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Berlin gilt mehr denn je als Weltstadt der Kultur, Politik, Medien und Wissenschaften und ist als aufstrebende Metropole Magnet für Menschen aus aller Welt. Religion scheint keine große Rolle zu spielen und doch ist Berlin gerade durch seine ganze wechselvolle Geschichte ein prädestinierter Ort für das Nachdenken über Religionskritik, Agnostizismus und Atheismus. Diese prägen gemeinsam mit christlichen Einfl üssen das heutige Lebensgefühl, was als idealer Ausgangspunkt für die Entwicklung einer "Theologie des Unglaubens" erscheint. Thomas Brose führt durch die kulturprägende Auseinandersetzung von Christen und Atheisten in Berlin und zeigt auf, welches Potenzial christlicher Glaube heute in der "Hauptstadt der Heiden", aber auch in anderen Großstädten entfalten kann.
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Seitenzahl: 221
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Thomas Brose Kein Himmel über Berlin?
Thomas Brose
Kein Himmel über Berlin?
Glauben in der Metropole
Mit einem Geleitwort von Weihbischof Matthias Heinrich und einem Nachwort von Felicitas Hoppe
Butzon & Bercker
Für Heinz Hirschberg
„Orientierung durch Diskurs“ Die Sachbuchsparte bei Butzon & Bercker, in der dieser Band erscheint, wird beratend begleitet von Michael Albus, Christine Hober, Bruno Kern, Tobias Licht, Cornelia Möres, Susanne Sandherr und Marc Witzenbacher.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
ISBN 978-3-7666-1863-4
E-Book (Mobi): ISBN 978-3-7666-4267-7
E-Book (PDF): ISBN 978-3-7666-4268-4
E-Pub: ISBN 978-3-7666-4269-1
Fotos Umschlaginnenseiten: © Frank Vetter, Walter Wetzlar
Informationstexte Umschlaginnenseiten: © Pressestelle Erzbistum Berlin
Abbildung „Romano Guardini“: © Archiv Freundeskreis Mooshausen
Die Rechte für die übrigen Abbildungen liegen beim Autor.
Briefe Guardinis (Dokument 9):
Alle Autorenrechte liegen bei der Katholischen Akademie in Bayern.
„Ich fühle, daß Großes im Kommen ist.“ Romano Guardinis Briefe an Josef Weiger 1908 – 1962, hrsg. von Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz
1. Auflage 2008, 240 f; 243 f; 246 f; 250 f.
© 2014 Butzon & Bercker GmbH, Hoogeweg 100, 47623 Kevelaer, Deutschland, www.bube.de
Alle Rechte vorbehalten.
Umschlaggestaltung: Christoph M. Kemkes, Geldern
Satz: Schröder Media GbR, Dernbach
Printed in the European Union
GeleitwortWeihbischof Matthias Heinrich
Vorwort
Einleitung: Stadt ohne Gott?
I. Himmel und Metropole
Ein religiös-politischer Erinnerungsort
Kirche in Berlin: Spiegel der Zeitgeschichte
Wie mir Romano Guardini begegnete
Himmel über der Halbstadt
II. Christ und Stadt
Babel und Bibel
Glaube, Geschichte und Großstadtleben
Die Metropole Berlin: Unheilig – Heilig
Magnet Metropolis: Die Großstadt-Welt in einem Film
Modern in Metropolis? Vision und Wirklichkeit
Zwischen Babylon und Jerusalem
Menschenwürdig in der Großstadt
Stadtmitte
Alfred Döblin: Literarisch-theologische Stadterkundung mit Franz Biberkopf
Bertolt Brecht: Glückssuche auf der Großbaustelle des Lebens
Michail Bulgakow: Auf teuflische Weise Gutes bewirken in Moskau und Jerusalem
Katholisch in Berlin
Vorsicht, Katholiken: In der Hauptstadt nicht vorgesehen
Die Gründung des Bistums Berlin
Doppelt fremd
Theologie für die Großstadt: BERLINER ANSATZ
Carl Sonnenschein
Dietrich Bonhoeffer
Romano Guardini
III. Memoria und Mauerfall
Heimatkunde
Weltall – Erde – Mensch
Wie macht man eine Revolution?
