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Der berühmte Eishockeyspieler Nikolai Kuhn kommt mit seiner Familie aus Amerika zu Besuch, denn Mama und Lukas wollen heiraten! Während die Vorbereitungen auf Hochtouren laufen, hat Jannik genug Zeit, um aufregende Dinge mit seinen Freunden zu erleben. Nach der Hochzeit wird alles anders. Zwar hat Jannik endlich einen Papa, aber so manche Neuigkeit bringt ihn ins Grübeln: Kann Lukas ihn als Sohn wirklich lieben? Und als ob das noch nicht genug wäre, haben die Mädchen und Jungen in der Schule plötzlich Geheimnisse. Wie gut, dass Jannik sich mit allen Sorgen an Gott, seinem himmlischen Papa, wenden kann!
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Seitenzahl: 193
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Sonja Schankat
Jannik
Immer kommt was Neues
Band 4
www.bibellesebund.net
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© 2025 Bibellesebund Verlag, Marienheide
© 2025 der E-Book-Ausgabe
Lockenfeld 2
51709 Marienheide
Autor: Sonja Schankat
Lektorat: Iris Voß
Titelgestaltung: Mareike Schaaf, Gisela Auth
Illustrationen: Anna Karina Birkenstock, Hennef
Layout des E-Books: Connie Waffenschmidt
Printausgabe: ISBN 978-3-95568-573-7
E-Book: ISBN 978-3-95568-612-3
www.bibellesebund.net
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Titel
Impressum
Die Autorin
Jannik, seine Freunde und seine Familie
Ein aufregendes Wiedersehen
Pläne für die Ferien
Noch mal gut gegangen
Milan ist übergeschnappt
Eine riesige Familie
Laura flippt aus
Poolwichtel und Wasseraliens
Große und kleine Familie
Willkommen in der himmlischen Familie!
Wie im Märchen
Lieblingsmuffins zur Begrüßung
Ferien-Aliens
Zeit, Abschied zu nehmen
Stress ohne Ende
Geheime Unterhaltungen
Was ist nur mit Mama los?
Das Geheimnis wird gelüftet
So ein dunkler Tag!
Der echte Sorgenfresser
Von wegen Sorgenfresser!
Jetzt reicht es!
Besser als perfekt
Buchvorstellung mit Gott
Ein Blick in Mamas Bauch
Von Anfang an geliebt
Ein Name unterm Weihnachtsbaum
Lauter Heimlichkeiten
Rätsel um Kiaras Mütze
So eine blöde Idee!
Es ist so weit!
Willkommen, kleiner Bruder!
Wunder mit Gott
Sonja Schankat wurde 2001 in Mülheim an der Ruhr geboren und dachte sich schon als Kind Geschichten aus. Sie hat Germanistik und Geschichte studiert und engagiert sich in ihrer Gemeinde unter anderem in der Jungschar. Mit ihren Geschichten möchte sie ihre Begeisterung für Jesus an andere weitergeben und zu einem Leben ermutigen, in dem Gott im Mittelpunkt steht. Sie lebt mit ihrer Familie im Ruhrgebiet.
Jannik Müller
8 Jahre
liebt Fußball und Autos
Klassenbester in Mathe
wird schnell neidisch auf andere und wütend, wenn er sich ungerecht behandelt fühlt
Milan Banjac, Janniks bester Freund
8 Jahre
liebt Fußball und Lesen
sehr gut in Deutsch und Sport
ist temperamentvoll und mutig, aber manchmal auch besserwisserisch
Lea Feldmann
8 Jahre
liebt Pferde und die Farbe Pink
weiß immer alles
ist hilfsbereit, verantwortungsbewusst und teilt gerne
Kiara Gerlach, Leas beste Freundin
8 Jahre
liebt Pferde
kann sehr gut basteln
ist manchmal etwas verträumt und begriffsstutzig
Caroline Westerkamp
8 Jahre
liebt alles, was bunt ist
hat ADHS
spielt supergut Fußball, ist sehr fantasievoll und hat eine Vorliebe für Aliens
Laura und David Kuhn, Janniks Freunde aus Amerika
6 Jahre und 4 Jahre, Kinder des Eishockeyspielers Nikolai Kuhn
lieben es, mit ihrem Vater Eishockey zu spielen
Laura mag Sport und Barbies, David träumt davon, Eishockeyprofi zu werden
Celina Müller, Janniks Mama
28 Jahre, Krankenschwester
liebt Jannik
hat eine Pflanzensammlung im Wohnzimmer
ist ständig gestresst
Lukas Vehling
31 Jahre, Automechatroniker
liebt Autos, Motorräder und hat ein Herz für Kinder
trägt immer eine schwarze Lederjacke
ist einfach cool
Heike Müller, Janniks Oma
um die 60 Jahre, Inhaberin einer Boutique
trägt schicke Blusen und Röcke
kann nicht viel mit Kindern anfangen
ist sehr streng und penibel
Jannik schielt immer wieder zu der großen Uhr, die im Klassenzimmer der 2b neben der Tür hängt. Die Zeiger scheinen sich heute überhaupt nicht zu bewegen. Unruhig rutscht Jannik auf seinem Stuhl hin und her. Die ganze Zeit muss er an Laura und ihre Familie denken. Ob sie bereits in Deutschland gelandet sind? Sitzen sie vielleicht sogar schon im Zug?
