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Ein in eine schwarze Kutte gehülltes Wesen näherte sich dem Altar und hob die Arme, wobei die Ärmel nach unten rutschten und grau-bleiche Skeletthände freigaben. Von den Spitzen der knöchernen Finger lösten sich Energieblitze und trafen den auf dem Altar liegenden Mann. Ein Schauer rann durch dessen Körper, der wie von Geisterhänden getragen in die Höhe schwebte. Sein Mund öffnete sich wie zu einem stummen Schrei, und ein feiner, grün leuchtender Nebelstreif drang daraus hervor - der Hauch von Aibon! Der über dem Altar schwebende Mann war ich, der Geisterjäger John Sinclair!
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Seitenzahl: 127
Veröffentlichungsjahr: 2025
Cover
Der Exorzist und seine Geister (Teil 1)
Ian Rolf Hill's Leserseite
Vorschau
Impressum
Der Exorzist undseine Geister(Teil 1)
von Rafael Marques
Warum habe ich bloß so mutig getan?
Holly Carter verfluchte sich für ihre große Klappe. »Ich und Angst?«, hatte sie gegenüber ihrem Verlobten Danny behauptet. »Ich bin ja wohl kein kleines Mädchen mehr, das Angst vor der Dunkelheit hat. Außerdem gibt es gar keine Beweise, dass diesen vier Frauen wirklich etwas passiert ist. Ich lebe, wie ich lebe, und Angst macht mir höchstens das Alter.«
Und nun? Der Feierabend in der kleinen Druckerei in der Nähe von Hoo rückte unerbittlich näher, doch statt sich von Danny abholen zu lassen, wie er es vorgeschlagen hatte, würde sie wie üblich mit dem Fahrrad nach Hause fahren. Ein Weg von wenigen Kilometern, ein Katzensprung sozusagen, den sie normalerweise mit geschlossenen Augen hinter sich hätte bringen können.
Doch nicht an diesem Abend. Dass ihre Knie bei dem Gedanken, sich allein durch die Dunkelheit zu bewegen, zu zittern begannen, ließ bereits tief blicken ...
»Du hättest wirklich nicht so lange bleiben müssen, Holly«, erklärte Clint Engelman, der Leiter der Druckerei, deren momentan einzige Mitarbeiterin sie war. »Gerade in Zeiten wie diesen, in denen unsere heile Welt hier auf dem Lande erschüttert wird, wäre es mir lieber gewesen, dich schon im Hellen zu Hause zu wissen.«
Holly lächelte gequält, trat vor ihren Chef und umarmte ihn aus Dankbarkeit. Clint war für sie eine Art Ersatzvater, immerhin kümmerte er sich schon seit vielen Jahren um ihre Zukunft. Er hatte ihr auch den Job in der Druckerei angeboten, als Vorbereitung für ihr Studium im Bereich Verlagswesen. Überhaupt verdankte sie ihm so viel, ohne ihn wäre sie wahrscheinlich als ebensolches emotionales Wrack geendet wie ihre Mutter, die vom Erbe ihres toten Ehemannes lebte und den Tag mit Rauchen und Trinken verbrachte.
Schon mit sechzehn Jahren war Holly von zu Hause ausgezogen und lebte seitdem in einer kleinen, sehr gemütlichen Dachgeschosswohnung, quasi noch in Sichtweite zu ihrer Mutter Melody. Ihr Verhältnis als schwierig zu beschreiben, wäre viel zu einfach gewesen. Sie liebten sich und telefonierten jeden Tag nach Feierabend miteinander, gleichzeitig brach es Holly das Herz, mitanzusehen, wie Melody immer mehr verfiel. Gerne hätte sie die Kraft und den Willen gehabt, ihre Mutter zu retten, nur war sie genug damit beschäftigt, ihr eigenes Leben auf die Reihe zu bekommen.
