Julia Extra Band 316 - Kate Hewitt - E-Book

Julia Extra Band 316 E-Book

Kate Hewitt

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Beschreibung

SO HEISS KÜSST NUR EIN PLAYBOY von STEPHENS, SUSAN
Katie genießt den Hauch von Dolce Vita, der den sexy Playboy Rigo Ruggiero umgibt. Ihr erstes Abenteuer, seit ein grausames Schicksal ihre Karriere zerstörte. Doch so sehr sie die heißen Küsse des aufregenden Italieners genießt, fürchtet sie auch, noch einmal alles zu verlieren …

SINNLICHE ERPRESSUNG AUS LEIDENSCHAFT von BIANCHIN, HELEN
Alles würde Romy tun, um ihren Vater vor dem Gefängnis zu retten! Alles? Der Einzige, der ihr in ihrer Not noch helfen kann, ist der skrupellose spanische Milliardär Xavier DeVasquez. Und er will nicht nur, dass Romy ihn heiratet. Sie soll auch seine sinnliche Geliebte werden …

VERFÜHRT VON EINEM PRINZEN von HEWITT, KATE
Solch eine Anziehungskraft hat Phoebe noch nie gespürt! Der faszinierende Prinz Leo muss sie bloß ansehen, und ihr Herz schlägt höher. Doch Vorsicht: Versucht er sie etwa nur zu verführen, weil ihr kleiner Sohn der rechtmäßige Thronfolger seines hoch im Norden gelegenen Fürstentums ist?

NUR DIESER EINE TANZ? von HARPER, FIONA
Alice muss Cameron Hunters Firmenball organisieren, mehr nicht! Doch plötzlich schwebt sie in seinen Armen übers Parkett. Wie Cinderella im Märchen. Auch wenn sie weiß: Montag früh wird alles wie immer sein zwischen ihr und ihrem Boss. Aber bis dahin kostet sie jede Sekunde aus …

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Seitenzahl: 676

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IMPRESSUM

JULIA EXTRA erscheint vierwöchentlich im CORA Verlag GmbH & Co. KG,

20350 Hamburg, Axel-Springer-Platz 1

Redaktion und Verlag:

Brieffach 8500, 20350 Hamburg

Tel.: 040/347-25852

Fax: 040/347-25991

Geschäftsführung:

Thomas Beckmann

Redaktionsleitung:

Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)

Cheflektorat:

Ilse Bröhl

Lektorat/Textredaktion:

Sarah Hielscher

Produktion:

Christel Borges, Bettina Schult

Grafik:

Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn,

Marina Grothues (Foto)

Vertrieb:

asv vertriebs gmbh, Süderstraße 77, 20097 Hamburg

Telefon 040/347-29277

Anzeigen:

Christian Durbahn

Es gilt die aktuelle Anzeigenpreisliste.

© 2009 by Susan Stephens

Originaltitel: „Italian Boss, Proud Miss Prim“

erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London

in der Reihe: MODERN ROMANCE

Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

Übersetzung: Anike Pahl

© 2009 by Kate Hewitt

Originaltitel: „Royal Love-Child, Forbidden Marriage“

erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London

in der Reihe: MODERN ROMANCE

Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

Übersetzung: Marion Koppelmann

© 2009 by Helen Bianchin

Originaltitel: „Bride, Bought And Paid For“

erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London

in der Reihe: MODERN ROMANCE

Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

Übersetzung: Rita Koppers

© 2009 by Fiona Harper

Originaltitel: „Invitation To The Boss’s Ball“

erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London

in der Reihe: ROMANCE

Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

Übersetzung: Elke Schuller-Wannagat

Fotos: RJB Photo Library_iStockphoto

Deutsche Erstausgabe in der Reihe: JULIA EXTRA

Band 316 (8/1) 2010 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg

Veröffentlicht im ePub Format im 07/2010 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

ISBN-13: 978-3-942031-84-4

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

JULIA EXTRA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Führung in Lesezirkeln nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages. Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte übernimmt der Verlag keine Haftung. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Satz und Druck: GGP Media GmbH, Pößneck

Printed in Germany

Aus Liebe zur Umwelt: Für CORA-Romanhefte wird ausschließlich 100% umweltfreundliches Papier mit einem hohen Anteil Altpapier verwendet.

Der Verkaufspreis dieses Bandes versteht sich einschließlich der gesetzlichen Mehrwertsteuer.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:

BACCARA, BIANCA, ROMANA, HISTORICAL, MYLADY, MYSTERY,

TIFFANY HOT & SEXY, TIFFANY SEXY

CORA Leser- und Nachbestellservice

Haben Sie Fragen? Rufen Sie uns an! Sie erreichen den CORA Leserservice montags bis freitags von 8.00 bis 19.00 Uhr:

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74004 Heilbronn

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42 Cent/Min. aus dem Mobilfunknetz

www.cora.de

Susan Stephens

So heiß küsst nur ein Playboy

1. KAPITEL

Sechs Stunden und fünfzehn Minuten auf demselben harten Stuhl, am selben Schreibtisch, in demselben kalten Büroraum, in derselben Kleinstadt …

Sie verlor die Lust am Leben.

Beinahe …

Eine Telefonkonferenz mit Signor Rigo Ruggiero in Rom zu organisieren, war eine Tortur, selbst für eine so hartnäckige junge Anwältin wie Katie Bannister. Es bedeutete nämlich, sich zuerst an Ruggieros Armee versnobter Gefolgsleute vorbeilavieren zu müssen.

Sie hätte vor Wut laut schreien können, blieb äußerlich jedoch völlig gelassen – ganz in ihrem professionellen Element. Ohne jegliches Innenleben.

Kein Innenleben? Nein, das wäre zu einfach. Unglücklicherweise war Katie mit einer regen Fantasie gesegnet und besaß eine geradezu unglaubliche Vorstellungskraft, die sie regelmäßig in Schwierigkeiten brachte. Außerdem konnte sie im Handumdrehen vom unscheinbaren, reizlosen Mauerblümchen zur messerscharf argumentierenden, selbstbewussten Kämpferin werden.

Als Neuzugang in einer kleinen Anwaltskanzlei erwartete man von Katie üblicherweise nicht, sich um derart wichtige, einflussreiche Klienten zu kümmern. Aber laut ihrem Vorgesetzten handelte es sich lediglich um eine Kleinigkeit. Und wenn sie sich nach oben arbeiten wollte, sollte sie sich besser in diesen Fall verbeißen – unwichtig oder nicht.

„Pronto …“

Endlich! „Signor Ruggiero?“

„Si?“

Die tiefe, sonore Stimme am anderen Ende der Leitung ging Katie durch Mark und Bein. Die italienischen Worte klangen sexy und gleichzeitig leicht abwesend. Eilig ordnete Katie ihre Gedanken und warf einen Blick auf ihre Unterlagen mit den Sicherheitshinweisen, die sie sich notiert hatte. Denn erotische Stimme hin oder her, sie musste sicher sein, mit dem richtigen Mandanten zu sprechen.

Man musste Signor Ruggiero zugutehalten, dass er all ihre Fragen bereitwillig, ausführlich und höflich beantwortete. Und Katies Fantasie entschloss sich ausgerechnet in diesem Augenblick, wieder einmal ein Eigenleben zu führen. Immerhin wusste sie, wie er aussah: sehr groß, dunkler Typ und mit attraktiv nicht einmal annähernd zu beschreiben. Nun hatte sie diesen italienischen Tycoon endlich am Telefon und konnte ihm mitteilen, dass er der Begünstigte im Testament seines verstorbenen Bruders war.

„Meines verstorbenen Stiefbruders“, korrigierte er sie.

Der honigsanfte Bariton schmeichelte sich noch etwas tiefer in ihr Bewusstsein ein, obwohl ihr die Schärfe in seinen Worten nicht entging. Er klang ernst und desinteressiert.

Ein Mann, der so schwer erreichbar ist, legt sicher keinen gesteigerten Wert auf Smalltalk, sagte sich Katie und legte einen Gang zu. „Entschuldigen Sie, Signor Ruggiero, ich spreche natürlich von Ihrem Stiefbruder.“

Während des Gesprächs schnappte sie noch ein paar weitere Hinweise auf. Wenn sie irgendetwas gut konnte, war es, sich anhand der Stimme ein klares Bild von einem Menschen zu machen. Ihre Ausbildung zur Opernsängerin an einem der weltbesten Musikkonservatorien hatte ihr empfindsames Gehör dahingehend geschult, auch die leisesten Nuancen aus einem Ton zu extrahieren. Und die Stimme am anderen Ende der Leitung vereinte präzise eingesetzten Charme mit eiserner Entschlossenheit.

