Jesus-Manifest - Frank Viola - E-Book

Jesus-Manifest E-Book

Frank Viola

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Beschreibung

An jede Generation ergeht neu die Frage, die Jesus an seine Jünger stellte: „Für wen haltet ihr mich?“ Jede Erweckung und jede Reformation in der Geschichte der Kirche lässt sich auf die Wiederentdeckung eines Aspektes Christi als Ergebnis der Beantwortung dieser entscheidenden Frage zurückführen. Die Gefahr war und ist stets, dass man aus dem Evangelium alles Mögliche macht, was nichts oder nicht wirklich mit Jesus Christus zu tun hat. Man weiß oft eine Menge über ihn, macht ihn zum Vorbild oder weisen Lehrer, kennt ihn selbst aber nicht besonders gut. Jesus-Manifest stellt uns Jesus dagegen ganz neu vor Augen als den, der er laut den Aussagen der Bibel wirklich ist. Es ist ein Aufruf, ihm wieder in allem die Vorrangstellung und Souveränität zu geben, die ihm gebührt, und uns ganz für ihn zu öffnen, damit er der „Christus in uns“ sein kann, „die Hoffnung der Herrlichkeit“ (Kol. 1,27).

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Leonard Sweet / Frank Viola

Jesus-Manifest

 

GLORYWORLD-MEDIEN

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1. E-Book-Auflage 2021

© der deutschen Ausgabe: 2012 GloryWorld-Medien, Xanten, Germany, www.gloryworld.de

Alle Rechte vorbehalten

Originaltitel: „Jesus Manifesto“ © 2010 by Leonard Sweet and Frank Viola

All Rights Reserved. This Licensed Work published under license.

Bibelzitate sind, falls nicht anders gekennzeichnet, für das Neue Testament der Neuen Genfer Übersetzung, 2009, entnommen. Weitere Bibelübersetzungen:ELB: Elberfelder Bibel, Revidierte Fassung von 1985LUT: Lutherbibel, Revidierte Fassung von 1984GNB: Gute Nachricht Bibel, 2002HFA: Hoffnung für alle, Basel und Gießen, 1983SLT: Schlachter 2000REÜ: Einheitsübersetzung in neuer Rechtschreibung, 2004

Das Buch folgt den Regeln der Deutschen Rechtschreibreform. Die Bibelzitate wurden diesen Rechtschreibregeln angepasst.

Übersetzung: Dr. David PoystiLektorat: Michael Stadler / Manfred MayerSatz: Manfred MayerUmschlaggestaltung: Kerstin & Karl Gerd Striepecke, www.vision-c.deFoto: istock

ISBN (epub): 978-3-95578-162-0

ISBN (Druck): 978-3-936322-62-0

 

 

Stimmen zum Buch

Hier wird uns auf erfrischende Weise ein Jesus ganz neu nahegebracht, der in der Kirche wohl bisweilen in Vergessenheit geraten ist. Der „Gott-mit-uns“ wird leidenschaftlich und fröhlich gefeiert. Die Autoren schlagen eine Schneise durch kirchliche Streitigkeiten und führen uns zurück zu Staunen, Liebe und Anbetung. Damit wecken sie in uns den dringlichen Wunsch, ihn allen Menschen bekannt zu machen.

Rowan Williams

Erzbischof von Canterbury

 

Ein weiteres Indiz dafür, dass das Christentum allmählich wieder Jesus ähnlicher wird. Unsere große Herausforderung der letzten Jahrzehnte war weniger, richtig zu glauben, als vielmehr, richtig zu leben. Viola und Sweet haben hier einen Ausgleich geschaffen, der Sie einlädt, der Welt ein Christentum vorzustellen, an das es sich zu glauben lohnt. Schließlich wird man uns nicht an unseren Autoaufklebern und T-Shirts als Christen erkennen, sondern an unserer Liebe.

Shane Claiborne

Autor, Aktivist und Sünder in Wiederherstellung

 

Brillant, erfrischend, erhebend – so geht es schon im ersten Kapitel los! Dieses Buch ist dazu bestimmt, ein Andachtsklassiker für Generationen von Jesus-Nachfolgern zu werden. Der Liedvers „Du kannst diese ganze Welt haben, doch lass mir Jesus“ passt haargenau auf dieses Buch.

Reggie McNeal

Autor und Spezialist für missionale Leiterschaft

Die heutige christliche Gemeinde hat es dringend nötig, diese einem Posaunenschall vergleichbare klare Stimme Jesu zu vernehmen – wie damals, als er im Buch der Offenbarung sprach. Wir leben in einer ähnlichen Zeit – gekennzeichnet von oberflächlicher Lehre, Doppeldeutigkeiten und um sich greifender Verführung, sowohl in der Gemeinde als auch in der Welt. Jesus-Manifest ruft uns zur Person Jesu und zu seiner Stellung als Herrn der Gemeinde zurück, damit wir seinen Ruf zur klaren Wahrheit, zur Reinheit der Kraft und zum Lohn des Gehorsams hören. Dann wird die „Salzkraft“ wiederhergestellt, die seine Gemeinde lebendig und wirkungsvoll sein lässt.

Jack W. Hayford

Church on the Way, Kalifornien

 

In der Vergangenheit haben Evangelikale dazu tendiert, sich darauf zu konzentrieren, was Christus für uns getan hat. Dabei liefen sie Gefahr, sein Leben als Vorbild für unser Leben als Christen auszublenden. Dieses Buch leistet einen enorm wichtigen Beitrag zum ersehnten Ausgleich, indem es uns hilft, uns an der überragenden Person, die im Zentrum unseres Glaubens steht, neu zu orientieren. Engagiert, intelligent und herausfordernd erfüllen Leonard und Frank alle Erwartungen. Ich unterzeichne dieses Manifest!