Weltveränderung Berlin 1989
IV. Glaube vor Ort
St. Hedwig
Gedenkkirche Maria Regina Martyrum
Im Herzen der Hauptstadt
Denkmal für die ermordeten Juden Europas
Katholische Akademie in Berlin
Humboldt-Universität und „Guardini“
V. Zeit und Stadt
Berlin im Überblick: Religion und Gesellschaft
Berlins katholische Bischöfe im Überblick
Religion in Deutschland und Berlin im Überblick
Religion in Deutschland
Religion in Berlin
VI. Kirche und Gesellschaft
Dokument 1: Carl Muth und die Zeitschrift „Hochland“
Dokument 2: Ausrufung der Republik durch Philipp Scheidemann
Dokument 3: Ausrufung der sozialistischen Republik durch Karl Liebknecht
Dokument 4: Die Tagebücher von Harry Graf Kessler
Dokument 5: Carl Sonnenschein
Dokument 6: Berliner Vaterunser (Carl Sonnenschein)
Dokument 7: Ernst Thrasolt
Dokument 8: Kurt Tucholsky
Dokument 9: Romano Guardini
NachwortFelicitas Hoppe
Anmerkungen
Literaturverzeichnis
Weihbischof Matthias Heinrich
Der Himmel über Berlin ist nicht nur ein Thema für Meteorologen oder Filmemacher. Auch und gerade Theologen könnten dazu einen entscheidenden Beitrag leisten, wobei Himmel dann eben mehr meint als „only sky“.
Geistreiches und weniger Geistreiches ist denn auch zu diesem Thema gesagt worden, ohne dass es damit schon erschöpfend behandelt wäre. Insofern ist das jetzt vorliegende Buch Kein Himmel über Berlin? eine Bereicherung, nimmt sich der Verfasser, Thomas Brose, dieses Themas doch aus unterschiedlichen Perspektiven an und versucht es nutzbar zu machen für eine generelle „Theologie der Stadt“.
Das Fragezeichen im Buchtitel kann zudem deutlich machen, dass es hier nicht nur um Antworten geht, sondern auch Fragen gestellt werden, ohne damit gleich infrage zu stellen.
Als einer, der in dieser Stadt geboren und aufgewachsen ist, habe ich ganz persönlich erleben können, wie viel sich hier – nicht erst durch den Mauerfall – immer wieder verändert hat.
Der bitter-geheimnisumwobene Charakter des „Kalten Krieges“ und der revoltierend-morbide Charme der Sechziger- und Siebzigerjahre ist vielfach einer oberflächlichen Partylaune gewichen, was der Attraktivität der alten und neuen Hauptstadt allerdings keinen Abbruch getan hat.
Multikulti und Eigenvermarktung, Selbstverwirklichung und Toleranz sind zu Lieblingsworten dieser Stadt geworden, wenngleich manche behaupten, es sei gar kein Selbst mehr da, das es zu verwirklichen lohnt, und in Berlin müsste man das Wort Toleranz wohl eher mit einem doppelten „l“ schreiben. Nichtsdestotrotz hat sich der Eindruck erhalten, hier könne jeder „nach seiner Façon selig“ werden. „Du bist verrückt mein Kind, du musst nach Berlin“, jene alte Persiflage zitieren viele auch heute noch.
Und in der Tat hatte und hat Berlin viel Positives und Ansprechendes, viel Interessantes und Originelles und eben viel Ver-rücktes zu bieten: Natur und Kultur, Weltweite und Esprit, Armseligkeit und Glanz, Herz und Schnauze.
Religion hat es angesichts solcher, historisch unterschiedlicher Gemengelage in Berlin allerdings niemals leicht gehabt. Das ist, wie der Verfasser deutlich machen kann, kein neuzeitliches Phänomen. Gerade die katholische Kirche kann ein Lied davon singen.
