Kampf der Mutanten - Will A. Travers - E-Book

Kampf der Mutanten E-Book

Will A. Travers

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Beschreibung

Auf einer weitgehend zerstörten Erde haben nur wenige Menschen überlebt. Dass Wissen der Vorfahren ist weitgehend in Vergessenheit geraten. Und immer wieder werden Mutanten mit erstaunlichen Fähigkeiten geboren. Doch die Menschheit betrachtet diese als ihre größten Feinde und verfolgt diese unglücklichen Wesen mit größter Grausamkeit. Doch die Mutanten fangen an um ihr Überleben und ihre Existenzberechtigung zu kämpfen. Dann droht ein Angriff von außen, die gesamte Menschheit auszulöschen. Ein SF-Bestseller von W.A. Travers in überarbeiteter Neuauflage.

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Seitenzahl: 120

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Will A. Travers

Kampf der Mutanten

Inhaltsverzeichnis

Kampf der Mutanten

I. Teil

II. Teil

III. Teil

Bisher bei Novo-Books erschienen

Kampf der Mutanten

Kampf der Mutanten

Will A. Travers

Impressum

Copyright: Novo-Books im vss-verlag

Jahr: 2024

Lektorat/ Korrektorat: Simon Schemp

Covergestaltung: Hermann Schladt

Verlagsportal:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie.

I. Teil

Angst! Sie trieb ihn vorwärts, ließ ihn nicht auf seine Erschöpfung achten. Er hatte keine Zeit zu der Frage nach dem Grund für alles. Er musste fliehen, durch die engen Gassen hetzen.

Wohin?

Die Gasse gabelte sich. Er blieb ste­hen, lehnte seinen heißen, schwitzenden Rücken gegen die kühlende Fassade ei­nes Steinhauses.

Nach links!

Er rannte weiter, kam ins Taumeln, fing sich wieder. Seine Füße trommelten ein wildes Stakkato auf das Pflaster. Tom Brewster war jung - blutjung - und ein guter, ausdauernder Läufer, sonst wäre seine Flucht längst schon beendet gewesen. Doch auch seine Kräfte waren nicht unerschöpflich.

Eine Rinne mit schmutzigem, stinken­dem Abwasser, das quer über die primi­tiv gepflasterte Straße floss. Ein Sprung darüber. Wieder verlor Tom das Gleich­gewicht. Aber die Angst riss ihn wieder hoch.

Weit hinten, an der Gabelung, das empörte Schreien der aufgebrachten Menge. Sie schien sich zu teilen. Die Hälfte rannte in Toms Richtung weiter, unermüdlich wie eine Maschine, wie es ihm schien, um ihn zu fangen.

Die ineinander verschachtelten Häu­ser mit den winzigen Fenstern und den vorspringenden oberen Stockwerken, die sich an manchen Stellen über die schmalen Straßen hinweg fast berühr­ten, zogen an dem Flüchtling vorüber. Die dürftig elektrische Beleuchtung störte die mittelalterlich anmutende Atmosphäre.

Tom kam zur nächsten Kreuzung. Alle Straßen sahen gleich aus. Tränen rannen dem Jungen über das Gesicht. Er wandte sich nach rechts.

Nein, das war falsch! So würde er mit den anderen Zusammentreffen. Kein Wunder, dass sich die Verfolger getrennt hatten. Jetzt würden sie ihn in die Zange nehmen.

Zurück?

Nein, dazu war es nun zu spät. Weiter, immer weiter, nicht an das denken, was einen erwartet. Weiter, solange noch Kraftreserven in dem geschundenen Körper sind und noch eine winzige Chance zum Entkommen besteht.

Die Lungen brannten. Die Füße wur­den schwer wie Blei, sein Lauf verlang­samte sich. Er prallte gegen ein Haus, hielt sich an der rissigen Mauer fest, keu­chend nach Atem ringend. Die Pause dauerte nur Sekunden. Aus der schma­len Tür drangen Stimmen. Menschen! Auch diese hier waren seine Feinde, weil alle seine Feinde waren, obwohl Tom Brewster nicht wusste warum.

Mit Gewalt zwang er sich zum Weiter­laufen. Da, der dunkle Schlund einer Einfahrt. Er bewegte sich darauf zu. Die Stimmen und hallenden Schritte der Verfolger waren bereits bedrohlich nahe.

