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Gefesselt. Verstümmelt und grausam ermordet. Chefinspektor Toni Wakolbinger und seine junge Assistentin Cindy Panzenböck finden so die Leiche eines angesehenen Arztes auf. Kündigt der rosarote Babyschuh auf dem Bauch des Toten den Beginn einer Mordserie an? Diese Befürchtung wird zur Tatsache, während sich das ungleiche Duo zusammenraufen muss. Ein Mord nach dem anderen geschieht, immer brutaler, jedes Mal gekennzeichnet mit dem Schuh. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt.
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Veröffentlichungsjahr: 2020
Lotte R. Wöss
Kaltblütige Abrechnung
Kriminalroman
Impressum
Deutsche Erstveröffentlichung bei Amazon Publishing im März 2019
Copyright © L. R. Wöss
Lotte Reingard Wöss
Am Bühel 8
A 6830 Rankweil
Mail: [email protected]
All rights reserved.
Covergestaltung: Michael Troy / MT-DESIGN
Bildnachweis: ©Ari N, www.shutterstock.com
©Yeti studio, www.shutterstock.com
©CS Stock, www.shutterstock.com
©NikhomTreeVector, www.shutterstock.com
Lektorat und Buchsatz: Elsa Rieger
Alle Rechte vorbehalten – Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin. Personen, Orte, Handlungen und andere Ereignisse sind entweder Produkte der Fantasie oder wurden fiktiv genutzt. Eventuelle Ähnlichkeiten mit realen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt. Die in diesem Buch erwähnten Markennamen und Warenzeichen sind Eigentum ihrer rechtmäßigen Eigentümer.
Für Elsa und Victoria
Ohne euch beide wäre das Buch nicht das, was es ist!
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
15. Kapitel
16. Kapitel
17. Kapitel
18. Kapitel
19. Kapitel
20. Kapitel
21. Kapitel
22. Kapitel
23. Kapitel
24. Kapitel
25. Kapitel
26. Kapitel
27. Kapitel
Ein Dankeschön
Die Autorin
Der Tote wirkte grotesk. Ein Mann verdreht in einem gynäkologischen Stuhl. Entblößt. Verstümmelt. Seine Beine waren an den Fußstützen festgebunden, die Enden der ausgefransten Schnur hingen lose herab. An der Schläfe ein winziges Blutrinnsal. Der Hals blutbeschmiert, verursacht durch einen dünnen Draht, der rundum tief hineinschnitt. Der Mund verklebt mit einem Stück Tape, das mehrmals um die untere Partie des Gesichts gewickelt war.
Das Schlimmste waren die Armstümpfe, mit Klebeband an den Füßen fixiert. Darunter lagen in einer Menge getrockneten Blutes die beiden abgetrennten Hände.
Auf dem nackten Bauch der Leiche lag ein Babyschuh, gestrickt aus rosaroter Wolle.
Chefinspektor Toni Wakolbinger stand breitbeinig in der Tür. Von draußen erklangen die Würggeräusche von Inspektor Amadeus Franz, seinem jungen Assistenten, der einen Busch mit seinem Mageninhalt entweihte. Hoffentlich kleckerte er nicht auf seine Designerhose, dachte Toni.
Auch ihm selbst war mulmig zumute. In seiner gesamten Laufbahn war ihm ein so schreckliches Bild noch nicht untergekommen. Die Beamten der Spurensicherung fotografierten, nahmen Abstriche mit Wattestäbchen und färbten Handgriffe ein, um Fingerabdrücke zu finden.
Die beträchtliche Gruppe in weißen Overalls bewegte sich fast lautlos. Doppeldoktor Erpel, der Gerichtsmediziner, ein drahtiger Mann, hatte ebenfalls einen Schutzanzug an und untersuchte den Toten.
Der Schock stand deutlich in die Gesichter der Anwesenden geschrieben; einen grauenvolleren Tatort hatte bisher keiner von ihnen gesehen. Schweigend verrichtete jeder seine Aufgabe.
Toni sah sich um. Die Umgebung zeugte von Geld. Snobismus. Upper class. Das verstärkte den Eindruck dieses schrecklichen Verbrechens, ohne dass er es begründen konnte. Er musterte in Zeitlupentempo die Antiquitäten in der Arztpraxis. Der verglaste Biedermeierschrank wirkte gepflegt, ebenso die dazu passende lackierte Truhe. Toni bewegte sich darauf zu, betrachtete die Möbel aus der Nähe, drehte sich wieder um, erstarrte.
Was war das bitte?
Hitze schoss ihm in die Wangen. »Bin ich von Idioten umgeben?« Das Team zuckte unter seinem donnernden Tonfall zusammen. »Wer ist dafür verantwortlich?« Er wies auf das Mädchen in blauer Hose und buntem Top, das um die Leiche herumging und sich vorbeugte, um ... Mit zwei Schritten war er bei ihr und zog, nein, riss sie zurück. »Finger weg! Das ist kein Spielplatz.«
Sie sah ihn an. Große braune Augen in einem schmalen Gesicht, spitze Nase, höchstens eins sechzig, schlank, die dunkelblonden Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden. Eine Schülerin am Tatort? Was zum Teufel tat sie hier?
Und wer hatte ihr die blauen Plastiküberschuhe gegeben, die alle hier tragen mussten?
»Chefinspektor Wakolbinger?«
Die helle Stimme gefiel ihm. Was dachte er da? Er machte sich größer. »Wie er leibt und lebt. Und dich persönlich mit einem Fußtritt hinausbefördern wird, wenn du nicht auf der Stelle Land gewinnst. Rekrutieren sie euch Journalisten heutzutage im Kindergarten?«
»Sie sind genau so, wie ich Sie mir vorgestellt habe.« Grinste das unverschämte Weibsstück auch noch? »In Ihrem Büro erfuhr ich, dass Sie hier sind. Ich wurde Ihnen zugeteilt, ich meine, Ihrem Team.«
»Sehe ich aus wie ein Babysitter?« Er sah über die Köpfe der anderen hinweg. »Franz? Bist du endlich fertig mit kotzen? Dann nimm die Göre mit hinaus.«
Der Beamte mit der gestylten Föhnfrisur war weiß wie das Hemd, das er trug, dennoch nickte er und wollte die unliebsame Besucherin am Arm packen.
Die entkam ihm durch eine Seitendrehung und hielt plötzlich einen Ausweis in der Hand. »Revierinspektor Panzenböck meldet sich zur Stelle. Ich freue mich, dass ich in Ihrem Team sein darf.«
Wakolbinger holte mehrmals Luft, ehe er seiner Stimme wieder vertraute. »Das kann nicht wahr sein! Wir haben einen brisanten Fall, einen, den ich in meinen gesamten Berufsjahren noch nie erlebt habe und man stellt mir eine Anfängerin zur Seite?«
»Besser als nichts.« Ihre Bemerkung kam trocken und hart, dann drehte sie sich um und kehrte zur Leiche zurück.
