Keine Gnade für Latigo: Western - Luke Sinclair - E-Book

Keine Gnade für Latigo: Western E-Book

Luke Sinclair

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Beschreibung

Eine Menschenjagd ohnegleichen in der Hölle der Wildnis * Der Mann zerbrach einen trockenen Ast über dem Knie und legte die beiden Enden in das Feuer, das prasselnd auflo­derte, als eine Windbö hineinfuhr. Sein hageres, dunkles Gesicht wurde nur kurze Zeit von dem flackernden Schein beleuchtet - dann zog er sich wieder in die Felsklippen zurück und hockte sich neben sein Henrygewehr, das an einem Stein lehnte. Sie würden kommen und nachsehen, wer hier kampierte, denn Larry O’Hara duldete keine herumstreunenden Frem­den auf seinem Land. Am wenigsten würde er es dulden, wenn er wüsste, wer dieser Mann war.

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Luke Sinclair

Keine Gnade für Latigo: Western

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Inhaltsverzeichnis

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Keine Gnade für Latigo: Western

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Alfred Bekker

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Keine Gnade für Latigo: Western

Luke Sinclair

„ Eine Menschenjagd ohnegleichen in der Hölle der Wildnis“

Der Mann zerbrach einen trockenen Ast über dem Knie und legte die beiden Enden in das Feuer, das prasselnd auflo­derte, als eine Windbö hineinfuhr. Sein hageres, dunkles Gesicht wurde nur kurze Zeit von dem flackernden Schein beleuchtet - dann zog er sich wieder in die Felsklippen zurück und hockte sich neben sein Henrygewehr, das an einem Stein lehnte.

Sie würden kommen und nachsehen, wer hier kampierte, denn Larry O’Hara duldete keine herumstreunenden Frem­den auf seinem Land. Am wenigsten würde er es dulden, wenn er wüsste, wer dieser Mann war.

Es dauerte noch fast eine halbe Stun­de, bis sie kamen. Drei Reiter mit Ge­wehren preschten den schmalen Pfad vom Tal herauf und hielten im Schein des Feuers an. Ihre Blicke konzentrierten sich zuerst auf das Pferd und den Sat­tel nebst Decke am Boden.

Diese Zeit genügte dem Mann in den Felsklippen. Sie bemerkten ihn erst, als das harte Schnappen seines Repetierge­wehres sie herumfahren ließ, aber sie konnten ihn in der Dunkelheit nicht ge­nau erkennen. Sie wagten nicht, ihre Gewehre auf ihn zu richten, und der eine von ihnen fragte: „Wer sind Sie?“

Der Fremde gab keine Antwort, son­dern trat stattdessen in den Schein des Feuers, das seine Gestalt ebenso be­leuchtete wie das harte Gesicht mit den schmalen dunklen Augen.

Der Sprecher von vorhin ließ ein böse klingendes Lachen hören und stieß dabei sein Gewehr in den Sattelhalfter.

„Sieh einer an - der Mestizenlümmel; den wir vor drei Jahren zum Teufel ge­jagt haben. Du hast wohl Lust, dieses Spielchen zu wiederholen, eh? Aber so billig wie damals kommst du diesmal nicht weg!“ Er lachte wieder auf die glei­che Weise, und die anderen steckten ebenfalls ihre Gewehre ein.

„Du kannst deine Knarre ruhig wegle­gen - wir verschwenden keine Kugel an einen lausigen Bastard. Mein Alter sagt, den erschlägt man mit einer Latte!“

Im Gesicht des Fremden bewegte sich kein Muskel.

„An dieses Gewehr müsst ihr euch ge­wöhnen, solange ihr mir gegenüber­steht“, sagte er ruhig. Er kannte diese drei Männer - und er hatte keine Lust, sich am Ende eines Lassos ins Tal hinab ­schleifen zu lassen. „Und wenn du dein Maul so weit aufreißt, Spade, dann werde ich dir einen Denkzettel verpassen, den du nie mehr vergisst! Du kannst dir sogar aussuchen, wohin du die Kugel haben willst.“

Spade O’Hara kniff die Augen zu­sammen, aber die schwarze Mündung der Henry hielt seine Wut unter Kontrol­le.

