Johanna und Hannes - Harry Baumann - E-Book

Johanna und Hannes E-Book

Harry Baumann

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Beschreibung

Kurfürstentum Sachsen, Mai 1709: Der Müllergeselle Hannes Bauer wacht mit einer Gehirnerschütterung auf dem Gut Pillnitz auf. Er verliebt sich in die schöne Frau, die ihn umsorgt. Langsam kehrt die Erinnerung zurück. Die Dame, die aus einer Kutsche geschleudert wurde, und deren Leben er rettete, ist keine geringere als die Gräfin Anna Constantia von Cosel, Geliebte von August dem Starken. Tags darauf erhebt ihn der Kurfürst in den Adelsstand und er darf sich fortan Baron von Senftenberg nennen. Johanna, die Privatsekretärin, und Hannes werden ein Ehepaar, dessen Schicksal mit dem der Gräfin Cosel verknüpft bleibt. Bald finden sie heraus, dass ihre Brotherrin, die sich auch gern in die Politik einmischt, nicht nur Neider sondern auch Feinde hat. Johanna und Hannes versuchen verzweifelt, den Sturz der Gräfin zu verhindern. Dazu müssen sie den geheimen Ehevertrag, den Anna Constantia von Cosel einst mit August dem Starken aushandelte, aus einem Archiv in Holstein stehlen.

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Inhaltsverzeichnis

Der Baron von Senftenberg

Amor und Psyche

Die Hexe aus der Walachei

Ein Zeuge

Hoyerswerda

Auf der Flucht

Die Mühle am Bach

Nach Süden

Wieder Zurück

Hochzeit

Die Rekrutierung

Danzig

Das Nest

Agnieszka Teil Eins

Bettgeflüster

Agnieszka Teil Zwei

Winter

Das Gasthaus in Widawa

Dirnen aus Böhmen

Aufbruch

Berlin - Dresden

Das Archiv in Drage

Halle an der Saale

Hamburg

Amsterdam

Stolpen

Ein Brief aus der Ferne

Dichtung und Wahrheit

DER BARON VON SENFTENBERG

Hannes hatte das Pferd verkaufen müssen. Er schüttelte den Lederbeutel mit den Silbermünzen und lauschte dem gedämpften Klang nach. 25 Taler – er hatte sich mehr erhofft. Diese Gauner in Dresden, die glaubten, einen Dorftrottel aus der Lausitz leicht über das Ohr hauen zu können! Die Stute hatte schon etwas gelahmt und war auch nicht mehr in der Blüte ihrer Jugend gewesen. Insofern waren 25 Taler vielleicht doch ein angemessener Preis. Davon konnte man ein paar Tage gut leben. Dennoch brauchte Hannes Bauer dringend eine Anstellung und hoffte, nachdem es in der Residenzstadt Dresden nicht geklappt hatte, sein Glück auf dem Gut Pillnitz oder in Pirna zu finden. Der Wanderer wollte sich gerade eine Pause gönnen, um sich am letzten harten Kanten Brot die Zähne auszubeißen, als mit Karacho eine vierspännige Kutsche um die Kurve bog. Der Mann, der die Zügel hielt, musste von allen guten Geistern verlassen sein! Hannes suchte sein Heil in der Flucht, denn es sah so aus, dass die Kutsche die Straße verlassen würde und direkt auf ihn zuhielt. Der Wanderer bemerkte entsetzt, wie das vordere linke Rad wegflog und zu allem Überdruss lockerte sich auch das hintere Rad. Als die Tür des Gefährts aufsprang überwand Hannes die kurze Distanz mit drei schnellen Sprüngen und wurde von einer Dame, die durch die Öffnung fiel, zu Boden gerissen. Ein harter Schlag erschütterte seinen Hinterkopf. Das Letzte, was Hannes mitbekam, waren die besorgten Gesichter zweier unglaublich schöner Frauen.

Die auf ihn gefallen war hatte dunkle Augen und lockiges schwarzes Haar, die andere junge Frau blaue Spiegel zur Seele und eine goldbraune Mähne. Er war tot und wurde im Himmel von zwei Engeln empfangen, dachte Hannes. Anders war das nicht zu erklären. Dann umfing ihn tiefe Dunkelheit …

Hannes nahm das besorgt blickende Gesicht der jungen Frau nur verschwommen wahr. Die hatte er schon einmal gesehen. Er wusste nur nicht mehr, wann und wo. Er verspürte einen leichten Brechreiz. Als er um eine Schüssel bat, kam nur ein Krächzen heraus. Statt einer Zunge hatte er etwas Lebloses im Mund. Hannes wurde blasser. Als er sich zur Seite übergab, kam Johanna gerade noch mit einer Schüssel zurecht, um eine größere Sauerei in ihren Gemächern auf dem Gut Pillnitz zu verhindern. Johanna wusste nicht weiter. Einen Arzt gab es hier nicht, den hätte man aus Dresden holen müssen. Es blieb nur der Bittgang zur Gräfin, die unverletzt geblieben war. Anna Constantia von Cosel saß in einem Sessel und hatte ein Glas Rotwein in der Hand. Ungarischer Tokajer, von dem Friedrich August I. ihr ein paar Fässchen geschenkt hatte, und nippte daran.

»Auch ein Gläschen nach dem Schreck, Johanna? Nehmen Sie doch Platz.«

Johanna machte einen Knicks. Sie war nicht zum Plausch beim Wein gekommen. »Später sehr gern, verehrte Gräfin. Ich mache mir große Sorgen um den Verunfallten, die Kopfverletzung scheint schlimmer als zunächst angenommen. Er hat Schmerzen und übergibt sich …«

»Sie müssen den Mann nicht pflegen, Johanna. Sie sind meine Privatsekretärin«, sagte die Gräfin. »Das kann eine Zofe übernehmen.«

Die erste Frau am Hof von Dresden sah, wie zartes Rouge die Wangen ihrer Angestellten erstrahlen ließ. »Ich verstehe. Coup de foudre, Liebe auf den ersten Blick, zumindest bei Ihnen. Sie müssen nichts sagen, das Gesicht ist beredt genug.« Die Gräfin Cosel stellte das halbvolle Weinglas ab und folgte ihrer Sekretärin. Hannes murmelte unverständliches Zeug. Er konnte nicht befragt werden.

»Sie sagten Erbrechen und Schwindel?« Johanna beantwortete die kurze Frage durch eifriges Nicken.

»Ich untersuche den Hinterkopf noch einmal. Helfen Sie mir, den schweren Kerl ein wenig aufzurichten.«

Hannes stöhnte, als man seinen Oberkörper etwas anhob, um ein weiteres Kissen unterzuschieben.

»Kein Blut – aber das habe ich schon bei der ersten oberflächlichen Untersuchung festgestellt, als wir auf die Ersatzkutsche warteten«, sagte die Cosel. »Ich vermute eine kräftige Gehirnerschütterung. Ich komme gleich wieder! Kühlen Sie derweil die Beule wie bisher!«

Während die Gräfin Cosel in ihr Labor eilte, um einen Trank zu mischen, welcher die Kopfschmerzen lindern und den Brechreiz unterdrücken sollte, wurde ihr eines klar: Der einsame Wanderer auf der Suche nach einer Anstellung hatte unmöglich wissen können, dass sie sich in guter Hoffnung befand. Als er sie auffing, schützte er auch das ungeborene Leben in ihr. Das Kind von Friedrich August von Sachsen.

Anna Constantia von Cosel würde diesen Mann nicht nur in ihre Dienste nehmen – nein, sie würde noch einen Schritt weitergehen! Friedrich August musste den Mann in den Adelsstand erheben. Natürlich nicht gleich Reichsgraf – so etwas konnte nur der Kaiser in Wien entscheiden, sondern Freiherr, Baron von … ja wovon? Bevor sie den Landesherrn in aller Form darum bat, würde sie sich Gedanken machen. Zunächst galt es, den Retter ihres und des ungeborenen Lebens gesund zu pflegen.

Am nächsten Tag ging es Hannes etwas besser. Johanna stellte erleichtert fest, dass sich ihr Patient nicht mehr übergeben musste und seltener über Kopfschmerzen klagte. Anna Constantia von Cosel ließ die Ersatzkutsche anspannen, um sich auf den Weg nach Dresden zu machen. Die Gräfin rief dem Kutscher zu, er möge die Peitsche knallen lassen, um die vier Pferde schneller anzutreiben. Sie hoffte, der Gespann-Führer, der gestern wie durch ein Wunder unverletzt geblieben war, hatte den Sitz der Räder auf den Achsen geflissentlich überprüft. Die erste Dame am Hof musste nicht wie eine Bittstellerin warten. Sie bekam sofort Zutritt.

»Ah, da sind Sie ja endlich, meine Liebe!« Friedrich August war umringt von Ministern und Lakaien, durchbrach den Kreis mit der Vehemenz eines Stieres und drückte Anna Constantia kurz an sich. Keine feste Umarmung – das schickte sich in der Öffentlichkeit nicht. Aus der Anwesenheit anderer Personen resultierte auch die förmliche Anrede. Die Gräfin Cosel machte einen Hofknicks.

»Verzeihen Sie mein verspätetes Erscheinen, Eure Majestät! Ich hatte leider gestern einen Unfall. Zwei Räder der Kutsche lösten sich. Ich verlor den Halt und wurde …«

Anna Constantia wurde durch eine rasche Handbewegung des Kurfürsten unterbrochen.

