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„Jean Paul in Oberfranken“ ist ein umfangreicher literarischer Wanderführer. Er gibt „dem schleichend Volk“ detaillierte Informationen zu dem rund 200 km langen literarisch-philosophischen Jean-Paul-Weg von Joditz bei Hof durch das Fichtelgebirge, Wunsiedel, Bad Berneck und Bayreuth bis nach Sanspareil und enthält viel Wissenswertes über die oberfränkische Heimat des Dichters, der 1763-1825 lebte und zeitweise berühmter war als sein Zeitgenosse Goethe. Ein weiterer Schwerpunkt des Bandes ist das Welt- und Menschenbild Jean Pauls, das anhand der originalen Texte von den Lese-Stationen am Weg gut strukturiert und unterhaltsam vorgestellt wird. Nicht zuletzt die Natur und die Landschaften, die Jean Paul so liebte, werden in diesem Band ausführlich dargestellt. Die einzelnen Kapitel widmen sich Jean Pauls Heimat und Familie, Kindheit und Schule, dem Menschen, dem Theater des Lebens, dem leiblichen Wohl, der Tierliebe oder Arkadien und der Suche nach Glückseligkeit. Aber auch Themen wie Teufel und Gespenster, Science Fiction sowie „Gott und die Welt“ werden angesprochen. Das Buch ist reich bebildert und enthält Register sowie viele nützliche Informationen zum Jean-Paul-Weg. Es erleichtert damit den praktischen Einstieg in die Zeit und Welt Jean Pauls.
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Veröffentlichungsjahr: 2020
Jean Paul in Oberfranken
Der Jean-Paul-Weg zwischen Joditz & Sanspareil
Literarischer Wanderführer
Der Dichter schwebt als Schutzgeist über dem Jean-Paul-Weg
Jean Paul in Oberfranken
Der Jean-Paul-Weg von Joditz bis Sanspareil
Literarischer Spaziergehführer
Bibliografische Informationen der Deutschen Bibliothek:
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte Dateien sind im Internet über https://portal.dnb.de abrufbar
ISBN: E-Book: 9783959249645
Die Buchedition (2012) wurde gefördert durch Bezirk Oberfranken, Oberfrankenstiftung, Kulturfonds Bayern, Nürnberger Versicherungsgruppe und die Landkreise Bayreuth, Hof, Kulmbach, Wunsiedel & Karla Fohrbeck
Die unveränderte E-Bookedition (2020) wurde gefördert durch den Fichtelgebirgsverein e.V., Karla Fohrbeck und die Stiftung Nürnberger Versicherung
© Koordination/Redaktion: ©red scorpion books EK - www.evelyne-kern.de
©Autorin /Redaktion:
Karla Fohrbeck
Literarisches Team:
Karla Fohrbeck & Frank Piontek – Karin & Eberhard Schmidt
Kartografie:
roedel.grafikkart, Hof
Gestaltung:
Karla Fohrbeck & Feuerpfeil Werbeagentur
Fotos & Bildmaterial:
Verzeichnis im Anhang
Konvertierung / Vertrieb:
Zeilenwert / Libreka
© Koordination / Redaktion:
©red scorpion books EK - www.evelyne-kern.de
Titelbild (und Hintergrund-Bild im Buch):
Ein Jahr in Arkadien. Stich aus dem gleichnamigen Buch von Emil August Herzog von Sachsen-Gotha. Jena 1805 (Jean-Paul-Museum der Stadt Bayreuth)
Rück-Cover & Innentitel:
Grafik von Pero Köhler (Feuerpfeil Werbeagentur)
Innen-Cover:
Der junge Jean Paul 1798 (Porträt von Heinrich Pfenninger, Gleimhaus in Halberstadt) & Der alte Jean Paul 1823 (Porträt von Lorenz Kreul, Jean-Paul-Museum der Stadt Bayreuth)
Die zentrale Hörtext-Telefonnummer:
Bitte wählen Sie jeweils 0911 - 810 9400 48 + die 3 Endziffern, die auf den jeweiligen thematischen Großstelen unten beim Hörtext aufgeführt sind. Die Buchseiten dafür finden Sie auf der Seite 364 unten aufgelistet.
www.jeanpaulweg.com
www.jean-paul-2013.de
www.jeanpaulstube.de
www.literaturportal-bayern.de
www.jean-paul-bad-berneck.de
www.tz-fichtelgebirge.de/de/wandern/jean-paul-weg
Inhaltsverzeichnis
Cover
Titel
Impressum
VORWORTE
So kurz wie möglich
VORGESCHICHTE
Vom Geheimtipp zur Produktmarke
WANDERSTRECKEN
Von Joditz bis Sanspareil
WELT- & MENSCHENBILD JEAN PAULS
Die Texte am Jean-Paul-Weg
Thematische Gliederung
1.Über Jean Paul
2.Jean Pauls Heimat in Oberfranken
3.Jean Pauls Familie
4.Kindheit und Schule
5.Der Mensch
6.Essen und Trinken
7.Die Welt von oben
8.Hölle und Himmel
9.Tierleben
10.Gartenreich
11.Natur und Kosmos
12.Arkadien
13.Gott und die Welt
Themenliste der (grünen) Text-Tafeln am Weg
Themenliste Groß- und Sonder-Stationen am Weg
LANDSCHAFT ZUR ZEIT JEAN PAULS
Die weißen Tafeln am Jean-Paul-Weg
Liste der Tafeln am Schluss
ANHANG
Biografie, Literatur, Text- & Bildquellen, Register, Adressen
Regierungsbezirk Oberfranken
Am Anfang, als wir 2007/2008 den Jean-Paul-Weg neu konzipierten, da wussten wir: Die biografische Linie von „Jean Pauls Orten“ in Oberfranken verbindet die 4 Landkreise Hof, Wunsiedel, Bayreuth und Kulmbach samt 22 Städten und Gemeinden am Weg und wird damit – so die Vision – zum geistigen und vielleicht auch touristischen Rückgrat der Region.
Am Ende, 2012, jetzt wo der Jean-Paul-Weg von Joditz über Hof, Schwarzenbach a.d. Saale, Weißenstadt, Wunsiedel, das Fichtelgebirge bis Bad Berneck, Bayreuth und zuletzt bis Sanspareil mit all seinen literarischphilosophischen, naturkundlichen und lokalgeschichtlichen Tafeln, Rundwegen, Groß- und Sonder-Stationen fertig da steht, entdecken wir:
Der Jean-Paul-Weg repräsentiert gleichsam die geheime Lebensader des alten Markgrafentums Bayreuth-Brandenburg, unter dessen Verarmung der Dichter vor allem in seiner Jugend litt, dessen arkadische Parks, Landschaften und Architekturen er aber auch bewunderte und liebte.
Für die Montage des Jean-Paul-Wegs in die kombinierte Karte von Fürstentum Bayreuth und Regierungsbezirk Oberfranken danken wir Birgit Fischer (Reg. v. Oberfranken) und Herbert Rödel (grafikkart). Idee dazu: Karla Fohrbeck.
Fürstentum Brandenburg - Bayreuth um 1750
Landkarte von I.A. Riediger, Verlag Seutter, Augsburg. Jean-Paul-Museum Bayreuth (Sammlung Philipp Hausser)
Wilhelm Wenning
Als (fast schon) legitimer Nachfolger des Markgrafen freut es mich, den 200 km langen Jean-Paul-Weg von Joditz bis nach Sanspareil als neue verbindende Lebensader, als Lese- und Energielinie in den Gefilden des heute bayerischen Regierungsbezirks Oberfranken gut situiert zu wissen. Der Wegverlauf verbindet nicht nur die Lebensstätten des berühmten Dichters, sondern stimmt erstaunlicherweise – wie die Karte auf dem Vorblatt zeigt – zugleich mit der Kulisse des alten Markgrafentums überein.
Jean Paul erlebte die Schattenseiten dieses damals schon verblühten Markgrafentums aus armer Leute Perspektive, denn die hiesigen Schulmeister waren die Hungerleider der damaligen Zeit. Doch er himmelte auch den früheren Glanz dieses Markgrafentums an, die Schlösser und Parks aus der Wilhelminenzeit, die ihm
Bayreuth zu einem – wie er schreibt – Vorhimmel machten. Der Dichter öffnet uns das geistige Auge nicht nur für das unsichtbare Königreich und landschaftlich so reizvolle oberfränkische Arkadien, so dass wir unser zauberhaftes Oberfranken auch auswärtigen Touristen gerne sichtbar und schmackhaft machen wollen. Er kokettiert auch mit äußerem und innerem Adel, zeigt uns unseren Hang zum Spießbürgertum oder nimmt uns die Scheu vor Gevatter Tod.