Irgendwann stemmt seine Klassenlehrerin Frau Klein die Hände in die Hüften. „Jannik, du bist ja heute gar nicht bei der Sache! Ich weiß, dass es nur noch eine Woche bis zu den Sommerferien ist, aber ein bisschen was wollen wir noch schaffen. Was ist denn los mit dir?“
„Meine Freundin Laura aus Amerika kommt heute hier an“, erzählt Jannik. „Im Sommer kommen sie und ihre Familie immer nach Deutschland.“
„Du hast eine Freundin in Amerika?“, staunt Timo. „Cool!“
Jannik muss lächeln. „Ja, in den Weihnachtsferien haben wir sie dort besucht. In Denver lag richtig hoher Schnee und wir waren auf einem zugefrorenen See Schlittschuh laufen. Eishockey hab ich auch gelernt.“
Milan, Janniks bester Freund, schaut sich in der Klasse um. „Lauras Vater ist nämlich Eishockeyspieler. In der NHL! Das ist die höchste Eishockeyliga der Welt.“
Durchs Klassenzimmer geht ein beeindrucktes Raunen.
Ben macht große Augen. „Und so jemanden kennst du, Jannik?“
Doch Jannik hat keine Zeit, um zu antworten. Milan redet schon weiter: „Nikolai Kuhn heißt der. Ist linker Stürmer und einer der besten Scorer bei der Colorado Avalanche, seiner Mannschaft.“ Kein Wunder, dass Milan das alles wie aus der Pistole geschossen erzählen kann. Seit Wochen redet er von fast nichts anderem mehr als von Nikolai Kuhn.
„Was ist denn ein Scorer?“, fragt Dana.
„Na, ein Torschütze! Einer, der Tore schießt“, antwortet Milan so entsetzt, als müsste das jeder wissen.
„Ich dachte, du interessierst dich nur für Fußball“, meint Josephine.
„Aber Nikolai spielt in der NHL“, sagt Milan. „Wann hat man denn schon mal die Gelegenheit, so einen Star zu treffen?“
Die anderen Jungs aus der 2b scheinen das genauso zu sehen und tuscheln aufgeregt miteinander.
„Kinder!“, ruft Frau Klein. „Über Eishockey könnt ihr euch in der Pause unterhalten. Jetzt sind wir bei Personenbeschreibungen. Also, wer will mal das Kind ganz rechts auf dem Bild beschreiben?“
Leas Finger schießt als einziger in die Höhe. Alle anderen haben Frau Klein überhaupt nicht zugehört. Ein paar Mal versucht sie noch, wieder Ruhe ins Klassenzimmer zu bringen. Aber irgendwann gibt sie auf. „Ich bin ferienreif“, stöhnt sie und stößt ihr typisches Seufzen aus, bei dem sie die Lippe hochschiebt. Das sieht aus, als würde ein Pferd schnauben.
Endlich ist die Schule aus. Jannik und seine Freunde müssen allerdings noch hierbleiben. Sie gehen in die OGS, die Nachmittagsbetreuung. Auch beim Mittagessen redet Milan nur von Nikolai. Fast könnte man meinen, dass er ihn kennt und nicht Jannik. Die Kinder aus den anderen Klassen, mit denen sie in eine OGS-Gruppe gehen, sind begeistert.