Dass aber auch der Katholizismus das Bild dieser Stadt durchaus mitgestaltet hat, verdankt er Menschen, die dem katholischen Glauben hier ein Gesicht und eine Stimme gegeben haben. Auch von solchen Menschen ist in diesem Buch dankenswerterweise zu lesen.
Will man den Himmel über Berlin auf diesem Hintergrund beschreiben, steht für mich fest: Es gibt den Himmel – auch über Berlin.
Diese Stadt ist keine gottlose Stadt, auch wenn sie sich oftmals so geben möchte. Aber zur Gottlosigkeit gehören eben zwei: Gott selber, der sich entzogen hat, und der Mensch, der sich von Ihm lossagen will. Und selbst wenn man Letzteres unterstellte, bleibt noch das Wort des hl. Augustinus: „Du warst bei mir, aber ich nicht bei dir.“
Doch muss man so weit m. E. gar nicht gehen. Wer die religiöse Szene Berlins betrachtet, kann nicht verleugnen: In dieser Stadt leben die oftmals totgesagte Religiosität und auch der christliche Glaube. Allein im ökumenischen Rat Berlin-Brandenburg sind dreißig Mitgliedskirchen zusammengeschlossen, die gemeinsam versuchen, ihren christlichen Glauben zu leben und zu bezeugen. Hier gibt es starke jüdische sowie muslimische Gemeinden, und es gibt eine große Zahl von ehrlichen Gottsuchern.
Die katholische Kirche in Berlin jedenfalls hat – entgegen mancher gegenteiliger Prophezeiung – alle politischen Systeme überlebt, ja sie wächst – wenn auch durch nationale wie internationale Zuwanderung. Und ich habe nicht wenige getroffen, die ihre „ererbte“ katholische Sozialisation erst in dieser Stadt wirklich reflektieren mussten und so zum Glauben (zurück-)gefunden haben.
Aber ebenso muss man sagen: Der Himmel über Berlin ist bewölkt.
Denn tatsächlich gibt es in dieser Stadt Gottvergessenheit und (kämpferischen) Atheismus. Es gibt religiöse Blindheit, Interessenlosigkeit und religiösen Analphabetismus. Es gibt Heidentum und Heidenangst. Und es gibt eine besinnungslose Aktivität, die versucht, die religiösen Bedürfnisse der Menschen zu überspielen.
Nicht wenigen gilt Berlin zudem als „Hauptstadt des Okkultismus und der Esoterik“, in der sich viele in einer Supermarktmentalität ihre persönliche Religion aus unterschiedlichen Religionen oder Pseudoreligionen patchworken. Möglichkeiten dafür gibt es hierzulande genug.
Einer christlichen Kirche jedenfalls gehört nur noch etwa jeder dritte Berliner an – mit absteigender Tendenz. Und mancherorts ist der christliche Glaube müde geworden. Von einer heiteren Wetterlage kann also kaum gesprochen werden.
Aus all dem Gesagten folgt deshalb für mich:
Der Himmel über Berlin muss offen gehalten und auch „geerdet“ werden – um der Menschen willen.
Dazu bedarf es einer Kirche, die im Leben der Stadt präsent ist, einer Kirche, die sich zu Wort und zu Tat meldet, gelegen oder ungelegen.
Dazu braucht es Menschen, die der christlichen Botschaft ein authentisches Gesicht geben, Menschen wie Carl Sonnenschein und Romano Guardini, wie Bernhard Lichtenberg und Dietrich Bonhoeffer, wie Maximilian Kaller und Alfred Bengsch, Menschen, die ihren Glauben leben.
Und schließlich braucht es eine „Theologie der Stadt“, die „geerdet“ ist, d. h. eine Theologie, die nicht Wort oder Idee bleibt, sondern Fleisch wird, verständlich und greifbar auch noch und gerade für eine urbane Glaubenslosigkeit.
Eben für eine solche Theologie will der Verfasser werben.
