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Julika schreibt! Und wer geht jetzt mit dem Hund? Satirische Geschichten über das Schreiben in einem Haushalt mit drei Kindern, einem Autorenhund, zweihundertsiebenunddreißig Guppys und dem besten aller Ehemänner. Alle erstunken und erlogen. Mit Ausnahme der Guppys. Und dem Autorenhund, dem Schreiben, dem Leben und dem ganzen Wahnsinn dazwischen.
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Veröffentlichungsjahr: 2020
Inhaltsverzeichnis
Meine Schreibwoche oder
ein Roman in sieben Jahren
Detox
Der erste Satz
Altes Land
Karl Ove
Thalia
Lieber bekannter, unbenannter Autor,
Das große Schneesturmdings
Therapie
Leere
Homeoffice
Morgenseiten
Prokrastination
Impressum
Julika schreibt!
Und wer geht jetzt mit dem Hund?
von Julika Szabó
2. aktualisierte Auflage 2023
Text Copyright © 2018 Julika Szabó
Buchcoverdesign: Sarah Buhr
www.covermanufaktur.de
unter Verwendung von Bildmaterial von Annmarie Young / Shutterstock sowie mariesacha / Adobe Stock
Korrektorat/Lektorat: Cornelia Otto
www.lektorat-korrektorat-texte-corneliaotto.de
Alle Rechte vorbehalten
Seit über sechs Jahren arbeite ich an einem Roman. Ich bin diszipliniert, fleißig und weiß genau, wie man einen verdammt guten Roman in 30 Tagen in einem Café ohne Plot bei Vollmond kreativ schreibt. Auch kenne ich mich mit Zeitmanagement, Selbstorganisation und Anti-Prokrastinationsstrategien bestens aus.
Kurzum, ich erfülle alle Kriterien einer guten Autorin. Mein Bücherregal ist voller Schreibratgeber. Und ich habe sie alle gelesen. In einem anderen Leben, in einer anderen Zeit. In einer Zeit, in der alles grenzenlos schien, besonders die Zeit. Nächte, in denen ich feierte, als ob es kein Morgen gäbe, oder Bücher mit über 600 Seiten las und den Sonntag und manchmal auch den Montag verschlief. Ich könnte euch jetzt den einen oder anderen Ratgeber empfehlen, doch dafür habe ich keine Zeit.
Denn ich muss schreiben. An meinem Roman. Eine Seite pro Tag, komme, was wolle. Ich werde diesen verflixten Roman im siebten Jahr beenden. Und ich werde euch über meinen Fortschritt auf dem Laufenden halten, ob ihr wollt oder nicht.
Und nun dürft ihr mich eine Schreibwoche lang begleiten:
Sonntag, 4.45 Uhr.
Noch bevor der Wecker klingelt erwache ich, denn es beginnt eine neue Schreibwoche. Und diesmal werde ich es schaffen. Verschlafen murmele ich meine Morgenaffirmation. Dreimal.
Ich fühle mich stark, kreativ undschreibe eine Seite an meinem Roman. Atme ein, atme aus. Ich fühle mich stark, kreativ undschreibe eine Seite an meinem Roman. Ich beneide meinen Liebsten, wie er so vor sich hinschnarcht. Wie gerne würde ich noch ein Viertelstündchen liegenblieben, doch ich setze meine Füße auf den Boden. Ich fühle mich stark, kreativ undschreibe eine Seite an meinem Roman.
Schleiche auf Socken durch die Wohnung, um niemanden zu wecken. Trete dabei beinahe auf den Hund, der sein Nachtlager vor meinem Schreibtisch aufgeschlagen hat. Rechner hochfahren, Datei öffnen und los geht’s. Wörter bis hierhin: 18.724. Wo war ich gestern stehen geblieben? Versuche mich in die Szene einzufinden, in der meine Protagonistin ein Motorrad klaut, um ihrem miesen Leben zu entfliehen.
Herrlich, diese Stille. Ich liebe mein Autorenleben. Was kann es Schöneres geben?
Da, plötzlich ein leisen Knarren, als ob ein kleines Wichtelwesen über die Dielen huscht.
Nein, das ist nicht der Text in Szene 47. Das ist Nr. 3, der sich barfuß herangeschlichen hat. »Mama, mir ist langweilig. Spiel mit mir.« Hat das Kind keinen Vater? Ich schicke es zurück ins Bett, mit der strikten Auflage nicht vor 7 Uhr wiederzukommen. Ob das mit dem Motorrad eine gute Idee ist? Ich kenne mich nicht mit Motorrädern aus und habe keine Zeit zu recherchieren. Vielleicht klaut sie doch besser ein Fahrrad? Aber in der nächsten Szene fährt sie schon mit dem Motorrad quer durch die Alpen, das schafft sie mit dem Fahrrad nicht, untrainiert wie sie ist. Ich könnte ihr natürlich auch ein E-Bike geben oder doch besser ein Auto? Oder ich lasse die Schlüsselszene nicht in der Schweiz spielen, sondern im Schwarzwald oder im Allgäu? Ja, Allgäu, das ist gut. Dort kenne ich mich ein bisschen aus, schließlich habe ich da die Urlaube meiner Kindheit verbracht. Und wie heißt es in den Schreibratgebern immer so schön: Schreiben Sie über das, was Sie kennen.
Montag, 8.00 Uhr.
Mein absoluter Lieblingstag. Während andere darüber stöhnen, dass sie wieder ins Büro müssen, freue ich mich, nach einem langen anstrengenden Wochenende ungestört arbeiten zu können, weil die Kinder in die Schule gehen. Heute leider nicht alle gleichzeitig.