Julia Bestseller - Emma Darcy 2 - Emma Darcy - E-Book

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Emma Darcy

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Beschreibung

Das Weihnachtswunder

Jahre der Sehnsucht liegen hinter Meredith, als sie endlich Anthony Hamilton wiedersieht. Schon träumt sie davon, mit ihrer ersten großen Liebe die Weihnachtstage zu verbringen, da erfährt sie: Anthony kann sich an nichts erinnern - auch nicht an sie?

Flitterwochen auf den Bahamas

Sarah hat sich unsterblich verliebt - und ist todunglücklich! Denn der attraktive Millionär Ben Haviland will sie nur aus Vernunftgründen heiraten. Doch als sie nach einem Unfall im Krankenhaus liegt und Ben sie besucht, macht sie eine überraschende Entdeckung ...

Küsse, heiß wie damals

Als Carver Dane ihr nach Jahren erneut begegnet, jubelt Katies Herz. Überglücklich feiert sie mit ihm ihr Wiedersehen. Doch nicht nur ihre Liebe erwacht nach heißen Küssen neu - auch die verletzen Gefühle und das Misstrauen sind plötzlich wieder da ...

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Emma Darcy

Julia Festival, Band 84

IMPRESSUM

JULIA FESTIVAL erscheint im CORA Verlag GmbH & Co. KG, 20350 Hamburg, Axel-Springer-Platz 1

Redaktion und Verlag: Brieffach 8500, 20350 Hamburg Telefon: 040/347-25852 Fax: 040/347-25991
Geschäftsführung:Thomas BeckmannRedaktionsleitung:Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)Cheflektorat:Ilse BröhlProduktion:Christel Borges, Bettina SchultGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)Vertrieb:asv vertriebs gmbh, Süderstraße 77, 20097 Hamburg Telefon 040/347-27013

© by Emma Darcy Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Deutsche Erstausgabe 1998 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg

© by Emma Darcy Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Deutsche Erstausgabe 1994 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg

© by Emma Darcy Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Deutsche Erstausgabe 2002 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg

Fotos: Strandperle/Creatas / RJB Photo Library

© by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg, in der Reihe JULIA FESTIVAL, Band 84 - 2008

Veröffentlicht im ePub Format im 05/2011 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 978-3-86349-993-8

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Führung in Lesezirkeln nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages. Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte übernimmt der Verlag keine Haftung. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Das Weihnachtswunder

Zutiefst gerührt liest Anthony den Wunschzettel seines Mündels Kimberley. Die Kleine will endlich ihre Mutter kennenlernen. Und als sie Meredith in Sydney besuchen, passiert etwas Seltsames: Nicht nur Kimberley fühlt sich sofort unendlich vertraut mit Meredith – auch ihm geht es so. Wieso glaubt er, die schöne junge Frau zu kennen?

Flitterwochen auf den Bahamas

Das ist dem eher kühlen Unternehmer Ben Haviland noch nie passiert: Liebe auf den ersten Blick! Um jedoch die verletzliche Sarah, die sich gerade von ihrem Verlobten getrennt hat, nicht zu verunsichern, macht er ihr einen ungewöhnlichen Vorschlag: eine Vernunftehe! Er ahnt nicht, wie tief er Sarah enttäuscht …

Küsse, heiß wie damals

In den Armen eines Piraten tanzt Katie auf dem Maskenball in Sydney die ganze Nacht. Er erinnert sie so sehr an Carver Dane, dass sie sich nach heißen Küssen von ihm auf der nächtlichen Terrasse verführen lässt. Nie hat sie Carver vergessen können und glaubt ihren Augen kaum zu trauen, als er am nächsten Tag vor ihr steht: War er ihr zärtlicher Pirat?

Das Weihnachtswunder

1. KAPITEL

„Onkel Anthony? Du hast mich doch gefragt, was ich mir zu Weihnachten wünsche, stimmt’s?“, fragte Kimberly streitlustig.

Sofort wusste Anthony, dass ihm nicht gefallen würde, was nun kam. Seine zwölfjährige Nichte konnte manchmal schon so schwierig und nervenaufreibend sein wie ein echter Teenager. Seit Rachel zum Sonntagsbrunch gekommen war, hatte Kimberly in ihrem Zimmer geschmollt. Jetzt stand sie an der Balkontür, und die herausfordernde Frage erweckte keine Hoffnungen auf einen friedlichen, harmonischen Sonntag. Anthony war überzeugt, dass sich Kimberly irgendetwas völlig Unzumutbares ausgedacht hatte und Streit anfangen wollte. „Ja, ja“, sagte er gespielt zerstreut, ohne die Zeitung sinken zu lassen. Vielleicht würde die Sache glimpflich ausgehen, wenn er nicht anbiss.

Rachels Zeitung raschelte. Zweifellos lächelte Rachel seine Nichte aufmunternd an. Sie tat ihr Bestes, um das Mädchen für sich zu gewinnen. Was jeden Tag aussichtsloser wird, dachte Anthony trübsinnig.

„Ich wünsche mir meine richtige Mutter.“

Im ersten Moment war Anthony so schockiert, dass er keinen klaren Gedanken fassen konnte. Als er sich ein bisschen erholt hatte, überlegte er hektisch, wie er reagieren sollte.

