John Sinclair 2074 - Rafael Marques - E-Book

John Sinclair 2074 E-Book

Rafael Marques

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Das dämonische Geschöpf kämpfte.

Wieder musste es mit ansehen, wie einer seiner Diener dem Mann mit den seltsamen Gesichtszügen zum Opfer fiel.

Drei Peitschenriemen, die eine schwarzmagische, aber auch gefährliche Ausstrahlung hatten, wickelten sich um seinen Schädel und zerstörten ihn ...

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Seitenzahl: 135

Veröffentlichungsjahr: 2018

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Impressum

Auferstehung der Banshees

Briefe aus der Gruft

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Danilo Sanino; mythja/shutterstock

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-6291-6

„Geisterjäger“, „John Sinclair“ und „Geisterjäger John Sinclair“ sind eingetragene Marken der Bastei Lübbe AG. Die dazugehörigen Logos unterliegen urheberrechtlichem Schutz. Die Figur John Sinclair ist eine Schöpfung von Jason Dark.

www.john-sinclair.de

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Auferstehung der Banshees

von Rafael Marques

Das dämonische Geschöpf kämpfte.

Wieder musste es mit ansehen, wie einer seiner Diener dem Mann mit den seltsamen Gesichtszügen zum Opfer fiel.

Drei Peitschenriemen, die eine schwarzmagische, aber auch gefährliche Ausstrahlung hatten, wickelten sich um seinen Schädel und zerstörten ihn …

Während sein Diener starb, stürzte sich das Geschöpf auf den Mann. Mit aller Kraft schoss seine Faust auf den Kopf des Dunkelhaarigen zu. Doch sein Gegner reagierte blitzschnell und wich zur Seite aus. Trotzdem traf ihn die Faust an der Schulter und schleuderte ihn herum.

Ein weiterer Schlag prellte dem Mann die Peitsche aus der Hand. Der Dunkelhaarige stürzte zu Boden. Seine Bewegungen zeugten davon, dass die in ihm wohnenden Kräfte schwächer wurden. Aber noch war er nicht besiegt. Er griff nach seinem Schwert und kam erneut auf die Beine.

Der Dämon reagierte blitzschnell und packte die Handgelenke seines Gegners. Dem mörderischen Druck seiner Finger hatte der Dunkelhaarige nichts entgegenzusetzen. Er schrie auf und ließ die Klinge fallen. Wieder schlug das Geschöpf zu. Sein Fausthieb sorgte dafür, dass der Mann gefährlich nahe auf die Klippen zu torkelte und direkt vor der Kante zusammenbrach.

Endlich spürte das Geschöpf, dass es kurz vor dem Triumph stand. Und das, obwohl es selbst geschwächt war. Ohne zu zögern stürzte es sich auf den am Boden liegenden Mann.

Erst als es schon viel zu spät war, erkannte der Dämon seinen Fehler. Sein Gegner winkelte die Beine an, grub die Schuhe tief in seinen Körper und schleuderte ihn über sich hinweg.

Das Geschöpf gab keinen Laut von sich, während es über die Klippen und in die tosende Brandung stürzte. Mit mörderischer Wucht schlug es auf die aus dem Wasser ragenden spitzen Felsen, wurde herumgeschleudert und versank schließlich in den Fluten. Sofort wurde es von der Strömung mitgerissen.

Trotz des Sturzes verspürte das Wesen keine Schmerzen. Da gab es nur die Wut, die in seinem Geist aufkeimte. Wut über sich selbst, dass sein Gegner es geschafft hatte, ihn die Klippen hinab zu stoßen, aber auch Wut auf denjenigen, der ihn überhaupt erst in diese Situation gebracht hatte.

Ein Mensch hätte den Absturz sicher nicht überlebt. Doch das Geschöpf war schon lange kein Mensch mehr. Diese Zeit lag schon mehr als tausend Jahre zurück. Man hatte es gehäutet, begraben und vergessen, doch was einmal mit einer mächtigen Magie in Kontakt gekommen war, das starb niemals. Auch das Geschöpf lebte noch, wenn auch nicht mehr als das, was es einmal gewesen war. Jetzt war es nur noch ein lebender Toter.