Dazu gehörte auch der Job in der Druckerei, bei dem sie inzwischen zu Clints verlängertem Arm geworden war. Viele Aufträge fanden sich in Zeiten wie diesen für kleine Betriebe wie diesen nicht. Meist stammten sie von kleinen und mittelgroßen Verlagen, auch eine Regionalzeitung wurde hier gedruckt. Clint ging es in erster Linie auch gar nicht darum, Geld zu verdienen. Er frönte seiner Leidenschaft und steckte deshalb auch sein gesamtes Herzblut in die Firma.
»Irgendwie machst du mir Angst«, flüsterte ihr Chef etwas verlegen, als sie ihn so fest an sich drückte. »Man könnte meinen, du würdest dich für immer von mir verabschieden.«
Holly seufzte und ließ ihn los. »Ich werde schon nicht verschwinden. Aber bald beginnt mein Studium in London, dann werden wir uns wohl lange Zeit nicht mehr sehen. Klar, ich werde so oft es geht anrufen und dir sagen, wie es läuft, andererseits vermisse ich die Zeit mit dir jetzt schon.«
Sie sah, dass auch ihr väterlicher Freund mit seinen Emotionen kämpfte. Mit seinen siebenundsechzig Jahren hätte er eigentlich in Rente gehen können. Gerade deshalb war es ungewiss, ob er die Druckerei ohne ihre Mitarbeit noch weiterführen würde.
»So ist das nun mal, alles verändert sich, nichts bleibt für die Ewigkeit«, sagte er betrübt. »So sehr ich mir auch wünschte, diese Zeit hier festhalten zu können, es ist nicht möglich. Du willst schließlich auch deine Träume erfüllen. Wenn du dir gewünscht hättest, dass alles so bleibt, hättest du längst das Angebot deines Verlobten angenommen und wärst zu ihm auf den Hof gezogen.«
Holly rieb sich über den rechten Ellenbogen, wie sie es immer tat, wenn ein für sie unangenehmes Thema zur Sprache kam. »Ich weiß noch gar nicht, wie es mit Danny und mir weitergehen soll«, gab sie kleinlaut zu. »Ich liebe ihn, andererseits ist er manchmal ziemlich besitzergreifend. Er hätte gern, dass wir noch vor meinem Umzug heiraten, damit er sicher sein kann, dass ich meine Meinung nicht ändere und ihn am Ende noch verlasse. Nur geht mir das zu schnell. Ich bin noch nicht bereit dafür, die Frau von irgendjemandem zu werden.«
»Trotzdem hast du seinen Antrag angenommen, oder?«
Mit einem Seufzer verzog sie die Lippen. »Der Antrag war so romantisch, da konnte ich gar nicht Nein sagen. Im Nachhinein betrachtet, war das vielleicht ein Fehler. Ich hätte länger über alles nachdenken sollen, statt mich einfach meinen Gefühlen hinzugeben.«
Clint legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Du bist kein kleines Mädchen mehr, deshalb werde ich auch einen Teufel tun und dir Ratschläge in Sachen Liebe geben. Ich denke, wenn du deinem Herzen folgst, wirst du schon die Antwort finden.«
»Ja, das hoffe ich auch.«
Noch einmal umarmten sie sich, bevor Holly das Firmengebäude verließ. Ihr Fahrrad war an einem Ständer angekettet, von dem sie es nun löste. Noch zögerte sie, loszufahren. Sollte sie sich wirklich die Blöße geben und noch einmal bei Danny anrufen, um ihn darum zu bitten, sie doch noch anzurufen?
Sie entschied sich dagegen, doch andererseits wollte sie die Nacht auch nicht allein in ihrer kleinen Wohnung verbringen.
Deshalb entschied sie sich, ihrem Verlobten einen Überraschungsbesuch abzustatten.
Nördlich von Hoo, das genauso hieß wie die Halbinsel, auf der die Kleinstadt lag, breitete sich bis nach High Halstow und dem Cooling Castle ein flaches, landwirtschaftlich genutztes Gebiet aus. Weiter nördlich lag ein Überschwemmungsgebiet, das nicht immer begangenen werden durfte, um die dort brütenden seltenen Vögel zu schützen.
