Kater Brown und der mörderische Pinguin - Ralph Sander - E-Book

Kater Brown und der mörderische Pinguin E-Book

Ralph Sander

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Beschreibung

Als Kater Brown sein Frauchen Alexandra Berger frühmorgens zu einem Pub führt, schwant Alex nichts Gutes. Und sie liegt richtig: Jemand hat den Wirt erschossen. Seine Leiche liegt mitten im Schankraum. Dort hängt auch eine Überwachungskamera. Der Mord sollte sich also leicht aufklären lassen. Doch als Alex und DCI Lassiter sich das Video ansehen, trauen sie ihren Augen nicht: Ein Pinguin betritt den Pub, erschießt eiskalt den Wirt und watschelt wieder davon. Was wie ein schlechter Scherz klingt, stellt Alex und Kater Brown vor ein großes Rätsel. Denn ein echter Pinguin wird’s wohl nicht gewesen sein - oder doch?

»Kater Brown und der mörderische Pinguin« ist der zwölfte Band der erfolgreichen Katzenkrimi-Reihe mit Setting in Südengland!

Die Serie:
Kater Brown, der Kater mit der Spürnase, merkt schnell, wenn etwas faul ist - aber die Menschen verstehen seine Hinweise einfach nicht! Bis auf Alexandra Berger. Seit sie gemeinsam ihren ersten Mordfall aufgeklärt haben, weicht der Kater der Reisejournalistin nicht mehr von der Seite. Für Alexandras Reportagen vom schönen Landleben kommen sie viel herum - und stellen fest, dass das Verbrechen auch in der größten Idylle zu Hause ist. Humorvoll und spannend erzählt entlarvt das Ermittlerduo scheinbar harmlose Todesfälle und macht sich auf die Suche nach dem Mörder.

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Inhalt

Cover

Grußwort des Verlags

Über diese Folge

Kater Brown – Die Serie

Die Protagonisten

Titel

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Epilog

Über den Autor

Impressum

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Über diese Folge

Als Kater Brown sein Frauchen Alexandra Berger frühmorgens zu einem Pub führt, schwant Alex nichts Gutes. Und sie liegt richtig: Jemand hat den Wirt erschossen. Seine Leiche liegt mitten im Schankraum. Dort hängt auch eine Überwachungskamera. Der Mord sollte sich also leicht aufklären lassen. Doch als Alex und DCI Lassiter sich das Video ansehen, trauen sie ihren Augen nicht: Ein Pinguin betritt den Pub, erschießt eiskalt den Wirt und watschelt wieder davon. Was wie ein schlechter Scherz klingt, stellt Alex und Kater Brown vor ein großes Rätsel. Denn ein echter Pinguin wird’s wohl nicht gewesen sein – oder doch?

Kater Brown – Die Serie

Kater Brown, der Kater mit der Spürnase, merkt schnell, wenn etwas faul ist – aber die Menschen verstehen seine Hinweise einfach nicht! Bis auf Alexandra Berger. Seit sie gemeinsam ihren ersten Mordfall gelöst haben, weicht Kater Brown der Reisejournalistin nicht mehr von der Seite. Und zusammen können sie Morde aufklären, die auf den ersten Blick gar nicht nach einem Verbrechen aussehen.

Die Protagonisten

Kater Brown erinnert mit seinem schwarzen Fell und dem weißen Fleck am Hals an einen Geistlichen – daher, in Anlehnung an Pater Brown, der Name. Er hat einen »siebten Sinn«, wenn es um Verbrechen geht und nimmt mit seiner Spürnase Dinge wahr, die den Menschen entgehen. Seit den Klostermorden in der Eifel hat er entschieden, bei Alexandra zu leben und weicht ihr nicht mehr von der Seite.

