriff O'Brien stand mit schussbereiter Waffe im Flur. Er war ein kräftig gebauter Mann mit buschigen Augenbrauen und einem breiten Kinn, das er auf eine energische Weise nach vorn geschoben hatte.

»Nimm die Hände hoch!«, befahl er. »Und dann kommst du langsam aus dem Zimmer.«

Andy befolgte die Anweisungen, denn er wollte den Sternträger nicht unnötig reizen. Erst jetzt konnte dieser auch Vicky sehen, die höchstens zwanzigjährige Besitzerin des Hotels, in dem Andy Barkley sich eingemietet hatte. Die leicht zu durchschauende Situation schien ihr peinlich zu sein, denn eine kräftige Röte hatte ihr hübsches Gesicht überflutet.

»Was hat er denn verbrochen?«, fragte sie, um ihre Verlegenheit zu überspielen.

»Er ist ein steckbrieflich gesuchter Pferdedieb.«

»Ist das wahr, Andy?«

»Wenn er es sagt ...« Der sehnige, ziemlich große Ex-Cowboy verließ mit erhobenen Armen das Zimmer und grinste O'Brien freudlos an. »Und was jetzt, Sie Spaßverderber? Wollen Sie mich wegen der paar Gäule, die ich mal wo mitgenommen habe, wirklich einsperren?«

»Darauf kannst du wetten!«, versetzte der Sheriff von West Bend mit grimmiger Miene. »Los, die Treppe runter!«

Ehe sich Andy in Bewegung setzte, warf er Vicky noch einen verliebten Blick zu. »Ich komme bestimmt bald zurück, meine Kleine. Pass inzwischen auf meine Sachen auf!«

»Ja, Andy«, versprach sie mit Tränen in den Augen. »Dieses Zimmer bleibt für dich reserviert.«

Andy stieg die mit einem roten Läufer bedeckte Treppe hinunter, gefolgt von Sheriff O'Brien.

Unten in der Halle, wo es auch eine kleine Bar gab, saß der alte Hoteldiener hinter dem Anmeldepult und blätterte in einer vergilbten Zeitung, hob jetzt aber den Kopf und blickte missbilligend auf den Sheriff, der den einzigen Gast abführte. Wortlos gingen die beiden an ihm vorbei.

»Hätten Sie nicht wenigstens eine Stunde später kommen können?«, brummte Andy, als er vor O'Brien ins Freie trat.

»Damit du genügend Zeit gehabt hättest, dieses unerfahrene Ding zu vernaschen?«, konterte der Sheriff sarkastisch. »Das konnte ich dir zum Glück vermasseln, du windiger Hundesohn!«

Andy hätte ihm für diese Worte die Zähne einschlagen können. Aber das hätte ihn nur in noch größere Schwierigkeiten gebracht. Außerdem sah er jetzt die beiden Männer, die vor dem Hotelgebäude Wache gehalten hatten, auf sich zukommen. Sie begleiteten ihn und Leroy O'Brien zum Sheriff's Office auf der anderen Seite der Main Street.

Im unteren Teil des zweigeschossigen Holzhauses befand sich auch das winzige Gefängnis, bestehend aus einer einzigen Zelle, in der zwei wacklige Schlafpritschen standen. Krachend schlug hinter Andy Barkley die eiserne Gittertür zu, und der Zellenschlüssel drehte sich ratschend im Schloss.

Als die zwei Fremden die Bank betraten, dachte noch niemand an einen Überfall. Sie benahmen sich wie gewöhnliche Kunden, wirkten zunächst durchaus unauffällig. Während der eine die Notizen an der Anschlagtafel studierte, stellte sich der andere am Schalter an und wartete geduldig, bis er an der Reihe kam.

Vor ihm stand der Prediger Ernest Hull und zahlte die Spendengelder seiner Schäfchen auf ein Konto ein. Er bekam eine Quittung und verabschiedete sich mit ein paar freundlichen Worten.

»Und was kann ich für Sie tun, Mister?«, erkundigte sich nun der Kassierer.

»Mir die Taschen mit großen Scheinen füllen«, antwortete der Fremde. Er hatte seinen Colt gezogen und ließ den Mann hinter dem Kassenpult in die daumennagelgroße Mündung blicken. »Los, her mit dem Zaster!«

Der Bankangestellte wurde blass. Er war ein schmalbrüstiger Mann, der das mit Pomade eingeriebene Kopfhaar in der Mitte gescheitelt trug. Auf seiner Stirn klebte eine Schmalzlocke.

»Meinen Sie das wirklich ernst?«, stammelte er erschrocken. Obwohl ihn der Unbekannte mit der Waffe bedrohte, hoffte er noch immer, es könnte nur ein schlechter Scherz sein. Schließlich hatte sich der Mann nicht mal maskiert, sodass er dessen unrasiertes Gesicht sehen konnte.