Alan Hirsch

Autor: Die Zukunft gestalten; Der wilde Messias

 

In einer Zeit, in der ein Großteil der Christenheit das Zentrum unseres Glaubens offenbar verloren hat, holt uns Jesus-Manifest zur Mitte zurück. Sweet und Viola stellen uns Jesus auf einzigartige Weise vor – eine Kombination aus poetischer Kunst, packender Metapher und fundierter Erkenntnis. Meisterhaft teilen sie uns mit, was der Geist heute der Gemeinde sagt.

Dr. Kenneth C. Ulmer

Präsident des King’s College and Seminary, Los Angeles (USA)

 

Das nachhaltige Bestreben des Heiligen Geistes ist, uns in die lebendige Gegenwart von Jesus Christus zu führen. Folgen wir dem Geist, dann kann uns Christus so real werden, wie es einmal die Welt war, als wir noch Sünder waren. Jesus-Manifest ist ein Kompass, der auf dieses heilige Bestreben hinweist.

Francis Frangipane

Pastor und Autor von And I Will Be Found By You

 

Ich suche nach Büchern, die uns dazu aufrufen, Jesus zu lieben und seinen Namen bekannt zu machen. In ihrem Jesus-Manifest fordern uns Sweet und Viola auf, aus dem Duniversum (ihre Wortschöpfung) narzisstischer Religion herauszutreten, weg von dem Popkultur-Jesus, der nur ein netter Mensch ist. Durch das ganze Buch hindurch erheben sie Jesus als den göttlichen Retter und fordern die Kirche auf, es ihnen gleichzutun. Dieses Buch wird eine erneute Liebe zu Christus entzünden, indem es uns auf das tiefe Geheimnis seiner Person verweist. Das Buch wird Sie motivieren, auf tiefere Weise zu lieben und zu dienen, indem Sie Ihr Leben auf Jesus den Messias ausrichten.

Ed Stetzer

Vorsitzender von LifeWay Research

 

Ab sofort wird mein Freund Frank Viola nicht mehr nur für seine Vorschläge zur Gemeinde bekannt sein. Und Leonard Sweet, mein Lehrer, wird nicht mehr nur als genialer und origineller Professor bekannt sein. Durch ihr Jesus-Manifest wird man sie nunmehr als Nachfolger, Verkündiger, Botschafter und Sprachrohre von Jesus kennen. Es gibt im Leben keine höhere Berufung. Ich kann ihnen kein größeres Kompliment aussprechen. Das Beste aber ist: Diese Berufung können wir uns alle zu eigen machen – Ärzte und Pfleger, Polizisten und Feuerwehrleute, Lehrer und Seelsorger – alle. Im Jesus-Manifest ist Raum für jeden.

Todd Hunter

Autor und anglikanischer Bischof (USA)

Jesus-Manifest ist das mächtigste Buch über Christus, das ich in jüngster Zeit gelesen habe. Der Christus des leeren Grabes weilt wieder unter uns. Sweet und Viola laden uns ein, zum Ölberg zurückzukehren und unsere Seelen zu erneuern. Die willkommene Autorität des Buches hat mich sprachlos gemacht. Als ich Seite um Seite das biblische Zeugnis von dem einen, einzigen und unvergleichlichen Christus las, in dem allein unser Heil zu finden ist, bildete sich ein Kloß in meinem Hals. Sie müssen dieses Buch unbedingt lesen. Wir alle sollten es lesen, und dann müssen wir seinen Inhalt glauben, aufstehen und unsere Kultur mit der Wahrheit konfrontieren, die wir in jüngster Zeit sträflich vernachlässigt haben bei unserem irrtümlichen Versuch, auf Kosten unseres von Gott gegebenen Auftrags „fair zu spielen“.

Calvin Miller, Professor für Homiletikund Praktische Theologie, Beeson Divinity School (USA)

 

Während wir immer weiter ins 21. Jahrhundert hineingehen, nimmt die Zahl der Stimmen zu, die für eine Neudefinierung des „wirklichen Jesus“ des Evangeliums plädieren. Allerdings offenbaren diese Stimmen einen „wirklichen Jesus“, der weit hinter dem der Bibel zurückbleibt und eher einem Jesus nach eigenem Bild und eigener Fasson gleicht. Was wir heute dringend benötigen, ist eine klare, überzeugende und kompromisslose Ansage, dass Jesus mehr ist als ein geistlicher Ratgeber, mehr als ein opferbereiter Führer und mehr als einer von vielen „Wegen“ zu Gott. Er ist tatsächlich der höchste Herrscher über die ganze Schöpfung, und er ist aller Herr. Während viele die Reihen der Treuen zugunsten eines Evangeliums eigener Machart verlassen, sind wir Leonard Sweet und Frank Viola zu Dank verpflichtet, weil sie ohne Zögern zur Rückgewinnung des wahren Zeugnisses der Schrift aufrufen: dass nämlich Jesus in der Tat der souveräne Herr ist, dass er die Oberherrschaft über das ganze Universum hat und dass es neben ihm keinen anderen Gott gibt.