Alexandra Berger ist Reisejournalistin und berichtet gerne aus entlegenen, landschaftlich dafür umso schöneren Gegenden. Seit ihrem ersten Mordfall in einem Kloster findet sie großen Gefallen am Ermitteln und am Lösen von Kriminalfällen. Mit ihrer Neugier bringt sie sich allerdings auch öfter mal in Gefahr...

Ralph Sander

Kater Brown und der mörderische Pinguin

Prolog

  Howard Wilkins saß auf der Bank der vor Jahren aufgegebenen Bushaltestelle und atmete tief die kühle Nachtluft ein und wieder aus, während er darauf wartete, einen etwas klareren Kopf zu bekommen. Solange er den nicht hatte, musste er gar nicht erst versuchen, sich auf den Weg hinunter nach Greyman's Hollow zu machen. Er wusste nur zu gut, dass er nach zu viel Alkohol dazu neigte, zu weit nach vorn gebeugt zu gehen. Diese ungünstige Angewohnheit, gegen die er in berauschtem Zustand nichts tun konnte, hatte schon mehr als einmal dazu geführt, dass er mit der Nase voran auf dem Asphalt gelandet war. Das war unten im Dorf schon eine schmerzhafte Erfahrung, wo es weitestgehend ebenerdig war. Aber das wäre nichts im Vergleich zu dem, was ihm drohte, wenn er auf der recht steilen Straße hinunter in die Bucht vornüberkippte. Zweifellos würde er dann nicht nur hinfallen, sondern Gott weiß wie weit die Straße hinunterrollen, ehe er so viel an Schwung verloren hätte, dass er endlich liegen bleiben würde. Allein dabei konnte er sich schon einige Knochen brechen, aber zudem bestand die Gefahr, dass er mit dem Kopf irgendwo gegenschlug, beispielsweise gegen eine der Straßenlaternen. Oder viel schlimmer noch: Ihm konnte ein Auto begegnen, und da der Fahrer ihn wahrscheinlich nicht früh genug würde sehen können, bedeutete es für ihn Lebensgefahr.

Daher war die einzig kluge Entscheidung die, sich gar nicht erst von der Stelle zu rühren.

Natürlich wäre es viel klüger gewesen, auf die letzten drei oder vier Bier zu verzichten. Aber wer wollte schon klug sein, wenn ein anderer aus Anlass seines Geburtstags eine Runde nach der anderen springen ließ? Das einzig Gute war, dass er noch so viel trinken konnte – er wusste immer, wann der Punkt gekommen war, von dem an der Heimweg mit gewissen Risiken verbunden war.

Und natürlich wäre es auch eine gute Entscheidung gewesen, dann aufzubrechen, als sich das Paar auf den Weg gemacht hatte, das gleich bei ihm um die Ecke wohnte. Beide hätten ihm zweifellos die Möglichkeit gegeben, sich bei ihnen unterzuhaken, wenn er sich zu unsicher fühlte, um allein durch die Nacht zu spazieren. Aber er hatte noch länger ausgeharrt, immer getrieben von der Aussicht auf noch eine Runde, an der er teilhaben konnte, ohne sich von seinem eigenen Geld trennen zu müssen.

Dann auf einmal war der Pub verwaist gewesen, alle anderen Gäste waren nach Hause gegangen, nur er hatte sich noch im Lokal befunden. Früher wäre das kein Problem gewesen, da der Wirt vom The Bull and the Spear ihm entweder ein Taxi gerufen oder ihn notfalls persönlich nach Hause gebracht hatte. Doch der neue Wirt hatte nicht nur den Namen des Pubs in The Ram and the Oak geändert, sondern auch den Kundenservice spürbar verändert. Zugegeben, das Lokal war dank der Lage fast am Rand der Klippe und wegen der damit verbundenen Aussicht eine Goldgrube, die so ziemlich jeden noch so desinteressierten Service wettmachen konnte. Aber die Aussicht konnten nur die Leute genießen, die im Lokal an einem der hinteren Tische Platz nahmen, an denen man etwas zu essen bestellen musste.