Die scharfen Felsen hatten es nicht töten können, und trotzdem fühlte sich das Wesen geschwächt. Nach all den Jahren, die es in einem magischen Schlaf unter der Erde verbracht hatte, waren seine alten Kräfte noch immer nicht zurückgekehrt. Außerdem hatte es gerade erst all seine verbliebenen Diener verloren.

So konnte es sich nicht wehren, als es von der Strömung dahingetrieben wurde. Das Geschöpf ließ es einfach mit sich geschehen. Über dutzende Kilometer trieb es über den Meeresboden, bis es sich an den letzten hölzernen Resten eines alten Schiffswracks festhalten konnte.

Wochen und Monate vergingen, in denen sich das Wesen nicht rührte. Es war in eine Art Schlaf verfallen, zumindest wirkte es so. In Wahrheit befand es sich in einer magischen Meditationsphase. Es sammelte seine Kräfte und versuchte, wieder auf die Energien zuzugreifen, die es einst zu einem mächtigen Magier gemacht hatten.

Irgendwann kam der Tag, an dem das Geschöpf wieder erwachte. Kaltes Mondlicht fiel auf die ruhige See, durchdrang die Wasseroberfläche und bahnte sich seinen Weg bis zu dem untoten Wesen.

Es war das Zeichen, auf das es gewartet hatte. Die Sterne standen nun richtig. Die hellen Strahlen sorgten dafür, dass ein Ruck durch seinen Körper ging. Neue Kräfte rannen durch den dämonischen Körper. Jetzt wusste das Geschöpf, dass die Zeit seiner Rückkehr angebrochen war. Und auch die Zeit der Rache …

»Das ist wieder eine Nacht«, murmelte der Bärtige und fuhr sich durch seine verfilzten Haare. Wie so oft suchte er – vergeblich – nach an Land gespültem Treibgut, das sich zu Geld machen ließ. »Absolut tote Hose. Gleich muss ich mir noch einen Sandkuchen backen.«

Neal Graeme begann über seinen eigenen Witz zu kichern. Dabei befand sich außer ihm niemand auf dem einsam gelegenen Strand. Die nächste Ortschaft, Bouldnor, lag etwa zwei Kilometer entfernt. Dort wollte er in dieser Nacht nicht mehr hin. Die Bewohner mochten ihn nicht – und er hasste ihre von Abscheu gezeichneten Blicke, die allein auf ihn gerichtet waren.

Dabei war er einmal einer von ihnen gewesen. Vor vielen Jahren hatte er es zu einigem Wohlstand gebracht. Als Kapitän eines Frachters hatte er die ganze Welt bereist. Aber irgendwie hatte er sich nie von seiner Heimat, der Isle of Wight, lösen können. Deshalb hatte er sich schon etwas früher als eigentlich geplant mit seiner Frau in einem hübschen kleinen Häuschen am Stadtrand von Newport zur Ruhe gesetzt.

Das Glück hatte nur kurze Zeit gehalten. Anne und er waren in einen schrecklichen Autounfall verwickelt worden, in dem seine geliebte Frau sowie die Fahrerin eines anderen Wagens den Tod gefunden hatten. Neal dagegen hatte überlebt, wenn auch mit schweren Kopfverletzungen. Da er zum Zeitpunkt des Unfalls etwas getrunken hatte, war er nicht nur wegen fahrlässiger Tötung verurteilt worden, sondern hatte sowohl die Kosten des Verfahrens als auch die der durch den Unfall verursachten Schäden selbst tragen müssen. Das hatte ihn letztlich in den finanziellen Ruin getrieben.

In seinen wenigen lichten Momenten wünschte Neal sich, er wäre bei dem Unfall ebenfalls gestorben. Sein Gehirn funktionierte allerdings meist nicht mehr so gut, dass er sich derart komplexe Gedanken machen konnte. Und wenn doch, versuchte er, sie in Alkohol zu ertränken. So wie jetzt gerade.

