Kater Brown und der lügende Holländer - Ralph Sander - E-Book

Kater Brown und der lügende Holländer E-Book

Ralph Sander

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Beschreibung

Bei einem Ausflug zum Strand führt Kater Brown sein Frauchen Alexandra Berger zu einem bewusstlosen Mann mit einer Kopfwunde. Der stellt sich als Jan Veerdijk heraus, ein früheres Mitglied einer berühmten Boyband. Als er aufwacht, erzählt er panisch, dass ihn jemand töten wollte. Ein Schuss habe ihn nur knapp verfehlt, und beim Sturz habe er sich den Kopf angeschlagen. Doch was den Niederländer nach Greyman’s Hollow führt, will er nicht verraten. Ist er etwa in illegale Geschäfte verwickelt? Und dann gibt es den ersten Toten, und alle Spuren führen zu Veerdijk ... Gut, dass Kater Brown den Verbrechern immer eine Schnurrhaarlänge voraus ist.

»Kater Brown und der lügende Holländer« ist der 14. Band der erfolgreichen Katzenkrimi-Reihe mit Setting in Südengland!

Die Serie:
Kater Brown, der Kater mit der Spürnase, merkt schnell, wenn etwas faul ist - aber die Menschen verstehen seine Hinweise einfach nicht! Bis auf Alexandra Berger. Seit sie gemeinsam ihren ersten Mordfall aufgeklärt haben, weicht der Kater der Reisejournalistin nicht mehr von der Seite. Für Alexandras Reportagen vom schönen Landleben kommen sie viel herum - und stellen fest, dass das Verbrechen auch in der größten Idylle zu Hause ist. Humorvoll und spannend erzählt entlarvt das Ermittlerduo scheinbar harmlose Todesfälle und macht sich auf die Suche nach dem Mörder.

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Ähnliche


Inhalt

Cover

Grußwort des Verlags

Über diese Folge

Kater Brown – Die Serie

Die Protagonisten

Titel

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Epilog

Über den Autor

Impressum

Leseprobe

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Über diese Folge

Bei einem Ausflug zum Strand führt Kater Brown sein Frauchen Alexandra Berger zu einem bewusstlosen Mann mit einer Kopfwunde. Der stellt sich als Jan Veerdijk heraus, ein früheres Mitglied einer berühmten Boyband. Als er aufwacht, erzählt er panisch, dass ihn jemand töten wollte. Ein Schuss habe ihn nur knapp verfehlt, und beim Sturz habe er sich den Kopf angeschlagen. Doch was den Niederländer nach Greyman’s Hollow führt, will er nicht verraten. Ist er etwa in illegale Geschäfte verwickelt? Und dann gibt es den ersten Toten, und alle Spuren führen zu Veerdijk ... Gut, dass Kater Brown den Verbrechern immer eine Schnurrhaarlänge voraus ist.

Kater Brown – Die Serie

Kater Brown, der Kater mit der Spürnase, merkt schnell, wenn etwas faul ist – aber die Menschen verstehen seine Hinweise einfach nicht! Bis auf Alexandra Berger. Seit sie gemeinsam ihren ersten Mordfall gelöst haben, weicht Kater Brown der Reisejournalistin nicht mehr von der Seite. Und zusammen können sie Morde aufklären, die auf den ersten Blick gar nicht nach einem Verbrechen aussehen.

Die Protagonisten

Kater Brown erinnert mit seinem schwarzen Fell und dem weißen Fleck am Hals an einen Geistlichen – daher, in Anlehnung an Pater Brown, der Name. Er hat einen „siebten Sinn“, wenn es um Verbrechen geht und nimmt mit seiner Spürnase Dinge wahr, die den Menschen entgehen. Seit den Klostermorden in der Eifel hat er entschieden, bei Alexandra zu leben und weicht ihr nicht mehr von der Seite.

Alexandra Berger ist Reisejournalistin und berichtet gerne aus entlegenen, landschaftlich dafür umso schöneren Gegenden. Seit ihrem ersten Mordfall in einem Kloster findet sie großen Gefallen am Ermitteln und am Lösen von Kriminalfällen. Mit ihrer Neugier bringt sie sich allerdings auch öfter mal in Gefahr...

