Jannik - Immer diese Aufregung! - Sonja Schankat - E-Book

Jannik - Immer diese Aufregung! E-Book

Sonja Schankat

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Beschreibung

Für das Schulfest plant Janniks Klasse eine Kostümschau auf der Bühne. Als wäre das nicht genug Aufregung, kommt auch noch die seltsame Caroline neu in die 2b. Die geht allen so richtig auf die Nerven! Als Jannik im Kindergottesdienst hört, dass man auch zu denen freundlich sein soll, die einen ärgern, bringt ihn das ganz schön zum Nachdenken. Auf einmal passieren merkwürdige Dinge in der Klasse. Gibt es einen Dieb in der 2b? Und dann ist da noch die Sache zwischen Janniks Mama und dem coolen Lukas. Da scheinen mehr als nur ein paar Liebesfunken zu sprühen. Wie gut, dass Janniks himmlischer Papa – Gott – immer mit dabei ist, egal, wie aufregend es wird!

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Seitenzahl: 196

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Sonja Schankat

Jannik

Immer diese Aufregung!

Band 2

www.bibellesebund.net

Impressum

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Speicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

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© 2024 Bibellesebund Verlag, Marienheide

© 2025 der E-Book-Ausgabe

Lockenfeld 2

51709 Marienheide

[email protected]

Autor: Sonja Schankat

Lektorat: Iris Voß

Korrektur: Bianca Bellmann

Illustrationen: Anna Karina Birkenstock, Hennef

Titelgestaltung: Lukas Rampelt, Mareike Schaaf

Layout des E-Books: Inge Neuhaus

Printausgabe: ISBN 978-3-95568-555-3

E-Book: ISBN 978-3-95568-576-8

www.bibellesebund.net

Hinweise des Verlags:

Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des Textes und der Bilder kommen.

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Inhalt

Titel

Impressum

Die Autorin

Jannik, seine Freunde und seine Familie

Der Schokoladenexpress

Riesenschnecken und ein blauer Pumuckl

Schlimmer geht immer

Ein schwieriger Auftrag

Geht Feindesliebe vielleicht doch?

Jannik macht es anders

Ein Dieb in der 2b?

Die Sache mit den Papas

Wie im Krimi

Ein richtiges Männergespräch

Mut von Gott

Ein neuer Angriff auf Caroline

Ein geheimer Dienstbote

Operation Drohbriefschreiber

Der Prinzessinnen-Retter

Von Abendessen und Fastenzeiten

Was ist eigentlich Verliebtsein?

So viel Fasten!

Wahre Freunde

Ein Versprecher

So einfach ist das nicht …

Viel besser als Verliebtsein

Eine Enttäuschung

Eine schreckliche Nacht

Jannik rastet aus

Viel, viel besser als alle Süßigkeiten auf der Welt

Ferienkribbeln

Kikiku-Aliens

Die Osterzeitreise

Ein ganz besonderer König

Einladeaktion mit Ärger

Ein wütender Jesus und eine traurige Geschichte

Traurig und schön gleichzeitig

Überraschung beim Osterfeuer

Der schönste Teil der ganzen Geschichte

Die Autorin

Sonja Schankat wurde 2001 in Mülheim an der Ruhr geboren und dachte sich schon als Kind Geschichten aus. Sie hat Germanistik und Geschichte studiert und engagiert sich in ihrer Gemeinde unter anderem in der Jungschar. Mit ihren Geschichten möchte sie ihre Begeisterung für Jesus an andere weitergeben und zu einem Leben ermutigen, in dem Gott im Mittelpunkt steht. Sie lebt mit ihrer Familie im Ruhrgebiet.

