John Sinclair 2431 - Rafael Marques - E-Book

John Sinclair 2431 E-Book

Rafael Marques

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Beschreibung

Mein eigener Anblick trieb mich fast in den Wahnsinn! Nicht genug damit, dass ich nicht mehr Herr über meinen eigenen Körper war und fremde Gedanken meinen Kopf beherrschten, die mich dazu trieben, in die Grafschaft Kent zu fahren und einen mir völlig unbekannten Mann zu töten - ich wurde auch noch mit einem fremden Gesicht im Spiegel konfrontiert. Das Herz schlug mir bis zum Hals. Nicht nur hervorgerufen durch das Gesicht im Innenspiegel des BMW, ich hatte auch Angst davor, was ich sehen würde, wenn ich den Mund öffnete. Der fremde Geist in meinem Körper las meine Gedanken und wollte mich noch mehr quälen. Mein Kiefer sank nach unten, ich zog die Lippen zurück und sah meine Zähne - und zwei überlange Hauer, die aus dem Oberkiefer ragten. Es bestand kein Zweifel mehr: Ich, John Sinclair, war zu einem Vampir geworden!


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Seitenzahl: 134

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

Mein Pakt mit dem Vampir (Teil 2)

Ian Rolf Hill's Leserseite

Vorschau

Impressum

Mein Pakt mit dem Vampir(Teil 2)

von Rafael Marques

Mein eigener Anblick trieb mich fast in den Wahnsinn!

Nicht genug damit, dass ich nicht mehr Herr über meinen eigenen Körper war und fremde Gedanken meinen Kopf beherrschten, die mich dazu trieben, in die Grafschaft Kent zu fahren und einen mir völlig unbekannten Mann zu töten – ich wurde auch noch mit einem fremden Gesicht im Spiegel konfrontiert. Kantiger, mit der braun gebrannten Haut eines europäischen Südländers und pechschwarzen Haaren.

Das Herz schlug mir bis zum Hals. Nicht nur hervorgerufen von dem Gesicht im Innenspiegel des BMW, ich hatte auch Angst davor, was ich sehen würde, wenn ich den Mund öffnete.

Der fremde Geist in meinem Körper las meine Gedanken und wollte mich noch mehr quälen. Mein Kiefer klappte nach unten, ich zog die Lippen zurück und sah meine Zähne, die aber nicht mehr meine waren, denn zu ihnen gehörten nun zwei überlange Hauer, die aus dem Oberkiefer ragten.

Es bestand kein Zweifel mehr: Ich, John Sinclair, war zu einem Vampir gewor‍den!

Sechs Tage zuvor

Mit glitzernden Augen betrachtete der Mann die Terrasse auf der Rückseite seines Hauses, in dem schon viele Generationen seiner Familie ihr Leben verbracht hatten. Sein Blick haftete sich dabei auf eine bestimmte Stelle, an der er stets einen Topf mit blühenden Rosen platzierte. Sie waren die Lieblingsblumen seiner Mutter gewesen, die sich Zeit ihres Lebens einen Rosengarten für den Hof gewünscht hatte. Seinem Vater war es jedoch nie in den Sinn gekommen, ihr diesen Wunsch zu erfüllen.

»Hallo, Mum – hallo, Dad«, sprach er seine verstorbenen Eltern an und faltete dabei die Hände. »Es ist schon wieder eine Weile her, dass ich mit euch gesprochen habe. Wie ihr wisst, habe ich schon vor einer ganzen Weile die Frau meines Lebens kennengelernt. Ein Traum ist in Erfüllung gegangen, als sie meinen Heiratsantrag angenommen hat. Doch inzwischen glaube ich, dass sie mich nicht so liebt, wie ich sie liebe. Sie wird bald fortziehen und will unsere Verbindung auch über die weite Distanz bestehen lassen, doch nun will sie mich nicht mehr heiraten. Dabei habe ich mir so sehr gewünscht, für alle Ewigkeit mit ihr zusammen zu sein. Gerade jetzt, da ich bald das ewige Leben erreichen werde, wollte ich mein Glück mit ihr teilen.«

Danny Bradshaw versagte die Stimme. Er ging vor dem Blumentopf in die Hocke und strich mit den Händen über die Steinplatten. Niemand außer ihm wusste, dass seine Eltern an diesem Ort ihre ewige Ruhe gefunden hatten. All seine Bekannte dachten, sie hätten ihm den Hof überschrieben und wären zu einer langen Weltreise aufgebrochen.