Ralph Sander

Kater Brown und der lügende Holländer

Prolog

Einige Wochen zuvor

  »Und das wird Hitsingle Nummer zehn«, sagte die Mittsechzigerin mit dem grauen Haar, das noch Reste der letzten Blondierung erkennen ließ, und zog genüsslich an ihrer Zigarette. »Du hast es immer noch drauf, Kleiner.«

»Hast du jemals daran gezweifelt?«, gab er grinsend zurück. »Ich hoffe nur, du hast das Promoten noch drauf.«

»Hast du die letzten zwanzig Jahre in einer Einöde gelebt, Kleiner?«, gab die Frau lachend zurück. »Drei Dutzend Teenie-Sternchen habe ich in die Charts gebracht, zwei Dutzend davon mit mindestens einer Nummer eins. Und das dritte Dutzend hat es nur deswegen nicht auf die Eins geschafft, weil der Spitzenplatz bereits von einem meiner anderen Schützlinge belegt wurde.«

»Was für ein hartes Schicksal«, gab er augenzwinkernd zurück und zeigte auf den Monitor, auf dem die Liste der zehn Songs zu sehen war, die sie sich soeben gemeinsam angehört hatten. »Eine Nummer eins würde ich mir schon wünschen, aber es geht mir vor allem darum, allen Fans etwas zu geben, die schon so lange auf ein Lebenszeichen von mir warten ...«

»Du meinst, auf ein Lebenszeichen eurer Band«, korrigierte ihn die ältere Frau und strich ihm über sein seit einigen Tagen wieder erstaunlich dunkles Haar.

»Ich war immer schon der Mittelpunkt der Band«, beharrte er gelassen. »Ob jemand auf ein Lebenszeichen der anderen wartet, möchte ich mal dahingestellt lassen.«

Die Frau lehnte sich in ihrem bequemen Sessel hinter dem Mischpult zurück und zog wieder an ihrer Zigarette. Die Asche rieselte auf ihre Jeans, mit einer flüchtigen Handbewegung wischte sie sie weg. »So schön und gut das alles ist und so wunderbar sich dieses Album auch anhört ...«, redete sie schließlich weiter. »Du weißt, dass da ein gigantischer Stein im Weg liegt, der es dir unmöglich macht, das da auf den Markt zu bringen.«

Ein Ausdruck von Siegesgewissheit zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. »Ich habe mir einen Plan überlegt, wie ich diesen Stein aus dem Weg räumen kann, damit er nie wieder ein Hindernis für mich darstellen wird.«

Sie zog argwöhnisch eine Augenbraue hoch. »Will ich wissen, was für ein Plan das ist?«, fragte sie.

»Oh, ich kann mir vorstellen, dass du es wissen willst, meine Beste«, erwiderte er amüsiert. »Aber ich bin mir sicher, dass du dann versuchen würdest, mir diesen Plan auszureden.«

»Na ja, ich möchte schließlich meinen Job als dein Marketinggenie behalten«, sagte sie. »Den könnte ich vergessen, wenn dein Plan fehlschlägt und du im Gefängnis landest.«

»Mein Plan kann nicht fehlschlagen«, versicherte er ihr. »Und deshalb werde ich auch nicht im Gefängnis landen. Allerdings muss ich in ein paar Wochen für einige Tage verreisen.«

»Und wohin?«, hakte die Frau nach.

»Also, wenn jemand fragt, dann bin ich auf den Bahamas«, erwiderte er.

»Wo du aber nicht sein wirst.«

»Wo ich sein werde, wenn das da«, er zeigte wieder auf den Monitor, »die Charts erstürmt. Natürlich nur für einen kurzen Urlaub«, fügte er hastig an, als er ihre erschrockene Miene sah. »Ich kann dich doch nicht die Promotion allein erledigen lassen.«

»Hm, dann bin ich zumindest in der Hinsicht beruhigt«, sagte die Frau und drückte die Zigarette im Aschenbecher aus.

Er lächelte und füllte Champagner nach, da er jetzt erst merkte, dass die Gläser leer waren. »Auf mein Comeback«, sagte er und gab ihr ein Glas.

»Auf dein Comeback«, erwiderte sie und stieß mit ihm an.

Und auf ein Never-Comeback eines gewissen Mannes, fügte er in Gedanken hinzu, dann trank er sein Glas in einem Zug leer.

Kapitel 1

  »Nein, Kater Brown, du wirst nicht quer durch den frischen Beton spazieren!«, rief Alexandra Berger, als sie sah, wie der schwarze Kater am Rand des abgesperrten Bereichs stand und soeben wie in Zeitlupe eine Vorderpfote auszustrecken begann, um genau das zu tun, was ihm verboten worden war.

