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John und Suko müssen das Geheimnis der mysteriösen Schatteninsel ergründen - und damit auch ein weiteres finsteres Erbe von Henry St. Clair, einem Vorfahren von John Sinclair und einst Mitglied der abtrünnigen Templer! John verschlägt es auf das unheimliche Eiland im Nebel - und damit in eine Dimension außerhalb unserer Welt! Auch er soll nun von dem Fluch belegt werden, den der Nebel über all jene legt, die er als Sünder erkennt. Denn John hat angeblich jene Menschen sterben lassen, die er am allermeisten liebte!
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Seitenzahl: 136
Veröffentlichungsjahr: 2025
Cover
Das Geheimnis der Schatteninsel
Grüße aus der Gruft
Vorschau
Impressum
Das Geheimnis der Schatteninsel
(Teil 2 von 2)
von Rafael Marques
Ich erlebte das Geschehen, als würde ich über meinem eigenen Körper schweben. Suko und ich standen Seite an Seite auf dem Deck der Yacht, unsere Berettas auf die beiden Männer neben dem Steuerrad gerichtet.
Einer der Baphomet-Templer hielt seine Dolche an die Kehle einer Frau namens Estelle Lacroix, die wir eigentlich beschützen wollten. Der andere Götzendiener zielte mit seiner Pistole auf uns und bedachte uns mit einem teuflischen Grinsen. Offenbar genoss er unsere Hilflosigkeit, zumal neben uns Zombies über die Reling kletterten, um sich in blanker Mordlust auf uns zu stürzen.
Was sollten wir tun? Schießen und das Leben der Frau riskieren? Oder gegen die Zombies kämpfen, während uns der kräftigere der beiden Geiselnehmer unter Beschuss nehmen würde?
Ich muss stark sein!
Ich muss mich zusammenreißen!
Jetzt nicht die Nerven verlieren!
Wieder und wieder hämmerten diese Sätze durch Estelles Kopf, seit die beiden Männer mit dem blutigen B auf den Stirnen erschienen waren und sie überwältigt hatten.
Nicht einmal John Sinclair, der Mann, dem es gelungen war, diese schrecklichen Schattenwesen mit seinem Kreuz zu vertreiben, würde sie noch retten können. Einer der beiden Angreifer drückte sogar zwei Dolche an ihre Kehle, über die bereits ein dünner, warmer Blutfaden rann.
Eine für sie unglaublich lange Zeit gelang es ihr tatsächlich, sich zusammenzureißen. Sie war überzeugt gewesen, dass sie nichts mehr aus der Fassung bringen würde, immerhin klammerte sie sich schon lange nicht mehr an das eigene Leben.
Stattdessen suchte sie aktiv nach den Verbindungslinien zwischen Diesseits und Jenseits, um dort ihre verstorbene Tochter Sophie noch einmal wiederzusehen. Nur deshalb war sie in die Karibik gereist und hatte sich diese Yacht gekauft, in der Hoffnung, einen verschollenen Frachter zu finden, der angeblich von einer rätselhaften Nebelwolke verschluckt worden war.
Vor ihren Augen war er zurückgekehrt, übersät von Algen und mit Zombies an Bord. Und noch etwas war mit ihm aus dem Jenseits zurückgekehrt: ihre Sophie, die ihr nun schon mehrmals als Geist erschienen war.
Sie sah sich am Ziel, trotzdem fürchtete sie sich so sehr vor der Achtjährigen, die vor mehr als einem Jahrzehnt in ihren Armen gestorben war. Die Vorwürfe, die ihr der Geist machte, waren zu viel für sie.
Andererseits verliehen diese Ängste ihr nun die Überzeugung, dass die Situation, in der sie gerade steckte, nichts im Vergleich zu jenen Momenten war, als sie Sophie mit blutüberströmtem Gesicht und starren Augen vor sich stehen gesehen hatte.
Bis die Schläge gegen die Außenwände der Yacht zu hämmern begannen!