Jannik weiß nicht, was er davon halten soll. Klar ist es cool, dass Nikolai ein berühmter Sportler ist. Doch eigentlich sieht Jannik ihn gar nicht so sehr als Star. Er freut sich vor allem darauf, ihn einfach wiederzusehen.
Immerhin sind die Weihnachtsferien, in denen er in Amerika war, schon ziemlich lange her. So viel ist in der Zwischenzeit passiert: Jannik hat tolle Sachen mit seinen Freunden Milan, Lea und Kiara erlebt. Caroline ist neu in ihre Klasse gekommen und zu einer super Freundin geworden. Aber das Allerbeste ist, dass Mama sich mit Lukas verlobt hat. In den Sommerferien heiraten sie. Und nach der Hochzeit wird Lukas Jannik adoptieren, dann ist er endlich so richtig offiziell sein Papa. Janniks echter Papa ist vor vielen Jahren abgehauen, Jannik kennt ihn gar nicht. Er und Mama waren eine Zeitlang sehr traurig deshalb. Denn Mama hätte Janniks Papa gerne geheiratet. Nur wollte der keine Familie. Aber dann kam Lukas.
„Also, ihr Jungs spinnt vielleicht“, sagt Lea, als sie nach der Hausaufgabenzeit auf dem Schulhof spielen dürfen. „Nikolai macht doch nur Sport.“
„Nur Sport!“, ruft Milan empört. „Der spielt in der –“
„In der höchsten Eishockeyliga der Welt“, unterbricht Kiara Milan und verdreht die Augen. „Das hast du jetzt wirklich oft genug gesagt.“
„Ach, ihr habt ja keine Ahnung“, grummelt Milan.
Lea und Kiara kichern. „Wir freuen uns halt mehr auf Laura. Die ist bestimmt nett.“
„Vielleicht können wir uns mal zum Barbiespielen verabreden“, überlegt Kiara.
Milan tippt sich an die Stirn. „Und da sagt ihr, wir würden spinnen!“
„Achtung!“, brüllt jemand hinter ihnen. Im nächsten Moment kommt im hohen Bogen ein Ball angeflogen. Caroline, die ihn geschossen hat, springt auf und ab. „Die Fußball-Aliens sind da! Alles auf den Ball!“ Schon kommt sie angerast. Caroline hat ADHS. Wenn man ADHS hat, dann macht man oft 1 000 Dinge gleichzeitig. Manche Kinder sind dann ganz wild und zappelig und können sich nicht so gut konzentrieren. Bei Caroline ist es so, dass sie oft aufgedreht ist und immer wieder neue Geschichten von ihren Aliens und Ungeheuern erfindet. Aber sie ist trotzdem eine tolle Freundin. Und supergut in Fußball.
Etwas interessiert an Fußball scheint Milan doch noch zu sein, denn er läuft lachend los und versucht, Caroline den Ball abzunehmen. „Komm, Jannik, hilf mir mal!“
„Nee, ich hab nicht so Lust.“ Wer weiß, wann Lukas kommt? Er holt die Kuhns heute vom Bahnhof ab. Und Jannik darf mitkommen. Lukas hat fest versprochen, ihn aus der Schule abzuholen, wenn es so weit ist. Langsam wird Jannik unruhig. Es ist schon so spät. Da ist doch hoffentlich nichts passiert?
„Meinst du denn, Laura wird uns mögen?“, will Lea wissen.
„Bestimmt! Sie spielt auch gerne so Mädchenzeugs.“
Kiara klatscht in die Hände. „Cool! Schade nur, dass noch eine ganze Woche Schule ist.“
„Vielleicht hat Laura ja Lust, mal mitzukommen“, überlegt Lea.
Jannik schüttelt den Kopf. Wer geht denn in den Ferien freiwillig zur Schule? Auf so eine Idee kann auch nur Lea kommen. Der macht Schule überhaupt nichts aus, sie ist in jedem Fach gut und weiß immer alles.