Die kleine getigerte Rasputina hatte sich genau gegenüber unter der Absperrung hingesetzt und sah Kater Brown auf eine Weise an, als wollte sie ihn herausfordern, doch seinen Platz zu verlassen und sich auf dem kürzesten Weg zu ihr zu begeben.

»Ich glaube, das wird er nicht machen«, meinte Alexandras Freundin und Geschäftspartnerin Janice Kershaw und strich sich eine blonde Strähne aus dem Gesicht. Bei Janice war diese Geste ein Garant dafür, dass sie spätestens in der nächsten Woche den Friseur aufsuchen würde, weil ihre Haare zu lang geworden waren.

»Ist das dein Ernst?«

»Natürlich«, beteuerte sie und fügte grinsend hinzu: »Er wird nämlich abwarten, bis der Beton so trocken ist, dass seine Pfotenabdrücke auch von Dauer sein werden. Jetzt ist die Masse noch viel zu weich, da würden seine Spuren doch gleich wieder verlaufen.«

»Ach, so war das gemeint«, sagte Alexandra seufzend. »Und ich dachte schon, du würdest meinem Kater ein besseres Benehmen zutrauen, als er es tatsächlich an den Tag legt.«

»Tief in meinem Herzen tu ich das doch auch, nicht wahr?«, fügte Janice mit einem Augenzwinkern an.

Sie befanden sich alle im Nebengebäude ihrer Buchhandlung Pageturners in Greyman's Hollow, einem idyllischen ehemaligen Fischerdorf in einer Bucht mit Blick auf den Atlantik, das sich seit dem fast völligen Niedergang des Fischfangs erfolgreich in einen regelrechten Touristenmagnet verwandelt hatte. Nachdem das Ladenlokal neben der Buchhandlung frei geworden war, hatten Alexandra und Janice beschlossen, sich zu vergrößern, um auch Lesungen und andere Veranstaltungen anbieten zu können. Die meisten Arbeiten waren inzwischen auch schon abgeschlossen, aber sie hatten bislang noch kein konkretes Datum für die Eröffnungsfeier genannt – was sich als weiser Entschluss erwiesen hatte. Erst vor gut vier Wochen hatte sich auf einmal der Boden vor dem Schaufenster um einige Zentimeter abgesenkt, und sie hatten schon mit dem Schlimmsten gerechnet.

»Weißt du, Alex, wir können wirklich froh sein, dass Mr Snyder nicht den gesamten Fußboden aufgestemmt hat«, sagte Janice und deutete auf die abgesperrte Fläche. »Wenn ich mir vorstelle, darunter wäre irgendein riesiger Hohlraum gewesen, der weiß Gott wie weit in die Tiefe gereicht hätte ...«

»... und der sich dann auch noch als der Zugang zum Höllenschlund entpuppt hätte«, ergänzte Alexandra schmunzelnd, da ihre Freundin das Ganze so hinstellte, als hätte man vom Nebengebäude aus bis zum Mittelpunkt der Erde vordringen können. »All die Dämonen, Geister und Vampire ...«

Janice winkte ab. »Ach, das wäre doch gut fürs Geschäft gewesen. Überleg mal, die haben vielleicht seit Jahrhunderten kein Buch mehr gelesen und wollen erst mal alles nachholen. Allein die vielen Vampir-Romane, die es heute gibt. Die Argeneau-Reihe, die ...«

»Ehrlich gesagt glaube ich, dass Ratgeber sinnvoller wären, die uns verraten, wie wir diese Truppe davon abhalten, uns beim ersten Besuch zu zerfleischen«, warf Alexandra ein. »Oder meinst du, die können alle Englisch, dass die eins von unseren Büchern lesen können?«

»Dann verkaufen wir ihnen eben Hörbücher«, meinte Janice prompt. »Oder Comics. Da müssen sie nicht so viel lesen.«

»Aber diese Überlegungen sind letztlich doch alle hinfällig, denn die Bohrungen haben ja ergeben, dass da drunter kein Hohlraum zu finden ist«, kehrte Alexandra zu dem zurück, worüber sie ursprünglich gesprochen hatten. »Schon ein Glück, dass Mr Snyder die Senke mit Beton auffüllen konnte.«

»Richtig, jetzt können wir wenigstens wieder den Dezember als Eröffnungstermin ins Auge fassen«, stimmte ihre Freundin ihr zu. »Sofern sich nicht noch was abse...«

