Julia Ärzte zum Verlieben Band 15 - Lilian Darcy - E-Book
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Julia Ärzte zum Verlieben Band 15 E-Book

Lilian Darcy

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Beschreibung

IN DEINEN ARMEN BIN ICH GLÜCKLICH von DARCY, LILIAN
Warum hat Josie so spät erkannt, wie viel Dr. Ripley Taylor ihr bedeutet? Sie hat Monate verschenkt! Denn kaum liegt sie zum ersten Mal in seinen Armen, erscheint Ripleys intrigante Exfrau. Sie will den Mann, der Josie vor der Einsamkeit gerettet hat, zurückerobern …

EIN LEBENSRETTER ZUM VERLIEBEN von METCALFE, JOSIE
Dr. Ben Ross’ erster Arbeitstag in der Praxis endet dramatisch: Er rettet dem Sohn seiner neuen Kollegin Kat das Leben und wird dabei verletzt! Glück im Unglück: Kat nimmt ihn in ihrer kleinen Familie auf. Fast, als hätte sie nur auf ihn gewartet…

SCHWESTER EVIE - UNWIDERSTEHLICH! von FORBES, EMILY
Mit ihrem Frohsinn verzaubert die hübsche Schwester Evie alle in der Klinik am Meer! Nur der attraktive Dr. Zac Carlisle bleibt auffallend kühl. Doch dann wird Evie zufällig seine Nachbarin. Kann sie ihm jetzt beweisen, wie schön das Leben ist - besonders zu zweit?

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Seitenzahl: 532

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Emily Forbes, Josie Metcalfe, Lilian Darcy

Ärzte zum Verlieben, Band 15

IMPRESSUM

JULIA ARZTROMAN erscheint im CORA Verlag GmbH & Co. KG, 20350 Hamburg, Axel-Springer-Platz 1

Redaktion und Verlag: Brieffach 8500, 20350 Hamburg Telefon: 040/347-25852 Fax: 040/347-25991
Geschäftsführung:Thomas BeckmannRedaktionsleitung:Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)Cheflektorat:Ilse BröhlProduktion:Christel Borges, Bettina SchultGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)Vertrieb:asv vertriebs gmbh, Süderstraße 77, 20097 Hamburg Telefon 040/347-27013

© 2007 by Emily Forbes Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Nicole Selmer

© 2006 by Josy Metcalfe Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Ralf Kläsener

© 2005 by Lilian Darcy Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Michaela Rabe

Fotos: RJB Photo Library

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA ARZTROMANBand 15 - 2008 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg

Veröffentlicht im ePub Format im 05/2011 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 978-3-86349-607-4

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Führung in Lesezirkeln nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages. Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte übernimmt der Verlag keine Haftung. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

EMILY FORBES

Schwester Evie – unwiderstehlich!

Ein Blick auf die neue Krankenschwester genügt, und Dr. Zac Carlisle ist überzeugt: Sie ist die Falsche für den Job! Denn diese Evie Henderson ist viel zu charmant und zu sexy für seine Klinik! Dass sie ihm selbst sofort den Kopf verdreht, ist der beste Beweis für seine Befürchtung! Aber da ist es bereits zu spät – ohne Evie geht nichts mehr …

JOSIE METCALFE

Ein Lebensretter zum Verlieben

Ein Silberstreif am Horizont! Mit ihrem neuen Kollegen Ben Ross arbeitet die Ärztin Kat nicht nur sehr gut zusammen – er zeigt ihr auch zärtlich, dass er immer für sie und ihre kleinen Söhne da sein will! Ganz nah ist Kat der Liebe. Da geschieht etwas, das Bens medizinisches Können auf den Prüfstand stellt und ihr Glück dramatisch gefährdet …

LILIAN DARCY

In deinen Armen bin ich glücklich

Ein ganz normaler Abend bricht für Josie an: sie, ihre Katze Miffy, der Fernseher – Einsamkeit. Doch dann klopft es an der Tür, und als sie vorsichtig öffnet, steht Ripley vor ihr. Seit Jahren teilen sie sich die Aufgaben in der Gemeinschaftspraxis, aber nie war mehr zwischen ihnen. Warum reißt er sie jetzt in seine Arme und küsst sie stürmisch?

Emily Forbes

Schwester Evie – unwiderstehlich!

1. KAPITEL

„Nicht schon wieder!“ Zac Carlisle schaute in die Richtung, in die seine Kollegin Dr. Lexi Patterson möglichst unauffällig mit dem Kopf wies.

Bob Leeming, der kürzlich entlassene Personalmanager, hatte der Klinik bei seinem Abgang ein Chaos hinterlassen, dessen Überbleibsel offenbar immer noch nicht beseitigt waren. Dieses spezielle Überbleibsel war nicht einmal einen Meter fünfundfünfzig groß, lehnte sich an die Empfangstheke und trug nicht viel mehr als ein enges Top und einen um die Hüfte geschlungenen Schal, an dem unzählige winzige Münzen klimperten.

„Eine Bauchtänzerin? Die Klinik steht kurz vor dem Ruin, wir suchen händeringend eine Krankenschwester, und er engagiert eine Bauchtänzerin?“

„Pst!“, sagte Lexi beschwichtigend. „Sie kann dich hören.“

Die vermeintliche Bauchtänzerin hatte Zac tatsächlich gehört. Sie drehte sich zu ihm um und lächelte. Das Strahlen in ihrem Gesicht ließ ihn ein paar Sekunden lang vergessen, dass sie sämtliche Kleidervorschriften für das medizinische Pflegepersonal verletzte. Zac hörte Lexi neben sich kichern und rief sich selbst zur Ordnung.

„Ich muss los, um Molly abzuholen. Aber viel Spaß noch“, sagte seine Kollegin augenzwinkernd und überließ ihn allein diesem neuen Problem.

In diesem Moment kam die Frau mit dem klimpernden Rock auf ihn zu und streckte ihm die Hand entgegen. Dabei erhellte noch immer dieses überwältigende Lächeln ihr Gesicht, das fast zu klein und zart schien für so viel Lebensfreude.

„Sie sind sicher Dr. Carlisle.“

Er war davon ausgegangen, dass sie Engländerin war. So zumindest war die neue Krankenschwester angekündigt worden, aber jetzt konnte er einen deutlichen australischen Akzent hören.

Er erwiderte ihren Händedruck möglichst kurz – eine Frau, die seine Gedanken in so kurzer Zeit verwirren konnte, war äußerst beunruhigend.