»Mir wurde bereits Bericht erstattet und auch erwähnt, dass Sie wohlauf sind.«

»Das ist nicht alles, Eure Hoheit! Ich würde Sie gern unter vier Augen sprechen, nur fünf Minuten, wenn es ihre Zeit erlaubt!« Anna Constantia hoffte, den richtigen Ton getroffen zu haben. Bei Friedrich August hing vieles von der Stimmungslage ab. Das Heben und Senken der langen schwarzen Wimpern waren etwas, das bei diesem Mann immer wirkte. Der Kurfürst von Sachsen und König von Polen mit ruhendem Amt scheuchte alle Minister und Höflinge weg, öffnete persönlich der Frau, die er liebte, die Tür zu einem angrenzenden Beratungsraum und bot ihr eine Sitzgelegenheit an. Friedrich August schielte auf eine tickende vergoldete Kaminuhr.

»Bitte schnell, Constantia, du weißt, ich erwarte Vetter Frederik jeden Augenblick! Ich gebe dir fünf Minuten!«

Die Gräfin Cosel setzte alles auf eine Karte, vertraute darauf, dass der Kurfürst und König ihr keine Bitte abschlagen konnte.

»Fünf Minuten? Ich brauche nur zwei! Wie es geschehen konnte, weiß ich nicht, die Kutsche wurde bereits untersucht und repariert. Nicht nur mein Leben, nein, auch das deines Sohnes war in Gefahr …«

August der Starke runzelte die buschigen Augenbrauen. Woher wollte Constantia wissen, dass das nächste gemeinsame Kind ein Sohn sein würde?

»Der zufällig vorbeikommende Johannes Bauer fing mich auf, sodass ich auf ihn und nicht auf das Pflaster stürzte! Ganz in der Nähe befand sich ein Feldstein.«

Die Gräfin Cosel machte eine theatralische Pause, wedelte mit einem Fächer Luft in ihr Gesicht. »Herr Bauer hat eine Gehirnerschütterung davongetragen – es hätte auch mich treffen können! Dank des unerschrockenen Einsatzes dieses Mannes wurde mein Leben und das deines Kindes gerettet, Friedrich!«

»Und was verlangst du jetzt von mir, Constantia? Soll ich den Wanderer zum Ritter schlagen?« Der Kurfürst von Sachsen wirkte amüsiert.

»Wann wird der dänische König aus Venedig kommend erwartet? Morgen schon? Wenn wir früh zu Bette gehen und morgens zeitig aufstehen – ist dann nicht auch ein kleiner Abstecher nach Pillnitz drin, wo Johannes Bauer, der Held, darniederliegt, um ihn zum Freiherrn zu ernennen?«, säuselte Anna Constantia.

»Freiherr bedeutet den Titel eines Barons führen zu dürfen und ist immer an ein Lehen geknüpft, Landbesitz, meine Liebe. Wie ich dich kenne, hast du dir darüber schon Gedanken gemacht.« August der Starke verstand, dass es seiner Geliebten völlig ernst war. Sie wollte einen einfachen Bürger in den Adelsstand erheben lassen. »Von den fünf Minuten sind übrigens schon vier vergangen, meine Liebe!« Der Kurfürst drohte mit erhobenem Zeigefinger, lächelte aber dabei. Anna Constantia war ihrem Ziel ganz nahe. Sie hatte fünf Jahre die Launen des Monarchen erforscht und wusste, auf welche Weise sie einen Wunsch durchsetzen konnte.

»Ich habe weder das Messtischblatt noch den Grundbucheintrag selbst eingesehen, aber nachfragen lassen. Der Grund und Boden, um den es geht, gehört wohl zum Teil Wilhelm Bauer, Eigner der Wassermühle am Bach Pößnitz im Amt Zschipkau. Johannes Bauer ist dessen zweitgeborener Sohn. Die nächstgelegene sächsische Festung ist Senftenberg, weshalb ich auf den Titel ›Baron von Senftenberg‹ gekommen bin. Unabhängig von deinem Entschluss ernenne ich ihn zum Kammerherrn auf Pillnitz. Die Minute ist vorüber – deine Entscheidung, Friedrich!«

Der Kurfürst kratzte sich an der Stirn. Es juckte an der Stelle, wo das Band der Perücke verlief. Anna Constantia von Cosel klappte den Fächer zusammen und tupfte mit einem Seidentüchlein den Schweiß von der Stirn. Friedrich August ließ sich nicht gern unter Druck setzen. Hoffentlich hatte sie den Bogen nicht überspannt.

»Du verlangst ernsthaft von mir, einen Müllergesellen in den Adelsstand zu erheben, weil er bei einem Unfall zufällig zur Stelle war?« Friedrich August von Sachsen zog die buschigen Augenbrauen zusammen, grinste aber dabei.

Anna Constantia von Cosel sah ihre Felle bereits die Elbe abwärts Richtung Magdeburg davonschwimmen. Sie erhob sich aus dem gepolsterten Lehnstuhl und spürte einen leichten Schwindel. Sollte ihre Intervention umsonst gewesen sein? Sie wäre sogar auf ein Knie gesunken – die steife Kleidung und die Schwangerschaft ließen es nicht zu. Im gleichen Augenblick wurde ihr klar, dass der Monarch wieder einmal nur spielte. Wie so oft mit ihren Gefühlen. Nur das es diesmal nicht um geheime Liebesnächte mit Fatima von Spiegel, Angelique Duparc oder Henriette Duval ging.

»In Ordnung, Liebste, wenn dir so viel daran liegt, empfange ich Vetter Frederik, der von Süden kommt, morgen beim Gut Pillnitz und wir machen einen Krankenbesuch bei Herrn Bauer. Wieweit ist die Schwangerschaft fortgeschritten? Ist das heiß hier – ich könnte einen kühlenden Schluck Wein vertragen!«

Es standen weder ein Diener noch eine Karaffe Wein parat. Anna Constantia von Cosel konnte ihr Glück kaum fassen. Sie hatte es wieder einmal geschafft, Friedrich August einen Wunsch abzuringen! Sie beeilte sich, in den angrenzenden größeren Raum zu stürmen. Dort hielt ein Diener ein Tablett mit gefüllten Weingläsern, den sie umgehend ins Nebengelass dirigierte.

Am nächsten Morgen stand Hannes vom Krankenlager auf, kam aber nicht weit. Er musste sich am Türrahmen abstützen. Das leichte Schwindelgefühl und der Kopfschmerz waren wieder da, obwohl er nur wenige Schritte durch den Raum gewankt war. Er überlegte, wie er die Distanz zurück zum Bett ohne Gehhilfe bewältigen sollte.

»Es ist zu früh, das Krankenlager zu verlassen«, hörte Hannes die Stimme von einem der Engel wie durch Watte. Johanna stützte ihn am linken Ellenbogen und geleitete ihn zurück zum Bett. Hannes blieb einen Augenblick wie benommen sitzen. Er öffnete den Mund, als er einen Löffel an seinen Lippen spürte. Ein Schluck von der Medizin, die Anna Constantia gemischt hatte. In dem Moment, als er wieder einschlummern wollte, hörte Hannes Hufgetrappel, wiehernde Pferde und laute Stimmen. Johanna, die draußen stand, musste niesen. Die aufgewirbelten Staubwolken senkten sich nur langsam zu Boden.

Sächsische und dänische Leibgardisten sicherten das Gelände. Erst als die kommandierenden Offiziere zu dem Urteil gelangt waren, hier drohe kein Hinterhalt, öffneten Diener die Türen der Kutschen. Ein Offizier baute sich vor Johanna auf. »Wer sind Sie? Machen Sie Platz!«

»Baroness von Colditz, Privatsekretärin der Reichsgräfin von Cosel«, stotterte Johanna und beeilte sich, einen Schritt zur Seite zu treten. Der Offizier hatte seinen Degen gezogen und würde diesen bei Gefahr für das Leben der beiden Monarchen auch einsetzen. Hannes Hirn war etwas vernebelt von der Medizin, die ihm verabreicht worden war. Er nahm es daher gelassen hin, dass Elitesoldaten das Schlafgemach stürmten und den Eingang sicherten. Als Friedrich August von Sachsen und Frederik von Dänemark vor sein Bett traten, glaubte er zunächst, dass ihm seine Sinne einen Streich spielten. Hannes versuchte, sich aufzurichten.

»Bleiben Sie liegen, Bauer!« Die Stimme von Friedrich August, den das Volk ›den Starken‹ nannte, erfüllte wie immer den ganzen Raum. Langsam realisierte Hannes, dass die beiden Herrscher, deren Abbilder er nur von Münzen kannte, tatsächlich vor seinem Bett standen.

»Ich will es kurz machen, Bauer, wir reisen umgehend nach Dresden weiter«, dröhnte der Bass des Kurfürsten.

»Sie haben bei einem Unfall geistesgegenwärtig gehandelt und ohne Rücksicht auf die eigene Gesundheit die Reichsgräfin von Cosel und vor allem das ungeborene Leben in ihr vor größerem Schaden bewahrt. Aus diesem Grunde verleihe ich Ihnen, Johannes Bauer …«

Hannes versuchte wieder, sich aufzurichten. Wenn der Herrscher von Sachsen ihn auszeichnen wollte, dann konnte er diese Ehre unmöglich in liegender Position entgegennehmen!

»Was habe ich vorhin gesagt, Bauer?«, donnerte Friedrich August. »Liegenbleiben! Sie können die Ernennung auch so empfangen!« Hannes fügte sich in sein Schicksal, auch wenn es ihm lieber gewesen wäre, er trüge einen Rock und kniete vor dem Herrscher.

