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Jack Slade 996 E-Book

Jack Slade

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Beschreibung

Eine falsche Anklage könnte Ringo Slaterlee an den Galgen bringen. In letzter Sekunde ist es ihm gelungen, unterzutauchen, doch ein unerbittlicher Jäger hat sich auf seine Fersen gesetzt, dem noch nie zuvor ein Opfer entkommen ist. Wird Ringo es als Erster schaffen, während er zugleich dabei hilft, Tausende Rinder über fast den halben Kontinent zu treiben?


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Seitenzahl: 155

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Inhalt

Cover

Gnadenlose Verfolger

Vorschau

Impressum

Gnadenlose Verfolger

Eine falsche Mordanklage könnte Ringo Slaterlee an den Galgen bringen. In letzter Sekunde ist es ihm gelungen, unterzutauchen, doch ein unerbittlicher Jäger hat sich an seine Fersen gehängt, dem noch nie zuvor ein Opfer entkommen ist.

Wird Ringo es als Erster schaffen, während er zugleich dabei hilft, Tausende Rinder über fast den halben Kontinent zu treiben?

Sondra Day stöhnte vor Lust und Wonne, als der Zureiter auf ihr lag. Ringo Slaterlee, Broncobuster und noch manches andere, strengte sich mächtig an. Er stieß in den schweißbedeckten Unterleib der schönen Sondra hinein.

Sie klemmte ihn zwischen die Schenkel, biss ihm fest in den Hals. Er drückte ihre großen und festen Brüste, biss ihr in die Nippel und zog sie lang.

Sondra schrie. Sie kam mehrfach in Wellen. Ihr Schoß zuckte im Orgasmus.

»Ja, gib's mir! Zeig mir, was du draufhast.«

Ringo bäumte sich auf. Er kam mächtig und ergoss sich.

Endlich stöhnte er wohlig und schaute am Rand der Buschinsel hinauf zur warmen Frühlingssonne von Texas.

»Ich bleib' gleich in dir drin«, sagte er. »Ich mach's dir bald noch einmal.«

»Das wirst du nicht«, erklärte hinter ihm eine empörte Stimme. Ein Mann kam hinterm Dornbusch hervor. »Weg von ihr, von meiner Verlobten! Oder ich schieße dich von ihr runter. Du Hure, du Flittchen, was hast du dir dabei gedacht?«

Sondra riss ihre Blauaugen auf. »Es ist nicht so, wie du denkst, Bennie.«

»So? Wie denn sonst?«

Die nackte Blondine bäumte sich plötzlich auf und stieß Slaterlee von sich weg. Sie rechnete sich noch eine geringe Chance aus, ihren Verlobten täuschen zu können. Fraglich war, wie lange er sich schon in der Nähe befand.

Sondra schrie fürchterlich auf.

»Er ... er hat mich vergewaltigt, Bennie! Wie ein Tier ist er über mich hergefallen. Er riss mich vom Pferd und zwang mich ... zwang mich ... Ich kann es nicht sagen, ich schäme mich so.«

Der braunlockige junge Mann blickte über den Lauf der Winchester 66 weg, mit der er Ringo und auch Sondra bedrohte.

»Das soll ich dir glauben?«

»Ja. Sieh nur, ich habe ihn gekratzt und gebissen! Sieh nur seinen Hals und die übrigen Kratzer. Er ... er zwang mich. Er hatte ein Messer.«

»Wo ist es denn?«, fragte Bennie.

»Er ... er hat es weggeworfen, als er mich unter sich hatte. Es muss irgendwo liegen. Glaub mir. Ich liebe dich doch, Bennie Olscutt!«

Sie hatte Ringo im Rausch der Leidenschaft allerdings Kratzer und eine Bissspur am Hals beigebracht. Bei Sondra flossen die Tränen.

»Ich armes Girl! Geschändet, von einem üblen Banditen und Schuft vergewaltigt. Und nicht einmal mein Verlobter glaubt mir.« Voller Hass, mit verzerrtem Gesicht fauchte sie: »Erschieß ihn! Knall ihn ab! Der Schuft hat es nicht besser verdient.«

Bennie zögerte. Ringo, groß, sehnig-schlank, mit schulterlangen blonden Locken und glattem Gesicht, saß nackt am Boden. Sein Lustspeer war schlaffer geworden.