„Dann fürchte ich, dass Sie Eva Henderson sind.“

„Nein.“

„Nein?“ Sollte noch Hoffnung bestehen auf eine Krankenschwester mit fachlichen statt tänzerischen Fähigkeiten?

„Doch, bin ich, aber nennen Sie mich doch bitte Evie.“ Sie lachte. „Ich wollte nur sehen, ob Sie sehr erleichtert sind, wenn Sie denken, dass ich nicht hier arbeiten werde.“

Sie legte den Kopf zur Seite und stützte eine Hand auf ihre Hüfte. Unwillkürlich ließ Zac den Blick über ihre weiblichen Kurven gleiten. Er konnte sehen, dass sie unter dem Hüftschal noch einen fast durchsichtigen Rock trug, der mehr enthüllte, als er verbarg.

Mit Mühe schaute er ihr wieder ins Gesicht. „Bob Leeming hat Sie eingestellt, richtig?“

„Bitte sagen Sie mir nicht, dass es ein Problem gibt. Ich weiß, dass er inzwischen nicht mehr in der Klinik arbeitet, aber jetzt bin ich hier, und ich … nun ja, ich brauche diesen Job.“

Sie sah ihn aus großen dunklen Augen an. Trotz ihrer Worte lag in ihrem Blick nichts Bittendes. Ihr war klar, dass Zac sie nicht einfach wieder fortschicken würde.

„Sie entsprechen nicht ganz meinem Bild von einer Krankenschwester.“ Sein Versuch, sarkastisch zu klingen, war ihm nicht gelungen. Zu deutlich war die Erschöpfung in seiner Stimme.

„Na ja, ich dachte, hier auf dem Land sieht man das nicht so eng, deswegen …“ Sie unterbrach sich und tätschelte seinen Arm. „He, das war ein Scherz. Ich fange erst morgen an. Ich bin nur hier, um jemanden zu besuchen und den Papierkram in Ordnung zu bringen. Also bleiben Sie ganz ruhig. Ich bin zuverlässig und verantwortungsbewusst.“

„Ich habe nie etwas anderes behauptet.“

„Das war auch nicht nötig“, gab sie belustigt zurück. „Ihre Miene sprach dafür Bände – ‚Hilfe, eine Bauchtänzerin als Krankenschwester‘, oder was war noch mal das Wort, das Sie benutzt haben?“ Sie lachte wieder. „Tut mir leid. Ich rede ein bisschen viel, oder? Reine Nervosität.“

„Das glaube ich kaum. Sie scheinen sich hier schon ziemlich wohlzufühlen.“ Was man von Zac im Augenblick nicht gerade behaupten konnte. „Wen wollen Sie denn besuchen? Sie sind nicht von hier, oder?“

„Letitia.“

„Meine Patientin Letitia?“

„Ach, Sie sind ihr Arzt?“ Eva – Evie – musterte ihn mit unverhohlener Neugier und murmelte dann laut genug, dass er es hören konnte: „Klar, das passt.“

Zac nickte nur wortlos.

„Sie ist meine Schwägerin“, fuhr sie fort, „und … oh, natürlich.“ Wieder lächelte sie ihn strahlend an.

„Natürlich was?“, fragte Zac leicht irritiert.

„Wir sind Nachbarn.“

„Nachbarn?“ Er kam sich langsam vor wie ein Papagei, der alles nachplapperte.

„Ich ziehe zu Jake und Letitia, damit ich mich um ihre beiden Töchter kümmern kann, wenn Letitia für ihre OP nach Adelaide geht. Sie hat mir erzählt, dass es etwas seltsam ist, direkt neben seinem Arzt zu wohnen, aber auf dem Land kann das wohl vorkommen, das kenne ich.“

„Sie kommen mir nicht gerade wie ein Mädchen vom Land vor“, brachte Zac heraus, nachdem er ihren kleinen Wortschwall entwirrt hatte. „Zumindest kein Land, das ich kenne“, fügte er halblaut hinzu.

„Oh, doch. Ich bin ein echtes Mädchen vom Land. Jake und ich sind in New South Wales aufgewachsen.“

Das würde erklären, warum sie einen australischen Akzent hatte, obwohl sie ihren Unterlagen zufolge doch in England gelebt und gearbeitet hatte. Zac war froh, zumindest dieses unwichtige Detail geklärt zu haben, wenn diese Frau mit ihrem breiten Lächeln ihm ansonsten schon den Verstand vernebelte.

„Sind Sie eigentlich immer so fröhlich?“

Sie nickte. „Aber keine Sorge, es ist nicht ansteckend. Es sei denn, Sie küssen mich, dann könnten Sie sich mit unheilbar guter Laune infizieren.“ In dem sicheren Wissen, ihn mit dieser Bemerkung zum Schweigen gebracht zu haben, drehte sie sich um, winkte ihm noch einmal zu und ging dann mit aufreizendem Hüftschwung davon.

Zac sah ihr hinterher und fragte sich, wie viel Unruhe Evie erst verbreiten würde, wenn sie mehr Zeit in der Klinik verbrachte. Andererseits konnte eine Frau, die ihm gerade bis zur Schulter reichte, das Krankenhaus wohl kaum in größere Schwierigkeiten bringen als die, in denen es ohnehin schon steckte. Aber warum würde eine Krankenschwester, die etwas von ihrem Job verstand, in dieser Kostümierung an ihrem künftigen Arbeitsplatz auftauchen? Und wie lange würde es dauern, bis er diesen Anblick aus seinem Kopf verdrängt hatte?

„Dr. Carlisle!“

Zac hatte die Tür zu seinem Büro schon halb geöffnet, als er die Stimme hinter sich hörte. So würde er es nie schaffen, den Papierkram zu erledigen, der sein Leben derzeit in einen Albtraum verwandelte. Gestern Abend hatte ein Notfall ihn davon abgehalten, Evies Referenzen noch einmal zu prüfen. Jetzt war es gerade mal acht Uhr morgens, und er war bereits seit zwei Stunden in der Klinik, weil ein Baby drei Wochen zu früh auf die Welt kommen wollte.