Ihre richtige Mutter … War es ein Täuschungsmanöver, ein Hirngespinst oder Wissen? Unmöglich zu sagen, ohne dass er Kimberly ansah. Anthony ließ die Zeitung sinken und blickte seine Nichte an, als hätte er keine Ahnung, wovon sie sprach. „Wie bitte?“

Mit dem Bluff kam er nicht durch. Kimberlys grüne Augen funkelten vor Wut. „Du weißt Bescheid, Onkel Anthony. Bevor du nach Moms und Dads Tod mein Vormund geworden bist, hat es dir der Anwalt bestimmt gesagt.“

Anthony blieb vorsichtig. „Was gesagt?“

„Dass ich adoptiert wurde.“

Er war bestürzt. Eigentlich sollte Kimberly das nicht wissen. Seine Schwester hatte es dem Kind um jeden Preis verschweigen wollen. Nach dem tödlichen Unfall im vergangenen Jahr hatte Anthony es für das beste gehalten, seiner Nichte nichts zu sagen, bis sie achtzehn war. Schließlich hatte sie unter schrecklichen Umständen Vater und Mutter verloren und musste sich daran gewöhnen, bei ihrem Onkel zu leben. Damit hatte sie genug zu bewältigen, und er hatte sie nicht noch mehr beunruhigen wollen.

„Ich habe eine richtige Mutter!“ Kimberly hob trotzig das Kinn. Sie warf Rachel einen bösen Blick zu und sah dann wieder starr Anthony an. „Und ich möchte Weihnachten mit ihr zusammensein.“

Ihm wurde klar, dass dies eine wirklich ernste Konfrontation war. Er legte die Zeitung beiseite. „Wie lange weißt du es schon?“, fragte er ruhig.

„Eine Ewigkeit“, erwiderte das Mädchen.

„Wer hat es dir erzählt?“ Es muss Colin gewesen sein, dachte Anthony. Der Mann seiner Schwester war ein liebenswerter Mensch gewesen. Denise hatte in der Ehe dominiert, dennoch waren Colins Würde und Integrität nicht zu erschüttern gewesen, wenn es um Dinge gegangen war, die er für „korrekt“ gehalten hatte.

„Niemand“, sagte Kimberly stolz. „Ich habe es selbst herausbekommen.“

Erschrocken fragte sich Anthony, ob er es zu früh bestätigt hatte. Wie, um alles in der Welt, sollte Kimberly das gemacht haben? Wenn es Wissenschaftler gegeben hätte, die daran gearbeitet hätten, ein Baby so an eine Familie anzugleichen, dass ein adoptiertes Kind genau wie ein eigenes aussah, wäre Kimberly ein erstklassiges Beispiel für den Erfolg solcher Forschungen. Niemand könnte ihm widersprechen, wenn er seine Nichte als typische Hamilton bezeichnen würde.

Wie seine Schwester und er war Kimberly langbeinig und groß und hatte schwarzes Haar. Sie hatte sogar ein Familienmerkmal, das Generationen zurückreichte: einen Wirbel am Haaransatz. Kimberly hatte grüne Augen, und nicht dunkelbraune. Manche Merkmale ließen sich weder bei den Hamiltons noch bei Colins Familie finden, aber schließlich war jeder Mensch einzigartig. Wenn Denise behauptet hätte, Kimberly sei ihr eigenes Kind, hätte Anthony niemals daran gezweifelt.

Kimberly hatte es getan. Warum?

„Würdest du mir bitte verraten, wie du darauf gekommen bist?“, fragte Anthony gespielt gelassen.

„Die Fotos“, erwiderte sie, als würde sie unwiderlegbare Beweise vorbringen.

Er hatte keine Ahnung, wovon sie sprach.

Kimberly kam nach draußen auf den Balkon und nahm sich eine Kirsche von dem Obstteller, den sich ihr Onkel und Rachel geteilt hatten. Die Zwölfjährige schob sich die Kirsche in den Mund und kaute herausfordernd. Dabei schaute sie Anthony an, als wartete sie nur darauf, dass er eine Bemerkung darüber machte.

Rebellion lag in der Luft. Alles an Kimberly strahlte Aggressivität aus. Sie trug orange-gelb karierte Shorts und ein dazu passendes limonengrünes Top. Die grünen Augen funkelten kämpferisch. Wenn sie sich bewegte, schwang ihr Pferdeschwanz mit. Sogar das kam Anthony angriffslustig vor. Das Mädchen gab mit allem Erklärungen ab: Niemand würde sie ignorieren, übersehen oder links liegenlassen.

Er sah Rachel an, die taktvoll so tat, als interessierte sie sich nicht für peinliche Familienangelegenheiten. Vom Balkon seiner Wohnung in Blues Point hatte man einen hervorragenden Blick auf den Hafen. Rachel schaute zwar aufs Wasser, doch daran, wie still und steif sie dasaß, erkannte Anthony, dass sie gespannt lauschte. Trotz ihrer intimen Beziehung wollte er plötzlich nicht, dass Rachel dies hörte.

„Rachel … das ist sehr privat …“

„Natürlich.“ Sie stand sofort auf und lächelte ihn verständnisvoll an. „Ich lasse euch damit allein.“

Er mochte so vieles an ihr. Sie war tüchtig, hochintelligent und wusste mit Menschen umzugehen … mit den meisten jedenfalls. Von seiner zwölfjährigen Nichte ließ sich Rachel oft aus der Fassung bringen. Sogar ihre Berufe passten gut zusammen. Sie war Investmentberaterin und er Banker. Beide waren sie in den Dreißigern. Rachel Pearce war in jeder Hinsicht begehrenswert, und Anthony glaubte nicht, dass er eine bessere Lebensgefährtin finden könnte. Und trotzdem … die magische Anziehungskraft fehlte.

Rachels kastanienbraunes Haar glänzte in der Sonne, und die schicke Kurzhaarfrisur sah aus wie eine prächtige kupferfarbene Haube. Bildhübsch, immer elegant, sexy und stets freundlich zu ihm … Mehr konnte er von einer Frau nicht verlangen. Dennoch fand Anthony es nicht richtig, sie in ein so heikles Familiengeheimnis wie Kimberlys Adoption einzuweihen. Sie würden über Denise und Colin sprechen, und das ging Rachel nichts an. Noch nicht.