Der neue Wirt hatte ihm nun vor einer Weile gesagt, dass Howard gehen müsse, weil er den Laden schließen wolle. Mit keinem Wort hatte er Interesse daran gezeigt, wie Howard denn wohl nach Hause kommen würde, wenn er ihn erst mal beschwipst vor die Tür gesetzt hatte.

Jetzt blieb ihm nichts anderes übrig, als zu warten, bis er sich wieder zutraute, nach Greyman's Hollow zu gehen.

Die alte Haltestelle war der perfekte Platz, um diese Wartezeit zu überbrücken. Hier war es dunkel, da die einzige Neonröhre im Wartehäuschen schon vor einer Ewigkeit ihren Dienst eingestellt hatte, als hier sogar noch ein Bus angehalten hatte. Die Temperaturen waren angenehm, der kühle Wind, der vom Meer her an Land wehte, tat im Gesicht gut, das wie üblich, wenn er Alkohol getrunken hatte, glühte.

Das einzig Unpraktische war das ständige Meeresrauschen, das der Wind mit sich trug. Es hatte eine einschläfernde Wirkung auf Howard, der aber gar nicht einschlafen, sondern nur eine Weile dasitzen und warten wollte. So sehr er auch dagegen ankämpfte, fielen ihm hin und wieder die Augen zu. Nach einer Weile schreckte er dann hoch. Es war ihm so vorgekommen, als hätte in der Nähe jemand einen Schuss abgefeuert. Aber je intensiver er lauschte, ob noch andere verdächtige Geräusche zu hören waren, umso lauter wirkte das Meeresrauschen, das ihn gleich wieder schläfrig machte.

Erneut schreckte er hoch. Er sah nach links, da er das Gefühl hatte, eine Bewegung bemerkt zu haben. Es war so gut wie stockfinster, nur die mit viel zu großem Abstand aufgestellten Straßenlampen sorgten für etwas Licht. Und natürlich war der Bereich vor dem Pub einigermaßen gut ausgeleuchtet, was zum Teil aber auch daran lag, dass sich eine der Lampen, die das Pubschild beleuchten sollten, ein Stück weit nach unten gedreht hatte und nun den Bereich vor der Eingangstür in helles Licht tauchte.

In diesen Lichtschein trat eine Gestalt, die aus dem Pub kam und dann in Richtung Landesinnere davonlief, bis sie von der Dunkelheit am Rande der Straßenlampen verschluckt wurde.

Howard begann zu kichern und murmelte kopfschüttelnd: »Is ja irre ... kommt doch da tatsächlich ein Pinguin aus dem Pub.«

Dann fielen ihm langsam die Augen zu.

Kapitel 1

  So gut wie jeden Sonntag unternahm Alexandra Berger einen ausgedehnten Spaziergang entlang der Klippe, die um die Bucht von Greyman's Hollow herum verlief und zu beiden Seiten der Ortschaft unmittelbar ans Wasser angrenzte, bis irgendwann das nächste Fischerdorf erreicht war.

Die Sonne stand noch nicht lange am Himmel, und noch ließ sich nicht abschätzen, wie heiß es im Lauf des Tages werden würde. Aber solange vom Meer her eine sanfte, nach Salz schmeckende Brise an Land wehte, die das Kreischen der Möwen mit sich trug, war so gut wie jede Temperatur auszuhalten. Auf genau diese Brise war Verlass, auch wenn sie manchmal die unangenehme Angewohnheit hatte, zu einem ausgewachsenen Sturm zu werden, der zusammen mit kräftigen Regenschauern fast jeden im Dorf davon überzeugte, dass es besser war, im Haus zu bleiben.