Resigniert drehte er sich um. „Ja, Doris, was gibt es?“

„Wir haben gerade einen Notruf bekommen“, verkündete seine Assistentin mit bedauerndem Lächeln. „Der Rettungswagen bringt einen Teenager, der zusammengebrochen ist. Genaueres konnten sie nicht sagen. In fünf Minuten ist der Wagen da.“

„Ein Opfer der Abschlussfeiern?“

„Davon gehe ich aus.“

„Diese dummen Gören.“ Mit langen Schritten ging Zac in die Notaufnahme. „Wann werden sie endlich begreifen, dass es bessere Arten gibt, seinen Schulabschluss zu begehen, als mit jeder Menge Drogen und Alkohol im Gepäck in einen Badeort einzufallen?“

Doris versuchte, mit ihm Schritt zu halten. „Es sind Teenager. Sie denken, sie sind unsterblich.“

Zac hatte die Tür zur Notfallambulanz gerade geöffnet, als er abrupt stehen blieb. Doris prallte gegen seinen Rücken, aber er hörte ihren empörten Ausruf kaum. Er hatte nur Augen für Evie.

Sie unterhielt sich angeregt mit einer anderen Krankenschwester und hatte ihn nicht bemerkt. Beinahe hätte Zac sie nicht wiedererkannt, denn sie trug die weiße Bluse und dunkelblaue Hose der Schwesterntracht. Keine klimpernden Münzen, kein durchsichtiger Rock, kein knappes Top. Ihr dunkles Haar war ordentlich im Nacken zusammengebunden, und gegen jede Vernunft verspürte Zac einen leisen Stich der Enttäuschung.

Dann schaute sie auf und schenkte ihm ihr fröhliches, zuversichtliches Lächeln. Daran zumindest hatte sich seit gestern gar nichts geändert, und Zac hoffte inständig, dass ihr unbändiger Optimismus gerechtfertigt war. Die Klinik brauchte jede Hilfe, die sie bekommen konnte.

„Guten Morgen“, rief Evie und kam auf ihn zu. „Libby hat mir eben einen kleinen Einführungskurs gegeben und …“

Die Sirene des herannahenden Rettungswagens unterbrach sie. „Wollen wir?“ Sie wies mit dem Kopf auf die große Außentür, und gemeinsam gingen sie zum Ankunftsbereich.

Zac hatte keine Ahnung, welche Art von Notfall ihn erwartete, und ebenso wenig wusste er, welche Hilfe diese neue Krankenschwester ihm dabei sein würde. „Sind Sie sicher, dass Sie das schaffen?“, fragte er.

War das ein empörtes Funkeln in ihren dunklen Augen? Und wenn schon. Er hatte ein Krankenhaus zu leiten und konnte keine Rücksicht auf Eitelkeiten seiner Mitarbei- ter nehmen.

Nach außen blieb Evie jedoch ruhig. „Aber sicher“, erwiderte sie.

Evie hatte nicht vor, gleich einen Streit mit Dr. Carlisle vom Zaun zu brechen. Sie brauchte diesen Job, und sie würde dem großen Boss nicht den Gefallen tun, auf seine spitzen Bemerkungen zu reagieren.

Vielleicht wollte er ja auch nur sicher sein, dass sie wirklich gut genug für diese Arbeit war. Und irgendwie war er ihr auf den ersten Blick sympathisch gewesen. Heute Morgen allerdings hatte er noch verstrubbelter und unordentlicher ausgesehen als gestern. Wann er wohl aufgestanden war?

Zum Rasieren hatte ihm offensichtlich die Zeit gefehlt, und auch seine dichte dunkle Mähne hätte mal wieder einen Haarschnitt vertragen können. Ein wenig erinnerte Zac sie an einen großen, zotteligen Bären, der nach einem langen Winterschlaf missmutig war und dringend Gesellschaft brauchte. Genau das Richtige für Evie, mit anderen Worten. Als Erstes würde sie …

„Heute noch, Schwester Henderson“, erklang die Stimme des großen, zotteligen Bären. Ups.

Schnell lief Evie hinter Zac her, der die Hintertüren des Rettungswagens öffnete, noch bevor der Fahrer den Motor abgestellt hatte.

Zac nickte dem Sanitäter im Wagen zu. „Morgen, Bruce. Was hast du für uns?“

„Siebzehn Jahre alter männlicher Patient. Klagt über Brustschmerzen und Magenkrämpfe. Puls bei 140, unregelmäßig. Wir haben ihm Sauerstoff gegeben, und er ist stabil.“ Bruce griff nach der Trage.

Evie konnte erkennen, dass sie dem Patienten eine Kochsalzinfusion gelegt hatten.

„Er hat anscheinend halluziniert“, fuhr Bruce fort, während sie die Trage in die Klinik schoben. „Wir tippen auf Drogen in Verbindung mit Alkohol. Er hat sich auch übergeben, aber mehr wollten seine Freunde uns nicht verraten.“

„Was ist nur los mit diesen Kids?“, fragte Zac empört. „Muss erst jemand sterben, bevor sie zur Vernunft kommen?“

Mit schnellen Schritten lief Evie neben der Trage und dirigierte ihre Kollegen in den ersten Untersuchungsraum. Dem Patienten ging es offensichtlich sehr schlecht, und sie wollte keine Zeit verlieren. „Wie heißt der Junge?“, erkundigte sie sich bei Bruce.

„Stewart.“

Evie lehnte sich über den Jungen und rüttelte ihn sanft an der Schulter. „Stewart, kannst du mich hören? Du bist hier im Krankenhaus.“ Als sie ihm die Augenlider hochzog, um seine Pupillen zu untersuchen, schlug er mit einem Arm nach ihr und riss sich dann die Sauerstoffmaske vom Gesicht.

„Achtung, wir müssen ihn festhalten!“, rief Evie und griff nach Stewarts linkem Arm, bevor er sich die Infusionsnadel herausziehen konnte. „Ich tippe mal auf Crystal Meth“, sagte sie und stellte beruhigt fest, dass Bruce den anderen Arm des Jungen sicher im Griff hatte.