Anthony stand auch auf, fest entschlossen, die Situation zu beherrschen. „Danke für deinen Besuch, Rachel.“

„War mir ein Vergnügen. Ich hoffe …“ Sie betrachtete Kimberly, die sich gerade noch eine Kirsche nahm und die Freundin ihres Onkels demonstrativ ignorierte. Rachel zuckte hilflos die Schultern, warf Anthony einen letzten wehmütigen Blick zu und ging zur Balkontür.

„Selbst wenn meine richtige Mutter mich nicht will, werde ich nicht auf Ihr ehemaliges Internat gehen!“, rief Kimberly. „Denken Sie nur nicht, dass Sie mich so leicht loswerden.“

Rachel erstarrte.

Das war ein weiterer Schock für Anthony, aber diesmal wusste er zumindest sofort, was dahintersteckte: sein Gespräch mit Rachel am vergangenen Abend. Kimberly hatte im Bett liegen und schlafen sollen, aber offensichtlich hatte sie Rachel und ihn belauscht. Deshalb war Kimberly so aggressiv. „Es geht nicht darum, dich loszuwerden“, sagte er kurz angebunden. „Mich interessiert nur, was am besten für dich ist.“

„Am besten für dich, meinst du“, erwiderte Kimberly. „Und für sie.“ Die Zwölfjährige blickte wütend Rachel an. „Ich bin nicht dumm, Onkel Anthony.“

„Genau. Und deshalb möchte ich, dass du deine höhere Bildung auf einer guten Schule bekommst. Du sollst die besten Lehrer und den besten Unterricht haben.“

„Die meisten Mädchen würden es als Privileg ansehen, aufs PLC zu gehen“, sagte Rachel eifrig. „Mir hat die Zeit auf dem Internat viel gebracht.“

„Dass Sie so reden, ist ja klar“, schimpfte Kimberly. „Sie würden alles tun, um mich beiseite zu schieben. Glauben Sie, ich merke nicht, dass ich nicht erwünscht bin?“

„Genug jetzt, Kimberly“, warnte Anthony. Seine Freundin hatte sich wirklich bemüht, gut mit dem Kind auszukommen. Leider schien es keinen gemeinsamen Nenner zu geben. Oder Kimberly wollte keinen finden.

„Warum Internat, Onkel Anthony?“, fragte sie trotzig. „Wenn es dir nur um die Ausbildung geht, könnte ich doch als Tagesschülerin aufs PLC. Die Schule ist hier in Sydney.“

„Du bist zu oft allein“, erwiderte er. „Ich meine, mit anderen Mädchen zusammen zu sein würde dein Leben bereichern.“

„Du meinst das?“ Kimberly warf Rachel einen anklagenden Blick zu. „Oder hat Miss Pearce dich davon überzeugt?“

„Ich wollte es nach Weihnachten mit dir besprechen.“

Kimberly sah wieder wütend Anthony an. „Ich habe doch gehört, dass du zu ihr gesagt hast, sie solle versuchen, mich dort unterzubringen.“

„Das ist noch nicht endgültig. Und du hättest uns nicht belauschen sollen.“

„Wenn Mom gewollt hätte, dass ich auf ein teures Internat gehe, hätte sie mich schon vor Jahren angemeldet.“ Tränen schimmerten in Kimberlys Augen. „Du willst mich nicht, Onkel Anthony. Nicht so, wie Mom und Dad mich gewollt haben.“

Anthony erkannte, dass seine Nichte den Schmerz über den Tod ihrer Eltern noch nicht bewältigt hatte. Er konnte ihr Vater und Mutter nicht ersetzen. Niemand konnte das. Und er vermisste die beiden ja auch. Seine einzige Schwester, die ihn so gut wie großgezogen hatte, und Colin, der immer freundlich zu ihm gewesen war und ihn unterstützt hatte. Es war schwer gewesen, sein Leben mit dem einer Zwölfjährigen in Einklang zu bringen, aber nicht ein einziges Mal in diesem Jahr hatte Anthony die neue Aufgabe widerwillig erfüllt. „Doch, ich will dich, Kimberly“, versicherte er ihr ernst.

Sie schüttelte den Kopf. „Ich wurde dir aufgeladen, und jetzt möchtest du mich woanders abladen.“

„Nein.“

„Wenn meine richtige Mutter mich haben will, brauchst du überhaupt nichts mehr zu tun.“ Kimberly wischte sich mit dem Handrücken die Tränen ab. „Dann kannst du mich bei ihr abliefern und frei und unbelastet mit deiner Freundin zusammen sein, ohne dich um die Tochter anderer kümmern zu müssen.“ Sie schaute wütend Rachel an. „Ich will Sie ebenso wenig am Hals haben, wie Sie mich am Hals haben wollen, Miss Pearce.“

Machtlos gegen solche Feindseligkeit, blickte Rachel seufzend Anthony an.

„Geh einfach“, riet er.

„Tut mir leid.“

„Nicht deine Schuld.“

„Nein, es ist meine Schuld!“, schrie Kimberly. „Ich verderbe euch beiden alles. Deshalb sollte ich gehen!“ Sie lief zur Balkontür und drückte sich an Rachel vorbei.

Anthony folgte seiner Nichte, doch sie war schon durchs Wohnzimmer gerannt und riss die Haustür auf. Schon halb draußen, drehte sich Kimberly noch einmal um und rief: „Wenn ich dir überhaupt irgendetwas bedeute, bring mir zu Weihnachten meine richtige Mutter, Onkel Anthony! Dann wird vielleicht noch alles gut.“

2. KAPITEL

An diesem Tag war das Päckchen von Denise Graham auch nicht gekommen. Einmal im Jahr schrieb sie, wie es Kimberly ging, und schickte Fotos, die sie in den vergangenen zwölf Monaten von ihrer Adoptivtochter gemacht hatte.