Jean Paul war Oberfranke durch und durch! Wer „seinen“ Weg wandert, unternimmt eine philosophisch-literarisch-geografische Entdeckungsreise zu Jean Paul, Oberfranken, Arkadien und zu sich selbst. Gerne habe ich daher die Schirmherrschaft für den gesamten Weg übernommen.
Bedanken will ich mich natürlich besonders bei den Sponsoren und vor allem der koordinierenden Projekt- und Kerngruppe dieses oberfränkischen Verbundprojekts.
Besonders freut mich, dass nicht nur alle verantwortlichen Ämter dies möglich machten, sondern alle Gemeinden, Institutionen und Vereine am gesamten Weg so gut miteinander kooperiert haben.
Mit JEAN PAUL in Oberfranken unterwegs zu sein, dies beschert wahrlich Glücksminuten für jeden, der diesen Weg nun gehen darf, schafft neue Lebensenergie und Leselust im alten Markgrafentum und modernen Regierungsbezirk Oberfranken.
Regierungspräsident Wilhelm Wenning mit den Biedermeierfreunden aus Bad Steben beim Jean-Paul-Fest in der Eremitage
Dr. Günther Denzler
Jean Paul und Oberfranken sind untrennbar miteinander verbunden. Dies macht der nun vollendete Jean-Paul-Wanderweg deutlich, führt er doch zu den Lebens-Stationen des Dichters und stellt somit auch ein verbindendes Element für die Menschen unserer Region dar.
Bereits die Planungen und Vorbereitungen für diesen Weg machten deutlich:
Die Arbeit in den Projektgruppen führt Menschen zusammen, welche die Liebe zu Jean Paul und zu seinen Werken eint. Es ist darum nicht übertrieben zu sagen, dass dem oberfränkischen Jean-Paul-Wanderweg eine verbindende und zugleich eine identitätsstiftende Wirkung in Oberfranken zukommt.
Gerne hat der Bezirk Oberfranken die Aufgabe übernommen, den nahezu 200 Kilometer langen Wanderweg zu fördern, speziell auf einer eigenen homepage www.jeanpaul-oberfranken.de zu präsentieren und damit Jean Paul in und für die Region bekannt zu machen.
Denn bei allen kritischen Bemerkungen über seine Heimat und seine Mitmenschen war Jean Paul stets Oberfranke und fühlte sich sein ganzes Leben eng verbunden mit der Region, in der er lebte und die in seinen Texten eine unvergleichliche Charakterisierung erhielt. Außerhalb Oberfrankens ist dieser unmittelbare Zusammenhang nicht jedem seiner literarischen Verehrer präsent. Der Jean-Paul-Wanderweg und die Publikationen zu diesem Weg werden dazu beitragen, dass sich dies verbessert und schon jetzt zeichnet sich eine erfreuliche Entwicklung ab, die zeigt: Jean Paul gehört zu Oberfranken wie seine Vorliebe für die regionalen Spezialitäten. Der Jean-Paul-Wanderweg ist seinerseits ein Band, das diese Verbindung über die Grenzen unserer Region hinaus bekannt machen wird.
Bezirkstagspräsident Dr. Günther Denzler (links) mit Sponsoren und Projekt-Koordinatoren
Hof
Wunsiedel
Bernd Hering
Dr. Karl Döhler
Da der Geist von Jean Paul in und um und über Oberfranken wirkt, muss er wohl bereits vor der Entstehung seines Weges mit den verantwortlichen Landräten gesprochen, ja intensiv auf sie eingewirkt haben. Auf jeden Fall müssen diese von seiner heimlichen, stillen, aber doch kräftig strahlenden Aurora durchdrungen worden sein – oder wie konnten sie sonst auf die Idee kommen, einen vier Landkreise umfassenden und halb
Oberfranken durchquerenden Weg anzulegen? Wir wissen, dass da eine höchst irdische Muse nachgeholfen hat und auch ein paar zusätzliche Geldquellen zum Sprudeln brachte. Doch haben wir bei den regionalen Eröffnungsveranstaltungen des Jean-Paul-Weges alle vier Landräte auch einmal heimlich mit dem Meister Zwiegespräch halten hören…
Jean Paul:Meine lieben Regionalfürsten, oder nein, ich muss sagen, meine mir ans Herz gewachsenen regionalen edlen Landgrafen, denn Euer hehres Verhalten adelt Euch sehr!
Einen so durchgängigen Weg, durch alle Eure Fürstentümer zu legen und damit alle Menschen, alle Geister Oberfrankens, in diesem herrlich arkadischen Landstrich zu einen: Ihr mögt es mir kaum glauben, selbst mir fehlen einmal die Worte ...
Bernd Hering:… ach dies war ein Leichtes: der Weg von Deinem geliebten Joditz durch das liebliche Saaletal bis nach Hof – der hat schon lange existiert. Da galt es nur, diesen erst bis nach Schwarzenbach a. d. Saale und dann weiter bis zum Ort Deiner Herkunft zu verlängern …
Jean Paul:... und so den Weg meiner Geburtsstadt Wunsiedel zuzuwenden ...
Dr. Karl Döhler:... war doch nur das Naheliegendste. Zwar haben Dich meine Vorfahren aus Wunsiedel ungern ziehen lassen. Aber den Weg aus Hof kommend von Joditz nach Wunsiedel – den haben wir gerne durch Dein kleines, aber lichtes Städtchen geführt…
Jean Paul:…inmitten meiner geliebten Fichtelberge…
Bayreuth
Kulmbach
Hermann Hübner
Klaus Peter Söllner
Hermann Hübner:… und als das Fichtelgebirge im Sechsämterland erreicht war, da galt es nur einen nächsten Gedanken-Schritt – und dann viele Schritte zu Fuß gen Bayreuth zu gehen, wo Du auch gerne gelebt hast. Die Landkreise, sie mögen getrennt sein, doch das Gebirge verbindet uns…
Jean Paul:… ach Bayreuth, ach Sanspareil, wie oft bin ich zur Eremitage, zur Rollwenzelei und bis nach Fantaisie gewandert, ach Himmels- Landschaft, die all das umgibt...
Klaus Peter Söllner:… ja natürlich und weiter mussten wir gehen, bis nach Wonsees und Sanspareil, bis nach Arkadien – das wir heute Kulmbacher Land nennen. Hier bist Du nun angekommen, am Ziel und Beginn des fertigen Weges, den man ab jetzt auch umgekehrt erwandern kann…
Jean Paul:… ach, mir fehlen die Worte…ich könnte Euch umarmen, genauso wie meine liebe Heimat – meine Landgrafen – edel und gut seid ihr. Aber Ihr habt auch tüchtige Untertanen, und wie ich hör, sogar solche, die die Landesgrenzen überwinden helfen: Regionalmanager nennt man die wohl. Und tatkräftige Bürgermeister (sogar Frauen drunter!) und fleißige Bauhöfe. Und so ist es meine geliebte Heimat Oberfranken, in den Grenzen des alten Markgrafentums, die ihr auch mir mit dem Weg neu erschlossen habt. Ich danke Euch!
Wir sind ihn gerne gegangen, den Weg, der uns in der Region Oberfranken verbindet.
Es war uns ein Anliegen, zusammenzuführen, zu verbinden, was zusammen gehört – um zu zeigen, wie herrlich schön, wie herrlich vielfältig, wie herrlich verbindend unsere Heimat, Jean Pauls Heimat ist.
Wir laden gemeinsam alle ein, den Weg, Jean Paul und unser herrliches Arkadien neu zu entdecken.
Die heutigen Landräte des alten Markgrafentums zu Hof, Wunsiedel, Bayreuth und Kulmbach.
Klemens Angermann (Kulmbach), Alexander Popp (Bayreuth), Christian Kreipe (Wunsiedel), Michael Stumpf (Hof)
„Was macht eigentlich ein Regionalmanager?“ – werden wir oft gefragt. Und was haben wir bei diesem Projekt gemacht? Zur Beantwortung dürfen wir ausnahmsweise einen anderen Literaten zu Hilfe ziehen:
»Was machen Sie da?« sagte der kleine Prinz.
»Ich bin Geograph«, sagte der alte Herr.
»Was ist das, ein Geograph?«
»Das ist ein Gelehrter, der weiß, wo sich die Meere, die Ströme, die Städte, die Berge und die Wüsten befinden.«
»Das ist sehr interessant«, sagte der kleine Prinz. »Endlich ein richtiger Beruf!«
Antoine de Saint-Exupéry, Der Kleine Prinz
Anstatt Geograph könnten wir heute auch Regionalmanager sagen.
Und anstatt zu wissen, wo sich die Meere, Ströme, Wüsten usw. befinden, wissen wir, wo und wie sich welche Gegebenheiten in der Region befinden.
Und wir wissen auch um die Grenzen, um die in der Natur wie auch um die in den Köpfen – und wir versuchen sie zu überbrücken und zu überwinden.
