Jannik – Immer kommt es anders - Sonja Schankat - E-Book

Jannik – Immer kommt es anders E-Book

Sonja Schankat

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Beschreibung

Jannik kommt nach den Sommerferien in die zweite Klasse. Er träumt davon, seinen achten Geburtstag in der Soccerhalle zu feiern und kann es kaum erwarten, wieder mit seinem besten Freund Milan zu spielen. Doch dann kommt so einiges ganz anders, als er sich das vorgestellt hat: Seine Mama ist ständig gestresst und hat kein Geld, Milan trainiert plötzlich ohne ihn im Fußballverein und die anderen Kinder verbringen viel Zeit mit ihren Vätern, während Jannik seinen eigenen Papa noch nicht einmal kennt. Das ist so unfair! Jannik fühlt sich einsam und ungerecht behandelt. Und dann steht auch noch seine Freundschaft mit Milan auf dem Spiel! Als Mama und Jannik eine Autopanne haben, lernen sie den coolen Mechatroniker Lukas kennen. Der erzählt Jannik vom "himmlischen Papa" und erklärt ihm, dass er jederzeit mit diesem besonderen Papa reden kann. Lukas zeigt Jannik auch, was einem helfen kann, wenn mal wieder alles anders kommt …

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Seitenzahl: 204

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Sonja Schankat

Jannik

Immer kommt es anders

Band 1

www.bibellesebund.net

Impressum

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Speicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.

© 2023 Bibellesebund Verlag, Marienheide

© 2023 der E-Book-Ausgabe

Bibellesebund Verlag, Marienheide

bibellesebund.de/

Autor: Sonja Schankat

Lektorat: Iris Voß

Korrektur: Bianca Bellmann

Illustrationen: Anna Karina Birkenstock, Hennef

Titelgestaltung: Gisela Auth, Sandra Peise

Layout des E-Books: Inge Neuhaus

Printausgabe: ISBN 978-95568-3-524-9

E-Book: ISBN 978-3-95568-537-9

Hinweise des Verlags:

Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des Textes und der Bilder kommen.

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Inhalt

Titel

Impressum

Die Autorin

Jannik, seine Freunde und seine Familie

Wie bei der Formel 1

Mädchenalarm!

Letzte Rettung für Mamas Auto

Alles unfair!

Matschgespenster

Ein ganz besonderer Papa

Ein Spiel in der Kirche

Nette Mädchen und ein komischer Freund

Ein Überraschungsgast zum Geburtstag

Die Geheimwaffe

Eine mutige Aktion

Teilen wie Sankt Martin

Blöde Advents-Aussichten

Von Weihnachtsmännern und Babykristallen

Werkzeuge für Gott

Ein etwas anderes Geschenk

Das größte Geschenk aller Zeiten

Das erste Türchen

Ein Doppelgänger von Sankt Martin

Ein heimlicher Nikolauseinsatz

Eine missglückte Kletteraktion

Der Unterhosen-Retter

Aufregung am Flughafen

Rosa Schleifen, Zahnlücken und nasse Socken

Ein nächtlicher Keks-Esser

Ein Willkommensgruß vom himmlischen Papa

Schneeballschlacht und Kekse backen

Eishockey zum Frühstück

Lachen und Weinen im Kinderkrankenhaus

Wie im Stall von Bethlehem

Ein wahres Weihnachtsabenteuer

Hoffnung für das Weihnachtsbaby

Ein letztes Paparazzi-Foto

Die Autorin

Sonja Schankat wurde 2001 in Mülheim an der Ruhr geboren und dachte sich schon als Kind Geschichten aus. Sie hat Germanistik und Geschichte studiert und engagiert sich in ihrer Gemeinde unter anderem in der Jungschar. Mit ihren Geschichten möchte sie ihre Begeisterung für Jesus an andere weitergeben und zu einem Leben ermutigen, in dem Gott im Mittelpunkt steht. Sie lebt mit ihrer Familie im Ruhrgebiet.

