Jack - Tribut der Begierde 2 - Klaus Kesemeyer - E-Book

Jack - Tribut der Begierde 2 E-Book

Klaus Kesemeyer

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Beschreibung

Jack ist zurück! Laura und Agnes, die beiden sadistischen Ärztinnen, haben zwei entscheidende Fehler gemacht: Sie haben Jack Josten mehrere Jahre bis aufs Blut gequält - und sie haben ihn am Leben gelassen! Mühselig kämpft sich Jack nach der langen Zeit der Folter in sein normales Leben zurück. Doch die Erinnerungen an seine ehemaligen "Herrinnen" quälen ihn zu sehr. So beschließt er, auf die Suche nach Laura und Agnes zu gehen. Und er will jene Frau finden, die mit ihm zusammen über Wochen und Monate gefoltert wurde und so wie er unsäglich gelitten hat. Ein Zufall bringt Jack auf die richtige Spur. In ihm erwacht ein bösartiges Verlangen. Jack will Rache!

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Seitenzahl: 271

Veröffentlichungsjahr: 2013

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Jack – Tribut der Begierde 2

Klaus Kesemeyer

Jack

Tribut der Begierde 2

SM-Thriller

Impressum

Jack – Tribut der Begierde 2

Klaus Kesemeyer

published by: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de

Copyright: © 2013 Klaus Kesemeyer, Düsseldorf

Titelbild: © stokkete – fotolia.deISBN 978-3-8442-5290-3

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.

Jack – Tribut der Begierde 2

Die Dämmerung bricht an und Jack hat endlich, völlig entkleidet, das Waldgebiet verlassen, wo die zwei sadistischen Weiber ihn nach langer Gefangenschaft ausgesetzt haben. Seine Füße bluten, da er schon seit Stunden barfuß durch den Wald rennt, doch dass bisschen Blut und der Schmerz sind lächerlich zu dem, was er lange Zeit über sich ergehen lassen musste. Viele Monate oder Jahre wurde er von Agnes und Laura als Sexsklave gehalten und gequält.

Völlig nackt steht Jack vor einem großen Feld und erblickt in der Ferne ein Bauernhaus, dem er sich vorsichtig nähert. Dort angekommen, schleicht er um das Haus und entdeckt in Nähe einer Scheune eine lange Wäscheleine mit gewaschener Wäsche. Er nimmt ein Bauwollhemd, ein Shirt, eine Jacke, eine Arbeitshose und ein Paar Socken von der Leine und verschwindet in die Scheune. Nachdem er sich die Klamotten angezogen hat, versteckt er sich auf dem Heuboden und schläft erschöpft ein.

Am frühen Morgen wird Jack durch Traktorengeräusch aus seinem Schlaf gerissen. Er schreckt hoch und bemerkt die vielen Heuballen um sich. Ihm fällt ein Stein vom Herzen, er ist frei und hatte seinen Waldmarsch nicht geträumt. Dies ist der erste Morgen seit langem, wo er sich nicht in Gefangenschaft befindet. Jack hört Kühe, Hühner, in der Ferne Traktoren und einen Hund. Ihm laufen die Tränen über seine Wangen, da er es immer noch nicht fassen kann, dass er wieder ein freier Mensch ist. An diesem Morgen war er mal nicht im Käfig eingesperrt oder in Ketten gelegt. Keine Frau hatte ihn mit Fußtritten geweckt und er musste nicht zu einem Fressnapf kriechen, um sein Frühstück einzunehmen. Er konnte seine Arme und Hände frei bewegen und keiner wollte mit ihm sadistische Spielchen betreiben.

Jack hat einen riesen Hunger und fängt an zu überlegen. Er weiß, dass er zu den Bauern ins Haus muss, doch was soll er ihnen sagen?

Grübelnd klettert er vom Heuboden herunter und schaut durch einen Spalt der Scheunentüre. Die Sonne geht auf und es duftet nach Heu. Jack atmet tief ein.

»Ja, das ist das Leben, einfach nur wunderbar.«

Jack öffnet die Scheunentüre und macht sich auf Socken auf den Weg zum naheliegenden Bauernhaus. An der Haustüre angekommen, klopft Jack vorsichtig an, da er keine Schelle erblickt. Es herrscht Stille und nichts rührt sich. Er klopft heftiger an die Türe. Nichts regt sich. Vorsichtig öffnet Jack die knarrende Türe.

»Hallo?«, ruft er. »Hallo, ist hier jemand?«

Aus einem Raum bekommt er eine Antwort. »Wer ist denn da?«

»Mein Name ist Jack Josten und ich bräuchte Ihre Hilfe.«

Eine alte Dame kommt aus dem Nebenraum auf Jack zu und mustert ihn kritisch. »Warum haben Sie die Sachen meines Sohnes an?«

Jack bemerkt die erschrockene Miene der alten Dame. »Bitte, haben Sie keine Angst vor mir, ich wurde nackt im Wald ausgesetzt. Gestern Abend habe ich mir die Sachen von Ihrer Wäscheleine abgemacht und auf Ihrem Heuboden übernachtet. Ich wurde entführt und brauche nun Ihre Hilfe«

Skeptisch mustert die alte Dame ihn und bemerkt das Knurren seines Magens.

»Sie haben Hunger?«, fragt sie.