Jannik, seine Freunde und seine Familie

Jannik Müller

8 Jahre

liebt Fußball und Autos

Klassenbester in Mathe

wird schnell neidisch auf andere und wütend, wenn er sich ungerecht behandelt fühlt

Milan Banjac, Janniks bester Freund

8 Jahre

liebt Fußball und Lesen

sehr gut in Deutsch und Sport

ist temperamentvoll und mutig, aber manchmal auch besserwisserisch

Lea Feldmann

7 Jahre

liebt Pferde und die Farbe Pink

weiß immer alles

ist hilfsbereit, verantwortungsbewusst und teilt gerne

Kiara Gerlach, Leas beste Freundin

8 Jahre

liebt Pferde

kann sehr gut basteln

ist manchmal etwas verträumt und begriffsstutzig

Caroline Westerkamp

8 Jahre

liebt alles, was bunt ist

hat ADHS

spielt supergut Fußball, ist sehr fantasievoll und hat eine Vorliebe für Aliens

Celina Müller, Janniks Mama

28 Jahre, Krankenschwester

liebt Jannik

hat eine Pflanzensammlung im Wohnzimmer

ist ständig gestresst

Lukas Vehling

31 Jahre, Automechatroniker

liebt Autos, Motorräder und hat ein Herz für Kinder

trägt immer eine schwarze Lederjacke

ist einfach cool

Heike Müller, Janniks Oma

um die 60 Jahre, Inhaberin einer Boutique

trägt schicke Blusen und Röcke

kann nicht viel mit Kindern anfangen

ist sehr streng und penibel

Der Schokoladenexpress

Heute ist Samstag und Jannik und Mama müssen einen Großeinkauf machen. Jannik freut sich schon. Denn wenn er mit Mama einkaufen geht, darf er sich meistens auch etwas Süßes aussuchen.

Er ist schon längst fertig und steht an der geöffneten Wohnungstür. „Los, Mama, komm endlich!“

„Ja!“, ruft Mama, während sie einen Einkaufsbeutel in ihre Handtasche stopft. Sie braucht immer ewig, bis sie fertig ist. Deshalb ist Mama auch dauernd spät dran.

„Nicht mal am Wochenende kann man sich erholen“, seufzt sie und schlingt ihren Schal um den Hals. Dann ist sie endlich fertig und sie können los.

„Aber einkaufen macht doch Spaß!“, ruft Jannik.

Mama seufzt noch mal. „Als Spaß würde ich das nicht unbedingt bezeichnen.“

Jetzt muss Jannik auch seufzen. Mama macht gar nichts Spaß. Sie ist einfach immer gestresst. Bestimmt liegt das daran, dass Mama so viel arbeiten muss. Sie ist Krankenschwester in einer operativen Tagesklinik. Da werden Leute operiert, die schon am selben Tag wieder nach Hause können. Das sind nur kleine Operationen. Aber trotzdem brauchen die Leute nach der Operation noch ein bisschen Hilfe. Genau dafür ist Mama da. Jannik findet es gut, dass Mama den kranken Leuten hilft. Aber manchmal ist es schon ganz schön blöd, dass sie den ganzen Tag in der Klinik ist.

Bestimmt müsste Mama nicht so viel arbeiten, wenn Janniks Papa noch da wäre. Aber der ist weggegangen. Der wollte keine Familie. Jannik ist oft traurig deshalb. Und manchmal auch wütend. Dabei hat er ja einen anderen Papa: einen himmlischen Papa. Das ist Gott. Gott möchte der Vater von allen Menschen sein, weil er alle lieb hat. Und Gott geht nie weg. Er würde nie eins seiner Kinder allein lassen. Jannik hat auch schon ganz viel mit seinem himmlischen Papa erlebt. Aber manchmal wünscht er sich, dass er auch einen menschlichen Papa hätte. Der mit ihm spielen und der ihn in den Arm nehmen könnte.

Sie fahren zum großen Supermarkt. Hier sind überall Ständer mit pinken Sachen aufgebaut. Schokolade, Likör, Weingummi in Herzform und so was. Für meinen Liebsten steht da drauf. Und Für meine Liebste. Bald ist nämlich Valentinstag. Da schenken sich verliebte Erwachsene solche pinken oder roten Sachen. Und dann gehen sie zusammen essen.