Deprimiert und besorgt betrat Meredith Palmer ihre Wohnung und schloss hinter sich ab. Wieder sah sie die Post durch, die sie gerade aus dem Briefkasten genommen hatte. Weihnachtskarten, Kontoauszüge, ein Werbeprospekt … Meredith öffnete jeden Umschlag und kontrollierte den Inhalt zweimal, aber sie hatte sich nicht geirrt. Von Denise Graham war nichts dabei.

Normalerweise kam das Päckchen in der letzten Novemberwoche. Elf Jahre lang hatte es immer pünktlich im Briefkasten gelegen. An diesem Tag war der vierzehnte Dezember, und jetzt war Meredith überzeugt, dass irgendetwas nicht in Ordnung war. Sogar ihre Briefe ließen erkennen, dass Denise Graham übergenau war, ein Mensch, der nach einem strengen „Fahrplan“ lebte. Entweder war das Päckchen in der Weihnachtspost verloren gegangen, oder im Haushalt der Grahams stimmte irgendetwas nicht.

Krankheit? Ein Unfall?

Meredith malte sich alle möglichen Katastrophen aus. Nicht Kimberly, dachte sie. Bitte … nicht Kimberly! Ihr kleines Mädchen musste noch ein wundervolles Leben vor sich haben. Nur indem sie daran geglaubt hatte, hatte Meredith all die Jahre damit fertig werden können, dass sie ihre Tochter nicht behalten hatte.

Sich das Schlimmste vorzustellen brachte überhaupt nichts. Vielleicht war dem Anwalt etwas zugestoßen, der die Adoption abgewickelt hatte und seitdem Denise Grahams jährlichen Bericht und die Fotos an Meredith weiterleitete. Wann immer sie umgezogen war, hatte sie ihm die neue Adresse mitgeteilt. Und sie war mindestens ein halbes Dutzend Mal umgezogen, bevor sie genug Geld gespart hatte, um sich diese Wohnung in Balmoral zu kaufen. Jedes Mal hatte Meredith vom Anwalt eine Empfangsbestätigung erhalten, und niemals war etwas schiefgegangen. Aber möglicherweise hatte er die Angelegenheit jemand anderem übergeben, der nicht so übertrieben genau und gründlich arbeitete.

Meredith ging ins Wohnzimmer und setzte sich an den Schreibtisch, der in einer Ecke zwischen zwei Wänden mit Bücherregalen stand. Nachdem sie die Post sortiert und in die verschiedenen Eingangsablagen gelegt hatte, zog Meredith eine Schublade auf und holte ihr Adressbuch heraus. An diesem Tag konnte sie die Anwaltsfirma nicht mehr anrufen, aber sie würde es am nächsten Morgen als Erstes tun. Sie schrieb die Telefonnummer in das Notizbuch, das sie immer in der Handtasche hatte.

Allein schon weil sie beschlossen hatte, etwas zu unternehmen, fühlte sich Meredith ein bisschen besser, aber sie hörte trotzdem nicht auf, sich Sorgen zu machen. Sie schaltete den Fernsehapparat ein, bekam jedoch von den Abendnachrichten kein Wort mit. Das Glas Weißwein, das sie sich eingeschenkt hatte, war plötzlich leer, ohne dass sie sich erinnern konnte, etwas getrunken zu haben. Schließlich ging sie in die Küche und öffnete den Kühlschrank. Nachdem sie mehrere Minuten lang hineingeschaut hatte, gab sie den Gedanken auf, sich ein anständiges Essen zu kochen, und entschied sich für Käse, Gewürzgurken und Cracker.

Meredith hatte keine rechtsgültigen Beweise, das war das Problem. Wenn Denise Graham aus irgendeinem Grund beschlossen hatte, den einzigen Kontakt mit ihr abzubrechen, konnte Meredith überhaupt nichts tun. Sie war verzweifelt gewesen, als sie ihr Baby hergegeben hatte, und aus Mitleid hatte Denise Graham versprochen, ihr einmal im Jahr zu schreiben und Fotos von Kimberly zu schicken. Es war eine Vertrauenssache gewesen. Wenn der Anwalt ihr sagte, es würden keine Päckchen mehr kommen, musste sich Meredith damit abfinden.

Das Gefühl, völlig machtlos dagegen zu sein, quälte sie, raubte ihr den Appetit und machte es ihr unmöglich, irgendetwas Sinnvolles zu tun. Als es klingelte, wollte sie zuerst nicht öffnen. Es war kurz nach acht. Sie erwartete niemanden und war nicht in der Stimmung für Besuch. Nur der Gedanke, dass vielleicht ein Nachbar Hilfe brauchte, veranlasste Meredith, zur Tür zu gehen.

Allein zu leben erforderte Vorsichtsmaßnahmen. Die Sicherheitskette ließ nur eine sehr schmale Öffnung zu. Und durch diesen Spalt schaute Meredith ungläubig den Mann an, der vor der Tür stand.

Niemals hatte sie damit gerechnet, ihn noch einmal wiederzusehen. Sein Anblick löste all die Empfindungen aus, die nur er jemals in ihr hervorgerufen hatte. Ihr Herz klopfte wie verrückt, und Erregung durchflutete sie wie eine prickelnde Woge. So war es vor dreizehn Jahren gewesen. Erinnerungen überwältigten Meredith, und sie konnte ihn nur starr ansehen.