Jannik, seine Freunde und seine Familie

Jannik Müller

7 Jahre

liebt Fußball und Autos

Klassenbester in Mathe

wird schnell neidisch auf andere und wütend, wenn er sich ungerecht behandelt fühlt

Milan Banjac, Janniks bester Freund

7 Jahre

liebt Fußball und Lesen

sehr gut in Deutsch und Sport

ist temperamentvoll und mutig, aber manchmal auch besserwisserisch

Lea Feldmann

7 Jahre

liebt Pferde und die Farbe Pink

weiß immer alles

ist hilfsbereit, verantwortungsbewusst und teilt gerne

Kiara Gerlach, Leas beste Freundin

7 Jahre

liebt Pferde

kann sehr gut basteln

ist manchmal etwas verträumt und begriffsstutzig

Celina Müller, Janniks Mama

28 Jahre, Krankenschwester

liebt Jannik

hat eine Pflanzensammlung im Wohnzimmer

ist ständig gestresst

Lukas Vehling

30 Jahre, Automechatroniker

liebt Autos, Motorräder und hat ein Herz für Kinder

trägt immer eine schwarze Lederjacke

ist einfach cool

Heike Müller, Janniks Oma

um die 60 Jahre, Inhaberin einer Boutique

trägt schicke Blusen und Röcke

kann nicht viel mit Kindern anfangen

ist sehr streng und penibel

Wie bei der Formel 1

Jannik wacht heute von ganz allein auf. Er weiß sofort, dass ein besonderer Tag ist: Heute ist der erste Schultag nach den Sommerferien. Jannik freut sich schon darauf, seine Klassenkameraden wiederzusehen. Ein bisschen freut er sich sogar auf seine Klassenlehrerin Frau Klein. Aber am tollsten ist, dass er bald Geburtstag hat. Denn nach den Sommerferien dauert es nicht mehr lange, bis Jannik acht wird. Er ist fast der Älteste in seiner Klasse. Nur Ben hat noch etwas früher Geburtstag. Dieses Jahr wird Janniks Geburtstag besonders cool: Er darf nämlich in der Soccerhalle feiern. Das hat Mama ihm letztes Jahr schon versprochen.

Da geht die Tür auf. Mama kommt in Janniks Zimmer gestürmt. Sie ist noch im Nachthemd und ihre Haare stehen ganz zerzaust in alle Richtungen. „Jannik, aufstehen!“, ruft sie. „Schnell! Ich habe verschlafen! Ich habe den Wecker nicht gehört. Wir müssen uns ganz doll beeilen!“

Wie gut, dass Jannik eh schon wach ist. Er springt sofort aus dem Bett.

Mama ist schon wieder in der Küche. Da schmiert sie in Rekordgeschwindigkeit Brote.

„Du, Mama“, sagt Jannik. „Ich war schon längst wach. Und rate mal, warum!“

Aber Mama hat keine Zeit zum Raten. Sie sagt nur: „Weiß nicht, jetzt setz dich hin! Wir müssen uns wirklich beeilen!“

So schnell gibt Jannik nicht auf: „Heute ist der erste Schultag! Nur noch ein paar Wochen, dann habe ich Geburtstag!“

Mama hat gar nicht richtig zugehört. Sie legt nur ungeduldig eine Scheibe Brot auf Janniks Teller. „Jaja, jetzt setz dich bitte hin und iss! Ich muss schon mal ins Bad. Ich schaffe es heute gar nicht, zu frühstücken. Immer diese Hetze morgens!“

Jannik lässt sich seufzend auf seinen Stuhl fallen. Ihm geht diese Hetze morgens auch auf die Nerven! Immer müssen sie sich beeilen! Mama ist ständig gestresst. Sie ist nämlich Krankenschwester in einer operativen Tagesklinik. Da kommen Leute hin, die operiert werden müssen, aber schon am selben Tag wieder nach Hause können. Die Operationen sind morgens früh, deshalb muss Mama jeden Tag schon vor acht Uhr in der Klinik sein. Das heißt, dass Jannik auch schon lange vor Unterrichtsbeginn in der Schule ist und da in die Frühbetreuung muss. Sogar, wenn sie erst zur zweiten Stunde haben! Und manchmal schafft Mama es auch nicht, Jannik pünktlich abzuholen. Mama sagt immer, dass Jannik froh sein soll, dass sie nicht auf einer Station im Krankenhaus arbeitet. Da müsste sie nämlich sogar nachts und am Wochenende arbeiten. Aber Jannik wäre es lieber, wenn Mama einfach gar nicht arbeiten gehen würde.