»Hiermit ernenne ich Sie, Johannes Bauer, zum Freiherrn. Sie dürfen ab heute den Titel eines Barons von Senftenberg führen. Damit verbunden ist ein Lehen. Sie erhalten von Uns vierzig Morgen Land im Amt Zschipkau am Mittellauf des Baches Pößnitz. Zehn Morgen davon gehörten bisher ihrem Vater, Wilhelm Bauer. Von allen Einnahmen, die auf diesem Grund und Boden durch Viehzucht, Ackerbau, Fischerei oder Mühlenbetrieb erwirtschaftet werden, steht Ihnen ein Zehntel zu. – Sekretarius Herrmann?«

Ein junger Mann, der bisher durch das Spalier der Soldaten verdeckt gewesen war, drängelte sich durch die Reihen.

»Ja, Eure Majestät?«

»Herrmann, sorgen Sie dafür, dass der Grundbucheintrag erfolgt! Die Urkunde der Ernennung des Johannes Bauer zum Freiherrn habe ich bereits unterzeichnet und gleich mitgebracht.«

»Jawohl, Eure Majestät!«

»Gute Besserung, Baron von Senftenberg!«

Friedrich August von Sachsen schwenkte den Hut und deutete ein Kopfnicken an. Bei einer Verbeugung wäre es Hannes so vorgekommen, als ob der Herrscher sich über ihn lustig machen wollte. Der Kurfürst eilte nach draußen, um Anna Constantia von Cosel die Hand zu küssen. Ihm folgten die sächsischen Leibgardisten auf dem Fuße. Im Raum blieb nur der König von Dänemark und einige Soldaten seiner Garde. Frederik IV. beugte sich über das Bett und sprach leise, sodass Hannes Mühe hatte, es zu verstehen. »Ich hoffe, wir sehen uns bei Hofe wieder, wenn es ihre Gesundheit erlaubt, Herr Baron!«

Als das Klappern der eisenbeschlagenen Hufe leiser wurde und der Staub sich gelegt hatte, huschte Johanna ins Schlafgemach. Sie mischte Rotwein mit Brunnenwasser und reichte Hannes das Glas, welches er mit zitternder Hand zum Mund führte.

»Sie sind ein Engel, Johanna! Kneifen Sie in meinen Arm! – Aua!« Hannes richtete sich zum wiederholten Male auf. Nun hinderte ihn keine befehlsgewohnte Stimme daran. Er wollte nur unfallfrei das belebende Wasser-Wein-Gemisch die durstige Kehle hinab laufen lassen.

»Dann war es kein Traum gewesen? Zwei Könige gaben sich die Ehre, mir gute Besserung zu wünschen, obwohl ich nur unter einer Gehirnerschütterung leide? Wie viele Soldaten verlieren auf dem Schlachtfeld Gliedmaßen und werden nicht vom Herrscher aufgesucht?«, hustete Hannes.

»Sie müssen sich ausruhen, Herr Baron von Senftenberg«, sagte Johanna mit sanfter Stimme.

»Ich glaube, daran muss ich mich erst gewöhnen. Bisher hieß es immer: ›He, lade die Säcke vom Fuhrwerk, aber noch heute, sonst streiche ich dir die zweite Kanne Bier zum Abend!‹« Das Lachen von Hannes erstickte in einem Husten. Johanna beeilte sich, ein weiteres Glas mit Weinschorle an die durstigen Lippen des Mannes zu führen. Dabei begegneten sich ihre Blicke.

»Wenn ich vorhin gesagt habe, Sie sind ein Engel, bezog es sich auch auf eure Schönheit, verehrte Baroness von Colditz!« Hannes Kopfschmerzen waren wie weggeflogen.

»Die schönste Frau Europas sitzt zwei Zimmer weiter«, sagte Johanna. Es klang schnippischer, als sie beabsichtigt hatte. »Ich dulde keinen Widerspruch!«, fügte sie hinzu.

Hannes richtete sich wieder einmal auf, spürte sofort den Druck eines Handballens auf seinem Brustbein. »Ich habe zwei Engel gesehen, bevor mich tiefe Finsternis umfing, einer anmutiger als der andere. Es mag im Auge des Betrachters liegen, aber für mich sind Sie der schönere von beiden!«

Johanna beugte sich über das Bett und hauchte einen Kuss auf die stoppelbärtige Wange des Liegenden. Hannes kam es vor wie die Berührung durch den Flügelschlag eines Schmetterlings. Er nahm all seine Kraft zusammen und zog die junge Frau, die sich entfernen wollte, am linken Handgelenk zurück.

»Au«, jammerte Johanna. Die Schmerzen schienen nicht besonders schlimm, denn sie ließ sich bereitwillig herunterziehen, bis sich die Lippen berührten. Es wurde ein leidenschaftlicher Kuss. Für Hannes die Bestätigung, dass er sich nicht geirrt hatte.

Er hätte gern weitergemacht, spürte aber die zurückkehrende Mattigkeit wegen der Gehirnerschütterung. Er löste seine Hände von der schmalen Taille und der linken Schulter. »Schlaf gut, Hannes!« Johanna blies Luft über die flache Innenseite ihrer ausgestreckten rechten Hand, als wolle sie ihm noch aus zwei Schritt Entfernung einen Kuss geben. Der frischgebackene Baron von Senftenberg schaute ihr verblüfft nach und ließ sich zurück in die Kissen sinken. Johanna, die sich als Baroness von Colditz ausgab, tanzte an der offenen Tür der Gräfin Cosel vorbei, die von ihrem Schreibpult zum Gang huschte, um die gutgelaunte Privatsekretärin zur Rede zu stellen.

»Was hüpfen Sie hier herum wie ein Zicklein, das Bier statt Milch getrunken hat?«, schalt sie, schmunzelte aber dabei.

»Entschuldigen Sie, Gräfin, aber der Herr Baron von Senftenberg und ich, nun ja, wir sind uns gerade nähergekommen!«

»Das erklärt einiges. Darf ich die Hochzeit ausrichten, wenn der Trubel, der mit dem Besuch des dänischen Königs einhergeht, vorüber ist?«

Johannas Wangen wurden Rot überflammt. »Dafür ist es noch zu früh, verehrte Gräfin, gute Nacht!«

Am nächsten Morgen ging es Hannes deutlich besser, aber das hatte er tags zuvor auch geglaubt. Als er aus dem Bett stieg hielt er einen Augenblick inne, verspürte weder Übelkeit noch Schwindel. Es klopfte an der Tür. In dem Moment, als er »Herein!« rief, schlüpfte bereits eine junge Frau ins Schlafzimmer, die er hier noch nie gesehen hatte. Hannes war froh, wenigstens Kniebundhosen zu tragen.

»Entschuldigen Sie, Herr Baron, ich bin Marie, eine der Zofen der Frau Gräfin. Ich bringe Ihnen neue Sachen.« Wie zur Bestätigung ihrer Worte schwenkte sie ein blütenweißes Hemd mit Jabot-Kragen. Seidene weiße Strümpfe, beigefarbene Kniebundhosen, einen reich bestickten blauen Rock und neue Schuhe hatte sie auch dabei.

»Kann ich Ihnen behilflich sein, Herr Baron? Sie hatten vorgestern einen Unfall und …«, sagte sie verlegen und machte einen Knicks.

Hannes wollte sich auf keinen Fall vor einer jungen Frau, die er gerade erst kennengelernt hatte, umziehen. »Eine Schüssel Wasser, Seife und ein Handtuch wären nicht schlecht, Marie. Den Rest schaffe ich allein.« Hannes wartete ab, bis die Zofe mit den Waschutensilien zurückkam. »Entschuldigen Sie, darf ich fragen, wo Johanna ist?« Die heiße Umarmung gestern – er musste diese blauen Augen unbedingt wiedersehen.

»Sie meinen Johanna von Colditz, gnädiger Herr? Die wird Sie in wenigen Minuten abholen und zur Gräfin geleiten!« Marie machte einen Knicks und verschwand.

Als er sich gewaschen und angekleidet hatte, betrachtete sich Hannes einen Moment im mannshohen Spiegel. Kleider machen Leute! Vor zwei Tagen noch ein herumstreunender mittelloser ehemaliger Müllergeselle – jetzt sah er im Spiegelbild einen Höfling. Es fehlten nur eine gepuderte Perücke und ein Dreispitz auf dem Kopf. Ganz mittellos war er auch nicht. Hannes hatte noch den Lederbeutel mit den 25 Silbertalern.

Gleich würde ihm die berühmte Gräfin Cosel eine Anstellung anbieten, dessen war sich Hannes fast sicher. Er hatte es nur anders erreicht, als gedacht. Man musste nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Es klopfte wieder an der Tür und herein huschte seine Traumfrau Johanna, die in ihrem hellblauen Kleid nicht nur hinreißend aussah, es passte farblich zu seinem Aufzug. Hannes war in Versuchung, da weiter zu machen, wo man gestern stehengeblieben war. Er entschied sich anders, ergriff den Unterarm der Angebeteten, beugte sich nach vorn und hauchte einen Kuss auf die Hand. Hannes hoffte, dass Johanna nicht bemerkte, dass er keinerlei Übung in diesen Dingen hatte.