Und so verbinden, organisieren, vernetzen – managen – wir die auch unsere Region(en) in Oberfranken.
Nicht weniger und nicht mehr, aber genau dieses haben wir bei diesem „Verbundprojekt“ gemacht – und „unser“ Jean Paul hat uns dabei geholfen.
Christian Kreipe, Geschäftsführer
Kulturlandschaft - Landschaftskultur ist das Leitthema des Naturparkes Fichtelgebirge e. V. Zu dieser Landschaft gehören neben der Natur vor allem die Menschen, die hier gelebt und Spuren hinterlassen haben. Die Kulturbeziehungen sind unabhängig von den Verwaltungsgrenzen. Das ehemalige Markgrafentum Ansbach-Bayreuth gehört heute zu drei Naturparken, dem Frankenwald. der Fränkischen Schweiz und dem Fichtelgebirge. Der Jean-Paul-Weg verbindet diese Naturparke und zeigt die historischen Zusammenhänge auf. Er verbindet damit über die Landkreis- und Naturparkgrenzen hinweg auch diese Teile des ehemaligen Markgrafentums.
Die Kulturlandschaft wird vor allem von der Hände Fleiß und dem Wissen der Landbewirtschaftung geprägt. Zu Zeiten von Jean Paul wurden hier die Wurzeln für die heutige Ausprägung der Landschaft gelegt.
Der Weg ist auch eines der Ergebnisse der guten Zusammenarbeit der Leader-Gruppen der vier Landkreise.
Der Wanderweg mit Naturhinweisen ist ein Gemeinschaftsprojekt der betroffenen Kommunen wurde den betroffenen Kommunen von der Europäischen Union aus EFRE Mittel gefördert. Ganzheitlich gesehen, gehört neben der Naturausstattung auch die menschliche Kultur zu den Eigenarten der Landschaft.
Leider gibt es wenige ressortübergreifende Fördertöpfe für unsere Arbeit. Wir sind deshalb der NÜRNBERGER Versicherung dankbar, dass sie es uns mit ihrem Sponsoring ermöglicht hat, die Gedanken von Jean Paul wieder dorthin zu bekommen, wo sie entstanden sind, in die Natur.
Projektgruppe Jean-Paul-Weg mit Christian Kreipe (oben rechts)
Gedanken, Lebensbereiche, Lebensorte von Jean Paul, die den Weg verbinden, aufs Papier, auf die Tafeln und Stationen und ins Bewusstsein zu bringen, ist die eine Seite. Die Umsetzung in mühevoller Einzelplanung und mit dem Ausbringen der Schilder, Wegweiser und Wegmarkierungen vor Ort ist die andere.
Hier gilt mein besonderer Dank der Agentur Kulturpartner mit der unermüdlichen Dr. Karla Fohrbeck, der dieser Weg ein besonderes Anliegen ist und die die Gedanken von Jean Paul griffig auf die Tafeln gebracht hat. Den Markierungswarten der Ortsgruppen des Fichtelgebirgsvereins, den Kommunalarbeitern und Bauhöfen der einzelnen Gemeinden und dem Instandsetzungstrupp des Naturparks Fichtelgebirge Dank für die Markierung vor Ort.
Inzwischen sind an verschiedenen Strecken auch freiwillige Wegpaten ergänzend eingesprungen. Auch Herbert Rödel, der die Detailarbeit der Streckenführung und Markierungspunkte in die Kartografie der 4 Wanderflyer zum Weg übertragen hat, sind wir sehr zu Dank verpflichtet.
Denn ohne diese vielen zusätzlichen, teilweise ehrenamtlichen Helfer wäre dieses Projekt nicht herzustellen gewesen und – wie wir hoffen - in Zukunft auch zu unterhalten.
Hans-Peter Schmidt, Vorsitzender der Aufsichtsräte
Albrecht Dürer prägt das malerische, Christoph Willibald Gluck und Richard Wagner das musikalische, Jean Paul das literarische Gesicht der Europäischen Metropolregion Nürnberg und Nordbayern.
Christoph Willibald Glucks 300. Geburtstag begehen wir 2014,
Richard Wagners 200. Geburtstag schon 2013, und im gleichen Jahr Jean Pauls 250. Geburtstag.
Diese Konzentration an Kulturgrößen mit runden Geburtstagen in den nächsten zwei Jahren
hat keine andere Region zu verzeichnen.
Frau Dr. Karla Fohrbeck und ihrem Team ist die großartige Erinnerung an Jean Paul über den langen Wanderweg zu verdanken. Sie erinnert damit auch an die Bedeutung der Sprache, die von allen Kulturdisziplinen die wichtigste ist.
Mit ihr können sich Menschen nicht nur verständigen, sondern auch verstehen, sich miteinander und aneinander freuen.
Wer den Wanderweg geht und Jean Paul liest, erweitert seinen Sprachschatz und vergrößert seine Lebensfreude.
Aufsichtsratsvorsitzender Hans-Peter Schmidt (rechts) beim Jean-Paul-Fest vor der Stadthalle Bayreuth
Karla Fohrbeck & Frank Piontek, Karin & Eberhard Schmidt
Was sind Literarische Teams? In unserem Falle zwei mal zwei, die sich gut verstehen, ihren Dichter lieben und ihre Heimat (und „Wahlheimat“) Oberfranken auch.
Zwei, nämlich Karin & Eberhard Schmidt vom privaten Jean-Paul-Museum in Joditz, die „in Bayern ganz oben“ 2002 einmal damit angefangen haben und erste grüne Aphorismen-Tafeln und Gedenk-Stationen am Saale-Weg entlang komponierten.
Und zwei, nämlich die Kulturpublizisten Dr. Karla Fohrbeck & Dr. Frank Piontek aus Bayreuth und Berlin, die ab 2008 und Tafel 23 (etwa nach Schwarzenbach a. d. Saale) weitergemacht haben bis zu Station 161 in Sanspareil, die dann in Auswahl und Themenschwerpunkten schon systematischer vorgehen mussten, weil ja „das ganze Welt- und Menschenbild Jean Pauls“ berücksichtigt werden sollte oder weil im dunklen Wald eben eine Gespenster(furcht)geschichte besonders gut passte. Zwei Literaturbegeisterte, die sich dann im Bayreuther Raum, mutig geworden, sogar an literarische Groß- und Sonder-Stationen wagten.
Mit der Verbindung zwischen einem Wanderweg und den Aphorismus-Tafeln wollten die Initiatoren in Joditz und im Landratsamt Hof sowohl eine touristische Attraktion schaffen als auch das Interesse an dem Dichter wecken, der in Wunsiedel geboren und in Bayreuth gestorben ist und zwei Drittel seines Lebens in der Region zugebracht hat, diese auch häufig zu Fuß durchwanderte. Denn die für das umfangreiche literarische Werk prägenden Erlebnisse gehen auf Jean Pauls Kinder- und Jugendzeit zurück, vor allem die Jahre in Joditz (Deckname „Hukelum“), Schwarzenbach a. d. Saale („Birkenprater“) und Hof („Kuhschnappel“).
Literarische bzw. literaturhistorische Teams gab es natürlich in den Zwischenjahren auch lokal, und zwar bei der Erstellung des Jean-Paul-Rundwegs in Schwarzenbach a. d. Saale (2004) und des Limerick-Rundwegs in Wunsiedel (2000 und 2009).
Und noch ein Einzelgänger fing Feuer und begeisterte sich nicht nur für die vielen Zitate (und die passenden Standorte), nämlich Wegbereiter und Geschäftsführer Christian Kreipe vom Naturpark Fichtelgebirge, der etwa ab dem Waldstein zum Geist Jean Pauls auf grünem Tafelgrund Informations-Texte auf weißem Tafelgrund zum Thema „Landschaft zur Zeit Jean Pauls“ addierte, und hier die Staffel ab Bayreuth wiederum dem dortigen literarischen Team übertrug, das dafür vor allem zeitgenössische Reiseberichte auswertete und darin besonders Dr. Ingo Toussaint zu Dank verpflichtet ist, der solche Quellen schon in Buchform zusammen getragen hatte.
Jedenfalls haben die Texte und die Freude an der Textauswahl rasch die ganze Projektgruppe beflügelt und freundschaftlich verbunden. Jean Paul ist eben eine „ansteckende Gesundung“.
an alle, die an dem Verbundprojekt Jean-Paul-Weg in Oberfranken mitgewirkt haben
Die „Macher“ des Jean-Paul-Weges, d.h. das gesamte Projekt- und Literaturteam, der Naturpark Fichtelgebirge und die vier beteiligten Landkreise und Regionalmanagements möchten sich ganz herzlich bedanken.