Vielleicht müsste Mama das auch gar nicht, wenn Papa nicht abgehauen wäre. Bestimmt könnten sie dann morgens immer in Ruhe frühstücken. Aber Janniks Papa ist nicht mehr da. Jannik erinnert sich fast gar nicht an ihn. Er weiß nur noch, dass sich Mama und Papa immer gestritten haben. Und irgendwann ist Papa abgehauen und nie wiedergekommen. Da war Jannik noch im Kindergarten.

„Der Papa wollte eben keine Familie“, hat Mama damals gesagt. „So ist das nun mal.“ Aber manchmal weint sie deswegen.

Eigentlich wollte Jannik ja beim Frühstück mit Mama über seinen Geburtstag reden. Aber heute Morgen ist Mama dafür viel zu gestresst. „Wir machen das mit deinem Geburtstag später“, sagt sie jetzt und scheucht Jannik aus der Wohnung. „Schnell! Wir sind schon viel zu spät dran!“

Mama hat einen ganz alten VW. Er ist ein bisschen zerkratzt und immer dreckig. Seit einer Weile geht er manchmal nicht an. Mama kann so oft den Zündschlüssel hin und her drehen, wie sie will. Das Auto macht dann nur sehr komische Geräusche. Als hätte der Motor Husten. Heute Morgen will es auch nicht anspringen.

„Ausgerechnet jetzt!“, schimpft Mama. „Irgendwann schmeiße ich dich auf den Schrottplatz! Das darf doch nicht wahr sein! Geh an! Na los!“

Denkt Mama denn wirklich, das Auto wäre von ihren Drohungen beeindruckt? Aber dann springt es tatsächlich an. Mama rast wie eine Verrückte. Sie fährt sogar zweimal über eine rote Ampel!

„Das war dunkelorange!“, ruft Mama und tritt aufs Gaspedal. Jannik fühlt sich fast wie bei der Formel 1. Leider sind sie jetzt schon an der Schule angekommen. Jannik wäre gerne noch länger so wild gefahren.

Mama lässt den Motor laufen, als sie Jannik beim Aussteigen hilft.

„Das ist aber nicht gut für die Umwelt! Hat Frau Klein gesagt!“

Mama verdreht die Augen. „Jaja, ich weiß! Aber am Ende geht der Motor gar nicht mehr an, wenn ich ihn ausmache. Und ich kann doch nicht zu spät zur Arbeit kommen!“ Mama gibt Jannik einen viel zu nassen Kuss, rennt ums Auto herum und springt hinein. Der Motor heult auf, als Mama davonrast. Ihr Rockzipfel ist in der Autotür eingeklemmt und flattert wild im Fahrtwind.

Mädchenalarm!

Es ist ganz aufregend, nach den Ferien alle wiederzusehen. Ein paar Kinder aus seiner Klasse, der 2b, hat Jannik schon während der Ferien in der OGS gesehen, in der Offenen Ganztags-Schule. Dort gibt es nämlich nicht nur die Früh- und Nachmittagsbetreuung während der Schulzeit, sondern auch eine Ferienbetreuung. Das sind die OGS-Ferien. Aber leider war Janniks bester Freund Milan dieses Jahr nicht dabei. Er war stattdessen bei seinem Papa. Milans Eltern sind nämlich auch getrennt. Aber Milan ist trotzdem manchmal bei seinem Papa. Und dann machen sie immer richtig tolle Sachen zusammen.