»Ja, es wäre schön, wenn Sie für mich etwas zu essen hätten.«

»Folgen Sie mir in die Küche, der Tisch ist noch gedeckt, da mein Mann und mein Sohn noch nicht lange außer Haus sind.«

Jack folgt der Dame und steht nach kurzer Zeit vor einem gedeckten Frühstückstisch. Beim Anblick der Fressalien läuft ihm das Wasser im Mund zusammen. Auf dem Tisch stehen Brötchen, Brot, Milch, Kaffee, Orangensaft und eine Wurstplatte vom Allerfeinsten. Wie lange hatte er so etwas nicht gesehen? Wie lange hatte er so etwas nicht mehr gegessen?

»Nun sehen Sie mal zu, dass Sie was in Ihren Magen bekommen. Ich habe noch in der Stube zu tun, rufen Sie laut, wenn Sie noch etwas benötigen.«

Jack ist überrascht über soviel Gastfreundschaft einem Fremden gegenüber.

»Das ist lieb von Ihnen, vielen Dank für Ihre Hilfe und Gastfreundschaft«, bedankt sich Jack.

Die alte Bäuerin nickt und verlässt die Küche.

Jack setzt sich an den gedeckten Tisch und beginnt zu essen. Er verschlingt das Frühstück wie ein Tier. Nach einer halben Stunde ist Jack pupesatt und er hat das Gefühl, als würde sein Magen gleich platzen. Nun sitzt er in der Küche und es ist keine Menschenseele zu sehen. Jack denkt nach. Viel wollte die Bäuerin ja nicht wissen. Auf dem Land sind die Menschen wohl anders als in der Stadt. Na, ihm soll es recht sein, er will eigentlich keinem erklären, was ihm widerfahren ist.

Plötzlich hört Jack einen Traktor heranfahren. Der Motor wird abgestellt und schwere Schritte betreten das Bauernhaus.

»Helga, ich bin wieder da«, meldet sich eine Stimme.

»Ja, Heinrich, ich bin noch in der Schlafstube am Reinemachen, in der Küche haben wir Besuch«, antwortet die Bäuerin.

Kurz darauf betritt ein älterer Bauer die Küche und schaut Jack verdutzt an. »Morgen, was machen Sie hier in den Klamotten meines Sohnes?«

Jack stellt sich vor. »Meine Name ist Jack Josten, ich wurde entführt und gestern im Wald freigelassen. Ich brauche Ihre Hilfe«

Der Bauer reicht ihm die Hand. »Heinrich«, erwidert er kurz.

»Ich danke Ihnen für Ihre Gastfreundschaft, es ist nicht leicht, Ihnen meine Situation zu erklären, aber ...«

Jack wird unterbrochen. »Jack, Sie müssen nichts erklären, wir sind alt und leben auf dem Land, wenn hier jemand Hilfe braucht, dann bekommt er diese, ohne sich rechtfertigen zu müssen, so war es und so wird es immer bleiben!«

Jack ist überrascht und erfreut über Heinrichs Einstellung.

Heinrich zieht eine Zeitung aus seinem Arbeitsanzug, legt diese auf den Tisch und beginnt zu lesen.

Jacks Blick fällt auf die Tageszeitung. Nürnberger Wochenpost liest er. Nürnberg! Er ist in Nürnberg oder Umgebung. Wie er dort hingekommen ist, weiß er nicht. Auf jeden Fall einige Kilometer entfernt von Düsseldorf, seiner Heimatstadt. Jack schaut auf das Datum der Zeitung und ist geschockt. »Heinrich, können Sie mir sagen, ob dies die Zeitung von heute ist?«

»Jo, ist sie, können Sie nach mir gerne lesen«

Jack kann es nicht fassen. Dem Datum auf der Zeitung nach zu urteilen, wurde er knapp vier Jahre von Laura und Agnes gefangen gehalten und für ihre sadistischen Spielchen benutzt. Vier Jahre! Vier Jahre seines Lebens haben sie ihm geklaut! Nun ist er fünfundzwanzig Jahre alt. Ihm fehlen die Worte.

Die Bäuerin kommt in die Küche und reicht Jack ein Paar Schuhe. »Schauen Sie mal, die dürften Ihnen passen, Sie haben die Statur meines Sohnes.«

Jack nimmt dankend an und schlüpft in die Bauarbeiterschuhe.

»Die Sachen können Sie behalten, Jack, die wären sowieso bald ausgemustert worden.«

»Vielen, vielen Dank«, antwortet Jack und ist immer noch verblüfft über soviel Hilfsbereitschaft.

»Kann ich Sie noch irgendwo hinfahren?«, meldet sich Heinrich zu Wort.

»Wenn es Ihnen nichts ausmacht, wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie mich zum nächsten Bahnhof fahren könnten.«

Heinrich erhebt sich. »Na, dann kommen Sie mal, ich wollt eh noch in die Stadt.«

Jack steht auf, bedankt sich nochmals bei der Bäuerin und verlässt mit Heinrich das Bauernhaus.

»Dann setzen Sie sich mal auf den Seitensitz«, weist ihn Heinrich ein.