„Na schön“, presste er hervor, „ver­schieben wir das auf ein andermal! Es sei denn, du hast so viel Verstand in deinem roten Schädel, schleunigst zu ver­schwinden.“ Er zog sein Pferd herum und knurrte: „Komm, Matt!“

Matt Harley blickte noch auf das Halbblut hinab und sagte: „Du musst aber verdammt schnell reiten, Bursche!“

Der andere schaute Matt Harley unge­rührt an.

„Verschwindet jetzt - und sagt Larry O’Hara, Latigo Valdez ist zurückge­kehrt!“

Matt Harley zögerte noch einen Mo­ment, als wollte er etwas erwidern, aber dann gab er seinem Grauen die Sporen und folgte Spade und dem anderen.

Latigo Valdez schaute ihnen nach, wie sie ins Tal hinab ritten, in dessen samte­ner Dunkelheit die Herde stand: Larry O’Haras Herde.

Ein unbehagliches Gefühl befiel ihn zum ersten Mal. Er hätte diese Begeg­nung vermeiden können, aber er wollte nicht wie ein Dieb in dieses Tal zurück­schleichen. Sie sollten wissen, dass er da war und keine Angst vor ihnen hatte. Es gab für ihn einen guten Grund, hierherzukommen — einen Grund, der wichtig genug war, dafür sein Leben zu riskie­ren. Und Larry O’Hara würde es nicht schaffen, ihn daran zu hindern! Denn dem Mestizenlümmel von damals waren Zähne gewachsen - sehr scharfe Beißer­chen sogar...

Er ließ den Spannhahn seines Ge­wehres langsam zurückgehen und wandte sich ab. Schnell legte er dem Pferd am Rand des Feuerscheins den Sat­tel auf und ritt, ohne sich umzublicken, in die Nacht.

Am Morgen hielt er seinen hoch­beinigen Hengst am Rand eines Felsab­sturzes und schaute hinab. Er wusste: Es würde Ärger geben, wenn er in dieses Tal hinab ritt - mehr vielleicht, als er verkraften konnte. Aber da lag weit im Hintergrund Casa Piedra, der kleine staubige Ort, der der Schauplatz seiner Kindheit war, seiner Jugend und seiner ersten großen Leidenschaft. Es war die gleiche Leidenschaft, die einst seinen mexikanischen Vater und seine indiani­sche Mutter zusammenhalten ließ. Und jetzt war Latigo Valdez gekommen, um sein Recht zu fordern - und auch dafür zu kämpfen!

Die kleine Hazienda lag außerhalb der Stadt. Das große Haus aus Stein, Adobe und Pinienbalken, das mit einer Reihe anderer Gebäude und Stallungen einen weiten Innenhof umgab, von dem ausge­fahrene Wege in alle Richtungen lie­fen. Die Gebäude zeugten noch von ein­stiger Größe - aber es war nicht viel, was Larry O’Hara von den Ländereien üb­riggelassen hatte.

Der Peon am Tor wollte ihn abweisen, aber Latigo kümmerte sich nicht um sei­nen Protest. Das war er von früher ge­wöhnt. Sie mochten ihn nicht, die stol­zen Mexikaner und die hochmütigen Gringos. Er war ein Bastard, und so war alles gescheitert, was er auch angefangen hatte: An den Vorurteilen der Menschen, die ihn zwar gekannt hatten, aber seine Herkunft nicht akzeptierten. Doch da­zwischen lagen drei Jahre, die sehr be­deutsam für sein Leben waren.

Er gab sich erst zufrieden, als er Do­mingo de Olivera gegenüberstand, des­sen Gesichtsausdruck keinen Zweifel über den Unmut offenließ, den Latigos Besuch bei ihm erzeugte.

„Du bist sehr dreist geworden, Lati­go“, sagte Domingo de Olivera ernst. „Das wird dich in Schwierigkeiten brin­gen, aber noch mehr der Grund deines Kommens!“

„Wer übersehen wird, der muss sich bemerkbar machen“, erwiderte Latigo philosophisch. „Ich bin nicht gekom­men, um leise wieder zu verschwinden!“

Domingo de Olivera erhob sich und wanderte einige Schritte durch den Raum. Dann schaute er auf den schatti­gen Gang hinaus mit den zahlreichen Arkadenbögen.

„Teresa ist nicht mehr in meinem Haus. Selbst wenn du mein Wohlwollen hättest, du kämst zu spät!“

Latigos Haltung spannte sich etwas, seine Augen funkelten.

