John Sinclair 2379 - Rafael Marques - E-Book

John Sinclair 2379 E-Book

Rafael Marques

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Beschreibung

Großangriff auf die Templer!
Nicht nur der böse Geist von Varanga, Luzifers Kopfgeldjäger, schleicht mordend durch das Kloster von Alet-les-Bains, auch monströse Ghoulkreaturen machen Jagd auf die Templer! Und dann tauchen vor den Klostermauern sogar die Horror-Reiter auf!
Während Suko, Sophie Blanc und die überlebenden Templer einen offenbar aussichtslosen Kampf gegen ihre grausamen Feinde führen, kommt es in den Tiefen der Hölle zu einer Gerichtsverhandlung! Angeklagt ist der Höllenengel Aviela, der angeblich die Hölle verraten hat, und Ankläger ist Luzifer persönlich!


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Seitenzahl: 126

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Inhalt

Cover

Das Urteil der Hölle

Briefe aus der Gruft

Vorschau

Impressum

Das Urteil der Hölle

(Teil 3 von 3)

von Rafael Marques

Abgesehen von der einsamen Angeklagten herrschte in dem Gerichtssaal gähnende Leere. Weder auf der Tribüne, noch an dem erhöhten Richtertisch, hinter dem ein mit Dämonenfratzen verzierter Thron aufragte, war jemand zu sehen. Und auch die in die Felsen geschlagene Steinplatte, die für den Ankläger bestimmt war, blieb leer.

Es war kein normales Gerichtsgebäude, in dem sie sich befand. Sie hielt sich in einer düsteren, lediglich von blauen Flammen erleuchteten Höhle auf, von deren Decke Tropfsteine in die Tiefe ragten. An die klammerten sich versteinerte fledermausartige Wesen mit monströsen Köpfen und Vampirzähnen, die vor langer Zeit einmal lebendig gewesen sein mochten. Ob das jemals wieder der Fall sein würde, stand in den Sternen, allerdings war an einem Ort wie diesem alles möglich.

In der Hölle ...

Niemand hätte die schwarzhaarige Frau in dem rostbraunen Mantel aufgehalten, wäre sie jetzt geflohen. Dieser Ort bildete seit Äonen ihre Heimat, immerhin war sie gemeinsam mit seinem Erschaffer, Luzifer, in die Verdammnis gestürzt. Zwar hielt sie sich öfter in der Welt der Menschen auf als andere Geschöpfe ihrer Art, dennoch war und blieb sie ein Höllenengel, der in der Hierarchie dieser Dimension weit oben standen. Noch höher als die Kreaturen der Finsternis, ebenfalls Überlebende der ersten großen Schlacht.

Allein, sie war nicht in der Lage, den Gedanken an Flucht in die Tat umzusetzen. Man konnte es mit einem Ruf oder magischen Zwang vergleichen, der sie auf der Stelle fesselte, unfähig, auch nur die kleinste Bewegung auszuführen. Etwas derartiges war ihr in all den Jahrtausenden noch nie widerfahren, und da es nur ein Wesen gab, das zu einer solchen Handlung in der Lage war, wusste sie bereits, wer oder was sie erwartete.

Der reich mit Diamanten und Rubinen besetzte Dämonenthron zog sie immer stärker in seinen Bann. Zahlreiche abstoßende goldene Fratzen umgaben die mit rotem Leder bezogene Lehne, während an ihrer Spitze zwei Kreaturen mit Engelsflügeln eingearbeitet waren, die in ihrer Form an die beiden Cherubim erinnerten, die angeblich auch auf der legendären Bundeslade angebracht waren. Die Frau war davon überzeugt, dass ihre Augen vor wenigen Sekunden noch geschlossen gewesen waren. Nun aber funkelten sie in einem kalten Blau, wie es auch bei ihr der Fall war.

Sie deutete dies als einen Hinweis darauf, dass sehr bald eine noch größere Veränderung eintreten würde.

Die Kälte verstärkte sich ein weiteres Mal. Wäre die Frau ein Mensch gewesen und kein Engel, hätte sie angesichts der bösen Ausstrahlung wohl längst den Tod gefunden.