So weit musste Holly glücklicherweise nicht fahren. Der Hof ihres Freundes lag inmitten der Felder, die in dieser durch die starke Bewölkung sehr finsteren Nacht auf sie wie ein schwarzer Wald wirkten. Das Getreide stand angesichts der Jahreszeit und des fruchtbaren Untergrundes ausgesprochen hoch.
Dass sie trotz des Lichtscheins, den die Fahrradlampe abgab, kaum die Umgebung sehen konnte, förderte noch ihre Angst. Dabei wollte sie ja unbedingt zu ihrem Verlobten, um sich sicherer zu führen.
»Bleib ruhig, Kleine«, flüsterte sie sich selbst immer wieder zu und ärgerte sich über ihr eigenes Verhalten. Einerseits war sie zu stolz gewesen, Danny doch noch anzurufen, damit er sie abholte, andererseits wäre sie inzwischen längst in ihrer Wohnung angekommen.
Stattdessen fuhr sie nun allein durch die Einsamkeit und fürchtete sich vor jedem Rascheln und Knacken.
Die Ähren rauschten unter den eisigen Windstößen, die auch Holly frösteln ließen. Wie oft war sie diesen Weg in der Vergangenheit schon gefahren, selbst in der Dunkelheit! Noch nie war er ihr so unendlich lang vorgekommen wie in dieser Nacht. Dabei bildete sie sich manchmal ein, die Getreidehalme würden sich in schattenhafte Arme verwandeln, um nach ihr zu greifen und sie in eine andere, fürchterliche Welt zu ziehen.
Als die Gebäude des Hofs schon in Sichtweite waren, glaubte sie, hinter sich dumpfe Schritte zu vernehmen. Nur um sich selbst zu beruhigen, bremste sie ab und wandte den Kopf.
Und erschrak!
Den Schatten, der gerade über den Weg huschte und zwischen dem Getreide verschwand, bildete sie sich auf keinen Fall ein.
»Verdammt noch mal«, murmelte sie. »Das war bestimmt nur ein Reh.«
Trotz der Erklärung gelang es ihr nicht, sich zu beruhigen. Die Angst war da und ließ sich nicht mehr vertreiben.
Sie setzte ihre Fahrt fort. Diesmal deutlich schneller als zuvor.
Der Hof ihres Verlobten bestand aus zwei Lagerhallen, einer Scheune und einem zweistöckigen, aus roten Ziegelsteinen errichteten Wohngebäude, in dem schon sechs Generationen von Bradshaws aufgewachsen waren. Momentan lebte Danny allein dort, da seine Eltern ihm den Hof überschrieben hatten und mit ihrem Ersparten zu einer nicht enden wollenden Weltreise aufgebrochen waren. Ihrem Verlobten war das nur recht, da sie ihm seiner Aussage nach immer ein wenig auf die Nerven gegangen waren und er so seine Ruhe vor ihnen hatte.
Der Hof war einsam gelegen, und auch das war ein Grund, warum sie es abgelehnt hatte, zu ihm zu ziehen. Häufig war Danny den ganzen Tag auf seinen Feldern beschäftigt oder führte geschäftliche Gespräche. Sollte sie da die ganze Zeit über allein auf dem Hof hocken, fernab ihrer Freunde und ohne die Möglichkeit, ihre Träume auszuleben?
Ihre auseinanderdriftenden Zukunftspläne schwebten wie ein Damoklesschwert über ihrer Beziehung, doch gerade fühlte sie sich eher wie ein eingeschüchtertes Mädchen, das sich nichts mehr wünschte, als sich in die starken Arme ihres Freundes zu schmiegen.
Als sie auf das Grundstück radelte, vernahm sie ferne, aus dem Radio dringende Musik. Aus irgendeinem Grund liebte Danny es, sich klassische Opern während der Arbeit anzuhören. Sicherlich hockte er gerade unter seinem Traktor und summte die bombastischen Melodien nach, wie er es so oft tat, wenn sie ihn besuchte.