»Sprich es bloß nicht aus!«, fiel ihr Alexandra sofort ins Wort. »Zu viele Dinge neigen dazu, sich dann zu ereignen, sobald jemand darüber redet.«

»Du meinst so, wie immer dann die Mahnungen in der Post sind, wenn wir gerade eben die Überweisungen erledigt haben?«, fragte Janice und zog interessiert die Augenbrauen hoch. »Du hast doch gar nichts für Aberglauben übrig.«

»Habe ich auch nicht«, beteuerte Alexandra. »Aber wenn sich Zufälle zu oft ereignen, werde ich schon ein bisschen skeptisch. Und dieser Zufall da, der jetzt unter Beton verschwunden ist, der reicht mir. Von der Sorte will ich keinen zweiten heraufbeschwören. Außerd... Kater Brown! Nein!«, fiel sie sich selbst ins Wort, als sie sah, wie der Kater sich duckte, um zum Sprung anzusetzen.

Ihr Ruf kam zu spät, und sie konnte nur noch hilflos mitansehen, wie der nicht gerade leichte Kater aus dem Stand heraus einen federleicht erscheinenden Flug über die betonierte Fläche hinlegte und genau dahinter wieder aufsetzte – nur Zentimeter neben Rasputina, die kein Stück zur Seite auswich und den Sprung mit einem anerkennend klingenden Miau kommentierte.

Der Kater drehte sich um und setzte sich neben die kleine Katze, dann starrte er auf den Beton, als würde darunter sehr wohl das Böse lauern, das aus dem Höllenschlund aufsteigen wollte.

Alexandra ging um die Absperrung herum, um die beiden Katzen anzustupsen, damit sie sich in Bewegung setzten und nach nebenan zurückkehrten. Nachdem auch Janice ihr ins Hauptgeschäft gefolgt war, schloss Alexandra die Tür in der provisorischen Holzwand, die den Durchgang verdeckte. Besonders schön war diese Lösung nicht, aber immer noch ansehnlicher als die Plastikplane, die lange Zeit dort gehangen hatte. Und die Holzbretter verhinderten, dass die beiden Katzen sich doch noch nach nebenan schlichen, um in bester Hollywood-Manier ihre Pfotenabdrücke zu verewigen.

»Cause you're too shy, too shy, hush, hush«, säuselte im gleichen Moment eine gepresst klingende Stimme, als die Ladentür aufging und Mrs Rennie hereinkam, eine Stammkundin, die sich jede Woche einen Stapel Illustrierte voll mit Klatsch und Tratsch zurücklegen ließ.

»Das kann man von dir nicht behaupten, Sir Juke«, sagte sie an den Beo gewandt, der auf einem Stück Ast auf der Ladentheke saß und sofort den Kopf nach unten drückte.

Mrs Rennie ging amüsiert zu ihm und begann, mit einem Finger seinen Nacken zu streicheln.

»Sie wissen ja, dass Sie sich in den nächsten drei Stunden nicht von der Stelle rühren dürfen, Mrs Rennie«, kommentierte Janice lachend die Szene.

»Ach, ich bin mir sicher, dass der Vogel sich auch mit drei Minuten begnügen wird«, erwiderte die ältere Kundin. »Bestimmt kommt bald sein nächstes Opfer durch die Tür.«

»Sehr wahrscheinlich«, sagte Alexandra, die hinter die Theke ging, um den Stapel Illustrierte aus dem Abholfach zu nehmen und in eine Tüte zu stecken. Der Beo war durch diese Aktion abgelenkt und vergaß darüber die Krauleinheiten, die ihm zuteil geworden waren.

Mrs Rennie legte das passend abgezählte Geld in die flache Glasschale, nahm die Tüte an sich und verabschiedete sich. Während sie zur Tür ging, sang Sir Juke »Say Hello Wave Goodbye«.

»Ich muss sagen, Sir Juke ist eine Bereicherung für unser Geschäft«, sagte Janice und gab dem singenden Vogel eine dicke Scheibe Apfel, die der sich unter eine Kralle klemmte, um sie dann mit dem Schnabel zu traktieren und kleine Stücke herauszuholen.