Abwehrend streckte er die Hand aus.

»Glaub ihr nicht, Bennie. Und wenn doch, gib mir wenigstens eine faire Chance. Du wirst doch keinen unbewaffneten nackten Mann erschießen wollen!«

»Warum sollte ich nicht? Nach dem, wobei ich dich ertappt habe. Ich bin Sondras Spur gefolgt. Sie kreuzte sich dann mit deiner. Neugierig geworden ritt ich weiter, als beide Fährten nebeneinander verliefen.«

»Ja«, schluchzte Sondra. »Zuerst benahm er sich freundlich und nett. Tat, als ob er mir zufällig begegnet wäre. Plauderte, machte mir Komplimente. Dann fiel er plötzlich über mich her.«

»Glaub ihr nicht!«, sagte Ringo.

»Und wenn doch? Ihr Slaterlees seid alle Banditen und Bastarde. Revolverhelden und Tunichtgute. Von deiner Sippe starb noch keiner im Bett. Ich bin nicht so verrückt, es mit dir in einem Revolverduell aufnehmen zu wollen. Jetzt bist du dran. Wir, Sondra, sprechen uns noch.«

Die Blondine merkte, dass Bennie unsicher war, was sie betraf. Die Tränen wirkten. Sie war eine erstklassige Schauspielerin. Ihr schöner nackter Leib verwirrte Bennie zusätzlich. Sie wusste, der Ranchersohn war ihr verfallen.

Er glaubte ihr, jedenfalls neigte er dazu, weil er ihr glauben wollte. Ihr Sex und ihre Leidenschaft hatten ihm den Kopf verdreht und blendeten ihn. Sein Denken und Fühlen wurde von dem Verlangen gesteuert, das er nach ihr empfand.

Und er war wirklich erst spät hinzugekommen.

»Du bist dran, Slaterlee. Geh zu den Pferden. Nimm deinen Colt!«

Ringos Revolvergurt hing über dem Sattelhorn seines gefleckten Pintos. Bennie Olscutt hatte seinen Sattelkarabiner schon in der Hand. Er brauchte nur auf Ringo zu halten und abzudrücken.

Der blondgelockte Revolvermann und Allrounder fügte sich in das Unvermeidliche. Er stand auf und zuckte die Achseln.

»Sie taugt nichts, Bennie«, sagte er. »Glaub mir das.«

»Halt's Maul.«

Sondra sprang plötzlich auf Ringo los, spuckte ihn an und schlug mit ihren kleinen Fäusten auf ihn ein. Sie gebärdete sich wie eine Wilde.

»Du Bastard, du Lump! Vergewaltiger! Schwein!«

Ringo stieß sie zurück. Es war ein seltsames Bild – ein nackter Mann und eine nackte schöne Frau rangelten sich.

Sondra taumelte in Bennies Richtung. Sie schrie auf.

»Oh weh, mein Fuß! Ich bin in einen Dorn getreten.«

Sie hüpfte auf einem Bein. Bennie war einen Moment abgelenkt. Er schaute auf ihren Fuß. Trotzdem hätte Ringo keine Chance gehabt, ihn zu packen. Doch Sondra packte die Winchester und riss sie ihm mit einem Ruck aus der Hand.

»Schnapp ihn dir, Ringo!«, rief sie.

Ringo sprang vor. Bennie griff nach seinem Revolver und zog ihn. Doch ehe er ihn auf Ringo richten und abdrücken konnte, hielt der ihm die Revolverhand fest und bog sie zur Seite.

Es ging um sein Leben. Sondra sah zu, wie die beiden Männer miteinander um den Besitz des Sechsschüssers rangen. Sie traten sich, machten Kopfstöße, versuchten, mit dem Knie empfindliche Teile des Gegners zu treffen.

Ringo gewann langsam die Oberhand. Doch mit einem wilden Kraftaufwand bekam Bennie, der noch immer den Colt umklammerte, die Hand frei. Ringo packte ihn wieder, verdrehte ihm den Arm – und ein Schuss löste sich.