Neal nahm die angebrochene Rotweinflasche aus dem Rucksack, entkorkte sie und trank einen kräftigen Schluck. »Oh Mann, fast nichts mehr da«, murmelte er in seinen kratzigen Bart hinein, nachdem er die Flasche wieder abgesetzt hatte. »Wie soll ich die Nacht überstehen?«

Die See war in dieser Nacht sehr ruhig. Nur manchmal rollte ein kalter Windstoß über die Küste. Das Rauschen des Küstengrases war das Einzige, was an Neals Ohren drang. Der helle Schein des gelben Vollmonds sorgte dafür, dass das Meer weithin erleuchtet war. Doch weit und breit war kein Schiff zu sehen.

Oftmals winkte er den Frachtern zu, wenn er sie am Horizont entlangfahren sah. Dann stellte er sich vor, die Kapitäne wären Freunde aus seinem früheren Leben.

Kopfschüttelnd wandte sich Neal ab und setzte seine Wanderung fort. Seit er aus dem Gefängnis entlassen worden war, war die gesamte Insel sein Zuhause. Auf zahlreichen verschlungenen Pfaden durchquerte er sie, manchmal von Ost nach West, manchmal von Süd nach Nord. Ein Ziel hatte er dabei nicht. Er wollte einfach nur weg, aber immer auf seiner Insel bleiben.

Er wollte schon nach einem Schlafplatz Ausschau halten, als er doch noch etwas Interessantes entdeckte. Etwa fünfzig Meter entfernt war etwas an Land gespült worden. Neal sah einige Bretter, aber auch einen größeren Gegenstand, der in feucht glitzernden Seetang eingehüllt war.

»Na, vielleicht habe ich heute Nacht doch noch Glück«, murmelte er, rieb sich die unter den verlumpten Handschuhen verborgenen Finger warm und lief los.

Obwohl er völlig allein am Strand war, rannte er, so schnell er konnte. Keiner sollte vor ihm in den Besitz seines Fangs gelangen.

Als er das Treibgut erreichte, stöhnte er enttäuscht auf. Anscheinend hatte das Meer nur wertlosen Müll ausgespien. Ein paar vernagelte Bretter, etwas Plastikmüll und ein dicker Haufen Seetang, mehr sah er nicht vor sich. Trotzdem beugte Neal sich hinunter und riss die feuchten Blätter zur Seite.

Als er die Hoffnung schon aufgegeben hatte, kam unter den Pflanzenresten doch etwas zum Vorschein. Nur nichts, was er zu Geld machen konnte. Stattdessen blickte er auf ein menschliches Skelett mit grün leuchtenden Knochen!

»Verdammter Panschwein«, fluchte Neal und rieb sich mit beiden Händen über die Augen. Doch das Bild blieb. Es war keine Täuschung. Vor ihm lag das Skelett eines Menschen. Obwohl die Knochen direkt vom Mondlicht beschienen wurden, sah er, dass sie auch von sich aus ein Leuchten abgaben.

Neal schüttelte den Kopf. »Das gibt’s doch gar nicht«, stieß er hervor. »Das kann es gar nicht geben!«

Niemand antwortete ihm. Natürlich nicht, schließlich war er ja ganz allein. Sein Kopf begann wieder etwas zu arbeiten. Er kam sich plötzlich so lächerlich vor. Ein verlumpter alter Mann, irgendwo an einem einsamen Strand, dem vor Angst die Knie schlotterten. Und das nur wegen einiger an Land gespülter Gebeine. Wer wusste schon, wie lange das Skelett im Meer gelegen hatte? Sicher war es dort mit irgendeiner Chemikalie in Kontakt gekommen, weshalb es jetzt eben grün leuchtete.

Für einige Sekunden gab sich Neal mit dieser Erklärung zufrieden. So lange, bis er merkte, dass sich die Knochen zu bewegen begannen. Sofort schlug sein Herz schneller. Neals Mund fühlte sich mit einem Mal so trocken an, als hätte er seit Tagen keinen Tropfen zu sich genommen. Er konnte einfach nicht glauben, was da direkt vor seinen Augen geschah.