Diese fürchterlichen, dumpfen Geräusche ließen sie noch einmal die Geschehnisse der vergangenen Nacht durchleben. Hier, auf diesem Schiff, hatte sie die Leichen ihrer beiden Angestellten und den sterbenden Kapitän der ›Eternity‹, Jean Belmont, entdeckt. Die Untoten, die auf mysteriöse Weise vom Frachter verschwunden waren, nachdem dieser an einer Felseninsel vor der Küste von Marie-Galante auf Grund gelaufen war, hätten sie beinahe getötet. Doch dann war ihr ein mysteriöser Fremder zu Hilfe geeilt. Callum Conway, das einzige überlebende Besatzungsmitglied des Frachters, hatte sie gerettet, war aber ebenso schnell wieder verschwunden, wie er aufgetaucht war.
Kehrten die Zombies etwa jetzt zurück, um ihr blutiges Werk zu Ende zu bringen? Oder wollten sie Estelle Lacroix dafür bestrafen, dass sie nicht fähig war, sich den Vorwürfen ihrer Tochter zu stellen?
Der Gedanke daran ließ sie endgültig die Fassung verlieren. Sie schrie Dinge, ohne zu wissen, was sie da eigentlich von sich gab. Hätte der Mann mit den Dolchen sie nicht abgestützt, wäre sie zusammengebrochen und schluchzend auf dem Boden liegen geblieben.
Stattdessen musste sie mit versteinertem Blick miterleben, wie sich die vor Nässe triefenden lebenden Leichen über die Reling schoben und sich John und Suko näherten.
»Mama?«
Estelles Herz übersprang einen Schlag, als sie Sophies Stimme vernahm. Seit der Oberinspektor von Scotland Yard sie mit seinem Kreuz berührt hatte, war ihr der Geist ihrer Tochter nicht mehr erschienen. Nun hörte Estelle sie zum ersten Mal wieder, und Sophie stand nur etwas mehr als zwei Meter von ihr entfernt neben dem Steuerrad. Dass die beiden Männer nicht auf sie reagierten, bedeutete wohl, dass weiterhin nur sie in der Lage war, Sophie zu sehen.
»Ich habe Angst, Mama!«, rief ihre Tochter ihr zu. »Willst du mich nicht mehr haben?«
Die Angesprochene schüttelte den Kopf, was ihr irritierte Blicke ihrer Geiselnehmer einbrachte. »Ich will mit dir zusammen sein«, flüsterte sie unter Tränen. »Für immer und ewig.«
»Was zum ...?«, murmelte der Mann mit der Pistole und drehte sich zu ihr herum.
Estelle hingegen hatte nur Augen für Sophie, aus deren starren Augen Tränen zu rinnen begannen und sich mit dem Blut auf ihrem Gesicht vermischten.
»Der Mann mit dem Kreuz macht mir Angst«, gab ihre Tochter schluchzend zu verstehen. »Wenn er bei dir ist, kann ich nicht mit dir zusammen sein. Du musst ihm sagen, dass er gehen soll.«
Geschockt schüttelte Estelle den Kopf. »Das kann ich nicht. Er will mir helfen.«
»Stoß ihn ins Meer!«, schrie Sophie mit einer so stiller Stimme, dass Estelle zusammenfuhr. »Ich will mit dir zusammen sein, Mama!«
»Und ich mit dir!«
»Seien Sie endlich still, verflucht!«, fuhr sie der Kerl mit der Pistole an, während sein Komplize ihr die Dolche noch fester gegen die Kehle drückte.
Estelle gurgelte auf, doch als ein Ruck durch den Körper ihres Peinigers ging, löste sich der Druck von ihrem Hals. Die Klingen glitten langsam herab, während der Mann einen Schritt zurücktrat und sich entgeistert zur Seite drehte.
Dadurch erkannte sie, dass der Griff eines anderen Dolches aus seinem Rücken ragte, dessen Klinge bis zum Schaft in seinen Körper gedrungen war.
Laute Schreie wehten über die Gangway, nur nahm Estelle sie kaum wahr. Sie sah nur ihre Tochter, die ihr noch einmal zurief, John Sinclair ins Meer zu stoßen.
»Ja, ich werde es tun«, hauchte Estelle Lacroix und spürte, wie neue Kräfte durch ihre Adern flossen. Mit einem wilden Schrei auf den Lippen schlug sie um sich und stieß den Mann mit der Pistole zur Seite.
Sie war wie von Sinnen und gleichzeitig so klar im Kopf wie selten. Sophie sollte sich vor nichts und niemandem fürchten.
Deshalb musste John Sinclair verschwinden!