Es knallte – ein paar Vögel auf einem Dornbusch in der Nähe flogen auf. Bennie war in den Leib getroffen. Aschfahl ließ er endlich die Waffe los, taumelte zurück und brach in die Knie.

»Du hast mich ... hast mich ...«

Er drückte die Hände auf den Oberleib. Sank nieder. Blut quoll hervor, eine Menge Blut. Ringo hatte schon Männer sterben sehen, im Krieg und auch später. Er wusste, dass Bennie Olscutts Bauchschlagader zerfetzt war.

Eine tödliche Wunde. Bennie wurde immer blasser.

Er stöhnte: »Mich hat's erwischt, Ringo. Sag mir, wie war es wirklich. Hast du sie ...«

Ringo kniete neben ihm nieder. Der Colt mit dem blutigen Griff lag am Boden. Jetzt wollte ihn keiner der Männer mehr.

»Sie lügt, Bennie«, sagte Ringo. »Ich habe keine Gewalt bei ihr angewendet. Ich habe noch nie einer Frau Gewalt angetan und würde es nie. Sie ist ein Flittchen. Schon beim Rodeo neulich hat sie mir schöne Augen gemacht. Sie wollte es, bot sich mir an – warf sich mir an den Hals. Wir Slaterlees sind ritterliche Männer, auch wenn wir eine wilde Sorte sind. Gewalt gegen Frauen gehört nicht zu unserem Repertoire.«

»Ich glaube dir, Ringo«, röchelte der Sterbende mit seinem letzten Hauch.

»Ich wollte nicht, dass du tödlich verletzt wirst«, sagte der wilde Ringo. »Hätte ich das gewusst, dann hätte ich die Finger von ihr gelassen. Es war ein Unfall. Der Schuss löste sich ...«

Bennie hörte ihn nicht mehr. Er war tot. Ringo hatte sich völlig auf ihn konzentriert. Jetzt, als er aufschaute, sah er in die Mündung von Bennies Winchester. Sondra hielt sie auf ihn gerichtet. Sie trug immer noch keinen Faden am Leib.

Doch ihr Anblick und ihre Schönheit lockten ihn nicht mehr.

Er begriff, dass sie ihn töten wollte.

»Du Schlange«, knirschte er. Der Revolver mit dem blutigen Griff lag zu weit weg, um ihn zu packen. »Warum hast du ihm die Winchester entrissen?«

Sondra lächelte kalt. Noch nie hatte er ein so abgebrühtes und skrupelloses Biest gesehen.

»Sein Alter ist nicht so gutgläubig wie er«, sagte sie. »Der hätte mich mit der Peitsche fortgejagt oder die Hunde auf mich gehetzt. Davor hast du mich bewahrt.«

»Was jetzt?«, fragte Ringo und stand auf.

Er hielt die Hände in Schulterhöhe.

»Jetzt? Dreh dich um. Los, wird's bald!«

»Willst du mich hinterrücks erschießen?«, fragte Ringo. »Kannst du mir dabei nicht in die Augen sehen?«

»Ich kann schon. Aber ich will nicht. So leicht mache ich es dir nicht, dass ich dir eine Kugel gebe. Ich habe was anderes vor.«

»Was?«

»Das wirst du schon merken. Dreh dich einfach um. Oder willst du eine Kugel ins Knie? Oder ...«

Sie zielte auf seinen Unterleib. Ringo musste gehorchen. Er wandte ihr den Rücken zu.

»Knie nieder.«

Kaum kniete er, da donnerte ihm Sondra den Karabinerkolben über den Kopf. Sie schlug noch einmal zu. Um Ringo wurde es dunkel.

Als er wieder zu sich kam, hatte er üble Kopfschmerzen. Er setzte sich auf. Um ihn herum drehte sich alles. Würgend erbrach er sich. Schlagartig fiel ihm ein, was passiert war. Zuerst griff er sich an die beiden mächtigen Beulen an seinem Kopf.

Als er aufzustehen versuchte, klappte es nicht gleich. Ringo stellte fest, dass er komplett angezogen war. Er selbst hatte das nicht getan.

Er schaute sich um.