„Ach ja?“ Zacs skeptische Stimme kam vom anderen Ende der Trage, wo er Stewarts Beine festhielt. „Wissen Sie das genau, oder haben Sie so etwas nur mal im Fernsehen gesehen?“

Evie ignorierte seinen spöttischen Tonfall. „Er zeigt alle Symptome einer Überdosis Methamphetamin. Mir ist klar, dass Sie mich noch nicht gut kennen, aber ich weiß, was ich sage.“ Libby trat an ihre Seite und fixierte Stewarts Handgelenk an der Trage, sodass Evie den Arm loslassen konnte. Sie platzierte die Sauerstoffmaske wieder auf seinem Gesicht und drehte sich zu Zac um. „Ich bin aus London, dort ist dieses Zeug so verbreitet wie Schnupfen.“

„Und was, wenn es keine Drogen sind? Wenn er einen Anfall hat?“

„Möglich, aber ich wette meinen ersten Gehaltsscheck darauf, dass ich recht habe. Nach einem Bluttest wissen wir mehr.“

„Wir haben keine Möglichkeit, sein Blut hier auf Drogen zu testen. Das wird in Adelaide erledigt. Mit den Kliniken in London können wir nicht mithalten, Schwes- ter Henderson.“

Insgeheim dachte Evie, dass Zac keine Ahnung hatte, unter welchen Bedingungen sie bereits gearbeitet hatte. Das kleine Krankenhaus in Pelican Beach war dagegen perfekt ausgestattet.

Zac musterte sie noch immer mit misstrauischem Blick unter zusammengezogenen Augenbrauen. Er sah aus, als könnte er sich nicht entscheiden, ob er ihr das Kommando überlassen oder sie aus der Notaufnahme werfen sollte.

Dann entspannte er seine Schultern. Er hatte seine Wahl getroffen. „Okay, was schlagen Sie vor?“

„Wir stabilisieren ihn, versorgen ihn mit ausreichend Flüssigkeit und beobachten ihn genau. Wenn nötig, müssen wir ihn sedieren. Schlafmangel und zu wenig Nahrung verstärken die Wirkung der Drogen, und er hat wahrscheinlich die Nacht durchgemacht.“

Während Evie sprach, betrat ein Polizist die Station. Zac nickte ihr kurz zu, was sie als Zustimmung zu ihrem Behandlungsplan interpretierte, und ging dann auf den Mann in Uniform zu.

Gemeinsam mit Libby leitete Evie die nötigen Maßnahmen ein, füllte ein Krankenblatt für den Patienten aus, das sie am Bett befestigte, drehte sich um – und stieß mit Zac zusammen. Für einen so großen und kräftigen Mann bewegte er sich erstaunlich leise.

Er griff nach ihren Armen, um sie festzuhalten. „Alles in Ordnung?“

Er ließ sie los, und Evie spürte einen leisen Stich des Bedauerns. „Wenn Sie hier fertig sind, würde Bill gerne mit uns sprechen.“ Evie sah an Zac vorbei in den Empfangsbereich, wo der Polizist wartete. „Offenbar haben die Kids Drogen gekauft, auch Meth.“

Also hatte sie recht gehabt. Gut zu wissen, zumindest aus medizinischer Sicht. Evie vermied es jedoch, Zac darauf hinzuweisen. Irgendwie schien es ihr plötzlich sehr wichtig, dass er sie sympathisch fand.

Sie ging auf den Polizisten zu. „Hallo, Bill. Ich bin Evie Henderson.“

Er ergriff ihre ausgestreckte Hand. „Willkommen in Pelican Beach. Obwohl das wohl kein schöner Start für Sie ist.“

„Nein, wohl kaum. Konnten Sie aus den anderen Jugendlichen etwas herausbekommen?“

„Ja, sie haben das Zeug anscheinend geraucht. Viel mehr haben sie nicht gesagt, ich glaube, sie hatten Angst, weil sie nicht wussten, ob ihr Kumpel die Sache überlebt.“

„Der Konsum von Ice oder Crystal Meth führt nur selten zu Herzversagen oder Atemstillstand“, warf Evie ein.

Zac warf ihr einen missbilligenden Blick zu. „Soll das ein Plädoyer für die Legalisierung dieser Drogen werden?“

„Unsinn. Aber wir müssen schließlich wissen, womit wir es zu tun haben. Wenn ich es richtig verstanden habe, kommen zu den Schulabschlussfeiern Hunderte von Kids in die Stadt, um zu feiern.“

Bill nickte düster, und Evie fuhr fort: „Wir müssen mehr über Stewarts Drogenkonsum herausfinden. Wenn er das Zeug früher schon genommen und ähnlich reagiert hat, hat nur er ein Problem. Falls nicht, liegt es vielleicht an der Qualität der Droge, und Stewart wird nicht das letzte Opfer sein. Dann müssen Sie den Dealer unbedingt finden, Bill.“

„Wir sind schon dran.“ Der Polizist gab Evie einen Zettel. „Das sind Adresse und Telefonnummer seiner Eltern“, sagte er und ging dann mit Zac, der Evie keines Blickes würdigte, zum Ausgang.

Sie sah ihnen hinterher. Wie sollte sie es nur anstellen, diesen brummigen und verstrubbelten Arzt für sich zu gewinnen? Sie brauchte Menschen um sich herum, die sie mochten, und Dr. Carlisle war in dieser Hinsicht eine echte Herausforderung.

Sie hatte zwei Monate Zeit. Dann würde sie ihr Nomadenleben wieder aufnehmen. In zwei Monaten konnte eine ganze Menge passieren.

Irgendwie hatte Evie die Kontrolle übernommen.

Zac wusste nicht recht, ob er überrascht, verärgert oder einfach nur froh war. Er sah zu, wie sie die Infusion überprüfte und beruhigend auf ihren Patienten einredete, der sie vermutlich gar nicht hören konnte. Sie machte ihren Job, und sie machte ihn sehr gut.

Für Verärgerung bestand kein Anlass, im Gegenteil, er sollte sich wohl bei ihr entschuldigen. Aber im Augenblick stand er nur da und schaute sie an. Sie strahlte so viel Lebenskraft und Energie aus, dass er den Blick nicht abwenden konnte. Dabei hatte er genügend andere Dinge zu tun.

Nun schaute sie auf. „Wollten Sie etwas von mir, Zac?“ Ihr Lächeln ermutigte ihn. Sie war anscheinend nicht nachtragend.

„Brauchen Sie noch eine Unterschrift für ein Sedativ?“ Zum Glück war ihm ein guter Vorwand eingefallen.

„Ja, ich habe die Unterlagen schon vorbereitet.“ Sie hielt ihm das Krankenblatt entgegen und wies auf die gestrichelte Linie. „Ich denke, er muss sich einfach nur ausruhen, bis die Wirkung der Droge nachlässt, aber wir sollten seine Eltern informieren.“ Sie reichte ihm den Zettel, den sie von Bill bekommen hatte. „Ich denke, das sollten Sie übernehmen, die Familie möchte sicher lieber mit einem Arzt sprechen.“

Auch Bill hatte wohl das Gefühl gehabt, dass Evie das Kommando führte. Aber Zac wusste, dass sie recht hatte. Stewarts Eltern sollten von einem Arzt darüber informiert werden, dass ihr Sohn im Krankenhaus lag. Das war jedoch eine Aufgabe, die ihm gar nicht behagte.