»Stopp!« Wakolbinger stampfte hinterher. »Der Tatort ist noch nicht freigegeben.«
»Ist er.« Sie nickte zur Tür hin. »Abteilungsinspektor Gerfried von der Spurensicherung hat es mir vor zwei Minuten mitgeteilt.«
»Gerfried!«, brüllte er.
Ein Mann mit verstrubbelten Haaren sah um die Ecke. Der diensthabende Leiter des Teams der Spurensicherung hatte sich offensichtlich gerade die Kopfbedeckung heruntergezogen.
»Ist der Tatort begehbar?«
»Hab ich schon Ihrer Assistentin gesagt. Behaltet aber eure Plastiklatschen an.«
»Das ist nicht meine Assistentin!«
»Bin ich doch.« Cindy deutete auf den Toten. »Wir sollten uns an die Arbeit machen.« Sie drehte sich zu einem untersetzten Beamten in Uniform um. »Waren Sie der Erste am Tatort?«
»Die Haushälterin, Frau Meisenbrink, hat uns verständigt. Um genau sieben Uhr dreiundzwanzig ging der Anruf ein. Wir sind sechs Minuten danach hier eingetroffen, das Team der Spurensicherung kam eine halbe Stunde später.«
Wakolbinger schob das freche Mädchen zur Seite. Was erlaubte sie sich, hier Fragen zu stellen? »Was wissen Sie über das Opfer, Koller?«
Der Gruppeninspektor zückte seinen Notizblock. »Der Tote ist Medizinalrat Doktor Friedhelm Leitner, neunundsechzig Jahre alt. Er war Gynäkologe, praktizierte aber seit vier Jahren kaum mehr. Diese Villa gehörte schon seinen Eltern.« Koller blätterte um.
»Er ist verheiratet, ein Sohn, die Ehefrau ist zurzeit auf Kur.«
»Er war allein im Haus?«
»Ja. Die Haushälterin hat ihn heute Morgen bei Dienstantritt gefunden. Sie schläft nicht hier.«
Toni wandte sich dem Gerichtsmediziner Erpel zu, der schon seine Tasche zusammenpackte. »Wann ist er gestorben?«
»Ich schätze, das Opfer ist seit circa dreißig Stunden tot. Die Totenstarre ist fast vollständig gelöst, die Totenflecken sind ausgeprägt vorhanden und die Hornhaut bereits getrübt. Wenn man einberechnet, dass die Starre bei der Hitze rasch nach dem Tod eingesetzt hat, dann starb er in der letzten Nacht.«
»Woran?«
»Genaues kann ich nach der Obduktion sagen. Er ist vermutlich an den Wunden der Armstümpfe verblutet, möglicherweise auch ein Kreislaufschock. Was ich auf den ersten Blick sehe, ist, dass die Hände sorgfältig abgetrennt wurden. Es muss einer gewesen sein, der etwas davon versteht.«
»Ein Arzt?«
»Zum Beispiel. Ein Chirurg eventuell. Vielleicht auch ein Medizinstudent, der im Sezierkurs geübt hat.«
»Ein Profi, ein Irrer? Was ist das hier? Eine Hinrichtung, ein Racheakt?«, meldete sich seine neue Assistentin. Sie hatte die Unterlippe vorgeschoben und betrachtete den Toten.
Toni drehte sich zu ihr um. »Tatsächlich?«
In seidenweichem Tonfall, der bis zu diesem Zeitpunkt immer die Alarmsignale seiner jeweiligen Gesprächspartner aktiviert hatte. Sein inneres Brodeln wuchs. Ein Vulkan kurz vor dem Ausbruch. »Ein Racheakt? Was für eine wagemutige Annahme! Haben Sie Psychologie studiert?«
»Habe ich.« Sie wich seinem Blick nicht aus. »Summa cum Laude. Aber das tut hier nichts zur Sache. Ich habe lediglich an den Babyschuh gedacht. Das hat bestimmt eine Bedeutung.« Sie seufzte. »Das Opfer muss unendliche Schmerzen gelitten haben.«
»Ohne Zweifel.« Was mischte sich der Doppeldoktor ein?
Toni fixierte Cindy. »Wahnsinn! Na, dann Prost Feierabend. Fräulein Siebengescheit hat den Fall bereits gelöst.«
Sie zuckte die Achseln.
»Sehen Sie sich den Babyschuh auf seinem Bauch an. Es ist ein Anhaltspunkt, dass es vielleicht ein persönliches Motiv gibt.«
Wakolbinger schaffte es gerade noch, ein Nicken zu verhindern. Er würde den Teufel tun und ihr recht geben.
Der Gerichtsmediziner räusperte sich. »Wenn Sie beide sich einig sind, wer an dem Fall weiterarbeitet: Ich setze die Obduktion gleich heute um fünfzehn Uhr an. Wer dabei sein will, soll pünktlich sein. Bis später.« Er eilte durch die Tür die Eingangsstufen hinunter.
Tonis Blick fiel auf Gruppeninspektor Koller, dessen Mundwinkel zuckten. Der sportlich durchtrainierte Mittvierziger war Zeuge ihrer Unterhaltung geworden.
Das fehlte ihm noch, hier eine unfreiwillige Show-Einlage zu liefern!
Er wandte sich an seine ungewollte Teamkollegin: »Na gut, was ist Ihre Meinung, Panzinger?«
»Panzenböck. Nennen Sie mich einfach Cindy, das ist mir am liebsten.« Sie rieb kurz über ihre Nase. »Der Babyschuh wurde bewusst platziert, auch fehlt ein zweiter. Also steckt eine Aussage dahinter. Als Gynäkologe betreute das Opfer bestimmt viele Schwangere. Möglicherweise hat er etwas übersehen und ein Kind kam zu Schaden?«
»Ein Anhaltspunkt.« Wakolbinger nickte nun doch und drehte sich zu Koller. »Wo ist die Haushälterin?«
Der Gruppeninspektor sah auf seinen Block. »Frau Meisenbrink. Sie sitzt in der Küche.«
»Also, Panze, auf geht’s.«
Er ging voran und sie folgte ihm sofort.
Eine ältere Frau, deren graue Haare zu einem Knoten aufgesteckt waren, saß zusammengesunken über den Tisch gebeugt, eine Flasche Weinbrand vor sich. Sie hob den Kopf, als die Beamten zu ihr traten. »Tut mir leid, das habe ich gebraucht.« Tränen liefen ihre Wangen hinab.
Wakolbinger inspizierte den Raum. Altmodische Einrichtung, viel Holz und abgenützte Arbeitsplatten. Aber alles sauber und aufgeräumt.
»Was können Sie uns über Ihren Chef erzählen?« Er setzte sich auf einen der alten Holzstühle gegenüber von Frau Meisenbrink.
Cindy zog ein iPad aus ihrer Umhängetasche, legte es auf die Ablage neben dem Herd und schaltete es ein. Wakolbinger sah aus dem Augenwinkel, dass sie zu tippen begann.