Niemand war in der Lage, sich dieser mächtigen Kraft zu widersetzen, selbst der Sohn des Lichts hatte schon mehrmals einsehen müssen, wie sehr ihn die Kälte schwächte. Allein die Macht der Erzengel hatte ihn stets vor dem Ende seines Daseins gerettet.

Niemals in ihrer langen Existenz war ihr die Aura ihres großen Anführers abstoßend oder gar feindselig vorgekommen. In diesem Fall spürte sie, wie sich eine unsichtbare Wand zwischen Luzifers blauem Licht und ihr selbst aufbaute, was eigentlich gar nicht möglich war, da sie beide als Engel der Hölle existierten. Andererseits, schon die Tatsache, dass sie unfreiwillig an diesen Ort geraten und nicht in der Lage war, ihm zu entkommen, sprach für sich. Deshalb wusste sie, was sie erwartete – und dass man nicht zulassen würde, dass sie diesen Gerichtssaal jemals wieder lebend verließ.

Über dem Thron baute sich eine Wolke aus bläulich funkelnden, in der Luft schwebenden Kristallsplittern auf. Je mehr sie sich verdichteten, desto deutlicher formte sich aus ihnen ein der Frau wohlbekanntes Gesicht. Ein eiskalter Blick, glatte Züge, denen weder Frauen noch Männer widerstanden, wäre da nicht dieses böse, überlegene Grinsen gewesen, das die wahren Intentionen des Höllenherrschers widerspiegelte.

Diesem Gesicht war sie einst verfallen und zur Strafe mit ihm in die Verdammnis gestürzt, und nun würde Luzifer selbst ihr Ende einläuten.

Die Frau rechnete damit, dass das Gesicht ihr die im Raum stehende Anklage entgegenschmettern würde, stattdessen verblasste es ebenso schnell, wie es erschienen war.

Dafür saß plötzlich eine düstere Kuttengestalt auf dem Thron. Sie erinnerte an den Spuk, wären da nicht die blau leuchtenden Augen gewesen, die unter der Kutte schimmerten.

Es war Luzifer, davon war die Angeklagte überzeugt!

Er erhob sich vom Thron, und an seiner Seite erschienen drei weitere dämonische Geschöpfe, die wie keine anderen die Hölle repräsentierten und die menschliche Vorstellung dieser Dimension prägten.

Einmal war dies Asmodis, der Herrscher des Höllenfeuers, der auch Teufel genannt wurde. Er trat in seiner urwüchsigen Gestalt mit roter Haut auf. Seine Fratze war dreieckig, mit schwarzem Vollbart und spitz zulaufenden Hörnern.

Neben ihm stand sein Pendant Baphomet, der sich mit einer breiten, an einen Affen erinnernden Schnauze, gewundenen Hörnern und den für ihn so typischen Karfunkelaugen präsentierte.

Links neben dem Kuttenträger befand sich Beelzebub und zeigte sich als monströse, lichterloh in Flammen stehende Fliege.

Sie bildeten die höllische Dreieinigkeit, die abstoßenden Gegenstücke zu jener des Himmels.

Die Hölle bot noch weit mehr Facetten an dämonischen Wesen, und einige davon materialisierten sich hinter der Angeklagten im Gerichtssaal. Astaroth, die männliche Medusa. Eurynome, die Ziegenköpfige mit dem Frauenkörper, die ebenso als männliches Geschöpf aufzutreten vermochte. Bael, der sich diesmal als Monsterschlange mit goldenen Augen zeigte. Und schließlich Amducias, der Dämon mit dem Januskopf, das hintere Gesicht das eines blonden Jünglings, das vorne erinnerte an ein Krokodil.

Hinter ihnen erschienen wie aus dem Nichts die vier Horror-Reiter, ihre skelettierten, in schwarzen Rüstungen steckenden Leibwächter. Auf ihren Brustpanzern prangten in einem blutigen Rot die Anfangsbuchstaben ihrer Herren. Auch sie waren mächtige, geradezu unbesiegbare Wesen. Selbst dem Sohn des Lichts gelang es mit seinem magischen Kreuz lediglich, sie in die Hölle zurückzutreiben, aus der sie jedoch nach einer gewissen Regeneration wieder zurückkehrten.