Als Jannik in die OGS kommt, läuft Milan schon auf ihn zu. „Jannik! Da bist du ja endlich!“

„Mama hat verschlafen“, erklärt Jannik. Was ist denn mit Milan los? Er hüpft die ganze Zeit auf und ab wie ein Flummi!

„Ich muss dir unbedingt was erzählen!“, ruft Milan. Seine Augen leuchten.

„Was denn?“

„Ich darf in den Fußballverein!“, brüllt Milan und überschlägt sich fast.

„Echt?“, fragt Jannik verdattert. Damit hat er jetzt nicht gerechnet!

Milan nickt. „Meine Eltern wollten erst nichts davon wissen, aber dann hat mein Papa doch Ja gesagt! Er bezahlt das und meine Mama muss mich ja auch nur donnerstags dahin bringen. Direkt nach der OGS. Deshalb war sie am Ende auch einverstanden! Ist das nicht cool?“

„Äh … ja, klar …“, murmelt Jannik. Mehr fällt ihm nicht ein. Da ist nur auf einmal ein ganz schlimmes Nagen an seinem Herzen.

Es klingelt. Milan dreht sich um und hüpft zu seinem Schulranzen. Er erzählt Jannik den ganzen Weg zum Klassenraum von seinem Verein. Da war er nämlich in den Ferien, um ihn sich anzusehen. Je mehr Milan schwärmt, desto doller wird das nagende Gefühl in Jannik. In dem Verein trainieren nämlich auch richtige Profis. An den Wänden hängen Trikots und Bilder von denen. Und manchmal trainieren sie sogar mit den Kindern. Das hat Milans neuer Trainer erzählt.

Jannik würde Milan am liebsten abstellen wie ein Radio. Aber leider gibt es bei Milan keinen Knopf. Er redet und redet und hört erst auf, als ihre Klassenlehrerin Frau Klein kommt.

„Guten Morgen!“, ruft sie. Frau Kleins spitzes Gesicht ist richtig braun geworden! Sie war bestimmt am Strand und hat sich gesonnt. „Na, hattet ihr alle schöne Ferien?“, fragt sie. „Wie wäre es, wenn wir mal einen Stuhlkreis machen? Und dann darf jeder was aus seinen Ferien erzählen.“

„Ich erzähle natürlich vom Fußballverein!“, sagt Milan, als sie mit ihren Stühlen nach vorne zur Tafel gehen. Da ist nämlich genug Platz für einen Stuhlkreis.

„Das hat doch gar nichts mit den Ferien zu tun“, brummt Jannik.

„Doch!“, meint Milan. „Ich war ja in den Ferien da, um mir den Verein anzusehen!“

Jannik stellt seufzend seinen Stuhl ab.

„Hey! Ich wollte mich dahin setzen!“, kreischt jemand in sein Ohr. Das kann natürlich nur Kiara sein. Jannik hat gar nicht gemerkt, dass er seinen Stuhl neben den von Lea gestellt hat. Lea ist Kiaras beste Freundin. Die beiden sind die nervigsten Mädchen, die man sich nur vorstellen kann. Die kreischen wegen allem sofort los und spielen immer so albern Pferd. Das Schlimmste ist, dass sie nicht nur in Janniks Klasse gehen, sondern auch in die OGS. Jannik und Milan müssen Lea und Kiara immer den ganzen Tag ertragen. Und natürlich will Kiara jetzt unbedingt neben Lea sitzen.

„Ja!“, ruft auch Lea und versucht, Janniks Stuhl wegzuschieben. „Kiara muss hierhin!“

„Ich war aber zuerst hier!“, knurrt Jannik. Er hat richtig schlechte Laune. Soll Kiara sich doch woanders hinsetzen!

Kiara verzieht ihr blödes Gesicht. Dann kreischt sie: „Frau Klein! Jannik ärgert uns!“

Frau Klein gibt ihr typisches Pferdeseufzen von sich. Dabei schiebt sie immer die Oberlippe hoch. Das sieht so aus, als ob ein Pferd schnauben würde. „Geht das jetzt am ersten Schultag direkt wieder los? Zwischen euch vieren gab es letztes Jahr schon so viel Streit, der reicht für die ganze Grundschulzeit! Soll das dieses Jahr etwa so weitergehen?“

Kiara verschränkt die Arme. „Ich habe nichts gemacht! Ich will nur neben Lea sitzen!“

„Ich war aber zuerst hier“, verteidigt sich Jannik und verschränkt auch die Arme.