»Er war ein hervorragender Arzt, ganz gewiss ... gewissenhaft.« Die Haushälterin schenkte sich nach. »Dass er jetzt daliegt, im eigenen Blut, ohne Hände!« Sie schluchzte kurz auf. »Was hat er nicht alles getan mit seinen Händen. Nur Gutes.«
»War eine seiner Patientinnen vielleicht wütend auf ihn? Unzufrieden, weil er sie falsch oder unfreundlich behandelt hatte?«
»Bestimmt nicht!« Die Frau schluchzte erneut. »Das kann es nicht sein. Er war durch und durch kompetent.«
»Regen Sie sich nicht auf, Frau ... äh ...« Er rieb über seine Stirn.
»Frau Meisenbrink, das sind Routinefragen. Fühlen Sie sich in der Lage, dem Chefinspektor zuzuhören?« Cindy beugte sich vor. »Möchten Sie ein Glas Wasser?«
Wakolbinger beherrschte sich und drehte die Augen gen Himmel, zum Ausgleich trommelte er mit den Fingern auf den Tisch.
Der Blick der älteren Frau flackerte, sie legte die Hände um das Weinbrandglas. »Nein, danke. Es geht schon.«
»Erzählen Sie, wie und wann Sie ihn gefunden haben«, sagte er, nun behutsam, zu ihr. »Die kleinste Kleinigkeit ist von Bedeutung für uns.«
Sie blinzelte ein paar Mal, führte das Glas zum Mund, trank einen kräftigen Schluck, leckte sich über die Lippen. Seufzte. »Ich kam wie jeden Wochentag um halb sieben ...«
»Sie sind am Wochenende nie hier?«
»Nein. Nur bis Samstagmittag.«
»Haben Sie ihn da zum letzten Mal gesehen?«
»Ja. Ich habe ihm sein Mittagessen gekocht und warmgestellt. Dann habe ich mich verabschiedet, er saß im Wohnzimmer, las ein Buch und hat mir noch ein schönes Wochenende gewünscht.« Sie schluchzte erneut. »Er war so freundlich, der Herr Doktor.«
»Wann war das genau?«
»Es war elf Uhr, ich gehe samstags um diese Zeit.«
»Es war alles normal – wie immer?«, fragte Toni.
»Ja.«
»Gut, dann erzählen Sie weiter. Sie kamen also um halb sieben herein?«
»Ja, durch die Hintertür. Sie müssen wissen, die Herrschaften wollten, dass ich von hinten komme. Der vordere Eingang ist nur für die Gäste. Sogar der Briefträger ...« Sie brach ab. »Ich schweife ab, entschuldigen Sie, das tue ich immer, wenn ich aufgeregt bin. Dann kommt mir alles in den Sinn ...« Wiederum eine Pause. Sie schluckte. »Also, ich komme hinein, es war still im Haus, das war komisch, aber mein Gott, ich wusste ja nicht, dass ... da war er ja schon tot!« Sie holte ein Taschentuch aus ihrer Schürzentasche und schnäuzte sich.
»Frau Leitner war nicht im Haus?«
»Nein. Sie ist für drei Wochen verreist.«
»Wohin?«
»Nach Bad Gleichenberg zur Kur. Das gönnt sie sich öfters, das Thermalwasser braucht sie für die Nieren, sagt sie. Weil sie hatte ja diese Nierenkolik vor ein paar Jahren.«
»Sie kamen also ins Haus. Was taten Sie dann?«
»Ich habe alles für das Frühstück vom gnädigen Herrn vorbereitet. Er isst Müsli mit Bananen, dazu trinkt er schwarzen Kaffee. Anschließend will er immer Rührei mit Speck. Wollte.«
»Eine ausgiebige Mahlzeit.«
»Der Herr Doktor brauchte die Energie für seinen Job. Oft hatte er nicht einmal eine Mittagspause.«
»Ich dachte, er war im Ruhestand?«
»An sein Frühstück hat er sich gewöhnt und ab und zu hatte er noch Sprechstunde.« Sie genehmigte sich einen weiteren Schluck. »Schrecklich, der arme Herr Doktor.«
»Wann haben Sie bemerkt, dass etwas nicht stimmen konnte?«
»Kurz nach sieben. Der Herr Doktor steht immer vor sieben Uhr auf und kommt dann auf die Minute pünktlich zum Frühstück. Dieses Mal nicht. Ich habe mich gewundert und bin ins Treppenhaus, doch es war totenstill. Ich meine ... das ist jetzt ... ich wusste ja noch nicht ...« Die Haushälterin strich sich einige Male über den Haarknoten, der ohnehin fest saß.
Toni sagte sich, komm schon, rede endlich weiter, und laut: »Und dann haben Sie nachgesehen?«
»Erstmals nicht, ich habe gerufen. ›Herr Doktor, Ihr Frühstück ist fertig‹, doch es kam keine Antwort.«
»Wann sahen Sie nach?«
»Vielleicht so zehn Minuten später. Zuerst im oberen Stock. Sein Bett war unberührt. Das Zimmer von der Frau Doktor war abgesperrt.«
»Wieso denn das?«
Die Haushälterin sah verlegen auf ihren Schoß.
»Die Frau Doktor will nicht, dass seine Flittchen, wie sie sich ausdrückt, ihren Raum betreten können. Daher hat sie ihre zwei Zimmer abgesperrt.«
»War es seine Angewohnheit, Damen während der Abwesenheit von Frau Leitner hierherzubringen?« In Cindys Stimme schwang unüberhörbar Empörung mit. »Haben Sie Namen der Besucherinnen, Telefonnummern, Adressen? Eventuell gibt es einen Terminkalender, den wir übersehen haben?«
»Ich rühre doch den Terminkalender vom Doktor nicht an, also bitte!«
Cindy lächelte beruhigend, machte sie gut, musste Toni einräumen. »Natürlich. Aber wie war das mit den Besucherinnen, was sagte die Ehefrau dazu?«
»Frau Doktor wusste Bescheid und es war ihr gleichgültig. Nur ihre Räumlichkeiten hielt sie verschlossen.«
»Zurück zu heute Morgen.« Wakolbingers Blick verbot seiner neuen Assistentin jedes weitere Wort. »Wann kamen Sie auf die Idee, in der Praxis nachzusehen?«
»Gleich danach. Es kam mir komisch vor, dass der Herr Doktor nichts davon gesagt hatte, dass er nicht da sei. Das hat er immer verlässlich gemacht. Ich bin außen herum gegangen, auch wenn es eine innere Verbindung zum Wohnbereich gibt, der direkt in die Praxisräume führt. Doch eventuell hätte der Herr Doktor gerade eine Patientin gehabt, nicht auszudenken, wäre ich da reingeplatzt. Also bin ich durch den Garten, um zu schauen, ob vielleicht das Auto einer Patientin dort stand. Die Tür zur Praxis war nur angelehnt und ich bin hinein. Es war still, so furchtbar still ...« Sie schluchzte wieder auf, Cindy legte die Hand auf ihre Schultern. »Ganz ruhig, Frau Meisenbrink. Atmen Sie tief durch und versuchen Sie sich zu erinnern, was Sie zuerst gesehen haben.«
Die Haushälterin stammelte: »Ich sah das Blut auf dem Boden und ...« Sie umschlang ihren bebenden Körper mit den Armen. »... die Hände und dann erst sah ich ihn liegen, auf dem Stuhl, nackt! Ich habe ihn nie zuvor nackt gesehen. Oh, das war einfach würdelos. Der Herr Doktor war immer so ein feiner Herr im Anzug. Er trug sogar in der Freizeit, seidene Hemden.«
»Und dann haben Sie den Notruf gewählt?«
»Drei Mal, bis ich die richtige Nummer hatte.« Sie weinte nun heftig.