»Für einen ehemaligen Müllergesellen gar nicht so schlecht«, kicherte die Baroness. Sie schlug die Hand vor den Mund. »Verzeihen Sie, Herr Baron …«

»Waren wir gestern Abend nicht schon weiter gewesen, Schönste im Chor der Engel?«

»Entschuldige, Hannes, ich wollte nicht auf deine Herkunft aus einem niederen Stand anspielen, ist mir so rausgerutscht.«

»Kann es sein, dass du manchmal vorlaut bist?« Hannes trat näher, um ihr einen Kuss auf die Wange zu hauchen. Johanna wich zurück.

»Es tut mir leid, die Frau Reichsgräfin wartet!«

Es blieb Hannes nichts anderes übrig als seiner Angebeteten hinterher zu trotten.

Die Gräfin Cosel empfing sie in einem vergoldeten Sessel, der mit rotem Samt gepolstert war. Es handelte sich um ein Duplikat. Das Original stand im Palais, das Friedrich August von Sachsen für sie hatte errichten lassen. Johanna deutete einen Hofknicks an, Hannes verbeugte sich.

»Seine Königliche Hoheit Friedrich August war untröstlich, dass er die Übergabe des Degens vergessen hat. Kein Prunkstück aus dem Grünen Gewölbe, sondern eine Waffe, mit der auch die Offiziere der sächsischen Armee ausgerüstet sind. Hier ist er!« Anna Constantia von Cosel erhob sich aus dem Sessel, in dem sie Besucher und Bittsteller empfing und überreichte Hannes den Degen samt Gehänge. Er nahm die Waffe mit einer Verbeugung entgegen, stellte sich beim Anlegen etwas ungeschickt an. Sowohl die Gräfin Cosel als auch Johanna konnten ein Kichern kaum unterdrücken.

»Verzeihen Sie, meine Damen«, sagte Hannes etwas steif.»Ich hatte bisher nicht die Gelegenheit, mit so einer Waffe zu hantieren.«

»Als Kammerherr, zu dem ich Sie ernenne, Herr Baron von Senftenberg, brauchen Sie den Degen vielleicht nicht. Als mein Kundschafter und Berater für Sicherheit gelegentlich schon. Ich bringe es Ihnen bei!« Die dunklen Augen der Gräfin blitzten Hannes an. Er verstand jetzt, was seinen Landesherrn umtrieb. Diese Frau konnte einem Mann den Verstand rauben! Da half nur ein Blick hinüber zum Engel mit den goldbraunen Haaren und den sanften blauen Augen.

»Sie wollen es mir beibringen, verehrte Gräfin?«, stotterte Hannes.

»Mein Vater Joachim von Brockdorff war Kavallerie-Oberst in Diensten des dänischen Königs. Er hat mir das Reiten, Schießen und Fechten beigebracht. Erste Trainingsstunde heute Nachmittag – wenn es ihre Gesundheit erlaubt, Herr Baron von Senftenberg!«

»Wenn Sie gestatten, verehrte Gräfin von Cosel, werde ich meiner neuen Aufgabe zunächst gerecht werden, in dem ich den Unfall mit der Kutsche untersuche«, sagte Hannes und verbeugte sich leicht.

»Wie Sie meinen, Baron von Senftenberg. Das dürfte nicht leicht sein, da die Kutsche bereits repariert wurde. Wenn Sie glauben, noch etwas herausfinden zu können – nur zu!«

»Verehrte Gräfin, ich werde die verbleibende Zeit bis zur ersten Fechtstunde wie dargelegt nutzen!« Hannes entfernte sich mit einer weiteren Verbeugung.

»Was meinen Sie, Baroness von Colditz? Für einen ehemaligen Müllergesellen drückt sich der Herr Baron sehr gewählt aus«, fragte die Gräfin Cosel.

»Was sagten Sie?« Johanna blickte dem davoneilenden breitschultrigen Mann nach und musste erst in diese Welt zurückgeholt werden. »Entschuldigung, ja, er lernt schnell, hat eine bemerkenswerte Auffassungsgabe.«

Hannes fragte einen vorbeihuschenden Lakaien nach dem Aufenthaltsort des Kutschers. »Sie meinen Gustav? Der ist entweder bei den Pferden oder in seinem Quartier, nahe bei den Ställen, da drüben!«

»Besten Dank, werde ich wohl finden!«

Hannes schlenderte über das weitläufige Gelände des Gutes Pillnitz, mit dem er sich erst vertraut machen musste. Bisher hatte er die meiste Zeit in einem Bett verbracht. Aus dem Pferdestall kam ein älterer Mann mit strähnigen grauen Haaren, den er sofort wiedererkannte. Der Kutscher war vor drei Tagen vom Bock geflogen, ohne sich Knochenbrüche zugezogen zu haben. Der musste einen guten Draht zu Gott und seinem eingeborenen Sohn Jesus Christus haben.

»Gott zum Gruße, Herr …?«

»Gustav Scheunemann, Herr Baron!« Es hatte sich bei den Bediensteten in Dresden und hier in Pillnitz schnell herumgesprochen, dass ein koketter Augenaufschlag der Gräfin Cosel genügt hatte, um den Müllergesellen in den Adelsstand zu erheben. Die Wände im Residenzschloss und auf dem Gut hatten Augen und Ohren.

»Ich würde mir gern die Kutsche ansehen, die auf wundersame Weise zwei Räder gleichzeitig verlor. Geleiten Sie mich zum Unterstand!«

»Jawohl, Herr Baron«, katzbuckelte der Fuhrwerkslenker. Er hielt es für richtig, dem neuen Günstling der Frau Gräfin nicht die Verachtung zu zeigen, die er empfand. Auf dem Weg zur Scheune, die man zum Unterstand der Kutschen der Gräfin gemacht hatte, stellte Hannes weitere Fragen.

»Gibt es hier auch einen Stallmeister, Herr Scheunemann?«

›Wenigstens redet der Lackaffe mich vernünftig an‹, dachte Gustav. Er machte weiterhin einen dienstbeflissenen Gesichtsausdruck.

»Einen Oberstallmeister gibt es nur in Dresden, Herr Baron. Hier in Pillnitz erledige ich die Aufgabe gleich mit. – Paul, du Nichtsnutz! Öffne die Tore zum Unterstand der Kutschen, wird's bald!«, schnauzte Scheunemann einen heranschlendernden Burschen an.

Hannes war erstaunt. Die Gräfin Cosel hatte auf dem Gut Pillnitz gleich drei Kutschen stehen: Einen Jagdwagen mit einer Ablagefläche für erlegtes Wildbret, eine Chaise mit nur zwei Sitzen und ganz rechts stand die ihm bekannte Kutsche, deren hintere Räder größer waren, als die vorderen. Er untersuchte die Achsen, die Sicherungsstifte und die Radnaben – alles tadellos, was auch kein Wunder war. Man hatte das Gefährt an Ort und Stelle repariert, um es von der Landstraße hierher bringen zu können. Hannes rief sich wieder die Szene vor drei Tagen vor Augen, als der Vierspänner auf der Chaussee direkt auf ihn zugerast war. Wie konnte es sein, dass sich zwei Räder fast gleichzeitig lockerten und von den Achsen flogen?

»Wie durch ein Wunder blieben Sie fast unverletzt, Herr Scheunemann. Schildern Sie mir bitte den Hergang, wie es zu dem Unfall kam!« Hannes streckte sich und strich den Rock glatt. Er hatte jetzt das Sagen in Pillnitz. Mit dem Titel eines Kammerherrn war auch die Aufsicht über das Personal verbunden.

»Nun, ja, wie so oft hatte die Frau Reichsgräfin befohlen, die Pferde zur Eile anzutreiben. Ich kann es mir nur so erklären, dass auf dem Kopfsteinpflaster die Sicherungsstifte wegflogen, die Räder sich lösten und dann das Unglück passierte. Ich flog vom Bock, stellte fest, dass ich mir wohl nur ein Knie geprellt hatte und beeilte mich, die Zügel wieder zu ergreifen, um die vier Pferde, die kurz davor waren durchzugehen, zu beruhigen.« Nach dieser langen Rede brauchte Gustav Scheunemann dringend einen Schluck, wollte schon den Flachmann hervorziehen, besann sich aber. Der frischgebackene Herr Baron hätte es so gedeutet, dass er immer im Dienst trank. »Paul! Bring mir ein Glas Wasser, damit ich meine Kehle befeuchten kann!«

Der Stallbursche beeilte sich, das Gewünschte zu holen. Der Kutscher und Stallmeister von Pillnitz hoffte, der Bursche war so umsichtig, sauberes Trinkwasser aus dem Haushalt der Gräfin vorrätig zu halten, ansonsten säße er in einer Stunde auf dem Abort.

»Bevor Sie fragen, Herr Baron, ja, ich kontrolliere den Sitz der Räder täglich, krieche unter die Kutsche, schaue mir die Federung und die Achslager an. Die Befestigung der Deichsel und das Zaumzeug werden ebenso sorgfältig geprüft. Es kann sein, dass sich mal ein Rad löst – aber gleich zwei? Das ist mir noch nicht untergekommen!« Gustav Scheunemann nahm dankbar den Becher Wasser entgegen, den ihm der Stallbursche reichte und stürzte ihn in einem Zug herunter.

»Mit anderen Worten, irgendjemand muss sich an den Rädern zu schaffen gemacht haben, nachdem Sie diese überprüft hatten.« Hannes kratzte sich am glattrasierten Kinn. Da die Kutsche in Dresden losgefahren war, musste dort jemand die Radbefestigungen gelockert haben! Wer hatte ein Interesse daran, der Gräfin Cosel nachhaltig zu schaden? Wer wusste von der Schwangerschaft und wollte verhindern, dass ein weiteres uneheliches Kind des Kurfürsten geboren wurde? Fragen über Fragen.