„Jannik!“, ruft Mama. „Warum bleibst du einfach stehen?“

„Ich habe mir doch nur die Schokolade in Herzform angeguckt“, verteidigt sich Jannik. Manchmal tut Mama wirklich so, als ob er noch im Kindergarten wäre! Dabei ist er doch schon acht Jahre alt und in der zweiten Klasse! Es dauert nur noch ein halbes Jahr, dann kommt Jannik ins dritte Schuljahr. Denn Montag fängt das zweite Halbjahr an. Jannik freut sich schon auf die dritte Klasse. Da gibt es endlich Halbjahreszeugnisse.

„Warum gibt es eigentlich einen Tag für Verliebte?“, will er wissen.

Mama zuckt mit den Schultern. Sie mag den Valentinstag nicht. Sie hat ja auch keinen Mann, der ihr was schenken könnte. „Damit man einen Tag im Jahr hat, an dem man ganz besonders verliebt tun kann“, sagt sie.

„Sollte man sich nicht immer lieben?“

„Natürlich. Aber wir feiern ja auch deinen Geburtstag an einem Tag im Jahr. Obwohl ich jeden Tag froh darüber bin, dass ich dich habe. Nicht nur an deinem Geburtstag. Am Geburtstag macht man es sich ganz besonders bewusst.“

Das stimmt. Eigentlich ist die Idee mit dem Valentinstag gar nicht so schlecht. Wenn man verliebt ist. Jannik schaut zu Mama hoch. „Hast du mit meinem Papa auch Valentinstag gefeiert?“

Mama presst die Lippen zusammen und packt ein paar Birnen in ihr Obstnetz. Sie spricht nicht gern über Papa. Stattdessen sagt sie: „Pass auf, ich muss noch eben bei den Konserven gucken. Geh du doch schon mal zu den Süßigkeiten und such dir was aus. Ich hole dich dann da ab.“

„Na gut“, seufzt Jannik und dreht sich um. Er hätte sich ja denken können, dass Mama nicht über Papa reden will. Erwachsene sind manchmal wirklich komisch. Erst feiern sie Valentinstag und tun ganz verliebt, und dann trennen sie sich.

In der Süßwarenabteilung gibt es alles, was das Herz begehrt: Gummibärchen, saure Würmer, Lakritz, Kekse, Schokolade, kleine Kuchen, Waffeln … Jannik weiß schon, dass er Schokolade will. Bloß welche? Es gibt so viele Sorten! Die mit Nüssen ist gut. Aber die weiße auch. Und die mit Keks in der Mitte!

„Aus dem Weg!“, brüllt plötzlich jemand in Janniks Ohr und schubst ihn einfach zur Seite.

„Ey!“ Jannik ist vor den Ständer mit den Überraschungseiern geknallt und richtet sich empört wieder auf. Was ist das denn für ein Rüpel? Aber es ist gar kein Rüpel, sondern eine Rüpelin! Und sie ist sogar kleiner als Jannik! „Was fällt dir eigentlich ein?“, fragt er entrüstet.

Doch statt zu antworten, kichert das Mädchen los. Was ist denn so lustig? Oder lacht diese Trulla Jannik etwa aus? „Der Schokoladenexpress musste mal kurz durch!“, brüllt sie so laut, dass es bestimmt jeder im Laden gehört hat.

„Schokoladenexpress?“ Hat die nicht mehr alle Tassen im Schrank?

„Der Schokoladenexpress kommt!“, schreit sie weiter und legt sich eine Schokoladentafel auf den Kopf. „Die Ladung: eine Tafel weiße Schokolade! Tüt-tüt!“ Und dann stapft sie durch den Gang und macht dabei Bewegungen und Geräusche wie eine Lok. Die Schokolade rutscht ihr vom Kopf und landet auf dem Boden.