Jack klettert auf den Traktor und Heinrich setzt das Gerät in Gang. Da sitzt Jack nun und genießt die Ansicht der Felder. Er genießt den Duft der Luft und die Sonnenstrahlen. Keinen Cent hat er in der Tasche. Nein, die netten Bauern wollte er nicht um Geld anbetteln. Sie haben ihm schon sehr geholfen.

Nach einer halben Stunde Traktorfahrt hat er sein Ziel erreicht. Er bedankt sich bei Heinrich für alles und verlässt den Traktor.

Jack steht vor einem großen Gebäude und liest den Schriftzug. Hauptbahnhof Ansbach. Er betritt den Bahnhof und betrachtet sich im Spiegel einer Parfümerie. Sein Kopf ist kahlgeschoren und er hat Arbeitsklamotten an. Man könnte ihn für einen Skinhead oder einen Arbeiter halten. Seine Glatze erinnert ihn daran, dass er immer wieder am ganzen Körper von den sadistischen Weibern rasiert wurde.

Jack wendet sich von seinem Spiegelbild ab und geht zu den an den Wänden hängenden Fahrplänen. Dem Fahrplan entnimmt er, dass in zwei Stunden auf Gleis 3 ein ICE nach Düsseldorf fährt.

Jack begibt sich zum besagten Gleis und wartet auf den Zug. Da er keinen Cent in der Tasche hat, beschließt Jack, sich während der Fahrt auf der Toilette einzuschließen, bis er in Düsseldorf ist. Auf den Zug wartend, denkt Jack an die Sklavin, die auch entführt und mit ihm über Jahre hinweg gequält wurde. Verschickt hatten sie die Sklavin zu einer sadistischen Freundin. Einfach so! Wie ein Paket. Ob sie noch lebt? Wird sie bei der Freundin von Laura und Agnes weiter gequält? Wird er sie irgendwann einmal wiedersehen? Nein, das ist unwahrscheinlich. Keiner weiß, wo sie ist. Nur diese Drecksweiber, die die Sklavin verschickt haben. Wenn er Laura und Agnes finden sollte, dann würde er die Sklavin ausfindig machen und befreien, doch die sadistischen Weiber zu finden, ist seiner Meinung nach aussichtslos.

»Aber ich werde es auf jeden Fall versuchen«, zischt Jack vor sich hin.

»Einfahrt des ICE nach Düsseldorf in drei Minuten, bitte Vorsicht auf Gleis 3«, dröhnt es aus den Lautsprechern des Bahnhofs. Schnell füllt sich der Bahnsteig. Jack erhebt sich von der Bank und schaut auf den heranrasenden Zug.

Menschen rennen hektisch aus den Zugabteilen, als der Zug hält. Jack wartet eine Weile und schiebt sich dann mit vielen anderen Fahrgästen in den ICE. Schnell verschwindet er auf die Toilette und schließt sich ein. Circa drei Stunden muss er hier ausharren, dann wird der Zug in Düsseldorf halten. Jack nimmt einen Schluck aus dem Wasserhahn, setzt sich auf die Toilette und überlegt. Was soll er machen in Düsseldorf? Zur Polizei gehen? Anzeige erstatten? Aber gegen wen? Laura und Agnes nannten sich die Frauen, die ihn entführt haben, mehr wusste er ja nicht. Und der Polizei alles erzählen? Würden sie ihm glauben? Diese unglaubliche Geschichte? Würden sie sich nicht köstlich amüsieren und ihn dann in eine Klinik einweisen?

Seinen Job wird man ihm gekündigt haben und seine Wohnung wurde mit Sicherheit zwangsgeräumt. Aber irgendwo muss man ja seine Möbel und all seine Klamotten hingebracht haben. Seine Papiere, seinen Ausweis, seine Kontokarte, alles war in seiner Wohnung. Sein Auto wird wohl mittlerweile auf irgendeinem Schrottplatz stehen. Jack beschließt, wenn er in Düsseldorf angekommen ist, sich erst einmal telefonische Auskunft bei der Polizei einzuholen. Er muss schnell erfahren, wo seine ganzen Klamotten sind. Vielleicht wurde ja auch schon alles vernichtet oder gespendet? Auf jeden Fall braucht er Geld. Auf seinem Konto befanden sich knapp viertausend Euro, bevor er entführt wurde. Außerdem hatte er noch von seinen bei einem Unfall verstorbenen Eltern ein Aktienpaket als Kind geerbt, welches er wohl nun verkaufen muss, um wieder auf die Füße zu kommen. Damals hatte das Aktienpaket einen Wert von vierzigtausend Mark, vielleicht ist es etwas mehr oder weniger geworden, aber er hatte auf jeden Fall etwas Geld. Seine Gedanken sind bei seinen Pflegeeltern, die ihn nach dem Unfall seiner Eltern nur adoptiert haben, um Geld vom Staat zu bekommen. Er war ihnen egal, er musste sich überall alleine durchschlagen, bis er schließlich mit achtzehn Jahren ausgezogen ist. Seitdem hat er nie mehr etwas von ihnen gehört. Durch Klopfen an der Toilettentüre wird Jack aus seinen Gedanken gerissen.

»Hältst du da ne Dauersitzung oder was?«, brüllt eine männliche Stimme. »Andere Leute wollen auch mal die Toilette benutzen!«

»Es tut mir leid«, antwortet Jack. »Ich habe Durchfall, das kann noch etwas dauern.«

Er hört, wie sich Schritte von der Toilettentüre entfernen.