Sekunden verstrichen, die mir wie Stunden vorkamen. Die Zombies drückten sich über die Reling, in reiner Gier nach Blut, Menschenfleisch und Tod.
Insgesamt vier lebende Leichen waren es, allesamt in braunen, zerschlissenen Arbeitsoveralls und mit aufgedunsener, bläulich angelaufener Haut, wobei Teile ihrer Körper bereits skelettiert waren. Der Geruch, den sie ausströmten, erinnerte mich an den eines Ghouls.
An sich wäre die Lage für uns gar nicht einmal so gefährlich gewesen. Wenngleich man schwarzmagische Wesen niemals unterschätzen darf, stehen Zombies auf der untersten Stufe der Hierarchie. Man braucht nicht mal unbedingt eine Silberkugel, um sie zu vernichten. Bei vielen reicht es, wenn man ihnen den Kopf abschlägt oder ihren Schädel zerstört.
Ich hätte auch das Kreuz aktivieren oder Suko seine Dämonenpeitsche einsetzen können, nur waren da eben noch die beiden Baphomet-Templer, die die Situation zu ihren Gunsten ausgenutzt hätten.
Also blieb uns nichts weiter übrig, als bis zum letzten Moment abzuwarten, um das Leben von Estelle Lacroix nicht aufs Spiel zu setzen.
Als hätte die französische Millionärin meine Gedanken gelesen, änderte sich ihr Verhalten schlagartig. Sie wandte den Blick von uns ab und begann mit einer anderen Person zu reden, die für mich nicht zu sehen war.
Selbst die Götzendiener wirkten irritiert und wurden von ihrem Verhalten abgelenkt. Diese Chance ließ ich mir nicht entgehen.
»Suko!«, zischte ich, ohne die Mündung meiner Beretta einen Deut zur Seite zu schwenken.
»Verstanden.«
Aus den Augenwinkeln verfolgte ich, wie mein Partner einen röhrenartigen Stab unter seiner Jacke hervorzog, damit einen Kreis über den Boden schlug und so die drei aus der Haut des Dämons Nyrana gefertigten Riemen der Peitsche hervorgleiten ließ. Es handelte sich um eine hundertfach geübte Bewegung und gleichzeitig eine Art Ritual, mit dem sich der gebürtige Chinese zum Kampf bereitmachte.
Zombies an sich sind tumbe Geschöpfe, die sich nur träge bewegen und keine Intelligenz haben. Ihre Gefährlichkeit liegt in ihren übermenschlichen Kräften und ihren Bissen, durch die sich ihre Opfer ebenfalls in Zombies verwandeln. Zumindest, wenn die Untoten sie nicht vorher töten.
Eine der widerlichen Gestalten streckte bereits seine Hände mit den zu Klauen verkrampften Fingern nach meinem Partner aus, als dieser den rechten Arm zum Schlag erhob und die Riemen gegen das halb verweste Gesicht seines Gegners klatschen ließ.
Der Untote stieß einen undefinierbaren Laut aus und presste sich die Hände auf die Wunden, die durch die Magie der Peitsche entstanden waren und sich tiefer und tiefer in sein vermodertes Fleisch gruben.
Was Suko anschließend tat, bekam ich schon nicht mehr mit. Etwas geschah neben dem Steuerrad. Nicht nur, dass sich Estelle Lacroix mit jemandem unterhielt, der aber nicht zu sehen war. Plötzlich ging ein Ruck durch den Mann mit den beiden Messern. Stöhnend wankte er zurück und drehte sich zur Seite, sodass ich den Griff eines Dolchs sah, der aus seinem Rücken ragte.
Jetzt wäre die Gelegenheit gekommen, den zweiten Baphomet-Templer mit einem gezielten Schuss außer Gefecht zu setzen. Doch Estelle Lacroix machte mir einen Strich durch die Rechnung, indem sie den Mann wuchtig zur Seite stieß, sich nach vorn warf und die Stufen zu mir herab mit einem einzigen Sprung überwand.
Etwas lag in den Augen der Frau, das mich erschaudern ließ. Blanke Verzweiflung vermischt mit einer wilden Entschlossenheit. Mit verzerrten Zügen jagte sie auf mich zu, während um mich herum der Kampf zwischen den Untoten und meinem Partner tobte.