•Dank den eigentlichen „Machern vor Ort“ und das heißt vor allem Dank den zahlreichen großen und kleinen Gemeinden am Weg - mit ihren verständnisvollen Bürgermeistern, tatkräftigen Bauhöfen, unbürokratischen Verwaltungen – und Dank dem Fichtelgebirgsverein und seinen hilfsbereiten Ortsgruppen, Mitgliedern und Markierungswarten sowie allen weiteren engagierten Menschen, Wegpaten, Kräften und guten Geistern in der Region, ohne deren große Hilfe und unschätzbare Zuarbeit die Realisierung dieses regionsübergreifenden Weges nicht möglich gewesen wäre.
•Dank aber auch an die Landkreise Hof, Wunsiedel, Bayreuth und Kulmbach, besonders deren Landräte, Naturparkverwaltungen und Regionalmanagements, die sich bereit erklärt haben, die Projektträgerschaften zu übernehmen - und so den ganzen Weg durch halb Oberfranken getragen haben.
•Dank den vielen Sponsoren und Förderern, die dem Vorhaben die übergreifenden Finanzflügel gestiftet haben, durch die dann auch lokal und regional einiges in Bewegung kam. Allen voran natürlich die NÜRNBERGER Versicherungsgruppe mit Hans-Peter Schmidt als Jean-Paul-Liebhaber, der das Projekt ins Rollen brachte. Aber ebenso der Oberfrankenstiftung, dem Bezirk Oberfranken und dem Kulturfonds Bayern, die zur Qualitätssteigerung und einer zunehmend professionellen Vermarktung des Weges beitrugen.
Die Stadt Bayreuth, zu deren „großen Geistern“ Jean Paul gehört, übernahm die Verantwortung für die außergewöhnlichen Groß-Stationen im Stadtgebiet. Und Landkreise und Gemeinden am Weg, der Naturpark Fichtelgebirge und die Schloss- und Gartenverwaltung Bayreuth-Eremitage beteiligten sich nicht nur durch Personal- und Sachkosten. Auch Europagelder flossen in das Vorhaben.
Und nicht vergessen wollen wir auf der „Südschiene“ auch die Bänke, die uns die regionalen Sparkassen Bayreuth und Kulmbach stifteten und die edlen Abfalleimer mit Jean-Paul-Weg-Logo dazu von der Firma Eka-Edelstahlkamine aus Untersteinach (Susanne Werner). Auch Jean-Paul-Bier wurde verschiedentlich gestiftet und auch schon mal ein Flyer-Druck.
•Dank der ganzen „Jean-Paul-Familie“, den „hidden champions“ in der Region, die als Einzelkämpfer oder in kleinen Gruppen, als Fans oder kreative Spezialisten, als Gästeführer, Buch-, Archiv- und Museumshüter, Veranstalter, Illustratoren oder Vortragskünstler schon viele Puzzle-Steine zu ihrem, zu unserem oberfränkischen Jean Paul zusammengetragen haben, bevor der „Weg“ dann (möglichst) all das in einer Perlenschnur zu verknüpfen suchte.
•Dank den „Jean-Paul-Historikern“ in der Region, den wenigen professionellen und den vielen freiwilligen, die unser kollektives Jean-Paul-Gedächtnis vor der Demenz bewahrt haben und uns halfen, sowohl im Bayreuthwie im Oberfranken-Buch wenn auch nicht vollständige, so doch äußerst eindrucksvolle Chronologien zusammen zu stellen, die zeigen, wie unser oberfränkischer Dichter vor allem im letzten Jahrzehnt wiederentdeckt, erinnert und immer mehr „zum Renner“ wurde (und wie viele dazu beigetragen haben, denen hier auch zu danken ist). Dabei spielten die Jubiläumsjahre eine wichtige Schlüsselrolle und besonders das Eventjahr 2013 wird dann endgültig dafür sorgen, dass Jean Paul nicht mehr so schnell vergessen werden kann.
•Dank allen Fotografen, Illustratoren, Verlagen, Archiven und Museen, die uns das üppige Bildmaterial kostenlos zur Verfügung gestellt haben.
•Dank der Bayreuth Marketing & Tourismus GmbH, die sich bereit erklärt hat, Herausgabe und Vertrieb der beiden Bücher zum Weg zu übernehmen. Dank aber auch allen anderen lokalen und zentralen Tourismus-Büros am Weg für den guten Zusammenhalt.
•Dank allen, die die schönen und harmonischen Arkadienfeste in der Eremitage, in Stadthalle & Fantaisie und in Sanspareil vorbereiten halfen, ebenso allen, die die unvergessenen Eröffnungs- und Streckenwanderungen auf der „Nordschiene“ organisierten. Besonders in Erinnerung bleiben uns die Biedermeierfreunde aus Bad Steben, die Farbe und tänzerischen Schwung in diese Feste einbrachten (und unseren Schirmherrn in ihre Mitte nahmen) und zuletzt die Rosen- und Stelzenfreunde aus Weinsberg.
•Dank den regionalen Medien, die das Projekt über die Jahre wohlwollend und aufmerksam begleiteten und bekannt machten, vor allem im Nordbayerischen Kurier, Bayreuther Sonntag und in der Frankenpost, aber auch in der Bayerischen Rundschau, dem Franken-Magazin und dem Magazin Echt Oberfranken.
•Dank allen, die wir jetzt vergessen haben oder wo man es für selbstverständlich hält, dass sie über einen so langen Zeitraum kreativ „bei der Stange blieben“. Dazu gehört das tolle Team von Kulturpartner und der Werbeagentur Feuerpfeil, dazu gehören die freiwilligen Korrekturleser und „die drei“, die die Hör-CD zum Weg bei audiotransit mit viel Geduld produzierten, dazu gehört 0800-digiblitz, dazu gehören …
•Dank auch uns selber, die wir alle (und gerne) mehr als unsere Pflicht getan haben, besonders auch Karla Fohrbeck, die über Jahre in Tag- und Nachteinsatz und „ohne Amt, Geld und Ehre“ (worauf sie keinen Wert legt) dem Regionalentwicklungsprojekt als Muse, Finanzbeschafferin, Vernetzerin, Motor und Ackergaul diente, Christian Kreipe, der mit hartnäckiger Energie den großen Bogen übers „dunkle Fichtelgebirge“ in den Bayreuther und Kulmbacher Vorhimmel bahnen half und Herbert Rödel, der – obwohl inzwischen schwer krank – bis zuletzt kartografische Vermessungs- und Layoutarbeiten verantwortete. Wir in der „Kerngruppe“ sind darüber zu Freunden geworden.
•Dank also auch an Jean Paul, unserem beflügelnden „Schutzgeist“. Und Dank, da uns auch das verbindet, an den lebendigen Gott und die weise und liebevolle Führung hinter allem Planen und „Gschaftln“, die das Unmögliche möglich machte und für die notwendigen Überraschungen sorgte, die uns ebenfalls lebendig und auf Trab hielten.
Regionalmanager Alexander Popp mit „antiker” und langer, aber damals schon unvollständiger Dankesliste
1.
Jean Paul war ein besonders kreativer Wortschöpfer in der deutschen Literatur. Er hat ein Dutzend Worte erfunden, die heute noch zu den normalen Worten gehören, die man benutzt (z.B. „Geburtshelfer“, „Fallschirm“, „Kerbtier“). Ihn zu lesen, bedeutet, die Sprache zu entdecken, weil Jean Paul die ungewöhnlichsten Bilder und Wortkombinationen erfand. Sie erweitern das Bewusstsein des Lesers auf ungeahnte Weise, weil er ein Gefühl dafür bekommt, was die Sprache vermag.
2.
Jean Paul zu lesen, bedeutet nicht, Zeit zu verlieren (wie immer behauptet wird, weil die Romane so dick sind). Ihn zu lesen, heißt Zeit zu gewinnen – weil die Zeit sich während der Lektüre verlangsamt. Man muss nämlich Jean Paul langsam lesen, um ihn zu begreifen. Also wird dem Leser Zeit geschenkt, wenn er Jean Paul liest.
3.
Jean Paul hat – wie kein zweiter Autor der deutschen Literatur – die beiden Welten gesamtheitlich verbunden: die Erde und den Himmel. Er beschreibt – satirisch-realistisch – die irdischen Verhältnisse und schwingt sich doch immer wieder auf den Flügeln seiner Poesie zum Ewig-Jenseitigen hoch, um dem „armen“ Menschen die Perspektive einer anderen, höheren, sinnerfüllten Welt zu geben. Er lässt den Leser nicht an den Bedingungen der Erde verzweifeln, sondern zeigt ihm auf, wie es weitergehen könnte – ohne doch die Erde zum bloßen Durchgang zu erklären. Essen und Trinken gehören ebenso zu seinem Weltbild wie die Engel, Gott und die Unsterblichkeit. All das beschreibt er mit den jeweils „passenden“ Bildern und im jeweils richtigen Tonfall. „Die Rede des toten Christus“ gehört zu den beeindruckendsten, sprachmächtigsten Texten der Weltliteratur.