Da ist ein Motorengeräusch zu hören. Ein großes Auto biegt in die Straße ein. Das muss Lukas sein, mit dem Auto, das die Kuhns sich für den Sommer gemietet haben. Das ist so groß, dass man hinter der Rückbank noch zwei weitere Sitze hervorklappen kann. Zum Glück, denn sonst hätte Jannik nicht mit zum Bahnhof kommen können. „Es ist so weit!“, brüllt er und rast los, um seinen Ranzen zu holen.
„Moment, es ist doch noch gar keine Abholzeit!“, ruft die OGS-Erzieherin Hannah verwirrt.
„Aber Lukas ist da! Die Kuhns sind am Bahnhof! Laura, ich komme!“ Jannik schnappt sich seinen Ranzen und rennt an der verdutzten Hannah vorbei Richtung Tor.
Lukas steigt lächelnd aus dem Auto. „Langsam, langsam! Der Zug ist erst in einer halben Stunde da, wir haben genug Zeit.“
Jannik mag Bahnhöfe. Hier ist immer viel los. Besonders jetzt im Sommer. In einigen Bundesländern sind nämlich schon Ferien. Gestresste Geschäftsmänner in schicken Anzügen, genervte Mütter mit kleinen jammernden Kindern, Gruppen von Leuten mit riesigen Koffern und lautstark telefonierende Menschen schieben sich aneinander vorbei. Manche müssen rennen, um ihren Zug zu bekommen. So wie Jannik, Mama und Lukas letztes Jahr vor Weihnachten auch. Das war ein Abenteuer!
Jannik spürt ein glückliches Gefühl bei dieser Erinnerung. Und gleich sieht er Laura endlich wieder.
„Wir müssen zu Gleis 11“, sagt Lukas und nimmt ihn an die Hand. Das findet Jannik nicht so toll. Er ist ja kein Baby mehr, sondern schon acht Jahre alt und fast in der dritten Klasse.
„Trotzdem verliert man sich in so einem Gedränge schnell“, meint Lukas und drückt Janniks Hand noch etwas fester.
An Gleis 11 stehen schon ganz schön viele Leute. Jannik entdeckt eine dicke Frau mit einem riesigen Hut auf dem Kopf. Sie sieht so aus, als ob sie in Omas Boutique eingekauft hätte. Janniks Oma hat nämlich ein stinklangweiliges Bekleidungsgeschäft, in dem alte Damen teure Kleider, Hüte und seltsame Tücher kaufen können.
Die Hut-Frau zieht eine Tüte Bonbons aus ihrer Tasche und versucht, sie aufzureißen. Die Tüte geht aber nicht auf. Die Frau presst die Lippen zusammen und zerrt wie wild an der Plastikverpackung. Jetzt geht sie doch auf – aber mit so einem Schwung, dass die Bonbons herausspringen und über den Bahnsteig kullern. Die arme Frau! Jannik kann leider nicht mehr sehen, ob sie versucht, ihre Bonbons wieder einzusammeln. Denn in diesem Moment kommt der Zug.
Mit einem lauten Piepen gehen die Türen auf.
Jannik verrenkt sich fast den Hals. Massen an Menschen strömen aus dem Zug – doch von den Kuhns keine Spur.
„Sie sind bestimmt weiter hinten“, meint Jannik. Warum muss der Zug auch so lang sein?
„Wir können ja mal ein Stück weitergehen“, sagt Lukas.
Gerade als sie loslaufen, wird Jannik unsanft angerempelt. Hätte Lukas ihn nicht so fest an der Hand gehalten, wäre er bestimmt hingefallen. Es ist die dicke Frau mit den Bonbons, die sich ohne Rücksicht auf Verluste zum Zug schiebt.
„Hier ist aber auch was los“, stöhnt Lukas.
„Es ist doch ganz gut, dass du mich festhältst“, gibt Jannik zu.
Sie gehen ein Stück am Zug entlang, und da entdeckt Jannik den großen Nikolai, der die meisten anderen Fahrgäste überragt. „Da sind sie! Laura!“, ruft er und winkt wie verrückt. Leider kann er nicht sofort auf sie zurennen, weil Lukas ihn immer noch an der Hand hält. Aber dann sind sie endlich bei ihnen angekommen.
„Hallo!“, strahlt Lauras Mama Anika und fällt Lukas um den Hals. „Ich hab dich so vermisst.“
„Und ich dich erst“, lacht Lukas.