Da lag Bennie Olscutt, der Erbe der großen und mächtigen Bar O Ranch. Der einzige Sohn und der Augenstern des tyrannischen und gewalttätigen Ranchers Big Jay Olscutt. Fliegen umsummten den Leichnam.

Ein Geier hatte sich bereits bei ihm niedergelassen, hackte jedoch noch nicht auf ihn ein. Bennie lag in einer anderen Haltung da, als Ringo ihn zuletzt gesehen hatte.

Seine gebrochenen Augen starrten zum Himmel, als ob er ihn wegen seines Tods anklagen wollte. Da waren kein Pferd und auch keine Waffen. Sondra war weg.

Ringo erhob sich mühsam. Er blieb auf den Beinen, taumelte allerdings und zerstach sich die Hand an einem Dornbusch. Er sah sich um.

Allmählich klärten sich seine Sinne, er wurde sicherer auf den Beinen. Der Pferdefänger und Zureiter, Cowboy, Revolverheld und was er noch alles war, war ein harter Bursche.

24 Jahre alt, kühn und verwegen. Den Frauen zugetan und dem Glücksspiel – die Frauen machten es ihm leicht. Im Großen und Ganzen war er immer auf der richtigen Seite des Gesetzes geblieben, was man nicht von jedem aus der Sippe der Slaterlees sagen konnte.

Sie würden dem Teufel ins Auge spucken und wären so stolz wie die Sonne, hieß es von ihnen. Ein paar von ihnen waren steckbrieflich gesucht worden, drei am Galgen gestorben, einer in einem Zuchthaus, wo er einsaß, bei einer Messerstecherei krepiert.

Mehrere erschossen oder unfallmäßig zu Tode gekommen.

Dieses Biest Sondra, dachte Ringo. Sie hat mich hinterrücks niedergeschlagen, mir die Kleider angezogen, hat Bennie so hingelegt, wie er jetzt liegt und ist fortgeritten. Die Pferde – drei Pferde – nahm sie mit. Auch Waffen und die Wasserflaschen und alles andere.

Warum? Er konnte sich keinen Reim darauf machen. Als er nachsah, stellte er fest, dass sie sogar sein Messer mitgenommen hatte. Den Tabak und Schwefelhölzer hatte er noch.

Er hatte Bennie nicht umbringen wollen. Die Weiber sind noch mal dein Untergang, war ihm prophezeit worden. Er hatte Sondras Schönheit und ihren Lockungen nicht widerstehen können.

Das Angebot, das sie ihm machte konnte er nicht ausschlagen – sonst wäre er nicht Ringo und kein Slaterlee gewesen. Er fluchte in sich hinein und überlegte, was er nun machen sollte.

Jedenfalls steckte er schwer in der Klemme. Drastisch dachte er: Ich fahre ohne Kahn in der Scheiße. Und: Sie steht mir bis Oberkante Unterlippe.

Er hätte nicht der wilde Ringo sein müssen, um jetzt zu verzagen. Auf der mehrere Steinwürfe breiten, karg bewachsenen Buschinsel setzte er sich in den Schatten des dort aufragenden hohen Felsens.

Devils Dice hieß dieser Felsen, ein Wahrzeichen in der Brasada im Westen von Texas, einem von Wildrindern, Jaguaren und Wölfen bevölkerten Dornbuschgebiet mit zahllosen Schlupfwinkeln, Schluchten und Gräben – Felsformationen und Wüstenvegetation. Die Brasada war gewaltig groß.

Hier in der Gegend war der Devils Dice, der Teufelswürfel, markant. Wie vom Diablo selbst mit einem Wurf hingeschmissen.

An diesem markanten Punkt in einem meilenweiten übermannshohen Dornbuschgestrüpp hatte sich Ringo mit Sondra verabredet. Hier gingen sie davon aus, ungestört zu sein. Es war sofort wild und heftig zur Sache gegangen.

Nur zwei Pfade führten durch das Dornengestrüpp – aus dem auch Kakteen aufragten – zum Teufelswürfel.

Es war später Nachmittag. Die Sonne brannte vom Himmel.