Aber da zupft Milan Jannik am T-Shirt. „Komm, wir setzen uns lieber da drüben hin. Die spinnen doch, die Mädchen. Neben denen will ich eh nicht sitzen!“

Eigentlich will Jannik auch nicht neben den Mädchen sitzen. Aber dass Kiara jetzt denkt, dass sie gewonnen hat, ist auch blöd. Als Jannik aufsteht, schiebt Kiara sofort mit Karacho ihren Stuhl neben Lea.

„Aua!“, schreit Jannik. „Pass doch auf!“

„Kiara!“, schimpft Frau Klein. „Da hättest du jetzt aber wirklich kurz warten können, bis Jannik seinen Stuhl zur Seite genommen hat! Und das am ersten Schultag! Ich möchte, dass ihr euch dieses Schuljahr besser vertragt! Und zwar ihr alle vier! Lea, Kiara, Milan und Jannik! Ihr müsst euch doch nicht immer wie Feinde behandeln! Und jetzt bedankt ihr Mädchen euch mal bei den Jungs, dass sie sich woanders hinsetzen!“

„Danke“, murmeln Lea und Kiara lahm.

Jannik und Milan setzen sich auf die andere Seite vom Kreis, so weit weg von den Mädchen wie möglich. Grimmig starrt Jannik zu ihnen rüber. Die blöde Kiara thront auf ihrem Stuhl wie eine Königin, die gerade einen schweren Kampf gewonnen hat. So eine dumme Kuh! Die hat Jannik in den Ferien wirklich nicht vermisst!

Frau Klein holt einen großen, weichen Ball aus ihrer Tasche. Den kennen sie alle schon. Sie müssen sich den Ball gleich zuwerfen. Und der, der ihn gefangen hat, darf reden.

Lea darf anfangen. Sie ist nicht nur Kiaras nervige Freundin, sondern auch die Besserwisserin in der Klasse. Lea weiß immer alles und guckt immer ganz schlau. „Ich war in den Ferien in London“, erzählt sie. „Da waren wir im Natural History Museum. Dort gibt es einen riesigen Blauwal. Der ist noch viel größer als ein Elefant!“

„In was für ’nem Museum?“, flüstert Milan Jannik ins Ohr. Aber Jannik hat es auch nicht richtig verstanden.

„Im Natural History Museum“, wiederholt Lea. „Da kann man ganz viel über Tiere und Pflanzen lernen.“

„Lea ist doch schon schlau genug“, meint Milan. „Auch ohne komisches Museum!“

Lea kneift wütend die Augen zusammen, holt aus und pfeffert den Ball in Milans Richtung. Aber Milan ist Klassenbester in Sport. Er fängt den Ball locker mit einer Hand auf. Und dann erzählt er noch mal alles vom Fußballverein, was Jannik schon gehört hat. Und alle Jungs gucken ganz neidisch.

Jannik wird immer wütender, je mehr Leute drankommen. Die haben alle so tolle Sachen gemacht! Am besten waren natürlich wieder Bens Ferien. Er war mit seinen Eltern in Amerika. Das ist wieder typisch. Bens Eltern haben nämlich viel Geld. Ben hat immer von allem am meisten.

Ben wirft den Ball zu Jannik. Jannik weiß gar nicht, was er erzählen soll. Er war doch die ganzen sechs Wochen nur zu Hause! „Ich habe ganz viel Eis gegessen“, murmelt er. „Und mit meiner Carrera-Bahn gespielt.“

Ben kichert. „Klingt ja echt spannend!“

Frau Klein guckt ihn streng an. „Ich möchte nicht, dass hier jemand ausgelacht wird! Es können eben nicht immer alle verreisen.“

Aber Ben grinst immer noch ein bisschen. Er ist manchmal ein richtiger Angeber! Jannik würde ihm den Ball am liebsten ins Gesicht schleudern. Aber leider war der ja schon dran.