„Was heißt das?“

„Sie ist O’Haras Frau geworden!“

Latigo Valdez starrte den alten Mann eine volle Minute lang an, ohne etwas zu sagen. Der Schlag war hart - und die Leidenschaft, die in ihm brodelte, hätte seine Stimme versagen lassen. Olivera wandte sich zu ihm um.

„Ich hätte dich nie als meinen Schwie­gersohn akzeptiert, einen halbindiani­schen Peon - ich wollte auch Larry O’Hara nicht, aber ich habe nicht die Macht, mich ihm zu widersetzen!“

Langsam siegte die Selbstbeherr­schung in Latigo.

„Sie haben Teresa verkauft“, sagte er verächtlich.

Olivera sah ihn müde an.

„Es war ihr Wunsch“, sagte er leise. „Sie hat bei ihm alles, was eine Frau braucht! Er hat ihr sogar ein Haus in Casa Piedra gekauft, damit sie dort wohnen kann, wann immer sie will. O’Hara hätte nie zugelassen, dass sie ei­nen anderen Mann geheiratet hätte!“

„Eines hat sie bei ihm bestimmt nicht, ­nämlich das, was eine Frau am meisten braucht.“ Latigos Stimme klang tief und kehlig wie das gereizte Knurren eines Wolfes. „Ich werde sie trotzdem sehen!“

Zum ersten Mal bemerkte er so etwas wie Anerkennung in Oliveras Blick.

„Du hast viel Mut, Latigo, denn es wird dich das Leben kosten!“

Als Latigo Valdez nach Casa Piedra ritt, war sein Mund nur noch ein dünner, gerader Strich - und die Sehnen in sei­nem Körper waren gespannt wie die Sai­ten einer Gitarre. Seit Larry O’Hara in dieses Tal gekommen war, hatte er alles an sich gerissen, ohne zu fragen, ob er ei­nen Anspruch darauf hatte. Er hatte ihn gedemütigt und weggejagt wie einen Hund. Und er hatte ihm Teresa de Oli­vera genommen. Aber jetzt war Latigo ein Mann geworden! Und er kam, um abzurechnen - um zu fordern, was sein war. Egal, wer es ihm streitig machte...

*

Larry O’Hara hatte schon am frühen Morgen von Latigos Rückkehr erfahren. Aber das schien ihn nicht besonders zu interessieren. Er betrachtete die beiden Pferde, die er von einem Züchter aus Tascosa gekauft hatte, und sagte zufrieden: „Die ersten Appaloosas, die ich be­sitze! Ich denke, ich werde noch weitere kaufen.“ Dann wandte er plötzlich den Kopf und sah Matt Harley an. „Sorg da­für, dass er wieder verschwindet - ohne Aufsehen und für immer! Nicht, dass die­ser Bastard uns Schwierigkeiten machen könnte, aber das Verhältnis zu den Mexikanern ist nicht sehr gut. Ich möchte keinen Wind haben, der das Feuer an­facht!“

Matt Harley spuckte seinen Kautabak aus.

„Sicher, Boss. Sie können sich auf mich verlassen!“ Er wandte sich ab und stakte zu seinem Pferd...

*

Latigo Valdez blinzelte in die grelle Sonne und senkte etwas den Kopf, damit der Schatten der Hutkrempe weiter auf sein Gesicht fiel. Der leichte Einspänner, der eben aus dem Mietstall bog und über die Plaza rollte, zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Seit mehr als einer Stunde hielt er sich in Casa Piedra auf, ohne et­was von Teresa in Erfahrung gebracht zu haben - aber jetzt begann plötzlich sein Herz laut und schnell gegen die Rippen zu schlagen. Drei Jahre hatte er an die­sen Augenblick gedacht. Die Fahrerin auf dem Sitz des Wagens war Teresa.

Teresa O’Hara! Dieser Gedanke ver­setzte ihm einen Stich, aber er hatte ge­nug vom Blut seiner Mutter in sich, um diese Verbindung nicht anzuerkennen. Eine Frau gehörte dem Mann, der sie sich nahm und bei dem sie dann freiwillig blieb.

Mit geschmeidigen Bewegungen ging er durch den Staub und stellte sich dem breitbrüstigen Wallach in den Weg. Te­resa zog die Zügel straff und starrte Latigo aus großen Augen an. Ihr Gesicht war schmal und glatt, das schwarze Haar sorgfältig gescheitelt und nach hinten gekämmt.