»Sehr ernst sogar!«, versetzte der Fremde. »Und jetzt tu, was ich sage, du Witzbold! Oder muss ich dir erst die Ohren abschießen, weil du ohne sie vielleicht besser hörst?«

Da beeilte sich der Kassierer, einige Geldbündel aus einer Lade zu nehmen und auf das Pult zu legen, während das bebrillte Fräulein im Hintergrund des Schalterraums wie erstarrt an ihrem Schreibtisch saß, die Augen vor Schreck weit aufgerissen.

Der Prediger befand sich zu diesem Zeitpunkt noch immer in der Bank. Jetzt hinderte ihn der zweite Outlaw daran, diese zu verlassen.

»Hiergeblieben!«, herrschte er ihn an. »Du darfst erst raus, wenn der Spaß hier vorbei ist.«

Ernest Hull blickte auf den in unmissverständlicher Weise auf ihn gerichteten Colt und dann in das höhnisch grinsende Gesicht seines Bedrohers.

»Ihr kennt wohl nicht die zehn Gebote?«, fragte er. »Eines davon lautet ...«

»Halt's Maul! Wir stehlen nichts, sondern lassen es uns geben. Auch deine Kirchengelder.« Der Mann lachte gemein.

Inzwischen raffte sein Komplize die Geldbündel an sich und ließ sie in seinen Taschen verschwinden.

»Ist das alles? Versuch bloß nicht, uns zu betrügen, Mann!« Der Bankräuber warf dem Angestellten einen drohenden Blick zu.

»Es ist nur noch das Kleingeld in der Kasse«, beteuerte dieser zitternd.

»Darauf verzichten wir. Aber es gibt hier doch einen Tresor?«

»Den räumen wir ein andermal aus«, rief der Kumpan von der Tür her. »Lass uns lieber verschwinden!«

»Okay.« Der Stoppelbärtige löste sich vom Kassenschalter und begab sich im Rückwärtsgang zum Ausgang, wobei er drohend mit seinem Colt herumfuchtelte.

Wenig später verließ er mit seinem Komplizen die Bank. Zügig, aber ohne übertriebene Eile schritten die beiden auf einen großen Baum zu, in deren Schatten ein dritter Mann mit ihren Pferden auf sie wartete. Der verschlagen wirkende Bursche kaute an einem Streichholz und beobachtete nervös die ahnungslos sich auf der Straße bewegenden Stadtbewohner.

»Hat's geklappt?«, erkundigte er sich.

»Wie am Schnürchen«, versicherte der Stoppelbärtige. »Aber jetzt nichts wie weg!«

Kaum saßen die drei Banditen in den Sätteln, stürmte der Bankangestellte ins Freie und schrie aufgeregt: »Ein Überfall! Wir sind ausgeraubt worden! Diese Männer dort waren es! Lasst sie nicht entkommen!«

Die Outlaws trieben den Mann mit einigen Schüssen in die Bank zurück. Dann gaben sie ihren Pferden die Sporen und jagten aus der Stadt, feuerten dabei aber noch immer auf die überraschten Bürger, von denen zwei getroffen zusammenbrachen. Andere warfen sich schreiend zu Boden, um den Banditenkugeln zu entgehen.

Panik brach aus. Überall schrien Menschen. Das Krachen der Schüsse hatte die kleine Stadt im Nordwesten von Iowa aus ihrer beschaulichen Ruhe gescheucht.

Doch so schnell wie der Tumult losgebrochen war, ging er auch wieder vorbei. Die drei Bankräuber entkamen mit ihrer Beute aus der Stadt, und der Hufschlag ihrer Pferde verlor sich draußen in der hügeligen Prärie.

»Was ist heute nur für ein Tag?«, rief Sheriff O'Brien fast verzweifelt. »So viele Verbrecher auf einmal haben uns schon lange nicht mehr heimgesucht.«

Die kleine Stadt hatte einen Toten zu beklagen und einen Schwerverletzten, um den sich inzwischen der Doc kümmerte. Somit waren die Bankräuber auch zu Mördern geworden.

Aber die Schufte sollten büßen. Entschlossen, die Täter an den Galgen zu bringen, versammelte Sheriff O'Brien in weniger als einer Viertelstunde die Bürgerwehr. Sie bestand mit ihm aus sechs kampftüchtigen Männern, und es gehörten ihr nicht nur der Huf- und Wagenschmied und der Büchsenmacher an, sondern auch der Town Mayor, also Bürgermeister.

Alle waren sie bis an die Zähne bewaffnet.

Ehe sich der Sheriff vor seinem Haus in den Sattel schwang, verabschiedete er sich von seiner hübschen, ein wenig besorgt dreinblickenden Frau mit einem Kuss.