„Miss Palmer? Meredith Palmer?“

Seine volltönende Stimme weckte Gefühle, die so lange im Verborgenen gelegen hatten, dass sie Meredith fremd geworden waren …

Aber er erkannte sie nicht. Sonst hätte er sie Merry genannt. Den Namen hatte er ihr gegeben … Merry Christmas, Fröhliche Weihnachten. Das schönste Weihnachten, das er jemals erlebt hatte.

„Ja.“ Noch immer tat es weh, daran zu denken, was seine Schwester gesagt hatte, als sich Meredith damals mit dem Vater ihres Babys in Verbindung hatte setzen wollen. Denise Graham hatte behauptet, er habe einen Unfall gehabt und könne sich an die Sommerferien und an Meredith nicht erinnern. Da er bereits in die Vereinigten Staaten geflogen war – er hatte ein zweijähriges Stipendium an der Harvard University erhalten –, hatte Meredith keine Möglichkeit gehabt, nachzuprüfen, ob seine Schwester die Wahrheit gesagt hatte.

Jetzt hatte Meredith den Beweis. Nicht Merry. Miss Meredith Palmer mit Fragezeichen.

Aber auch wenn er sich nicht erinnerte, müsste er sich doch unwillkürlich zu ihr hingezogen fühlen. Es war damals nicht einseitig gewesen.

„Mein Name ist Anthony Hamilton …“ Er zögerte, als würde es ihm schwerfallen, sich auf den Zweck seines Besuchs zu konzentrieren.

Da er nicht zu ihr gekommen war, weil er sich an sie erinnerte, musste es mit Kimberly zu tun haben. Hatte er erfahren, dass sie seine Tochter war? War ihr etwas zugestoßen? Überbrachte er schlechte Nachrichten von seiner Schwester?

„Ich bin Denise Grahams Bruder.“

„Ja“, sagte Meredith wieder. Sie war sich qualvoll bewusst, welche Folgen diese Verwandtschaft für sie gehabt hatte. Aber jetzt verdrängte Angst den Gedanken daran. „Sie sind bestimmt wegen Kimberly hier. Das Päckchen … Ich hätte es schon vor vierzehn Tagen erhalten sollen.“

„Das habe ich gehört“, erwiderte er mitfühlend. „Darf ich hereinkommen? Ich habe viel zu erklären.“

Meredith nickte nur. Ihre Kehle war wie zugeschnürt. Seit dreizehn Jahren beherrschten dieser Mann und sein Kind ihr Leben. Ihn nach so langer Zeit leibhaftig vor sich zu sehen kam ihr gleichzeitig wie ein Traum und ein Alptraum vor. Ungeschickt löste sie die Sicherheitskette. „Geht es Kimberly gut?“, stieß Meredith hervor, als sie die Tür öffnete.

„Ja. Besser könnte es dem Mädchen nicht gehen“, versicherte ihr Anthony Hamilton schnell. Er kam herein und blieb neben Meredith stehen, die sich an die Wand lehnte, weil ihr vor Erleichterung schwindlig geworden war. „Tut mir leid, dass Sie sich Sorgen gemacht haben.“ Er blickte sie beunruhigt an. „Ihrer Tochter geht es ausgezeichnet, Miss Palmer.“

Zum ersten Mal nach dreizehn Jahren sprach jemand aus, dass sie eine Tochter hatte. Tränen traten Meredith in die Augen. Niemand wusste Bescheid. Sie hatte immer geheimgehalten, dass sie ein Kind hatte. Es war schwer, so etwas jemandem anzuvertrauen. Wer hätte es verstehen können? Sie war in einer Notlage gewesen und beeinflusst worden. Alle hatten gesagt, es sei das Beste, ihr Baby herzugeben. Und sie hatte geglaubt, das Richtige zu tun. Trotzdem wurde sie manchmal von Schmerz überwältigt, wenn sie an das Kind dachte, das sie niemals umarmen konnte.

„Danke“, flüsterte Meredith heiser. Anthony Hamiltons Nähe, sein Verständnis und Mitgefühl wühlten sie auf. Nervös forderte sie ihn auf, ins Wohnzimmer zu gehen, und schloss umständlich die Haustür ab. Die Wohnung lag im vierten Stock, was einen gewissen Schutz gegen Einbrüche bot, doch Meredith war immer vorsichtig. Eine alleinstehende Frau in der Großstadt musste aufpassen. Aber es war unmöglich, sich gegen alles zu schützen. An diesem Abend hatte Meredith die Tür geöffnet, und die Vergangenheit war auf sie eingestürmt. Ob es gut oder schlecht ausgehen würde, ließ sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen.

„Eine schöne Wohnung haben Sie.“

Anthony Hamilton machte ihr das Kompliment, als handelte es sich hier um einen völlig normalen Besuch. Fast hätte Meredith hysterisch gelacht. Sie atmete tief ein und aus und bemühte sich, den Gefühlsaufruhr unter Kontrolle zu bekommen, dann drehte sie sich langsam um. Wenn sie die freundliche Gastgeberin für diesen höflichen Gast spielte, würde sie wahrscheinlich am besten mit den unhaltbaren Träumen fertig werden. „Danke“, sagte sie wieder, und diesmal klang ihre Stimme natürlich und fest.