Dafür hat Kiara noch nichts erzählt. Und sie guckt auch gar nicht hin. Kiara starrt mal wieder verträumt vor sich hin. Sie sieht dann immer so aus wie eine Kuh, die dumm auf der Wiese steht. Jannik muss grinsen. Er holt aus und wirft den Ball extra fest genau in Kiaras Richtung.

„Kiara, pass auf!“, kreischt Lea. Aber da ist es schon zu spät. Der Ball fliegt mitten in Kiaras Gesicht. Fast fällt sie vom Stuhl. Alle lachen. Nur Frau Klein nicht.

„Jannik!“, sagt sie drohend. „Eigentlich möchte ich dieses Jahr nicht wieder mit deiner Mama darüber reden, dass du die anderen Kinder ärgerst!“

Jannik starrt grimmig vor sich hin. Immer schimpft Frau Klein nur mit ihm!

„Du bist aber heute auch wirklich schlecht gelaunt!“, flüstert Milan.

„Bin ich überhaupt nicht“, knurrt Jannik.

Aber Milan weiß schon: Es liegt am Fußballverein, dass Jannik so wütend ist. Er ist eben sein bester Freund. „Frag doch deine Mama, ob du auch in den Verein darfst“, schlägt er vor.

Jannik seufzt. „Hab ich ja schon mal. Ich darf nicht.“

„Das haben meine Eltern auch gesagt“, meint Milan. „Ich musste auch ganz lange quengeln. Aber irgendwann haben sie es dann doch erlaubt.“

Letzte Rettung für Mamas Auto

Jannik überlegt den ganzen Tag, ob Mama vielleicht doch Ja sagen würde zum Fußballverein. Wenn sie sieht, dass das bei Milan auch klappt …

Als sie Jannik nachmittags abholt, ist er jedenfalls fest entschlossen, es zu versuchen. „Du, Mama“, fängt er an, als sie im Auto sitzen. „Der Milan ist jetzt im Fußballverein.“

„Aha“, macht Mama nur. Sie hat gar nicht richtig zugehört. Das Auto spinnt nämlich schon wieder. Mama dreht wütend den Zündschlüssel hin und her. Endlich geht der Motor doch an.

„Mama!“, ruft Jannik ungeduldig. „Hast du gehört? Der Milan ist jetzt im Fußballverein! Ich würde da auch so gerne hin!“

Mama seufzt. „Du weißt doch, dass das nicht geht.“

„Milan hat nur donnerstags Training. Und zwar direkt nach der OGS. Das ist für seine Mama gar nicht so stressig“, erklärt Jannik.

„Ja, aber sie muss ihn ja auch wieder abholen. Das heißt, dass sie dann wahrscheinlich erst um sechs oder sogar noch später zu Hause ist.“

„Milans Mama macht das aber nichts aus!“, ruft Jannik. Das ist ja zum Verzweifeln!

„Tja, mir schon“, erwidert Mama. Ihr Ton klingt schon ganz hart. „Und außerdem sind die Beiträge, die man jeden Monat an einen Verein zahlen muss, ganz schön teuer. Es wundert mich, dass Milans Mama sich das überhaupt leisten kann.“

„Milans Papa bezahlt das“, muss Jannik zugeben. Er merkt schon, dass er verloren hat. Geld, Geld, Geld. Das ist alles, worum es bei Erwachsenen geht!

„Aha, na siehst du“, sagt Mama.

Jetzt ist Jannik nicht nur wütend, sondern auch ganz traurig. „Wenn der Papa noch da wäre, könnte ich bestimmt auch Fußball spielen“, schimpft er. Das ist so ungerecht! Warum hat Milan einen Papa und Jannik nicht?

„Dein Papa könnte dir ganz bestimmt keinen Fußballverein bezahlen!“, wettert Mama zurück. „Selbst, wenn er noch da wäre!“

„Hat mein Papa denn nicht viel Geld?“, fragt Jannik erstaunt.