Der Chefinspektor sah ein paar Sekunden auf die aufgelöste Frau, stand auf, wandte sich Cindy zu. »Überlassen wir sie den kompetenten Mitarbeitern vom Kriseninterventionsteam.«
Cindy beugte sich nochmals zur Haushälterin. »Eine Frage noch, Frau Meisenbrink. Gab es eine bestimmte Dame im Leben des Herrn Doktor? Eine, die sich vielleicht eine Ehe mit ihm erhofft hat? Oder stand eine Scheidung im Raum zwischen den Leitners?«
»Das Wort ist schon mal gefallen.« Frau Meisenbrink rang die Hände. »Aber ich möcht’ der Frau Leitner keinen Schaden nicht machen. Weil die war auf jeden Fall nicht da.«
»Wie war das mit den anderen Frauen?« Wakolbinger ließ sich wieder zurücksinken.
Sein Unmut schwappte in Wellen zu Cindy, die nicht einmal mit der Wimper zuckte, während sie tippte. Unglaublich! Die riss einfach das Verhör an sich!
Die Haushälterin starrte auf ihr Glas. Sie atmete ein paar Mal tief durch, dann wischte sie sich mit dem Schürzenzipfel über die Augen.
»Also?« Er schnaubte.
»Gab es viele Frauen, die hier waren oder eine spezielle? Und gibt es vielleicht Namen zu ihnen, wie ich vorhin fragte?« Cindy schnappte sich einen freien Sessel, ließ sich nieder und platzierte ihr iPad vor sich auf dem Tisch. »Eifersucht ist ein beliebtes Mordmotiv«, murmelte sie.
»Also, da war eine.« Die Haushälterin schob ihr mittlerweile leeres Glas zwischen den Händen hin und her.
Wakolbinger wippte mit dem Fuß. »Ja? Lassen Sie sich doch nicht alles aus der Nase ziehen, gute Frau.«
»Also ...«
Ein Griff zur Flasche, Wakolbinger kam ihr zuvor und schob Weinbrand samt Glas zur Seite. »Zur Sache bitte.«
Die Frau sank in sich zusammen.
»Wie ist der Name dieser Person?« Er brüllte, für ihn war nun Schluss mit Samthandschuhen.
Frau Meisenbrink zuckte kurz und zog die Schultern ein.
»Chef, Sie ängstigen die Frau«, flüsterte Cindy neben ihm.
Sofort hob er die Hand und rieb heftig sein Ohr. Dann nickte er der Haushälterin zu. »Sie entschuldigen uns für einen Moment. Laufen Sie nicht weg. Panzinger, kommen Sie mit!«
Er stapfte vor die Tür, Cindy ihm nach.
»Was spucken Sie mir ins Ohr hinein?« Immerhin dämpfte er seine Stimme. »Wie erlauben Sie Grünschnabel mit Eierschalen hinter den Ohren sich eigentlich, mir in mein Verhör hineinzureden? Ohne Ihre störende Anwesenheit hätte ich bereits alle Fakten in der Hand.«
»Panzenböck. Cindy. Daran zweifle ich nicht.« Sie hielt seinem Blick stand. »Aber da bin ich nun mal, der erste Nagel zu Ihrem Sarg. Lassen Sie mich mit der Frau allein, dann bringe ich es in Ordnung.«
Sie starrten sich sekundenlang in die Augen, schließlich gab er nach. Schlurfend entfernte er sich mit einem lang gezogenen »Pfff!« Mal gespannt, ob die Kleine weiterkam!
*
Von meinem Platz aus kann ich das Haus nicht sehen. Aber ich weiß, was passiert. Vermutlich verhören sie gerade die Haushälterin. Ein Bild formt sich in meinen Gedanken. Perle. Gutes Stück.
Die Straßenbahn hält, Leute steigen aus und ein. Nein, ich fahre nicht mit. Noch nicht. Ich bleibe hier sitzen und genieße die Erleichterung. Keiner beachtet mich.
Nummer eins. Es ist geglückt.
Wie er sich gewunden hat, der Drecksack. Seine Hände tun niemandem mehr etwas. Für einen Moment habe ich sogar überlegt, ob ich sie mitnehmen soll. Oder damit mit seinem Blut eine Eins an die Wand malen. Er ist der erste, das Schwein.
Eins, zwei, Polizei ... sollen sie suchen! Ich kichere. Kichere so laut, dass ich schnell nach links und rechts sehe, ob mich jemand entdeckt hat. Nichts. Ein Paar steht an der Haltestelle, die sind mit ihren Handys beschäftigt. Eine Frau schiebt ihren Kinderwagen zügig über die Schienen, er wackelt heftig. Armes Kind.
Es brennt wieder in mir. Ich weiß seit Langem, dass Hass wie Feuer ist. Alle Flüsse der Welt reichen nicht aus, ihn zu löschen.
Ich muss gehen, in die nächste Bahn steige ich ein. Es gibt noch viel zu tun.
*
Cindy ging zurück und setzte sich wieder in den Sessel. Das hier durfte und wollte sie nicht vermasseln.
»Frau Meisenbrink, wie lange arbeiten Sie denn hier in diesem Haushalt?«
»Seit fünfunddreißig Jahren.«
»Eine lange Zeit.«
Die Haushälterin schwieg eine Minute, bevor sie zu sprechen ansetzte. »Wissen Sie, wohnen wollte ich nie hier, dann hätte ich keinen Feierabend. Ich habe zwar ein Zimmerchen hier, aber das benutze ich nur in der Mittagspause und ganz selten zur Übernachtung. Wenn die Herrschaften Gäste hatten. Dafür bekam ich am nächsten Tag frei. Wissen Sie, solange man im Haus ist, wird man immer eingeteilt. Nein, nein, ich komme um halb sieben und gehe um halb fünf Uhr. Zu Mittag habe ich zwei Stunden Pause.«
Endlich taute die geschockte Frau auf und Cindys Finger flogen regelrecht über den Bildschirm, sie konnte fast wörtlich mitschreiben.
»Ich verstehe sehr gut, dass Sie nichts Schlechtes über den Herrn Medizinalrat sagen möchten. Aber sicherlich wollen Sie auch, dass wir seinen Mörder finden? Da hilft uns jede Kleinigkeit, sollte Sie Ihnen noch so unbedeutend erscheinen. Wer hatte außer Ihnen Zutritt zum Haus?«
Frau Meisenbrink holte erneut ein Taschentuch aus den Untiefen ihrer Schürze und schnäuzte sich gründlich.