Er stand am Ende des Flurs, der an der kleinen Küche vorbei zum Wohnzimmer führte, und schaute Meredith starr an. Sie erwiderte den Blick und hatte plötzlich das Gefühl, dass sich nichts verändert hatte. Sie sah den zweiundzwanzigjährigen Anthony Hamilton vor sich, der von ihr so hingerissen war wie sie von ihm. Die Luft zwischen ihnen knisterte vor Spannung, und es war, als würde der Rest der Welt nicht existieren …

Sei nicht albern, schalt sich Meredith. Das war dreizehn Jahre her. Anthony war noch immer groß, muskulös und unglaublich gutaussehend, aber jetzt trug er einen eleganten, zweifellos sehr teuren Anzug, das schwarze Haar war an den Schläfen grau meliert, und seine Gesichtszüge waren markanter. Das Leben war weitergegangen. Wahrscheinlich hatte er geheiratet und war Vater weiterer Kinder geworden.

Das hatte Meredith schon tausendmal gedacht, also warum tat es gerade jetzt wie verrückt weh? Weil er hier war und sie so bewundernd und verlangend anschaute, wie er sie in jenem Sommer angeschaut hatte.

Und was sah er? Sie war auch älter geworden. Wahrscheinlich war nach dem langen Tag im Büro die Mascara verwischt und die Lippenstiftfarbe verblasst. Meredith hatte makellose olivfarbene Haut und brauchte kein Make-up, doch sie benutzte einen Puder, der mattierend wirkte. Aber nicht zwölf Stunden lang, dachte sie trübsinnig. Und dann wurde ihr bewusst, dass sie auf Strümpfen vor Anthony Hamilton stand. Als sie nach Hause gekommen war, hatte sie sofort die Schuhe ausgezogen. Nicht, dass es viel ausmachte. Sie trug sowieso nur flache Absätze. Groß, schlank und langbeinig, hatte sie immer das Gefühl, dass ihre Figur unproportioniert aussah, wenn sie die langen Beine auch noch durch hohe Absätze betonte. Trotzdem, ohne Schuhe kam sie sich irgendwie ungepflegt vor.

Und das Haar! Sie hatte es seit dem Morgen nicht mehr gebürstet, und es war so dicht und fein, dass es schon nach wenigen Stunden zerzaust aussah.

Zumindest das schwarz, weiß und sandfarben gemusterte Hemdblusenkleid würde wohl noch ebenso perfekt sitzen wie am Morgen. Das passende Kleid für die erfolgreiche Geschäftsfrau, dachte Meredith zynisch. Für sie war das Leben auch weitergegangen. Mit dem Teenager im knappen Strandkleid hatte sie nichts mehr gemein.

Jetzt straffte Anthony Hamilton die Schultern und hob das Kinn. „Entschuldigen Sie, dass ich Sie so lange angeblickt habe. Es muss die Ähnlichkeit mit Kimberly sein. Die Augen … dasselbe ungewöhnliche Grün. Das ist … unheimlich“, sagte er, plötzlich verlegen.

„Ich finde, Kimberly sieht wie …“

Wie du aus.

Meredith biss sich gerade noch rechtzeitig auf die Zunge. Wusste er es? Was würde es für sein Leben bedeuten, wenn er es wüsste?

„Wenn wir uns schon einmal begegnet wären, würde ich mich daran erinnern“, stieß Anthony Hamilton hervor. Er ließ langsam den Blick über Meredith gleiten und nahm jede Einzelheit in sich auf. „Ich habe das Gefühl, Sie zu kennen“, sagte er stirnrunzelnd. „Es müssen die Augen sein …“

Nein, alles an mir! dachte Meredith und wünschte, sie könnte es ihm sagen.

Er lächelte sie so charmant an, dass ihr schwindlig wurde. „In so einer Situation bin ich noch nie gewesen. Normalerweise bin ich nicht so taktlos.“

„Bitte gehen Sie ins Wohnzimmer, und setzen Sie sich. Machen Sie es sich bequem“, forderte ihn Meredith auf. Die gute Gastgeberin zu spielen würde ihr verbergen helfen, wie belastend dieses Zusammentreffen für sie war. „Kann ich Ihnen einen Drink bringen? Weißwein? Ich habe vorhin eine Flasche geöffnet. Oder möchten Sie lieber Tee oder Kaffee?“

Anthony Hamilton zögerte. „Trinken Sie auch ein Glas Wein?“

„Ja.“ Meredith wollte eine Weile mit ihm zusammen sein, wie sinnlos und schmerzlich es auch sein mochte.

„Dann ja. Danke.“

Froh, etwas zu tun zu haben, ging sie in die Küche und nahm die Flasche aus dem Kühlschrank. Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Warum war Anthony gekommen? Was wollte er hier?

Er setzte sich nicht, sondern sah sich die Bücher an, blickte aus dem Panoramafenster auf Balmoral Beach und den Ozean, ließ den Blick über die Möbel gleiten und betrachtete lange die Blumen, die Meredith für sich selbst gebunden hatte. Sie war mit ihrer Arbeit zufrieden gewesen. Gefiel ihm das schlichte, aber kunstvolle Arrangement? Sie wäre niemals Floristin geworden, wenn sie nicht so jung schon schwanger die Schule hätte verlassen müssen und zur Schwester ihrer Stiefmutter nach Sydney abgeschoben worden wäre. Die reinste Ironie, wie eins zum anderen geführt hatte … Die unbezahlte Lehre im Blumenladen ihrer Stieftante hatte ihr Interesse geweckt, und die Ausbildung hatte es ihr ermöglicht, ein erfolgreiches eigenes Unternehmen aufzubauen.

„Wohnen Sie hier mit jemandem zusammen?“, fragte Anthony Hamilton. Es war ihm sichtlich peinlich, ihr die Frage zu stellen.

„Nein. Das Apartment gehört mir allein“, erwiderte Meredith stolz, denn es bewies, dass sie eine finanziell unabhängige Frau war.