Mama kneift die Lippen zusammen. Sie redet nicht gerne über Janniks Papa. „Nein, hat er nicht. Nicht alle Papas haben viel Geld.“

Jannik verschränkt trotzig die Arme. „Dann hättest du lieber einen reichen Mann heiraten sollen!“

„Man heiratet jemanden doch nicht, nur weil er reich ist!“, schimpft Mama. „Und deinen Papa habe ich auch nicht geheiratet.“

Jannik guckt Mama überrascht an. „Nein? Hattet ihr euch denn nicht lieb?“

Mama sieht gar nicht mehr wütend aus, sondern traurig. „Wir dachten eine kurze Zeit, dass wir uns lieb haben. Aber manchmal täuscht man sich.“

Das macht Jannik noch trauriger. Hatte sein Papa denn noch nicht einmal ihn, seinen eigenen Sohn, lieb? Schließlich könnte Jannik doch auch manchmal ohne Mama zu seinem Papa gehen. Das macht Milan doch auch so.

„Aber weißt du, wen ich mehr als alles andere lieb habe?“, fragt Mama. Sie lächelt wieder ein bisschen. „Dich! Ich wüsste gar nicht, was ich ohne dich machen würde!“

Jannik ist auch froh, dass er Mama hat. Aber Mama ist eben kein Papa. Milan hat ja auch eine Mama. Und noch einen Papa dazu. Jannik hat doch eigentlich nur die Hälfte.

Er würde gerne noch mehr über seinen Papa wissen. Wie er aussieht. Wie er heißt. Und was sein Beruf ist. Aber bevor Jannik etwas davon fragen kann, wird das Auto immer langsamer. Und dann bleibt es ganz stehen. Mitten auf der Straße!

„Oh nein!“, ruft Mama. „Was ist denn jetzt los?“ Sie versucht, das Auto wieder anzubekommen. Aber es tut sich nichts.

„Und jetzt?“, fragt Jannik.

Mama kramt ihr Handy hervor. „Ich fürchte, wir müssen den Abschleppdienst rufen“, seufzt sie.

Jannik guckt sich um. Hinter ihnen steht schon eine Schlange aus Autos, die weiterfahren wollen. Aber ihr Auto versperrt ja den Weg. Mama ist das ganz schön peinlich. Sie sieht so aus, als ob sie am liebsten heulen würde. Manchmal muss Mama nämlich vor lauter Stress weinen.

Da spricht Jannik lieber nicht mehr über Papa. Wenn er jetzt weiter nach ihm fragt, weint Mama bestimmt sofort los.

Irgendwann kommt endlich der Abschleppdienst. Die anderen Autofahrer haben schon richtig wütend gehupt. Dabei kann Mama doch nichts dafür! Zum Glück ist der Fahrer nett. Mama und Jannik dürfen mit ihm zur Werkstatt fahren. Im Führerhaus des Abschleppwagens! Da sitzt man ganz hoch oben über der Straße! Die Fahrt ist viel zu schnell vorbei. Jannik wäre am liebsten noch länger so durch die Gegend gefahren.

Aber ihr Auto muss ja in die Werkstatt gebracht werden. Da erzählt Mama noch mal ganz genau, was passiert ist. Ein Mechatroniker öffnet die Motorhaube und schaut sich alles an. Dann schüttelt er den Kopf. „Das sieht nicht gut aus. Ihr Auto ist so alt, da lohnt sich eine Reparatur gar nicht mehr.“

Mama ist mittlerweile ganz erschöpft. Jetzt fängt sie wirklich an zu weinen. „Was soll ich denn jetzt machen?“, schluchzt sie.

Der Werkstattmitarbeiter zuckt nur mit den Schultern.

Jannik möchte Mama trösten. „Wir können uns doch ein neues Auto kaufen!“, schlägt er vor. „Ein ganz tolles! In Schwarz und glänzend!“

Aber irgendwie muss Mama davon nur noch mehr weinen. „Weißt du, wie teuer ein Auto ist?“, schnieft sie.