Sie lehnte das Rad an die Scheunenwand. Dabei glaubte sie erneut, hinter sich Schritte zu vernehmen.
Sie fuhr im Stand herum, sah jedoch nichts. Dennoch musste sich vor ihr jemand durch die Dunkelheit bewegen, da sie dumpfes Getrampel vernahm, das an den Wänden der Gebäude widerhallte.
»Hallo?«, rief sie.
Sie kam sich im nächsten Moment ziemlich dämlich vor. Wenn es sich nun um ein Reh handelte, würde es wohl kaum antworten, und sollte es sich um einen menschlichen Verfolger handeln, lachte er sich angesichts ihres naiven Verhaltens bestimmt ins Fäustchen.
Hollys Herz klopfte wie wild, während sie sich über das Kopfsteinpflaster bewegte. Sie folgte dabei den Klängen der Musik, die sie an das andere Ende des Grundstücks und zur größeren der beiden Lagerhallen lockte. Dort brannte das einzige Licht, und Holly wusste, dass dort die Traktoren und Landmaschinen standen, mit denen Danny seine Felder bewirtschaftete.
Ihre Freundinnen wunderten sich immer wieder, dass sich Holly ausgerechnet in einen ›Bauern‹ verliebt hatte. Gut, sie mochte die Landschaft und besaß ein Faible für muskulöse, sportliche und etwas stoische Typen, trotzdem passte Danny so gar nicht in ihr ›Beuteschema‹. Sie selbst hatte auch immer von einem reichen Geschäftsmann geträumt, der ihr die große, weite Welt zeigen würde.
Dieser Sehnsucht zum Trotz war sie seit jenem Tag vor zwei Jahren, an dem sie sich zum ersten Mal begegnet waren, nicht in der Lage, von ihm zu lassen. Bisher zumindest nicht, denn es stimmte schon, dass sich die Frage stellte, ob ihre Verbindung angesichts der nahenden räumlichen Distanz stark genug war. Insofern verstand sie Dannys Angst, sie zu verlieren, sollten sie nicht vor ihrem Umzug heiraten.
Seltsamerweise beruhigten sie all die Gedanken an ihren Verlobten. So dachte sie kaum noch an diesen mysteriösen Schatten, von dem sie sich weiterhin verfolgt fühlte. Vielleicht war er ja doch nur ein Produkt ihrer Fantasie gewesen.
Sie stand bereits vor der geschlossenen Tür der Halle und wollte Dannys Namen rufen. Nur um ihr Unterbewusstsein davon zu überzeugen, dass der Verfolger nichts mehr als Einbildung war, drehte sie sich noch einmal um.
»Nein!«, stieß sie hervor, und gleichzeitig weiteten sich ihre Augen.
Hinter ihr stand eine Gestalt wie aus einem Horrorfilm – ein Fremder mit einer Maske, der zusätzlich noch einen Dolch in der Hand hielt!
Holly wollte schreien, brachte aber keinen Ton hervor. Ihre Kehle war wie zugeschnürt, und ihre Beine waren wie gelähmt, sodass sie nicht in der Lage war, davonzulaufen.
Danny war nur noch wenige Schritte entfernt und dennoch unerreichbar.
Ihr Blick fraß sich an der Maske fest. Wie von fremden Kräften gelenkt, riss über ihr die Wolkendecke auf und schuf auf diese Weise Platz für die kalten Strahlen des Mondes, die nicht nur den Hof erhellten, sondern auch die unheimliche Gestalt.
Der Anblick ließ Holly das Blut in den Adern gefrieren.
Sie starrte in das Totengesicht eines Mannes mit faltiger, löchriger Haut und spröden Lippen, in dessen Augen das Licht des Mondes schimmerte. Der kalte Schein spiegelte sich auch auf der leicht gebogenen Klinge des Dolchs, dessen Spitze in ihre Richtung wies.
Das war kein Spaß, den sich jemand mit ihr erlaubte. Dieser Mann, der seinen Körper unter einem langen schwarzen Mantel verbarg, war für das Verschwinden der vier Frauen verantwortlich, davon war Holy überzeugt.