»Mach dir keine Sorgen, Amanda«, sagte er. »Diese drei Halunken kriegen wir, ohne dass einer von uns auch nur einen Tropfen Blut verliert.«

Nach diesen Worten löste er sich von ihr und bestieg seinen Braunen.

Phil Pendergast, der nebenan aus seinem Store getreten war, hatte die kurze Szene mitverfolgt. Der knapp vierzigjährige Mann trug ein schwarzes Bärtchen auf der Oberlippe und fiel durch seinen gepflegten Haarschnitt auf. Er hatte eine grüne Schürze umgebunden.

»Tut mir leid, dass ich euch nicht begleiten kann«, rief er. »Hätte euch nur zu gern geholfen, mit diesem Gesindel aufzuräumen. Aber meine Hüfte erlaubt es nicht, mit euch zu reiten.«

»Ich weiß«, versetzte O'Brien. »Du musst dir wirklich keinen Vorwurf machen. Wenn du trotzdem etwas für mich tun willst, behältst du in der Zwischenzeit mein Haus im Auge. Amanda ist nämlich allein mit dem Gefangenen.«

»Das mach ich gern«, versicherte der Storebesitzer.

Die Männer des Aufgebots trieben ihre Pferde an und galoppierten aus der Stadt.

Draußen im Gelände fanden sie mühelos die Spuren der Bankräuber. Die Banditengäule hatten das hohe, herbstlich braun gewordene Präriegras förmlich niedergewalzt, sodass eine nach Osten führende Schneise entstanden war, der sogar ein Blinder hätte folgen können.

»Sie wollen zum Sioux River.« Sheriff O'Brien musste seine Stimmbänder anstrengen, um sich im Getrampel der Hufe verständlich zu machen. »Wahrscheinlich haben sie vor, nach Nebraska zu entkommen. Los, treibt eure Gäule an, wir müssen die Dreckskerle noch vor dem Abend einholen!«

Die Männer aus West Bend gebrauchten die Sporen. Wiehernd streckten sich ihre Pferde und jagten mit ihren Reitern auf der deutlich sichtbaren Fährte durch das hügelige Land nach Osten.

Nachdem sie drei oder vier Meilen zurückgelegt hatten und ein enges Tal passierten, geschah etwas völlig Unerwartetes. Gewehre begangen auf den umliegenden Anhöhen zu blitzen und zu krachen, heißes Blei fuhr mitten in die gänzlich überraschte Posse und riss auf Anhieb die Hälfte von ihnen aus dem Sattel.

Sheriff O'Brien und seine Begleiter hatten die Bankräuber noch immer weit voraus vermutet. Nun mussten sie erkennen, dass dies ein fataler Irrtum war. Die Banditen hatten sich hier auf die Lauer gelegt, hatten ihnen einen Hinterhalt gestellt. Und sie waren jetzt nicht mehr zu dritt, sondern mehr als doppelt so viele.

Erneut krachten Schüsse. Erneut fanden Kugeln ihr Ziel. Mit einem schaurigen Wiehern bäumten sich getroffene Pferde auf und stürzten wie ihre Reiter zu Boden.

Die Letzten der Posse kamen nicht mehr zu einer Gegenwehr. Die an den Talrändern postierten Outlaws schossen ihre Verfolger gnadenlos zusammen.

Der Letzte, der starb, war Sheriff O'Brien. Er hatte bereits eine Kugel in der Brust und eine zweite in der Hüfte. Aber er kniete noch neben seinem verendeten Braunen und wollte mit seinem Gewehr auf einen der Gegner feuern. Da traf ihn eine dritte Kugel und gab ihm den Rest. Ächzend fiel er auf das tote Pferd.

Auf seinem Rücken breitete sich ein Blutfleck aus. Verschwommen hörte er noch das Triumphgeschrei seiner Mörder. Dann erstarrte für immer sein Blick.

Eine blasse Sonne ging im Westen unter – viel früher als noch vor wenigen Wochen, als der Herbst begonnen hatte. Inzwischen waren die Tage kürzer geworden, die Nächte länger, und es würde sicher bald den ersten Frost geben, durch den die wenigen Bäume in diesem Land ihr Laub verlieren würden.

Der Wind zerrte an den Umhängen der sieben Reiter, die von Süden her nach River Bend kamen. Kalt wehte er durch die Straße und wirbelte den Staub auf, sodass man nur wenige Meter weit sehen konnte. Kaum jemand achtete daher zunächst auf die reichlich verwegen aussehenden Fremden.

Sie saßen lässig im Sattel und blickten forschend nach allen Richtungen. Dumpf schaufelten die Hufe ihrer Pferde.

Jetzt erreichten sie Reva Vanderbilts Saloon und hielten davor an, stiegen aus den Sätteln und banden die Tiere an den langen Holm, der sich vor dem Gebäude hinzog.