Dr. Mark J. Chironna

The Master’s Touch International Church (USA)

 

Inhalt

Einführung: „Für wen haltet ihr mich?“

1 Womit alle Dinge erfüllt sind

2 Eine Flasche im Meer

3 Wenn Gott Ihre Biografie schreiben würde

4 Eine Geige namens Messias

5 Ein Graben auf beiden Seiten

6 Dein Gesicht oder sein Angesicht?

7 Zwei Reiche auf Kollisionskurs

8 Der vergessene Baum

9 Ein Haus von Feigen

10 Wer ist eigentlich Ihr Herr?

Nachwort: Ein persönlicher Brief von Ihrem Herrn

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auch jetzt wird Christusin aller Öffentlichkeitgroß gemacht werden.

 

Philipper 1,20 (GNB)

 

 

 

 

Einführung: „Für wen haltet ihr mich?“

Der Leib Christi befindet sich derzeit an einer Wegkreuzung. Normalerweise würde man entweder nach links oder nach rechts gehen. Wir beobachten jedoch, dass wir in einer ungewöhnlichen Zeit leben, in der die Menschen wie gelähmt sind. Schauen sie nach links, hält sie etwas ab, dorthin zu gehen, und schauen sie nach rechts, ist es genauso.

Die Menschen suchen – ob bewusst oder unbewusst – nach einer ganz neuen Alternative, einem dritten Weg. Wir sind davon überzeugt, dass die Kreuzung uns letztlich vor die Entscheidung stellt, ob wir vorwärts oder rückwärts gehen wollen.

Deshalb werden wir im vorliegenden Buch ein messerscharfes, kristallklares Bild von unserem Herrn Jesus Christus als dem Alpha und dem Omega zeichnen. Wir werden aufzeigen, dass ER dieser dritte – und einzige – Weg ist, der uns auf sichere Weise in die Zukunft führt. Sollte sich die Kirche/Gemeinde nicht neu auf ihn ausrichten und bis in ihr Innerstes hinein christologisch werden, wird sie, egal, was sie auch versucht, rückwärtsgehen.

Natürlich ist uns bewusst, dass wir, indem wir ein Buch ausschließlich über Jesus schreiben, gegen den Strom schwimmen. In der Vergangenheit tat man sich oft schwer, Christus als Mensch wahrzunehmen. Dadurch erübrigte sich jede Diskussion über seine „Inkarnation“ (Menschwerdung). Heute jedoch scheinen mehr Menschen Mühe zu haben, in Christus das Göttliche zu erkennen, und somit scheint eine „Christologie“1 überflüssig geworden zu sein. Und darüber hinaus ist die Wirklichkeit und die Erfahrung eines innewohnenden Herrn vielen Christen nahezu ganz abhandengekommen.

Der Herr Jesus Christus übersteigt unsere kühnsten Träume und Vorstellungen bei weitem. Seine Größe, seine Schönheit und seine Herrlichkeit sind vielen Christen heute jedoch unbekannt. Deshalb ist ein neuer Blick auf Christus – eine „frische“ Christologie – so dringend nötig. Mit einem Satz: Damit wir in unserer Zeit Jesus glaubwürdig repräsentieren können, ist es unabdingbar, dass wir ihn „neu präsentieren“. Genau das haben wir mit dem vorliegenden Buch versucht.

Wir sind davon überzeugt, dass jeder, der die in diesem Buch dargebotene Vision erfasst, mit der erforderlichen Zuversicht in eine ungewisse Zukunft gehen kann.

Das Buch, das Sie in Händen halten, beschreibt einen alternativen Weg, der weder nach rechts noch nach links weist, sondern nach vorne. Es wird Sie ermutigen, Entdeckungen zu machen, statt sich zu verschanzen. Wir sind überzeugt, dass sich die Schneise zu weiteren Entdeckungen nur dadurch schlagen lässt, dass wir Christus zu unserem Ein und Alles, zu unserem „Polarstern“ bzw. unserem „Kreuz des Südens“ erklären.

Bei unserer Argumentation wird uns die Heilige Schrift als Landkarte bzw. Kompass dienen. Sie weist uns auf die Person Jesu in all seinen Reichtümern und Tiefen hin. Somit ist dieses Buch ein Mittel zum Zweck bzw. Ziel. Das Ziel ist Christus.

Jesus ist sozusagen Gottes Stimmgabel, die uns mit der Ewigkeit in Einklang bringt.

Jede Stimmgabel muss angeschlagen werden, damit man sie hört. So wurde die ewige, unveränderliche Stimmgabel des Himmels in Schwingung versetzt, als im ersten Jahrhundert in einem verschlafenen Dorf in Israel eine Jungfrau Gottes einzigen Sohn zur Welt brachte. An jenem denkwürdigen Freitag, als fünfzehn Zentimeter lange Nägel in Holz getrieben wurden, geriet sie abermals in Schwingung. Und sie erklang ein drittes Mal – am dritten Tag –, als ein demütiger und sanftmütiger Nazarener ein Grab aufbrach und in Auferstehungsleben hervorkam.

Die himmlische Stimmgabel ist auch heute noch zu vernehmen. Doch jedes Mal, wenn wir Christen es versäumen, auf sie zu hören, gehen wir in die Irre.

Das Jesus-Defizit-Syndrom

Christen haben aus dem Evangelium alles Mögliche gemacht, was nicht direkt mit Christus zu tun hat. Aber es ist Jesus Christus, der die Anziehungskraft ist, die alles zusammenhält und allem seinen Sinn verleiht. Ohne ihn verlieren alle Dinge ihren Wert und schweben gleichsam losgelöst durchs All – Ihr Leben eingeschlossen.2

Allzu leicht verlieren wir uns in bestimmten geistlichen Wahrheiten, Werten, Tugenden und Gaben und versäumen darüber Christus, der doch in seiner Person alle diese Dinge verkörpert und inkarniert.