Währenddessen warf Cindy rasch einen zweiten Blick auf die Küche. Der erste Eindruck bestätigte sich. Alles war sauber. Der Kunststoffboden glänzte. Vermutlich mit Glanzpolitur eingerieben. Ein Blumentopf hing von der Decke. Die Gardinen altmodisch mit gehäkelten Spitzen. Eine Schublade des ausladenden Holzschrankes stand einen Spalt offen. Sie drehte sich wieder zu der molligen Frau um.
Deren Gesichtszüge hatten sich gelöst, ihre Augen fixierten einen unsichtbaren Punkt an der Wand und ihre Stimme klang nun ruhig. »Also, der Herr Doktor hatte ja im Haus die Praxis. Wie gesagt, hin und wieder hat er trotz Ruhestand gearbeitet. Für spezielle Damen, wenn Sie verstehen.«
»Für Stammpatientinnen?«
»Ja. Seine Sprechstundenhilfe, die Frau Gattringer, kann Ihnen da bestimmt besser Auskunft geben.«
»Haben Sie eine Telefonnummer oder Adresse von ihr?«
»In der Praxis drüben hängt ihre Nummer. Sie wurde ja nicht mehr täglich gebraucht und kam nur einmal die Woche. Oder auf Abruf, denn sie musste immer erreichbar sein.«
»Frau Meisenbrink, sie haben doch bestimmt auch den Babyschuh gesehen?«
»Oh Gott, das sah schrecklich aus.« Sie holte ein Taschentuch aus ihrer Schürze und putzte sich die Nase. »So vielen Kindern hat er auf die Welt geholfen.«
»Könnte das eine Bedeutung haben?«
»Fragen Sie die Frau Zechmeister, das war seine letzte Freundin. Wenn die gnädige Frau nicht zu Hause war, blieb sie über Nacht. Zum Frühstück musste ich ihr ein Müsli mit Magermilch-Joghurt zubereiten, laktosefrei. Das ist ja jetzt große Mode.« Ein abfälliges Zischen. »Das letzte Mal, als sie da war, so vor zehn, zwölf Tagen, hat sie den Doktor sogar angeschrien. Da hat er sie zum Glück endlich rausgeworfen.«
»Worüber stritten sie denn?«
»Ich lausche doch nicht.« Die Haushälterin schaute Cindy empört an.
»Selbstverständlich nicht. Das würde ich niemals annehmen.« Cindy hob begütigend beide Hände hoch. »Ich dachte nur, dass Sie mit Ihrer Erfahrung und Einfühlungsvermögen bestimmt die richtigen Schlüsse ziehen.«
»Nun ja ...« Jetzt lächelte sie geschmeichelt. »Tatsächlich denke ich, dass die Frau Zechmeister sich mehr erwartet hat. Was wollte die von einem älteren Herrn? Die war doch erst Mitte dreißig oder so! Hat sogar behauptet, von ihm schwanger zu sein, aber der Herr Doktor, der hätte sich nie auf eine zweite Ehe eingelassen.«
Cindy setzte sich kerzengerade hin. »Sie erwartete ein Kind?«
»Es gab dann keines mehr.«
»Wie, keines mehr?«
»Eben so. Vielleicht hat er es weggemacht und ihr dafür Geld gegeben. Das würde ich ihr zutrauen.«
»Und ihm?«
Auf die Frage hin presste die Frau die Lippen aufeinander und Cindy switchte: »Welchen Eindruck hat sie denn auf Sie gemacht?«
Auch ohne Psychologiestudium hätte jeder erkannt, dass die Meisenbrink zumachte, sobald irgendein Makel auf ihren tollen Chef fiel.
»Sie hat nicht zu ihm gepasst. Außer schön war die nichts. Wobei − weiß man das heutzutage? Mit all den Schönheitsoperationen und so? Mich hat sie von oben herab behandelt, wenn Sie verstehen, was ich meine. Und Asta hasste sie auch. «
»Asta?«
»Das war die Schäferhündin vom Herrn Doktor. Sie ist letzten Monat gestorben. Vergiftet, das arme Tier.«
Cindy schüttelte den Kopf. »Wer tut denn so was?«
»Die von der Polizei haben es nicht herausgefunden. In der Nacht wurde der Giftköder in den Garten geworfen, Asta ist elendiglich zugrunde gegangen. Der Herr Doktor hat sich kaum davon erholt, so hat er an der Asta gehangen.«
Hund Asta – vergiftet, tippte Cindy.
Ob ein Zusammenhang zum Mordfall bestand? Der Hund im Haus hätte sicher angeschlagen, wenn jemand versucht hätte, es zu betreten. Das wiederum würde möglicherweise das enge Umfeld ausschließen, die kennt das Tier ja. Cindy schüttelte ihre Gedanken ab und konzentrierte sich wieder auf die Vernehmung.
»Wann war Frau Zechmeister das letzte Mal hier?«
Die ältere Frau zuckte die Achseln. »Nach dem Streit habe ich sie nicht mehr gesehen. Aber nachher waren andere Damen hier. Drei oder vier. Noch jünger. Der Herr Doktor war großzügig zu den Mädchen, die ihm ... mit denen er seinen Spaß hatte. Außerdem waren es ja gewisse Frauen, die ständig hinter ihm her waren.«
»Welche genau? Frau Meisenbrink, wir brauchen alle Namen! Bitte schreiben Sie auf, was immer Sie wissen, wir holen dann die Liste ab.«
Die Augen der Frau füllten sich erneut mit Tränen. »Oh Gott, er ist tot, einfach abgeschlachtet. Das hat er nicht verdient, das nicht.« Sie brach weinend zusammen.
Cindy legte ihr einen Arm um die Schultern. »Wir schicken Ihnen jemanden.« Sie hob den Kopf, Inspektor Franz war in die Küche gekommen. Seine Wangen hatten wieder einen Hauch Farbe bekommen.
»Ist das Kriseninterventionsteam eingetroffen?«
»Ja. Frau Thalhammer. Sie ist gut, wir hatten schon mehrmals mit ihr zu tun.«
»Ist die Ehefrau verständigt, kommt sie?« Cindy tätschelte sanft den Rücken der schluchzenden Haushälterin.
»Sie ist schon unterwegs von Bad Gleichenberg.«
»Dann schicken Sie jetzt Frau Thalhammer herein.«
Nachdem die Mitarbeiterin des KIT Cindy abgelöst hatte, gesellte sie sich zu Wakolbinger, der im Garten eine Zigarre rauchte.
»Sie erinnern mich an Inspektor Columbo.«
»Reden Sie keinen Stuss. Was haben Sie herausgefunden?«
Oha, seine Laune hockte nach wie vor im Keller. Dabei sah er für nahezu sechzig eigentlich gut aus. Großgewachsen, seine Figur war schlank mit einem Ansatz von einem Bäuchlein. Seine dunkle Hose wirkte etwas verwaschen, das beigefarbene Jackett saß gut über einem hellblauen Hemd. Üppiges Haar, mit Grau durchzogen, ein attraktives Gesicht, kantig, männlich. Nur die steile Stirnfalte passte nicht dazu.