Bei dem Erscheinen der Erzdämonen und ihrer Leibwächter blieb es nicht. Unzählige Kreaturen der Finsternis, Höllenengel und andere ihr gut bekannte, finstere Wesen materialisierten sich auf der Tribüne und funkelten die Frau böse an. Jedes von ihnen wusste, dass das Urteil über die Angeklagte längst gefällt worden war, weshalb sie alle ihre Masken fallen ließen und sie missbilligend, ja, voller Abscheu anstarrten, als wäre sie eine Verräterin.

Dabei hatte sie gegen keinerlei Gesetze verstoßen und war sich daher keiner Schuld bewusst.

»Ich sehe deinem Blick an, Aviela, dass du nicht bereit bist, deine Schuld einzugestehen, obwohl sie unzweifelhaft feststeht«, drangen die scharf gesprochenen, donnernden Worte unter der Kapuze mit den blauen Augen hervor.

Es musste sich einfach um Luzifer handeln, obwohl seine Stimme seltsam verfremdet klang, als würde sie künstlich verzerrt. Dass er es war, der mit ihr sprach, würde auch erklären, warum Asmodis, Baphomet und Beelzebub eher wie Marionetten oder Staffage wirkten, die hinter ihrem Herrscher zurücktraten.

»Was wirfst du mir vor?«, drang es aus dem Mund des weiblichen Höllenengels. Sie, als Gefallene der ersten großen Schlacht zwischen Luzifer und Michael, nahm sich das Recht heraus, mit ihrem Anführer auf Augenhöhe zu sprechen.

»Dass du so tust, als wüsstest du es nicht längst, spricht nicht unbedingt für deinen Charakter«, hielt ihr Luzifers vor. »Deine Art, wie du mit den Menschen umgehst, ist mir schon lange Zeit ein Dorn im Auge. Und dann hast du dich auch noch für Varanga eingesetzt, um ihn vor einer endlosen Existenz als Dämon zu bewahren. Angesichts deiner früheren Verdienste habe ich es dir durchgehen lassen, dass du dich an seine Seite gestellt hast, obwohl ich es nicht gutheiße, dass einer meiner Engel Emotionen wie Liebe gegenüber Menschen empfindet. Mehrmals habe ich mich bereits gefragt, ob du nicht eher in einer völlig anderen Dimension gehörst und es ein Fehler war, dich vor der Vernichtung durch unsere Feinde zu bewahren. Du bist nicht wie wir, du bist immer noch ein echter Engel, jedenfalls mehr als ein Geschöpf der Hö‍l‍le.«

»Ich bin, was ich bin.«

Aus den bisher leeren Ärmeln der Kutte wuchsen bleiche, von einem blauen Licht überzogene Skelettarme hervor. Das Wesen hob seine rechte Hand an und richtete einen Skelettfinger auf Aviela. »Ja, du bist, was du bist, und genau dies ist dir nun zum Verhängnis geworden. Du magst der Meinung sein, du hättest dich nur an die Vereinbarungen gehalten, die du vor Jahrhunderten für deinen Geliebten ausgehandelt hast. Ich sehe das jedoch anders, und jeder hier teilt meine Meinung. Du hast gegen die Grundprinzipien der Hölle verstoßen, und dafür wirst du den entsprechenden Preis bezahlen.«

»Sag mir genau, was du mir vorwirfst!«, stieß Aviela hervor. Eigentlich hatte sie ihre Emotionen im Zaum halten wollen, doch in gewisser Weise hatte Luzifer recht: In ihr steckte noch etwas von einem echten Engel und damit auch von einem Menschen, sonst wäre sie niemals zu den Gefühlen fähig gewesen, die sie Varanga entgegenbrachte.

»Das weißt du genau!«, zürnte Luzifer. »Du hast Varanga in die Engelwelt gebracht, damit er Raniel vernichtet, und dadurch dem Sohn des Lichts das Leben gerettet!«

Jetzt war es heraus. Die Wahrheit, eine unumstößliche, wie Aviela nur allzu genau wusste.