Sicher hatte er die vergangenen Tage nur auf eine Gelegenheit gewartet, erneut einer einsamen jungen Frau aufzulauern, die dumm genug war, nachts allein unterwegs zu sein.
»Nein«, stieß sie erneut hervor, so leise, dass sie nicht einmal ansatzweise die aus dem Gebäude dringende Musik übertönte. »Geh weg! Lass mich in Ruhe! Mein Verlobter wird dich ...«
Ihre Worte verhallten, ohne dass sie mit ihnen etwas erreicht hatte.
Schritt für Schritt bewegte sich der Maskierte auf sie zu, und er schien sich gewiss, dass sie zu verängstigt war, um vor ihm davonzulaufen. Das stimmte auch, zumindest bis er die silbrig schimmernde Klinge hob.
Schlagartig erwachte ihr Überlebenswille. Mit einem spitzen Schrei auf den Lippen wirbelte sie herum und rannte los.
Dabei hoffte sie, von Danny gehört worden zu sein, was angesichts der Lautstärke des Radios sicher ein frommer Wunsch blieb.
Ihr Herz schlug wie wild, während sie mit raumgreifenden Schritten über das Grundstück rannte. Sie wusste, dass direkt hinter der Lagerhalle ein Feldweg in Richtung der Ruine von Cooling Castle führte, die das flache Land auf einer schwachen Erhebung überragte. In der Ferne glaubte sie sogar, die dort wachsenden Bäume und Teile der Mauern auszumachen.
Im nächsten Moment verspürte sie einen harten Schlag gegen den Rücken. Ihr blieb die Luft weg, sie stolperte nach vorn und fiel über ihre eigenen Beine.
Sterne tanzten vor ihren Augen, leises Stöhnen und Jammern drang aus ihrem Mund.
Eine Hand legte sich auf ihre linke Schulter und riss sie herum, sodass sie auf den Rücken zu liegen kam. Verschwommen sah die die Gestalt ihres Verfolgers über sich, den Dolch erhoben.
»Nun schließt sich der Kreis!«, hörte sie die dumpfe Stimme ihres Mörders, bevor er die Klinge in ihr wild schlagendes Herz stieß.
Fünf Tage später, in einer anderen Welt
In dem düsteren Tempel brannte kein normales Licht. Ein schwacher grauer Schein drang aus dem Gestein, der bis zu dem massiven Altar waberte, der den Mittelpunkt dieses geheimnisvollen Ortes bildete. In seiner Nähe verwandelte sich das Leuchten in hellen Nebel, der auch über den Körper strich, der hier aufgebahrt war.
Dutzende stille Beobachter verfolgten das Geschehen und damit auch die Bewegungen der über zwei Meter großen Gestalt, die sich bisher zwischen zwei Säulen aufgehalten hatten. Als der richtige Moment gekommen war, trat sie hervor.
Ein in eine schwarze Kutte gehülltes Wesen.
Es näherte sich dem Altar.
Der Kopf war unter einer tief nach unten gezogenen Kapuze verborgen. Wer einen Blick in sein Gesicht erhaschen wollte, entdeckte nur ein einziges schmales, grün leuchtendes Auge.
Ein nicht fassbarer Wind drang in den Tempel. Das Wesen hob die Arme, wobei die Ärmel nach unten rutschten und grau-bleiche Skeletthände freigaben.
Ein Raunen und Flüstern hallte durch das Reich des Unheimlichen. Alle Anwesenden wussten um die Bedeutung dieser Geste: Der Exorzist war dabei, das Ritual zu beginnen!
Es waren Schatten, die an den Wänden, in den Nischen und hinter den Säulen des Tempels lauerten. Körperlose schwarze Geschöpfe, die keinen eigenen Willen und keine Persönlichkeit mehr hatten, sondern allein auf die Worte ihres Meisters hin agierten. In diesen Momenten traten sie lediglich als Wächter und Zuschauer auf, das Ritual selbst durfte nur die Gestalt in der schwarzen Kutte ausführen.