Nein, es war keine Einfahrt, sondern der Eingang zu einer noch schmaleren Gasse, die kaum beleuchtet wurde. Die Dunkelheit verschlang ihn.

Wo befand er sich?

Er wusste es nicht, wusste nur, dass er entkommen musste. Vielleicht war der Stadtrand die Rettung? Dort endete nicht nur die Stadt, sondern auch die Welt, in der alle wohnten. Die Wüste, die sich außerhalb ihres Lebensbereiches befand, barg tödliche Gefahren in sich.

Tom Brewster hatte keine Ahnung davon, dass er auf einem Planeten lebte. Ihm und seinen Mitmenschen war nur bekannt, dass an der Wüste die Welt auf­hörte.

Wieder wurden seine Schritte unkon­trolliert. Er erschrak darüber. Kam jetzt das Ende?

Er stolperte weiter, sich nur noch mit Mühe aufrecht haltend.

Es gab keine Chance mehr für ihn.

Niemand würde ihm helfen. Jeder, der es wagte, sich auf seine Seite zu stellen, wurde ebenfalls gnadenlos verfolgt. Das war ungeschriebenes Gesetz.

Er taumelte gegen eine Haustür und brach zusammen.

Schnelle Schritte näherten sich ihm. Tom Brewster wimmerte leise, als raue Fäuste nach ihm griffen. Es gab keine Gegenwehr für ihn. Das schwarze Tuch einer wohltuenden Bewusstlosigkeit deckte sich über ihn, entriss ihn der bru­talen Wirklichkeit.

*

Undeutlich fühlte er, wie man ihn auf eine Liege bettete. Schlagartig kam er zu sich. Was wollten sie von ihm? Mit weit aufgerissenen Augen blickte er sich um Ein dürftig beleuchteter Raum, kärgliche Möblierung, ernste Gesichter von fremden Männern. Freund oder Feind? Warum hatten sie ihn in ein Haus geschafft?

Befand er sich in der engen Gasse?

»Ruhig, mein Junge«, sprach eine sanfte Stimme zu ihm.

»Wir wollen dir helfen. Du bist hin m Sicherheit.«

Er zweifelte an diesen Worten Sir waren einfach nicht möglich. War alles vielleicht nur ein Alptraum, aus dem n jetzt langsam erwachte?

Nein, sein zerschundener Körper sprach eine andere Sprache.

Er bezwang seine Schwäche und richtete sich auf. Die Umgebung verschwamm. Tom blinzelte ein paarmal. bis er es deutlicher sehen konnte Eine Gruppe von Menschen stand um ihn herum. Dominierend war die Erscheinung des einen, der auch zu ihm gesprochen hatte. Der Mann war groß, Im breitschultrig und hatte einen Bart, der so schwarz wie die Nacht war. Seine Augen blickten voller Mitleid.

Mitleid mit wem? Etwa mit ihm, Tom?

Immer noch diese Zweifel. Noch vor Minuten war er ein gehetztes Wild ge­wesen, ohne Chance, die Jagd zu über­stehen. Und jetzt sollte er sich plötzlich unter Freunden befinden? Männer, die er nie zuvor in seinem Leben gesehen hatte, wollten ihm helfen? Es war ihm unmöglich, daran zu glauben.

Der Bärtige drückte Tom Brewster sanft auf das Lager zurück. Es war stein­hart, aber das war Tom gleichgültig. Er lag und hatte somit die Möglichkeit, neue Kräfte zu schöpfen.

»Wer - wer seid ihr?« würgte er her­vor. Es war das erste Mal, dass er sprach.

»Deine Freunde!« behauptete der Bärtige fest. »Bei uns brauchst du keine .Angst zu haben.«

»Aber - aber warum tut ihr das für mich? Ihr begebt euch selbst in Gefahr.«

»Wir helfen allen, die so sind wie du.«

Tom guckte den Bärtigen verständnis­los an.

»Was meinst du mit >die so sind wie du<?«

Der Bärtige blickte nur ausdruckslos.

»Ich will es wissen!« begehrte Tom verzweifelt auf. »Was, um alles in der Welt, unterscheidet mich von den ande­ren?«

Der Bärtige wandte den Blick ab. Noch immer sagte er nichts.

»Es ist grauenvoller als ein Alp­traum«, murmelte Tom gequält.

