Jugendliche begleiten - Joachim Armbrust - E-Book

Jugendliche begleiten E-Book

Joachim Armbrust

4,8

Beschreibung

Die Pubertät ist eine Umbruchzeit, eine Herausforderung für die Heranwachsenden wie auch für die Erwachsenen in ihrer Umgebung, z.B. Eltern und LehrerInnen.Jugendliche brauchen gut vorbereitete sanktionsarme Räume für eine wertbildende Kommunikation. Sie wollen Grenzerfahrungen machen, sie hinken mal der Lerngruppe hinterher, preschen ihr aber auch einmal voraus, sie wollen das Verhältnis zwischen eigener Wirksamkeit und eingesetztem Kraftaufwand herausfinden.Joachim Armbrust zeigt, was man über die Pubertät wissen muss und wie man Jugendlichen als verständnisvoller Begleiter am besten zur Seite steht: als aufmerksame Person, die Steuerungshilfe anbietet, aber nicht aufzwingt.

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Joachim Armbrust

Jugendliche begleiten

Was Pädagogen wissen sollten

Vandenhoeck & Ruprecht

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

ISBN 978-3-525-70121-8ISBN 978-3-647-70121-9 (E-Book)

© 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, GöttingenVandenhoeck & Ruprecht LLC, Oakville, CT, U.S.A.www.v-r.de

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt.Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Hinweis zu § 52a UrhG: Weder das Werk noch seine Teile dürfen ohne vorherige schriftliche Einwilligung des Verlages öffentlich zugänglich gemacht werden. Dies gilt auch bei einer entsprechenden Nutzung für Lehr- und Unterrichtszwecke. Printed in Germany.

Satz: SchwabScantechnik, GöttingenDruck und Bindung: Hubert & Co. Göttingen

Inhalt

Vorwort

Vorbemerkung des Autors

A  Die Jugendlichen als Akteure ihrer Entwicklungsaufgaben

I. Körperliche Veränderungen und psychosexuelle Entwicklung

II. Identitätsfindung, Geschlechtsrollenidentität, Selbstvertrauen

III. Freundschaft, Liebe, Partnerschaft

IV. Das Einsiedlerkrebssyndrom

V. Drehbuchautor der eigenen Lebensgeschichte werden

VI. Vorstellungen einer eigenen Lebenslandkarte entwickeln, die eigene Zukunft räumlich erfassen lernen

VII. Bastel-Biografie und Selbstbildung – Biografieerwartung

VIII. Wissens- und Erfahrungsteilhabe an der (späteren) Erwachsenenverantwortung

B  Formalistischer Bildungsansatz versus jugendliche Entwicklung

IX. Anforderungen der Überformungsbildung

X. Leistungsorientierung und Fortschrittsdistanz

XI. Kommunikationskultur in der Schule

XII. Schulklima

XIII. Eigene Leistungsgrenzen austesten, den eigenen Rahmen überschreiten

XIV. Das Lernen lernen – Bildungskultur und berufliches Lernen

XV. Personale Ressourcen der Jugendlichen

XVI. Peergroups als physisches und soziales Kapital

C  Relative Autonomie auf dem Konsumwaren- und Freizeitmarkt

XVII. Finanzielle Abhängigkeit und seelische Reifung – ein erschwerter Balanceakt

XVIII. Entwicklung eigener Handlungsmuster für die Nutzung des Konsumwaren- und Freizeitmarktes

D  Jugendliche Grenzgänge

XIX. Was tun bei selbstzerstörerischem Grenzverhalten?

XX. Wertebildung und Sinnstiftung im Erziehungsalltag

XXI. Familie / Schule als Zwischenlager auf dem Weg zum Gipfel des eigenen Lebens

XXII. Notwendige Hausaufgaben der Eltern / der Pädagogen

E  Gesellschaftliche Prozesse und jugendliche Entwicklung – abgebildet in angelegten, offenen Prozessen