Hannes wurde sich bewusst, dass er als ehemaliger Müllergeselle mit dieser Art von Ermittlungen überfordert war. Er brauchte Hilfe.

»Noch eine letzte Frage, Herr Scheunemann. Ist die Kutsche, wenn sie in Dresden abgestellt ist, immer bewacht?«

»Natürlich nicht, jeder der weiß, wo sie abgestellt ist, kann daran herumschrauben«, sagte Gustav mit gesenktem Kopf.

»Die Pferde werden ausgespannt, von Stallburschen trockengerieben und versorgt. Ich gehe meist in eine Gastwirtschaft, um etwas zu essen und einen Humpen Bier zu trinken. Ich weiß, worauf Sie hinauswollen, Herr Baron. Wenn Eile geboten ist - und das ist meistens der Fall – erfolgt die Überprüfung der Kutsche nur oberflächlich, das gebe ich zu. Nebenher überwache ich ja das Einschirren der ausgeruhten Pferde.« Gustav Scheunemann drehte den Becher um. Ein einzelner Tropfen Wasser benetzte den staubtrockenen Boden des Unterstandes der Kutschen.

»Ich mache Ihnen keinen Vorwurf, Herr Scheunemann«, sagte Hannes versöhnlich gestimmt, denn er hielt den langjährig Angestellten der Gräfin für unschuldig. Der hatte ganz gewiss kein Interesse daran, dass seine schwangere Brotgeberin aus einer Kutsche geschleudert wurde. Nein, jemand anderes musste dahinterstecken.

»Gott zum Gruße, Herr Stallmeister!« Hannes winkte sogar dem Stallburschen Paul zu. Er wollte auf die Angestellten nicht unnahbar wirken, nur weil man ihm einen Titel verpasst hatte. Tief im Herzen blieb er der Sohn des Müllers Wilhelm Bauer aus der Niederlausitz. Das Mittagbrot ließ er heute ausfallen.

Er wollte nicht mit vollem Magen und trägem Leib der Gräfin, seiner Fechtlehrerin, entgegentreten. Hannes begnügte sich mit etwas Obst.

AMOR UND PSYCHE

Der Winter 1708/1709 war lang und streng gewesen. Darauf folgte ein nasses Frühjahr. Johanna hatte die Gräfin Cosel zur Frühjahrsmesse nach Leipzig begleitet. Immer wenn sie die Kutsche verlassen hatten, waren sie auf dem kurzen Weg zur Tür eines Wirtshauses nass geworden. Anlässlich des Eintreffens des dänischen Königs Frederik IV. in Sachsen zeigte sich der Frühsommer von seiner sonnigen Seite. Es war noch nicht so heiß, dass Flüsse und Seen zum Bad einluden. Hannes hatte seine zukünftige Frau dennoch überreden können, in den sanften Wellen der Elbe unterhalb des Gutes Pillnitz zu plantschen.

»Am Rande ist es sauber«, hatte Johanna gesagt. »Die Abwässer von Böhmen und Pirna schwimmen meist auf der anderen Seite.«

Sie hatten alle Sachen achtlos ins hohe Gras fallen lassen und sich wie übermütige Kinder gegenseitig nass gespritzt. Nach wenigen Minuten hatten sie gemerkt, wie kalt das schnell dahinströmende Wasser noch war und huschten an Land, um sich abzutrocknen. Hannes hatte von einem Liebesspiel auf einer Decke am Ufer geträumt. Nach einem Blick auf seine schlotternde Geliebte, deren Lippen bläulich angelaufen waren, verzichtete er darauf und reichte Johanna Unterrock, Strümpfe, Kleid und Schuhe.

Als er gerade in die Kniebundhosen schlüpfen wollte, hörte er ein verlegenes Hüsteln hinter dem nächsten Strauch. Bei dem Bemühen, das Beinkleid in aller Eile hochzuziehen, wäre er beinahe gestrauchelt. Johanna konnte sich das Lachen kaum verkneifen. Da Hannes noch beschäftigt war, untersuchte sie selbst die Ursache des Geräusches.

»Marie? Hast du uns etwa die ganze Zeit beobachtet?« Johanna stemmte die Fäuste an die Hüften.

»Ne … nein, ich bin gerade erst gekommen«, stotterte die Zofe. Johanna glaubte ihr nicht, schenkte der Bediensteten aber ein Lächeln.

»Die Gräfin schickt mich, ihr sollt umgehend bei ihr vorstellig werden!« Die Kammerzofe hatte die Verlegenheit überwunden und sprach jetzt, ohne sich zu verhaspeln. Johanna und Hannes warfen sich einen kurzen verwirrten Blick zu. Jeder überlegte für sich, warum die Gräfin sie so dringend zu sehen wünschte. Johanna zupfte noch an einem der Strümpfe. Sie hatte den Fuß auf einen Baumstumpf gestellt und die Röcke weit über die Schenkel geschoben. Obwohl Hannes sie heute schon nackt gesehen hatte, erregte ihn die Szene.

»Du kannst uns doch sicher sagen, in welcher dringenden Angelegenheit uns die Frau Gräfin zu sprechen wünscht, Marie?« Johanna richtete sich auf und strich das Kleid glatt.

»Soweit ich es mitbekommen habe, geht es um den Besuch des dänischen Königs und die Festlichkeiten, die unser gnädiger Herrscher in Dresden veranstaltet. Ihr sollt bei Hofe auftreten!«

Die Zofe machte einen Knicks. »Folgt mir bitte! Wie ihr wisst, kann die Frau Gräfin sehr ungehalten werden, wenn man ihre Befehle nachlässig ausführt!«

Johanna träumte davon, mit gepuderter Hochsteckfrisur und glänzendem Schmuck um den Hals, in ein Brokatkleid gewandet in einem von hunderten Kerzen erleuchteten Saal zu tanzen. Vielleicht durfte sie bei einem Menuett sogar die Hand eines Königs halten? Hannes griff nach ihrem rechten Handgelenk und holte sie in die Wirklichkeit zurück.

»Komm, Liebste, die Gräfin wartet nicht gern!« Johanna blieb nichts anderes übrig als hinterher zu stolpern. Anna Constantia von Cosel erwartete das Pärchen auf und ab gehend und mit einem Fächer wedelnd. Sie schickte bis auf die Kammerzofe alle Bediensteten weg.

»Da seid ihr ja endlich! Entledigt euch der Kleidung!«, befahl sie schroff.

Johanna und Hannes wechselten einen schnellen Blick. Die Anweisung war unmissverständlich, nur wussten sie nicht, was das sollte.

»Ziert euch nicht, ihr werdet es später verstehen!« Die neue Herrin hatte einen versöhnlicheren Tonfall angeschlagen. Zögerlich schlüpften Johanna und Hannes aus den Schuhen und der Oberbekleidung.

»Alles«, sagte die Gräfin Cosel. »Auch Unterrock und Leibtuch!«

Johanna zog den Unterrock über Kopf und ließ ihn zu Boden flattern. Hannes hatte größere Probleme.

Beim kurzen Blick auf die schöne Johanna hatte sich etwas geregt und das wollte er keineswegs der Gräfin und der Kammerzofe präsentieren. Das Schamgefühl siegte über den Gehorsam. Es dauerte nur wenige Augenblicke, da spürte er den Atem der Gräfin Cosel auf seinem Gesicht. Unmittelbar danach erfolgte der Einschlag des zusammengeklappten Fächers auf seiner linken Schulter. Hannes zuckte kurz zusammen.

»Das Leibtuch – oder soll ich selbst Hand anlegen?«

Hannes schüttelte leicht den Kopf und entledigte sich dann des Tuches. Immerhin versperrte der Körper der Gräfin, die direkt vor ihm stand, der Kammerzofe die Sicht. Der Sichtschutz entfernte sich zu Hannes Entsetzen rückwärts laufend.

»Wie ich vermutet habe, sehr ansehnlich. Nur haben griechische Statuen keine Körperbehaarung. Das muss alles weg, bei Hannes auch der Wildwuchs auf der Brust. Marie!«

»Ja, Madame!« Die Kammerzofe machte einen Knicks.

»Eine Schüssel warmes Wasser, Seife, Pinsel und Rasiermesser!«

»Jawohl, Madame!«

»Warte noch, Marie! Reiche den beiden die angefertigten Tuniken und die Umhänge, damit sie nicht erfrieren, bis du zurückkommst!«

Die Kammerzofe beeilte sich, den Befehl auszuführen. Sie wusste, die Gräfin schlug im Jähzorn die harte Kante des Fächers ins Gesicht der Untergebenen.

Johanna und Hannes mussten es über sich ergehen lassen. Hannes durfte die Tunika und den Umhang anbehalten, bis Marie die Schambehaarung von Johanna vorsichtig abgekratzt hatte. Dann musste er sich wieder entblättern, obwohl es in den unbeheizten Räumen im Frühling kalt war. Die Sonne hatte noch nicht die Kraft, die Gemäuer zu erwärmen. Bei ihm dauerte es naturgemäß etwas länger, weil ein Mann mehr Körperbehaarung hat, auch an der Brust und den Beinen. Als Marie die Achselhaare entfernt und seufzend letztmalig die Rasierklinge gereinigt hatte, begutachtete die Gräfin Cosel den kräftigen, aber schlanken Körper von Hannes noch einmal.