Sir Juke, der über ein unerschöpfliches Repertoire an Liedern aus den Achtzigern verfügte, war so etwas wie ein inoffizielles Erbstück aus dem letzten Fall, den sie gemeinsam mit ihrem indirekten Arbeitgeber, dem Scheich Sadi al Faruq, gelöst hatte. Indirekt, weil der Scheich eigentlich Kater Brown als seinen Leibwächter eingestellt hatte, ihr aber ein fürstliches Gehalt dafür zahlte, dass sie auf den Kater aufpasste. Und inoffiziell, weil das Mordopfer im letzten Fall den Beo hinterlassen hatte, ohne irgendwo eine Information zu hinterlegen, wem man den Vogel anvertrauen konnte, sollte ihm selbst etwas zustoßen. Damit der Beo nicht im Tierheim landete, hatte Alexandra ihn kurzentschlossen mitgenommen, auch wenn sie mit ihren zwei Katzen genau die Tiere im Haus hatte, die dem Vogel gefährlich werden konnten.

»Das stimmt«, musste sie ihrer Freundin beipflichten. »Trotzdem komme ich mir manchmal morgens so vor, als würde ich mit einem halben Zoo auf Reisen gehen. Aber immerhin haben Kater Brown und Rasputina nichts dagegen, sich eine Transportbox zu teilen, und Sir Juke fühlt sich in seiner Box wie zu Hause, obwohl die eigentlich für eine Katze bestimmt ist.«

»Er scheint mit Katzen sowieso kein Problem zu haben«, stellte Janice fest. »Wenn einer von den beiden sich mal auf die Theke setzt, regt ihn das überhaupt nicht auf.«

»Warum sollte es ihn auch aufregen?«, gab Alexandra amüsiert zurück. »Immerhin klaut er ja auch den beiden das Futter aus dem Napf, während sie davorsitzen und zu Abend essen. Ich habe das Gefühl, dass sie ihn nicht als Vogel ansehen, weil er nur läuft.« Vom Tierarzt wusste sie, dass der Beo offenbar schon beim Schlüpfen einen so komplizierten Bruch an einem Flügel davongetragen haben musste, dass er nie das Fliegen erlernt hatte, da er den Flügel nur ein wenig ausstrecken konnte.

»Mit der Truppe könntest du bestimmt im Zirkus auftreten«, meinte Janice.

»Würde ich nur nie machen«, sagte sie etwas ernster. »Ich habe den Zirkus noch nie gemocht, weil mir all die dressierten Tiere so leidgetan haben.«

»Und ich habe nie verstanden, warum alle anderen über die Clowns gelacht haben«, sagte Janice. »Ich fand daran nichts lustig.«

»Wir sind halt nicht aus dem Holz, aus dem Zirkusbesucher geschnitzt sind«, kommentierte Alexandra und zwinkerte ihr zu.

Die Ladentür ging auf, ein Mann in Anzug und Mantel kam herein, wurde aber nicht von Sir Juke begrüßt. Dieser war so in sein Stück Apfel vertieft, dass er nichts um sich herum wahrzunehmen schien – auch Rasputina nicht, die sich an ihn herangeschlichen hatte und ganz auf das Obst fixiert war. Sie wusste zwar nicht, um was es sich handelte, und ihr war auch nicht klar, dass es ihr gar nicht schmecken würde, aber die Tatsache, dass der Beo etwas zu essen bekommen hatte und sie nicht, war Ansporn genug, sich das Ganze aus der Nähe anzusehen. Womöglich ließ sich ja etwas erbeuten ...

Der Mann machte in seiner Kleidung einen seriösen Eindruck, aber Alexandra ließ Äußerlichkeiten prinzipiell nicht auf sich wirken, weil sie mehr als einmal »besser« gekleideten Menschen begegnet war, bei denen es sich um Verbrecher vom Dieb bis hin zum Mörder gehandelt hatte. Wie gewohnt würde sie erst einmal abwarten, was der Mann hier wollte. In ihrem Buchladen hatte sie ihn ganz sicher noch nie gesehen, und sie konnte sich auch nicht daran erinnern, ihm irgendwo in Greyman's Hollow schon einmal begegnet zu sein.

»Guten Tag«, sagte er, nachdem er zunächst Sir Juke betrachtet und dabei mitbekommen hatte, wie der Beo aus dem Augenwinkel auf den potenziellen Futterdieb aufmerksam wurde, den Kopf zu Rasputina umdrehte und dann ein lautes, schrilles Krächzen ausstieß. Die Katze ergriff sofort die Flucht und brachte sich mit drei großen Sprüngen in der Schaufensterauslage in Sicherheit, wohin sich Kater Brown nach dem Ausflug ins Nebengebäude zurückgezogen hatte, um Sonne zu tanken, die mit dem nahenden Herbst bereits nicht mehr so viel Wärme spendete wie gewohnt.