Evie schien seine Unsicherheit zu bemerken. „Es kann noch einige Zeit dauern, bis er wirklich stabil ist. Wir werden ihn über Nacht hierbehalten, denke ich“, sagte sie und warf einen Blick auf den Zettel. „Sie wohnen in Adelaide, wahrscheinlich werden sie herkommen wollen.“

Automatisch griff Zac nach dem Papier. Evie hatte die Dinge wirklich im Griff. Stumm hob er eine Hand zum Abschied, drehte sich um und ging davon.

Das würde ihn in Zukunft lehren, Menschen nicht nach dem ersten Eindruck zu beurteilen.

Er hatte einen Blick auf ihre exotische Aufmachung und ihre nackte Taille geworfen und sofort entschieden, dass sie unmöglich eine gute Krankenschwester sein konnte. Er hatte sich getäuscht, und darüber müsste er sich eigentlich freuen. Warum verspürte er dann trotzdem diese seltsame Unruhe?

„Alles in Ordnung?“ Libby unterbrach Evies Gedanken.

„Ja, er ist stabil.“

„Bill sagte, es seien Drogen im Spiel“, sagte Libby. „Wenn das schon am ersten Tag der Abschlusspartys passiert, will ich gar nicht wissen, wie es weitergeht. Gut, dass wir jetzt Verstärkung haben.“ Sie lächelte Evie zu.

„Wie verlaufen diese Abschlussfeiern denn normalerweise? Das klingt so gar nicht nach dem beschaulichen kleinen Küstenort, den ich erwartet habe.“

„Oh, wir haben die üblichen Notfälle, nur einfach sehr viel mehr als sonst. Drogen waren bisher glücklicherweise kein großes Problem, aber das war wohl nur eine Frage der Zeit. Die Einheimischen haben ein sehr gespaltenes Verhältnis zu dieser Partywoche. Die vielen Jugendlichen bringen natürlich Geld in die Stadt, aber auch viel Unruhe.“

„Das kann ich mir vorstellen.“ Evie nickte.

„Deswegen hat sich unser Polizeichef für dieses Jahr mit dem Stadtrat zusammen etwas ausgedacht. Zum ersten Mal wird auf einem abgesperrten Gelände in der Bucht ein großes Konzert veranstaltet, mit bekannten Bands und Eintrittskarten. So hoffen sie, die Kids besser im Blick behalten zu können. Mal sehen, ob das Experiment klappt. Morgen Abend findet das Ganze statt.“

„Na, ich hoffe, bis dahin hat Bill etwas mehr über diese Drogensache herausgefunden, sonst blüht uns einiges. Er wollte Stewarts Freunde noch einmal befragen, und Zac ruft gerade die Eltern des Jungen an.“ Evie zögerte einen Moment, aber dann siegte die Neugier doch. „Sag mal, ist er immer so ernst?“

„Wer? Zac?“

Evie nickte.

Ihre Kollegin zuckte die Achseln. „Ich denke, er ist schon eher der ernste Typ. Aber im Augenblick hat er auch jede Menge Sorgen, und er nimmt sich das alles sehr zu Herzen.“

„Was meinst du damit?“

„Er ist seit Kurzem im Vorstand der Klinik, und da geht es derzeit hoch her wegen der angedrohten Budgetkürzungen. Ich habe mich schon gefragt, warum er sich diese Verantwortung auch noch aufgehalst hat, aber so gut kenne ich ihn nicht. Ich denke …“

Was Libby dachte, sollte Evie nicht mehr erfahren, denn Zac unterbrach ihr Gespräch.

„Ah, gerade haben wir über Sie gesprochen“, sagte Evie unumwunden und bemerkte, dass Zac sofort verlegen wurde. Es war wirklich höchste Zeit, dass er etwas lockerer wurde.

„Ich habe mit Stewarts Eltern gesprochen. Sie werden in ein paar Stunden hier sein.“ Seine Miene war verschlossen, und Evie überlegte, wie er wohl aussah, wenn er lächelte.

Zac hatte seine Worte an beide Krankenschwestern gerichtet, aber Libby verabschiedete sich gleich darauf und ließ die beiden allein.

Obwohl er immer noch verlegen wirkte, blieb Zac stehen. „Ich muss mich bei Ihnen entschuldigen.“

„Müssen Sie das?“

„Unser früherer Personalchef hatte eine ausgesprochene Begabung dafür, den richtigen Leuten die falschen Jobs zu geben und umgekehrt. Das hat uns große Probleme beschert. Als ich Sie gestern kennengelernt habe, habe ich vorschnell geurteilt. Ich dachte, Sie sind nicht kompetent genug für den Job. Das war ein Fehler, und es tut mir leid.“ Er sprach langsam und sah Evie an, als erwarte er eine Zurechtweisung von ihr.

„Entschuldigung angenommen“, sagte sie. „Ich hatte Glück, dass mein erster Patient kein Opfer eines Haiangriffs war, dann hätte ich Sie wohl kaum so beeindrucken können.“ Sie lächelte ihn an, aber Zacs Miene blieb weiter ernst. Vielleicht waren die zwei Monate doch nicht lang genug. Zac Carlisle schien eine harte Nuss zu sein.

Evie strahlte ihn an, und er fühlte sich zunehmend verwirrter. Ihr Lächeln schien ihn geradezu magisch anzuziehen. Zac schüttelte leicht den Kopf, als könne er so die Fassung wiedergewinnen. Worüber hatten sie gerade gesprochen?

„Ähm … Stewart hat Glück gehabt, dass Sie da waren“, sagte er und zog sich dann schnell zurück. Er hatte das Gefühl, einen Sicherheitsabstand zwischen sich und Evies Lächeln legen zu müssen. Ihr Lächeln, ihre schmale Taille, das dunkle Haar und die großen, ausdrucksvollen Augen, um genau zu sein.

Weshalb wusste sie so gut über Drogenprobleme Bescheid? War das wirklich nur medizinische Erfahrung oder auch eine persönliche? Trotz ihrer Offenheit kam es ihm vor, als gäbe es viele Dinge in ihrem Leben, über die sie nicht sprechen wollte. Bisher jedoch war sie wie ein frischer Wind – natürlich nur für das Krankenhaus, nicht für ihn, wie Zac sich sofort selbst versicherte.