Suchen Sie Christus, ergreifen Sie Christus, erkennen Sie Christus, und Sie werden den berühren, der das Leben ist. Alle Wahrheit, alle Werte, Tugenden und Gaben wohnen in farbenprächtiger Fülle in ihm. Die Schönheit Christi gibt aller Schönheit ihren Sinn. Nur in ihm finden wir alles, was schön und liebenswert macht.

Denken Sie an die Dinge auf der Erde, die Sie faszinierend und unbeschreiblich schön finden – Strände, Berge, Schluchten, Korallenriffe. Denken Sie an die Schönheit, die der Kunst, der Musik und der Natur eigen ist. Sinnen Sie über die Dinge im Leben nach, die Sie in Erstaunen und Verwunderung versetzen.

Alle diese Dinge spiegeln lediglich die Schönheit von Jesus Christus wider, denn er selbst ist die Essenz und das Wesen wahrer Schönheit.

Was also ist das Christentum? Es ist Christus. Nicht mehr und nicht weniger. Das Christentum ist weder eine Ideologie noch eine Philosophie. Es ist auch keine neue Moral, keine sittliche Ordnung für die Gesellschaft und keine Weltanschauung. Vielmehr ist Christentum die „gute Nachricht“, dass das Schöne, Wahre und Gute in einer Person zu finden sind, und dass wahre Menschlichkeit und Gemeinschaft auf dieser Person gegründet und in der Verbindung mit ihr zu erfahren sind.

Bekehrung bedeutet mehr als nur ein Richtungswechsel, es ist eine neue Verbindung. Wenn die Bibel mit dem alten hebräischen Begriff schuv oder mit seiner aramäischen Entsprechung zur „Umkehr“ aufruft (z. B. 5 Mo 4,30; Neh 1,9), meint sie damit nicht die distanzierte Kontemplation Gottes, sondern das Eingehen einer Beziehung, in der Gott das Regiment hat.

In dieser Hinsicht empfinden wir, dass es in der heutigen Kirche eine massive Verbindungsstörung gibt. Wir glauben, dass sie an einem massiven JDS, einem Jesus-Defizit-Syndrom erkrankt ist. Die Person Jesu gilt nicht mehr als politisch korrekt und wird zunehmend von Begriffen wie „Gerechtigkeit“, „Moral“, „Werte“ oder „Führungsprinzipien“ verdrängt. Die Leute der Welt mögen Jesus, nur mögen sie halt die Kirche nicht. Und die Kirche mag immer mehr die Kirche, aber immer weniger Jesus.

Irgendetwas stimmt nicht, wenn es manchen Christen leichter fällt, sich eine Welt ohne Christus vorzustellen als ein Leben ohne Bach, die Beatles oder Bono. Wenn wir Jesus Christus entthronen bzw. von seinem rechtmäßigen Platz verdrängen, entstellen wir das Angesicht des Christentums und berauben es seiner Existenz.

Kann die simple und grundlegende Ursache unserer Probleme tatsächlich darin liegen, dass wir Christus aus den Augen verloren haben? Wir meinen eindeutig ja!

Wer andere Lösungen als Christus für die Probleme der Kirche anbietet, der zersetzt mehr als dass er die Probleme löst. Deshalb braucht diese globalisierte „Google-Welt“ mehr denn je eine große, übergeordnete Meta-Erzählung, und die Geschichte von Jesus ist das Deutungsraster für alle anderen Systeme. Wir haben den Eindruck, dass Gott uns in dieser Stunde aufgetragen hat, die Hoheit und Vorrangstellung des Herrn Jesus Christus zu bezeugen. Insbesondere geht es dabei um die Beantwortung einer ganz bestimmten Frage.

Die Grundfrage

„Für wen haltet ihr mich?“3 ist die Frage, die sich jeder Generation neu stellt und die sie für sich beantworten muss.

Die historischen Glaubensbekenntnisse der Christenheit sind Ausdruck der Notwendigkeit, diese Frage Jesu zu beantworten: „Für wen haltetihr mich?“ Allerdings steht dieses „haltet ihr“ in einem konkreten Zusammenhang. Jeder neuen Generation, jeder Kultur ist das „haltet ihr“ aufgetragen. Und wenn wir diese Frage falsch beantworten, werden wir in allem daneben liegen, da Jesus Alpha und Omega, Anfang und Ende aller Dinge ist.

Jede Erweckung und jede Erneuerung in der Geschichte der Kirche lässt sich auf eine Wiederentdeckung eines bestimmten Aspektes Christi als Ergebnis der Beantwortung dieser entscheidenden Frage zurückführen. Tatsächlich kennzeichnen drei Merkmale jeden geistlichen Aufbruch in der Kirchengeschichte: Erstens, eine Wiederentdeckung des „lebendigen Wortes“ beziehungsweise der Heiligen Schrift und deren Autorität; zweitens, eine Wiederentdeckung des lebendigen Christus und seiner Vorherrschaft; und drittens, eine Wiederentdeckung des lebendigen Geistes und seiner Gaben und Kraft, Christus in der jeweiligen Kultur zu offenbaren. Gott pflegt Menschen ernst zu nehmen, die das EWIGE WORT ernst nehmen.