»Guten Tag, was können wir für Sie tun?«, begrüßte Alexandra ihn freundlich.

»Sie können mir sagen, wie dieser Beo heißt«, erwiderte er und stellte seine Aktentasche gegen die Theke gelehnt ab.

»Der heißt Sir Juke, aber er ist unverkäuflich«, sagte sie. »Mir sind schon unmögliche Summen für ihn geboten worden, aber ich gebe ihn nicht her.«

»Das ehrt Sie, Miss ...«

»Berger. Alexandra Berger«, stellte sie sich vor. »Und Sie sind?«

»Trevor Donen«, antwortete er. »Rechtsanwalt. Ich verwalte den Nachlass von Darryl Jensen.«

»Darryl Jensen?«, wiederholte Janice verdutzt. »Der Darryl Jensen, der von diesem McCaffry um seine Bücher gebracht und dann auch noch von ihm ermordet wurde?«

Donan sah von ihr zu Alexandra. »Eigentlich sollte ich das Ganze mit Ihnen unter vier Augen besprechen, Miss Berger«, murmelte er und sah sich um. »Können wir uns irgendwo ...?«

»Meine Freundin und Geschäftspartnerin Janice Kershaw kann ruhig dabei sein, ganz egal, was Sie mir sagen wollen, Mr Donen«, versicherte sie ihm.

Er nickte knapp. »Gut, dann kann sie auch anschließend das Gespräch bezeugen. Die Lage ist ja relativ eindeutig«, fuhr er fort. »Mr McCaffry hat vor laufender Kamera die Tat gestanden, und auch wenn er im Prozess alles abstreiten sollte, sprechen alle Beweise gegen ihn. Das heißt, der Verlag, der Mr Jensens Bücher nichtsahnend als Werke von Mr McCaffry herausgegeben hat, stoppt mit sofortiger Wirkung sämtliche Honorarzahlungen, und sobald ein Urteil ergangen ist, wird man von McCaffry alle bereits vereinnahmten Honorare zurückfordern, um dann sämtliche Beträge an die Erben von Mr Jensen auszuzahlen.« Er machte eine kurze Pause und fügte dann hinzu: »Den Verkauf der Bücher stoppt man übrigens nicht, da die Nachfrage sprunghaft angestiegen ist, nachdem der Mord durch die Medien gegangen ist.«

»O ja, das haben wir hier auch gemerkt«, stimmte Janice ihm zu. »Wir haben Dutzende Romane aus dieser Reihe verkauft, und das fast nur an Kunden, die davor noch nie ein Fantasy-Buch in die Hand genommen haben.«

»Todesmeldungen von Künstlern lösen fast immer einen plötzlichen und drastischen Anstieg der Nachfrage nach deren Werken aus«, bestätigte der Anwalt. »Ich persönlich kann nicht nachvollziehen, warum jemand, der gar keine Krimis mag, hingeht und sich drei Krimis kauft, nur weil deren Verfasser gestern verstorben ist, von dem er unter Umständen bis dahin noch nie zuvor gehört hat.«

»Vermutlich denken manche Leute, sie hätten bis dahin etwas verpasst, was sie unbedingt schnell nachholen wollen«, gab Alexandra zu bedenken. »Man möchte ja schließlich mitreden können.«

Donen zuckte mit den Schultern. »Das mag natürlich sein. Aber ich bin ja auch nicht hier, um ein Buch von Mr McCaffry zu kaufen, das eigentlich von meinem Mandanten verfasst wurde.«

»Und was genau führt Sie zu uns?«, wollte sie wissen.

»Das Testament von Mr Jensen«, sagte er, korrigierte sich aber gleich wieder: »Genauer gesagt geht es um eine Vorabverfügung, die aber Auswirkungen auf das Testament hat. Diese Verfügung betrifft denjenigen, der sich nach dem Tod von Mr Jensen um seinen Beo Sir Juke kümmert ...«

»You Can Caaaall Meeee Al, Call Me Al ...«, stimmte der Vogel an und pfiff die Melodie weiter, ohne sie zu singen.