»Hier sind ein paar gerötete Stellen. Marie! Bring' die Hautsalbe und massiere sie vorsichtig dort ein, wo es notwendig ist!«

»Jawohl, Madame!« Marie hatte gerötete Wangen von der ungewohnten Aufgabe, einen nackten Mann zu rasieren. Sie blies eine Locke kastanienbraunen Haares von der Stirn und begann mit der Massage.

Hannes spürte, dass ihn die Berührungen der jungen Frau nicht kalt ließen und konnte die körperliche Reaktion nicht ganz verhindern. Er stieß einen leisen Seufzer der Erleichterung aus, als er endlich wieder Tunika und Umhang anlegen konnte.

»Darf ich fragen, verehrte Gräfin …?«, hob Johanna an.

»Ich weiß, es schickt sich nicht für eine Johanna von Colditz und einen vor kurzem dank meiner Intervention zum Baron ernannten Mann so kostümiert herum zu laufen.«

Die Gräfin Cosel nahm auf ihrem gepolsterten Sessel Platz und ließ sich von Marie ein Glas Rotwein einschenken.

Zur Erleichterung aller Anwesenden klappte sie den Fächer zusammen und legte ihn auf ein Lacktischchen. »Wenn euch fröstelt, geht in eure Gemächer und kleidet euch an. Ich erwarte euch dann in zehn Minuten wieder hier. Bei einem Gläschen Wein werde ich dann meinen Eifer und alles Weitere erklären!«

Es klang fast wie eine Entschuldigung. Johanna und Hannes wechselten wieder einmal einen schnellen Blick. Sie kleideten sich hastig an und verschwendeten keine Zeit auf Spekulationen, was die Gräfin ihnen eröffnen wollte. Marie hatte Kerzen entzündet, Schälchen mit Nüssen, Obst und Käse bereitgestellt und zwei Stühle an den Lacktisch gerückt. Auf einen Wink der Gräfin machte sie einen Knicks und entfernte sich geräuschlos.

»Stoßen wir an auf die Gesundheit von Friedrich August von Sachsen und Frederik IV. von Dänemark!« Die Kristallgläser klirrten aneinander. Johanna und Hannes nippten nur am Wein. Sie warteten gespannt auf die Erklärung, die ihnen die Gräfin versprochen hatte.

»Ich halte nicht viel davon, dass Friedrich August mit allen Mitteln wieder den polnischen Thron besteigen will, den er schon einmal innehatte. Meine Befindlichkeiten ordne ich der höheren Politik unter. Wenn unser Herrscher eine Allianz gegen Schweden zu schmieden wünscht, unterstütze ich ihn. Frederik IV. zweifelt noch, wieder in den Krieg zu ziehen. Kopenhagen wurde schon einmal bombardiert. Einen ganzen Monat lang wird Friedrich August alles daransetzen, seinen Vetter aus dem Norden zu beeindrucken, ihn auf seine Seite zu ziehen.«

Anna Constantia von Cosel seufzte und genehmigte sich einen tiefen Schluck Tokajer. Damit die Zofe Marie die geheime Unterredung nicht störte, beeilte sich Johanna, die Gläser nachzuschenken. Ihr künftiger Ehemann trank genau so schnell wie die Herrin von Pillnitz.

»Ich verstehe nicht ganz, verehrte Gräfin«, sagte Johanna. »Was hat das Entfernen unserer Körperbehaarung mit dem Krieg im Norden zu tun?«

»Es wird viel Theater, Oper und klassisches Ballett geben, was der König von Dänemark besonders liebt. Ich habe mir etwas Besonderes ausgedacht – antike Statuen, die zum Leben erwachen. Es gibt nur das Problem, dass die arrogante Dirne Angelique Duparc sich für eine Primaballerina hält und für kein Geld der Welt nur mit einer Stoffbahn bekleidet tanzen will. Auch alle anderen, die angefragt wurden, haben abgesagt. So bin ich auf euch gekommen. Wer könnte Amor und Psyche besser darstellen, als ein Paar, welches sich wirklich liebt?«

Johanna öffnete erneut den Mund, aber die Gräfin Cosel ließ sie nicht zu Wort zu kommen.

»Ich weiß, was ihr einwenden möchtet. Du bist von edlem Geblüt, Johanna, und Hannes vor kurzem geadelt worden. Ihr wollt euch nicht mit fahrendem Volk, Schaustellern oder Schauspielern auf einer Stufe sehen. Das verstehe ich. Aber ich versichere euch – ich würde es selbst machen – wenn ich nicht schwanger wäre. Ich wollte sogar die Göttin der Jagd, Diana, im Bade darstellen – aber da finden wir sicher noch jemand!«

Anna Constantia von Cosel hatte sich so in Rage geredet, dass sie beinahe ihr halbvolles Weinglas umriss. Johanna reagierte am schnellsten und rückte das Trinkgefäß in eine Position, wo es vor der gestikulierenden Gräfin sicherer stand. Die Cosel war zufrieden. Sie musste die beiden nicht einmal daran erinnern, dass sie auf ihrer Gehaltsliste standen. Sie hätte allerdings nur ungern auf die gewissenhafte Sekretärin und den stattlichen neuen Kammerherrn verzichtet. Johanna und Hannes waren entsetzt als sie erfuhren, dass die Vorführung schon übermorgen stattfinden sollte. Friedrich August persönlich und sein Direktor der Vergnügungen am Hofe, Johann Siegmund von Mordax, hatten einen straffen Zeitplan ausgearbeitet. Die zwei Höhepunkte, das Ringstechen auf einer neu errichteten Rennbahn und den Zug der Götter durch Dresden, hatte man auf die letzte Woche gelegt. So blieben für die Vorschläge der Gräfin Cosel nur die nächsten Tage. Der Ballettmeister Angelo Constantini saß eigentlich wegen Steuerbetrugs in Festungshaft, wurde aber von Friedrich August für die Festivitäten begnadigt.

Johanna und Hannes lernten in einem Schnellkurs, wie man möglichst elegant von einem Sockel steigt.

»Sie steigen vom Podest wie ein Bauer von der Leiter, Herr Baron von Senftenberg«, meckerte Constantini. »Sie müssen schweben! Stellen Sie sich vor, Sie wären ein Vogel!«

»Wenn ich fliegen könnte, wäre ich mit Johanna jetzt vielleicht irgendwo im Süden«, murmelte Hannes.

Der Ballettmeister hatte ausgezeichnete Ohren. »Nehmen Sie sich ein Beispiel an ihrer Partnerin. Die Baroness von Colditz schwebt wie ein Engel nach unten!«

Sie probten es ein ums andere Mal, bis der detailverliebte Ballettmeister halbwegs zufrieden war. Weitere Proben gab es nicht. Am nächsten Nachmittag mussten sie sich nochmals rasieren. Eine Maskenbildnerin der Oper und ihr Gehilfe rieben die Haut der Darsteller mit Öl ein, um dann ein weißes Pulver flächig aufzutragen. Um Peinlichkeiten zu vermeiden, legte der Gehilfe beim nackten Hannes Hand an, während sich die Maskenbildnerin um Johanna kümmerte.

Ein wenig anders wurde Hannes schon, als er spürte, dass auch sein Gemächt und sein Hintern gepudert wurden. Was machte man nicht alles für die Gräfin Cosel und das Wohl des Kurfürstentums Sachsen! Die Maskenbildnerin betrachtete ihr Werk, nickte und gab ihrem Helfer und einer Kammerzofe zu verstehen, dass den Künstlern jetzt die Stoffbahnen um die in Weiß strahlenden Körper drapiert werden könnten. Als das Paar in rote Umhänge gehüllt in einer rumpelnden Kutsche saß, wäre Hannes am liebsten hinausgesprungen. Wie hatten sie sich nur darauf einlassen können? Die Gräfin hatte es angesprochen. Man würde in der Baroness von Colditz und dem Baron von Senftenberg am Hof zu Dresden nur noch Schauspieler sehen, die sich halbnackt vor einem Springbrunnen küssten! Es war alles viel zu schnell gegangen, Hannes fühlte sich überrumpelt. Er suchte den Blickkontakt zu den blauen Augen von Johanna, um zu ergründen, wie sich sein künftiges Weib fühlte. Sie schien es viel gelassener zu nehmen als er. Johanna beugte sich nach vorn. Dabei verrutschte ihr roter Umhang und legte eine weiße Schulter frei. Johanna schien es nicht zu beachten.

»Keine Gräfin, niemand belauscht uns! Es wird Zeit, dir reinen Wein einzuschenken, Hannes! Als künftiger Ehemann hast du ein Recht darauf zu erfahren, wer ich wirklich bin.

Meine Papiere sind gefälscht, ich bin Johanna von Lichtenau. Mein Vater hat sich in einer Scheune erhängt, als das Gut Lichtenau in Flammen aufging. Brandstiftung oder Unfall – ich weiß es nicht! Als ich die Stalltüren öffnete, um die Rassepferde ins Freie zu lassen, sah ich auf einem Hügel einen Mann und eine Frau. Sie saßen auf Rappen, gehüllt in schwarze Umhänge. Der Freiherr von Hoym und seine damalige Ehefrau Anna Constantia von Hoym.« Johanna lehnt sich ins Polster der Kutsche zurück. Die Erinnerungen an diesen schrecklichen Abend kamen wieder hoch. Sie wusste selbst nicht, warum sie Hannes gerade jetzt, kurz vor ihrem Auftritt im Großen Garten, damit konfrontierte. Hannes hatte Mühe, die beiden Zahnreihen wieder aufeinander zu pressen. Er wusste, er liebte diese Frau, egal, ob sie nun eine von Colditz oder von Lichtenau war.