„Oh nein! Schweres Zugunglück! Der Schokoladenexpress ist zerschellt!“, schreit das Mädchen und schmeißt sich mit einer Art Urwaldgeräusch auf den Boden. „Nein, der arme Zug und alle Leute sind verunglückt!“ Sie springt wieder auf. „Alles gut, nix passiert!“

„Caroline!“ Eine Frau mit einem Einkaufswagen kommt eilig angelaufen. „Caroline, was machst du denn da?“

„Der Schokoladenexpress wird schon wieder aufgehalten! Feind in Sicht!“

„Caroline!“ Die Frau packt das verrückte Mädchen am Arm und zieht es mit sich fort.

Jannik starrt ihnen hinterher. Was ist denn mit der los?

Da kommt von der anderen Seite Mama. „Und, hast du dir schon was ausgesucht?“

Jannik schnappt sich schnell eine Keks-Schokolade. An der Kasse hält er die ganze Zeit Ausschau nach dem seltsamen Mädchen, aber er sieht es nicht noch mal.

Riesenschnecken und ein blauer Pumuckl

Sonntagmorgens gehen Mama und Jannik meistens zum Gottesdienst, Mama in den für Erwachsene, Jannik in den Kindergottesdienst. Dort erzählt ihnen Jasmin von Gott und Jesus. Sie ist sehr dick, denn sie hat eine Krankheit. Doch trotzdem ist Jasmin richtig lustig und gut gelaunt. Denn Gott hat sie so lieb, wie sie ist, deshalb macht ihr ihre Krankheit nicht so viel aus.

Lea, Janniks Freundin aus der Schule, ist auch immer dabei.

Heute freut Jannik sich sogar ganz besonders auf den Gottesdienst. Sein bester Freund Milan kommt nämlich auch. Mama und Jannik wollen ihn auf dem Weg dahin abholen. Milan geht eigentlich nie zur Gemeinde, aber er ist neugierig geworden auf Jesus. Von dem haben Jannik und Lea ihm schon viel erzählt. Und mittags wird Milan direkt mit zu Jannik kommen. Sie wollen zum Bolzplatz gehen. Milan spielt Fußball im Verein. Jannik darf das leider nicht, weil Mama nicht so viel Geld hat. Aber dafür zeigt Milan Jannik alle guten Tricks. Er ist eben der beste Freund der Welt.

Als Mama und Jannik gerade beim Frühstück sitzen, klingelt das Telefon.

„Wer kann das denn sein?“, wundert sich Mama und steht auf. Kurz darauf kommt sie mit dem Telefonhörer in die Küche. „Für dich, Jannik.“

Jannik nimmt den Hörer. „Hallo?“

„Hallo“, krächzt eine heisere Stimme am anderen Ende der Leitung. „Hier ist Milan. Ich bin krank. Ich kann kaum schlucken und liege im Bett.“

Enttäuscht lässt sich Jannik zurücksinken. „Oh, dann wird das wohl heute nichts mit Fußball.“

„Nein, leider nicht.“ Milan hustet. „Ich kann leider auch nicht mit zum Gottesdienst kommen.“

„Hm, da kann man nichts machen“, murmelt Jannik. „Gute Besserung!“

„Danke. Bis morgen in der Schule.“

Jannik bezweifelt, dass Milan morgen in die Schule kommen kann. So krank, wie der sich anhört.

„Wo ist denn Milan?“, fragt Lea, als Jannik in den Kindergottesdienstraum kommt. „Ich dachte, der wollte heute mitkommen!“

„Er ist krank“, erzählt Jannik. „Er hustet und hat Halsschmerzen.“

Lea setzt ihren schlauen Blick auf. Sie weiß nämlich immer alles. „Bestimmt die Grippe. Die geht im Moment rum. Gut, dass Milan nicht da ist. Sonst würde er uns vielleicht anstecken!“

Jannik verdreht die Augen. Lea ist eine gute Freundin, aber manchmal ist sie auch nervig.