In diesem Sinn ist er ein Autor für alle Leser – vorausgesetzt, sie bringen das Interesse an einer Welt mit, die niemals oberflächlich beschrieben wird. Man kann mit Jean Paul die Freuden genauer Beschreibungen erfahren. Seine Landschaftsbeschreibungen zählen beispielsweise zu den schönsten der deutschen Literatur; auch die Oberfranken können mit ihm die Schönheiten der heimischen Parks, Gärten und ländlichen Passagen auf schönste Weise neu entdecken.
4.
Jean Paul schrieb mit dem „Siebenkäs“ den ersten deutschen Eheroman, damit einen der wichtigsten Romane des späten 18., frühen 19. Jahrhunderts. Wie der Dichter das Scheitern der Ehe von Siebenkäs und Lenette, die Traurigkeit dieser Beziehung und die Sehnsüchte der Eheleute beschreibt, ist nach wie vor stimmig, rührend – und auf seltsame Weise finster.
5.
Nicht zuletzt ist er einer der ganz großen Humoristen der Literatur. Wenn Jean Paul einen Witz macht, trifft er. Wenn er eine witzige Bemerkung macht, dann ist sie nicht nur geistreich, sondern reizt zum unmittelbaren Lachen. Er hatte einen unheimlichen Sinn für absurde Komik. Seine Beschreibung objektiv komischer Charaktere (Dr. Katzenberger, Attila Schmelzle u.a.) ist unübertroffen. Auch deswegen gehört er zu den Autoren der Vergangenheit, die noch unmittelbar zu uns sprechen.
Der Dichter schwebt als Schutzgeist über dem Jean-Paul-Weg
Der Hofer Schauspieler Peter Kampschulte als „Jean Paul persönlich“
Wie oft konnte man nicht schon diese Frage hören:
„Wieso heißt ‚Jean Paul‘ eigentlich ‚Jean Paul‘? Der Mann war doch ein Deutscher?“
Und spricht man ihn nun Jam Paul oder Schon Paul aus? Auf fränkisch oder auf französisch?
Denn oft spricht man gleich beide Vornamen französisch aus, als gälte es, einen Jean Pool zu feiern.
Die Frage ist berechtigt – und kann leicht beantwortet werden:
Der junge Johann Paulus Friedrich Richter fühlte sich so sehr von der Gedankenwelt des französischen Philosophen Jean Jacques Rousseau (1712 bis 1778) – des „großen Rousseau“, wie er ihn einmal nennt – berührt, dass er seinen ersten Vornamen ins Französische übersetzte.
Seit 1790, Jean Paul ist damals in Schwarzenbach a. d. Saale Winkelschullehrer und sammelt da seine pädagogischen Erfahrungen, nennt er sich Jean Paul.
Mit Rousseau wurde der Mann geboren, der ein ganzes Zeitalter mit seinen Thesen über die Freiheit und die Natur des Menschen, über eine gerechte Gesellschaft und gelungene Erziehung faszinierte.
Jean Paul hat, darin den meisten Rousseauianern seiner Zeit verwandt, nur Brocken seiner Philosophie benutzt, um seine eigenen Ideen daraus zu schlagen:
Weniger die Zivilisationsfeindlichkeit als die Rechtfertigung der Revolution.
Wir müssen uns den jungen Dichter, den Verfasser der Unsichtbaren Loge und des Hesperus, als einen revolutionären Menschen vorstellen, der seinen Rousseau gelesen hatte und, zumindest anfangs, von der Französischen Revolution fasziniert war.
Er hatte insbesondere die Erziehungsideale des Schweizer Franzosen in dem Roman Emile oder über die Erziehung studiert.
Wäre Jean Paul auf die Idee gekommen, in seinen ersten Bayreuther Jahren eine äußerst umfangreiche, über weite Strecken lebenskluge, humane Erziehungslehre namens Levana zu verfassen, wenn er nicht die des Pädagogen Rousseau gekannt hätte? Es ist, auch angesichts von Jean Pauls eigener pädagogischer Praxis als Hoflehrer und Vater, unwahrscheinlich.
Die Einflüsse, denen Jean Paul lebenslang unterlag, lassen sich allerdings nicht auf Rousseau reduzieren. Sein Denken speiste sich aus den Einflüssen der väterlichen Theologie, arbeitete sich an Leibniz ab, nahm mit Mendelssohn, Nicolai und Lessing die Maximen der Aufklärung auf, orientierte sich an Philosophen wie Jakobi, die heute nicht mehr gelehrt werden, polemisierte mit Voltaire gegen die Kirche – und glaubte doch immer an einen allgütigen Gott. Rousseau hat mit seiner Philosophie der Erziehung dazu beigetragen, Jean Pauls frühes Revoluzzertum in das Geleise einer praktikablen, letzten Endes gläubigen Lebenskunst zu leiten, die auf die Kleinen ausstrahlen sollte.
Es ist vielleicht kein Zufall, dass jene Aphorismen des Denkers Jean Paul zu den beliebtesten gehören, die man aus der Levana herausbrach. Liest man also einen solchen klugen Spruch, sollte man sich daran erinnern, dass in ihnen die Erinnerungen an den mehr genannten als gelesenen Franzosen wie das Insekt im Bernstein bewahrt wurden. Es sind nicht die schlechtesten Lehren, die Jean Paul in seiner persönlichen Erziehungslehre der Welt übermittelt hat.
Wandern auf historischen Wegen
Im Anschluss an das Jubiläumsjahr 2000, dem 175. Todestag des oberfränkischen Dichters, brachte die Tourismuszentrale Fichtelgebirge Ende 2001 ein Heft „Wandern auf historischen Wegen“ heraus, in dem die Wegstrecke Nr. 9 von Bernd Häuser von Mödlareuth bis Bayreuth dem „Elixier Jean Pauls“ gewidmet war.
Die damalige Wegstrecke – in 6 Tagesetappen à 15 bis 20 km eingeteilt und theoretisch auf vorhandenen Wegen zu gehen – geriet, wie die anderen historischen Wege auch, bald in Vergessenheit. Sie bildete aber später im Verbundprojekt die Vorlage für die Vision des bis 2012 realisierten literarisch-philosophischen Jean-Paul-Weges von Joditz nach Sanspareil, wobei die Streckenführung zwar großenteils, aber nicht durchgehend deckungsgleich ist. Im Kapitel Wanderstrecken hier im Buch lässt sich das gut vergleichen.
Hier fing es an: Joditz im Auenthal. Jean Pauls Kindheitsjahre 1765 - 1776
Im kleinen Dörfchen Joditz, Gemeinde Köditz, vor den Toren der Stadt Hof verbrachte Jean Paul seine Kinder- und Jugendjahre, nachdem der Vater als Pfarrer 1765 von Wunsiedel hierher versetzt wurde, der Junge war damals 2 Jahre alt und lebte hier bis zum 13ten Lebensjahr.
Diesen Ort hat er in vielen seiner Erzählungen, insbesondere in der Selberlebenbeschreibung, immer wieder als seinen „geistigen Geburtsort“ bezeichnet, in dem er - obwohl ärmlich beengt – dennoch die glücklichste Phase seines Lebens verbringen durfte. Darüber hinaus setzte er dem Dorf und seinem Lehrer Knieling mit seiner Erzählung vom Leben des vergnügten Schulmeisterlein Maria Wutz im Auenthal ein literarisches Denkmal.
Allen Einwohnern und insbesondere den Pfarrern des Dorfes war er somit immer im Gedächtnis.
Seit vielen Jahrzehnten erinnert eine Tafel am Pfarrhaus an seinen Lebensmittelpunkt in der Jugendzeit.
Auch der Aussichtspunkt Jean-Paul-Felsen, von dem aus der Dichter auf das Dorf herabsah, war als Ortsbezeichnung schon immer bei den Joditzern verankert.
Im Jahr 1973 wurde aus einer ehemaligen Kiesgrube der Auensee bei Joditz, das sich fortan mit dem Zusatz „im Auenthal“ schmückte, untrennbar mit Jean Paul verbunden. Mit der Gründung des Verkehrsvereins Auenthal besann man sich dann ganz bewusst darauf, welcher große literarische Geist hier seine Jugendzeit verbracht hat.
Ein entscheidender Schub für die Verbreitung von Jean Pauls Bekanntheit, weit über die Grenzen des Ortes hinaus, kam dann durch die Eheleute Karin und Eberhard Schmidt, die von Hof nach Joditz zogen. Eberhard Schmidt, ein begeisterter Jean-Paulianer, sammelte über Jahre hinweg alles, was über Jean Paul zu bekommen war und eröffnete schließlich 1998 im ehemaligen Pfarrgarten sein privates Jean-Paul-Museum– bis heute ein Magnet für zahlreiche Besucher von nah und fern.