Genau das sagte Jesus selbst: „Ich … werde alle zu mir ziehen, wenn ich von der Erde erhöht bin“ (vgl. Joh 12,32). Weil wir Jesus aber nicht vertrauen, dass er tut, was er sagt, oder ihm nicht glauben, dass er der ist, der er sagt, dass er es sei, oder weil wir noch keinen Blick auf seine unendliche Herrlichkeit erhascht haben, setzen wir uns an Reißbretter und entwerfen Programme, Methoden und Strategien, mit deren Hilfe wir Menschen für Christus gewinnen wollen. Jesus hätte es aber eindeutiger nicht sagen können: Der eingeborene Sohn Gottes (vgl. Joh 1,18; 1 Joh 4,9) ist der „Entwurf“. Unser Auftrag besteht lediglich darin, ihn auf eine Weise groß zu machen und zu erhöhen, die unsere Kultur versteht und schätzt. Wo dies geschieht, folgt alles andere ganz von selbst.

Leider ist „Für wen haltet ihr mich?“ heute nicht mehr die einzige Frage, die gestellt wird. Es gibt andere Fragen, die den gleichen Rang bekommen haben, wie: „Was tust du, um Gottes Reich voranzubringen?“ oder: „Was trägst du zur (sozialen) Gerechtigkeit bei?“, „Für welche gute Sache engagierst du dich?“, „Wie förderst du die Evangelisierung der Welt?“, „Wem gegenüber bist du verantwortlich?“ oder „Was sind deine Gaben?“ Besonders aktuell scheint heute auch die Frage: „Was für ein Leiter bist du?“

Aber Jesus hat Petrus nur eine entscheidende Frage gestellt (vgl. Joh 21,15-17). Es ist dieselbe entscheidende Frage, die er noch heute an uns richtet. Sie lautet nicht:

• „Bist du bereit, als Leiter in meiner Gemeinde Verantwortung zu übernehmen?“

• „Weißt du, wie man eine Bewegung startet?“

• „Wie viele Menschen hast du zu mir geführt?“

• „Sprichst du schon in Zungen?“

• „Ist Leiterschaft deine Leidenschaft?“

• „Wem bist du verantwortlich?“

• „Gibst du mehr als dein Bestes, damit Gott mit dir zufrieden ist?“

• „Wirst du Leute mit Leitungspotenzial um dich scharen, damit du gut dastehst?“

Jesus stellt nur eine einzige Frage: „Liebst du mich?“

Was will Jesus von uns: Leiterschaft? Oder Liebe? Leider können wir ihn nicht wirklich lieben, solange wir noch nicht erfasst haben, wie unglaublich herrlich er ist. Haben wir Jesus aber einmal in seiner ganzen Herrlichkeit erblickt, dann werden wir bereitwillig unsere verstaubten Rituale, unser frommes Vokabular und unsere an die Pop-Kultur angepassten Gemeindeaufbaustrategien gegen die Freude eintauschen, ein lebendiges, wandelndes „Jesus-Manifest“ zu sein.

Ein lebendiges Manifest

Im Folgenden möchten wir Ihren Blick für und Ihr Verständnis von Jesus Christus schärfen. Dabei hoffen wir, unseren Herrn so darzustellen, dass Sie nicht umhinkönnen, ihn zu lieben, zu seinen Füßen niederzufallen und sich für immer ihm hinzugeben – nicht aus einem Schuldgefühl heraus und auch nicht aus Zwang, Pflicht oder Angst, sondern weil Sie einen Blick auf die großartigste Person aller Zeiten, auf Jesus Christus, geworfen haben. Aus solcher Liebe ergibt sich alles andere.

Im Gegensatz dazu distanzieren wir uns von jedem billigen, lustig-lockeren und leichtfertigen „Jesus-Geschwafel“, das so viele religiöse Gespräche heute prägt. Nach unserer Überzeugung lässt sich der Name Jesus auf mancherlei Weise „missbrauchen“ (vgl. 2 Mo 20,7; 5 Mo 5,11), so zum Beispiel, wenn man ihn benutzt, ohne Jesus wirklich zu kennen. Es muss unseren Herrn geradezu peinlich anmuten, wenn sein Name als eine Art Talisman oder als Magie benutzt wird.

Wir haben dieses Buch bewusst in einem alten erbaulichen Stil geschrieben, den wir, wie wir finden, in der heutigen Gemeinde leider vermissen. Auf diese Weise soll der Unterschied zwischen dem Missbrauch des Jesus-Namens und einer Verwendung, die seine Schönheit offenbart und ihn ehrt, hervorgehoben werden. Kurz gesagt: Wir glauben, dass Jesus heute um die ihm zustehende Ehre gebracht wird, und diesen Trend möchten wir gerne umkehren.

 

 

Am Ende ihres Lebens haben einige der größten Denker dieser Welt zu einer Einfachheit zurückgefunden, die man in ihren Anfangswerken noch vermisst. Ludwig Wittgenstein, beispielsweise, der zu den größten Philosophen des zwanzigsten Jahrhunderts zu rechnen ist, krönte sein Lebenswerk mit der Entdeckung des „Hasen-Enten-Kopfes“4, jenem umkehrbaren Bild, in dem man, je nach Blickwinkel, eine Ente oder einen Hasen erkennen kann. Wittgenstein hatte den Eindruck, dass diese eine Zeichnung, die beweist, dass etwas nicht gleichzeitig Ente und Hase sein kann (oder, präziser formuliert, nicht zeitgleich als solches „wahrgenommen“ werden kann), mehr Wahrheit vermittelte als seine größten philosophischen Schriften.5