XXIII. Ritualisierte Gestaltungsräume für Jugendliche schaffen – sanktionsarme Räume für wertbildende Kommunikation

Zum Autor

Vorwort

Die Lebensphase Jugend ist in den letzten dreißig Jahren immer länger geworden. Sie setzt wegen der Vorverlagerung der Pubertät immer früher ein und hört wegen der schwierigen Berufseinmündung immer später auf. Jugendlicher sein – das kann gut und gern fünfzehn oder sogar zwanzig Jahre andauern. Das ist keine Übergangsphase im Lebenslauf mehr, wie es für frühere Generationen noch typisch war, sondern eine Lebensphase eigenen Gewichts und eigenen Rechts. Eine Lebensphase, die eine breite Fülle von Entwicklungsaufgaben stellt, von der Annahme der körperlichen Veränderungen über die plötzlich auftretende Reflexions- und Bewusstseinsfähigkeit, die Ablösung von den Eltern und den Aufbau von Freundschafts- und Liebesbeziehungen bis hin zur Entwicklung von Berufskompetenzen und politischen Meinungen.

Joachim Armbrust setzt sich in diesem Buch mit den vielfältigen Entwicklungsaufgaben auseinander, die sich heute jedem jungen Mann und jeder jungen Frau stellen. Er kennt die Probleme der jungen Leute, ihre Mentalitäten und Denkmuster aus langjähriger Erfahrung als professionell geschulter pädagogischer Begleiter. In diesem Buch hat er seine Erfahrungen aufgeschrieben, für alle diejenigen, die als hauptberufliche oder ehrenamtliche oder auch als Laienpädagogen mit jungen Leuten zu tun haben. Der Leser spürt in jeder Zeile das immense Erfahrungswissen des Autors, lebendig ausformuliert ohne Schnörkel und Gehabe. Hier schreibt einer, der es keinesfalls für andere besser wissen will, sondern einer, dem es Spaß macht, seinen Schatz an Beobachtungen und Kenntnissen weiterzugeben. Ohne Scheu streut er seine vielfältigen Lernerfahrungen mit seinen eigenen Kindern ein. Der Leser wird so mitgenommen in einen Fluss voller Denkanstöße und produktiven Irritationen. Armbrust schafft es, bei seinen Lesern eigene Ideen und Kräfte freizusetzen und sie zu stärken für die alltägliche Begleitung von Jugendlichen.

Weit über zwanzig Jahre arbeitet der Autor mit Jugendlichen aller Altersgruppen und Schultypen zusammen, ist vielfältig in Schulprojekte involviert und hat durch »Peer-Involvement«-Projekte gemeinsam mit den engagiert beteiligten Jugendlichen im Alter zwischen 13 und 21 Jahren etliche bahnbrechende Vorhaben umgesetzt. Die Initiativen wurden mit bundesweit ausgeschriebenen Preisen belohnt. Durch diese Praxisnähe schafft es der Autor, in eindrücklicher Weise, die innere, für die Jugendlichen selbst oft noch unaussprechliche Erfahrungswelt ihrer bereits gelebten Beziehungs- und Lebenszusammenhänge abzubilden. Er zeichnet die bewusst-unbewussten Prozesse der subjektiven Bedeutungsgebung der Lebenswelt nach, die Jugendliche erleben. Damit drückt er in seiner Sprache aus, was sich unausgesprochen als jugendliche Positionen und Gefühle im Familien-, Freizeit- und Schulalltag längst schon formiert hat.

Weil die Lebensphase Jugend so lang geworden ist, wurde sie auch komplexer und für die jungen Leute selbst komplizierter. Für die täglichen Begleiter von Jugendlichen gilt das genauso. Auch ihre Arbeit ist filigraner und anspruchsvoller geworden. Dem trägt Joachim Armbrust mit diesem Buch Rechnung. Sein Buch ist gut strukturiert und nachvollziehbar aufgebaut. Es beleuchtet die verschiedensten Aspekte pädagogischer Herausforderungen auf dem Weg ins Erwachsenwerden und gibt überzeugende und authentische Antworten. Es ist allen verantwortlich mit Jugendlichen lebenden und arbeitenden Menschen, Pädagogen, besonders aber Lehrern aller Schulformen, zu empfehlen, die Anregungen, Hinweise und Hilfen für ihre Tätigkeit suchen.