»Nächster Halt Duisburg Hauptbahnhof«, hallt es aus den Lautsprechern des Zuges. Bald geschafft, denkt sich Jack, doch schon wieder klopft es an der Türe.

»Hallo, hier ist die Fahrkartenkontrolle, ich muss Ihren Fahrschein überprüfen!«

»Mist!«, flüstert Jack. »Entschuldigen Sie, ich habe Durchfall und im Moment ist es nicht passend, ich werde Ihnen später die Fahrkarte zeigen«, lügt Jack.

»Also gut«, antwortet der Zugbegleiter. »Blockieren Sie nicht mehr so lange die Toilette, die anderen Fahrgäste möchten diese auch nutzen!«

»Keine Sorge, ich werde mich beeilen«, antwortet Jack und hört, wie der Zugbegleiter wieder abrückt.

Schwein gehabt, denkt Jack. Nur noch zehn bis fünfzehn Minuten, dann dürfte es geschafft sein, dann müsste ich in Düsseldorf sein und dann nix wie raus hier.

»Nächster Halt Düsseldorf Hauptbahnhof«, hallt es wieder aus den Lautsprechern des Zuges.

Jack ist froh, dass das Versteckspiel ein Ende hat. Er merkt, dass der Zug bremst und öffnet die Toilettentüre. Einige Leute beobachten ihn grimmig. Jack geht schnell durch ein Abteil und schon öffnen sich die Türen des Zuges. Er hört noch die Stimme des Zugbegleiters, doch Jack dreht sich nicht mehr herum und verlässt zügig den Zug.

Schnell verlässt Jack den Bahnsteig und begibt sich zum Ausgang des Bahnhofs. Vor dem Bahnhof erblickt er einen bettelnden Penner, der eine Schüssel mit Kleingeld vor sich stehen hat. Jack geht auf ihn zu, fasst in seine Tasche, tut so, als würde er etwas in die Schüssel schmeißen, nimmt jedoch unbemerkt einige Münzen heraus. Nach langem Suchen findet Jack endlich eine Telefonzelle, die noch Münzen nimmt.

Drei Euro und fünfzig Cent hat er dem armen Penner entwendet, das reicht für einige Telefonate. Er nimmt den Hörer ab, wirft fünfzig Cent ein und wählt Eins-Eins-Null.

»Polizei Düsseldorf«, meldet sich jemand am anderen Ende der Leitung.

»Guten Tag, Jack Josten mein Name, ich habe da ein Problem. Vor knapp vier Jahren muss meine Wohnung wohl zwangsgeräumt worden sein, dort wurden auch wichtige Dokumente mitgenommen, besteht die Möglichkeit, diese noch wieder zu bekommen?«

»Das kann ich Ihnen nicht sagen, Herr Josten, ich gebe Ihnen mal eine Nummer von Leuten, die dafür zuständig sind.«

Jack haucht schnell gegen die Scheibe der Telefonzelle und notiert dort mit seinem Finger die mitgeteilte Telefonnummer.

Wieder wirft er fünfzig Cent ein und wählt.

»Möbelspedition Müller«, meldet sich eine Dame.

Jack erklärt der Dame den Sachverhalt in der Hoffnung, dass noch irgendetwas seiner Klamotten existiert.

»Ja, Herr Josten, die Zwangsräumung haben wir durchgeführt. Ihre Sachen sind noch bei uns in der Lagerhalle eingeschlossen, da wir verpflichtet sind, die Sachen fünf Jahre aufzubewahren, da haben Sie Glück.«

Jack ist erleichtert. Er lässt sich die Adresse geben und macht sich mit dem Bus auf den Weg in ein Düsseldorfer Industriegebiet. Nach einigen Stationen steigt er aus dem Bus und geht durch ein großes Industriegebiet. Jack kennt dieses Industriegebiet. Viele Firmen, die er kannte und hier ansässig waren, gibt es nicht mehr. Viele Gebäude sind leer und rotten vor sich hin. Mit der Wirtschaft schien es in den letzten Jahren bergab gegangen zu sein. Selbst die Werkstatt, die ihm immer die Sommer- und Winterreifen bei seinem Kleinwagen gewechselt hat, steht leer. Eine kleine Gewerbehalle mit einem kleinen Büro auf einer kleinen Gewerbefläche, und nun steht alles leer. Jack bemerkt ein Schild »Zu verkaufen«.

Er macht sich einige Gedanken. Wer will so einen Schrott kaufen? Hier steht ja fast alles leer. Ein totes Industriegebiet, wer will hier noch was werden?

Am Ende der Straße sieht Jack eine riesengroße Halle mit dem Schriftzug »Möbelspedition Müller«. Er betritt das Büro, stellt sich vor und teilt der Sekretärin sein Anliegen mit.

»Können Sie sich ausweisen, Herr Josten?«, fragt die Dame.