»Noch vor kurzem war ich aller Freund - und jetzt bin ich ein Gejagter. Warum?«

Ja, jetzt fragte er nach dem Warum. Jetzt hatte er Gelegenheit dazu. Und er fieberte der Antwort entgegen, obwohl er sie sich selbst hätte geben können, wäre er ehrlich genug gegen sich gewe­sen.

»Du weißt es wirklich nicht?« meinte der Bärtige brüchig.

»Vor Tagen war mein Geburtstag. Ich wurde vierzehn. Alle meine Freunde waren eingeladen. Mein Vater war ein guter Mann.«

Er hielt inne, schloss die Augen. Wie ein Film spulte sich die Erinnerung vor ihm ab. Dabei versuchte er, das Ge­heimnis zu ergründen.

»Alles änderte sich. Blicke, die vor­dem freundlich gewesen waren, zeugten auf einmal von Misstrauen. Noch war dieses Misstrauen versteckt. Mein Vater schlug mich ohne Grund. Freunde gin­gen mir mehr und mehr aus dem Weg. Der Höhepunkt aber kam noch. Als diese furchtbare Nacht hereinbrach, schlenderte ich allein durch die Gassen. Die Menschen, die mir begegneten, blie­ben plötzlich stehen, wandten sich mir zu - auch Fremde. Das Misstrauen in ih­ren Augen war stärker geworden, hatte teilweise nacktem Hass Platz gemacht. Jemand spuckte mich an. Es war der Auftakt. Ich floh von Panik erfüllt nach Hau­se.

Aber auch daheim Ablehnung, ja of­fene Feindschaft. Mein Vater verprü­gelte mich und schloss mich ein. Ich hörte undeutlich, wie er sich mit Mutter beriet. Dann verließ er das Haus. Nur ein Wort konnte ich verstehen: Polizei. Da erst verstand ich, in welcher Gefahr ich mich befand. Und spätestens, als die ersten Menschen vor das Haus traten, um die Fenster mit Steinen einzuwerfen, wurde das böse Ahnen zur grausamen Gewiss­heit. Mir gelang die Flucht aus dem Haus. Seitdem bin ich unterwegs.«

Die anwesenden Männer waren er­schüttert.

»Und du weißt wirklich nicht den Grund?« erkundigte sich der Bärtige vorsichtig. »Hast du in den letzten Tagen die Veränderung bei dir nicht bemerkt?«

»Welche Veränderung? Was meinst du damit?«

Einer trat vor, fasste nach des Bärtigen Arm.

»Hör auf. Es könnte eine Falle sein. Man will uns ausfindig machen, will wis­sen, wer gegen den Strom schwimmt.«

»Sei still!« zischte der Bärtige und schüttelte die Hand des anderen ab. Dann wandte er sich wieder an Tom.

»Ich meine keine äußerliche Verände­rung, sondern eine, die sich hier abge­spielt hat.« Er tippte sich an die Stirn.

Tom Brewster erstarrte. Sein Herz schlug ein paar Takte schneller. Etwas krampfte sich in ihm zusammen.

»Ich habe . . .« Er unterbrach sich wieder. Sollte er es wirklich sagen? »Ich - ich habe etwas entdeckt an mir. Erst war es nur schwach. Nacht für Nacht wurde es stärker.«

»Was?«

»Ich - ich kann tasten, ohne mich zu bewegen. Das Wasser in einer Pfütze schlägt Wellen, wenn ich es will.«

Er zitterte wie Espenlaub. Sein Ge­heimnis - er hatte sein Geheimnis aus­geplaudert! Aber der Bärtige strömte Ruhe und Zuversicht aus. Er bezeichnete sich als Freund, und Tom wünschte, dass es stimmte. Wenn nicht, war er verloren, war jede Chance dahin.

»Und gleichzeitig damit hat sich die Feindschaft der Menschen gezeigt?« bohrte der Bärtige.

»Ja«, erwiderte Tom einfach.

»Wie heißt du eigentlich?«

»Tom Brewster.«

»Du kannst Bert zu mir sagen.« Die Augen blitzten freundlich. Bert zögerte einen Moment. Dann: »Weißt du, was ein Mutant ist?«

Tom erschrak. Den Damm, den er ge­gen die längst fällige Erkenntnis errichtet hatte, konnte er nicht mehr länger hal­ten. Er brach.