Cindy riss ihren Blick los, blickte kurz auf ihre Notizen und fasste zusammen: »Das Opfer war wohl eine Art Lebemann. Er hatte einige Liebschaften und eine festere Freundin, die sich vermutlich den Status einer Fix-Freundin beziehungsweise Ehefrau erhofft hat. Sie heißt Zechmeister, war angeblich schwanger von ihm und hatte eventuell eine Abtreibung. Möglicherweise hat der Doktor sie zu diesem Schritt überredet oder gezwungen. Vielleicht Geld angeboten? Die beiden hatten vorletzte Woche einen lautstarken Streit. Seither ist sie nicht mehr aufgetaucht.«
»Na, das ist doch das perfekte Motiv. Und dazu noch der Babyschuh.«
Cindy überlegte kurz. »Hm ... ich kann mir nicht vorstellen, dass das da drinnen die Tat einer eifersüchtigen Frau war. Wie brachte sie ihn dazu, sich auf den Stuhl zu legen? Das hätte höchstens eine Kampfakrobatin geschafft.«
Mit einem verächtlichen Schnauben blies Wakolbinger den Zigarrenrauch in Cindys Richtung. Sie rümpfte die Nase.
»Vermutlich geht das nicht in Ihr kindliches Gemüt, aber es gibt gewisse Sexpraktiken ...«
»Danke!« Sie winkte ab. »Dazu benötige ich keine Bilder. Besser gesagt, ich kann es mir vorstellen, ohne dass Sie es weiter ausführen.«
»Für diese These spricht, dass es keinerlei Einbruchsspuren gibt.« Franz war hinzugetreten. Cindy lächelte, weil er sie ungeniert musterte. »Der Mörder muss auf normalem Weg eingedrungen sein, das Opfer hat ihn wahrscheinlich gekannt.«
»Es spricht vieles dafür, dass er selbst auf den Stuhl gestiegen ist. Bei seinem Gewicht hätten ihn mindestens zwei Täter hinaufheben müssen, ich denke, es war nur einer. Aber die Spurensicherung wird uns bald mehr dazu sagen können.« Wakolbinger nahm einen weiteren Zug von seiner Zigarre.
»Eben. Wir kennen die Geliebte, diese Frau Zechmeister noch nicht, aber wenn sie nicht gerade eine Sumoringerin ist, kann sie es niemals allein getan haben. Sollte es stimmen, dass Doktor Leitner sie gezwungen hat, ihr Baby abzutreiben ...«
»Das ist nur eine Vermutung der Haushälterin«, unterbrach Wakolbinger.
»Wow!«, sagte Franz eifrig. »Das wär’s! Ein Komplize hat Dr. Leitner bedroht, er stieg auf den Stuhl. Oder als Leitners Geliebte hatten sie möglicherweise Sex in der Praxis und er ist freiwillig hinaufgeklettert. Sie rächt sich für ihr Baby, daher der Babyschuh ...«
»Reine Spekulation, Franz. Wir kennen diese Dame noch nicht einmal und du stempelst sie plus Komplizen zur Mörderin.« Wakolbinger blies den Rest vom Rauch aus.
»Was ist, wenn wir in eine komplett gegensätzliche Richtung denken müssen? Eine vergewaltigte Frau, die sich rächt?« Franz trat von einem Bein aufs andere. »Ich meine, das kommt häufig vor.«
Ein Husten von Wakolbinger. »Wir brauchen Namen, müssen die Weiber aufsuchen, alles, was ihr hier verzapft, ist reine Fantasie!«
»Püh«, sagte Cindy. »So eine Frau hätte dann nicht seine Hände, sondern eher einen anderen Körperteil abgeschnitten. Und der rosa Babyschuh − wie passt der ins Bild von Vergewaltigung?«
Wiederum ein abfälliger Laut des Chefinspektors, dem aber diesmal Worte folgten. »Ihr beide solltet wirklich Kriminalromane schreiben und nicht versuchen, einen realen Fall auf dermaßen dilettantische Weise anzugehen. Wir nehmen uns als Nächstes die Frau Zechmeister vor.«
Franz hielt seinen Notizblock und einen Plastiksack mit ein paar Gegenständen hoch. »Ich habe das Handy des Toten und die Brieftasche sichergestellt.«
Cindy fuhr dazwischen. »Wurde ein Terminkalender gefunden?«
»Vielleicht im Handy, sonst war da nichts.« Franz’ Lächeln stand im Gegensatz zu Wakolbingers schroffer Art.
»Leg mir möglichst gestern eine Liste mit den Telefongesprächen der letzten Tage auf meinen Schreibtisch. Verdammt, wir brauchen Namen!« Wakolbinger wirkte sichtlich entnervt von dem Fall. Jetzt schon. Oder war sie der Grund?
»Moment noch, Chef, ich habe ein paar Daten für Sie«, meldete sich Franz.
»Mach rasch ohne Theater.«
Franz zuckte zusammen. Er räusperte sich. »Ich habe bei der Ärztekammer angerufen, Doktor Leitner ist bereits seit vier Jahren im Ruhestand. Offiziell. Er hat auch Pension bezogen, jedoch ab und zu Frauen in seiner Praxis privat behandelt. Hauptsächlich für bestimmte kleinere Eingriffe. Dabei stand ihm ein Anästhesist zur Seite, Doktor Huber.«
»Den müssen wir befragen! Ist bekannt, ob Leitner einmal ein Fehler passiert ist? Vielleicht eine Patientin, die ...«
»Nein, Chef.« Franz blickte in seine Notizen. »Die Dame am Telefon hat betont, dass der Arzt überall beliebt war. Außerdem hat er sich in der Ärztekammer engagiert, war als Fachgruppenleiter der Gynäkologen für verschiedene Maßnahmen zur Vorsorge zuständig. Daher wurde ihm auch der Titel ›Medizinalrat‹ verliehen.«
»Ist das nicht nur eine Alterserscheinung?«
»Nein, Chef.« Cindy schüttelte heftig den Kopf. »Den Titel bekommt man nur, wenn man besondere Leistungen erbringt. Die Ärztekammer muss ein Gesuch an den Bund einreichen und ...«
»Das ist komplett unerheblich!« Wakolbinger holte sein Handy aus der Tasche und tippte mit dem Daumen eine Kurzwahl, während er nochmals an seiner Zigarre zog. »Hefner? Ja, Toni hier. Wir haben hier einen Mordfall ... okay, ja in Ordnung. ... Mindestens zwanzig Leute für die Befragung der Nachbarn und ehemaligen Kollegen ... Ja, das passt. Danke, bis dann.« Er steckte das Handy wieder ein und sah auf die Uhr. »Um vierzehn Uhr ist Teambesprechung. Franz, was ist mit der Ehefrau? Von Bad Gleichenberg ist es gerade mal eine Stunde. Es ist fast zwölf.«
»Sie wurde abgeholt, müsste jeden Moment kommen. Vielleicht haben sie einen Stau.«
»Was ist mit dem Sohn?«
»Noch nicht erreicht.«
»Dann schau mal, wie weit die Spurensicherung ist.«
Franz eilte durch den Garten vor das großflächige Gebäude.