Insgeheim wünschte er sich, das wäre die Wahrheit. Damit hätte er viel besser leben können als mit der furchtbaren Tatsache, dass er sie vor zwei Jahren im Streit erschlagen und ihre Leichen hinter dem Haus vergraben hatte. Anschließend hatte er die Unterschrift seines Vaters gefälscht, und nun führte er allein den Hof – zumindest dann, wenn Holly, seine Verlobte, ihm nicht unter die Arme griff, was sie hin und wieder tat.

Es war bereits nach 22 Uhr, als er sich ins Haus begab und sich dem Wohnzimmertisch näherte, auf dem immer noch der Aschenbecher seines Vaters stand. Viel hatte er nach dem Tod seiner Eltern nicht verändert. Weniger, um dem Eindruck zu erwecken, er würde wirklich jederzeit mit ihrer Rückkehr rechnen, sondern vielmehr, weil sich ein Teil von ihm wünschte, sie wären noch am Leben.

Deshalb redete er auch immer wieder mit ihnen, in der Hoffnung, ihre Seelen könnten ihn erhören und würden ihm irgendwann vergeben.

Danny mochte auf andere einen unterkühlten, ja, sogar gefühlsarmen und berechnenden Eindruck machen, doch das war nur eine Seite seines Charakters. Er sah sich selbst als sehr sensibel und anlehnungsbedürftig an, ein Zug, von dem er wusste, dass er gelegentlich ins andere Extrem überschlug. Das spürte er besonders seiner Verlobten gegenüber, die er am liebsten gar nicht mehr losgelassen hätte.

Umso härter traf ihn die Aussicht, sie bald zu verlieren, denn dass ihre Beziehung über Hollys Studium hinweg halten würde, bezweifelte er stark. Er war nicht naiv, nur weil er ein Landei war.

Er wollte sie unbedingt! Und wenn sie sich nicht für ihn entschied, sollte sie niemand anderes bekommen!

Es wurde Zeit. Der Ruf wurde stärker, und er dachte gar nicht daran, ihm Widerstand zu leisten. Sein Plan stand bereits fest: Um sich ein Alibi zu verschaffen, hatte er bereits Holly gegenüber behauptet, einen Traktor reparieren zu wollen. Die Besitzer der umliegenden Höfe kannten bereits seine Angewohnheit, während der Arbeit Opern im Radio zu hören, also würde er es entsprechend laut einstellen. In Wirklichkeit aber würde er den Hof verlassen, um etwas zu Ende zu bringen, das sich nicht aufschieben ließ.

Zunächst erledigte er seine Arbeit in der Lagerhalle, um anschließend wieder ins Haus zurückzukehren und sich dort in sein altes Kinderzimmer zu begeben. Dort lagerten zwei Artefakte, die ihm vor einiger Zeit bei der Entrümpelung des Dachbodens in die Hände gefallen waren. Dunkel erinnerte sich Danny daran, von Dad gehört zu haben, dass dessen Großvater allerlei wunderliche und esoterische Dinge gesammelt habe, die mit Kelten und Druiden in Verbindung standen.

Lange Zeit hatte er nicht mehr daran gedacht, dann aber war er vor einigen Wochen auf diese Gegenstände gestoßen.

Nun stand er vor ihnen, in einem Zimmer, dass er seit vielen Jahren nur noch selten betrat. Dicke Spinnweben spannten sich über die Schränke, in denen immer noch Bücher, Computerspiele und Filme aus seiner Jugendzeit lagerten, während der Schreibtisch von einer Staubschicht bedeckt war.