»Das ist nicht wahr!« schrie er. »Ich bin kein Ungeheuer!«

»Du selbst hast es uns erzählt?« erin­nerte Bert. Auf einmal erschien er Tom nicht mehr freundlich und sanft. »Du weißt, dass Mutanten ihre Fähigkeiten erst während der Pubertätszeit entwickeln. Es geht sehr schnell. Ihr verändertes Gehirn entdeckt Fähigkeiten, die bisher im verborgenen schlummerten. Noch kann der Mutant nicht frei darüber verfügen. Er muss es erst lernen Deshalb gelingt es ihm anfangs auch nicht, die geistige Ausstrahlung zu bändigen, die ihn als Mutanten auszeichnet und erkennbar macht. Die Mitmenschen merken, was mit ihm los ist.«

»Nein«, murmelte Tom verstört. Er konnte und wollte es nicht wahr haben.

Er sollte ein Mutant sein eines der verhassten Ungeheuer? Jetzt brachte er so was wie Verständnis für seine Veefolger auf. Auch er hätte jeden Mutanten verfolgt, um ihn zu vernichten Diese Monster waren eine Gefahr für die gesunde Menschheit. Jedes Kind bekam täglich diese Tatsache eingetirchtert

Aber wenn alles stimmte, wenn er wirklich zu den Abartigen gehörte, konnte er nur Verachtung und Abscheu Bert und seinen Männern gegenüber hegen.

Tom wollte nicht sterben, umd es war sein Wunsch nach dem Fortbestehen seiner Existenz, der ihn die momentanen Gefühle gegenüber der Gruppe vergessen ließ. Er brauchte die Männer. Sie wa­ren die einzigen, die ihm helfen konnten und wollten.

»Warum macht ihr das eigentlich?«

»Nun, die Ausstrahlungen eines Mu­tanten sind eigentlich nicht negativer Natur. Das wird uns nur eingebläut. Der Hass euch gegenüber wird uns anerzo­gen. Die freundlichen Impulse werden als Gefahr interpretiert und der Mensch, von dem sie ausgehen, verfolgt. In unse­rem Besitz befindet sich ein uraltes Buch. Ich kann lesen. In dem Buch steht etwas von Hexenverfolgungen. Men­schen, die angeblich übersinnliche Fä­higkeiten hatten, wurden gnadenlos ver­folgt, gefoltert und getötet. Es war wie heute mit den Mutanten. Das Buch spricht auch von vielen anderen Dingen, die ich nicht verstehe. Es ist bestimmt viele tausend Jahre alt, obwohl die Men­schen ähnlich lebten wie heute. Die He­xen von damals unterschieden sich nur in einem von den Mutanten: Sie besaßen keine Ausstrahlung, die sie verriet. Au­ßerdem waren es normale Menschen. Ihre Verfolgung entsprach einem reli­giösen Wahn.

Wir haben inzwischen begriffen, dass auch ihr Mutanten keine wirklichen Un­geheuer seid. Es gibt nur wenige, die sich dem anerzogenen Hass entziehen kön­nen. Wir gehören dazu.«

Stolz hatte aus den letzten Worten des Bärtigen gesprochen.

Tom hatte keine einzige Silbe ver­standen. Für ihn war alles viel zu ver­worren. Es passte nicht in sein Weltbild.

Er wollte etwas sagen, kam aber nicht mehr dazu. Blitzschnell bückte sich der Bärtige über ihn und verschloss ihm mit der Rechten den Mund.

Draußen waren plötzlich Stimmen. Man suchte immer noch nach ihm.

Die Stimmen näherten sich dem Haus, verharrten davor.

Atemlose Stille breitete sich in dem Raum aus, in dem die Männer versam­melt waren.

Endlich ging die Menge weiter. Ruhe kehrte wieder draußen ein.

»Das war knapp«, keuchte der Bärtige und wischte sich den kalten Schweiß von der Stirn. »Noch einen Schritt näher, und sie hätten deine Ausstrahlungen ge­spürt.«

»Er muss nach oben«, sagte einer. »Wenn er im Bett liegt, trennen ihn mehrere Meter von der Straße. Dann be­steht keine große Gefahr mehr.«

»Okay«, stimmte Bert zu. »Kannst du allein aufstehen, Tom?«

Abwartend blieben die Männer ste­hen. Tom versuchte es. Es gelang ihm nur mit Mühe.