»Wenn Sie mir zeigen, wo meine ganzen Sachen stehen, kann ich mich auch ausweisen, denn mein Ausweis befindet sich dort in einer bestimmten Jacke.«

Die Sekretärin schaut ihn fragwürdig an und holt einen Schlüssel aus ihrem Bürotisch. »Folgen Sie mir bitte in die Halle, Herr Josten.«

Jack nickt und folgt der Dame. In der Halle angekommen, sieht er, dass die ganze Halle durch Zäune in viele kleine Räume aufgeteilt wurde. Manche Räume sind leer, in anderen steht nur Schrott. Die Zaunräume sind alle numeriert. Vor der Nummer 26 bleibt die Sekretärin stehen und schließt die Türe auf.

»Dann schauen Sie mal, ob Sie Ihren Ausweis finden«, sagt die Dame gelangweilt.

Jack glaubt es nicht. Sein ganzes Hab und Gut ist nur noch Schrott. Die Möbel willkürlich auseinandergerissen und demoliert, seine Anziehsachen alle auf einen Haufen geschmissen, klamm vor Feuchtigkeit, alle Elektrogeräte übereinander gestapelt, alles nur noch Schrott.

»Wie sehen all meine Sachen aus, das ist ja nur noch Schrott?«, fragt Jack entsetzt.

»Herr Josten, Ihre Sachen stehen fast vier Jahre hier rum, was erwarten Sie? Wir führen Zwangsräumungen im Auftrag der Stadt durch, da die Leute ihre Mieten nicht bezahlt haben oder abgehauen sind, da geben wir uns keine Mühe, wenn wir die ganzen Sachen hier einlagern, da die Betroffenen ja eh kein Geld haben. Nach der gesetztlichen Lagerfrist landet zu neunundneunzig Prozent alles auf der Müllkippe«, entgegnet die Sekretärin trocken.

Jack durchwühlt seine dahin geschmissenen Klamotten, wobei ihm sein alter Gummioverall und sein Gummibody mit Analdildo durch die Hände gleiten. Wut steigt in ihm auf. Nie wieder würde er auf diesen Krempel stehen, nie wieder würde ihn dieses Material geil machen. Seine Hände fangen an zu zittern. Schweiß bildet sich auf seiner Stirn. Lange genug war er in Latexklamotten gefangen. Er muss sich beherrschen, dass er sich nicht übergibt. Endlich sieht er die braune Stoffjacke, nach der er gesucht hat. Er öffnet den Reissverschluss, fasst in die Innentasche und zieht eine Brieftasche heraus. Glück hat er, es ist noch alles drin. Ausweis, Kontokarte, Fahrzeugpapiere, noch einige belanglosen Karten, alles unversehrt. Jack zückt seinen Ausweis.

»So, nun kann ich mich ausweisen«, knurrt er.

»Gut, dann kommen Sie bitte noch mal mit ins Büro, ich brauche noch eine Unterschrift von Ihnen.«

Im Büro unterschreibt er einige Formular, in denen er sein Eigentum bestätigt, und erlaubt der Firma Müller, seine Sachen vor Ablauf der gesetztlichen Frist zu entsorgen.

Jack macht sich wieder auf dem Weg zur Bushaltestelle. Er ist froh, dass er seinen Ausweis und seine Kontokarte hat. Wieder geht er an dem Gelände vorbei, wo sich seine frühere Werkstatt befand. Neugierig betritt er das nicht abgeschlossene Gelände. Um die tausend Quadratmeter groß ist das Gelände. Jack geht zur kleinen Halle und schaut hinein.

»Na, meine Winterreifen kann ich wohl vergessen«, schmunzelt er. Aber er hat ja sowieso kein Auto mehr. Beim Verlassen des Geländes fällt Jack noch eine offen stehende unscheinbare Kellertüre auf, die unterhalb des Grundstücks liegt. Er findet es seltsam, da sich dort kein Gebäude befindet, geht aber weiter zur Bushaltestelle. An einem Altkleidercontainer bleibt er stehen, weil eine Schirmmütze heraushängt.

Jack zieht diese Mütze heraus und zieht sie auf. Jetzt sieht er zwar noch bescheuerter aus, denkt er sich, aber er hasst seine Glatze und fühlt sich unwohl, wenn ihn andere Menschen so sehen.

Jack geht zu einem Geldautomat in der Nähe der Bushaltestelle, der ihm auf der Hinfahrt aufgefallen ist. Er nimmt seine Kontokarte und schiebt diese in den Geldautomat.

Nach einer Weile erscheint ein Schriftzug auf dem Bildschirm.

»Keine Geldausgabe möglich, bitte wenden Sie sich an Ihren Berater.«

»Verdammte Hacke!«, flucht Jack.

Zur Bank, er muss unbedingt zur Bank, heute noch. Auf der Tageszeitung heute morgen beim Bauer Heinrich stand Donnerstag. Wenn sich in den letzten vier Jahren nichts geändert hat, müsste seine Bank heute bis achtzehn Uhr geöffnet haben. Das wird er schaffen.

Jack steigt in den nächsten Bus und fährt in die Stadtmitte, wo sich seine Bank befindet. Dort angekommen, sieht er am Zifferblatt eines Kaufhauses, dass es siebzehn Uhr ist. Jack hat Glück, seine Bank hat geöffnet. Zielstrebig geht er zum Schalter. Er bemerkt, dass ihn die umherstehenden Leute angaffen. Kein Wunder, denkt er sich, so behämmert wie er aussieht. Die Bankangestellte schaut ihn auch etwas irritiert an.

»Kann ich Ihnen helfen?«, fragt diese.