Wakolbinger drehte sich zu Cindy. »Da die Ehe nur auf dem Papier bestand, wird sie wohl kaum in Tränen aufgelöst sein. Eher ein Freudentänzchen aufführen, weil sie alles erbt«, murmelte er.
»Oder auch nicht.« Cindy grinste.
»Panzenberg, Sie bringen mich noch um.« Er drückte seine Zigarre in einem Aschenbecher aus, der auf dem Gartentischchen stand. Jemand im Haus war Raucher.
»Panzenböck. Cindy.«
»Sie vertreten eine gegensätzliche Ansicht?«, fragte er überraschend sanft.
Sie wunderte sich, der konnte offenbar auch anders, oder war es eine Finte? »Bevor wir nicht das Testament kennen – wer weiß? Kann doch sein, dass er sein Vermögen dem Hundesportklub oder seiner Jagdgruppe vermacht hat. Soll es geben.«
»Wie kommen Sie jetzt auf so einen Unsinn?«
Cindy wies mit dem Kinn zu dem mit zahlreichen Trophäen ausgestatteten Büroraum hinter ihnen, der noch im Anbau der Praxis lag. Durch die offene Tür war das Innere genau zu erkennen. Das Jägerdiplom prangte in einem überdimensionalen Rahmen über dem wuchtigen Schreibtisch. »Er war Jäger. Die Trophäen, die da aufgereiht sind, hat er mit größter Wahrscheinlichkeit selbst erlegt.«
Wakolbinger verzog das Gesicht. »Wer es braucht.«
Sie betraten das Zimmer und Cindy unterdrückte ein Lachen, denn er wäre beinahe über das Eisbärenfell gestolpert, das quer im Raum lag.
»Sein Hund wurde letzten Monat vergiftet. Wir sollten nachprüfen, ob es da einen Zusammenhang gibt«, informierte sie ihn.
»Ah, sollten wir das? Und das fällt Ihnen jetzt ein? Ich habe Sie vorher gebeten, alles Wesentliche zusammenzufassen? Das wissen sie doch von der Haushälterin?«
»Ja.«
»Und das ist nicht wesentlich?« Wakolbinger wurde mit jedem Wort lauter.
Konnte er nicht normal mit ihr reden? Sie schoss mehrere Fotos vom Raum und tat so gut es ging unbeeindruckt. »Auf jeden Fall ist noch lange nicht gesagt, dass seine Frau und der Sohn die Alleinerben sind.«
»Das wird sich herausstellen.«
Cindy wurde langsam hungrig. Es war halb zwölf vorbei, aber an Essen war momentan nicht zu denken, denn vor dem Haus entstand Tumult, der bis herein zu hören war. Autotüren klappten. Ein Aufschrei folgte, die beiden Ermittler zuckten zusammen.
»Oh Gott, oh Gott, es kann doch nicht wahr sein!«
Die kreischende Stimme fuhr jedem in die Knochen, Cindy schüttelte sich.
»Friedl, mein armer Friedl!«
»Beruhige dich, Resi.« Eine weitere Frauenstimme.
Cindy wechselte einen Blick mit Wakolbinger. Hatte man die Leiche schon abtransportiert?
Rasch gingen sie in die Praxis zurück. Der Tote lag bereits im Blechsarg, abgedeckt mit einem weißen Tuch. Von der Vordertür stürmten die Frauen herein, gefolgt von zwei uniformierten Beamten.
»Tut mir leid, sie waren nicht zu halten«, sagte einer der Polizisten.
Franz war ebenfalls dabei und auch er machte keinen glücklichen Eindruck. Mit einem: »Ich hole Frau Thalhammer«, verschwand er wieder nach draußen.
Wakolbinger trat zu Cindy. »Wer ist die andere Frau?«
Sie zuckte die Achseln.
Frau Leitner beugte sich über den Sarg und jammerte in höchsten Tönen. Cindy spürte einen Knoten im Hals und warf einen Blick auf den Chefinspektor. Sein Gesichtsausdruck verriet nichts, aber sie hätte schwören können, dass es ihm auch naheging. Das Leid der Angehörigen war immer das Schlimmste. Insgeheim betete Cindy, dass Frau Leitner das Tuch nicht entfernte, setzte bereits zum Sprung an, um es gegebenenfalls zu verhindern.
Einer der begleitenden Beamten sprach leise auf die Witwe ein, schließlich richtete sie sich auf. Ein beeindruckend skurriler Anblick bot sich den Anwesenden dar. Eine ältere Dame, deren Mimik durch Facelifting eingeschränkt war, gekleidet in ein pinkfarbenes Kostüm, das hauteng anlag und die Speckröllchen zur Geltung brachte. Tiefrot geschminkte Lippen hoben sich vom dicken Make-up ab, ihre Wimpern waren mit schwarzer Wimperntusche fast völlig verklebt.
»Herr Polizeirat, wer kann das getan haben? Mein Friedl war so ein guter Mensch.« Theatralisch tupfte sie mit einem Taschentuch ihre Augen ab. Die dunkle Mascara hinterließ Flecken auf dem weißen Stoff.
»Resi, setzen wir uns ins Wohnzimmer und lassen die Polizei ihre Arbeit tun.« Die andere Dame trug einen royalblauen Hosenanzug mit einer Rüschenbluse, stand Frau Leitner jedoch in puncto Make-up in nichts nach.
»Und Sie sind?« Wakolbinger zeigte auf die Dame in Blau.
»Ich bin Marianne Blümel, die beste Freundin von der Resi, also der Frau Leitner. Wir waren zusammen auf Kur, das machen wir zwei Mal im Jahr. Die Gesundheit ist das Wichtigste.«
»Frau Leitner, darf ich Ihnen ein paar Fragen stellen? Vielleicht an einem ruhigeren Ort?«, dann mit Blick auf Frau Blümel: »Unter vier Augen, wenn möglich.«
»Auf keinen Fall.« Die Blümel straffte den Rücken. »Ich lasse Resi in dieser schweren Stunde nicht allein!«
»Wir fahren dann wieder zurück«, verabschiedeten sich die beiden Polizisten aus Bad Gleichenberg.
Zum Glück kam Franz mit Frau Thalhammer. Frau Blümel hatte sich mittlerweile wie ein Berg vor ihre Freundin postiert.
»Herr Chefinspektor, vielleicht ist es besser, wenn die Freundin zur Unterstützung dabei bleibt. Oder zu einem späteren Zeitpunkt ...«, intervenierte die Dame von der Krisenintervention.
»Wie geht es Frau Meisenbrink?«, fragte Cindy leise.
»Besser.« Die grauhaarige KIT-Mitarbeiterin lächelte leicht. »Der erste Schock ist überwunden.«
Wakolbinger räusperte sich. »Dann gehen wir alle zusammen ins Wohnzimmer, aber bitte durch den Garten.« Er warf einen missbilligenden Blick auf Franz, der Frau Thalhammer am Tatort vorbeigeführt hatte. Die Spurensicherung hatte den Großteil der Arbeit erledigt, doch die Feinheiten würden noch Stunden in Anspruch nehmen.