Die knöchernen Arme strichen über den feuchten Sand, bis die Skelettfinger Halt fanden. Völlig lautlos stemmte sich die Gestalt in die Höhe. Die letzten Seetangblätter glitten an den leuchtenden Knochen herab. Nicht ein Stück Fleisch war noch an der Gestalt vorhanden, noch nicht einmal ein Hautfetzen. Dafür befand sich zwischen den Gebeinen eine Art schleimige Masse, die die Knochen wohl zusammenhielt.

Neal wollte etwas sagen, doch er brachte nicht ein Wort heraus. Er konnte sich nicht einmal mehr bewegen. Sein Herz pochte wie wild. Wie gebannt starrte er auf die Schreckensgestalt, die sich direkt vor ihm aufbaute. Selbst als sie einen Schritt auf ihn zukam, rührte er sich keinen Schritt von der Stelle. Erst als er erkannte, dass sich in dem Maul der Gestalt zwei spitze, überlange Oberkieferzähne abzeichneten, ging ein Ruck durch ihn.

Das Skelett streckte beide Arme nach ihm aus. Die knöchernen Krallen wanderten über seinen Körper, bis sie das Gesicht erreichten. Dann endlich erlangte er wieder die Kontrolle über sich selbst zurück.

Ein gellender, markerschütternder Schrei schallte aus seiner Kehle. Für Gegenwehr war es jedoch viel zu spät. Die Knochenhände legten sich wie Stahlklammern um seinen Kopf. Dann riss das lebende Skelett ihn zur Seite. Neal verspürte nicht einmal Schmerzen, als sein Genick mit einem hässlichen Knacken brach.

Whynnar war zufrieden. Der Dämon, den man schon als Vampir, Druide, Magier und Hexenmeister bezeichnet hatte, betrachtete sein Werk. Der fremde Mann war inzwischen seit einigen Minuten tot. Das lebende Skelett hatte die Zeit damit verbracht, ihn von seinem Lumpengewand zu befreien und verschlungene Muster in seine Haut zu ritzen. Überall auf seinem Körper zeichneten sich nun die magischen Symbole der alten Druiden ab, übersät von langsam verkrustendem Blut.

Dem Dämon, der die letzten Wochen oder auch Monate damit verbracht hatte, sich wieder zu regenerieren, war dieses Ritual nur allzu gut bekannt. Vor weit mehr als tausend Jahren hatte der mächtige Druidenfürst Guywano ihn mit genau diesen magischen Formeln überzogen, ihm sein altes Aussehen genommen und neben seiner Armee in einen magischen Schlaf versetzt – aus dem er schließlich von einem Dämon namens Dravotan erweckt worden war.

Allerdings war er da nicht mehr der mächtige Führer einer Armee von Riesentrollen gewesen, sondern mehr eine Art Zombie, der unter der Kontrolle des ehemaligen Dieners des alten Fürsten gestanden hatte. Nur durch Dravotans Gedanken wusste er, dass sein einstiger Peiniger nicht mehr existierte. Aber auch die Kontrolle durch die Kreatur der Finsternis war verschwunden. Schon einige Zeit bevor ihn dieser Mann mit den seltsamen Gesichtszügen und der schmalen Augenpartie von der Klippe ins Meer gestoßen hatte, war sein frei denkender Geist langsam wieder erwacht.

Jetzt war er kurz davor, zumindest wieder einen Teil seiner alten Persönlichkeit zurückzuerlangen. Whynnar breitete die Arme aus und reckte seine Skelettfinger in die Höhe. Dann blickte er zum Mond auf. In seinem Kopf verbanden sich Wörter zu einer Formel, die von dem Wind als geisterhafte Flüsterstimmen fortgetragen wurden. Er benutzte dabei die Sprache der alten Druiden.

Seine Worte zeigten Wirkung. Die Zeichen auf dem Körper des Toten glühten auf. Unsichtbare Krallen schnitten in seine Haut, rissen das Fleisch auf und lösten es von den Knochen. Blutige Fetzen schwebten auf seine grün leuchtenden Knochen zu und verbanden sich mit ihnen. Zwar konnte das tote Fleisch seinen Körper nicht vollständig wiederherstellen, aber zumindest füllte es etwas von der Leere, die er über so lange Zeit verspürt hatte.