„Könnten Sie zum Punkt kommen, Signorina Bannister?“

„Natürlich.“

Katies Stärke lag auch darin, selbst ausgesprochen anstrengende, übel gelaunte Mandanten zu beruhigen. Aber nach einem langen Tag in einem kalten Büro, gekleidet in ein billiges Kostüm, hing ihre Geduld buchstäblich am seidenen Faden. Schließlich überbrachte sie Signor Ruggiero keine Hiobsbotschaft, sondern informierte ihn lediglich über ein Gelderbe.

Noch mehr Geld, dachte Katie und betrachtete ein Magazin, das eine Freundin ihr extra auf den Schreibtisch gelegt hatte. Das Titelbild zeigte Rigo Ruggiero – hinreißend sexy und schön. Nicht, dass sie an ihm interessiert wäre!

Entschlossen erläuterte sie dem buchstäblich reichsten Mann in Italien, warum sie ihn persönlich sprechen musste. In Rom, wohin sie als professionelle Sängerin auch hatte gehen wollen.

„Ich habe keine Zeit, dorthin zu kommen …“

Sie straffte die Schultern. „Diese Antwort hat Ihr Stiefbruder erwartet.“ Ihr Herz schlug schneller, als sie die Einzelheiten und Instruktionen aus dem letzten Willen des Verstorbenen rezitierte. Im Hinterkopf dachte sie über den allgemeinen Büroklatsch nach. Offenbar war Rigo Ruggiero nicht nur ein extrem erfolgreicher Unternehmer, sondern auch ein notorischer Playboy. Zu behaupten, Katie Bannister und er lebten auf unterschiedlichen Planeten, wäre die Untertreibung des Jahrhunderts.

Es trug zur allgemeinen Belustigung bei, dass ausgerechnet die offizielle Kanzleijungfer damit beauftragt wurde, Italiens begehrtesten Junggesellen zu treffen. Äußerlich ließ Katie sich zwar nichts anmerken, aber der Spott ihrer Kollegen traf sie sehr. Andererseits wäre sie wenigstens vor Ruggieros Avancen sicher, sobald er einen Blick auf ihr unspektakuläres Äußeres geworfen hätte. Was kümmerte sie also sein Ruf als Herzensbrecher?

Allmählich regte sie auf, wie lustlos er sich über den Tod seines Bruders äußerte. War es zu viel verlangt, wenigstens etwas Betroffenheit zu zeigen? „Die Anweisungen Ihres Stiefbruders sind leider eindeutig, Signor Ruggiero. Er beauftragte unsere Kanzlei Flintock, Gough and Coverdale damit, seinen letzten Willen zu vollstrecken. Mr. Flintock bat mich, die Erfordernisse entsprechend dieses Briefs …“

„Erfordernisse entsprechend eines Briefs?“ Verspottete er sie etwa? „Sprechen Sie grundsätzlich Juristenjargon mit Ihren Mandanten, Signorina Bannister? Das muss ziemlich verwirrend für die armen Menschen sein.“ Sein Tonfall war trocken und leicht amüsiert. „Ich selbst bevorzuge das klare, direkte Wort.“

Niemand hatte es je gewagt, Katie derart zu kritisieren. Sie sah diesen selbstgefälligen Milliardär im Geiste vor sich, wie er sich in seinem Schreibtischsessel ausstreckte und lächelte mit arrogantem Blick herausfordernd.

Instinktiv schloss sie die Augen. „Was ich Ihnen zu erklären versuche, Signor Ruggiero …“

„Bevormunden Sie mich nicht!“

Seine Warnung erschreckte sie. „Ich entschuldige mich. Es war nicht meine Absicht, bevormundend zu klingen.“

„In diesem Fall vergebe ich Ihnen.“

Jetzt klang seine Stimme ganz sanft, als wollte er Katie necken – mit ihr flirten. So unwahrscheinlich das auch war, ihr Inneres reagierte sofort darauf und signalisierte erhöhte Wachsamkeit. Zusammen mit freudiger Erregung!

„Können wir also bitte einen Termin festlegen?“, bat sie freundlich, aber bestimmt.

Stille am anderen Ende der Leitung, dann murmelte er schließlich eine Antwort. „Wann immer Sie wünschen.“

Sein heiserer Kommentar schien Katie von innen zu wärmen, während sie durch das Fenster hinaus in den verregneten, kalten Herbst von York sah. Hinter ihrer eher unscheinbaren Fassade schlug das Herz einer reisefreudigen Abenteurerin. Einst wollte sie die Opernhäuser dieser Welt besuchen. Würde sie es schaffen, als Anwältin nach Rom zu fliegen? Oder brach dieser Trip alte Wunden auf – Wunden und die Erinnerung, dass sie ihre Singstimme auf tragische Weise verloren hatte?

„Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit, Signorina Bannister“, drängte Rigo Ruggiero. „Wann soll unser Treffen stattfinden?“

Ihr wäre eine Auszeit sehr recht, und sie könnte schon am nächsten Tag nach Rom unterwegs sein. Bevor Katie es verhindern konnte, sprudelten die Worte aus ihr heraus. „Wie siehst es morgen aus, Signor Ruggiero? Wenn Ihnen das passt?“

„Ich werde es einrichten“, entgegnete er knapp.

„Danke für Ihre Kooperation.“ Sie bekam kaum noch Luft, und das Herz klopfte ihr bis zum Hals. Am Telefon zu sprechen, war eine Sache, aber wenn Rigo Ruggiero erst einmal mit eigenen Augen sah, was für eine langweilige Person Katie war … Und sobald sie einen Fuß in Rom auf die Straße setzte, würden alte Sehnsüchte in ihr erwachen, die äußerst schmerzhaft werden könnten.

„Ich freue mich darauf, Sie persönlich kennenzulernen“, sagte er. „Sie haben übrigens eine ganz reizende Stimme.“

Eine reizende Stimme! „Vielen Dank.“ Von Playboys erwartete man schließlich, dass sie flirteten. Und woher sollte Signor Ruggiero wissen, dass ihre einst so vielversprechende Singstimme nach einem Brand in Katies Studentenwohnheim zu einem rauen Krächzen verkümmert war?

Damals im Krankenhaus war sie außer sich vor Freude gewesen, als sie erfuhr, dass all ihre Freunde unverletzt geblieben waren. Doch zu hören, dass der inhalierte Rauch ihrer Gesangskarriere ein jähes Ende gesetzt hatte, zerstörte Katies Zukunftspläne. Und das war nicht der einzige Schaden, den sie von dem Feuer davontragen sollte.

Sie würde niemals wieder singen und hatte genügend Narben auf ihrem Rücken, um sich zu schwören, dass niemand sie jemals nackt sehen würde. Nachdem ihre Gesangskarriere unwiderruflich beendet war, begann Katie ein neues Leben als Anwältin. Das bedeutete ein Dasein im Schatten anstelle des Rampenlichts, das sie als Sängerin erwartet hätte. Aber Katie legte gar keinen Wert auf Spotlights – es war die Musik, die ihr fehlte.

„Signorina Bannister? Sind Sie noch dran?“

„Entschuldigen Sie, Signor Ruggiero. Ich habe nur gerade etwas fallen lassen.“

Verträumt warf sie einen Blick auf das Titelblatt der Zeitschrift, die noch immer vor ihr lag. Ein muskulöser Traum von einem Mann im Designeranzug, dessen Gesicht eher einem verruchten Piraten als einem gepflegten Multimilliardär glich. Dichtes schwarzes Haar, Dreitagebart und stechende smaragdgrüne Augen, in denen es gefährlich blitzte.

„Sie haben Ihre Meinung bezüglich unseres Treffens doch nicht etwa geändert?“

Seine Frage klang ziemlich herausfordernd, und Katie spürte wieder diese undefinierbare innere Erregung. „Ganz und gar nicht“, versicherte sie ihm fest.

Entschlossen langte sie über den Tisch und wollte gerade die Zeitschrift in den Abfalleimer befördern, als sie plötzlich innehielt. Der zynische Zug um seinen Mund brachte sie zwar auf die Palme, trotzdem war er der perfekte Rahmen für seine eindrucksvolle arrogante Stimme.