Das Bild von Evie in ihrem Bauchtanz-Outfit trat ihm vor Augen. Der schimmernde Rock mit den klimpernden Münzen, ihr eleganter Hüftschwung. Sie war so unbekümmert, so voller Zuversicht, ganz anders als Zac selbst in der letzten Zeit. Sie schien das genaue Gegenteil von ihm zu sein. Aber vielleicht sah er sich selbst auch in einem falschen Licht?

Zumindest als Arzt hatte er heute nicht seinen eigenen Ansprüchen genügt. Evie hatte eine wesentlich bessere Figur abgegeben.

Entnervt öffnete Zac die Tür zu seinem Büro und versuchte sich zu sammeln. Alles, was er brauchte, war etwas mehr Zeit und ein Koffer voller Geld, um die Klinik zu retten. Mit anderen Worten, ein Wunder.

Dabei würde ihm eine Bauchtänzerin nicht helfen, egal, wie umwerfend sie lächelte.

2. KAPITEL

Die nächsten zwei Stunden verbrachte Evie mit Wundverbänden, Desinfektionsmitteln und Injektionen, bevor Libby sie schließlich mit lobenden Worten in die Pause entließ. Sie brauchte dringend ihre tägliche Dosis Koffein, aber ob die Krankenhauskantine auch Latte macchiato anbot? Normalen Filterkaffee trank Evie nur unter Protest, sie liebte den tiefschwarzen Espresso mit einer Haube aus dickem, weißem Milchschaum. Hmmm. Zac hatte vielleicht doch recht gehabt – sie war süchtig, aber nur im Rahmen der Gesetze. Vorher gab es jedoch noch etwas anderes zu tun.

„Lettie!“ Evie öffnete die Tür zum Krankenzimmer ihrer Schwägerin und ließ sich auf den Stuhl neben dem Bett fallen. „Erholst du dich gut, während andere Menschen arbeiten?“

„Nur kurz, gleich habe ich Physiotherapie. Mein treues Gefährt wartet schon auf mich.“ Letitia wies mit dem Kopf zu dem Rollstuhl neben dem Bett.

„He, und ich habe dich immer für eine Simulantin gehalten“, witzelte Evie.

„Schön wär’s.“

„Weißt du schon Genaueres über den OP-Termin?“

Letitia schüttelte den Kopf. „Nein, aber jetzt, wo du hier bist, bin ich jederzeit bereit.“ Sie griff nach Evies Händen. „Vielen Dank, dass du hergekommen bist. Das bedeutet uns sehr viel, und ich weiß, was du dafür aufgegeben hast. Das ist sicher nicht leicht gewesen.“

„Unsinn.“ Evie unterbrach ihre Schwägerin. „Ich habe genau zwei Sekunden gebraucht, um mich zu entscheiden. Alles andere kann warten, bis du wieder fit genug bist, um meinen Bruder und meine reizenden Nichten herumzukommandieren.“

Das war nur die halbe Wahrheit. Es hatte sie einiges gekostet, sich zwischen zwei Aufgaben zu entscheiden, aber das würde sie Letitia nicht verraten. Märtyrertum war nichts für Evie Henderson. „Apropos, dir ist hoffentlich klar, dass ich alles daransetzen werde, dass die Mädchen mich zu ihrer Lieblingstante küren werden, und das heißt: kein Gemüsezwang, solange ich den Haushalt führe.“

„Gemüse ist gesund, und du bist ihre einzige Tante.“ Letitia lächelte.

„Umso wichtiger, dass sie mich nicht hassen.“ Evie sah auf die Uhr. „Ich gehe besser zurück auf die Station, bevor der große, böse Dr. Carlisle mich frisst, weil ich zu spät bin.“ Letitia räusperte sich vernehmlich. „Was ist? Hast du dich verschluckt? Das mit dem Gemüse war doch nur ein Witz.“ Dann folgte Evie dem Blick ihrer Schwägerin und sah zur Tür.

Dort stand der große, böse und gut aussehende Dr. Carlisle, und seinem Gesichtsausdruck nach zu schließen, hatte er jedes Wort gehört. Ups.

„So hat Lettie Sie nämlich genannt. Mir würde das nie einfallen.“ Gegen ihren Willen fing Evie an zu kichern.

„Evie!“, rief ihre Schwägerin empört.

„Letitia, ich habe Neuigkeiten für Sie.“ Er warf Evie einen vielsagenden Blick zu.

Sie befolgte seinen wenig subtilen Hinweis und winkte Letitia kurz zu. „Sei nett zu den Schwestern. Ich schau in der Mittagspause noch mal vorbei.“

Als sie an Zac vorbei aus dem Zimmer schlüpfte, murmelte er: „Darauf freut sie sich bestimmt schon jetzt.“

War das Verärgerung oder Belustigung in seiner Stimme? Evie schaute ihm neugierig ins Gesicht, konnte aber keine Antwort auf diese Frage finden. Während sie zur Notaufnahme zurückging, wurde ihr klar, wie sehr sie ihre Familie vermisst hatte. Ohne Letitias Hüftoperation wäre sie zwar nicht gekommen, und die Arbeit in Vietnam – und vor allem die Kinder – fehlten ihr schrecklich, aber dennoch war sie glücklich darüber, in Pelican Beach zu sein. Wie schade, dass Dr. Carlisle das nicht genauso sah.

Ihn davon zu überzeugen, dass ihre Anwesenheit hier ein Glück für ihn war, würde nicht so einfach werden. Vor allem, da sie nebenbei noch im Schichtdienst arbeiten und für ihre sechs und sieben Jahre alten Nichten sorgen musste. Es wurde immer lebenswichtiger, einen guten Coffeeshop in Pelican Beach ausfindig zu machen.

Libby schaute in den Untersuchungsraum, wo Evie gerade Stewarts Vitalfunktionen überprüfte. „Zac ist jetzt mit Stewarts Eltern hier. Sie würden ihn gerne sehen.“

„Okay. Aber das Sedativ wirkt noch, sie werden nicht mit ihm reden können.“

Gleich darauf führte Zac Stewarts Eltern in den Untersuchungsraum. „Das sind James und Helen Cook, Evie. Und das ist Schwester Henderson, die sich um Stewart kümmert.“

James gab ihr die Hand, aber Helen nickte nur kurz und ging direkt zu ihrem Sohn. Sie drehte sich besorgt zu Evie um. „Schläft er, oder ist er bewusstlos? Und warum ist er noch in der Notaufnahme?“

„Wir haben ihm ein Beruhigungsmittel verabreicht, er war sehr durcheinander und brauchte dringend Ruhe“, antwortete sie.