Ihr Geliebter Varanga, auch genannt ›Luzifers Kopfgeldjäger‹, war von Kovalev, dem Anführer der ›Ausputzer der Hölle‹, damit beauftragt worden, eine Gruppe von Halbengeln und ihren Schutzpaten Raniel in Dämonen zu verwandeln. Varanga hatte keine andere Wahl gehabt, als den Auftrag anzunehmen, denn dafür war er von Luzifer begnadigt worden. Tatsächlich war Raniel der Gerechte zu einem gefährlichen Dämon mutierte, doch der hatte sich wider Erwarten nicht auf die Seite der Hölle stellte, sondern stattdessen Kovalev und seine Helfer vernichtet und war anschließend verschwunden.

Doch damit nicht genug. Während Varangas goldenen Revolverkugeln Engel in Dämonen verwandelten, transformieren seine silbernen Pfeile Dämonen zu Engeln. Godwin de Salier, der aktuelle Templerführer, hatte Varanga für Raniels Rettung Baphomets Bibel versprochen, woraufhin Aviela ihren Geliebten in eine Engelwelt brachte, in der Raniel gerade immense Verwüstungen angerichtet hatte. Mit zwei silbernen Pfeilen hatten ihn Varanga wieder in einen Halbengel zurückverwandelt, wodurch – technisch gesehen – auch John Sinclair gerettet wurde.*

Aviela hatte Varanga anschließend zurück in seine Schmiede in den Tiefen der Hölle bringen wollte, doch sie war von einem gewaltigen, unwiderstehlichen Sog erfasst worden, der sie in diesen Gerichtssaal gerissen hatte. Mit letzter Kraft hatte sie ihren Geliebten davor bewahrt und ihn stattdessen zurück auf die Erde geschleudert, sonst würde sie nun sicher nicht allein vor der Anklagebank stehen.

»Es war ein Auftrag, den Varanga ausgeführt hat«, versuchte sie, sich zu rechtfertigen. Ein vergebliches Unterfangen, das wusste sie selbst, da Luzifer sein Gesicht verloren hätte, wäre er auf ihre Argumente eingegangen. »Damals, als er sein dämonisches Ich verlor und er zum Kopfgeldjäger wurde, warst du damit einverstanden, dass er sowohl für das Böse als auch für das Gute Aufträge annahm.«

Erneut drang die donnernde Stimme unter der Kapuze hervor. »Ich habe es akzeptiert, weil ich dich immer noch respektierte!«, hielt Luzifer dagegen. »Leider war dies ein Fehler, wie ich feststellen musste. Varangas Weigerung, Menschen – und damit auch den ehemaligen Träger des Kreuzes – zu vernichten, hat ihm seine hundertjährige Verbannung eingebracht! Und nun hat er Raniel wieder in einen Halbengel zurückverwandelt, statt abzuwarten, bis es ihm auf die eine oder andere Weise gelungen wäre, den Sohn des Lichts zu töten! Varanga hat ihm das Leben gerettet, und genau deshalb werdet ihr eures verlieren!«

»Es ging um Baphomets Bibel ...«, ergriff Aviela noch einmal das Wort.

»Baphomets Bibel befindet sich längst im Besitz eines Baphomet-Dieners!«, unterbrach Luzifer sie. »Eure Eigensinnigkeit und Engstirnigkeit hat dazu geführt, dass die einmalige Chance, John Sinclairs Tod herbeizuführen, vertan wurde! Der einzige Grund, warum du überhaupt noch existierst, ist Varanga. Ihr sollt Seite an Seite sterben, deshalb wirst du auch dafür sorgen, dass er hier erscheint!«

»Niemals!«

Ihre Entgegnung sorgte dafür, dass sich unter der Kapuze Luzifers vollständiges Gesicht manifestierte. Nur zeigte er diesmal nicht sein überhebliches Lächeln, sondern eine Fratze blanken Hasses.

Er hob eine seiner Skeletthände an und ließ in ihrer Mitte eine blaue Flamme erscheinen.

»Wir werden sehen, Aviela«, zischte er, bevor er einen Feuerstrahl auf den Höllenengel zura‍sen ließ.