„Hi“, lächelt Nikolai. Er hat immer noch seine Zahnlücke. Eishockey ist eben gefährlich. Nikolai hat David auf dem Arm. Der schläft tief und fest. Jannik fällt sofort auf, dass er seit ihrer letzten Begegnung gewachsen ist. Immerhin ist er inzwischen auch schon vier.
„Er ist im Zug eingeschlafen“, erzählt Nikolai und gähnt selbst. „Das war ja auch eine weite Reise.“
„Aber schön, dass ihr jetzt hier seid“, sagt Lukas. „Wollen wir zum Auto?“
Zum Auto? Und was ist mit Laura? Jannik hatte sich doch so genau ausgemalt, wie sie sich um den Hals fallen würden. Stattdessen hat Laura noch nicht mal Hallo gesagt! Sie steht versteckt hinter Nikolais Beinen und starrt auf den Boden. Erinnert sie sich gar nicht mehr an Jannik? Mag sie ihn nicht mehr?
Als Jannik mit Mama und Lukas nach Amerika gekommen ist, sind Laura und David Lukas am Flughafen fröhlich in die Arme geflogen. Und jetzt? Jetzt schläft David und Laura sagt gar nichts.
Auf einmal freut Jannik sich überhaupt nicht mehr. Irgendwie hat er sich das Wiedersehen ganz anders vorgestellt. Traurig trottet er hinter den anderen her zum Parkplatz. Da hätte er ja gar nicht mitkommen müssen!
Die Kuhns haben in Deutschland ein eigenes Haus. Extra für den Sommer. Wer so viel Geld wie Nikolai hat, kann sich das eben leisten.
Jannik hofft auf der Fahrt, dass Laura ihm wenigstens beim Aussteigen Tschüss sagt, doch als sie angekommen sind, klettert sie wortlos vom Sitz und geht direkt Richtung Haus.
„Ich bringe euch mal ins Bett“, sagt Anika, holt den immer noch schlafenden David aus dem Auto und winkt Lukas und Jannik zum Abschied. „Vielen Dank, dass ihr uns abgeholt habt!“
Lukas unterhält sich noch kurz mit Nikolai. Aber nur über langweiliges Erwachsenenzeug. Jannik ist froh, als sie sich verabschieden.
„Es bleibt dabei, dass ihr morgen Abend zum Grillen kommt?“, will Nikolai wissen.
„Na klar. Bis morgen“, antwortet Lukas.
Auf das Grillen hatte Jannik sich gefreut. Aber da dachte er noch, dass mit Laura alles super ist.
Lukas wohnt noch nicht bei Mama und Jannik. In vier Wochen ist die Hochzeit, dann zieht er bei ihnen ein. Heute bleibt er zum Abendessen. Mama hat schon den Tisch gedeckt, als Lukas und Jannik kommen. Sie scheint bester Laune zu sein.
„Na, sind die Kuhns wohlbehalten angekommen?“, will sie wissen.
Lukas nickt. „Morgen Abend beim Grillen siehst du sie ja dann auch.“
„Das wird schön“, freut sich Mama.
„Oh, was ist denn das?“, fragt Lukas. Auf dem Tisch liegt ein Brief.
„Das ist die Antwort auf meinen Antrag“, lächelt Mama und setzt sich hin. „Er ist bewilligt.“
„Super, das sind ja tolle Neuigkeiten“, ruft Lukas.
Mama hat einen Antrag bei ihrem Arbeitgeber eingereicht, weil sie ihre Arbeitsstunden kürzen möchte, damit sie demnächst etwas mehr Zeit für Jannik und Lukas hat.
„Dann werde ich dich nach den Sommerferien schon um drei aus der OGS abholen können“, sagt Mama und bestreicht sich fröhlich eine Scheibe Brot mit Frischkäse.
Jannik freut sich auch. Seit er denken kann, musste Mama immer bis vier Uhr arbeiten. Sie ist Krankenschwester in einer Tagesklinik. Einerseits ist das ein guter Job, weil sie kranken Menschen hilft, andererseits hatte sie aber auch ständig Stress und oft keine Zeit.