Da kommt Jasmin rein. Als sie hört, dass Milan krank ist, sagt sie: „Oh nein, der Arme! Da sollten wir mal für ihn beten!“

Die Idee findet Jannik richtig gut. Jasmin betet: „Lieber Gott, bitte mach, dass Milan bald wieder gesund wird. Und bitte mach auch, dass er nächste Woche mit zum Gottesdienst kommen kann, damit er dich auch kennenlernt. Amen.“

„Amen!“, rufen Jannik und Lea am lautesten von allen Kindern. Es ist richtig toll, dass man für seine Freunde beten kann!

Nach dem Gottesdienst stehen die Erwachsenen wie immer zusammen und trinken Kaffee. Mama unterhält sich mit Lukas. Er ist Mechatroniker und hat vor einiger Zeit Mamas Auto repariert. Die beiden haben sich angefreundet und Lukas hat Mama und Jannik von Gott erzählt. Seitdem gehen sie in seine Gemeinde und treffen sich auch oft an anderen Tagen.

„Hallo, Jannik!“, ruft Lukas und streckt ihm die Hand hin.

„Hallo!“ Jannik schlägt bei Lukas ein. Er hat coole Bartstoppeln und eine Lederjacke und ein schwarzes Motorrad. Wenn Jannik groß ist, will er genauso sein.

„Kommst du heute zum Essen zu uns, Lukas?“, fragt er. Manchmal macht er das nämlich nach dem Gottesdienst. „Milan ist krank.“

Aber Lukas schüttelt den Kopf. „Heute geht es leider nicht. Ich besuche gleich meine Tante.“

„Schade!“, seufzt Jannik.

Lukas lacht. „Aber bald komme ich mal wieder zu euch.“

„Oh ja, das wäre schön“, lächelt Mama und trinkt ihre Kaffeetasse aus. „So, jetzt bin ich fertig, Jannik.“

Lukas schiebt sich noch schnell einen Keks in den Mund. „Ich auch! Darf ich deine Kaffeetasse wegbringen, Celina?“

Mama gibt sie ihm kichernd. „Ja, gerne. Vielen Dank.“

Er bringt die leeren Tassen weg, dann gehen sie zusammen zum Ausgang.

Lukas’ Motorrad steht direkt vor der Kirche. Er setzt seinen Helm auf und dreht den Zündschlüssel um. Der Motor heult auf. Lukas winkt Jannik und Mama noch mal zu, dann fährt das Motorrad davon.

Jannik winkt zurück. Er würde so gerne auch mal mit dem Motorrad fahren! „Lukas ist so cool!“

„Oh ja, das ist er“, sagt Mama und lächelt.

Jannik guckt zu Mama hoch. „Magst du Lukas eigentlich sehr?“

Mama wird ein bisschen rot. Das sieht Jannik ganz genau! „Ja, schon“, sagt sie und wird noch röter. „Aber jetzt komm. Zu Hause muss ich kochen.“

In Janniks Bauch kribbelt es plötzlich. Ob Mama Lukas wirklich mag? So richtig doll? Das wäre schön!

Nach dem Mittagessen weiß Jannik gar nicht, was er machen soll. Drinnen fällt ihm die Decke auf den Kopf. Hoffentlich erhört Gott Jasmins Gebet und macht Milan schnell wieder gesund!

Schließlich geht Jannik zum Spielplatz gleich hinter dem Haus, der nur für die Kinder ist, die hier im Wohnkomplex leben. Zuerst setzt er sich kurz auf die Schaukel. Dann geht er zum Sandkasten. Er hat gerade angefangen, eine große Burg zu bauen, da grölt ihm jemand ins Ohr: „Cool! Nur die Zugbrücke fehlt noch!“

Jannik fährt herum. Oh nein! Das darf doch nicht wahr sein! Caroline steht vor ihm! Die Trulla aus dem Supermarkt! Und sie scheint heute wieder ganz genauso durchgedreht zu sein wie gestern. „Was willst du denn hier?“, knurrt Jannik.