Im Gartenhäuschen, von Jean Paul „Lusthäuschen“ genannt, lernte der Vater seine Sonntagspredigten und die Kinder, im Gras liegend, ihre Grammatik-Lektionen. Wo das Gartenhaus stand, wurde 1893 ein Weberhäuschen errichtet. In seinen Räumen werden nun Person, Leben und Werk des Dichters dokumentiert: Im unteren Trakt und in der Scheune die Kindheitsjahre des Dichters im Pfarrhof mit Landwirtschaft, im Obergeschoss das Leben des erfolgreichen Autors mit all seinen Schrullen und seiner Liebe zum Bier. Ausgestellt sind nahezu alle Erstausgaben Jean Pauls und die vieler seiner Zeitgenossen. Die Handbibliothek enthält über 500 Titel mit über 1.000 Bänden.
Im Jahr 2000 fand anlässlich des 175. Todestages von Jean-Paul ein Dorffest mit einheimischen Laiendarstellern statt. Es wurde damals auch dargestellt, wie der kleine Friedrich Richter einmal wöchentlich zu Fuß von Joditz (bei Jean-Paul: Hukelum) nach Hof (Kuhschnappel) zu den Großeltern wanderte, um das Notwendigste zu besorgen und im Rucksack nach Joditz zurück zu tragen, denn die Familie war und blieb recht arm.
Diese von Jean-Paul öfters zitierten Wanderungen waren der Anstoß und Inspiration für den Verkehrsverein Auenthal, diesen Weg als Jean-Paul Weg auszuschildern. Die entsprechenden Zitate für insgesamt 10 Stationen hatten Karin und Eberhard Schmidt ausgewählt. Gleichzeitig war dies aber auch ein Versuch, sich dem genialen, aber so schwer zugänglichen Dichter einmal anders, etwas populärer, zu nähern.
Am 4. Mai 2002 wurde dann dieser erste Teil des Jean-Paul-Weges, und zwar von Hof nach Joditz, eingeweiht.
In der barocken Dorfkirche (von 1704) hält Eberhard Schmidt gerne Lesungen aus Werken des Dichters, die nicht nur bei den Einheimischen großen Anklang finden. Und als im April 2008 der Jean-Paul-Preisträger Uwe Dicks dort eine Lesung hielt, war die Dorfkirche brechend voll.
* Dank an Theo Krauß und Siegfried Hörl vom Verkehrsverein Auenthal für diesen Rückblick.
Prägend: Jean Pauls Großeltern, seine Gymnasialzeit und die Hungerjahre
1863: Am Schlossplatz 12b, wo Jean Paul in seinen „Hungerjahren“ wohnte, wurde damals schon eine Gedenktafel angebracht. Das Wohnhaus musste aber wegen Baufälligkeit 1875 abgerissen werden. Alte und neue Gedenktafeln erinnern heute an diesem zentralen Platz an den Dichter.
1863 wird auch die Jean-Paul-Stiftung gegründet. Die Stiftung sollte jährlich ein Stipendium für das Studium eines Absolventen des Hofer Gymnasiums zahlen und wurde nicht in jedem Jahr vergeben. Sie ging 1931 in die Stipendienstiftungen für das Humanistische Gymnasium in Hof ein.
1866: Das Jean-Paul-Gässchen bekommt seinen Namen. Die Gasse führte einst vom Oberen Tor zu Jean Pauls zeitweiligem Wohnhaus am Schlossplatz.
14.11.1925: Errichtung des Jean-Paul-Brunnens auf dem Schlossplatz zum 100. Todestag des Dichters aus privaten Mitteln des Kommerzienrates Hans Hertrich. Die Gestaltung soll an die typischen Laufbrunnen zu Lebzeiten Jean Pauls erinnern.
8.7.1946: Anlässlich der 400-Jahr-Feier wird das Gymnasium nach seinem berühmtesten Schüler in Jean-Paul-Gymnasium benannt. Seine Mitschüler allerdings hielten ihn eher für einen „Dorfdeppen“, worüber er sich in seinem Roman Abelard und Heloise auch später beklagt. Er war arm und nicht so gut gekleidet und zog sich gerne in die Bibliothek zurück.
1947: Der in Hof geborene und später in Hamburg sehr erfolgreiche Maler Armin Sandig (Ehrenprofessor, Präsident der Akademie der Künste) erhält als junger Mann den nur einige Zeit verliehenen Jean-Paul-Preis Hof.
21.3.1963: Im Jubiläumsjahr (200. Geburtstag von Jean Paul) lässt die Stadt Hof zur Erinnerung an Richters Schulzeit 1779/80 eine Gedenktafel am Alten Gymnasium anbringen. Als Text diente ein Ausschnitt aus der Würdigung des Abiturienten Richter durch seinen Rektor Kirsch im Valediktions-Programm 1780:
LAUDI EST (Es ist an ihm zu loben,)
EUM EGREGIAS INGENII DOTES (dass er seine außergewöhnlichen Geistesgaben)
NON NEGLEXISSE (nicht vernachlässigte)
(Übersetzung von H. Mörtel)
1965 wird eine Gedenktafel für Jean Pauls Mutter Rosina an der Nordseite der St. Lorenzkirche aufgestellt: „Der Gedanke an eine kleine grüne Stelle neben der Lorenzkirche wird der einzige bittere Tropfe sein, der in die Blumenkelche meines Frühlings rinnt.“ Sie war 1737 in Hof geboren worden und starb hier im Alter von 60 Jahren.
14.11.1975: Zum 150. Todestag des Dichtes pflanzt der Verschönerungsverein im Bürgerpark Theresienstein eine Jean-Paul-Linde. Jean Paul kannte damals nur den hoch gelegenen Felsen Fröhlichenstein an der Ahrleite, der noch freie Aussicht über Stadt und Saalefluss bot und den er in seinem Roman Siebenkäs in der Abschiedszene der Freunde Firmian und Heinrich schildert.
An diese Szene erinnert die Linde, denn der Park Theresienstein entwickelte sich als Promeniergelände erst ab 1816 und den Namen bekam er erst nach einem Besuch der bayerischen Königin Therese 1836.
1978: Der Verschönerungsverein stellt neben der Jean-Paul-Linde einen Gedenkstein auf: „Jean Paul, 1763 - 1825, zum Gedächtnis. 14.XI.1975“. (Die Jean-Paul-Linde befindet sich hinter dem Gedenkstein am südlichen Rand des Tennisplatzes an der rechten Seite des Philosophenweges im Park Theresienstein)
1981 Eröffnung des Jean-Paul-Café im Jean-Paul Gässchen 2. Das Haus wurde 1998 abgerissen und neu aufgebaut.
2000: Anlässlich des 175. Todesjahres organisiert die Stadt Hof eine Kulturreihe mit einer Vielzahl von Veranstaltungen: Ausstellungen, Vorträge, Lesungen, Konzerte, Wanderung Hof-Joditz, Stadtrundgänge, Streitgespräch, Schaufensterinstallationen, Schaufenster-Zitate, Projektionen usw. Man kann dieses Jahr als Beginn der Jean-Paul-Wiederentdeckung in Hof und Umgebung bezeichnen.
Im selben Jahr wird die Erotische Akademie als Gruppe von neuen Jean-Paul-Fans gegründet, die bei der städtischen Kulturreihe ehrenamtlich mitgewirkt und dadurch ihre Liebe zum Dichter entdeckt haben.
2001:Leo-Club Jean Paul, Gründung der Jugendorganisation des Lions-Club Hof.
4. Mai 2002:Eröffnung des ersten Jean-Paul-Wanderweges zwischen Joditz und Hof auf Initiative von Karin und Eberhard Schmidt (Jean-Paul-Museum in Joditz), des Verkehrsvereins Auenthal, der Gemeinde Joditz, der Stadt Hof und des Landratsamtes Hof mit einer Wanderung von Hof nach Joditz.
23. März 2007:Literatur-Workshop mit Schülern des Jean-Paul-Gymnasiums unter Leitung von Nora Gomringer im Haus Theresienstein.
20.8.2007: Literarisches Picknick mit Eberhard Schmidt im Weisheitstempel.
2.11.2007: Der Schauspieler Hans-Jürgen Schatz liest im Haus Theresienstein aus Des Luftschiffers Giannozzo Seebuch.
11.12.2007: Jean Pauls Bruder- und Freundespaare oder: „Die Einheit von Ja und Nein“, Vortrag von Horst-Peter Neumann im Jean-Paul-Gymnasium.
März 2008: Stadtarchivar Arnd Kluge konzipiert und textet ein Faltblatt „Blumenkelche des Frühlings - Mit Jean Paul durch Hof“, das von der Tourist-Information Hof (Martina Martin) herausgegeben wird.