Doch nun ist Lukas da, der auch was verdient. Er ist Automechatroniker. Den Job findet Jannik richtig cool. Lukas weiß alles über Autos und Motorräder und er hat sogar ein eigenes Motorrad. Da durfte Jannik auch schon mitfahren. Manchmal leihen sie sich seine Motorradkleidung von einem Kollegen von Lukas aus, der auch einen Sohn hat.
Lukas ist einfach super mit seinen Bartstoppeln, dem Motorrad und der Lederjacke. Jannik will, wenn er groß ist, genauso werden wie er. Einen besseren Papa hätte er gar nicht bekommen können. Wobei das nicht ganz stimmt. Jannik hat noch einen Papa, der besser ist, als alle menschlichen Papas je sein könnten: Gott, seinen himmlischen Papa. Aber als menschlicher Papa ist Lukas unschlagbar.
Jannik freut sich schon sehr auf die Hochzeit. Er hat sogar eine Überraschung für Mama und Lukas vorbereitet: Er möchte eine Rede halten, in der er Lukas sagt, wie schön er es findet, dass er nun zu seiner Familie gehört. Bis auf Jasmin, die Leiterin vom Kindergottesdienst, weiß das niemand. Lukas und Mama sollen es erst während der Hochzeit erfahren. Bestimmt freuen sie sich sehr darüber.
Jannik kann sich alles schon genau vorstellen. Eine richtige Märchenhochzeit wird es. Mama hat sich ihr Kleid bereits vor einigen Wochen gekauft. Sie sieht darin ganz anders aus, wie eine Prinzessin. Jannik hat einen Anzug bekommen, in Schwarz, passend zu Lukas’ Anzug. Lea, Kiara, Caroline und Laura werden Blumenmädchen sein und dürfen Blütenblätter auf den Weg streuen. Nach der Hochzeit fahren Mama und Lukas dann erst mal für eine Woche ans Meer. Flitterwochen nennt man das. Jannik darf in dieser Zeit bei den Kuhns wohnen. Zumindest war das der Plan. Aber wenn das mit Laura so weitergeht, hat Jannik da gar keine Lust zu.
Nach dem Essen machen sie ein paar Spiele zu dritt. Etwas bedrückt ist Jannik trotzdem.
Als Lukas sich verabschiedet hat und Mama Jannik ins Bett bringt, fragt sie: „Was ist denn eigentlich mit dir los?“
Jannik seufzt. „Laura war so komisch.“ Er erzählt Mama davon.
„Na ja, Lauras Familie hat einen anstrengenden Flug hinter sich“, meint Mama. „Und dann die Zugfahrt und die Zeitverschiebung. Erinnerst du dich noch daran, wie erschöpft und müde du warst, als wir in Amerika angekommen sind?“
„Stimmt“, muss Jannik zugeben.
„Laura ging es jetzt bestimmt genauso wie dir damals“, sagt Mama. „Sie wollte vielleicht einfach nur ins Bett und schlafen. Ich glaube nicht, dass sie dich nicht mehr mag.“
„Meinst du?“
„Ganz bestimmt!“, ruft Mama. „Und sicher sieht morgen alles schon ganz anders aus. Lauras Familie muss ja jetzt erst mal hier ankommen. Aber wenn sie alle ausgeschlafen haben, ist Laura bestimmt wieder die Alte.“
„Hm“, murmelt Jannik.
„Warte mal bis morgen ab“, schlägt Mama vor.
„Na gut.“
Dann beten Jannik und Mama noch. Sie sagen Gott Danke, dass die Kuhns gut in Deutschland angekommen sind. Und sie bitten Gott auch, dass sie sich gut ausruhen können und sich schnell hier einleben.
Aber als Mama das Licht ausgemacht hat und gegangen ist, liegt Jannik lange wach. „Gott“, betet er leise. „Ich wünsche mir so, dass Laura noch meine Freundin ist.“
Als Jannik am nächsten Morgen in die Schule kommt, schießt Milan auf ihn zu, als hätte er ihm schon aufgelauert. „Und, sind sie gut angekommen?“
Jannik nickt nur. Am liebsten würde er gar nicht darüber reden. Das Schlimmste ist, dass einige andere Jungs stehen geblieben sind und große Ohren machen. Hätte Milan doch nur nicht jedem davon erzählt!