Der Sonntag war der einzige Tag in der Woche, an dem Alexandra nicht schon um sieben Uhr in ihrem Buchladen sein musste, um die in der Nacht angelieferten Zeitungen und Zeitschriften auszupacken, mit den Lieferscheinen abzugleichen und dann in die Regale einzusortieren. Die meiste Zeit des Jahres konnte der Buchladen am Sonntag geschlossen bleiben, doch jetzt im Juli herrschte Hochsaison, und in Greyman's Hollow wimmelte es von Touristen, für die am Sonntag geöffnete Geschäfte eine Selbstverständlichkeit waren.

Glücklicherweise ließen die Touristen den Sonntag in aller Ruhe angehen, sodass vor zehn Uhr praktisch niemand versuchte, eine Illustrierte oder ein Rätselheft zu kaufen. Ihre Freundin und Geschäftspartnerin Janice Kershaw war kurz vor Beginn der Sommersaison noch auf die Idee gekommen, das Angebot um Ansichtskarten zu erweitern. Alexandra war davon zunächst nicht so recht überzeugt gewesen, weil das Kartenschreiben eigentlich eine allmählich aussterbende Beschäftigung war. Schließlich war es einfacher und schneller und auch preisgünstiger, allen Freunden eine Handvoll Selfies zu schicken, auf denen man sich mitten im Geschehen am Strand oder in einem Lokal präsentieren konnte. Allerdings hatte Janice nicht an die üblichen Ansichtskarten gedacht, sondern an solche, auf denen Greyman's Hollow in den Fünfzigern und Sechziger zu sehen war – also zu einer Zeit, als es noch zum Pflichtprogramm gehört hatte, Karten an alle wichtigen Verwandten, Freunde, Nachbarn und Kollegen zu schicken.

Ein entfernter Verwandter von Janice, der als Fotograf sein Geld verdient hatte, war Anfang des Jahres im Alter von hundertdrei Jahren verstorben und hatte ihr die Negative seiner gesamten Fotos hinterlassen – und damit auch das Recht, diese Fotos kommerziell zu nutzen. Nachdem sie zunächst nur fünf Motive ausgewählt hatten und je zehn Karten hatten drucken lassen, mussten sie noch am gleichen Tag bei der Druckerei nachbestellen, da alle Karten noch vor Mittag verkauft worden waren.

Es war schön, dass die Buchhandlung so gut lief, und Alexandra hatte es bis jetzt nicht bereut, dass sie auf das Angebot des Scheichs Sadi al Faruq eingegangen war, von ihm als Hüterin von Kater Brown eingestellt zu werden, da der Kater ihm das Leben gerettet hatte. Zwar hatte es für sie auch bedeutet, ihr altes Zuhause zurückzulassen und ihren Beruf als Reisejournalistin aufzugeben, aber vor allem Letzteres war ihr nicht schwergefallen. Es war Zeit für eine Veränderung gewesen, und der Umzug nach Greyman's Hollow war die perfekte Gelegenheit dafür gewesen.

Keine Veränderung hatte es dagegen bei ihrem Kater gegeben, denn Kater Brown besaß nach wie vor diese ganz besondere und unerklärliche Gabe, Alexandra zu Orten zu führen, an denen sich ein Verbrechen ereignet hatte.

Diese spezielle Fähigkeit war auch der Grund, warum dieser eigentlich ganz normale Sonntag etwas Beunruhigendes an sich hatte, denn er entsprach gar nicht der üblichen Routine. Die bestand darin, dass Alexandra diesen Spaziergang allein unternahm, doch aus einem unerfindlichen Grund hatten Kater Brown und seine Gefährtin Rasputina heute entschieden, nicht auszuschlafen, sondern früh aufzuwachen, um Alexandra zu begleiten.