»Ja, ich wollte Geld von meinem Konto abheben, aber da stimmt etwas nicht.«

»Dann bring ich Sie mal zu dem zuständigen Sachbearbeiter.«

Jack folgt der Dame und bekommt einen Platz am hinteren Tisch zugewiesen. Nach fünf Minuten kommt ein mürrischer Schlipsträger und setzt sich zu Jack an den Tisch.

»Guten Tag, wie kann ich Ihnen helfen«, fragt der Bänker.

»Ich kann mit meiner Kontokarte kein Geld von meinem Konto abheben.«

»Geben Sie mal Ihre Karte her.«

Jack reicht seine Kontokarte rüber.

»Na, mit der Karte gibt es auch kein Geld, die ist ja uralt«, mault der Bänker und gibt die Daten in seinen Computer ein.

Nach einer Minute erhellt sich des Bänkers Gesicht. »Herr Josten, schön, dass Sie hier sind«, freut er sich.

Jack ist verwirrt und glaubt, der Bänker hat nicht alle Latten am Zaun. Erst behandelt man ihn wie den letzten Dreck und dann plötzlich überfreundlich.

»Herr Josten, wir haben aus Sicherheitsgründen Ihr Konto vor dreieinhalb Jahren gesperrt, da die neuen zugesendeten Kontokarten immer wieder zurückkamen. Dies ist eine reine Vorsichtsmaßnahme unseren Kunden gegenüber. Können Sie sich ausweisen, Herr Josten?«

Jack kramt seinen Ausweis heraus und reicht ihn rüber. Der Bänker schaut drauf und gibt ihn wieder zurück.

»Können Sie mir meinen Kontostand mitteilen?«, fragt Jack.

»Ihr Guthaben auf Ihrem Konto beträgt dreitausend-siebenhundert Euro und sechsundachtzig Cent.«

»Kann ich mir nun am Schalter Geld auszahlen lassen?«

»Kein Problem, Herr Josten, ich regel das, wie viel möchten Sie abheben?«

»Eintausend Euro bräuchte ich.«

Der Bänker geht mit der Kontokarte zum Schalter und übergibt anschließend Jack das Geld und seine neue Kontokarte.

Jack bedankt sich und will sich erheben.

»Eine Frage noch, Herr Josten.«

»Ja, bitte«, entgegnet Jack.

»Ihr Aktienpaket, wollen Sie da nicht etwas dran ändern?«

»Eigentlich nicht«, antwortet Jack. »Welchen Wert hat das Aktienpaket denn heute?

Der Bänker schaut auf seinen Bildschirm. »Knapp zweihundertvierzigtausend Euro«

Jack schluckt. »Wie bitte?«

»Knapp zweihundertvierzigtausend Euro«, wiederholt der Bänker.

»Das kann nicht sein«, äußert sich Jack.

»Doch, Herr Josten, Ihr Aktienpaket beinhaltet hauptsächlich Werte, die in den vergangenen Jahren explodiert sind.«

Jack ist baff. Er vertröstet den Bänker, dass er darüber jetzt nicht entscheiden möchte, er sich aber in den nächsten Tagen bei ihm meldet. Jack wird höflich verabschiedet und er verlässt die Bank.

Jack könnte schreien, vor Freude. Er hat eine Menge Geld und ist ab sofort finanziell unabhängig. Nun aber schnell ab ins nächste Kaufhaus, er muss unbedingt vernünftige Klamotten haben.

Im Kaufhaus spürt er wieder die Blicke anderer Leute. Für einen Ladendieb wird man ihn halten. Oder sehen die Leute einem an, dass man Sexsklave war? Hat er irgend etwas übersehen? Jack schaut in einen Spiegel, zieht seine Mütze ab, betrachtet sein Gesicht und seine Glatze. Nein, nichts zu sehen, kein Tattoo, kein Brandzeichen, nichts. Er ist beruhigt, dass es an seinen Klamotten liegt.

Nachdem sich Jack neu eingekleidet hat, lässt er seine Bauernklamotten direkt von der Verkäuferin entsorgen und geht ins Restaurant des Kaufhauses. Ihm läuft das Wasser im Mund zusammen, als er die Auswahl sieht. Er bestellt drei Gerichte: Jägerschnitzel mit Bratkartoffeln, Hähnchen mit Pommes und Nudeln mit Rindfleisch. Nun noch drei Getränke: Eine Cola, eine Limonade und ein Bier.

Sein Tisch ist gefüllt wie eine Festtafel. Wieder schauen andere Gäste sehr fragwürdig, doch dies ist Jack im Moment scheißegal. Keiner, aber kein einziger von denen kann sich vorstellen, was er mitgemacht hat. Er diniert wie ein König und es ist ein Genuss für ihn. Seine Getränke lutscht er förmlich. Vier Jahre musste er die Pisse von den beiden Drecksweibern saufen, vier Jahre dieses scheiß Hundefutter fressen, momentan wäre für ihn selbst eine trockene Scheibe Brot eine Delikatesse.

Nach dreißig Minuten hat Jack tatsächlich alles in sich hineingeschaufelt. Sein Magen platzt fast, doch Jack genießt es. Er lehnt sich zurück und zündet sich genüsslich eine Zigarette an.