„Spielen!“ Caroline hat sich schon in den Sand geschmissen und klopft an Janniks Burg herum!

„Dieser Spielplatz ist nur für die Kinder, die hier in einem von den Häusern wohnen“, regt sich Jannik auf.

„Tu ich doch!“, gibt Caroline zurück und zeigt auf das Haus gegenüber von Janniks Haus. „Da wohne ich! Da, wo die gelben Gardinen hängen!“

„Seit wann?“, fragt Jannik.

„Seit Freitag.“

Na toll! Jetzt hat Jannik die auch noch in seiner Nachbarschaft! Das kann ja heiter werden! „Kannst du mal aufhören, an meiner Burg zu bauen?“, schimpft er. Schließlich fragt man doch normalerweise erst mal, ob man mitspielen darf!

Aber davon hat Caroline wohl noch nie gehört. Sie sagt nämlich nur: „Ich bin das Sondereinsatzkommando für die Zugbrücke.“

„Wenn du da jetzt ein Loch reinmachst, kippt alles zusammen!“, schreit Jannik.

Aber bei Caroline kippt nichts zusammen! Schon hat Janniks Burg eine erstklassige Falltür. Am liebsten würde Jannik fragen, wie sie das gemacht hat. Aber im letzten Moment beißt er sich auf die Zunge. Die soll bloß nicht meinen, dass Jannik was mit ihr zu tun haben will! Außerdem wurmt es ihn, dass Caroline bessere Burgen bauen kann als er.

„Hallo!“, ruft er. „Hörst du schlecht? Du sollst gehen! Ich will meine Burg allein bauen!“

„Nur noch die Zugbrücke.“ Caroline wirft einen Blick nach hinten. Dann reißt sie entsetzt die Augen auf. „Oh nein, sie kommen! Schnell, schnell!“

Jannik schaut sich verwirrt um. Niemand ist zu sehen. „Wer kommt?“

„Die Aliens!“, kreischt Caroline. „Sie wollen die Burg einnehmen! Schnell, Arbeiter! Macht schnell! Dann können wir die Zugbrücke hochziehen und sie abwehren!“

„Aliens? So ein Quatsch! Bei Rittern gibt es keine Aliens!“

„Doch, klar!“ Caroline klopft wie wild auf den Sand. „Ich sehe sie doch schon! Feind in Sicht! Die Alieninvasion ist da! Du wärst wohl ein Alien!“

Bevor Jannik sich in Sicherheit bringen kann, schmeißt sich Caroline auf ihn. „Aaahhh, Angriff! Nieder mit den Aliens! Sind es die Rotaugen? Nein, es sind die einäugigen Riesenschnecken!“

„Aua!“ Jannik schlägt nach Caroline. Aber die denkt, das sei gespielt, und hält lachend seine Hand fest.

„Ihr habt keine Chance!“

„Geh sofort runter von mir! Aua! Ich bin nicht dein Schneckenauge!“

„Hihihi, das heißt einäugige Riesenschnecke. Aber stimmt: Du bist in Wahrheit ein blauer Pumuckl!“

„Lass mich!“ Langsam wird Jannik richtig sauer. Bei der nächsten Gelegenheit gibt er Caroline einen heftigen Schlag und springt auf. „Ich will nicht mit dir spielen, kapiert?“

Caroline hört auf zu lachen und starrt ihn erschrocken an. Aber das ist Jannik egal. Er dreht sich um und rennt nach Hause. Nur weg von diesem komischen Mädchen! Das benimmt sich ja selber wie ein Alien!

„Du warst ja nicht lange draußen“, meint Mama.