Da kommt ein anderer Mechatroniker auf sie zu. Er hat blonde Haare und Bartstoppeln und sieht richtig nett aus. „Guten Abend“, sagt er. „Was ist denn hier los?“ Sein Kollege erklärt es ihm. Der nette blonde Mann streicht über seine Bartstoppeln und überlegt. Dann sagt er: „Wissen Sie was? Ich gucke mir das Auto noch mal genauer an. Vielleicht lässt sich da ja doch noch was machen.“

Mama blinzelt. „Wirklich? Das ist aber nett!“

„Das mache ich doch gerne.“ Er lächelt Mama freundlich an und gibt ihr die Hand. „Ich bin Lukas Vehling.“

„Celina Müller“, stellt Mama sich vor. „Und das ist Jannik, mein Sohn.“

Herr Vehling schüttelt auch Jannik die Hand. So, als ob Jannik schon richtig erwachsen wäre! „Hallo, Jannik. Für dich bin ich der Lukas.“ Dann wendet er sich wieder Mama zu: „Wollen Sie sich vielleicht ins Büro da drüben setzen?“

„Vielen Dank!“, nickt sie. Jetzt muss sie auch nicht mehr weinen.

„Dafür müssen Sie sich nicht bedanken.“ Lukas ist wirklich nett! Er bietet ihnen sogar was zu trinken an und zaubert ein paar Kekse aus einer Schublade! Dann guckt er sich das Auto noch mal ganz genau an.

Jannik hofft, dass es wirklich kaputt ist. Er hätte gerne ein neues Auto!

Aber irgendwann kommt Lukas ins Büro und sagt: „Ich würde sagen, man kann es doch reparieren.“

Jannik ist ein bisschen enttäuscht. Aber Mama strahlt. „Da bin ich aber froh!“

Lukas verspricht, dass er Mamas Auto höchstpersönlich wieder in Ordnung bringen wird. Und dann bietet er Mama und Jannik sogar noch an, sie nach Hause zu fahren! Er hat jetzt nämlich Feierabend.

„Da habt ihr Glück, dass ich heute mal mit meinem Auto zur Arbeit gekommen bin“, meint Lukas, als sie in seinem Auto sitzen. „Ich fahre nämlich meistens mit meinem Motorrad. Dann hätte ich euch nicht nach Hause bringen können.“

„Boah, du hast ein Motorrad?“, staunt Jannik. Cool! Da haben sie aber wirklich einen tollen Mechatroniker getroffen!

Alles unfair!

Lukas hat Mamas Auto tatsächlich wieder repariert. Mama freut sich sehr darüber. Jannik ist immer noch ein bisschen traurig, dass sie kein neues Auto bekommen haben. Aber als er und Mama das reparierte Auto in der Werkstatt abholen, zeigt Lukas Jannik sein Motorrad. Das ist schwarz und sieht richtig toll aus. Wenn Jannik davon in der Schule erzählt, staunen die anderen bestimmt!

Aber am nächsten Tag hat Jannik gar keine Chance, von dem Motorrad zu erzählen. Denn Milan hat gestern zum ersten Mal Fußballtraining gehabt. Er erzählt noch vor der ersten Stunde davon. Alle Jungs aus der 2b stehen um Milans und Janniks Tisch herum.

„Unser Trainer ist voll cool“, schwärmt Milan. „Und er meint, ich habe Talent. Es ist so cool im Verein! Da lernt man richtig gute Tricks! Und am Wochenende bin ich bei meinem Papa. Wir fahren zu einem Sportgeschäft, wo ich mir Fußballschuhe und Trainingsklamotten aussuchen darf.“

Jannik hat einen richtigen Kloß im Hals. Er muss immer die ollen Sportsachen anziehen, die Mama in irgendwelchen billigen Läden kauft. Er hat nicht mal Stutzen! Das ist so ungerecht!

Da kommt Frau Klein in die Klasse. „Was ist denn hier los? Alle auf die Plätze!“