„Latigo!“ Sie hauchte seinen Namen so leise, dass er es kaum hörte. Angst war in ihrer Stimme. „Du hättest es nicht tun sollen. Diesmal werden sie dich umbringen!“

Latigo ging um das Pferd herum und blieb seitlich neben dem Wagen stehen.

„Komm mit mir, Teresita“, sagte er.

Sie schüttelte den Kopf.

„Du bist von Sinnen!“

„Ich weiß - ich war schon immer un­vernünftig.“

Seine Blicke hingen unverwandt an ih­rem herben Gesicht, das nicht recht zu ihrer zierlichen Gestalt passte.

„Warum bist du seine Frau geworden? Ausgerechnet die Frau von Larry O’Hara?“

Teresa senkte den Blick.

„War es nicht ganz egal, wessen Frau ich wurde? Mein Vater geriet immer mehr in Schulden - du weißt, wie es den anderen erging. Es wäre sein Tod gewe­sen, wenn er alles Land verloren hätte. Ich bin seine Tochter - und ich hatte die Möglichkeit, es zu verhindern!“

Keiner von beiden bemerkte die Rei­ter, die eben von Süden her in die Stadt kamen.

„Reit wieder weg, Latigo“, sagte sie. „Ich bin nun mal O’Haras Frau, und daran ist nichts mehr zu ändern. Mir geht es gut, verstehst du?“ Sie hatte Tränen in den Augen, wandte den Blick ab und bemerkte die Männer, die abgesessen waren und langsam näher traten.

Latigo sah das Erschrecken in ihrem Gesicht und fuhr herum, aber es war zu spät. Er konnte ihnen nicht mehr entkommen. Es waren fünf Männer, und sie standen ziemlich weit auseinander. Es hatte also keinen Sinn, den Revolver zu ziehen. Spätestens nach dem zweiten Schuss würde er tot sein! So blieb er ruhig stehen und wartete auf sie.

Die Männer grinsten und ließen sich Zeit. Sie hatten ihn und wollten ihn mürbe machen, ehe sie anfingen. Aber Latigo Valdez hatte die letzten drei Jahre im Big-Bend-Gebiet zugebracht, im Land der Gesetzlosen. Das war eine harte Schule gewesen.

„Lasst ihn in Ruhe!“, keuchte Teresa auf dem Wagen, aber sie wusste, dass es keinen Sinn hatte, ihnen zuzureden.

Die Männer lachten.

„Wir wollen uns nur mit ihm unterhal­ten“, sagte Matt Harley. „Das letzte Mal hat er uns nicht richtig verstanden!“

Teresa fuhr von ihrem Sitz hoch.

„Spade - ich gebe dir, was du willst, wenn du es verhinderst!“

Der Junge grinste unverschämt und schlug sich leicht mit einem Stock gegen den Stiefelschaft.

Die Männer verteilten sich jetzt um ihn. Latigo blickte schräg hinter sich und gewahrte mit einem schnellen Blick den bulligen Matt Harley. Spade kam nahe heran und streckte die Hand aus.

„Gib dein Schießeisen her, Rothaut - du könntest dich damit verletzen!“ Er kam noch näher und wollte nach Latigos Revolver greifen.

Dieser wich der greifenden Hand aus, seine Faust fuhr Spade in die Zähne und ließ ihn zurücktaumeln. Der Junge er­hob den Stock, doch Latigos zweite Faust klatschte zur gleichen Sekunde mitten in sein Gesicht und riss ihn end­gültig von den Füßen. Er stemmte die Füße fest auf den Boden und erwartete die anderen mit geballten Fäusten. Aber die verhielten sich jetzt recht vorsichtig und überließen es Harley, den Anfang zu machen.

Harley blieb in Latigos Reichweite stehen und grinste ihn an. Dann schlug er plötzlich zu. Der Schlag kam schneller, als man es von einem so schweren Mann vermuten konnte - aber für Latigo trotzdem nicht unerwartet.

Er bog seinen Oberkörper zur Seite, und Harleys riesige behaarte Faust ver­fehlte ihr Ziel. Dann stieß er ihm den Ellbogen in die Rippen. Es gab einen dump­fen Laut, und Harley ließ schmerzhaft die Luft auszischen. Wie ein gereizter Grizzly wirbelte er herum - und sein zweiter Schlag erwischte Latigo über dem Ohr und warf ihn gegen ein Wagen­rad. Er hielt sich an den Radspeichen fest und schüttelte verständnislos den Kopf.