8.4. 2008: Der Schauspieler Hans-Jürgen Schatz liest im ehemaligen Klassenzimmer Jean Pauls aus dem Schulmeisterlein Wutz.
24.5.2008: Wanderung einer Gruppe des Deutschen Teckelclubs mit zehn Dackeln von Hof nach Joditz.
11.11.2008: Literarische Wanderung und Lesung im Theater Hof.
14.11.2008: Siebenkäs und Pumpernickel, kulinarischer Abend im Jean-Paul-Gymnasium.
15.11.2008: Eröffnung des zweiten Abschnitts des Jean-Paul-Wanderweges mit Streckenwanderung von Hof nach Schwarzenbach, an der über 100 Jean-Paul-Fans teilnehmen, angeführt von Landrat Bernd Hering und dem Hofer Oberbürgermeister Dr. Harald Fichtner, von den Bürgermeistern in Döhlau (Thomas Knauer), Oberkotzau (Stefan Breuer) und Schwarzenbach (Alexander Eberl) jeweils gastlich empfangen und vom Jean-Paul-Darsteller Stephan Bach mit Lesungen im Freien animiert.
20. März 2009:Siebenkäs und Pumpernickel, Vortrag von Cosima Lutz und kulinarische Kostproben mit Beate Roth im Jean-Paul-Gymnasium.
1.10.2009: Gründung der Dieter-Richter-Stiftung. Seither Vergabe des Dieter-Richter-Preises für eine bemerkenswerte Leistung zu Leben, Werk, Umwelt und Nachleben von Jean Paul. Dieser Preis wird unter den Schülern des Jean-Paul-Gymnasiums vergeben.
1.10.2009: Köpfe toter Dichter; Radierungen von Stephan Klenner-Otto im Kunstverein Hof.
21. September 2010: Das Festival Jean Pauls Erben beginnt mit einer Lesung von Clemens Meyer und wird am
23.9.2010 fortgesetzt mit einem RAP-Workshop in der Christian-Wolfrum-Schule Hof.
16.11.2010: Das Jean-Paul-Gässchen findet Eingang in das neue Hof-Monopoly und kann gekauft und bebaut werden.
27.1.2011: Mehr dumm als böse? - Helfrechts Shakal als Produkt der literarischen Auseinandersetzung mit Jean Paul. Facharbeit von Constanze Lörner. Sie bekommt dafür den Dieter-Richter-Preis.
Jean-Paul-Gässchen in Hof
16.3.2011: In einem speziellen Deutsch-Seminar erarbeitet das Jean-Paul-Gymnasium Hof einen literarischen Stadtrundgang, in dem Jean Paul die Hauptrolle spielt.
5.7.2011: Eine Begegnung am Stein, Theaterstück über eine fiktive Begegnung von Jean Paul und Goethe im Rahmen des Theresienstein-Jubiläums.
23.9.2011: Eröffnung der Ausstellung Groteske Idyllen mit Mitgliedern der Münchener Secession. Eine Veranstaltung des Kulturamtes der Stadt Hof.
9.12.2011: Der Hofer Komponist Wolfram Graf beginnt ein Jean-Paul-Projekt.
28.4.2012: „Schon Paul“ – Theaterstück von Schülern des Jean-Paul-Gymnasiums.
Jährlich wird der Jean-Paul-Brunnen auf dem Schlossplatz von Kindern österlich geschmückt und seit 2000 werden regelmäßige Jean-Paul-Stadtführungen durch Hof angeboten.
Für 2013 plant die Tourist-Information Hof verstärkt literarische Führungen und Jean-Paul-Lesungen, auch eine Art Jean-Paul-Genussführung.
„Ich genoß täglich während der ganzen Zeit die schönsten Gegenstände des Lebens, den Herbst, den Sommer, den Frühling mit ihren Landschaften auf der Erde und im Himmel, aber ich hatte nichts zu essen und anzuziehen, sondern blieb in Hof im Voigtlande blutarm und wenig geachtet.“
Jean Paul
Station am Schlossplatz … nach Joditz 10,5km
Von „Kuhschnappel“ (Hof) zum „Birkenprater“ (Schwarzenbach) VIP-Runde vor der Streckeneröffnung
Flyer „Mit Jean Paul durch Hof“
Schaufenster - Aphorismus in Hof
* Dank an Stadtarchivar Dr. Arnd Kluge und Martina Martin von der Tourist-Information Hof für diesen Rückblick auf „Jean Paul in Hof“
Unvergessen: Jean Pauls Jugendzeit und Broterwerb als Winkelschullehrer
29./30. Januar 2000: Großer Artikel in der Frankenpost, denn das Jean-Paul-Hotel lädt zur dreitägigen Jean-Paul Literatur-Tour 2000 mit Besichtigungsprogramm in Schwarzenbach und Umgebung.
In den Hotelzimmern weht Jean-Paul-Flair: Geschlafen wird in Bettwäsche mit eingesticktem Monogramm.
Gespeist wird nach Art des Dichters – ein „Jean-Paul- Brunch“ sowie Lesungen und Liederabende fehlen nicht.
21. 3. 2002: Zu Jean Pauls Geburtstag wird ein Gedenkstein (von Wolfgang Stefan und Willi Seiler) im Rathaushof Schwarzenbach enthüllt – Theodor Schübel erinnert an den Dichter (Frankenpost 23./24.3.2002).
Winter 2002/03: Beginn der Arbeiten am Schwarzenbacher Jean-Paul-Weg durch den Arbeitskreis Stadtgeschichte unter Leitung von David Kampfmeier. Eröffnungsfeier am 21. November 2004 (Intensive Begleitung durch den Hofer Anzeiger: 24.9 2003: „Geschichte hautnah erleben“; 20.11.2004 „Auf den Spuren Jean Pauls durch das Kulturstädtchen wandeln“; 23.11.2004: „14 Stationen auf dem Weg vom Kind bis zum gefragten Mann“).
15. April 2003:Eberhard Schmidt vom Jean-Paul-Museum in Joditz spricht auf Einladung des Arbeitskreises Literatur über die Bedeutung der Schwarzenbacher Jahre für die Persönlichkeitsentwicklung Jean Pauls und ihre prägende Wirkung auf sein Schaffen: „Vom Winkelschullehrer zum Erfolgsautor – Jean Pauls Schwarzenbacher Zeit“. Musikalische Umrahmung Nadine Schelter und Dieter Seuß (Die Frankenpost vom 22. 4. 2003 titelt: „Fritz und der erste Kuss in Schwarzenbach“).
14. März 2004: Ein Jean-Paul-Abend in der Kirche im Ortsteil Förbau: Peter Kampschulte liest Jean Paul („Rede des toten Christus“, „Traum über das All“), begleitet vom Schwarzenbacher Vokalensemble. (FP-Artikel am 17.3. 2004 „Literarische Leckerbissen Jean Pauls“).
27.Mai 2004: Vortrag im Alten Rathaus. Thema: Mehr als „der Himmel des ersten Kusses“ - Neues zu Jean Pauls Schwarzenbacher Umfeld; Referent Bruno Hager (Gemeinschaftsveranstaltung des Historischen Vereins für Oberfranken und der VHS Schwarzenbach a. d. Saale).
12. April 2005: Bürgermeister Alexander Eberl sichert die Internetpräsens www.jean-paul.de für Schwarzenbach. Gemeinsam mit David Kampfmeier, Swanti Bräsecke-Bartsch und der Web-Site Designerin Antonia-Marie Ketscher entsteht eine Homepage (Artikel im Hofer Anzeiger„Suche: „Jean Paul“ im Netz).
11. November. 2005: „Dr. Katzenbergers Badereise“ - Eberhard Schmidt liest aus Jean Pauls Werk.
Zeitgleich Grafiken zu Werken Jean Pauls von Stephan Klenner-Otto in einer Ausstellung in der Kunstgalerie im Alten Rathaus. („Skurriles vom Schlitzohr“, so der Hofer Anzeiger am 15.11.05).
2.- 4.November 2007: Jean-Paul-Wochenende des Arbeitskreises Literatur. Am 3. Lesung von Hans-Jürgen Schatz aus dem „Leben des vergnügten Schulmeisterleins Maria Wutz in Auenthal“ (FP-Artikel am 6.11.07: „Lesereisen ins Satireland“).
Rückblick
Werbeartikel für Jean Paul, Kulturverein
Preisträger David Kampfmeier mit Installation, Aula der Jean-Paul-Schule
Eckhard Henscheid, Jean-Paul-Preisträger des Jahres 2009
Wettbewerbs-Jury der Jean-Paul-Grundschule
Halbrelief Jean-Paul-Kopf von Bernd Rössler, Aula der Jean-Paul-Schule
Unvergessen: Jean Pauls Jugendzeit und Broterwerb als Winkelschullehrer
23. November 2008: Der zweite Abschnitt des Jean-Paul-Weges, diesmal von Hof nach Schwarzenbach wird eröffnet – Feierstunde in Schwarzenbach mit Scherdel-Bier in Jean-Paul-Flaschen, Jean-Paul-Lebkuchen und Jean-Paul-Leporello vom Schwarzenbacher Kulturverein.