Frau Leitner stützte sich auf ihre Freundin und auf Frau Thalhammer, der Weg vom Praxisanbau zum Wohnzimmer dauerte eine gefühlte Ewigkeit. Die Beamten folgten mit ein wenig Abstand. Sie wählten den Weg rund um die Front des Hauses zur offiziellen privaten Eingangstür, die über ein paar Stufen führte. Neben Wakolbinger klickte es mehrmals. Er zuckte zusammen. Was tat sie denn da? Cindy fotografierte den Blick in die Gartenanlage rundum.
»Wie lange sollen Sie bei mir bleiben?«, fragte er knurrig.
»Das klingt, als wollten Sie mich loswerden!«
»Wie kommen Sie denn darauf?« Er blieb stehen und musterte sie. Franz trat von einem Bein aufs andere, Toni beachtete ihn nicht weiter. »Wozu benehmen Sie sich wie eine wildgewordene Fotoreporterin? Die Spurensicherung hat bestimmt Bilder gemacht.«
»Ich fotografiere gern. Sehen Sie sich doch das Haus an, Chef! Eine Altbauvilla vom Feinsten.« Sie schien komplett ungerührt von seinem schroffen Tonfall.
Wakolbinger kickte einen Kieselstein weg und sah dann an der Hausmauer entlang. Neben ihm klickte es erneut. »Ich liebe es, mit unerfahrenen Kolleginnen zusammenzuarbeiten, die neunmalklug sind.«
»Dann ist ja alles in Butter.« Cindy sah zu den Fenstern des dreistöckigen Gebäudes hoch. »Ich frage mich, was es kostet, so einen alten Kasten zu unterhalten.«
»Es traf ja keinen Armen«, mischte sich Franz ein.
»Ob der Täter über die Mauer geklettert ist?« Cindy taxierte die mit grünen Pflanzen bewachsene Außenmauer, die das Anwesen umschloss, als wolle sie Maß nehmen.
Toni ging weiter. »Wenn er sportlich war? Die Spurensicherung wird sich umsehen.«
Gemeinsam erreichten sie das teuer möblierte Wohnzimmer. Cindy schoss noch zwei Bilder, während Toni sich den Damen gegenüber in der schwarzen Ledergarnitur platzierte. Die wuchtige Sitzeinheit beherrschte den Raum, mehrere Schränke an der Wand aus unterschiedlichen Stil-Epochen gaben der Umgebung etwas Kurioses. Reich sein und Geschmack haben, waren offensichtlich verschiedene Dinge. Cindy setzte sich neben ihn.
»Ich brauche unbedingt eine Tasse Kräutertee.« Frau Leitners Stimme war ruhig, nur Tränenspuren im Make-up auf den Wangen erinnerten an ihren Ausbruch.
Der erste Schmerz war sichtlich überwunden, dachte Toni. »Sind Sie in der Lage, uns ein wenig Auskunft zu geben?«
»Ja, das muss wohl sein.« Sie sah mitleidheischend zu Frau Thalhammer. »Denken Sie, dass meine Haushälterin schon imstande ist, mir einen Tee zu kochen? Sie hing ja auch so an meinem Mann, die Gute.«
»Ich kann ihr gern Bescheid geben.« Frau Thalhammer erhob sich und verließ den Raum.
Toni beugte sich vor. »Frau Leitner, haben Sie eine Idee, wer das Ihrem Mann angetan haben könnte?«
Sie schüttelte den Kopf. »Er war überall beliebt.«
»Wie lange befinden Sie sich schon in Bad Gleichenberg?«
Ehe Frau Leitner antworten konnte, zischte Frau Blümel: »Was soll die Frage? Verdächtigen Sie jetzt etwa meine Freundin, Ihren Mann umgebracht zu haben? Ich kann Ihnen versichern, dass wir die letzten Tage von früh bis spät miteinander verbracht haben.« Ihr Gesicht hatte die Farbe des knallroten Lippenstifts angenommen.
Cindy riss die Augen auf, doch Wakolbinger blieb gelassen. »Es sind lediglich Routinefragen.«
Frau Leitner tupfte erneut mit dem Taschentuch über ihr Gesicht. »Ich bin bereits seit einer Woche im Kurheim in Bad Gleichenberg.«
»Hatte Ihr Mann Feinde? Oder irgendjemanden erwähnt, vor dem er Angst hatte? Wer könnte Zorn auf ihn haben? Eine unzufriedene Patientin vielleicht? Jeder kleinste Hinweis hilft uns weiter.«
»Er war ein gewissenhafter Arzt mit herausragenden Qualitäten. Mir fällt niemand ein, der ihn nicht mochte.«
»Neben Ihrem Mann wurde ein rosaroter Babyschuh gefunden. Wissen Sie vielleicht, was das bedeuten könnte?«
»Ein Babyschuh?« Von ihren Wimpern hingen Tränen, ihr Mund war aufgerissen. »Ich habe keine Ahnung!«
»Wann haben Sie Ihren Mann das letzte Mal gesehen? Haben Sie ihn von Ihrer Kur aus angerufen?«
»Nein, wozu hätte ich das tun sollen?«
»Sie haben ihn also vor Ihrer Abfahrt das letzte Mal gesprochen?«
»Am Tag, als das Taxi kam, war er im Golfclub. Und vorher ... lassen Sie mich überlegen ...«
»Sie haben sich nicht einmal von ihm verabschiedet?« Aus Cindys Stimme war Überraschung herauszuhören.
Toni räusperte sich. Sie senkte den Kopf, ihre Wangen röteten sich und sie biss sich auf die Unterlippe. Tja, auch der Madame Obergescheit passieren Fehler.
Er wandte sich wieder Frau Leitner zu. »Versuchen Sie, sich einfach an das letzte Gespräch mit Ihrem Mann zu erinnern.«
»Ich habe leider gar kein Gefühl für Zeit!«
Die Haushälterin kam herein und brachte auf einem Tablett eine Kanne Tee und eine Tasse mit Kaffee. Sie stellte alles ab und sah ihre Chefin mit rotgeränderten Augen an, ihre Stimme zitterte. »Gnädige Frau, was für ein Unglück! Der Herr Doktor, der arme Herr Doktor.« Sie brach ab und schluchzte auf.
Frau Thalhammer, die unmittelbar nach ihr den Raum betreten hatte, legte den Arm um sie.
»Frau Meisenbrink, wir trinken zusammen jetzt auch eine starke Tasse Tee.« Sie führte die ältere Frau hinaus.
»Hoffentlich bleibt sie bei mir. Es ist schwer, gutes Personal zu finden.« Die frischgebackene Witwe schenkte sich und der Blümel ein und schaufelte Zucker aus der Dose in ihre Tasse.
»Also wann haben Sie Ihren Mann zum letzten Mal gesehen oder gesprochen?« Toni konnte seine Ungeduld kaum noch verbergen.
Frau Leitner zog die Stirn in Falten, was ihr ein komisches Aussehen verlieh. »Jetzt kommt’s wieder. Das war bei dieser Gala, irgendeine Veranstaltung für Tiere oder waren es afrikanische Kinder? Ist ja kein Unterschied, wofür man spendet. Es lässt sich wenigstens von der Steuer absetzen.