Auf dem Nachttisch seines alten Bettes lagen die Maske und der Dolch, die sein Leben grundlegend verändert hatten. In ihnen steckte eine fremde Kraft, der Geist eines Druiden, der vor unendlich langer Zeit in diese Artefakte gebannt worden war und nun die Chance nutzen wollte, sich für sein Schicksal zu rächen. Danny hatte er für seine Hilfe das ewige Leben versprochen. Dafür musste er ihm Seelen liefern, mit denen der Druide einen Teil seiner alten Kräfte zurückerhielt. Anschließend wollte er in seine Heimat, eine Welt namens Aibon, zurückkehren, wo noch immer seine Peiniger hausten.

Obwohl Danny einst seine Eltern im Affekt erschlagen hatte, war er kein Killer. Hätte er den Dolch niemals in die Hand genommen, wäre er sicher nicht auf die Idee gekommen, nach einsamen Frauen zu suchen, diese zu entführen und im Keller seines Hauses zu töten.

Andererseits konnte die Aussicht auf ewiges Leben den Charakter eines Menschen auf drastische Weise ändern.

»Ich tue das für ein höheres Ziel«, murmelte er und spürte zugleich, dass diese Erklärung allein nicht ausreichte.

Äußerlich ließ er sich seine Taten nicht anmerken, in seinem Inneren dagegen kochte er. Schloss er die Augen, sah er die vor Angst verzerrten Gesichter seiner Opfer und erlebte noch einmal, wie er ihnen den Dolch in die Brust rammte.

Dass er nicht an einer Psychose litt, sondern der Geist des Druiden real existierte, hatte er daran erkannt, dass aus den Körpern der toten Frauen feinstoffliche, durchsichtige Gebilde hervorgeflossen und in die grün glänzende Klinge des Dolches eingedrungen waren. Mit jedem Mal waren seine eigenen Kräfte und damit auch die des Geistes gestiegen, und nun, mit dem fünften Opfer, sollte das Ritual beendet werden.

Seine Finger berührten die Maske und damit sprödes, trockenes Holz, an dem einige Splitter herausragten. Über die Vorderseite war die Gesichtshaut des Druiden gespannt, die ihm, als man ihn ermordet hatte, bei lebendigem Leibe vom Schädel gezogen worden war. Sie zeigte harte Züge mit tiefen Falten, die sich auch dann nicht bewegten, als sich Danny die Maske vors Gesicht presste. Es war nicht nötig, sie im Nacken zu befestigen, sie schmiegte sich fest an seine Haut.

Heute Nacht wird der Kreis geschlossen, vernahm er die Stimme des Druiden, die immer klang, als würde jemand Danny aus einer endlos tiefen Schlucht etwas zurufen. Ich erhalte die Kraft, nach Aibon zurückzukehren und dir das ewige Leben zu schenken.

Danny erwiderte nichts. Stattdessen tastete er nach dem Dolch mit dem klobigen goldenen Griff und hob die schimmernde Stichwaffe an. Es war nicht so, dass sein Körper vom Geist des Druiden übernommen wurde, trotzdem überkam ihn das Gefühl, sich in einen anderen Menschen zu verwandeln. Einen, der keine Gnade kannte und für sein Ziel – die Unsterblichkeit – über Leichen ging.

Mit der Maske vor dem Gesicht verließ er das Haus und schlich schließlich über einen der umliegenden Feldwege. Bislang waren ihm seine Opfer fast immer quasi direkt in die Arme gelaufen, außer einmal, als er eine Frau mehrere Stunden hatte verfolgen müssen, um sie dann niederzuschlagen und in sie in seinen Geländewagen zu laden.

Das mannshohe Getreide bewegte sich schwach im Wind, wobei das Rascheln der Ähren seine innere Spannung zusätzlich anstachelte. Er gierte danach, jemandem den Dolch in die Brust zu rammen. Es mussten Frauen sein, das verlangte der Druide, ohne dass er dafür einen Grund genannt hatte. Danny war es gleich, er sehnte sich nach nichts mehr als dem ewigen Leben.

Ein böses Lächeln huschte über sein Gesicht unter der Maske, als er in der Ferne einen flackernden Lichtschein ausmachte. Es stammte von einem Fahrrad, das erkannte er sofort. Wie leichtsinnig musste man sein, mitten in der Nacht auf einem so einsamen Weg zu fahren, wo doch schon vier Frauen spurlos verschwunden waren?