Karl Barth, einer der größten Theologen des zwanzigsten Jahrhunderts, soll auf die Bitte, seine vielbändige Kirchliche Dogmatik zusammenzufassen, mit einem alten englischen Kinderlied geantwortet haben: „Jesus loves me, this I know, for the Bible tells me so.“ („Jesus liebt mich ganz gewiss, denn die Bibel sagt mir dies.“)6

Heute muss die Gemeinde zu ihrer in Vergessenheit geratenen „ersten Liebe“ zurückkehren: „Jesus liebt mich ganz gewiss.“7 Die theologisch präziseste Bekräftigung des christlichen Glaubens ist das kurze Glaubensbekenntnis des Jesus-Mani­fests, das wir in 1. Johannes 4,16 finden: „Wir glauben an die Liebe, die Gott für uns hat.“8 Es ist eine Liebe, die nicht als ein abstraktes Prinzip erschienen ist, sondern die in der Gestalt einer wirklichen Person, nämlich in Gottes eigenem Sohn zu uns gekommen ist.

Achten Sie auf die Worte des Apostels Johannes: „Wir lieben ihn, weil er uns zuerst geliebt hat“ (1 Joh 4,19).

Doch wie sollen wir unser Leben als Nachfolger Christi leben? Die Antwort findet sich zwischen den beiden zuletzt genannten Versen: „Denn wie er [Jesus] [ist], sind auch wir in der Welt“ (1 Joh 4,17). Die Bibel verheißt uns nicht einfach nur „ewiges Leben“ (vgl. Joh 3,16), sondern bietet uns auch das Geschenk eines durch Christus gelebten Lebens an: „… damit wir durch ihn leben“ (1 Joh 4,9). Hat uns die Beliebtheit eines einzigen Bibelverses (Johannes 3,16) mit seiner vermeintlichen Betonung des künftigen „ewigen Lebens“ blind gemacht für das, was die Bibel über das Leben im Heute aussagt?

Sie und ich sollen ein lebendiger Brief – das heißt ein „Jesus-Manifest“ – in unserer Welt sein: Eine Stadt auf einem Berg, Salz und Licht.9 Deshalb haben wir das vorliegende Buch geschrieben.

Thomas von Aquin, einer der größten Lehrer und Philosophen der Kirche, sagte, seine Summa Theologica10 sei nichts als Stroh, da Worte auch nicht annähernd das Strahlen des göttlichen Geheimnisses wiederzugeben vermochten. So ist auch dieses Buch nichts weiter als trockenes Stroh, wenngleich es den König der Könige und den Herrn aller Herren zum Thema hat.11 Gleichwohl hoffen wir, dass es in Ihrem Leben ein neues Staunen und neue Einsicht hervorruft – sowohl über den irdischen als auch über den erhöhten und ebenso den innewohnenden Jesus. Aber darüber hinaus ist es unser Wunsch, dass Sie nicht anders können, als sich von seiner Liebe, die er aus Gnade über Sie ausgeschüttet hat, anstecken zu lassen und in Ihrem eigenen Umfeld zu einem Jesus-Manifest zu werden.

 

Leonard Sweet und Frank Viola

 

1 Christologie bezeichnet das theologische Nachdenken über Person und Heilswirken Jesu Christi, ihre Auffassungen und Deutungen im Christentum. Die Christologie als zentraler Teilbereich der Systematischen Theologie will die Frage nach der Identität („Natur“) und Bedeutung („Relevanz“) von Jesus Christus für dessen Gemeinschaft, die Kirche, für den einzelnen Gläubigen und für die Welt beantworten (Quelle: wikipedia).

2 Nach Hebr 6,18-20 ist Jesus der Anker unserer Seelen. In Kolosser 1,15-18 schreibt Paulus, dass alles durch ihn besteht.

3 Mt 16,15 (REÜ); [Hervorh. d. Verf.].

4 Vgl. Ludwig Wittgenstein, Philosophische Untersuchungen, Suhrkamp, Frankfurt 2003, Teil II.

5 Ludwig Wittgenstein, Last Writings on Philosophy and Psychology: Preliminary Studies, Basil Blackwell, Oxford 1982, 1:61-65, 68-69, 90, 97.

6 Martin Rumscheidt im Nachwort des Herausgebers zu Karl Barth, Fragments Grave and Gay, Collins, London 1971, S. 124.

7 „Jesus Loves Me, this I know“ wurde 1860 von Anna B. Warner geschrieben.

8 Frei übersetzt.

9 Vgl. 2 Kor 3,3 und Mt 5,13-16.

10 Deutsch: Summe der Theologie oder Höchste Theologie. Infolge einer tiefen Gottesbegegnung schrieb Thomas: „Ich kann nicht mehr schreiben. Verglichen mit dem, was ich gesehen habe, kommt mir alles, was ich verfasst habe, wie Stroh vor.“ (Peter Kreeft [Hg.], A Shorter Summa: The Essential Philosophical Passages of St. Thomas Aquinas’ Summa Theologica, Ignatius Press, San Francisco 1993, S. 37).

11 Vgl. 1 Tim 6,15; Offb 19,16.

Kapitel 1: Womit alle Dinge erfüllt sind

Zentrum und auch Peripherie des christlichen Lebens ist nichts und niemand anderes als die Person Jesus Christus selbst. Seine Einzigartigkeit stellt alle anderen Dinge – auch die, die mit ihm verbunden sind – in den Schatten. Mit der Sonne als Mittelpunkt unseres Sonnensystems hat Gott uns ein Sinnbild dafür gegeben, was Christus für uns ist. Ohne die Sonne gäbe es kein Leben auf unserem Planeten. Wir sind ganz und gar von ihr abhängig. Und so, wie die Sonne das Zentrum unseres Sonnensystems ist, ist Christus das Zentrum des Universums und auch unseres eigenen Lebens.