Und als gäbe es nicht schon genug Perfektion in seinem Leben, zeigte das Bild ihn auch noch mit einem blonden Mädchen im Arm, das eher wie eine Puppe und nicht wie ein lebendiger, atmender Mensch aussah.

Es wird schon werden, versuchte Katie sich Mut zu machen und richtete sich kerzengerade auf. Ich kann das! Dieser Trip nach Rom ist eine reine Geschäftsreise, und nichts könnte mich davon abhalten.

„Ich möchte Ihnen eine Frage stellen, Signorina Bannister.“

„Ja?“ Unwillkürlich umklammerte sie den Hörer etwas fester, während sie weiterhin auf das makellose Antlitz von Ruggieros Begleiterin starrte.

„Warum Sie?“, erkundigte er sich knapp.

Der Playboy war verschwunden, stattdessen wollte ein erfolgreicher Unternehmer wissen, warum man ihm eine junge, unerfahrene Anwältin zur Lösung seines Falls schickte.

Der Grund war ihr fließendes Italienisch, das sie ihrer Opernausbildung verdankte. Jedenfalls nahm Katie an, dass man sie deshalb ausgewählt hatte. Außerdem war sie unscheinbar, bescheiden und ungebunden und hatte als Neuzugang in der Sozietät ohnehin nichts zu sagen, soweit es um die Arbeitsverteilung ging.

Aber das wollte sie nicht unbedingt nach außen kehren. „Ich bin die einzige Anwältin unserer Kanzlei, die so kurzfristig nach Rom fliegen kann.“

„Sie sind also nicht so erfolgreich und eingebunden?“

„Signor Ruggiero …“

„Piano, piano, bella!“

Ich soll mich beruhigen, dachte sie und spürte, dass sein sexy Tonfall tatsächlich eine besänftigende Wirkung auf sie ausübte. Allein schon die italienische Sprache klang wie Musik in ihren Ohren. So stellte sie sich den perfekten Liebhaber vor …

„Schön“, schloss Ruggiero, „dann sehen wir uns morgen in Rom.“

Es fiel ihm erschreckend leicht, Katie um den Finger zu wickeln. Einen Moment lang war er streng und fordernd, im nächsten faszinierte er sie mit Witz und Charme. Und natürlich lag er richtig mit seinen Vorbehalten hinsichtlich ihrer beruflichen Qualifikation. Sie war keine gute Anwältin und würde auch nie eine gute werden – dazu fehlten ihr der Biss und die Hingabe für die Juristerei.

Manchmal fragte Katie sich, ob sich die Leidenschaft, mit der sie Opernsängerin hatte werden wollen, überhaupt auf ein anderes professionelles Feld übertragen ließ. Im Augenblick hatte sie wenigstens einen guten Job, bei dem sie im Hintergrund agieren konnte – und das passte ihr ausgesprochen gut.

Inzwischen dachte sie an nichts weiter als an die harte, wirtschaftliche Realität. In der Kanzlei spekulierten die Angestellten bereits über Entlassungen, und der Trip nach Rom würde Katies Position definitiv verbessern. Trotzdem kostete es sie eine furchtbare Überwindung, sich dem berühmten Multimilliardär Rigo Ruggiero in ihren Kaufhausklamotten und ihrem unübersehbaren Kleinstadtgehabe zu präsentieren. Leider blieb ihr keine andere Wahl.

„Ich werde dann den Flug buchen“, sagte sie mehr zu sich selbst.

„Das würde ich empfehlen“, bemerkte er trocken. „Mailen Sie mir die Einzelheiten, und ich sorge dafür, dass Sie am Fiumicino Airport abgeholt werden.“

„Das ist sehr …“

Fassungslos starrte sie auf den toten Hörer in ihren Händen. Wie ausgesprochen rüde, einfach aufzulegen! Oder sollte sie es eher als Herausforderung betrachten?

Als die anderen Frauen in der Kanzlei behaupteten, sie hätte genügend verstecktes Feuer in sich, um diesen berüchtigten Eigenbrötler von Playboy im Handumdrehen in die Tasche zu stecken, hatte Katie nur gelacht und müde abgewinkt. Vielleicht war das früher einmal der Fall gewesen. Außerdem hatten ihre Kolleginnen nicht persönlich mit ihm gesprochen und sich lediglich ein Bild aus der Presse gemacht.

Dieser Kerl war kaltblütig und herzlos genug, um den Tod eines nahen Verwandten teilnahmslos hinzunehmen. Und er beendete ein Gespräch ohne das geringste Gebot der Höflichkeit! Rigo Ruggiero war ein arrogantes Monster, und je eher sie ihren Auftrag für ihn erfüllte, desto besser. Es beunruhigte Katie allerdings, dass er eine gewisse Wirkung auf sie ausübte …

Nachdem er den Hörer aufgelegt hatte, lehnte Rigo sich auf seinem Stuhl zurück. Obwohl Katie Bannister mit ihm über einen Mann sprechen wollte, von dem er nie wieder zu hören gehofft hatte, brachte die junge Anwältin ihn zum Schmunzeln. Ihm gefiel ihre Stimme. Sie war jung, sie klang heiser und damit einfach sexy. Und intelligent. Sofort hatte er im Geiste ein Bild vor Augen.

Sein Stiefbruder hatte ihn also in seinem Testament bedacht. Womit? Mit einem Kelch vergiftetem Wein? Mit Anteilen an einem Verbrechersyndikat?

Rigo sprang auf und lief unruhig in seinem Büro umher. Warum sollte ihm ein Mann, der ihm Zeit seines Lebens nichts als Hass und Abscheu entgegengebracht hatte, irgendetwas hinterlassen? Und was waren das für persönliche Einflechtungen, die es erforderlich machten, dass eine englische Anwältin dafür extra nach Rom fliegen musste?

Er wusste, dass Carlo einige Jahre in Nordengland gewohnt hatte. Aber falls es etwas von Wert zu erben gab, so war es mit Sicherheit Diebesgut oder Hehlerware. Es musste sich um etwas handeln, mit dem Carlo seinen Stiefbruder auch noch nach seinem Tod kompromittieren konnte.

Als Rigo vierzehn Jahre alt war, heiratete sein Vater ein zweites Mal. Mit siebzehn verließ Rigo sein Elternhaus für immer. Bis dahin hatte er viele von Carlos grausamen Streichen und Intrigen über sich ergehen lassen müssen. Sein Elternhaus stand ihm nicht länger offen, da er die Liebe seines Vaters verloren hatte. Also ging Rigo nach Rom und verwirklichte seine Träume. Seitdem hatte er nichts mehr persönlich von Carlo gehört – der sieben Jahre älter gewesen war als er.

Im Grunde verdankte er seinem Stiefbruder enorm viel, dachte Rigo, während er durch die deckenhohen Panoramafenster auf die Stadt hinuntersah. Immerhin lebte er in einem exklusiven Stadtteil, und dieses Penthouse war nur eine seiner zahlreichen Immobilien. Das Landleben all die Jahre zuvor hinter sich zu lassen, hatte ihm Erfolg und Reichtum gebracht.

Und wieder dachte er an dieses Mädchen aus England, das er morgen irgendwie in seinen Tagesplan einbauen musste. Seufzend überflog er den Kalender. Gerade erst hatte er die letzte einer ganzen Serie unfähiger Privatsekretärinnen gefeuert – und einen adäquaten Ersatz zu finden, stellte sich als außerordentlich schwierig heraus.

Wenn Signorina Bannister nur halb so fesselnd war, wie ihre Stimme versprach, würde er mit Freuden den gesamten morgigen Tag für sie freimachen.

An Katie nagten Zweifel, ob sie für diesen Auftrag überhaupt geeignet war. Die Kanzlei hätte eher jemanden mit Biss und einem gewissen stilvollen Auftreten nach Rom schicken sollen. Jemanden, der kultiviert war und sinnbildlich die gleiche Sprache wie Rigo Ruggiero sprach. Trotz zwei neuer Strumpfhosen und einer noch unbenutzten weißen Bluse gab ihre Garderobe nichts her, das einem Besuch bei einem italienischen Multimilliardär angemessen wäre.