„Im Augenblick muss er noch beobachtet werden, daher ist er hier am besten aufgehoben. Schwester Henderson hat sehr viel Erfahrung mit Drogenpatienten“, mischte sich Zac ein.

„Meinen Sie, er wird wieder in Ordnung kommen?“, fragte Helen. „Er hat so etwas noch nie getan, ich verstehe das einfach nicht.“

„Ganz genau können wir das erst in ein paar Tagen sagen, aber ich denke, er wird keine körperlichen Nachwirkungen spüren. Mit den seelischen und psychischen Folgen sieht das jedoch anders aus.“ Evie sah die Eltern mit ernster Miene an.

Stewarts Vater wandte sich zu seiner Frau: „Ich fürchte, wir wissen nicht mit Sicherheit, ob er schon öfter Drogen genommen hat.“

Helen schüttelte den Kopf. „Niemals. Das liegt nur an dem ganzen Stress wegen der Prüfungen.“

„Es ist gut möglich, dass dies Stewarts erste Erfahrung mit Methamphetaminen war“, sagte Evie beruhigend, obwohl sie persönlich eher James’ Einschätzung teilte. „Heute kommt es öfter vor, dass die Kids auf Partys mit Drogen herumexperimentieren. Das Problem mit Crystal Meth ist jedoch, dass es sofort abhängig machen kann.“ Sie schaute in besorgte Gesichter. „Stewart braucht Aufklärung und psychologische Beratung, und Sie auch. Sie dürfen diese Sache nicht ignorieren oder davon ausgehen, dass es nie wieder passieren wird.“

Helen und James nickten bei ihren Worten. Die Botschaft schien angekommen zu sein.

„Ich werde Ihnen Adressen der Drogenberatung und einiges Informationsmaterial heraussuchen. Wichtig ist, dass Sie diese Dinge gemeinsam mit Stewart angehen. Ich lasse Sie jetzt ein paar Minuten mit ihm allein, aber es wird noch eine Zeit dauern, bis er ansprechbar ist. Rufen Sie mich, wenn Sie noch etwas wissen wollen.“ Sie nickte dem Paar freundlich zu und verließ den Raum.

Ob die Familie diesen Schock verkraften würde? Evie hatte schon zu oft erlebt, dass die Belastung einer solchen Situation für alle Beteiligten zu groß war. Im Augenblick hatte sie allerdings nicht genug Zeit für diese Gedanken. Der nächste Fall wartete schon auf sie.

Zumindest hatte er jetzt eine Sorge weniger als heute Morgen. Die Skepsis, die er in Bezug auf Evie gehegt hatte, war unbegründet gewesen. Sie hatte gezeigt, was sie konnte, auch wenn dabei Zacs Ego etwas zu Schaden gekommen war.

Er schaute auf die Uhr. Ein langer Arbeitstag näherte sich seinem schwierigen Ende. In einer halben Stunde fand eine Sitzung des Klinikvorstands statt, und er brauchte schon ein echtes Wunder, um die drohende Finanzkrise abzuwenden. Zac war klar, dass es politische Gründe für die Kürzung der Subventionen für die Gesundheitsversorgung auf dem Land gab, aber das hieß nicht, dass er sich damit zufriedengeben würde.

Vielleicht würde es helfen, wenn er sich nicht allein den Kopf über eine Lösung zerbrach. Zac griff nach dem Telefon und rief seinen Kollegen Tom Edwards an, der ebenfalls Vorstandsmitglied war. Tom war mit Lexi Patterson verheiratet, und seit Zacs Umzug nach Pelican Beach hatte er sich mit dem Ehepaar gut angefreundet.

Nach einer knappen halben Stunde Brainstorming waren Zac und Tom einer Lösung nicht näher, kamen aber fast zu spät zu ihrem Meeting. Als sie nach zwei anstrengenden Stunden wieder aufbrachen, waren sie frustrierter als vorher.

„Noch ein Bier auf meiner Veranda?“, fragte Zac überflüssigerweise, da sie bereits auf halbem Weg zu seinem Haus auf der anderen Seite des Klinikgeländes waren. „Hat Lexi dir erlaubt, länger wegzubleiben?“

„Sie hat mich sogar darum gebeten. Heute läuft ihre Lieblingsserie im Fernsehen, und anscheinend findet sie meine geistreichen Bemerkungen über die Albernheit der Figuren und der Handlung nicht so unterhaltsam wie ich.“

„Frauen sind manchmal seltsam.“

„Nicht wahr?“ Tom stellte die Stühle auf der Veranda auf, während Zac hineinging und mit zwei eisgekühlten Flaschen Bier zurückkam. Die Männer starrten einige Minuten lang schweigend in die abendliche Dunkelheit und versuchten, die Anstrengungen des Tages hinter sich zu lassen.

Zac schaute hinüber zur Klinik, die nur etwa hundert Meter entfernt lag. Die Personalunterkünfte bestanden aus ein paar schönen alten Cottages, die in einer Reihe standen. Die Nähe zum Arbeitsplatz war praktisch, aber manchmal war es auch ein Nachteil, jederzeit erreichbar zu sein.

Plötzlich drangen Geräusche durch die Stille.

Aus dem Nachbarhaus.

Evie.

Sie hatte die Haustür geöffnet und verabschiedete sich von einer Besucherin. Eine Steinmauer trennte ihre beiden Häuser, aber er konnte deutlich ihre Stimme hören.

„Das war sehr nett. Nächste Woche wieder?“

Zac hatte die Bierflasche auf halbem Weg zum Mund erhoben und lauschte. Die Stimme von Evies Besucherin war nicht zu verstehen. Oder war es ein männlicher Besuch? Die Vorstellung machte ihn unerklärlich wütend. Sie war gerade erst angekommen und hatte sich schon perfekt eingelebt.

„Lexi?“ Tom war aufgestanden und schaute hinüber zu dem kleinen Pfad zwischen den Cottages.

„Tom! Himmel, hast du mich erschreckt!“

Zac ging ihr entgegen und öffnete das Tor.