Donen zog eine Augenbraue hoch, als er diese Entgegnung hörte. »Nun ...«, versuchte er fortzufahren, doch es war nicht zu übersehen, dass der Zwischenruf des Beos ihn aus dem Konzept gebracht hatte. »Ähm ... also, wer nach Mr Jensens Tod den ... ihn hier ... dauerhaft bei sich aufnimmt, der erhält auf Lebenszeit zehn Prozent der Einnahmen aus allen Verkäufen seiner Buchreihe und sämtlicher damit zusammenhängender Lizenzen.«

Alexandra starrte den Anwalt an und flüsterte: »Könnten Sie das bitte noch mal sagen, Mr Donen?«

»Gern. Sie erhalten auf Lebenszeit als Anerkennung für die Pflege dieses Vogels zehn Prozent der Einnahmen aus allen Verkäufen der Buchreihe und der damit zusammenhängenden Lizenzen«, erklärte er noch einmal. »Dazu gehören auch die Beträge, die derzeit vom Verlag zurückgehalten werden. Auch wenn es ›nur‹ zehn Prozent sind, wartet da ein recht passabler Betrag darauf, in nächster Zeit Ihrem Konto gutgeschrieben zu werden. Und es bleibt nicht bei diesen Beträgen, es kommen ja laufend weitere Einnahmen hinzu.«

»Ich bekomme ... zehn Prozent von allem, nur weil ich mich um Sir Juke kümmere?«, murmelte sie ungläubig.

»Der Vogel lag Mr Jensen sehr am Herzen«, sagte der Anwalt. »Nehmen Sie das Erbe an, Miss Berger?«

»Ich ... ähm ... das kommt alles sehr plötzlich«, sagte sie und fühlte sich von dieser völlig unerwarteten Entwicklung überfahren.

»Das haben die Dinge so an sich«, meinte Donen und lächelte milde. »Ich kann Ihnen versichern, dass Sie mit diesem Erbe keine anderen Verpflichtungen eingehen als die, für die Sie sich bereits aus freien Stücken entschieden haben. Wenn Sie das Erbe ausschlagen, muss ich den Vogel sofort mitnehmen und ihn irgendwo unterbringen, wo für ihn gesorgt werden kann.«

»Oh«, machte sie und sah betrübt den Beo an.

Der legte den Kopf schräg und sang: »Last Christmas I gave you my heart.«

Der Anwalt konnte sich ein Lachen nicht verkneifen, als er die Reaktion des Vogels hörte. Schließlich räusperte er sich und fuhr fort: »Sehen Sie, Miss Berger. Es wäre mir viel lieber, Sir Juke bei Ihnen zu lassen, da Sie ihn in Ihre Obhut genommen haben, ohne etwas vom Inhalt des Testaments zu wissen. Ihnen liegt das Wohl des Tiers am Herzen, nicht das Geld, das Ihnen winkt. Im Rahmen der Testamentseröffnung werde ich vorab bekanntgeben müssen, dass derjenige sich für diese Zehn-Prozent-Regel qualifiziert, der sich um den Vogel kümmert. Und dann ...«

»... dann will ihn jeder der Erben haben«, führte Alexandra den Satz weiter. »Ganz gleich, wie er Sir Juke später behandelt.«

»Richtig«, bestätigte der Anwalt. »Bislang suchen wir immer noch nach Verwandten des Verstorbenen, aber das wird wohl eine ganze Weile in Anspruch nehmen. Wie es scheint, sind Eltern und Geschwister schon vor Jahren ausgewandert. Der Vogel müsste also voraussichtlich für lange Zeit in einer Pflegestelle untergebracht werden. Und selbst wenn wir fündig werden, ist nicht gesagt, dass der Vogel bei jedem Erben gut untergebracht ist. Demjenigen, der ihn notgedrungen nimmt, kann er ›zufällig‹ entkommen, oder er hat angeblich irgendetwas gegessen, was für Vögel tödlich ist.«

»Ich verstehe, was Sie meinen, Mr Donen«, sagte sie und erklärte: »Ich war immer davon ausgegangen, dass ich den Vogel nur vorübergehend bei mir einziehen lasse, bis sich jemand findet, der ihm ein besseres Zuhause bieten kann als ich. Immerhin hatte ich noch nie einen Vogel und könnte alles Mögliche verkehrt machen.«

»Der Vogel sieht gesund aus«, warf der Anwalt ein. »In den letzten gut vier Wochen haben Sie also schon mal nichts verkehrt gemacht. Und das hier ist für einen Vogel von dieser Art ein idealer Ort, um den Tag zu verbringen. Hier ist immer was los, er ist nicht den ganzen Tag über in einem Käfig eingesperrt und wartet darauf, dass jemand nach Hause kommt, um sich mit ihm zu beschäftigen.« Er deutete in Richtung Schaufenster. »Und seine Todfeinde scheint er ja gut im Griff zu haben.«