Danny zog sich in das Feld zurück und versteckte sich zwischen den Halmen. Sekunden verstrichen, bis der Fahrradfahrer ihn passierte. In der Dunkelheit konnte Danny nicht erkennen, ob es sich bei der Person um einen Mann oder eine Frau handelte.

Danny trat zurück auf den Weg, und als hätte der nächtliche Radler seine Intention durchschaut, drehte er sich unvermittelt um, woraufhin Danny in das gegenüberliegende Feld huschte.

Obwohl er die Gestalt der Person nur einen Augenblick lang wahrgenommen hatte, wusste er sofort, dass es sich bei ihr um Holly handelte!

Was tue ich hier?

Will ich das wirklich tun?

Es ist Holly, verflucht!

Trotzdem ...

Ob er durch den Geist des Druiden angestachelt wurde oder sich in seinem Wahn in den Zwist mit seiner Verlobten hineinsteigerte, blieb für ihn ein Rätsel. Wie es auch war, er ließ sich zu Gedanken hinreißen, die ihm bisher nur in den einsamsten Stunden gekommen waren, und er wäre unter normalen Umständen wahrscheinlich nie fähig gewesen, sie in die Tat umzusetzen. Jetzt aber wollte er unbedingt dafür sorgen, dass es Holly nicht gelang, sich von ihm zu lösen. Sie würde ihm gehören, für immer und ewig.

Als unsterbliche Seele!

Wie auch schon bei seinen bisherigen Opfern belauerte er sie minutenlang, mit dem kleinen Unterschied, dass sich diese Hatz nun auf seinem eigenen Hof abspielte. Wieso war Holly überhaupt hier, nachdem sie sich erst nicht von ihm abholen lassen wollte? Wegen dieser für ihn unverständlichen Entscheidung hatte er überhaupt erst beschlossen, sich in dieser Nacht das fünfte Opfer zu suchen. Und nun? Wollte sie sich bei ihm entschuldigen?

Dafür war es viel zu spät, nur ahnte sie das natürlich nicht.

Schritt für Schritt schlich er sich an sie heran, während sie sich der Lagerhalle näherte, vor der Tür aber noch einmal zögerte. Plötzlich drehte sie sich zu ihm um – und riss die Augen vor Schrecken weit auf.

»Nein!«, stieß sie entsetzt hervor und wich zurück.

Vor Dannys Augen entstand ein greller Schimmer, wahrscheinlich ausgelöst durch den Druiden, der seinen Triumph bereits so nahe sah. Er selbst hingegen zögerte, seine Brust zog sich wie unter einem Krampf zusammen, und beinahe wäre er herumgewirbelt und davongerannt.

Sei stark!, schrie ihm der Druide mit schriller Stimme zu. Sie hat dich verraten!

Diese Worte sorgten dafür, dass der letzte Widerstand in Dannys Herz brach.

»Nein«, hauchte Holly hervor, während er sich in Bewegung setzte. »Geh weg! Lass mich in Ruhe! Mein Verlobter wird dich ...«

Hollys Worte trafen ihm ins Herz wie unsichtbare Pfeile, aufhalten konnten sie ihn allerdings nicht. Er wollte, nein, er musste sie töten! Nur auf diese Weise würde er dafür sorgen können, dass sie die Ewigkeit zusammen verbrachten.

Deshalb riss er den Dolch hoch, um seiner Verlobten die Klinge in den Leib zu rammen.

Doch plötzlich erwachte Hollys Überlebenswille. Bevor es ihm gelang, den tödlichen Stich zu führen, stieß sie einen kurzen Schrei aus und rannte vom Hof.

Sie lief sie viel zu langsam, um ihm entkommen zu können. Auf einem Feldweg holte er sich schließlich ein und versetzte ihr einen Faustschlag in den Rücken. Holly fiel mit einem Aufschrei zu Boden.

Danny packte seine wimmernde Verlobte an der Schulter und drehte sie auf den Rücken. Ohne die Maske hätte er wahrscheinlich gezögert, so hingegen war er von seinem grausamen Vorhaben absolut überzeugt.