„Was machst du denn hier? Ich dachte, du bist zu Hause und guckst deine komische Sendung.“

Lexi lehnte Bier und Stuhl ab, die Zac ihr anbot. „Danke, ich kann hier auf der Treppe sitzen“, sagte sie und drehte sich dann zu ihrem Mann um. „Und was meine ‚komische Sendung‘ angeht, wie du sagst, hat sich herausgestellt, dass es auch Evies Lieblingsserie ist, deswegen haben wir sie gemeinsam angeschaut. Mum passt auf die Mädels auf, und Evies Nichten waren auch schon im Bett“, sagte sie. „Es war ein sehr netter Abend. Evie ist ein Schatz und ziemlich lustig. Findest du nicht?“

Diese Frage war an Zac gerichtet, der nur nickte. „Sie wirkt recht nett.“

Tom lachte leise. „Recht nett, sagt er, dabei hättest du sehen sollen, wie er eben ihrer Stimme gelauscht hat. Ich glaube, für einen Moment hat er sogar unsere Finanzsorgen vergessen.“

„Ach ja?“, fragte Lexi interessiert, und Zac hätte seinen Freund am liebsten getreten. Lexi versuchte schon lange vergeblich, ihn zu verkuppeln, und jetzt würde sie ihn und Evie mit Argusaugen beobachten. Dabei gab es gar nichts zu sehen.

„Hm, wenn du an ihr interessiert bist, solltest du dich ranhalten.“ Da ging es auch schon los. „Sie wird wahrscheinlich wieder nach England gehen, wenn Jake und Letitia nach der OP zurückkommen.“ Nachdenklich sah Lexi ihn an. „Andererseits, wenn sie einen guten Grund hat, bleibt sie vielleicht hier.“

„He, Schatz, lässt du dich von deiner Serie nicht zu sehr mitreißen?“ Tom lachte auf. „Ich wette, Zac ist nur froh, dass Evie nicht drei Köpfe und zwei linke Hände hat, wie Bobs andere Personalentdeckungen. Obwohl …“ Er warf seiner Frau einen verschmitzten Blick zu. „… Evie ist schon ziemlich heiß.“

„Hör mal.“ Lexi trat Tom gegen das Schienbein. „Sie ist vielleicht heiß, aber du bist verheiratet. Zac dagegen …“ Sie schaute ihn aufmunternd an.

„Okay, ich gebe zu, dass sie attraktiv ist. Können wir jetzt über etwas anderes sprechen?“ Attraktiv! Das war eine ziemlich schwache Beschreibung für das Leuchten, das von Evie ausging, ihre Ausstrahlung, die ihn vom ersten Augenblick an gefesselt hatte, ohne dass er wusste, warum.

„Nein, können wir nicht“, beharrte Lexi. „Warum gehst du nicht mal mit ihr aus? Das würde euch beiden guttun. Ihr könntet zum Beispiel morgen mit uns zusammen zum Konzert gehen. Wir wollen im Park picknicken. Das wird bestimmt lustig.“

„Lexi, ich glaube, Zac hat im Augenblick wichtigere Dinge zu tun, die alles andere als lustig sind“, kam Tom seinem Freund zu Hilfe.

Lexi blickte von einem Mann zum anderen und entschloss sich offenbar für eine neue Strategie. „Gibt es Neuigkeiten, was die Finanzkrise angeht?“, fragte sie.

Zac seufzte auf. „Zumindest die Personalsituation hat sich entspannt. Auch dank Evie. Sie zieht sich vielleicht seltsam an, aber sie versteht was von ihrem Job.“

Leise lachend nickte Lexi. „Das dachte ich mir schon. Aber erzählt mir von der Vorstandssitzung. Wie geht es weiter?“

„Im Augenblick wissen wir das nicht“, antwortete Tom. „Aber wir stehen unter Druck, drastische Sparmaßnahmen zu ergreifen, um den Budgetkürzungen durch die Regierung zuvorzukommen. Keine schöne Alternative.“

„Es ist keine Alternative“, sagte Zac bestimmt. „Wir müssen eine andere Lösung finden.“

„Dafür brauchen wir ein Wunder.“ Tom schüttelte den Kopf. „Wir müssen etwas tun. Und ganz oben auf der Liste steht das Pflegeheim.“

„Ihr wollt das Heim schließen?“, fragte Lexi entsetzt.

Zac stand auf, er war sichtlich aufgewühlt. „Nur über meine Leiche“, sagte er. „In einer anständigen Gesellschaft werden Kinder, Arme, Kranke oder Alte nicht vernachlässigt. Wenn wir jetzt bei den Alten anfangen, können wir sicher sein, dass demnächst auch die anderen dran sind, die am meisten Unterstützung brauchen und nicht für sich selbst eintreten können.“

Lexi stand auf, ging auf Zac zu und umarmte ihn. Dabei murmelte sie ihm aufmunternde Worte zu.

„Danke“, sagte er. „Wir werden es schaffen.“

„Ganz sicher. Aber willst du nicht morgen mit uns zu dem Konzert kommen? Wir tun so, als wären wir wieder jung, und finden heraus, welche Musik heute angesagt ist.“

„Gerne, wenn kein Notfall dazwischenkommt.“

Lexi umarmte ihn noch einmal, dann verabschiedeten sie und Tom sich von Zac. Er schaute seinen Freunden hinterher, als sie Hand in Hand davongingen. Die beiden hatten trotz vieler Schwierigkeiten zueinandergefunden, und er freute sich für sie. Heute machte ihn der Anblick ihres Glücks jedoch seltsam traurig. Ob es daran lag, dass ihm seine eigene Einsamkeit dadurch noch stärker bewusst wurde?

Früher einmal war das anders gewesen. Noch vor drei Jahren war er verheiratet gewesen und hatte sich darauf gefreut, Vater zu werden. Jetzt war er allein in diesem Küstenstädtchen, arbeitete zu viel, verdiente zu wenig und hatte nur den Trost einer gelegentlichen freundschaftlichen Umarmung.

Die Träume, die er und seine Frau gehegt hatten, waren an der Wirklichkeit zerschellt. Er hatte geglaubt, ihre Liebe sei stark genug, um alles zu überstehen, aber das hatte sich als schrecklicher Irrtum erwiesen.

Zac hatte lernen müssen, dass die Menschen ihren eigenen Ansprüchen nicht immer gerecht wurden. Auch er selbst nicht.

Früher einmal hatte er für die Liebe alles riskiert. Diesen Fehler würde er nicht noch einmal machen.

Dieses Leben war vorbei. Er hatte mit der Liebe abgeschlossen.

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