Um sich zu sammeln, atmete Katie ein paarmal tief durch. Wenn sie ohnehin keine Gelegenheit hatte, sich auf diese Weise zu behaupten, sollte sie es gar nicht erst versuchen. Sie war einfach eine kompetente junge Anwältin aus Nordengland, und das bedeutete, ein braunes Kostüm mit dazu passenden, halbhohen Schuhen passte als Outfit vollkommen.

Dies ist schließlich kein Privaturlaub, überlegte Katie, packte aber trotzdem noch ein Paar bequeme Jeans und ein Sweatshirt in ihre Tasche. Zwar sah der straffe Zeitplan keine Freizeit vor, aber falls sich doch eine Gelegenheit ergeben sollte, hätte sie zu diesem Zweck etwas anzuziehen.

Alles ist braun, stellte sie fest, als sie ihr kleines Häuschen verließ. Selbst meine Reisetasche. Ein Leben im Schatten ist das Eine, aber wann ist die Farbe aus meinem Dasein gewichen? Gleichzeitig mit der Musik?

Energisch schob sie ihr Kinn vor und beschloss, das Beste aus ihrem Kurztrip herauszuholen. Immerhin traf sie einen der aufregendsten Männer der Gegenwart, und das im wunderschönen Rom. Natürlich würde sie kein Teil von Rigo Ruggieros Leben sein, aber für wenige Stunden durfte sie ihn als beeindruckter Beobachter aus der Nähe betrachten. So könnte sie anschließend zumindest den Mädels im Büro ihre Kaffeepausen mit Einzelheiten über den Milliardär der Träume versüßen.

Signor Ruggiero hatte gelogen. Schützend klammerte Katie sich an ihre Reisetasche und sah verwirrt auf den stark bevölkerten Bürgersteig vor dem Fiumicino Airport. Die Sonne brannte heiß auf sie hinunter, und jeder um sie herum schien zu wissen, wohin er gehen musste. Nur Katie wurde von niemandem erwartet und hatte im ersten Moment keine Ahnung, was sie tun sollte.

Warum habe ich mich nicht gleich selbst um alles gekümmert, ärgerte sie sich und kramte die Adresse aus ihren Unterlagen heraus, unter der sie Rigo Ruggiero möglicherweise finden konnte. Gerade als sie nach einem der wartenden Taxis winken wollte, trat ihr ein elegant gekleideter, großer Mann entgegen.

„Signorina Bannister?“

Die Stimme schien durch Katies Brustkorb zu dringen und sie von innen heraus zu wärmen. Beinahe wäre sie in die Arme des Mannes gestolpert, dessen Aussehen alle offiziellen Fotos von ihm verblassen ließ.

Ihr Herz schien nur noch unregelmäßig zu schlagen, während sie die tiefbraune Farbe seiner Hände betrachtete. Man hatte das Gefühl, dieser Mann war so heiß, dass man ihn nur mit Schutzhandschuhen anfassen konnte. So ein Frauenschwarm würde jemanden wie Katie – sosehr sie es sich auch wünschen mochte – niemals bemerken. Außer natürlich an einem Tag wie heute, wenn er keine andere Wahl hatte.

„Oh, ja, Entschuldigung!“ Hastig richtete sie sich auf, bevor er mit der Kunstfaser ihres Kostüms in Berührung kommen konnte. „Signorina Bannister? Das bin ich.“

„Sind Sie sicher?“

Ihre Wangen wurden flammend rot. „Selbstverständlich bin ich sicher …“ Sie reichte ihm die Hand. Doch Signor Ruggiero betrachtete sie nur schweigend, und sein professionelles Lächeln erreichte seine Augen nicht. Ratlos ließ sie ihren Arm wieder sinken. „Ich habe nicht damit gerechnet, dass Sie mich persönlich abholen würden.“

„Es ist mir ein Vergnügen“, entgegnete er höflich und verbeugte sich sogar. Aber sein Tonfall strafte seine Worte Lügen.

Katie sah ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Rigo Ruggiero konnte seine Enttäuschung offenbar nur mühsam verbergen. Nachdem er ihre heisere Stimme am Telefon gehört hatte, rechnete er wohl damit, einer verführerischen Sirene zu begegnen.

Da waren wir wohl beide auf dem falschen Dampfer, dachte Katie. Jetzt ist es nicht mehr nur ein geschäftlicher Termin für mich – jetzt ist es persönlich geworden!

„Sie hatten hoffentlich einen guten Flug.“

„Sehr gut, danke.“ Diesen Ton hätte er auch seiner alleinstehenden Tante gegenüber angeschlagen, davon war Katie fest überzeugt. Seufzend betrachtete sie den eindrucksvollen Mann vor sich.

Er besaß eine starke, charismatische Ausstrahlung, eine Art leuchtender Aura, und wirkte selbst in dem kostspieligen Maßanzug rau und gefährlich. Dunkle Haut lugte aus seinem leicht aufgeknöpften weißen Hemd hervor, und der feine Stoff seiner Kleidung umschmeichelte eine außergewöhnlich athletische Figur.

Das könnte man wohl Lust auf den ersten Blick nennen, dachte Katie ironisch und schämte sich gleich darauf für diesen ungewohnten Gedanken.

Unglücklicherweise rutschte ihr in diesem Augenblick die Handtasche vom Unterarm, und ein Teil des Inhalts fiel direkt vor Rigos polierte Lederschuhe.

„Erlauben Sie, Signorina Bannister …“

Sofort bückte er sich und hob Pass, Flugtickets, Toffees, Taschentücher und andere demütigende Artikel vom Boden auf.

„Darf ich Ihnen die Reisetasche abnehmen?“, bot er an und sah ihr direkt in die Augen.

Dieses hässliche, braune alte Ding? „Sehr gern. Und werfen Sie bitte einen Blick in meinen Pass, um meine Identität zu bestätigen“, fügte Katie tonlos hinzu.

„Das wird wohl nicht nötig sein“, antwortete er. „Warum stecken Sie den Pass nicht irgendwo hin, wo Sie ihn nicht so schnell verlieren können?“

Ich bin keine alte Tante, dachte sie. In seinen Augen bin ich ein unselbständiges Kind!

Was für ein großartiger Eindruck, den sie da in den ersten Minuten ihres Kennenlernens hinterlassen hatte. Sie hatte sich als schlecht angezogener, rotwangiger Trottel präsentiert, an dem kein Mann von Welt ernsthaftes Interesse haben konnte.

„Gut“, verkündete er. „Ich werde den Wagen holen.“

„Nicht nötig. Es ist völlig in Ordnung für mich, ein Taxi zu nehmen.“

„Damit wir im Konvoi bei meinem Penthouse ankommen?“, erkundigte er sich trocken.

Wie viel schlimmer konnte es noch werden? „Da haben Sie natürlich recht“, murmelte Katie erstickt.

Kurze Zeit später hielt ein schnittiger, knallroter Sportwagen vor ihr, und Katie schoss sofort durch den Kopf, dass die Dinge ab jetzt einen deutlich besseren Verlauf nehmen konnten – wenn sie sich nur anstrengte. Es rumorte in ihrer Magengegend, als sie bemerkte, wie um sie herum das allgemeine Gemurmel anschwoll. Ganz offensichtlich hatte man Rigo Ruggiero erkannt, und nun wollte jedermann wissen, mit wem er sich am Flughafen traf.

„Ich beiße nicht, Signorina Bannister“, rief er ihr über das Dach des Sportwagens zu, als er ausstieg und Katie aus ihrer Versteinerung riss.

Mit wackligen Beinen bewegte sie sich auf das Auto zu. Alle starrten sie an, und Katie meinte, die Enttäuschung der Umherstehenden körperlich zu spüren und ihr unterdrücktes mitleidiges oder auch spöttisches Gelächter zu hören.

Ich bin eben keine Schönheit, sagte sie sich und straffte die Schultern. Na und? Kann ja schließlich nicht jeder wie ein Supermodel aussehen!

Beim Einsteigen wurde Katie plötzlich ganz heiß, weil sie im Grunde keine Ahnung hatte, wie man sich elegant in ein derart niedriges Auto setzte. Und ihre Befürchtungen waren berechtigt, denn gleich darauf steckte sie praktisch fest. Aber es kam noch schlimmer. Rigo eilte ihr zu Hilfe und hob sie dabei mühelos an, um sie dann langsam in den Schalensitz niederzulassen, der – wie Katie erst jetzt bemerkte – offenbar um den winzigen Po einer Elfe herum geformt worden war.