Insgeheim rechnete sie deshalb damit, jeden Moment über eine Leiche zu stolpern oder ein blutverschmiertes Messer zu entdecken. Aber der große schwarze Kater mit dem weißen Kragen und die getigerte grau-braune Katze gingen gemächlich Seite an Seite ein paar Meter voraus und folgten dabei dem Trampelpfad auf der Klippe, der über die Jahre hinweg von Wanderern geschaffen worden war, die lange vor Alexandra hier unterwegs gewesen waren. Einige Meter rechts von ihr fiel eine Felswand steil in die Bucht ab, zu ihrer Linken erstreckte sich eine weitläufige Wiese, die mit einem unscheinbaren, aber stabilen Drahtzaun abgeteilt war. Danach zu urteilen, wie hoch das Gras inzwischen gewachsen war, würde in nächster Zeit sicher wieder Schäfer Thompson mit seiner Herde natürlicher Rasenmäher herkommen.

Die beiden Katzen trotteten stur weiter und sahen weder nach rechts noch nach links, sie blieben auch nicht stehen, um Alexandra auf irgendetwas Verdächtiges hinzuweisen.

Ohne sich umzudrehen, schienen die beiden ganz genau zu wissen, wie weit Alexandra entfernt war, da sie immer einen gleich bleibenden Abstand einhielten. Als sie kurz stehen blieb und sich zum Meer hin umdrehte, hielten auch die beiden Katzen prompt an, als hätte sie sie dazu aufgefordert.

Von hier oben hatte man freie Sicht auf das Dorf in der Bucht und auf das Meer, das sich dahinter bis zum Horizont erstreckte. In den Straßen und Gassen war noch alles ruhig, lediglich in den Cafés und Restaurants an der Strandpromenade herrschte schon reges Treiben. Kühltransporter parkten an den Zugängen zur Promenade, um die Gastronomie mit frischen Lebensmitteln zu versorgen, während Mitarbeiter der Lokale damit beschäftigt waren, Tische und Stühle nach draußen zu tragen, damit die Gäste ihren Cappuccino oder ihren gegrillten Fisch unter freiem Himmel genießen konnten.

Plötzlich hörte sie Kater Brown energisch miauen. Er und Rasputina hatten sich hingesetzt, weil ihnen die Wartezeit zu lange geworden war, und jetzt machte der Kater auch noch lautstark darauf aufmerksam, dass sie aufhören solle, eine Aussicht zu bewundern, die morgen auch noch da sein würde.

»Warum so ungeduldig?«, fragte sie, obwohl ihr klar war, dass sie darauf keine oder zumindest keine verständliche Antwort erhalten würde. Und tatsächlich kam von Kater Brown eine Erwiderung in einer tieferen Tonlage, die man bei einem Menschen wohl als genervt gedeutet hätte. Niemand vermochte zu sagen, ob das in irgendeiner Weise auf Tiere übertragbar war, doch aus der Situation heraus konnte man es durchaus so interpretieren. Hinzu kam, dass beide Katzen gleich darauf aufstanden und weitergingen, als wollten sie sie zu irgendeinem Ort führen, der nur zufällig auf der Strecke lag, die sie sonst allein entlangspazierte.

Von einem wachsenden Unbehagen erfasst, folgte sie dem ungleichen Paar, das auf einmal schneller zu laufen schien. Sie sah sich um, es war aber so wie an den meisten Sonntagen um diese Uhrzeit niemand auf diesem Weg unterwegs. Das würde sich erst nach Mittag ändern, wenn die Touristen nach dem Essen einen Spaziergang unternahmen. Dann ging es hier oben manchmal ziemlich eng zu, aber offenbar war trotzdem noch nie ein Unglück passiert. Niemand im Dorf wusste etwas von einem Sturz in die Bucht oder etwas Ähnlichem, was dafür sprach, dass auch nie etwas vorgefallen war.

»Vielleicht stürzt da jede Woche jemand runter, und die Leute verschweigen es nur, damit die Touristen nicht wegbleiben«, hatte Janice einmal in übertrieben verschwörerischem Tonfall geantwortet, als Alexandra auf das Thema zu sprechen gekommen war. Daraufhin hatten sie sich einen Moment lang angesehen, dann den Kopf geschüttelt und weiterhin das geglaubt, was man sich im Dorf erzählte.