Die anderen wollten die Situation ausnützen, aber Latigo riss sich herum und empfing sie mit harten Fäusten. Burt Sheldon ging gleich beim ersten Schlag zu Boden, den anderen traf er nicht rich­tig und erhielt dafür einen Schlag in den Magen. Er hielt die Luft an und schlug abermals zu. Doch jetzt war auch Matt Harley wieder zur Stelle und schlug ihm den Rücken seiner schweren Pranke über den Mund.

„Wie findest du das, Rothaut?“, grollte er dumpf.

Latigos Lippen platzten auf, und er spürte den Geschmack von Blut auf seiner Zunge. Er duckte sich und rammte Har­ley seine Fäuste in den Magen. Der Riese stöhnte und hielt einen Moment inne, was Latigo ausnützte, um ein paar harte Kopftreffer anzubringen. Matt Harley taumelte gegen das Pferd und wäre fast zu Boden gegangen.

In diesem Augenblick erhielt Latigo einen Schlag in das Genick, der ihn nach vorn stolpern ließ - direkt in Harleys Faust hinein. Er ging zu Boden, aber er hatte Glück, dass Harley noch benom­men gewesen war: Sonst wäre der Zu­sammenstoß fürchterlich ausgefallen...

Ein paar Leute blieben stehen und be­trachteten neugierig die Szene. Teresa schlug mit der Peitsche auf die Männer ein, konnte aber nur wenige Treffer an­bringen.

Spade rappelte sich vom Boden auf und hielt sich das Kinn. Latigo stützte sich auf Hände und Knie und spuckte das Blut aus, das sich in seinem Mund sam­melte. Er wollte aufstehen, aber jemand sprang ihm mit seinem ganzen Gewicht in den Rücken. Der harte Anprall der Stiefel schmetterte ihn mit dem Gesicht in den Staub der Plaza und erzeugte ei­nen irrsinnigen Schmerz in seinem Kör­per. Er wurde von einer Panik erfasst, denn er erkannte in diesem Moment, dass sie ihn nicht nur zusammenschlagen wollten, sondern gekommen waren, um ihn zu töten.

Der Mann hatte sich auf seinem Rücken festgeklemmt wie ein Berglöwe. La­tigo stemmte sich hoch. Mit der verzwei­felten Kraft eines aufs äußerste bedräng­ten Mannes kam er wieder auf die Füße und ließ sich rücklings auf den Boden krachen. Der Mann unter ihm schrie auf und ließ los. Wie der Blitz war Latigo auf den Beinen!

Sie versuchten, ihn festzuhalten, aber Latigo trat mit den Füßen um sich. Er traf ein Schienbein - und es gelang ihm, sich loszureißen. Ein Schlag mit dem Stock schmetterte auf seine Schulter. Der Schmerz bohrte sich wie ein Dolch in seinen Körper! Er schlug um sich, wild und ohne Vernunft - nur von dem einen Gedanken beherrscht, am Leben zu bleiben.

Latigo spürte die Faustschläge kaum noch, die seinen Körper trafen. Verzwei­felt versuchte er, den Kreis zu durchbre­chen und zu fliehen, aber ein zweiter Stockhieb traf seinen Kopf und ließ zahl­lose Lichter vor seinen Augen funkeln. Die Häuser schwankten hinter einem dunklen Nebel. Wie aus weiter Ferne hörte er Teresa verzweifelt aufschreien. Er sackte in die Knie, aber ehe er fallen konnte, packten sie seine Arme und ris­sen ihn wieder hoch.

„Haltet ihn fest“, keuchte Matt Har­ley. „Er verträgt noch eine ganze Menge. Kerle wie er sind zäh!“

Seine Fäuste klatschten in Latigos un­gedecktes Gesicht und warfen seinen Kopf hin und her. Dann trafen sie seinen Körper mit der Wucht von Dampfhäm­mern und pressten ihm die Luft aus der Lunge. Der Gedanke, dass er sterben musste, war seine letzte Empfindung, bevor sich seine Sinne in dunkler Unendlichkeit verloren...

Teresa war erschöpft und bleich auf den Sitz ihres Wagens zurückgesunken. Mit starrem Gesicht und geweiteten Au­gen sah sie zu, wie Harley noch immer auf den schlaffen Körper einschlug. Erst nach geraumer Weile war er der Ansicht, dass es genug sei - und die anderen ließen ihr Opfer daraufhin los.