Wenigstens schirmte er sie so vor den neugierigen Blicken der Menge ab.

„Sitzen Sie bequem?“, erkundigte er sich, nachdem er ebenfalls eingestiegen war.

„Perfekt.“

Sex lag in der Luft, daran gab es für Katie keinen Zweifel mehr. Purer, animalischer Sex, den Rigo Ruggiero ganz einfach durch sein Dasein ausstrahlte.

„Ich muss gestehen, ich habe nicht damit gerechnet, von Ihnen kontaktiert zu werden“, erklärte er während der rasanten Fahrt. „Jetzt bin ich natürlich neugierig geworden und frage mich: Was kann so wichtig sein, dass man Sie persönlich mit der Ausführung dieser Testamentsanordnungen betraut?“

Mit einem Seitenblick schien er noch hinzuzufügen: Warum schickt man ausgerechnet jemanden wie Sie? Katie sank noch etwas tiefer in sich zusammen und starrte auf ihre Schuhe. Ihre schmucklosen, langweilig braunen Schuhe. Schnell schob sie die Füße nach vorn außer Sichtweite.

„Und entspannen Sie sich, Signorina Bannister! Ich bin ein guter Autofahrer.“ Ihm war nicht entgangen, dass sie sich rechts und links am Sitz festklammerte. „So eilig habe ich es nun auch wieder nicht mit diesem Testament.“

„Tut mir leid, ich bin es nur nicht gewohnt …“ Zu spät bemerkte Katie, dass er sie nur aufziehen wollte. Ihre plumpe Reaktion war nicht gerade förderlich für ihr Selbstvertrauen, und so sah sie stumm aus dem Fenster.

Schön, Katie Bannister zu begegnen, war also ein kleiner Schock gewesen, aber allmählich gewöhnte Rigo sich an ihre eigenartige Anziehungskraft. Sie war ganz anders als der Typ Frau, mit dem er sich normalerweise umgab. Doch das musste nicht zwingend schlecht sein. Eben nur anders.

Rigo legte keinen gesteigerten Wert auf falsche Brüste und ein falsches Lächeln – vor allem aber konnte er keine Komplikationen gebrauchen. Signorina Bannister war eine stille, kleine Maus, und das bedeutete lediglich, dass er mehr Zeit als erwartet mit ihr verbringen musste. Wie könnte er sie schließlich den Wölfen von Rom zum Fraß vorwerfen?

Sie war in einem fremden Land, und dank ihm hatte sie kaum Zeit gehabt, sich auf diesen Aufenthalt vorzubereiten. Hier schlug der Puls schneller als im ruhigen, ländlichen Nordengland. Jetzt hatten sie erst einmal eine dreiviertelstündige Fahrt vor sich, und er wollte das unangenehme Schweigen auf jeden Fall beenden.

„Mir wäre es lieber, Sie würden mich Rigo nennen.“

Als eine Antwort ausblieb, warf er ihr einen Seitenblick zu. Katie machte auf ihn den Eindruck einer Person, zu der das Leben nicht immer gut gewesen war. Aber deshalb gleich den Sozialarbeiter spielen? Sie weckte zwar seinen Beschützerinstinkt, andererseits war er alles andere als ein Weichling. Vielleicht reichte es, ihr klarzumachen, dass sie von ihm nicht das Geringste zu befürchten hatte.

„Sie können Signorina Bannister zu mir sagen“, erwiderte sie schließlich, und Rigo lachte laut auf.

Zum ersten Mal an diesem Tag entspannte er sich. „Gut, Signorina Bannister“, lenkte er fröhlich ein. „Ihr Wunsch ist mir Befehl.“ Jedenfalls soweit es die Namensfrage betraf.

2. KAPITEL

Im Stillen genoss Katie diesen Hauch von dolce vita. Es war ihr erstes Abenteuer seit langer, langer Zeit: Italien, Rom, ein waschechter, steinreicher Playboy in einem roten Sportwagen. Näher konnte man einer reizvollen Fantasie gar nicht kom-men.

Die Welt hinter den getönten Scheiben des Autos war atemberaubend. Sie hatten das Industriegebiet hinter sich gelassen und bereits die ersten Stadtteile vom Zentrum Roms erreicht. Es war beinahe, als würde man die ersten Seiten eines Geschichtsbuchs aufschlagen.

Mühelos steuerte Ruggiero den schnittigen Wagen durch den unübersichtlichen Verkehr, und Katie spürte, wie sie sich zunehmend entspannte und ihre Umgebung auf sich wirken lassen konnte. Das Kolosseum, die Märkte des Trajan … nur den Mann neben sich wagte Katie nicht zu betrachten. Doch auch ohne ihn anzusehen, war sie sich bewusst, dass er wie ein römischer Gladiator gebaut war, eher athletisch als zu muskulös, und damit hinreißend attraktiv.

„Die Trajansmärkte sind seit Kurzem wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden“, erklärte er.

Diesen Konversationstonfall hatte sie zwar nicht von dem römischen Gladiator in ihrer Vorstellung erwartet, trotzdem war sie dankbar für Rigos Versuch, ein zwangloses Gespräch zu eröffnen. „Wirklich?“

„Die riesigen Marktgebäude waren schon im Jahre Einhundertdreizehn nach Christus in Betrieb“, fuhr er fort und schenkte ihr ein umwerfendes Lächeln, das Katies Aufmerksamkeit auf seine strahlend weißen Zähne lenkte.

Unwillkürlich bewunderte sie die sinnlichen Lippen, das mit sorgfältig gestutzten Bartstoppeln übersäte Kinn, den Hals, an dem man seinen Puls erkennen konnte, wenn man genau hinsah …

Ob er weiß, wie er auf Frauen wirkt, überlegte Katie und schüttelte diesen Gedanken schnell wieder ab. Hoffentlich nicht!

Katies Kopf schwirrte noch von all den neuen Eindrücken, als sie schon längst in Rigos gigantisch großem, supermodernem Arbeitszimmer saß. Sonnenlicht durchflutete den Raum und hätte wohl jedes einzelne Staubkörnchen entlarvt – wenn es welche geben würde.

Wie Katie vermutete, lebte Rigo in unvorstellbarem Luxus. Sein Penthouse war einfach makellos und voller wundersamer Überraschungen. Wohin man auch blickte, entdeckte man technisches Spielzeug und allerlei andere Dinge, die das Leben erleichterten. Die vorherrschenden Farben waren strahlendes Weiß und gebürsteter Stahl, es gab viel Glas, und an den Wänden hing moderne Kunst.

Per Fernbedienung ließ sich sogar ein Teil des Dachs öffnen, und Katie riss überrascht den Mund auf, als direkt über ihrem Kopf ein paar Vögel vorbeiflogen. So lebten also die reichsten der Reichen auf diesem Erdball! Nach dem Chaos und der Lebhaftigkeit dieser wunderbaren Stadt war Rigos Penthouse ein Zufluchtsort der Ruhe.

Rigo setzte sich ihr gegenüber an seinen gläsernen Schreibtisch und sah sie an. „Gefällt Ihnen die Aussicht von hier oben?“

„Ich liebe es.“ Zu drei Seiten konnte man auf die Dächer Roms hinabblicken, aber Rigos Bariton reizte Katie noch weitaus mehr. Dieser Mann war einfach so perfekt, dass sie den Blick nicht von ihm losreißen mochte.

Nur leider würde sie ihn niemals wirklich kennenlernen. Dafür würde sie den heutigen Tag in ihrem Herzen bewahren. Jede Einzelheit: wie maskulin und anziehend Rigo war, wie überaus höflich und gewandt. Obwohl sie das vermutlich in Bezug auf ihre zukünftige Männerwahl beeinflusste, denn gegen Rigo musste jeder andere gnadenlos abfallen.

Er für seinen Teil verarbeitete wohl noch den Schock, Katie persönlich zu begegnen, und behandelte sie wie eine arme Verwandte, die vom Land zu Besuch in die Großstadt gekommen war.

„Dort drüben ist das Kolosseum“, sagte er und deutete mit einer Hand in die Richtung. „Können Sie es sehen?“ Er bemerkte ihr Zittern und warf ihr einen prüfenden Blick zu. „Ist Ihnen kalt? Sie zittern ja.“

„Nur etwas erschöpft von der Reise, nehme ich an.“

Darauf betätigte Rigo einen Knopf an seiner Schreibtischkonsole, und eine unsichtbare Wärmequelle hüllte Katie mit angenehmer Wohlfühlluft ein.