In einiger Entfernung war die Stelle zu sehen, an der die Klippe von der recht steilen Straße zerschnitten wurde, die aus dem Dorf hinausführte. Dort hatte man schon vor langer Zeit ein kunstvoll verziertes, gusseisernes Geländer montiert, damit niemand bei schlechten Sichtverhältnissen in sein Verderben laufen konnte. Der Weg machte zwar schon etliche Meter zuvor einen Knick nach links, und vor dem Geländer hatte man dichte Büsche gepflanzt, die jeden noch so unachtsamen Wanderer aufhalten würden, dennoch gab es immer wieder Zeitgenossen, die Hindernisse grundsätzlich für etwas hielten, das überwunden werden musste – selbst wenn dahinter ein todbringender Abgrund lauerte.

O Gott, das fehlte noch, dass die Katzen sie zu jemandem führen wollten, der da vorne in die Tiefe gestürzt war. Falls da noch niemand entlanggefahren war, was an einem Sonntagmorgen durchaus der Fall sein könnte, dann wäre ein Toter oder Schwerverletzter auch noch niemandem aufgefallen.

Alexandra rechnete bereits mit dem Schlimmsten, doch als die Katzen sich der Stelle näherten, bogen sie beide links ab und folgten weiter dem Trampelpfad.

Erleichtert atmete Alexandra auf, doch als sie dann selbst um diese Ecke bog, fiel ihr Blick auf die alte Bushaltestelle. Die Konstruktion war stabil genug, um seit Jahrzehnten allen Windstärken und auch der salzigen Luft zu trotzen, was vermutlich auch der Grund dafür war, dass das Wartehäuschen nicht abgerissen worden war. Obwohl kein Bus mehr hier anhielt, hatte man das Häuschen sich selbst überlassen, da ein Abriss wohl zu aufwendig und zu teuer gewesen wäre.

Alexandra stutzte, da die beiden Katzen nun zielstrebig in Richtung Wartehäuschen unterwegs waren. Durch die verwitterten Plexiglasscheiben an der einen Seite konnte sie einen dunklen Umriss erkennen, und dann entdeckte sie auch ein Paar Füße, die übereinandergeschlagen auf den Gehweg vor dem Häuschen ragten.

Kater Brown blieb vor dem Wartehäuschen sitzen, Rasputina ging noch ein paar Schritte weiter, damit sie um die Ecke spähen konnte. Es wirkte so, als hätte sie nicht glauben wollen, was Kater Brown ihr gesagt hatte, und als wollte sie sich persönlich davon überzeugen. Einen Moment später machte sie kehrt und setzte sich zu Kater Brown, dann sahen die beiden sie fast auffordernd an.

Alexandra ging an ihnen vorbei und warf einen zögerlichen Blick um die Ecke, da sie mit allem rechnen musste, auch damit, dass der Person, die dort saß, ein Messer ins Herz gestoßen worden war. Das war zum Glück nicht der Fall, doch der Mann, der da in sich zusammengesunken auf der Bank saß, war womöglich eines anderen Todes gestorben. Ob er tot war, konnte sie aus zwei Metern Entfernung nicht erkennen. Sein Kopf hing so weit nach vorn, dass sein grauer Vollbart auf seiner Brust ruhte, die Arme lagen wie völlig erschlafft auf der Bank. Dass er nicht längst von dieser Bank gerutscht war, hing möglicherweise damit zusammen, dass der Absatz seines linken Schuhs an einer etwas höher stehenden Gehwegplatte hängen geblieben war.

Der Mann trug eine dünne Jacke, darunter ein T-Shirt mit irgendeinem großen roten Firmenlogo darauf, außerdem eine Jeans, die mit allen möglichen Flecken übersät war. Sein volles graues Haar hing ihm so ins Gesicht, dass Alexandra nichts erkennen und daher auch nicht sagen konnte, ob sie den Mann kannte.