Jannik stürmt an ihr vorbei ins Wohnzimmer. Von hier aus kann man den Spielplatz sehen. Caroline sitzt ganz allein im Sandkasten und macht der Burg noch einen Turm. Ganz kurz tut sie Jannik leid, wie sie da so einsam sitzt. Aber nur eine Sekunde. Schließlich ist sie doch selbst schuld, dass sie da jetzt allein spielen muss. Jannik wird jedenfalls nicht riskieren, der noch mal über den Weg zu laufen!

Schlimmer geht immer

Am Montag ist Milan immer noch krank und kann nicht in die Schule kommen. „Dabei haben wir doch für Milan gebetet“, sagt Jannik enttäuscht.

„Meine Mama sagt, dass Gott manche Gebete nicht sofort erhört. Und manchmal auch nicht so, wie wir uns das wünschen“, meint Lea.

Dabei wollten sie doch heute besprechen, welche Kostüme sie an Karneval anziehen, bis dahin dauert es nicht mehr lang. Jannik freut sich schon, denn an Karneval ist kein richtiger Unterricht. Stattdessen gibt es eine große Feier in der Schule und jede Klasse muss etwas vorführen.

Janniks Klassenlehrerin Frau Klein hat sich etwas ganz Besonderes für die 2b ausgedacht: Sie führen ihre Kostüme wie bei einer Modenschau vor. Milan wird der Moderator sein. Er steht auf der Bühne und stellt alle Verkleidungen vor. Die anderen laufen nacheinander an ihm vorbei, damit die Kinder aus den anderen Klassen ihre Kostüme bewundern können.

Es hat bereits zur ersten Stunde geklingelt, aber Frau Klein ist noch nicht da. In der Klasse reden schon alle davon, als was sie sich verkleiden wollen.

„Ich gehe als Feuerwehrmann“, erzählt Ben gerade extra laut. Bens Eltern sind reich. Er hat von allem am meisten. Und er hat immer die besten Sachen. Manchmal gibt Ben ganz schön damit an. „Ich habe einen richtigen Helm. Nicht so ein olles Plastikding. Und einen ganz tollen Schlauch und richtig feste Stiefel.“

Jannik verdreht die Augen und geht lieber zu Leas und Kiaras Tisch.

„Als was gehst du, Jannik?“, fragt Kiara. Sie ist Leas beste Freundin.

„Als Ritter“, verrät Jannik. „Mit echtem Kettenhemd!“ Mama möchte dieses Jahr kein Kostüm für Jannik kaufen. Stattdessen haben sie sich bei einem Kostümverleih schon ein Ritterkostüm ausgesucht. Mit Kettenhemd und Wappen und einem glänzenden Schwert. Das ist bestimmt genauso toll wie Bens Feuerwehrkostüm. Blöd ist nur, dass Jannik das Kostüm nach Karneval wieder abgeben muss.

„Als Ritter?“, quiekt Lea. Sie und Kiara gucken sich an und dann kichern beide gleichzeitig. „Oh, wie lustig! Wir gehen nämlich als Prinzessinnen!“

Jannik weiß ja nicht, ob er das lustig finden soll.

Doch da geht gerade die Tür auf und Frau Klein kommt herein. Jannik springt schnell zu seinem Platz.

„So, ich bin da!“, ruft Frau Klein. „Setzt euch bitte alle hin! Ich habe mich verspätet, Entschuldigung!“

In diesem Moment sieht Jannik, dass Frau Klein gar nicht allein ist. Sie hat ein Mädchen dabei. Und das Mädchen ist Caroline! Das darf ja wohl nicht wahr sein! Kommt die jetzt etwa auch noch in Janniks Klasse?

„Jetzt, wo das zweite Halbjahr anfängt, haben wir eine neue Schülerin“, verkündet Frau Klein da auch schon. „Das ist Caroline. Sie ist mit ihrer Mama umgezogen und geht nun in unsere Klasse. Ich habe schon gehört, dass du dir ganz tolle Geschichten ausdenken kannst.“

Caroline zuckt bescheiden mit den Schultern. Dann fällt ihr Blick auf Jannik. „Du bist auch hier?“, brüllt sie durch die ganze Klasse und kichert wie verrückt los.