„Ich vergaß, dass Sie einen so weiten Weg hinter sich haben“, bemerkte er trocken, und die Ironie seiner Worte war unüberhörbar.

„Können wir dann anfangen?“, fragte Katie tonlos und öffnete den dicken Umschlag, den sie vor sich abgelegt hatte. Ihr war schrecklich zumute. Erfahrungsgemäß enthielten Testamente oft harte Worte, die mitunter mehr schmerzten als körperliche Verletzungen. Sie hoffte inständig, nicht die Überbringerin schlechter Nachrichten zu werden.

„Worauf warten Sie, Signorina Bannister?“

Ja, was geht es mich an, wie er zu seinem Stiefbruder steht, dachte sie und schlug das erste Dokument sorgfältig auf. „Dies ist der letzte Wille des verstorbenen …“

„Machen Sie es bitte kurz! Wir wissen doch beide, um wessen Testament es sich handelt.“

Plötzlich war sein Charme verschwunden, und sein Gesichtsausdruck ließ ihr Blut gefrieren. Es wäre ganz sicher ein Fehler, diesen Mann zu unterschätzen. Und man hatte ihr beruflich schon mehrfach ans Herz gelegt, ihre Emotionen – vor allem ihr Mitgefühl – unter Kontrolle zu halten und sich auf das Wesentliche zu beschränken.

Es fiel Katie schwer, jede Minute mit dem jeweiligen Mandanten konsequent abzurechnen und ihnen darüber hinaus keinerlei persönliche Aufmerksamkeit zu schenken. Um ehrlich zu sein, gelang ihr das nie so recht … und heute würde sicherlich keine Ausnahme darstellen.

Mit noch heiserer Stimme als sonst fuhr Katie fort. Das Verhältnis zwischen den Stiefbrüdern war offenbar nicht gerade gut gewesen, und sie befürchtete schon das Schlimmste – als plötzlich das Telefon klingelte.

Wütend schlug Rigo mit der flachen Hand auf den Tisch und stieß einen frustrierten Laut aus. Ganz eindeutig wollte er in diesem wichtigen Augenblick nicht gestört werden.

„Wenn ich abnehme, könnte ich mich als Privatsekretärin ausgeben und den Anrufer vertrösten“, schlug Katie spontan vor, und in Rigos Augen leuchtete es überrascht auf.

Mit einem kurzen Nicken wies er auf das Telefon und lehnte sich in seinem Stuhl zurück.

„Pronto?“ Konzentriert beantwortete Katie die Fragen des Anrufers in fließendem Italienisch und merkte, wie Rigo sie verblüfft anstarrte.

„Warum haben Sie mir nicht verraten, dass Sie Italienisch sprechen?“, wollte er wissen, nachdem sie das Telefonat beendet hatte.

„Ich hätte nicht gedacht, dass es Sie interessiert.“

Mit dieser lapidaren Antwort hatte er nicht gerechnet. „Nein, Sie haben natürlich recht. Und? Wollen Sie mir nicht verraten, wer angerufen hat?“

Katie ließ sich von seinem strengen Ton nicht beeindrucken. „Scheinbar haben Sie einen wichtigen Termin vergessen“, erwiderte sie und erläuterte knapp, was sie soeben erfahren hatte.

Da sprang Rigo fluchend auf und zerrte sein Mobiltelefon aus der Tasche. Dann wählte er eine Nummer und lief unruhig im Zimmer auf und ab.

Es gab nur eine einzige Sache, für die er diese wichtige Unterredung abbrechen würde. Einst hatte Rigo sich geschworen, die Belange der Kinder, deren Wünsche er erfüllen wollte, grundsätzlich über seine eigenen Interessen zu stellen. Und wenn man ihn nun bat, einen kleinen Jungen in seinem Sportwagen herumzufahren, musste es einen guten Grund dafür geben.

„Natürlich kann er sofort kommen“, versicherte Rigo seinem Freund. Sobald er außer Hörweite war, erklärte er, warum er den Tag mit einer jungen Anwältin aus England verbringen musste und nicht selbst ans Telefon gegangen war.

„Eine junge Frau?“, hakte der Freund neugierig nach.

„Sehr jung und äußerst respektabel“, setzte Rigo trocken nach und warf verstohlen einen Blick auf Katie Bannisters Hinterkopf. Ihr dichtes, glänzendes Haar hatte die gleiche hellbraune Farbe wie ihre Augen. Allerdings trug sie es streng zurückgekämmt, was sie sehr konservativ aussehen ließ. Er konzentrierte sich wieder auf sein Gespräch.

„Wie enttäuschend für dich, Rigo“, zog der andere Mann ihn auf. „Aber bestimmt hast du schon einen Plan im Kopf, wie du diese Dame um den Finger wickeln kannst?“

Eigentlich nicht, deshalb reagierte Rigo auf den Kommentar etwas irritiert. „Ich bin schon unterwegs“, versprach er schnell und legte auf. Im Geiste betrachtete er sich in Bezug auf Katie Bannister eher als Beschützer, nicht als Verführer. Sie war auch viel zu jung für ihn, vermutlich sogar gänzlich unberührt oder zumindest extrem unerfahren und naiv. Kurzum: Sie war überhaupt nicht sein Typ.

Mit wenigen Schritten war er bei ihr und steckte sein Mobiltelefon wieder in die Tasche. „Wir müssen die Verlesung verschieben. Mir ist etwas Dringendes dazwischengekommen. Aber keine Sorge, wir machen einen neuen Termin.“

„Mein Flug nach Hause …“

„Ich kann mich nur entschuldigen.“

Verärgert runzelte Katie die Stirn. Zwar stand es ihr nicht zu, über Mandanten zu urteilen, aber dennoch fand sie Rigos Verhalten unverzeihlich. Wie konnte er etwas so Bedeutendes wie eine Testamentseröffnung, die seinen verstorbenen Stiefbruder betraf, einfach absagen, nur weil er mit dem Sportwagen herumfahren wollte? So viel zumindest hatte sie in ihrem Telefongespräch mitbekommen. „Eine Entschuldigung ist nicht notwendig“, entgegnete sie steif. „Immerhin bezahlen Sie mich für meine Zeit.“

„Inklusive eines ordentlichen Trinkgeldes“, versprach er.

Nun war Katie ernsthaft beleidigt. Schließlich ging es ihr im Leben niemals in erster Linie um Geld, aber wie sollte ein Mann wie Rigo Ruggiero das verstehen?

„Und Sie können Ihre Verabredung nicht verschieben?“, erkundigte sie sich noch einmal.

„Nein.“

„Aber Sie wollen diese Sache doch so schnell wie möglich hinter sich bringen?“, erinnerte sie ihn.

„Ich versichere Ihnen, mein Interesse ist ungebrochen, aber ich muss jetzt wirklich gehen.“

„Soll ich hier auf Sie warten?“

Rigo war schon auf halbem Weg zur Tür. „Fühlen Sie sich ganz wie zu Hause! Danke für Ihre Geduld, ich werde bald wieder zurück sein.“

„Und mein Flug?“, rief sie.

„Buchen Sie einen neuen!“ Dann fiel die Tür hinter ihm ins Schloss.

Großartig, dachte Katie. Und was jetzt? Ich muss hier in Rom bleiben.

Seit dem schrecklichen Feuer ging ihr Privatsphäre über alles. Sie war nie mehr länger von zu Hause fortgeblieben, um das Risiko zu umgehen, dass jemand einen Blick auf ihre Narben warf. Immerhin könnte jederzeit ein Zimmermädchen oder ein anderer Angestellter eines Hotels unerwartet den Raum betreten. Diese Vorstellung ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren.

Ich kann das nicht, schoss es ihr durch den Kopf. Vielleicht werde ich niemals so weit sein.

Konnte sie sich mit ihrem begrenzten Budget überhaupt einen verlängerten Aufenthalt in Rom leisten? Und dann der Umgang mit dem fabelhaften Rigo Ruggiero! Katies Körper erinnerte sie auf beschämende Weise daran, wie leicht der Milliardär sie aus der Ruhe brachte. Allein der Gedanke an ihn verursachte ein angenehmes Ziehen in ihren Brüsten und brachte ihr Herz zum Pochen. Das konnte ja heiter werden!