Normalerweise hätte es nahe gelegen, von London aus einen Flug nach Toulouse zu nehmen, um schnellstmöglich das Templerkloster in Alet-les-Bains zu erreichen. Leider war ausgerechnet an diesem Abend keine Direktverbindung verfügbar gewesen, weshalb Suko auf das deutlich weiter entfernte Nizza ausweichen musste. Erst von dort aus gelang es ihm, einen Inlandsflug zum Flughafen Toulouse-Blagnac zu nehmen, vor allem durch die Unterstützung von Sir James, der die gesamte Reise organisiert hatte.

Von ihm wusste Suko auch, dass John noch lebte und ebenso wie Godwin de Salier und Raniel aus einer Engelwelt zurückgekehrt war.

Raniel war auch kein Dämon mehr, war allerdings sehr geschwächt gewesen und verschwand, bevor er John und Godwin ins Kloster teleportieren konnte.

Soweit die positiven Nachrichten.

Suko befand sich auf dem Weg nach Alet-les-Bains, weil er den Anruf eines Templers namens Arthur LeBrun erhalten hatte. Einer von dessen Brüder, ein gewisser Gregory, war anscheinend von dem Geist eines Skelettritters besessen und hatte bereits zwei andere Templer getötet und die Bibel des Baphomet in seinen Besitz gebracht.

Inzwischen wusste Suko – ebenfalls von seinem Chef –, dass es sich bei dem Skelettritter um den bösen Geist des höllischen Kopfgeldjägers Varanga handeln musste, der vor Jahrhunderten in das schwarzmagische Buch gebannt worden war. Godwin hatte ihn versehentlich befreit und dadurch das gesamte Kloster in Gefahr gebracht.

Kurz hinter Toulouse, auf einem Rastplatz an der Richtung Meer führenden A61, hatte sich Suko mit Sophie Blanc verabredet. Es war ihm gelungen, sie bei ihren Verwandten in der Auvergne zu kontaktieren, obwohl die Mobilverbindung dort eher schlecht als recht ausgebaut war. Godwins Ehefrau war sofort aufgebrochen.

Als Suko nun aus dem Wagen stieg, eilte sie auf ihn zu und fiel ihm in die Arme.

»Hätte ich das gewusst ...«, murmelte sie, als sie sich wieder aus der Umarmung löste.

Sie und Suko stiegen in den geliehenen BMW. Ihren eigenen Wagen ließ sie einfach stehen.

»Wer hätte das auch ahnen können«, versuchte der Inspektor, sie zu beruhigen. »Bis vorgestern gab es keinerlei Anzeichen dafür, dass uns etwas derart Großes bevorstehen könnte.«

Sophie fuhr sich mit den Fingern durchs blonde Haar und atmete tief ein und aus. Es war ihr anzusehen, wie es in ihr arbeitete. Womöglich versuchte sie sogar, geistigen Kontakt zu den Templern herzustellen, denn per Telefon war niemand mehr zu erreichen. In einer Kapelle auf dem Klostergelände ruhten die Gebeine von Maria Magdalena, die in Sophie wiedergeboren war. Mehrmals schon hatte ihr Geist eingegriffen, um Sophie vor schwarzmagischen Angriffen zu schützen oder sie gegen die Baphomet-Templer zu un‍terstützen.

Aber offenbar ließ sich auch kein Kontakt zu der legendären Heiligen herstellen.

»Trotzdem, ich habe das Gefühl, sie im Stich gelassen zu haben«, sagte Sophie resigniert. »Dass Godwin gesund ist und noch lebt, erleichtert mich natürlich ungemein, andererseits muss ich immer wieder an das Schicksal der anderen Templer denken. Ich fühle mich so furchtbar hilflos, weil ich absolut nichts für sie tun kann.«

»Zum Glück sind wir ja bald da.«

Wirklich beruhigen konnte Suko sie mit dieser Aussage nicht, und auch er selbst glaubte nicht so recht daran, noch rechtzeitig im Kloster einzutreffen. Seit dem Telefonat mit Arthur LeBrun war einfach zu viel Zeit vergangen. Genug Zeit für die Feinde der Templer, im Kloster von Alet-les-Bains ein Blutbad anzurichten. Unter Umständen waren neben dem besessenen Gregory längst weitere Diener Baphomets dort eingedrungen.