Jannik spürt, wie sein Kopf rot wird. Er würde sich am liebsten hinter seinem Heft verstecken. Schlimmer kann es jetzt nicht mehr werden!

Aber es wird noch schlimmer. „Ach, ihr kennt euch?“, fragt Frau Klein nämlich und kichert auch. „Das ist ja schön! Dann kannst du dich eigentlich heute neben Jannik setzen, denn Milan ist krank.“

Jannik stöhnt auf. Doch da ist Caroline schon grinsend durch die Klasse gerast und lässt sich polternd auf Milans Stuhl fallen. Hat sie schon ganz vergessen, dass Jannik sie gestern auf dem Spielplatz angemotzt hat?

Alle werfen Caroline neugierige Blicke zu. Frau Klein braucht ein paar Versuche, bis ihre Schüler zuhören. „Wir wollen heute über eure Kostüme sprechen und überlegen, was Milan bei der Aufführung sagen soll“, erklärt sie. „Leider ist er heute nicht da, aber wir können es ihm ja berichten, wenn er wiederkommt.“

„Ich gehe als Einhorn!“, kreischt Caroline und wippt auf ihrem Stuhl herum. „Ich habe ein pinkes Horn und ein glitzerndes Fell und Flügel!“

„Hä?“, ruft Josephine durch die Klasse. „Einhörner haben doch keine Flügel!“

„Ich schon!“, sagt Caroline.

„Caroline, ich rede doch gerade!“, ermahnt Frau Klein sie. „Du darfst gleich erzählen, als was du dich verkleiden willst.“

Aber Caroline hat gar nicht richtig zugehört. Sie zieht ein total zerfleddertes Heft aus ihrem Ranzen. So schlimm sehen ja nicht mal die Hefte der Jungs aus! Dann öffnet Caroline ihr Federmäppchen.

„Was ist das denn?“, ruft Jannik entsetzt. Carolines Federmappe steckt voller abgebrochener Buntstifte und Dreck aus dem Anspitzer.

„Das ist meine Schatzkiste“, raunt Caroline. Als ob das ein strenges Geheimnis wäre.

Jannik rutscht mit seinem Stuhl lieber ein Stück von ihr weg.

„Kinder!“ Frau Klein wird langsam sauer. „Ruhe jetzt! Caroline, pack dein Heft weg! Und die Stifte auch! Die brauchst du jetzt nicht! Steck bitte alles in deinen Ranzen. So, und jetzt reden wir endlich über eure Kostüme.“ Frau Klein fragt der Reihe nach alle, welche Verkleidung sie tragen wollen. Es gibt einen Pfau, einen Polizisten und sogar zwei Piraten. Dann sind Lea und Kiara dran.

„Ich gehe als Schneewittchen!“, strahlt Lea.

„Und ich als Aschenputtel!“, freut sich Kiara.

Jannik und die anderen Jungs tauschen einen Blick. Das kann sich niemand so richtig vorstellen. Schneewittchen ist doch schwarzhaarig und Aschenputtel hat ganz kleine Füße. Aber Lea ist blond und Kiara hat große Füße.

„Oh, dann müsst ihr ja ganz lange schlafen! Bis Rosen gewachsen sind!“, grinst Timo. „Und bis euer Prinz kommt und euch wachküsst!“

Lea setzt ihren schlauen Blick auf. „Das mit den Rosen gehört doch zu Dornröschen! Schneewittchen wird von einem Apfel vergiftet.“

„Ja, und Aschenputtel verliert ihren Schuh!“, kräht Kiara. Sie kann nur nicht so schlau gucken wie Lea.

„Na, den verlierst du auf der Bühne hoffentlich nicht!“, lacht Frau Klein. „Jannik, als was möchtest du gehen?“

„Als Ritter.“