Die Knochen des Toten erhielten ebenfalls einen grünen Schimmer, der sich jedoch nur für wenige Sekunden hielt, bevor er wieder verblasste. Anders wäre es gewesen, wenn der Mann noch am Leben gewesen wäre. So hielt sich die Magie nicht lange in ihm.

Whynnar lächelte dem Mond zu. Seine Strahlen fühlten sich plötzlich so warm an. Schließlich drehte er sich um und lief los. Hier am Strand konnte er nichts mehr tun. In seinem Kopf hatte sich jedoch längst ein neuer Plan zusammengeformt. Und den wollte er so schnell wie möglich in die Tat umsetzen …

Der Wald wirkte wie tot, während der Hexenmeister an den Stämmen der alten Bäume vorbeischritt. Die Tiere schienen sich angesichts des Bösen, das ihren Lebensraum durchschritt, vollkommen zurückgezogen zu haben. Trotz des Rituals war Whynnar noch immer eine Horrorgestalt, die kaum etwas mit einem Menschen gemein hatte. Die Tatsache, wieder Fleisch auf seinen Knochen zu spüren, ließ ihn dennoch lächeln.

Sein Ziel lag tief im Wald. Der helle Mondschein schaffte es nur an wenigen Stellen, durch das dichte Dach der Tannennadeln zu dringen. Hin und wieder raschelten die Zweige, wenn sie von einem sanften Windstoß erfasst wurden. Das alles nahm der Dämon nur am Rande wahr. Sein Denken war einzig und allein auf das Ziel gerichtet, den Ort zu finden, von dem aus sein Plan seinen Ausgang nehmen sollte.

Nach einem schier endlosen Marsch sah er endlich, dass er fast da war. Nicht mit seinen Augen, sondern vielmehr über seinen Geist. Die Bäume wuchsen an dieser Stelle besonders dicht. Büsche und Efeuranken schlängelten sich um etwas, das auf den ersten Blick wie ein knapp zweieinhalb Meter hoher, abgestorbener Stamm aussah. Tatsächlich handelte es sich jedoch um einen fast vollständig überwucherten Menhir.

Whynnar spürte seine Ausstrahlung. Etwas anderes hätte ihn auch sehr überrascht. Immerhin war es seine Magie, die sich in dem aufrecht stehenden Stein gesammelt hatte. Selbst nach all den Jahren war sie nicht erloschen.

Ich kann euch spüren, entsandte er eine geistige Botschaft. Wieder erfasste ihn ein Windstoß. Er trug seine Worte weiter, sodass sie allein auf geistiger Ebene als kaum hörbares Echo über die sich vor ihm ausbreitende Waldwiese nachhallten.

Whynnar trat näher an den Stein heran. Seine teils noch immer skelettierten Finger gruben sich in den Pflanzenteppich. Er musste nicht einmal viel Kraft aufwenden, um das Geflecht auseinanderzureißen. Endlich wurde ihm ein Blick auf die Gesteinsoberfläche gewährt. Seine Hände legten sich auf den Menhir. Er spürte die Macht, die ihm einmal innegewohnt hatte, aber auch das Blut, das auf ihm vergossen worden war.

Der Menhir selbst war für ihn eigentlich nur zweitrangig. Viel wichtiger war ihm das, was vor dem Stein in der Erde schlummerte. Der Hexenmeister schloss für einen Moment die Augen, bevor er sich hinabbeugte und beide Knochenhände auf den feuchten Waldboden legte. Gleichzeitig glühte auch der Menhir leicht auf. Das grüne Licht, das zwischen seinen Fingern hervordrang, grub sich förmlich in den Untergrund hinein. Als es verschwand, spürte er, dass seine magische Botschaft empfangen worden war.

Die Erde unter ihm geriet in Bewegung. Tiefe Risse zogen sich durch den dunkelbraunen Waldboden, während etwas dabei war, sich langsam an die Oberfläche zu wühlen. Zunächst war es nur eine von verwestem Fleisch überzogene, dünne Klaue, die sich vor ihm in die Höhe schob.