Schnaubend schüttelte sie den Kopf und ging näher heran. Wegen der ungünstigen Sitzposition konnten sie einfach nicht erkennen, ob er überhaupt noch atmete. Also blieb ihr nichts anderes übrig, als näher an ihn ranzugehen. Sie schaute über die Schulter zu Kater Brown, der seinen Blick längst auf die andere Straßenseite gerichtet hatte. Da sie wusste, dass sie sich auf die Instinkte des Katers verlassen konnte, war für sie auch klar, dass von dem Mann keine Gefahr ausgehen würde. Sonst hätte der Kater sie nicht hergeführt, oder zumindest würde er jetzt alles versuchen, um sie auf Abstand zu dem Fremden zu halten.

Soeben streckte sie die Hand aus, um am Hals den Puls zu fühlen, da hob der Mann ruckartig den Kopf, sah Alexandra mit großen Augen an und rief aufgeregt: »Pinguine und Kinder zuerst!« Gleich darauf wurde sein Blick glasig, die Augen fielen ihm wieder zu und er ließ den Kopf langsam zurück auf die Brust sinken, bis er abermals wie tot dasaß. Zumindest wusste Alexandra nach dem ersten Schreck nun, dass er keineswegs tot war. Und ihr war jetzt auch klar, dass der scheinbare Unbekannte in Wahrheit Howard Wilkins war, der ganz in der Nähe ihrer Buchhandlung lebte und dafür bekannt war, dass er gern mehr trank, als er vertragen konnte.

Sie schaute zur anderen Straßenseite zum Pub The Ram and the Oak. Zweifellos hatte Mr Wilkins den letzten Abend dort drüben verbracht und den Heimweg vorzeitig an dieser Bushaltestelle unterbrochen, um sich auszuruhen. Aus diesem Ausruhen war dann ein tiefer, langer Schlaf geworden, der ihn im Winter allerdings das Leben gekostet hätte.

»Mr Wilkins, wachen Sie auf«, sagte sie energisch und schüttelte ihn dabei leicht.

Wieder schreckte er hoch und begann: »Pinguine und ...« Dann unterbrach er sich, schaute sich um und sah Alexandra verständnislos an. »Wo bin ich? Wer sind S... oh, Miss Berger«, murmelte er. »Was machen Sie denn hier?«

»Die Frage sollte wohl eher von mir gestellt werden, Mr Wilkins«, entgegnete sie mit einem freundlichen Lächeln. »Es ist Sonntagmorgen, und ich glaube kaum, dass Sie sich heute früh um sieben Uhr auf den Weg gemacht haben, um sich auf diese Bank zu setzen und zu warten, bis der Pub öffnet.«

»Sonntagmorgen?«, wiederholte er erschrocken. »Habe ich etwa die ganze Nacht hier zugebracht?«

»So sieht es aus«, bestätigte sie, dann fiel ihr etwas ein, das sie zu ihrer nächsten Frage veranlasste: »Hat Ihre Frau Sie denn gar nicht vermisst?«

Wilkins winkte ab. »Die besucht gerade die bucklige Verwandtschaft oben in Schottland. Ich bin nicht mitgefahren, weil ich diese Schotten mit ihrem verdammten schottischen Akzent beim besten Willen nicht verstehen kann.«

Alexandra musste lachen. »Damit sind Sie nicht allein. Einer unserer Kunden ist Schotte, und er bestellt jedes Mal telefonisch. Ich muss ihn immer an Janice weitergeben, da ich mir sicher bin, dass ich die Hälfte der bestellten Bücher zurückbekommen würde, weil ich die Titel falsch verstanden hätte.«

»Sehen Sie, Miss Berger«, sagte der ältere Mann. »Und so was will ich mir ersparen.«

Sie strich die Haare aus dem Gesicht, an denen der Wind zerrte. »Trotzdem sollten Sie für die letzten Runden des Tages dann nicht den Pub da drüben auswählen, sondern einen unten im Dorf. Das macht den Heimweg erheblich leichter.«

Der Mann verzog den Mund. »Den Laden da drüben werd ich sowieso nie wieder betreten. Der Wirt ist so unfreundlich und desinteressiert. Wenn man ihm etwas erzählt, hört er nicht zu. Er versucht nicht mal, so zu tun. Er fängt einfach an, mit einem anderen zu reden, während man noch gar nicht fertig ist.«

»Anscheinend kann er es sich leisten, sich so zu verhalten«, meinte Alexandra.