Klaus Hurrelmann

Vorbemerkung des Autors

Liebe Leser und Leserinnen,

die Kinder von gestern sind die Jugendlichen von morgen. Oft schneller als wir wahrhaben wollen, sind die von uns betreuten Kinder auf dem Weg hinein und hinaus ins Leben. Für uns Pädagogen stehen im Umgang mit den Jugendlichen oft die befremdlichen Ausdrucksformen im Vordergrund: Sie sind lautstark, aggressiv, auffällig, motzig, aufmüpfig, unzuverlässig, abhängigkeitsgefährdet und lassen niemanden an sich heran. Unter Umständen erleben wir sie mit ihren Eskapaden als sehr mächtig und uns selbst eher ohnmächtig.

Eine Möglichkeit Fronten aufzuweichen besteht darin, die Jugendlichen zu stützen, sie in ihrer Situation zu erkennen und anzunehmen, allerdings ohne sich aufzudrängen und ohne ganz grundsätzlich auf Anforderungsansprüche zu verzichten.

Es ist schließlich nicht leicht, sich in einer Welt voller Optionen zu binden und eine Entscheidung für oder gegen etwas zu treffen. Es ist schwer, unter so vielen möglichen, miteinander konkurrierenden Lebensstilen für sich den richtigen herauszufinden. Es ist schwer, aus einer so breiten, vorgelebten Wertevielfalt sich verbindlich auf Werte zu verpflichten, was aber doch notwendig ist, um sich nicht in Beliebigkeit zu verlieren.

Können wir den jungen Menschen überhaupt dabei helfen, dass sie mit verschiedenen Lebensentwürfen jonglieren, Probehandeln lernen und ihre Biografie Stück für Stück selbst kreieren und ins Leben bringen lernen?

Ich wünsche den Jugendlichen Pädagogen, die sich mit ihrer ganzen Persönlichkeit anbieten, damit die Jugendlichen ihre ganze Energie auf sie richten können, ihr Gewordensein in diese Beziehung hineinstellen können und sich an ihnen als Pädagogen abarbeiten und reiben können, mit ihren Erwartungen, Hoffnungen, Sehnsüchten und ihrem bis dahin ganz stark an den Eltern orientierten Weltverständnis. Dass es dabei zu Ermutigungen, aber auch zu Ent-Täuschungen kommt, ist selbstverständlich und ist ohne Mitgefühl der Pädagogen nur schwer zu verkraften.

Mein Dank gilt allen Lehrern und Schülern, denen ich in ihrem Lehrer- und Schülersein begegnet bin, Wolfgang Schmalzried und Ulrike Nabholz und ganz besonders Inge Skär.

Herzlichst IhrJoachim Armbrust

A  Die Jugendlichen als Akteure ihrer Entwicklungsaufgaben

I. Körperliche Veränderungen und psychosexuelle Entwicklung

Es zeigt sich im Kontakt mit Eltern und Jugendlichen deutlich, dass auch die Eltern pubertierender Kinder oftmals hilflos und überfordert sind. Auf ihrer Seite ist ein mindestens ebenso dringender Bedarf nach Orientierung und Information zu finden wie bei den Kindern selbst. Gerade im Bereich der körperlichen Entwicklungen, die ja niemandem verborgen bleiben und jeden in der Familie betreffen, weil sich das Verhältnis zueinander durch diese körperlichen Umwälzungen gewaltig verändert, wird dies deutlich. Nicht wenige Eltern werden überrascht vom frühen Start ihrer Kinder in die (Vor-)Pubertät. »Mit neun Jahren schon einen Busen, wir hatten keine Ahnung, ob das normal war«, so sagte einmal eine Mutter. Zu keiner anderen Zeit in seinem Leben macht ein Mensch eine vergleichbare Veränderung durch wie in der Zeit der Pubertät, in der der kindliche Körper zu einem erwachsenen Körper ausreift.

Schon mit der Vorpubertät setzt für die Noch-Kinder die Aufgabe ein, sich mit der eigenen beginnenden Geschlechtsreife auseinanderzusetzen und einen Umgang mit den damit verbundenen körperlichen und psychischen Veränderungen zu finden.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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