»Wir klären das nach dem Auftritt, Johanna«, krächzte er.

Die Kutsche hielt an einem künstlich angelegten Teich in der Mitte des Großen Gartens. Sie huschten über eine kleine Brücke zu einer Insel, auf der man ein offenes Zelt errichtet hatte – ein Baldachin in den Farben Weiß, Grün und Gold.

Hannes schwirrte immer noch der Kopf von dem, was er während der kurzen Kutschfahrt vom Residenzschloss bis hierher erfahren hatte. Er hatte keinen Blick dafür, was man hier erschaffen hatte, nur, um den König von Dänemark zu beeindrucken. Seine Gedanken waren nicht so vernebelt, um zu bemerken, dass auf dieser kleinen Insel nur eine sehr begrenzte Anzahl von Zuschauern ihren freizügigen Auftritt sehen würde.

Der Direktor der Vergnügungen am Hofe, Johann Siegmund von Mordax, eilte herbei, bat sie, auf einer Bank Platz zu nehmen. Ein Lakai reichte ihnen zwei Gläser Rotwein.

»Zwei Schlückchen zur Beruhigung, aber nicht mehr – damit euch nachher nicht ein menschliches Bedürfnis ereilt«, kicherte von Mordax. »Entschuldigt mich – da kommen die Musiker, ich muss sie einweisen!« Der Vergnügungsdirektor entfernte sich nach einer Verbeugung, wie Hannes amüsiert feststellte. Ein Teil der Hofkapelle unter Leitung von Johann Christoph Schmidt nahm auf zwei Stuhlreihen Platz und man stimmte die Instrumente.

»Wir wissen nicht einmal, zu welcher Musik wir uns bewegen sollen, es wurde nicht geprobt«, zischte Johanna Hannes ins Ohr. »Wir werden improvisieren müssen.«

»Impro … was?«, fragte Hannes mit hochgezogenen Augenbrauen.

»Etwas aus dem Stegreif machen. Manchmal merkt man, dass du ein Müllergeselle warst! Ist nicht bös gemeint, ich liebe dich trotzdem!«

Von Mordax wuselte wieder herbei. »In zehn Minuten kommen die Herrschaften! Geht schon mal auf die beiden Podeste da. Wegen der abendlichen Kühle könnt ihr die Umhänge noch auf den Schultern lassen. Ich gebe euch dann ein Zeichen!«

Hannes stolzierte wie ein Storch auf das Podest aus Marmorimitat, erinnerte sich dann an die Worte des Ballettmeisters Constantini. Auf Anweisung von Mordax reichte ihm ein Lakai Bogen und Pfeile.

Hannes sollte den griechischen Gott Amor darstellen, der sich an seinen eigenen Pfeilen verletzt und in Liebe zum Erdenmädchen Psyche entbrennt. Eine Intrige der Göttin Aphrodite, die eifersüchtig auf die schöne Psyche war.

Der Hofkapellmeister Schmidt hob den Taktstock und seine Musiker spielten auf.

Für Hannes das sichere Zeichen, dass es nun losgehen würde. Wie erwartet kam von Mordax das Handzeichen und sie ließen die wärmenden Umhänge von den Schultern gleiten. Herumwuselnde Lakaien schafften diese sofort beiseite. Zum Glück war es eine laue Frühsommernacht. Es dauerte nicht mehr lange und Soldaten des Corps du Garde, der Eliteeinheit, die für die Sicherheit von Friedrich August zuständig war, nahmen Aufstellung an der Brücke. Der König von Dänemark trug eine schlichte Uniform. Friedrich August war wie immer prunkvoller gekleidet. Das Gold und Silber auf seinem weißen Rock glänzten im Licht der flackernden Fackeln. Johanna hatte nur Augen für ihre vertraute und doch so verhasste Herrin Anna Constantia von Cosel. Diese hatte sich in ein dunkelgrünes Kleid gewandet und trug dazu goldenen Schmuck. Von ihrer fortschreitenden Schwangerschaft merkte man kaum etwas.

Sie erklärte kurz den beiden Monarchen, was die beiden Gestalten auf den Podesten darstellten und gab persönlich das Startzeichen. Hannes tat so, als verletze er sich an den eigenen Pfeilen und warf der reglosen Statue der Psyche einen schmachtvollen Blick zu. Johanna schien aus ihrer Starre zu erwachen, blinzelte Hannes zu. Wie in Trance stiegen beide zum Klang der Musik, die Johann Christoph Schmidt komponiert hatte, von den Sockeln. Hannes bemühte sich, nicht zu tollpatschig zu wirken.

So wie Johanna zu schweben würde er nie schaffen. Sie umkreisten sich im Takt der Musik. Johanna anmutig wie eine Elfe, Hannes versuchte, sich so federnd wie ihm möglich war zu bewegen. Dann beugte er sich vor, um sie zu küssen. Johanna wich scheinbar erschrocken einen Schritt zurück, um es dann doch geschehen zu lassen. Sie umkreisten sich erneut, küssten sich immer wieder. Der Ballettmeister Constantini hatte sich für die Choreografie noch etwas einfallen lassen. Wenn die Musik dem Höhepunkt zustrebte, sollte Hannes seine Partnerin an der schmalen Taille packen und in die Höhe strecken. Psyche sollte von der Schwerkraft losgelöst wie eine Göttin schweben. Als die Musik verklungen war, ließ Hannes seine Angebetete wieder zu Boden gleiten. Er verbeugte sich und Johanna machte einen tiefen Hofknicks.

»Bravo! Bravissimo!« Der König von Dänemark klatschte stehend Beifall. Der Kurfürst von Sachsen fühlte sich bemüßigt dem Beispiel seines Vetters zu folgen.

»Was für eine gelungene Überraschung, verehrte Gräfin Cosel! Amor und Psyche wurden zum Leben erweckt! Jetzt will ich aber mehr sehen!« Frederik IV. zwinkerte mit einem Auge. Anna Constantia von Cosel machte einen Knicks und versuchte die Contenance zu bewahren. Was meinte der König von Dänemark mit ›mehr sehen‹?

»Eure Majestät sind zu gütig«, säuselte sie. »In Anbetracht der kurzen Probenzeit …« Sie wurde vom König von Dänemark unterbrochen. »Ich war mit der Aufführung zufrieden, aber das war doch noch nicht alles? Ich möchte sehen, wie sich zwei Statuen in Menschen aus Fleisch und Blut verwandeln!«

Friedrich August von Sachsen ahnte was seinen Vetter umtrieb und er nickte eifrig. »Husch ins Wasser, ihr beiden!« Der Monarch klatschte voller Vorfreude in die Hände. Da der Befehl vom Herrscher persönlich kam, stellte Hannes ihn nicht infrage, obwohl er von der Entwicklung der Dinge überrascht war, ja sogar entsetzt. Denn es hieß nichts anderes, als sich der Stoffbahnen zu entledigen und den weißen Puder von den Körpern zu waschen. Ohne Hilfsmittel, wie Waschlappen und Seife. Johanna bemerkte das Zögern in den Augen ihres Partners.

»Wir müssen es machen, wider alle Schicklichkeit! Ich will weiter in Diensten der Gräfin bleiben, um aufzuklären, warum das Gut Lichtenau unterging und mein Vater starb!« Während Johanna noch flüsterte, griff Hannes unter ihre Schultern und Kniekehlen und stapfte mit ihr ins Wasser. Direkt neben der Brücke war das Ufer schlammig und Hannes beinahe ausgerutscht. Nach zwei Metern stellte er fest, dass seine Füße wieder festeren Halt fanden. Als Johanna aufschrie, weil plötzlich die Fontäne eines verborgenen Springbrunnens sie benetzte, wusste Hannes auch, worauf er stand. Auf dem Steinsockel des Brunnens. Die Kapelle unter Leitung von Johann Christoph Schmidt begann wieder zu spielen. Hannes ließ seine Angebetete langsam auf den Sockel gleiten und die weißen Stoffbahnen fielen ins Wasser, wo sie von den sanften Wellen, hervorgerufen durch die Fontäne, davonschwebten und im Teich untergingen. Auf der Insel hielt es niemand mehr auf den Sitzen. Frederik IV. hatte sogar ein Opernglas dabei, um Hannes dabei zu beobachten, wie er Johannas wohlgestalteten Körper von den letzten Resten weißen Puders befreite.

Ein Lakai hatte eine Geste des Herrn von Mordax missdeutet und das vorzeitige Zünden des Feuerwerkes veranlasst. Der Vergnügungsdirektor kochte innerlich vor Zorn, musste aber gute Miene zum bösen Spiel machen und so tun, als gehöre es zur Inszenierung.

Die Musik, der Springbrunnen und das Feuerwerk im Rücken – Hannes war im Rausch, obwohl er nur ein paar Schlucke Rotwein getrunken hatte. Er blendete völlig aus, wer von der Insel aus zusah. Das Abwaschen von Johanna hatte ihn so erregt, dass er sie besitzen musste – jetzt! Johanna wollte ihn erst abwehren – aber hatte sie nicht vorhin gesagt, sie müssten alles mitmachen, um in Diensten der Gräfin Cosel zu bleiben? Gehörte dazu auch das Paarungsritual vor einem Springbrunnen? Sie hoffte nur, dass die meisten Anwesenden durch das Feuerwerk über dem Teich abgelenkt waren. Friedrich August und Frederik IV. hatten schon öfter ein Feuerwerk gesehen, aber noch nie ein sich liebendes Paar in der Öffentlichkeit.