»Hören Sie, hier ist Nichtraucher«, meldet sich jemand vom Nachbartisch.

»Ach so«, antwortet Jack. »Wo ist denn der Raucherbereich?«

»Nirgends, Rauchen ist überall verboten«, meckert es vom Nachbartisch.

»Scheiß Korinthenkacker«, murmelt Jack und raucht seine Zigarette dennoch zu Ende. Er lässt sich von keinem mehr was verbieten, erst recht nicht von solchen Besserwissern. Vier Jahre musste er nur Befehle befolgen, er hat die Fresse nun voll davon.

»Wenn Sie sich noch eine Zigarette anzünden, werde ich das dem Personal melden«, meckert es vom Nebentisch.

Jack wird sauer. »Mensch, verpiss dich und kümmere dich um deinen eigene Dreck!«, flucht er.

Ganz schnell verzieht sich Meckerer vom Nachbartisch und Jack hat seine Ruhe. Jack wundert sich über sich selbst, so ist er noch nie mit anderen Menschen umgegangen, aber im Nachhinein hat er Spaß daran, dass es funktioniert hat.

Mit gefülltem Magen und wieder vernünftig bekleidet, beschließt Jack, sich erst mal eine Unterkunft zu suchen. Er weiß, wo sich ein gutes und günstiges Hotel befindet und steuert dieses an.

»’n Abend, haben Sie noch ein Zimmer frei?«, fragt Jack an der Rezeption.

»Ja, einige Zimmer haben wir noch frei.«

»Kann ich ein Einzelzimmer über einen längeren Zeitraum haben?«

»Das ist kein Problem«, freut sich die Rezeptionistin. »ProÜbernachtung macht das sechsundfünfzig Euro, mit Frühstück sechsundsechzig Euro«

»Dann mit Frühstück, bis ich wieder auschecke«, erwidert Jack.

Die Dame lässt sich Jacks Ausweis zeigen, notiert alles, überreicht ihm den Schlüssel und geht voran, um ihm sein Zimmer zu zeigen.

»Nummer sechsunddreissig, das ist Ihr Zimmer.«

Jack bedankt sich und öffnet die Zimmertüre. Er ist angenehm überrascht. Das Zimmer ist modern eingerichtet, alles ist sauber und das Bad ist auch ziemlich groß.

»Endlich eine Dusche«, freut er sich.

Vier Jahre wurde er gewaschen wie ein Kleinkind, ab heute wird er sich endlich wieder selbstständig reinigen. Jack hüpft unter die Dusche und freut sich wie ein kleines Kind. Beim Waschen seines Pos fühlt er es wieder. Das verdammte Brandzeichen. Nach dem Duschen stellt er sich mit dem Rücken zum Spiegel, dreht seinen Kopf und schaut auf seinen Hintern. Die Spiegelschrift zu entziffern ist nicht schwierig. »Sklavensau auf Lebenszeit«, diesen Schriftzug haben die sadistischen Weiber ihm tatsächlich richtig tief in den Hintern gebrannt. Diese Worte werden immer dort bleiben, da ist sich Jack sicher. Vielleicht könnte ihm ein plastischer Chirurg helfen? Aber dort würde er wieder in Erklärungsnot geraten.

»Scheißegal, meinen Arsch bekommt eh keine Frau mehr zu Gesicht«, flucht Jack. Seine Glatze kotzt ihn auch an. »In vier Wochen ist mein Kopf wieder mit Haar bedeckt, dann geht es mir auch wieder besser«, murmelt er.

Frisch geduscht und sich wie ein neuer Mensch fühlend, legt sich Jack aufs Bett und beginnt zu grübeln.

Er muss sich eine festen Wohnsitz und einen Wagen beschaffen. Eine Mietwohnung mit vielen Parteien kommt für ihn nicht mehr in Frage, er will nichts mehr mit anderen Leuten zu tun haben, aber gar nichts mehr. Gut, Einzelgänger war er immer, dennoch ist ihm die Hölle widerfahren. Nein, er will auch niemanden mehr kennenlernen. Dank seines Aktienpaketes wird er sich Eigentum leisten können. Was Einsames außerhalb wird er schon finden. Zur Bank muss er auch noch. Er braucht Geld, deshalb wird er die Aktien verkaufen. Eine Menge Geld besitzt er und er könnte sich nun rächen für das, was man ihm angetan hat. Aber wie findet er Laura und Agnes? Was weiß er über diese sadistischen Frauen? Jack überlegt.

Sie heißen Laura und Agnes. Heißen sie wirklich so? Beide sind verliebt ineinander und bisexuell veranlagt. Beide sind Sadistinnen. Beide sehen hübsch aus. Sie haben ein großes Haus, ein großes Anwesen und Geld. Agnes ist angeblich Ärztin. Als die Weiber ihn damals einluden und er sich auf diese dämliche Augenverbinderei einließ, fuhren sie zwischen zwei und drei Stunden von seiner ehemaligen Wohnung bis zu ihrem Zuhause. Bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von einhundert Stundenkilometer würden die Weiber im Umkreis seiner ehemaligen Wohnung in maximal dreihundert Kilometer Entfernung wohnen. Im Umkreis! In allen Richtungen! Völlig unmöglich, nach ihnen zu suchen. Und wenn Agnes tatsächlich Ärztin wäre, wäre es unmöglich, alle Arztpraxen in diesem Umkreis zu kontrollieren. Jack grübelt und grübelt.