Sie hatte sich viel Zeit mit der Einrichtung gelassen. Auf dem weichen cremefarbenen Ledersofa und den dazu passenden Sesseln lagen die bunten Gobelinkissen, die sie an vielen einsamen Abenden gestickt hatte. Bücherregale, Beistelltische, der Schreibtisch und die Essgarnitur mit vier Stühlen waren aus heller Esche. Der Teppich war zartrosa.

Die Wohnung wirkte so, wie Meredith es sich gewünscht hatte: freundlich, stimmungsaufhellend und behaglich. Was immer Anthony denkt, ist unwichtig, sagte sie sich heftig. Er war vor dreizehn Jahren aus ihrem Leben ausgestiegen und hatte kein Recht, zurückzukommen und irgendetwas zu kritisieren.

Sie schob sein Glas über die Theke, die Küche und Wohnbereich trennte. „Ihr Drink.“

„Danke. Sind Sie geschieden?“ Anthony blickte Meredith neugierig und abschätzend an, während er auf sie zukam.

Die sehr persönliche Frage ärgerte Meredith. Er hatte sie für jeden anderen Mann verdorben und deutete an, dass sie sich mit der Abfindung oder den Unterhaltszahlungen eines Exmannes ein schönes Leben machte. „Nein. Ich habe diese Wohnung nicht von einem Mann bekommen, Mr. Hamilton“, erwiderte Meredith kurz angebunden. „Ich habe hart gearbeitet und ein bisschen Glück gehabt. Haben Sie es durch eine Frau zu etwas gebracht?“

In gewisser Hinsicht hatte er das. Seine Schwester hatte ihn davor bewahrt, die Verantwortung für eine junge Frau und ein Baby übernehmen zu müssen. Er hatte unbelastet sein Studium beenden und Karriere machen können. Und Denise Graham hatte auch dafür gesorgt, dass sein Kind ein schönes Zuhause bekam.

„Ich wollte nicht andeuten …“, sagte er verlegen.

Jetzt mischte er sich in ihr Leben ein … viel zu spät. Meredith war verärgert und beschloss, nicht länger geduldig darauf zu warten, dass er erklärte, warum er gekommen war. „Warum überprüfen Sie mich? Was bezwecken Sie damit?“

„Man könnte sagen, wir sehen uns einer äußerst heiklen Situation gegenüber. Ich versuche in Erfahrung zu bringen, ob Sie Kimberly wohl kennenlernen möchten oder ob sich ein Treffen mit Ihrer Tochter negativ auf das Leben auswirken könnte, das Sie sich aufgebaut haben.“

Ihr drehte sich alles. Meredith konnte kaum glauben, was Anthony Hamilton da sagte. Sie hatte gehofft, dass es irgendwann dazu kommen würde, wenn Kimberly erwachsen war und selbst bestimmen durfte, aber sie war doch erst zwölf! „Ihre Schwester erlaubt es?“, fragte Meredith zweifelnd.

„Denise und ihr Mann sind vor einem Jahr bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Kurz vor Weihnachten“, erwiderte Anthony leise. „Seitdem ist Kimberly in meiner Obhut.“

Völlig schockiert blickte ihn Meredith an. Denise und Colin Graham tot. Schon seit einem Jahr. Und sie hatte die ganze Zeit an die beiden gedacht und sich vorgestellt, wie sie mit ihrer Tochter das Familienleben genossen, das ihr versagt geblieben war! Kimberly hatte ihre Adoptiveltern verloren.

„Ich bin zu ihrem Vormund bestellt worden“, sagte Anthony Hamilton.

Offensichtlich hatte er noch immer nicht erfahren, dass er Kimberlys unehelicher Vater war. Dann hatte Denise also geschwiegen und nicht einmal für den Notfall einen Brief bei ihrem Anwalt hinterlegt.

„Ich wusste nichts von Ihnen. Ich hatte keine Ahnung, dass zwischen Ihnen und meiner Schwester eine Verbindung bestand.“

Meredith schloss die Augen. Sie konnte nicht ertragen, dass sie für ihn eine Fremde war.

„Erst heute habe ich vom Anwalt Ihre Adresse bekommen“, sagte Anthony Hamilton angespannt. „Er wollte sie mir nicht geben. Für ihn ist der Kontakt zwischen Ihnen und Denise mit ihrem Tod aufgehoben, und er hat mir davon abgeraten, ihn weiterbestehen zu lassen.“

Anthony Hamilton schien die Bedenken des Anwalts zu teilen. Angst vor den Folgen … Du lieber Himmel! Er fürchtete sich davor, sie in sein und Kimberlys Leben zu lassen. Die richtige Mutter! „Warum sind Sie trotzdem hier?“, fragte Meredith. Sie versuchte, ihre Verbitterung nicht zu zeigen. Auch wenn die Adoptiveltern tot waren, konnte sie keinen Anspruch auf ihre Tochter erheben. Sie hatte alle Rechte verloren, als sie Kimberly zur Adoption freigegeben hatte.

„Wegen Kimberly. Sie wünscht sich …“ Anthony zögerte.

Meredith sah ihm an, dass ihm die Sache nicht gefiel. Er wollte es nicht. Offensichtlich hätte er den Rat des Anwalts lieber befolgt.

Anthony Hamilton seufzte. „Sie wünscht sich … ihre richtige Mutter … zu Weihnachten.“

Nur zu Weihnachten.

Sich kennenlernen und zusammensein … aber nur für kurze Zeit … genau wie mit ihrem Vater. Für kurze Zeit … zu spät für Liebe und eine dauerhafte Beziehung. Die Qual war zu groß. Meredith wollte sich an der Küchentheke festhalten, doch sie brachte nicht mehr die Kraft auf. Ihr wurde schwarz vor Augen, und sie sank langsam zu Boden.