Dann stürmten sie auch schon in den Schankraum und bedrohten die Anwesenden mit ihren Gewehren und Revolvern.

»Keiner von euch rührt sich von der Stelle!«, rief der in schwarzes Leder gekleidete Anführer. »Ihr seid unsere Gefangenen! Aber wenn ihr vernünftig seid, geschieht euch nichts.«

Niemand dachte an Widerstand. Zu groß war der Schreck über das Auftauchen der bewaffneten Bande. Mühelos konnten die Kerle alle Anwesenden in ihre Gewalt bringen. Nicht nur die dicke Reva, die beiden Animiermädchen und den Keeper, sondern auch die wenigen Gäste, die bis auf einen unbewaffnet waren. Die hinter der Theke versteckte Schrotflinte war ebenfalls rasch gefunden und beschlagnahmt.

»Jetzt dürft ihr euch wieder bewegen«, sagte der Anführer, als er mit seinen Komplizen alles im Griff hatte. »Vergesst aber nicht, dass von heute an wir hier das Sagen haben!« Wölfisch grinsend schlug er der noch immer bleichen Daisy auf den Po. »Du hast einen knackigen Arsch, Mädchen. Ich hoffe, wir werden uns gut verstehen.«

Dann packte er einen der überwältigten Gäste am Kragen, riss ihn vom Stuhl und stieß ihn zum Ausgang. Er war ein breitschultriger Mann mit weitgehend ergrauten Haaren und einem imposanten Schnurrbart. Alle Laster dieser Welt hatten in seinem narbigen Gesicht ihre Spuren hinterlassen. Aber obwohl er nicht mehr jung war, bewegte er sich noch so schnell und leicht wie ein Dreißigjähriger. Er hatte einen goldenen Schneidezahn und einen ebenfalls goldenen Ring im linken Ohr.

Alles in allem wirkte er so gefährlich wie eine ausgewachsene Viper.

Zwei seiner Kumpane folgten ihm mit den übrigen Gästen als lebenden Schutzschild.

Draußen richtete der Anführer seinen Colt zum Himmel und feuerte einige Schüsse ab, um die Aufmerksamkeit der Passanten auf sich zu lenken.

»Hört her, Leute!«, schrie er. »Hört, was ich euch zu sagen habe! Spitzt eure Ohren, ihr Bürger von West Bend!«

Unwillkürlich blickte alles, was gerade unterwegs war, in seine Richtung. Und die abgegebenen Schüsse bewirkten ebenfalls, dass sich in den Fenstern und Türen der umliegenden Häuser Menschen zeigten. Auch ihre Blicke wanderten zum Saloon, wo der Schwarzgekleidete jetzt mit lauter Stimme fortfuhr:

»Ich bin Micah Sherman und habe sechs Freunde bei mir, die alle ein Winterquartier suchen. Daher haben wir beschlossen, diese Stadt zu übernehmen. Wem das nicht passt, sollte es besser gleich sagen, damit es später zu keinen Unstimmigkeiten kommt. Die können wir dann schon jetzt ausräumen, Leute. Also, wer hat was gegen uns?«

Auf seine Worte hin herrschte betroffenes Schweigen. Fassungslos blickten die Bürger von West Bend auf den Mann, der sich offen als Bandit zu erkennen gab, sogar kaltblütig seinen Namen nannte. Noch konnten sie es nicht glauben, dass sich jemand anmaßte, einfach ihre Stadt zu übernehmen.

Doch dann begriffen sie, dass er es wirklich ernst meinte. Die Revolvermündungen an den Köpfen der Geiseln redeten eine deutliche Sprache.

»Niemand?«, fragte Micah Sherman, indem er sich drohend umschaute. »Keiner lebensmüde? Wie schön!« Er begann auf seine wölfische Art zu grinsen. »Ihr heißt uns also willkommen?«

Noch immer sagte niemand ein Wort. Doch mancher hatte inzwischen begriffen, mit wem man es zu tun hatte. Es konnte sich nur um die Verbrecher handeln, die die Bank ausgeraubt und dabei einen Mann erschossen hatten. Jetzt waren sie mit Verstärkung zurückgekehrt, um noch mehr Beute zu machen und sich hier einzunisten.

Immer mehr Leute traten vor ihre Häuser, bevölkerten die Gehsteige davor. Hauptsächlich waren es Frauen. Darunter auch Amanda O'Brien. Sie hatte wie die anderen Frauen nicht ohne Sorge auf die Rückkehr ihres Ehemannes gewartet. Doch statt der Bürgerwehr war nun diese Bande in die Stadt gekommen. Das bedeutete nichts Gutes.

Amanda O'Brien begriff als Erste, dass etwas Schreckliches passiert war.