Dietrich Bonhoeffer stellt einmal fest, dass Jesus „Mitte der menschlichen Existenz, Mitte der Geschichte und … Mitte der Natur“ ist.1 Die Geschichte ist seine Geschichte.2 Diese Zusammenhänge hat der britische Autor H. G. Wells folgendermaßen kommentiert: „Ich bin Historiker und nicht gläubig. Dennoch muss ich als Historiker bekennen, dass jener mittellose Prediger aus Nazareth unwiderruflich die Mitte der Geschichte ist. Zweifellos ist Jesus Christus die beherrschende Gestalt der gesamten Geschichte.“3

Doch lässt sich Christus nicht nur in der Mitte finden, sondern auch in den Winkeln und an den Rändern, so, wie die Sonne den ganzen Erdkreis erleuchtet. Ja, Jesus ist nicht nur Herr über das Zentrum und die Außenbezirke – er ist der Gott von allem, was ist. Als der helle Morgenstern erleuchtet er alles Existierende (vgl. Offb 22,16).

Nach zweitausend Jahren leuchtet Jesus heller als je zuvor, und die Strahlen seines Lichts dringen bis in die Schattenreiche der Finsternis. Christus in der Tiefe und tatsächlich zu kennen, ist das vorrangige Ziel des Christseins. Der Herr wünscht sich mehr als alles andere, dass wir ihn erkennen.4 Wir sind „in die Gemeinschaft seines [Gottes] Sohnes berufen worden“.5

Gottes Interesse gilt weniger der Reparatur all dessen, was in unserem Leben schiefgegangen ist; weit mehr möchte uns Gott in unserer Zerbrochenheit finden und mit Christus beschenken. Wenn Christus nicht die Mitte und das Höchste unseres Lebens ist, gerät alles aus der Bahn und aus dem Gleichgewicht. Deshalb ist es die erste Aufgabe jedes Christen, Jesus zu erkennen. Aus solcher Erkenntnis erwächst dann Liebe zu ihm und, damit verbunden, der Wunsch, Christus zu verehren, ihn zu bezeugen und ihn zum Ausdruck zu bringen.

Womit die himmlischen Räume erfüllt sind

Die gesamten himmlischen Welten – der Vater, der Heilige Geist mitsamt den Engelscharen – sind von Christus durchdrungen. Die zweite Person der Dreieinigkeit ist kein nachträglicher Einfall Gottes: Dem Sohn galt die ganze Aufmerksamkeit der Gottheit von Anfang an. An nur wenigen Stellen in den Evangelien spricht Gott der Vater hörbar, und jedes Mal gilt sein Reden seinem Sohn:

Und siehe, eine Stimme vom Himmel herab sprach: „Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe“ (Mt 3,17 LUT).

Während er noch redete, kam plötzlich eine leuchtend helle Wolke und warf ihren Schatten auf sie, und aus der Wolke sprach eine Stimme: „Dies ist mein geliebter Sohn. An ihm habe ich Freude, und auf ihn sollt ihr hören!“ (Mt 17,5 NGÜ).6

Einmal sagte Jesus: „Aus der Fülle des Herzens redet der Mund“ (Mt 12,34 ELB). Immer wenn Gott der Vater spricht, redet er von seinem Sohn, da Christus in seinem Herzen den ersten Rang einnimmt. Das Brot des Lebens lässt sich in „jedem Wort, das aus Gottes Mund kommt“ schmecken (vgl. Mt 4,4). Ja, wenn Gott sich selbst zum Ausdruck bringt, kommt Christus hervor. Zu Recht lässt sich daher behaupten, dass Gott sich in der Person des Herrn Jesus ins menschliche Leben hineingesprochen hat. Deshalb bezeichnet Johannes Christus als den Logos, als das lebendige Wort Gottes.7 Gottes Wort ist eine Person. Der eine wahre Gott hat sich umfassend und endgültig in Jesus offenbart: „Niemand hat Gott je gesehen. Doch sein einziger Sohn, der selbst Gott ist, ist dem Herzen des Vaters ganz nahe; er hat ihn uns [offenbart].“8

Auf ähnliche Weise offenbart auch der Heilige Geist, der große Offenbarer, Christus. Und Christus ist das Einzige, was der Geist offenbart, denn er hat nichts anderes zu enthüllen. Der Geist macht uns mit Jesus bekannt – gewöhnlich auf eine neue Weise.9

Wenn der Helfer kommen wird, wird er mein Zeuge sein – der Geist der Wahrheit, der vom Vater kommt und den ich zu euch senden werde, wenn ich beim Vater bin (Joh 15,16).

Doch wenn der Helfer kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch zum vollen Verständnis der Wahrheit führen. Denn was er sagen wird, wird er nicht aus sich selbst heraus sagen; er wird das sagen, was er hört. Und er wird euch die zukünftigen Dinge verkünden. Er wird meine Herrlichkeit offenbaren; denn was er euch verkünden wird, empfängt er von mir. Alles, was der Vater hat, gehört auch mir. Aus diesem Grund sage ich: Was er euch verkünden wird, empfängt er von mir (Joh 16,13-15).

Man mag einwenden: „Hat Jesus nicht gesagt, dass der Heilige Geist die Welt der Sünde, der Gerechtigkeit und des Gerichts überführen würde?“ Gewiss. Doch Jesus erklärt sich selbst zum Bezugspunkt dieser Dinge (vgl. Joh 16,8-11). Folglich lautet die Frage: Wie überführt der Geist die Welt?