Ringo beobachtete den Geier. Als dieser auf Bennies Leichnam einzuhacken begann, verscheuchte er ihn. Die Leiche ließ er vorerst liegen – noch wusste er nicht, was er damit tun sollte.

Er drehte sich im Schatten des Felsens eine Zigarette und rauchte. Der Rauch kratzte ihn in der Kehle. Noch schmeckte er ihm – bald würde das nicht mehr der Fall sein, wenn seine Kehle ausdörrte.

Ich muss weg, dachte er. Big Jay wird den Tod seines Sohnes und Erben nicht hinnehmen. Er grübelte, was Sondra vorhatte. Ein übles Biest war sie zweifellos. Sie wird doch nicht die Story mit der Vergewaltigung weiter behaupten, überlegte sich Ringo.

Er fragte sich, was in ihrem Kopf vorging.

So ein Miststück, dachte er.

Als er die Kippe wegwarf und aufstand, hörte er Stimmen. Dass er in seinem Zustand, mit einer Gehirnerschütterung, nicht hätte rauchen dürften, das wusste er. Es hatte ihn nicht gehindert, leichtsinnig, wie er war.

Er torkelte ein wenig.

Von zwei Seiten, auf beiden Pfaden kamen Reiter auf die Buschinsel. Sechs Cowboys der Bar O. Sie hielten die Waffen schussbereit und ritten auf ihn los.

Sondra folgte ihnen.

»Da ist er!«, kreischte sie. »Packt das Schwein.«

Ringo war klar, dass er schlechte Karten hatte. Das Einzige, was ihm aussichtsreich schien, war die Flucht. Gehetzt schaute er sich um und spurtete dann, obwohl ihm speiübel war, ins Gestrüpp.

Schüsse plackerten hinter ihm her.

Ein Cowboy rief: »Knallt ihn nicht ab! Er soll hängen, der Hund, dafür, dass er Sondra vergewaltigte und den Sohn vom Boss umgebracht hat.«

Das Feuer wurde eingestellt.

»Bennie gab ihm eine faire Chance, obwohl er wusste, wie schnell er ist«, hörte Ringo, als er durch das Dornengestrüpp hetzte und kroch, sich Kleider und Haut in Fetzen riss. Er war so voller Adrenalin, dass er die Schmerzen nicht spürte. »Wir müssen ihn lebend fassen.«

Mit ihren Pferde mit der Brasada-Ausrüstung und ledernen Bat Wing Chaps ritten sie ins Gestrüpp. Doch Ringo war schneller und besser – er quetschte sich durch für Pferde und Reiter undurchdringliches Dornengestrüpp.

Er kroch und holte sich blutige Wunden. Das war immer noch besser, als gefangen zu werden. Eine üble Abreibung hätten die Cowboys ihm gleich verpasst. Was danach kam, konnte er sich denken.

Er kam vorwärts, durch das Gestrüpp und durch Gräben und Mulden. Die Sonne sank tiefer. Ringo war an die drei Stunden bewusstlos gewesen – Sondra-Girl hatte ihm fast den Schädel eingeschlagen. Er hatte mehr Glück als Verstand gehabt, dass sein Bumskopf das ausgehalten hatte, und seine eisenharte Konstitution half ihm jetzt, die Strapaze der Flucht durch die wilde Brasada auszuhalten.

Er bewegte sich über eine Bodenwelle. Auf der anderen Seite lag im Schatten ein Tümpel mit lauwarmer Brühe, schlammig und trüb. Die ihn jagenden Cowboys hatte er abgehängt. Vorerst jedenfalls, denn Big Jay würde, um ihn zu fangen, die größte Menschenjagd seit Menschengedenken beginnen.

Ringo war völlig erschöpft, blutig, mit zerrissenen Kleidern und fertig. Der Durst quälte ihn. Auf allen vieren kroch er zum Tümpel. Auf dessen Oberfläche liefen zahlreiche Wasserläufer herum.

Diese Tierchen, zehn bis fünfzehn Millimeter groß, konnten mit ihren langen Beinen und speziellen Tarsen unter Ausnutzung der Oberflächenspannung auf dem Wasser laufen. Es hatte mal jemand Ringo erzählt, dass sie eine Art Wanzen seien.