Das Auto!

Es war ein Van oder Suv, wie er ihn noch nie gesehen hat. Dunkelfarbig war er mit getönten Scheiben. Auf das Nummerschild hat er damals nicht geschaut, warum auch?

»Diese Karre ist meine einzige Chance, die Weiber ausfindig zu machen«, murmelt Jack.

Und wenn es ein Leihwagen war? Oder wenn Agnes und Laura in Belgien, Luxemburg oder den Niederlanden wohnen? Der Fahrzeit nach zu urteilen, wäre auch dieses möglich.

»Es gibt nur zwei Chancen, Laura und Agnes zu finden«, redet Jack. »Das Auto oder der Zufall.«

Jack beschließt, am morgigen Tag erst einmal die Bankdinge zu regeln und sich nach einen neuen Wohnsitz umzusehen.

Jack erwacht und schaut sich um. Er ist im Hotel, Gott sei Dank. Sein Körper und sein Bettzeug sind klitschnass. Er hatte einen Albtraum.

Er hat geträumt, dass Laura und Agnes ihm die Beine amputiert hätten, damit er nicht mehr fortlaufen kann. Er setzt sich auf die Bettkante und zittert ein wenig. Ob er diese ganzen Torturen, die er über sich ergehen lassen musste, jemals wieder aus dem Kopf bekommt? Sollte er zum Psychiater gehen oder sich Medikamente verschreiben lassen? Jack weiß nicht, was richtig wäre, und beschließt, erst einmal alleine zu versuchen, mit seiner Situation klar zu kommen. Nachdem er geduscht hat, geht er in den Speiseraum des Hotels und frühstückt ausgiebig. So gut gefrühstückt und geschlafen hat er vier Jahre nicht mehr. Die Sonne knallt durch die Glasscheiben in den Speisesaal des Hotels. Jack genießt jeden Strahl, der zu seinem Gesicht dringt. Er kann es immer noch nicht richtig glauben, er ist wieder ein freier Mensch.

Jack verlässt das Hotel und macht sich auf den Weg zu seiner Bank. Kaum die Bank betreten, grüßen ihn schon drei Angestellte mit Namen. Komisch, denkt Jack, gestern wollte keine Sau etwas mit ihm zu tun haben. Er geht zum Schalter und verlangt den gestrigen Bänker.

Kaum sitzt er mit ihm am Tisch, bekommt er Kaffee und Kekse gereicht. Dem Namensschild entnimmt er, dass der Bänker Mellner heißt.

»So, Herr Josten, was machen wir denn nun?«, fragt dieser grinsend.

»Nun, Herr Mellner, was Sie machen, weiß ich nicht. Aber was ich vorhabe, das kann ich Ihnen sagen«, entgegnet Jack bestimmt. »Das Aktienpaket will ich verkaufen, von dem Erlös überweisen Sie bitte zweihunderttausend Euro auf mein Konto. Die restlichen vierzigtausend Euro investieren Sie bitte wieder in neue Aktien, von denen Sie glauben, sie könnten Gewinn bringen. Desweiteren benötige ich zwei gängige Kreditkarten.«

»Gerne, Herr Josten, so wie Sie wünschen.«

Jack schaut auf die angebotenen Immobilien der Bank. »Wenn ich mir Ihre Immobilien so ansehe, scheint ’ne Viertelmillion Euro ja nicht viel wert zu sein«, moppert Jack.

»Wir haben auch noch andere Immobilien im Angebot, und finanzieren würden wir Sie auch gerne«, freut sich Herr Mellner.

»Nein, danke, ich schau mich mal selber auf dem Immobilienmarkt um«, erklärt Jack.

Nach allen Formalitäten verlässt Jack wieder die Bank. Er schlendert gemütlich durch die Altstadt von Düsseldorf und genehmigt sich hier und da in den Hausbrauereien ein Bier. Er stellt sich bei einer Hausbrauerei in Nähe des Rheinufers an einen Tisch, bestellt sich ein leckeres Altbier und beobachtet das Treiben in den Gassen. Die Sonne scheint, es sind fünfundzwanzig Grad und die Altstadt ist schon am frühen Mittag sehr gut besucht.

Jack beobachtet viele nette Mädels und ihm wird bewusst, dass jede so eine Hexe sein könnte wie Laura und Agnes. Jede von ihnen könnte sadistisch und pervers sein. Jede!

»Ist hier noch frei?«, fragt ihn eine Dame mittleren Alters und stellt sich zu ihm an den Tisch.

»Nein, es kommen noch einige Kollegen«, lügt Jack. Er will bloß kein Weib in seiner Nähe haben.

Am Nachbartisch giffeln und lachen fünf Frauen. Dieses Gelache kann Jack nicht ertragen, er zahlt und schlendert weiter. Dieses Gelache der Weiber überall, es ekelt ihn an. Jahrelang wurde er ausgelacht, jahrelang haben sich Laura und Agnes über ihn lustig gemacht. Es schmerzt, wenn er nur Frauen um sich herum hat, die am lachen sind. Jack weiß, dass er einige Zeit brauchen wird, um mit dem Leben wieder klar zu kommen.