Er tut dies, indem er der Welt Christus vor Augen stellt.10 Der Heilige Geist ist gekommen, um den Herrn Jesus Christus zu offenbaren, zu verherrlichen, vorzustellen, groß zu machen und zu erhöhen. Er nimmt das, was auf Christus zutrifft, und macht es im Leben der Menschen real und lebendig. Dazu ist der Geist berufen, das ist seine Lebensaufgabe und sein Beruf.

Aber da ist noch mehr: Der Vater war so sehr von Christus eingenommen, dass es ihm gefiel, die ganze Fülle der Gottheit in ihm wohnen zu lassen:

Es ist doch Christus, in dem die ganze Fülle von Gottes Wesen in leiblicher Gestalt wohnt (Kol 2,9).

Gott hat beschlossen, mit der ganzen Fülle seines Wesens in ihm zu wohnen (Kol 1,19).

Und schließlich existieren all die Engelscharen, um den Herrn Jesus anzubeten und ihm zu dienen. Auch sie sind ganz von Christus eingenommen und mit ihm beschäftigt. In Hebräer 1,6 (ELB) heißt es:

Wenn er [Gott] aber den Erstgeborenen wieder in den Erdkreis einführt, spricht er: „Und alle Engel Gottes sollen ihn anbeten.“11

Mit einem Wort: Jesus ist sowohl die Leidenschaft des Himmels als auch das, womit der Himmel erfüllt und beschäftigt ist.

Womit die Schöpfung erfüllt ist

Von Paulus erfahren wir, dass das gesamte Universum von Christus, durch Christus, für Christus und auf Christus hin erschaffen wurde. Mehr noch: Alle Dinge im Himmel und auf der Erde werden in Christus zusammengehalten und eines Tages in ihm unter einem Haupt zusammengefasst werden. Folglich ist die Schöpfung von Christus erfüllt und mit ihm beschäftigt.

Denn in ihm ist alles in den Himmeln und auf der Erde geschaffen worden, das Sichtbare und das Unsichtbare, es seien Throne oder Herrschaften oder Gewalten oder Mächte: Alles ist durch ihn und zu ihm hin geschaffen; und er ist vor allem, und alles besteht durch ihn (Kol 1,16-17 ELB).12

Sobald die Zeit dafür gekommen war: Unter ihm, Christus, dem Oberhaupt des ganzen Universums, soll alles vereint werden – das, was im Himmel, und das, was auf der Erde ist (Eph 1,10).

Betrachten Sie einmal die sieben Schöpfungstage im Licht des Neuen Testaments und Sie werden feststellen, dass die gesamte sichtbare Schöpfung ein Abbild von Jesus ist. Zum Beispiel:

• Christus ist Licht (vgl. Joh 8,12).

• Christus ist Wasser (vgl. Joh 4,10; 7,38).

• Christus ist das Leben, das am dritten Tag, nachdem das Festland von den Wassern des Himmels geschieden worden war, hervortrat (vgl. 1 Mo 1,9-13; 1 Kor 15,4).13

• Christus ist der wahre Weinstock (vgl. Joh 15,1; 6,57).

• Christus ist der Weizen und das Brot des Lebens (vgl. Joh 12,24; 6,35).

• Christus ist die Sonne (vgl. Mal 3,20), der Mond (vgl. Kol 2,16-17) und der Morgenstern (vgl. 2 Petr 1,19; Offb 22,16).

• Christus ist das wahre Lamm (vgl. Joh 1,29; Offb 5).

• Christus ist der vorbildliche Mensch (vgl. Röm 5,14; 1 Kor 15,47).

• Christus ist der wahre Sabbat (vgl. Kol 2,16-17).

In den „Blutbahnen“ des Universums pulsiert Jesus der Herr. In allem, was der Schöpfer gemacht hat, finden wir Christus. Was aus den Lungen Gottes hervorging, als er die Welten ins Leben sprach, war Jesus. Das gesamte Universum trägt sein wunderbares Bild.

Der Kirchenvater Tertullian gebrauchte die einzigartige Metapher, Christus (der Logos) durchdringe die Welt wie Honig die Wabe. Das sollte uns nicht überraschen, wurde doch, wie wir gesehen haben, die gesamte Weltordnung von, in, durch und auf Christus hin geschaffen. Und die ganze Schöpfung wartet sehnsüchtig darauf, dass Jesus sie von der Knechtschaft des Gefallenseins erlöse und sie mit seiner unendlichen Süße erfülle (vgl. Röm 8,19-23; Eph 4,10).

Schönster Herr Jesu

Schönster Herr Jesu,Herrscher aller Herren,Gottes und Marien Sohn,dich will ich lieben,dich will ich ehren,du meiner Seele Freud und Wonn!

Schön sind die Wälder,schöner sind die Felderin der schönen Frühlingszeit,Jesus ist schöner,Jesus ist reiner,der unser traurig Herz erfreut.

Schön leucht´ die Sonne,schöner leucht der Mondeund die Sternlein allzumal;Jesus leucht schöner,Jesus leucht´ reinerals alle Engel im Himmelssaal.

Schön sind die Blumen,schöner sind die Menschenin der frischen Jugendzeit;sie müssen sterben,müssen verderben,doch Jesus lebt in Ewigkeit.

Alle die SchönheitHimmels und der Erdenist verfasst in dir allein;nichts soll mir werdenlieber auf Erdenals du, der schönste Jesu mein.14

Wovon das Alte Testament durchdrungen ist