»Es hat keinen Zweck«, sagte der Bär­tige schließlich. »Wir helfen dir. musst dich wohl auf einen längeren Aufenthalt gefasst machen.«

»Bist du verrückt, Bert?« rief einer er­schrocken. »Du weißt, dass das nicht geht.«

»Und du hast selber gesehen, in wel­chem Zustand er sich befindet.«

Hier war Berts Wort offenbar Gesetz. Niemand wagte es mehr zu widerspre­chen.

Mit vereinten Kräften brachten sie den Halbwüchsigen nach oben.

Der Raum, den sie für Tom bestimmt hatten, lag mehrere Meter über der Stra­ße. Sie legten den Jungen in das schmale Bett, das in einer Ecke stand, und ließen ihn allein. Sekunden später war er fest eingeschlafen.

*

Er erwachte. Was hatte ihn geweckt? Da, ein kaum wahrnehmbares Geräusch.

Vorsichtig blickte sich Tom um. Es war dunkel. Er konnte nichts sehen.

Wieder dieses Geräusch. Und mit ei­nem Male wusste Tom, was es war: das Fenster! Der Wind, der hereinwehte, bewegte die dünnen Vorhänge.

Aber das Fenster war doch vor seinem Einschlafen geschlossen gewesen? Hat­ten Bert und seine Männer es aufge­macht? Aber warum?

Das erhöhte doch die Gefahr seiner Entdeckung.

Wieder lauschte er auf das leise Ra­scheln. Niemandem wäre es aufgefallen. Aber die Sinne eines Gejagten waren ge­schärft.

Wie ein Schlag kam ihm die Erkennt­nis: Ein anderer hatte das Fenster geöff­net-jemand, der diesen Weg ging, um in das Innere des Raumes zu gelangen.

Toms Herz schlug so heftig, dass er fürchtete, man könnte es hören. Er über­legte fieberhaft. Mühsam widerstand er dem zwingenden Bedürfnis, einfach auf­zuspringen und das Weite zu suchen. Nein, das konnte er nicht wagen. Falls sich tatsächlich ein Gegner in der Dun­kelheit des Zimmers befand, musste die­ser annehmen, dass er, Tom, schlief. Das gewährleistete Tom einen gewissen Überraschungseffekt, wenn er zu einer Gegenmaßnahme griff.

Aber was sollte er denn tun? Welche Chance hatte ein Vierzehnjähriger ge­genüber einem erwachsenen Mann?

Er erinnerte sich seiner telekinetischen Fähigkeiten. Sie waren noch rela­tiv schwach ausgebildet, konnten aber zur Orientierung eingesetzt werden, denn Tom Brewster wusste nicht sicher, ob er sich in Gefahr befand.

Seine geistigen Fühler drangen in das Dunkel vor.

Er erschrak.

Tom Brewster konnte sehen wie am helllichten Tag. Und er erkannte, dass er sich nicht geirrt hatte. Ein Mann stand di­rekt neben seinem Bett. Er hatte sich lautloser bewegt als eine Schlange. Und in der erhobenen Rechten hatte er einen Gegenstand. Einen Knüppel! Weit holte er aus. Der Mann konnte Tom nicht se­hen, orientierte sich wohl nur nach den tiefen Atemzügen. Der Knüppel würde direkt Toms Schädel treffen und diesen zerschmettern.

Schon sauste er herab.

Blitzschnell ließ sich Tom Brewster vom Bett rollen. Da sich dieses direkt an der Wand befand, musste er sich in Rich­tung Gegner bewegen. Er fiel dem M.um direkt vor die Füße.

Der Knüppel traf mit einem dumpfen Laut das Bett. Das Kissen platzte Dau­nen stoben hoch und schwellten wie Schneeflocken in der Dunkelheit herab.

Tom warf sich dem Fremden zwischen die Beine, brachte ihn damit aus dem Gleichgewicht. Der schwere Mann krachte zu Boden. Tom sprang sofort auf, setzte über den Gegner hinweg und wollte zur Tür. Noch immer sah er so gut wie am helllichten Tag, dank seiner mu­tierten Fähigkeiten. Damit war er dem Gegner in gewissem Sinne überlegen, denn dieser musste blind handeln

Trotzdem kam Tom nicht weit Der Mann erwischte ihn am Fuß und hielt ihn auf. Mit einem kräftigen Ruck zog er den Jungen zu sich heran.

»VerdammterKerl!« keuchte er dabei und griff mit der freien Hand wieder nach dem Knüppel, der ihm beim Sturz entglitten war.