»Nun schließt sich der Kreis!«, wiederholte er die Worte des Druiden – und rammte Holly den Dolch mitten ins Herz!

Zwei Tage später

Die Zeit war reif, in dieser Nacht würde es geschehen.

Unweit des Hofes, nahe der Küste, gab es eine Steinformation, die von den Einheimischen Stones of Hoo genannt wurde. Es lag Jahrzehnte zurück, dass sich zuletzt Heimatforscher mit diesem Relikt aus alter Zeit beschäftigt und dort sogar eine Hinweistafel aufgestellt hatten. Hin und wieder zog es Touristen an diesen unheimlichen Ort, die Bewohner der umliegenden Dörfer hielten sich dagegen von ihm fern.

Hinter vorgehaltener Hand erzählte man sich so manche Geschichte über die Megalithen. Es hieß, bis vor etwa über tausend Jahren hätten sie noch einen Kreis gebildet, bevor einige der Steine für einen Vorgängerbau der Kirche von Allhallows benutzt wurden. Doch da auf den Steinen ein Fluch lastete, stürzte das Bauwerk ein und begrub zahlreiche Bewohner des Dorfes unter sich.

Andere behaupteten, der ehemalige Steinkreis wäre ein Hort dunkler Engel, die bei bestimmten Sternenformationen seltsame Tänze am wolkenlosen Nachthimmel aufführten. Kam man ihnen zu nahe, wurde man in eine andere Welt gerissen, in das Reich der Märchen und Legenden, wo man entweder seine Erfüllung oder den Tod fand. In jedem Fall kehrte man nie in sein altes Leben zurück.

Danny Bradshaw kannte diese Geschichten von seinen Großeltern, die noch vor seiner Einschulung gestorben waren. Lange Zeit hatte er sie vergessen, bis der Druide, mit dessen Seele er nach Beendigung des Rituals verschmolzen war, ihm von diesem Ort berichtete. Dieser sollte nicht nur ein Tor zur Heimatwelt des Druiden sein, nach Aibon, sie beide konnten auch dorthin gelangen, an dem der Druide einst seinen Körper verloren hatte.

Der Druide erinnerte sich noch an einen Tempel, in dem engelartige Wesen mit bizarren, schmalen und zugleich vertikal in die Länge gezogenen Köpfen hausten, die man Exorzisten nannte. Ihnen untergeben waren grüne Geister mit einem einzigen schwarzen Auge. Grün war auch die Farbe des Druidenparadieses, wie einige Aibon nannten.

Warum waren sie nicht sofort nach dem Ende des Rituals nach Aibon gereist?

»Es dauert eine Weile, bis unser beider Seelen verschmolzen sind«, hatte der Druide Danny geantwortet. »Außerdem ist es nicht in jeder Nacht möglich, mittels der Steine nach Aibon zu reisen. Ich glaube, die Engel haben sehr lange geschlafen, doch als mein Geist wieder aktiv wurde, sind auch sie erwacht und bereiten sich auf meine Ankunft vor.«

In dieser Nacht sollte es so weit sein. Allzu viel vorbereiten musste Danny nicht, da er durch den Einfluss des Druiden zu einem Wesen geworden war, das über den Menschen stand. Er musste weder essen noch trinken und benötigte auch keinen Schlaf. Seine zukünftige Ernährung würde aus weiteren Seelen bestehen, was bedeutete, dass das Töten niemals aufhören würde.

Mit dem Ritual war dies zu einem Teil seiner Persönlichkeit geworden, weshalb ihn auch der Mord an seiner geliebten Holly nicht mehr schmerzte. Immerhin steckte ja ein Teil von ihr in dem Dolch, der allerdings nicht die einzige Waffe war, mit der er sich nach Aibon begeben würde. Zur Sicherheit führte er auch eine Pistole mit sich, eine Hinterlassenschaft seines Vaters, mit der er sich jenen Kreaturen erwehren würde, die in den düsteren Wäldern des Druidenparadieses lauerten.

Erwartungsvoll blickte Danny aus dem Fenster und hinauf zu den Sternen, als das Telefon zu läuten begann. Zugleich bemerkte er in der Ferne ein einsames Scheinwerferpaar, das sich dem Hof näherte.