Im nächsten Moment hatte mich Estelle Lacroix erreicht. Sie stieß meinen Waffenarm zur Seite, packte mich am Kragen, riss mich mit übermenschlicher Kraft in die Höhe und wuchtete mich über die Reling.
Wieder glaubte ich, das Geschehen in Zeitlupe zu verfolgen. Ich hörte den überraschten Ruf meines Partners, ebenso dumpfe Schritte, die sich von der Reling her näherten. Gleichzeitig lösten sich die Finger der Frau von mir, und ich kippte endgültig in die Tiefe.
Von einem Moment zum nächsten geriet ich in eine andere Welt.
Ich tauchte ins Wasser ein und schlug dabei um mich, ohne daran zu denken, dass ich eigentlich an die Oberfläche schwimmen musste. Dabei stieß meine rechte Hand gegen etwas Weiches, das in den nächsten Sekunden in mein Blickfeld geriet.
Verschwommen nahm ich die Umrisse eines menschlichen Körpers wahr und starrte auf einen fast vollständig skelettierten Schädel.
Direkt über mir trieb ein weiterer Untoter, der mordgierig die Klauen um meinen Hals legte und zudrückte.
Erst schlug ich nur um mich, bis ich mein Hemd aufriss. Dadurch kam das Kreuz zum Vorschein, dessen Ausstrahlung allein dafür sorgte, dass der Untote von mir abließ.
Ich bekam meinen Talisman zu fassen und presste ihn mitten in die Skelettfratze der lebenden Leiche.
Eine Art lautlose Explosion erfolgte, durch die der Kopf meines Gegners zerrissen wurde.
Die Gefahr schien gebannt, weshalb ich versuchte, mit hastigen Schwimmbewegungen wieder an die Wasseroberfläche zu gelangen.
Doch unvermittelt sah ich mich von mehreren Schatten umringt. Diesmal zeigten sie sich mir nicht als Geister, sondern als stoffliche Wesen, die mich an den Schultern, der Hüfte und den Beinen packten und erbarmungslos in die Tiefe zogen.
Ich wollte schreien, nur drang natürlich kein Laut über meine Lippen.
Im nächsten Moment verschwamm mein Bewusstsein, wobei ich hineinglitt in eine lichtlose Schwärze ...
Dass feuchte, stinkende Hände nach ihm griffen und sich die Mäuler untoter Geschöpfe noch weiter öffneten, um ihm die Zähne ins Fleisch zu schlagen, wurde für Suko schlagartig zweitrangig.
Gerade noch hatten er und sein Partner nicht gewusst, was sie tun sollten, um Estelle Lacroix' Leben zu retten, und nun stürmte ausgerechnet jene Frau auf John zu und warf ihn mit übermenschlicher Kraft ins Meer.
Während John über die Reling kippte und aus Sukos Blickfeld verschwand, sackte Estelle Lacroix in sich zusammen.
Doch zunächst musste Suko mit den Zombies fertigwerden. Von allen Seiten stürzten sie sich auf ihn, um ihn in Stücke zu reißen.
Wie aus weiter Ferne hörte er dumpfe Schritte über das Deck hallen. Darum konnte er sich jetzt nicht kümmern, immerhin ging es um sein Leben.
Zwei der Untoten warfen sich zugleich auf ihn. Feuchte, kalte Finger glitten über seine Kehle und klatschten gegen sein Gesicht, während die Riemen der Dämonenpeitsche ebenfalls auf Widerstand trafen. Er vernahm die grunzenden Laute der Zombies, und unvermittelt roch es nach verbranntem Fleisch, als sich die Magie seiner Waffe durch die untoten Körper zu fressen begann.
Die Untoten kippten zur Seite, wodurch Suko erkannte, dass sich die Situation an Deck massiv verändert hatte.
Zwei weitere Männer waren erschienen, unter ihnen eine Art Ritter, der sogar noch ein Kettenhemd und einen Stoffüberzug mit dem Emblem der Templer trug.
Er stellte sich einem der Baphomet-Jünger in den Weg, der sich trotz des in seinem Rücken steckenden Dolches wieder gesammelt hatte und den Tempelritter mit seinen beiden Messern attackierte.
Gleichzeitig trieb ein anderer, in einen schwarzen Regenmantel gehüllter Mann die verbliebenen Untoten mit seiner Machete zurück.