3. KAPITEL

Anthony hob Meredith vom Küchenboden auf. Ihm zitterten die Knie. Es war nicht die Anstrengung. Meredith Palmer war überdurchschnittlich groß, aber nicht schwer. Das seltsame Kribbeln, das sich in seinem ganzen Körper ausbreitete, hatte etwas damit zu tun, wie sich die Frau in seine Arme zu kuscheln schien. Ihr Kopf lag an seiner Schulter, und das lange Haar berührte seinen Hals. Anthony verstrickte sich in Gefühle, die überhaupt keinen Sinn ergaben. Zumindest keinen, den er anzuerkennen bereit war.

Es war zu verrückt … ging über jede vernünftige Erklärung hinaus. Er war Meredith Palmer nie zuvor begegnet, dessen war er sich völlig sicher. Aber er hatte von ihr geträumt. Wie war das möglich? Sie plötzlich leibhaftig vor sich zu haben war ein Schock gewesen. Alles an ihr war ihm so vertraut … Das hatte ihn hoffnungslos abgelenkt. Er hätte feinfühliger sein und ihr die Sache schonender beibringen müssen. Offensichtlich war Meredith Palmer schon gestresst gewesen, weil sie das Päckchen nicht erhalten hatte, und als er auf der Bildfläche erschienen war, hatte sie sich noch mehr aufgeregt.

Und jetzt lag die Frau in tiefer Ohnmacht, weil er unüberlegt vorgegangen war, und er beschäftigte sich damit, wie sie ihn berührte! Anstatt wie ein Idiot in der Küche zu stehen, sollte er vielleicht endlich irgendetwas unternehmen, damit Meredith Palmer wieder zu sich kam.

Auf das zweisitzige Sofa im Wohnzimmer konnte er sie nicht legen. Anthony blickte sich um. Neben einem der Bücherregale stand eine Tür einen Spaltbreit offen. Wie er feststellte, war es das Schlafzimmer. Er trug Meredith hinein und legte sie aufs Bett. Sie begann sich zu rühren und stöhnte leise. Mitleidig nahm Anthony ihre Hand und drückte sie. Dann fiel ihm ein, dass er Meredith wahrscheinlich ein Glas Wasser holen sollte. Wo war das Badezimmer? Er sah sich suchend um … und erlitt wieder einen Schock.

Überall an den Wänden hingen Fotos von Kimberly!

Jedes Lebensjahr seiner Nichte war in Fotomontagen dokumentiert. Dazwischen hingen Vergrößerungen besonders gelungener Aufnahmen, die so ausdrucksstark waren, dass Anthony das Gefühl hatte, Kimberly würde ihn aus den Fotos anschauen.

Es war unheimlich. Anthony hatte die meisten Bilder schon gesehen, aber niemals alle auf einmal. Und plötzlich fragte er sich, ob es noch normal war, mit einer so überwältigenden Sammlung von Fotos zu leben.

Er dachte daran, was Kimberly gesagt hatte: Wenn meine richtige Mutter mich haben will … In diesem Zimmer war der Beweis, dass Meredith Palmer ihre Tochter haben wollte. Anthony grübelte über moralische und Rechtsansprüche. Für ihn war Kimberly immer das Kind seiner Schwester, seine Nichte gewesen. Sie gehörte in seine Familie. Aber wie viel mehr gehörte sie zu dieser Frau, die sie zur Welt gebracht hatte? Was, wenn Kimberlys Wunsch, sie kennenzulernen, nur eine Laune war?

Was habe ich hier in Gang gesetzt?, fragte sich Anthony erschrocken. Ihm fiel die Warnung des alten Anwalts von Denise ein. Lassen Sie die Finger davon, hatte Hector Burnside gesagt. Wer weiß, was dabei herauskommt.

Vielleicht hätte er auf den Rat eines Mannes hören sollen, der in seinem Beruf alle Seiten der menschlichen Natur kennengelernt hatte. Anthony verzog das Gesicht. Jetzt saß er in einer schönen Klemme. Er hatte Kimberly versprochen, mit einer Antwort von ihrer richtigen Mutter zurückzukommen. War er in einem Traum oder Alptraum gelandet, indem er diese Richtung eingeschlagen hatte? Wie auch immer, er konnte nicht mehr zurück.

4. KAPITEL

Er hielt ihre Hand.

Die Berührung nahm Meredith die entmutigende Angst vor dem Unbekannten und beruhigte sie.

Träumte sie das nur?

Nein. Anthony Hamilton drückte ihre Hand.

Meredith öffnete die Augen und sah ihn auf der Bettkante sitzen. Einen Moment lang war sie völlig verwirrt. Warum lag sie auf dem Bett? Wie war sie ins Schlafzimmer gekommen? Dann erinnerte sie sich. „Ich muss ohnmächtig geworden sein“, sagte sie überrascht.

Aus seinen Gedanken gerissen, wandte sich Anthony hastig um und blickte sie an. „Ja. Sie sehen immer noch blass aus. Möchten Sie ein Glas Wasser?“

Meredith stützte sich auf den Ellbogen, doch sofort drehte sich ihr alles, und sie sank zurück. „Ja, bitte. Vielleicht hilft es.“ Sie schloss wieder die Augen und kämpfte gegen Schwindel und Übelkeit. „Es tut mir leid …“

„Meine Schuld. Bin sofort zurück.“

Schock und zu viel Wein auf fast leeren Magen, überlegte Meredith und wünschte, sie wäre vernünftig gewesen und hätte ordentlich zu Abend gegessen. Sie wollte nicht, dass Anthony Hamilton sie für kränklich und schwach hielt und ihr nicht zutraute, mit schwierigen Situationen fertig zu werden. Er könnte es sich anders überlegen und nicht einmal ein kurzes Treffen mit Kimberly erlauben.

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