2009Beschluss des Kulturvereins: Jean Paul alljährlich mit mindestens einer Aktion ins Bewusstsein zu rufen – erste Ideen werden für das Jubiläumsjahr 2013 gesammelt.
November 2009: „ Jean-Paul-Orangengelee“ wird zum 1. Kunstmarkt (und allen weiteren) angeboten. Zitat auf dem Etikett: „Will ich die tiefste Kindheit mit all ihrer Fülle und Weite – will ich sie wiederhaben zu einer recht wehmütigen Seeligkeit, tauch ich mich in das Süßdunkel einer Orangenblüte“. 19. November 2009: „Jean Paul. Weiber die Menge“ – eine Lesung mit Peter Braun und Ursula Gumbsch, organisiert vom Arbeitskreis Literatur des Kulturvereins (Hofer Anzeige v. 24.10.9: „Jean Pauls Weiber“).
2010: Im Zuge der Umgestaltung des Rathaushofes wird der Jean-Paul-Gedenkstein versetzt und von der Firma Delsana mit LED-Technik in Szene gesetzt.
23. April 2010: Der Kulturverein Schwarzenbach lädt zur Autorenlesung rund um Jean Paul ein. Eckhard Henscheid, Jean-Paul-Preisträger des Jahres 2009, gibt Einblicke in sein schriftstellerisches Werk – mit speziellen Bezügen zum Oberfranken Jean Paul, dem der 68-jährige Oberpfälzer Romancier, Satiriker und Literaturhistoriker in manchem nahe steht. Er liest im Sitzungssaal des Rathauses aus einem Aufsatz über Jean Paul, Wagner und Bayreuth, Ausschnitte aus der Jean-Paul-Preisrede und ein Kapitel aus einem stark sechsämterlandgeprägten Roman, der unter dem Jean-Paul-Motto „Alles ist zaubrisch verworren“ antritt. Diese Lesung mit Eckhard Henscheid wurde vom Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst, dem Bezirk Oberfranken, dem Landkreis Hof und der Stadt Schwarzenbach a.d. Saale unterstützt.
17. bis 26. September 2010: Literaturfestival „Jean Pauls Erben 2010“, unter anderem eine Lesung von Pauline Füg „Auf ein Wort“ in der Jean-Paul-Grundschule. Workshop mit Danny Fresh in der Geschwister-Scholl-Schule, gesponsert von Kulturverein und Elternbeirat der Hauptschule (Schwarzenbacher Amtsblatt: „Rapper Danny Fresh als Jean Pauls Erbe“).
2010: Vorschlag der 1. Vorsitzenden des Kulturvereins Claudia Plaum: Kunst-Wettbewerb des Kulturvereins mit Unterstützung der Sparkassenstiftung Hochfranken: „Eine Jean-Paul- Skulptur/Büste/Plastik für die Jean-Paul-Grundschule“. Die Jury setzt sich aus Lehrern, Vorstandschaft des Kulturvereins und Schülern zusammen. Ausgewählte Künstler: Wolfgang Stefan, Jochen Strobel, David Kampfmeier, Günther Göthl, Bernd Rössler. David Kampfmeier gewinnt den Wettbewerb mit einer Jean-Paul-Installation.
Seit 2010: Regelmäßige Treffs zur Vorbereitung des Jubiläumsjahres 2013.
Ein ganz wichtiger Posten in der Schwarzenbacher Chronologie ist die Restaurierung des barocken Pfarrgehöfts von 1753 durch die Kirchengemeinde, die 2005 Bauschäden (Hausschwamm) feststellte. Die Oberfrankenstiftung, die Bayerische Landesstiftung, Zuschüsse der Landeskirche und Spenden der Gemeindeglieder halfen, den Bau 2008 und 2009 zu erneuern. Denn Jean Pauls Vater war hier von 1776 - 1779 Pfarrer und Jean Paul verbrachte glückliche, wenn auch arme Jugendjahre am Ort, die er in seiner Selberlebensbeschreibung aufleben ließ. Heute strahlt das denkmalgeschützte Pfarrhaus in neuem Glanz.
2011: Offizielle Einweihung der Installation in der Aula der Jean-Paul-Grundschule. Die Schule selbst erwirbt ein Halbrelief (2. Platz des Wettbewerbes) von Bernd Rössler; dieses wird ebenfalls in der Aula der Grundschule verortet (Presse dazu in Amtsblatt, Hofer Anzeiger und Blickpunkt).
2012:Überarbeitung und Ergänzung des innerörtlichen Jean-Paul-Rundweges durch den Arbeitskreis Stadtgeschichte. Erneuerung sämtlicher Tafeln und Anschluss an den überörtlichen Jean-Paul-Weg von Joditz bis Sanspareil. Der neue Weg ist gesponsert von der Oberfrankenstiftung und vom Naturpark Fichtelgebirge. Der Weg eignet sich auch für Geocaching.
2012/13:Jean-Paul-Kalender des Kulturvereins mit „Schwarzenbacher Alleinstellungsmerkmal“ und vielseitiges Jubiläums-Programm.
Veröffentlichungen von Bruno Hager im Oberfränkischen Heimatkalender:
2004: Das Sandens-Haus in Schwarzenbach
2006: Wo war Jean Pauls Winkelschule?
2008: Aberglaube zur Zeit Jean Pauls in Schwarzenbach
* Dank an Claudia Plaum, Ernst Kolb und den Kulturverein Schwarzenbach für diesen Rückblick „Jean Paul in Schwarzenbach“
„Arkadien in Oberfranken“, die Projektgruppe Jean-Paul-Weg in Schwarzenbach an der Saale
Bayreuth und Wunsiedel – Jean-Paul-Denkmäler in Konkurrenz
Wunsiedel (oben),
Bei der Neugestaltung des Stadtkerns war südlich der Stadtkirche vor dem Geburtshaus Jean Pauls ein ansehnlicher Platz entstanden. Schon 1835 beschloß man, den Platz nach Jean Paul zu benennen und ihm zu Ehren ein Denkmal zu erstellen.
Da aber zu dieser Zeit weder die Bürgerschaft noch die Stadt Geld für ein solches Unternehmen hatten, gründete man unter der Leitung des Landrichters v. Waechter und des Bürgermeisters Meinel einen „Verein zu Jean Paul Richters Denkmal“.
Mit gedruckten Aufrufen suchte man „Gelehrte, Künstler, edle Frauen, die Redactionen der Zeitungen und Zeitschriften und die deutschen Buchhandlungen“ zur Zeichnung von Beiträgen zu bewegen.
Die Spenden trafen nur zögernd ein, doch hatte man bis 1840 nach dem,,4. Rechenschaftsbericht“ immerhin die Summe von 1233 f1 zusammengebracht. In einem im Wunsiedler Wochenblatt Nr. 5/1840 veröffentlichten Artikel heißt es dazu:
Bayreuth (unten)
„Die Männer der Kunst, Professor Ludwig Schwanthaler und Erzgießerei-Inspektor Stiegelmaier zu München haben längst zugesichert, daß sie das beabsichtigte Standbild von Bronze ohne Honorar, nur unter Berechnung der Auslagen, fertigen wollen.“
Im folgenden Jahr mußten die Wunsiedler eine bittere Pille schlucken, als die Bayreuther, die erst nach ihnen den Plan, ein Jean-Paul-Denkmal zu errichten, gefaßt hatten, von König Ludwig eine überlebensgroße Bronze-Statue des Dichters zum Geschenk erhielten.
1842, am Vermählungstag des Kronprinzen Max, setzten die Wunsiedler einstweilen den Grundstein bzw. den Granitsockel für das Denkmal in der Hoffnung, es könne, wenn nicht der König, so doch der Kronprinz die noch fehlende Summe für die bestellte Jean-Paul-Büste erlegen. Aber als Apotheker Schmidt den Kronprinzen bei seinem nächsten Besuch zum Jean-Paul-Platz führte und ihm das Datum der Grundsteinlegung nannte, sagte der Kronprinz nichts weiter als: „Eine große Aufmerksamkeit!“.
So dauerte es nochmals drei Jahre, bis das fehlende Geld zusammengebracht war und man am 4. Juli 1845 endlich die Bronze-Büste aus München in Empfang nehmen konnte. Die feierliche Einweihung fand am 8. Juli, dem Geburtstag der Königin Therese, statt. Aber auch diese weitere Ergebenheitsgeste dem Königshaus gegenüber blieb ohne klingenden Lohn.
E. Jäger: Geschichte der Stadt Wunsiedel, Band III, Wunsiedel 1983