Das musste Callum Conway sein!
Gebannt verfolgte Suko, wie der Ritter sein Schwert schwang und der jüngere der beiden Götzendiener den Schlag mit seinen beiden Messern parierte.
Auch der zweite Diener Baphomets hatte sich inzwischen wieder gefangen und richtete die Mündung seiner Pistole auf den unbekannten Ritter.
Suko griff ein, indem er die Beretta in Richtung des Mannes schwenkte und zweimal abdrückte.
Eine der Kugeln drang in die Schulter des Baphomet-Templers, der durch die Trefferwucht zur Seite geschleudert wurde.
Statt zusammenzubrechen, stieß er einen wütenden Ruf aus, warf sich über die Reling und verschwand aus Sukos Blickfeld.
Wenige Meter neben Suko kämpfte der Ritter weiter gegen den Mann mit den Messern, während Callum Conway in Bedrängnis geriet. Dem Zombie war es gelungen, den Waffenarm des Matrosen zu fassen zu bekommen. Seine andere Hand schnappte nach Conways Kehle, der den Kräften der untoten Gestalt nicht gewachsen war.
Suko huschte auf die lebende Leiche zu, drückte ihr die Mündung der Beretta an den Hinterkopf und feuerte eine Silberkugel in den aufgedunsenen Schädel. Die Kraft des geweihten Geschosses genügte, um ihn wie eine überreife Frucht zerplatzen zu lassen.
Blieb noch der Baphomet-Templer.
Der Mann mit der Scheitelfrisur trieb den Ritter immer wieder zurück, indem er seine Messer wild durch die Luft schwirren ließ. Dass er kein normaler Mensch mehr war, zeigte sich nicht nur daran, dass er die Klinge in seinem Rücken einfach wegsteckte. Der Buchstabe auf seiner Stirn glühte blutrot auf, wie es einst bei Will Mallmann alias Dracula II der Fall gewesen war.
Doch auch der Ritter verfügte über erstaunliche Kräfte. Mit einer geschickten Bewegung ließ er seinen Gegner ins Leere laufen, um ihm dann die Faust ins Gesicht zu schmettern.
Der knapp über zwanzig Jahre alte Mann taumelte benommen einige Schritte übers Deck. Diesen Moment nutzte der Ritter aus, um sein Schwert kreisen zu lassen und ihm den Kopf vom Körper zu schlagen.
Der Schädel des Götzendieners schlug zu Boden, und aus dem Anfangsbuchstaben seines Meisters schossen rötliche Flammen. Innerhalb weniger Sekunden verzehrten sie Haut und Haare des Toten, bis lediglich die blanken Knochen zurückblieben.
Dieser Vorgang lieferte den letzten Beweis, dass dieser Mann kein Mensch mehr gewesen war, sondern ein schwarzmagisches, von Baphomet beherrschtes Wesen.
»Die falschen Templer existieren also immer noch«, stellte der Ritter fest, der sein Schwert in die Scheide an seinem Rücken steckte. »Baphomets Arm reicht offenbar bis in die Gegenwart.«
Suko wusste nicht so recht, was er dem Fremden antworten sollte. Ihn beschlich eine Ahnung, wen er da vor sich sah, nur waren im Augenblick andere Dinge wichtiger. Jetzt, da der Kampf beendet war, wurde ihm erst so richtig bewusst, in welcher Gefahr John schwebte.
Er wirbelte herum und eilte zu der Stelle, an der Estelle Lacroix schluchzend zusammengesunken war. Von ihr drohte keine Gefahr mehr, allerdings fehlte von John jede Spur. Das Wasser lag still unter ihm und war relativ klar, sodass er bis einige Meter unter die Oberfläche blicken konnte.
Da waren keine Luftblasen zu sehen und auch nicht der Schatten eines Körpers.
»John«, ächzte der Inspektor, während er erschauderte und seine Hände um das Geländer krampfte. »Sag mir nicht, dass du ...«
Nein, nein, das durfte nicht sein. So einfach starb sein Partner nicht, das stand für ihn fest. Nach so vielen gemeinsamen Abenteuern hatte er gelernt, dass sich immer ein Weg zur Rettung bot, egal, wie aussichtslos die Situation auch sein mochte.