Entschlossen nahm sie sich vor, ein günstiges Hotel zu suchen. Nur leider wusste sie nicht, wann sie den nächsten Flug buchen konnte. Noch nicht! Stattdessen war sie den Launen eines egozentrischen Playboys ausgeliefert, der einerseits behauptete, sich für ihr Anliegen zu interessieren, sich andererseits aber nur nach seinem Vergnügen richtete. Zu viel Geld und zu viel Langeweile, schloss Katie.

Das Telefon klingelte. Sie fragte sich unwillkürlich, wo eigentlich diese ganzen hochnäsigen Angestellten waren, die noch vor wenigen Tagen verhindert hatten, dass Katie ihren hochwohlgeborenen Vorgesetzten erreichte. Hatte er sie alle gefeuert? Ein Mann wie er beschäftigte doch sicherlich eine Assistentin, die seine Termine plante und sein Telefon besetzte?

Als das Klingeln nicht aufhörte, gab Katie schließlich nach und nahm den Hörer ab. „Pronto?“

„Signorina Bannister?“

Am liebsten hätte sie sich selbst verleugnet, um diesem arroganten Kerl eins auszuwischen. „Si“, seufzte sie nach einer Weile.

„Ich habe wirklich ein schlechtes Gewissen“, beteuerte er, und Katie schnaubte verächtlich. „Sie sollen das Beste aus ihrer Zeit in dieser wunderbaren Stadt machen. Haben Sie schon einen neuen Flug gebucht?“

Vermutlich konnte er es kaum abwarten, sie endlich wieder los zu sein. „Ich wollte gerade …“

„Tun Sie es nicht! Nicht, bevor ich zurück bin!“

Jetzt kommandierte er sie auch noch herum! War sie ihm irgendetwas schuldig? „Signor Ruggiero, ich bin nicht darauf vorbereitet, in Rom zu bleiben.“

„Aber das ist doch kein Problem. Was immer Sie brauchen sollten, kaufen Sie es und lassen Sie mir die Rechnung zukommen!“

„Das kann ich definitiv nicht annehmen!“, rief Katie prompt.

„Aber natürlich. Und in meinem Penthouse gibt es sieben Schlafzimmer. Sie können sich Ihr Gästezimmer praktisch aussuchen.“

Sprachlos rang sie nach Luft.

„Signorina Bannister? Sind Sie noch dran?“

„Ja“, krächzte sie mühsam.

„Vergessen Sie nicht, wir beide haben noch etwas Geschäftliches zu besprechen. Ich erwarte, dass ich Sie antreffe, wenn ich zurückkomme. Das wird doch wohl nicht so schwer sein?“, fügte er etwas versöhnlicher hinzu. „Die Dachterrasse hat einen herrlichen Pool. Von dort aus hat man einen atemberaubenden Ausblick über die Stadt. Unten am Telefon ist ein grüner Knopf. Damit erreichen Sie die Küche und können rund um die Uhr nach Herzenslust Essen bestellen. Es gibt auch einen Fitnessraum und einen angrenzenden Wellnessbereich. Bitte nutzen Sie das alles, als wäre es Ihr Eigentum! Und vergessen Sie nicht, dort zu sein, wenn ich hier fertig bin! Ach, und in der Zwischenzeit … Könnten Sie bitte meine Anrufe für mich entgegennehmen und notieren? Das wäre reizend.“

Die Leitung war tot, bevor Katie protestieren konnte.

Um ein Haar hätte sie den mobilen Hörer vor Wut gegen das riesige Panoramafenster geschleudert. Und dabei hatte sie geglaubt, alles über Gefühlskontrolle zu wissen. Ging Rigo tatsächlich davon aus, dass sie für ihn Gewehr bei Fuß stand?

Das Telefon klingelte erneut, und Katie drückte kurz entschlossen ein paar Knöpfe, bis sie herausfand, wie man den Anrufbeantworter aktivierte. Eine Tatsache blieb jedoch bestehen: Sie musste mindestens eine Nacht in Rom bleiben und konnte nicht direkt nach dem Meeting mit Rigo zurück nach Hause fliegen.

Allerdings wollte sie nicht mit ihm im Penthouse übernachten. Auf keinen Fall! Aber jetzt war nicht der Augenblick, um in Panik zu verfallen. Zuallererst musste sie in ihrer Kanzlei anrufen und ihren Kollegen behutsam eine moderate Version der Ereignisse schildern. Anschließend wollte sie sich ein bezahlbares Hotel suchen und ein paar Dinge einkaufen, die sie für eine Übernachtung brauchte.

Und falls Rigo wirklich noch brennend interessierte, was sein Stiefbruder im Testament verfügt hatte, würde er sie eben aufsuchen müssen. Das war schließlich der normale Weg, miteinander umzugehen …

Katie checkte in einem Mittelklassehotel ein: Standardzimmer mit Ausblick auf die Außenklimaanlage. Aber sie hatte alles, was sie brauchte. Ein sauberes Bett, ein eigenes Badezimmer, einen Schreibtisch mit Stuhl und einen Fernseher. Vor allem gab es eine gemütliche Lobby mit separaten Sitzgruppen. Dort konnte sie sich mit Rigo treffen, wenn er sich dazu bequemte, ihr seine Zeit zu schenken.

Und was jetzt? Immerhin befand sie sich in einer der aufregendsten Städte der Welt. Geschichte, Mode, Lifestyle … Und sie hatte die Wahl, allein in ihrem Zimmer zu sitzen oder sich ganz mutig nach unten in die Lobby zu wagen, um dort auf Rigo zu warten. Oder sollte sie sich einfach mit Fernsehen ablenken?

Fernsehen in Rom? Was war mit ihren Einkaufsplänen? Bestimmt gab es gleich in der Nähe des Hotels eine günstige Gelegenheit, die Filiale einer Billigkette oder ein Einkaufszentrum.

Als sie sich beim Concierge erkundigte, erklärte er ihr den Weg zur Via del Corso. Er beschrieb die Straße als eine der beliebtesten Einkaufsstraßen von Rom, und Katie fand schnell heraus, dass er nicht untertrieben hatte. Hier herrschte so viel Glanz und Trubel – kein Vergleich zu den Einkaufsmöglichkeiten in ihrer Heimat. Ein paarmal blieb sie überwältigt stehen und sah sich um, bis sie von anderen Passanten angerempelt und so zum Weitergehen gezwungen wurde.

Ich bin eine einfache Touristin und genieße jeden Augenblick, nahm sie sich vor. Mit diesem Entschluss warf sie sich ins Getümmel und stellte fest, dass sie das bunte Chaos, die klangvolle italienische Sprache und die ansteckende Energie der Menschen liebte. Ihre Arbeit schien Lichtjahre entfernt …

Von Minute zu Minute verschwand ihre Melancholie etwas mehr, und in ihr wuchs der Wunsch, so viele faszinierende Erfahrungen wie möglich zu sammeln, um sie zu bewahren und später mit den Mädels im Büro teilen zu können. In ihrer Vorstellung kaufte Katie haufenweise Fantasiekleider für ihre Fantasiegarderobe und zahlreiche Fantasieaccessoires dazu. Es war herrlich, für einen Tag die Märchenprinzessin zu spielen …

Später saß sie in einem schicken Café und trank mitten auf dem Bürgersteig ihren Latte macchiato – genau wie die anderen Menschen um sie herum. Für Katie jedoch bedeutete das enorm viel. Sie fühlte sich frei, lächelte in den blauen Himmel und hätte gern ihren Zopf gelöst, um die offenen Haare zu schütteln – so wie es die anderen Frauen in ihrem Alter taten.

Warum eigentlich nicht? Sie ließ sich sogar dazu hinreißen, ihre Kostümjacke aufzuknöpfen. Der gut aussehende Kellner lobte ihre Aussprache und flirtete ungeniert mit ihr. Damit bestätigte er jedes Klischee von den romantischen, verführerischen Italienern, das englische Frauenherzen höher schlagen ließ. Natürlich war ihr klar, dass dieser Flirt nicht ernst gemeint war, dennoch tat ihr die Aufmerksamkeit außerordentlich gut. Und zum ersten Mal seit Jahren traute sie sich, solch harmlose Avancen zu erwidern. So konnte sie schließlich auch ihr Italienisch ein wenig vertiefen …

Ihre Augen leuchteten vergnügt, und sie fühlte sich seit geraumer Zeit endlich wieder lebendig. Rom tat ihr gut und weckte ihre Lebensgeister – dafür allein hatte die Reise sich schon gelohnt. Die Stadt hielt, was sie versprach: Sie war magisch, romantisch, inspirierend … einfach voller Abenteuer, die es nur noch zu entdecken galt.