Den Himmel über Berlin offen zu halten, bleibt somit Aufgabe für Gegenwart und Zukunft.
Das Buch von Thomas Brose kann dafür Hilfestellung leisten.
Dass ich eines Tages dieses Buch schreiben werde, habe ich gehofft – seitdem ich die Mauer das erste Mal überwunden habe: am 9. November 1989. Davor war es für mich zwar möglich, vom Ostteil Berlins nach Sofia oder Bukarest zu reisen, aber undenkbar, die andere „Halbstadt“ zu besuchen – und plötzlich genügte eine einfache S-Bahn-Fahrt, um vom „Tränenpalast“ an der Friedrichstraße zum Bahnhof Zoo zu gelangen. Die Friedliche Revolution hat Europa und die Welt verändert – aber nirgendwo radikaler als in Berlin.
Seitdem ist die deutsche Metropole dabei, ihre alte Schwerkraft wiederzuerlangen und erneut Weltstadt zu werden. Wie nach dem Ersten Weltkrieg gewinnt die Frage nach Religion und Urbanität so herausragende Bedeutung. Dieser Band hat deshalb ein großes Thema: Er handelt von Babel und Bibel, genauer von der Möglichkeit, eine Theologie für Berlin zu entwickeln und damit der postsäkularen Gesellschaft auf die Spur zu kommen. Wie also sind Glaube, Gott und Großstadtleben verbunden?
Dieses Buch brauchte Zeit zum Wachsen: Wenn ich unterwegs war, habe ich Gedanken auf Zetteln, Zeitungsrändern oder Buchseiten notiert. Der Text entwickelte sich dann weiter, indem ich mit Freunden sowie Kolleginnen und Kollegen aus Theologie, Philosophie, Geschichte, Religions- und Kulturwissenschaft darüber diskutiert habe. Viele waren daran beteiligt, ein neues Forschungsfeld zu erkunden. Dafür bin ich ihnen sehr dankbar.
Mein Dank gilt in besonderer Weise dem Berliner Weihbischof, Dr. Matthias Heinrich, sowie der Schriftstellerin Felicitas Hoppe, die diesen Band durch ein Wort „Zum Geleit“ und ein Nachwort gewürdigt und bereichert haben; ich sehe darin einen ermutigenden Ausdruck katholischer Weite.
Was vor fünfundzwanzig Jahren mit einer Buchidee zum Himmel über Berlin begann, hat der Verlag Butzon & Bercker mit Berthold Weckmann aufgegriffen und in feste Form gegossen. Auf zugewandte Weise wurde ich von Christine Hober zum Weiterschreiben ermutigt; durch das kluge Lektorat von Bruno Kern hat das Buch den Weg zum Publikum gefunden. Ihnen allen sei herzlich gedankt.
Berlin, am Fest der hl. Theresia Benedicta vom Kreuz (Edith Stein), 9. August 2014
Thomas Brose
Uralt ist die Vorstellung von der Existenz heiliger Orte. Die Metropole Berlin scheint heute für viele – in Negation dieser wirkmächtigen Vorstellung – ein ganz und gar unheiliger Platz zu sein: eine Stadt ohne Gott. „In der Asphaltstadt bin ich daheim. Von allem Anfang / Versehen mit jedem Sterbesakrament: / Mit Zeitungen. Und Tabak. Und Branntwein.“ Der fortschrittsgläubige Bertolt Brecht (1898 – 1956), der im Gedicht Vom armen B. B. die urbane Welt der 1920er-Jahre besingt, hat Anteil daran, dass die moderne Großstadt unter Gläubigen nicht gerade den besten Ruf genießt, sondern als religionszerstörend gilt. Auf der anderen Seite der politischen Skala verklärt Oswald Spengler (1880 – 1936) das Landleben zur beschaulichen Idylle. Der Untergangsprophet lässt jedoch keinen Zweifel daran, dass Berlin-Babylon mit seiner Massenkultur, mit „Kino, Expressionismus und Boxkämpfen“ längst seinem Ende entgegentaumelt.
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