»Er meint, er könnte sich das leisten«, stellte Wilkins klar. »Aber das spricht sich rum, auch bei den Touristen. Eine tolle Aussicht ist nicht alles.« Dann stutzte er. »Hey, Sie haben ja Ihre Katzen mitgebracht, Miss Berger.«

»Genau genommen haben die beiden das ganz ohne mein Zutun entschieden, Mr Wilkins.«

Er lachte kurz auf. »Na, dann soll sich aber der Pinguin in Acht nehmen, dass er den zweien nicht über den Weg läuft.«

»Der ... Pinguin?«, wiederholte sie verwundert.

»Na, der, der heute Nacht aus dem Pub gekommen ist«, antwortete er schulterzuckend, dann tippte er sich an die Stirn. »Stimmt ja, Sie waren heute Nacht doch gar nicht hier.«

Sie sah den grauhaarigen Mann irritiert an. »Sie meinen einen Mann in einem Frack, richtig?«

»Nein, nein, ich rede von einem Pinguin, einem ausgewachsenen Pinguin«, beharrte er. »Wie heißen die? Königspinguine?«

»Kann sein«, murmelte sie und sah verdutzt Wilkins hinterher, der sich verabschiedete und auf den Heimweg machte, weil er frühstücken wollte.

»Hast du das gehört, Kater Brown?«, fragte sie schließlich, als der Mann außer Hörweite war. »Hier treiben offenbar Pinguine ihr Unwesen.« Von ihrem Kater kam natürlich keine Antwort, doch das wäre auch gar nicht möglich gewesen, da der Platz verwaist war, an dem er und Rasputina eben noch gesessen hatten.

Sie schaute sich hastig um und entdeckte die beiden, die bereits die Straßenseite gewechselt hatten und zielstrebig auf den Pub zuhielten. Erst jetzt fiel ihr auf, dass die gesamte Außenbeleuchtung des Pubs eingeschaltet war, obwohl es längst taghell war. Entweder hatte der Wirt am Abend zuvor vergessen, sie auszumachen, oder er hatte sie heute Morgen aus irgendeinem Grund eingeschaltet. Am wahrscheinlichsten war Letzteres, denn auf dem Parkplatz vor dem Pub stand ein Kombi mit dem Logo des Lokals.

Da sie nun ganz allein an der ehemaligen Bushaltestelle stand, beschloss Alexandra, den beiden Vierbeinern zu folgen. Immerhin war es angesichts der unerklärlichen Fähigkeiten von Kater Brown mehr als unwahrscheinlich, dass er sie nur hatte begleiten wollen, um sie zu einem Mann zu führen, der bei milden Temperatur im Freien auf einer Bank sitzend seinen Rausch ausgeschlafen hatte.

Vielleicht hatte ja in der Nacht jemand in den Pub eingebrochen, und der Kater wollte sie darauf aufmerksam machen. Alexandra verdrehte die Augen, als sie sich diesen Gedanken noch einmal durch den Kopf gehen ließ. Kater Brown hatte sie noch nie zu so etwas Banalem wie einem Einbruch oder einem Taschendiebstahl geführt. Selbst wenn es auf den ersten Blick nur danach aussah, als hätte jemand versucht, widerrechtlich in ein Haus einzudringen, entpuppte sich das jedes Mal als eine Angelegenheit von viel größeren Dimensionen.