„Cool! Habt ihr gestern noch was zusammen gemacht?“, bohrt der weiter.
Jannik muss seufzen. „Sie waren alle sehr müde.“
„Hm“, macht Milan etwas enttäuscht. „Aber bald kann ich sie auch kennenlernen, oder?“
Jannik zuckt mit den Schultern. „Wir fahren heute Nachmittag zu ihnen. Mal gucken, ob sie dann nicht mehr so müde sind.“
„Bestimmt nicht“, winkt Milan ab. „Ich habe schon so viele Ideen, was wir alles mit Laura machen können: ins Schwimmbad gehen und auf den großen Spielplatz im Wald und zum Bolzplatz …“
„Wir wollen aber auch mal mit ihr spielen. Und zwar, was uns gefällt“, mischt sich Lea ein.
„Genau, schließlich haben wir zuerst gesagt, dass wir Barbie spielen wollen“, fügt Kiara hinzu.
„Ihr tut so, als ob Laura ein Hund wäre“, kichert Caroline.
Da muss Jannik lachen. Es geht ihm auf einmal besser. Er ist froh, dass seine besten Freunde nicht so weit weg wohnen wie Laura, sondern immer da sind.
Mama und Lukas holen Jannik heute zusammen von der OGS ab, um zu den Kuhns zu fahren. Während der Fahrt knetet Jannik seine Hände. Ob es Laura heute besser geht? „Bitte, lieber Gott, mach, dass wir noch befreundet sind“, betet er ganz leise.
Mit einem mulmigen Gefühl steigt er aus dem Auto und folgt Mama und Lukas durch den Vorgarten zur Haustür.
Nikolai öffnet ihnen. „Hallo, schön dass ihr da seid!“
„Lukas! Lukas!“, ist im Hintergrund ein fröhliches Quieken zu hören. Da kommt auch schon David in den Flur gerast. „Lukas!“, schreit er und springt in Lukas’ Arme. Genau das hat er auch gemacht, als sie an Weihnachten am Flughafen in Denver angekommen sind. Jannik ist erleichtert.
Lukas wirbelt David lachend herum. Der kreischt begeistert. Auch Mama nimmt ihn in den Arm, dann drückt David Jannik an sich. „Janni!“
„Ich heiße Jannik“, sagt Jannik. „Mit einem k.“ An Weihnachten konnte David das noch nicht richtig sagen. Aber jetzt ist er doch schon vier.
„Nein“, grinst David. „Janni!“
Jannik muss auch grinsen. David ist zwar manchmal eine Nervensäge, aber er mag ihn trotzdem.
Da sind von oben Schritte zu hören: „Jannik!“ Laura erscheint auf der Treppe. Mit wehenden Haaren kommt sie heruntergerannt und fällt Jannik stürmisch um den Hals. „Ich habe mich so darauf gefreut, dich zu sehen!“, ruft sie und springt strahlend auf und ab.
„Und ich mich erst“, lacht Jannik. Die ganze Angst fällt von ihm ab. Laura ist wirklich noch die Alte. Sie ist nur ein bisschen größer geworden. Gott hat sein Gebet erhört.
Die Kuhns haben einen großen Garten. Auf der Terrasse steht ein Grill. Nikolai und Lukas kümmern sich um die Würstchen und das Fleisch. Dazu gibt es Salat und Brot. Bald zieht ein herrlicher Duft durch den Garten.
„Ich auch grillen!“, quakt David und streckt die Arme aus. Nikolai nimmt ihn auf den Arm und David darf die Zange halten und ein Würstchen drehen.
„Kann ich auch mal?“, fragt Jannik.
„Klar!“, lacht Lukas. „Komm her!“
Jannik muss nicht auf den Arm genommen werden. Er ist ja schließlich schon groß. Vorsichtig dreht er ein paar Würstchen um.
„Sieht gut aus“, sagt Lukas.
„Aber hier ist es mir zu heiß“, stöhnt Jannik. Er geht lieber wieder unter den Sonnenschirm. „Eigentlich hätten wir erst nächste Woche grillen sollen“, findet er. „Zum Ferienanfang passt das besser.“
„Och, hast du etwa noch Schule?“, fragt Laura traurig. „Ich dachte, wir könnten uns morgen früh direkt treffen.“