Allerdings fand Katie es ausgesprochen unheimlich, dass sich allmählich etwas in ihr entfesselte. Sie hoffte inständig, dass es nicht ihre wagemutige Seite war. Denn die hatte Katie seit ihrem Unfall sicher weggeschlossen – aus reinem Selbstschutz. Jetzt dachte sie an Rigo und daran, wie gefährlich es war, in seiner Gegenwart zu viel Selbstvertrauen aufzubauen. Das würde sie nur in unvorstellbare Schwierigkeiten bringen.

Ein Schatten fiel über ihren Tisch. Nein! Das konnte doch nicht sein!

„Signorina Bannister.“

„Rigo!“ Erschrocken sprang sie auf, setzte sich aber sogleich wieder hin. Hatte er sie nicht sogar ausdrücklich gebeten, ihn mit Vornamen anzureden? „Sie habe ich hier am allerwenigsten erwartet“, keuchte sie.

„Das ist nicht zu übersehen.“

Er warf dem Kellner, der sich geschmeidig zwischen den engen Tischen bewegte, einen finsteren Blick zu. Hatte Rigo den kleinen Flirt etwa mitbekommen? Bestimmt zog er völlig falsche Schlüsse aus Katies Verhalten. Aber daran ließ sich im Augenblick nichts ändern.

„So vertreiben Sie sich also die Zeit, während ich fort bin?“, erkundigte er sich beiläufig.

„Haben Sie Ihre kleine Spritztour genossen?“, antwortete Katie mit einer Gegenfrage.

„Ich bin davon ausgegangen, dass Sie mich im Penthouse erwarten.“

„Leider wusste ich nicht, wie lange Sie von Ihrem Termin aufgehalten werden“, gab Katie gelassen zurück. „Meinen Rückflug werde ich ohnehin verpassen, weil ich immer noch das Testament verlesen muss.“ Mit einer Hand wies sie auf einen leeren Stuhl. „Möchten Sie sich vielleicht zu mir gesellen?“

Mit starrer Miene zog Rigo einen dritten Stuhl an den Tisch. „Wie Sie sehen, bin ich nicht allein.“

Das hatte Katie bisher tatsächlich vollkommen übersehen. Hinter ihm tauchte die hübsche Blondine auf, die Katie bereits auf dem Titelblatt ihrer englischen Zeitschrift bewundert hatte. Sie trug etliche Einkaufstaschen, die sie geschickt zwischen den Tischen hindurchmanövrierte, und buchstäblich jeder männliche Cafébesucher drehte sich nach ihr um.

Augenblicklich nahm Katie sich vor, dieses Mädchen in der kurzen Zeit, die sie in ihrer Gegenwart verbringen würde, mit Freundschaft und Anerkennung zu überhäufen – um sich ihre latente Eifersucht keinesfalls anmerken zu lassen. So kleingeistig wollte sie nicht einmal vor sich selbst erscheinen.

Mit einem perfekt geformten Schmollmund beschwerte sich die unbekannte Schönheit auf Italienisch bei Rigo darüber, dass sie aufgehalten wurden, und zupfte ungeduldig an seinem Ärmel. Dann starrte sie mit ihren riesigen, geschminkten Augen Katie an.

Diese erwiderte den Blick mit einem Lächeln – oder tat zumindest ihr Bestes, eine höfliche, freundliche Miene aufzusetzen.

Nachdem Rigos Begleiterin Katie ausgiebig gemustert hatte, wagte sie ihrerseits ein zaghaftes Schmunzeln. Offenbar war sie zu dem Schluss gekommen, keine ernsthafte Konkurrenz vor sich zu haben.

„Antonia“, sagte Rigo mit unerwarteter Strenge in der Stimme. „Denk bitte daran, dass Signorina Bannister geschäftlich hier in Rom ist!“

Er verteidigt mich, wunderte Katie sich. Doch ihre aufkeimende Freude verflog sofort, als Rigo seine junge Freundin direkt neben ihr platzieren wollte.

„Keine Sorge“, erwiderte Antonia spitz. „Ich weiß, wann ich unerwünscht bin.“ Sorgfältig verstaute sie ihre Einkaufstüten unter dem Tisch und richtete sich dann auf. „Ich will gar nicht dabei sein, wenn ihr euch über Geschäfte unterhaltet.“

„Oh, bitte, meinetwegen müssen Sie nicht gehen“, widersprach Katie schnell und stand auf. „Ich wollte ohnehin gerade los.“

„Nein, wollten Sie nicht“, schaltete Rigo sich ein. „Sie haben Ihren Macchiato ja kaum angerührt.“

Erschrocken sah Katie auf seine Hand hinunter, die er lose auf ihren Arm gelegt hatte. Ob er merkte, wie sie unter dieser Berührung erzitterte?

„Und du setzt dich jetzt hin!“, befahl er Antonia. „Was ist nur los mit euch beiden?“

Wo sollte ich da anfangen, dachte Katie im Stillen und setzte sich zögernd wieder auf ihren Stuhl. Mehr denn je fühlte sie sich wie die arme, unwillkommene Verwandte vom Land, der man einen schönen Tag in der Stadt bescheren wollte.

Genüsslich streckte Rigo sich aus. „Und Sie gehen also shoppen, während ich davon ausgehe, dass Sie im Penthouse meine Anrufe entgegennehmen?“, begann er mit einem breiten Grinsen im Gesicht.

Gegen ihren Willen färbten sich Katies Wangen tiefrosa. „Ich habe mir eine Auszeit gegönnt“, erwiderte sie ausweichend.

„Bravo! Ich bewundere Ihre Initiative, Signorina Bannister.“ Auf seltsame Weise klang sein Lob durchaus aufrichtig.

Spiel mit dem Feuer, und du wirst dich verbrennen, ermahnte Katie sich selbst. Unsicher griff sie nach einer Serviette, nachdem sie versehentlich etwas von ihrem Kaffee verschüttet hatte.

„Beantworten Sie mir eine Frage, Signorina Bannister“, bat Rigo und lehnte sich nach vorn. „Wenn ich Sie einstellen wollte, könnten Sie dann dem Drang widerstehen, in Rom einkaufen zu gehen?“

Meinte er das etwa ernst? Glaubte er, sie könnte diese Anspannung zwischen ihnen jeden Tag aushalten?

„Diese Frage stellt sich nicht, Signor Ruggiero, da ich nicht frei bin.“

„Rigo“, erinnerte er sie. „Nun ja, ich werde einen Weg finden, mit dieser Enttäuschung zu leben.“ Belustigt zwinkerte er in die Runde und warf dann einen Blick auf seine Uhr. „Wir sollten uns dem Testament widmen. Was haben Sie für Ihren Rückflug veranlasst?“

„Ich habe für mich ein offenes Ticket gebucht.“

„Oh, gut. In diesem Fall gibt es keinen Grund zur Eile. Und Sie können die Einladung nicht ausschlagen, Antonia und mir heute beim Dinner Gesellschaft zu leisten.“

Katie traute ihren Ohren kaum. Essen mit Antonia und Rigo? Etwas Unpassenderes konnte sie sich nicht vorstellen. Um Zeit zu gewinnen, bis ihr eine wasserdichte Entschuldigung einfiel, lächelte sie nichtssagend.

Diesen Moment wählte der Kellner, um ihr mit funkelnden Augen einen Eisbecher aufs Haus zu kredenzen. Mit einem geraunten Kompliment auf den Lippen verbeugte er sich tief vor Katie und ignorierte die dolchartigen Blicke, mit denen Rigo ihn bedachte.

Katie selbst war fassungslos. Offensichtlich nahm Rigo die spielerischen Annäherungsversuche des Kellners ernst. Wie absurd! Das konnte auch nur in Rom passieren …

3. KAPITEL

Katie war vollkommen klar, dass Rigos Verhalten ausschließlich auf Machismo zurückzuführen war. Kein anderer Mann hatte das Recht, einer Frau, die an seinem Tisch saß, ungefragt seine Aufmerksamkeit zu schenken. Das war eine Beleidigung für jeden kapitalen Playboy!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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