»Das ist richtig«, konnte Alexandra ihm nur zustimmen. »So viel Abwechslung wie hier wird ihm sicher nicht überall geboten.«

»Ganz sicher nicht«, bekräftigte der Anwalt und holte eine Mappe aus seiner Aktentasche. »Sie müssten dann dieses Formular ausfüllen und unterschreiben, und Sie, Miss Kershaw, könnten bitte anschließend bezeugen, dass Sie diesem Gespräch beigewohnt haben. Sie, Miss Berger, setzen Ihre Unterschrift bitte auch noch einmal neben den Passus, der besagt, dass Sie mich umgehend davon in Kenntnis setzen müssen, falls Sie den Vogel aus welchen Gründen auch immer an eine andere Person abgegeben haben.«

Janice nickte, während Alexandra sich dem Formular widmete und alle erforderlichen Angaben zur Person machte. Der Beo begleitete sie mit einem fröhlichen Zwitschern, aus dem sie keine Melodie heraushören konnte. Vermutlich improvisierte er nur, aber es war auch denkbar, dass ihm einmal zu oft irgendeine avantgardistische Jazz-LP vorgespielt worden war.

Nachdem der gesamte Papierkram erledigt war und etliche von allen unterschriebene Blätter vor ihr lagen, ergänzte der Anwalt noch: »Ach ja, ehe ich das vergesse: Es ist durchaus möglich, dass nach der offiziellen Testamentsverlesung der eine oder andere Erbe bei Ihnen auftaucht und versucht, Ihnen den Vogel abzuschwatzen oder einfach wegzunehmen. Seien Sie also auf der Hut, wen Sie in seine Nähe lassen und wen nicht.«

»Aber die Erben bekommen doch schon neunzig Prozent aller Einnahmen«, sagte Alexandra. »Sollte sich für zehn Prozent wirklich jemand die Mühe machen, einen Vogel zu kidnappen ... oder birdnappen?«

»Ich darf annehmen, dass Sie nicht viel Erfahrung mit Erbschaften haben«, erwiderte der Mann. »Erben können die raffgierigsten Kreaturen sein, die man sich vorstellen kann. In manchen Fällen gönnt keiner dem anderen auch nur einen Penny, und man überzieht sich gegenseitig mit Klagen.«

»Dann danke für die Vorwarnung. Ich werde ganz besonders wachsam sein, wenn sich jemand dem Vogel nähert«, erklärte Alexandra lächelnd. »Kann ich sonst noch etwas für Sie tun, Mr Donen?«

»Sie können mir sagen, welches Restaurant unten am Hafen besonders zu empfehlen ist. Die Fahrt hierher hat länger gedauert als geplant, und ich habe keine Lust, mit knurrendem Magen nach Hause zu fahren.«

»Ich schreibe Ihnen drei Lokale auf«, erwiderte sie und griff nach ihrem Notizblock. Augenblicke später reichte sie ihm den Zettel. »Egal, für wen Sie sich entscheiden, sagen Sie, Sie kommen auf Empfehlung des Pageturners. Dann gibt es einen Drink aufs Haus. Auf Wunsch auch alkoholfrei.«

Donen las die drei Namen mitsamt Anschrift und nickte, dann bedankte und verabschiedete er sich.

Nachdem er gegangen war, stand Alexandra da und starrte auf die Dokumente. Schließlich begann sie bedächtig den Kopf zu schütteln. »Zwei gute Dinge an einem Tag«, sagte sie. »Erst bügelt Mr Snyder den abgesenkten Boden aus, und jetzt erbe ich auch noch zehn Prozent von den Einnahmen einer Buchreihe, deren Verkäufe nach dem Mord durch die Decke gehen? Vielleicht sollte ich jetzt einfach nach Hause fahren und mich in meinem Heim einschließen.«

»Warum das denn?«

»Weil das hier wohl kaum noch übertroffen werden kann«, erklärte Alexandra. »Besser geht es nicht, aber schlechter schon. Und genau das bereitet mir Sorgen.«

»Aber laut Statistik vergehen noch mindestens vierundvierzig Tage, bis Kater Brown dich zum nächsten Verbrechen führt oder dich vor einer drohenden Gefahr warnt«, hielt Janice gut gelaunt dagegen.

»Vierundvierzig Tage?«, wiederholte Alexandra verdutzt. »Wie kommst du auf vierundvierzig Tage?«