Das schreckte ihn nicht, auch nicht die schlammige Brühe. Er kroch hin, fiel mit dem Oberkörper hinein und trank gierig wie ein verdurstendes Pferd.

Wasserläufer soff er nicht mit, denn die flitzten schnell weg und verharrten in gebührendem Abstand. Mit ihren Facettenaugen glotzten sie auf dieses seltsame Wesen, das sie anders als mit menschlichen Augen wahrnahmen.

Ringo rülpste, als er sich satt getrunken hatte. Jetzt spürte er seine Wunden von den Dornen. Sein Kopf schmerzte immer noch. Wenn du Schmerzen hast, sei froh, hatte sein grantiger Grandpa gesagt. Dann lebst du noch.

Grandpa war für einen Slaterlee stilgerecht bei einer Schießerei in einer dunklen Gasse in El Paso ums Leben gekommen. Da war er schon siebzig gewesen und zweifellos froh, einen slaterleewürdigen Tod zu sterben.

Der blondlockige junge Mann setzte sich auf. Jetzt konnte er besser überlegen. Nach einer Zigarette gelüstete es ihn nicht. Sein Tabak war bei dem halben Bad im Wasser sowieso nass geworden.

Er kroch in den Schatten einer krüppligen Zeder und ruhte sich aus. Es dämmerte schon – das Abendrot glühte am Himmel. Und er war mutterseelen allein und gejagt und gehetzt in der weiten und wilden Brasada.

Jetzt brachte er zusammen, was Sondra plante. Der Stand der Sonne zum Zeitpunkt seines Erwachens verriet ihm, dass er knapp drei Stunden bewusstlos gewesen war. In der Zeit hatte die böse Sondra ihn angezogen und Bennie zurechtgelegt. Dann machte sie sich aus dem Staub und holte Bar O Cowboys.

Das Flittchen wusste, dass und wo welche in der Nähe waren. Eine Brasada-Mannschaft, um Wildrinder zu fangen. Seit Neuestem gab es in Kansas einen Absatzmarkt für die gehörnten Biester, die sich während des Bürgerkriegs in Texas wie die Karnickel vermehrt hatten. Für Big Jays Härte und Geiz sprach es, dass er sogar in der Brasada Buschrinder fangen ließ, was eine höllische Angelegenheit war.

Sondra wollte auf ihrer Geschichte beharren, Ringo hätte sie zum Sex gezwungen und vergewaltigt. Bennie, ihr Verlobter, sei ihrer Fährte gefolgt, aus Sorge um sie, würde sie lügen. Er habe Ringo gestellt und zum Duell gezwungen – und sei von ihm erschossen worden.

Dann habe sie Ringo niedergeschlagen, es jedoch nicht fertig gebracht, auf den Bewusstlosen zu schießen. Ihn zu töten. Sie sei vielmehr weggeritten, mit Pferden und allen Waffen und mit dem Wasser, um Verstärkung zu holen.

Sie habe Ringo nicht gefesselt und überm Pferd liegend zurückbringen können. Wie sollte denn sie, ein schwaches Weib, den schweren Mann aufs Pferd legen? Sie hätte nur fortlaufen wollen – in purer Panik, geschockt und verwirrt. So wollte sie es schildern und auch ihre Gründe nennen.

Zweifellos hatte sie rasch die Spuren am Boden der Buschinsel verwischt und verändert, so dass keine Fährte gegenteilige Beweise brachte. Wenn man denn überhaupt welche suchte.

Eine heikle Geschichte, doch in sich durchaus stimmig oder jedenfalls glaubhaft. Wie sich Sondra das Weitere auf der Bar O Ranch vorstellte, wusste Ringo nicht. Der alte Big Jay war ihr nicht sonderlich gewogen, das wusste Ringo, obwohl er sich nicht für Klatsch interessierte.

Jedenfalls war Schön-Sondra mit dem Rancherben und einzigen Sohn von Big Jay verlobt gewesen. Das würde sie für sich ausnutzen und Vorteile oder Geld – oder beides – für sich herausquetschen. Und, schön wie sie war und verführerisch, konnte ein solches Weib sogar den Teufel verführen.