»Reiche mir mal dein Opernglas, verehrter Vetter!«

»Aber nur für einige Augenblicke, dann will ich es wiederhaben!«, sagte der König von Dänemark mit breitem Grinsen. Als alles vorüber war – auch das Feuerwerk war verstummt – sorgte die Gräfin Cosel dafür, dass man dem zitternden Liebespaar sofort Handtücher und Umhänge reichte.

Die Luft hatte sich an diesem Juniabend merklich abgekühlt.

DIE HEXE AUS DER WALACHEI

Johanna und Hannes hatten sich verbeugt und wollten sich zurückziehen. König Frederik IV. rutschte näher an Friedrich August heran und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Anna Constantia von Cosel spitzte die Ohren, verstand aber nichts.

Der Kurfürst von Sachsen erhob seine massige Gestalt und trank einen Schluck Rotwein. Es war heute erst das zehnte Glas. Für seine Verhältnisse war der Herrscher noch fast nüchtern, aber bestens gelaunt. »Ich kann meinem Vetter keinen Wunsch abschlagen!« Nicht nur die Gräfin Cosel – alle waren gespannt, was folgen würde. »Frederik fand Gefallen an der Darbietung und wünscht die nähere Bekanntschaft der Johanna von Colditz!«

Es war genau das, was Johanna befürchtet hatte und worauf Constantia hingewiesen hatte.

»Mein Vetter Frederik hat eine Hofdame, die er seine erste Flötistin nennt.« Friedrich August von Sachsen räusperte sich und nahm einen weiteren Schluck Wein. »Der Anstand verbietet es, näher darauf einzugehen, aber bei dem Instrument handelt es sich nicht um jenes aus Holz, welches wir uns darunter vorstellen, ha ha!«

Anna Constantia von Cosel brauchte einen Moment, bis sie den Witz begriff und stimmte verhalten in das Gelächter ein. Sie hatte befürchtet, dass es schlüpfrig werden könnte, wenn Friedrich August angeheitert war. Dies war täglich der Fall.

»Um dieser Dame für ihre Verdienste zu danken wünscht mein Vetter, dass der Herr Baron von Senftenberg Zärtlichkeiten mit ebenjener austauscht. Ich hoffe, ich habe ich mich gewählt genug ausgedrückt.«

Als die Gräfin Cosel den forschenden Blick des Herrschers bemerkte, beeilte sie sich freundlich lächelnd zu nicken. Vor Johanna verbeugte sich ein dänischer Kammerherr, der sie zu seinem König leitete. Auf einen Wink von Frederik IV. hin trat eine Hofdame bevor, die Hannes bei der Hand nahm.

Der ehemalige Müllergeselle trottete mit gesenktem Kopf hinterher und haderte mit seinem Schicksal. Das konnte nicht sein! Sollte die schmallippige, etwa vierzigjährige Matrone die ›erste Flötistin‹ sein? Das wollte er nicht glauben. Hannes konnte aus den Augenwinkeln beobachten, wie der König von Dänemark Johannas Handgelenk ergriff und mit ihr in Richtung der Brücke davonschlenderte. Er hatte geahnt, dass so etwas passieren würde, zumal seine künftige Ehefrau ihre Reize unverhüllt präsentiert hatte. Die Begleiter und Dienerschaft von Frederik IV., insgesamt 116 Personen, wohnten in verschiedenen Häusern. Die Kutsche, in die Hannes von der resoluten Frau gedrängt worden war, hielt nach kurzer Fahrt vor dem Residenzschloss. Die Hofdame gab Hannes einen Schubs als wäre er ein Delinquent, den sie gerade verhaftet hatte. Er stolperte die Treppen empor und hielt mit der linken Hand den schlotternden Umhang fest. Darunter trug er nur ein Tuch um die Lenden. Das alles kam Hannes wie ein schlechter Traum vor. Was der dänische König unterdessen mit seiner Johanna anstellte, wollte er in seine trüben Gedanken gar nicht erst einfließen lassen.

Einige Bedienstete waren nicht bei den Vergnügungen im Großen Garten zugegen gewesen, sondern hielten hier die Stellung. Zwei kichernde Zofen stoben beiseite, als sie die erste Hofdame des Königs von Dänemark sahen. Eine dritte war nicht schnell genug, sie wurde umgehend angeherrscht: »Schaff mir Elena herbei – sofort!«

Die Zofe machte einen Knicks. »Jawohl, Gräfin von Valby!«

Bisher hatte Hannes keine Ahnung, wer ihn entführt hatte. Jetzt hatte er zumindest einen Namen.

Besagte Gräfin hielt sein rechtes Handgelenk umklammert, als fürchte sie, Hannes würde versuchen zu fliehen. Die Frau, die von der Zofe herbeigeholt worden war, sah aus wie die jüngere Schwester der Gräfin Cosel. Die gleichen blitzenden dunklen Augen, langes, lockiges schwarzes Haar – nur der dunklere Teint unterschied sie von Anna Constantia. In Hannes wuchs die Hoffnung, dass diese Elena und nicht die Gräfin von Valby die erste Flötistin des Königs von Dänemark sein könnte. Dann wurde er Zeuge von etwas, das er bis an sein Lebensende nicht vergessen und auch nicht verstehen würde.

»Elena«, sagte die Gräfin von Valby. »Unser Herrscher war so gnädig, dir diesen Mann zu übereignen. Als erste Hofdame beanspruche ich das Recht der ersten Nacht, oder sagen wir, der ersten Hälfte der Nacht. Dann gehört er dir!«

Elena schüttelte die lange schwarze Lockenpracht. »Sie halten es immer noch für Mummenschanz, werden den Unterschied zwischen Budenzauber und echter Magie nie begreifen, verehrte Margarethe von Valby!«

Die junge Frau, die aussah wie die exotische Ausgabe der Gräfin Cosel, hob den rechten Arm und murmelte einige Worte in einer Hannes unverständlichen Sprache. Margarethe von Valby erstarrte zur Salzsäule, unfähig, ein Glied zu rühren. Ihre Stimmbänder gehorchten ihr noch.

»Irgendwann wirst du brennen, du Hexe aus Transsilvanien!«, kreischte die erste Hofdame.

Hannes kam sich vor wie in einem schlechten Theaterstück.

»Ach, ja? Ich bin die Favoritin von Frederik – nicht Sie!

Außerdem wissen Sie, dass ich aus der Walachei komme und nicht aus Transsilvanien.«

Hannes wusste nicht, ob er sich über die Entwicklung der Dinge freuen sollte oder nicht. Einerseits die schmallippige steife Hofdame, andererseits das Double der Gräfin Cosel aus einem Land irgendwo im Süden, die magische Kräfte zu haben schien. Hannes suchte nach einem Ausweg, bereit zur Flucht. Hier waren nur Frauen zugegen. Wenn er bereit war, Ellenbogen und Schultern einzusetzen, müsste es doch möglich sein …Die Gräfin Valby sah, dass der Mann, den sie hierhergebracht hatte, wie ein gehetztes Tier nach einem Ausweg suchte. Sie rannte zur Tür und breitete die Arme aus. Für Hannes kein wirkliches Hindernis.

»Befehl des Königs! Sie bleiben heute Nacht hier!«, kreischte Margarethe von Valby. »Nur ein Schritt und ich rufe zwei Mann der Leibgarde herbei!« Unbemerkt von Hannes war die schöne junge Frau hinter ihn getreten, die man Elena nannte. Sie flüsterte ihm etwas ins Ohr, das er nicht verstand. Er spürte nur, dass ihm in den nächsten Sekunden die Beine nicht gehorchen würden.

Die Knie fühlten sich an, als wären sie mit Wackelpudding gefüllt. Wie in Trance drehte sich Hannes um und küsste die geschwungenen Lippen der in jeder Hinsicht bezaubernden jungen Frau. Elena nahm seine Hand. Es fühlte sich nicht nur gut an – die Frau roch auch betörend. Wie fremdgesteuert hauchte Hannes einen Kuss auf die zarte Haut. Die Wangen, den Hals, dann wieder die Lippen. Das Kichern der Kammerzofen erstarb als sie die bösen Blicke der Gräfin von Valby bemerkten. Im Schlafgemach der ersten Flötistin des Königs von Dänemark angekommen fand sich Hannes auf einem Bett wieder. Elena streifte den Umhang über Hannes breite Schultern und hauchte unzählige Küsse auf die enthaarte Brust. Dann beschäftigte sie sich mit dem Lendentuch.

»Ich danke meinem König für dieses Geschenk«, kicherte sie.

In Hannes war jeglicher Widerstand erlahmt. Er wusste nur nicht, ob es an den magischen Worten lag oder einfach nur an der betörenden Schönheit der jungen Frau. Nach einer ersten Runde heißen Liebesspiels schlüpfte Elena aus dem Bett, bedeckte ihre Blöße mit einem Morgenmantel und kam kurz darauf mit einem Tablett wieder, auf dem Karaffen und Gläser standen. Sie mischte Wein und Wasser und Hannes trank gierig das Glas in einem Zug aus.

»Bevor wir weitermachen hast du ein Recht darauf zu erfahren, wer ich bin«, sagte die Bettgespielin.