Kirchenmitgliedschaftsentwicklung des Protestantismus in Deutschland 1940-1990 - Manuela Klagge - E-Book

Kirchenmitgliedschaftsentwicklung des Protestantismus in Deutschland 1940-1990 E-Book

Manuela Klagge

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Beschreibung

Die religiöse Kultur in Deutschland ist kirchenhistorisch durch das Christentum geprägt. Vor allem die evangelische und die katholische Konfession sind hierbei herauszuheben. Wie kam es dazu, dass diese ehemaligen Groß- oder Volkskirchen mittlerweile zur Minderheitskirche gehören? Noch 1945 gliederten sich über 85% der deutschen Bevölkerung dem Christentum in einer der beiden Varianten ein. Heute ist dieser Anteil auf knapp 30% gesunken. Diese Arbeit untersucht, wie sich die Kirchenmitgliedschaft der evangelischen Kirche in Deutschland in dem halben Jahrhundert von 1940 bis 1990 entwickelt hat. Es ist bekannt, dass die Mitgliederzahl des Protestantismus in Deutschland diversen Schwankungen unterworfen ist. Insgesamt jedoch ist sie gekennzeichnet durch eine absteigende Tendenz. Die Forschungsfrage, die sich daraus ergibt, ist: Welche kirchenexternen und -internen Faktoren beeinflussen die individuelle Entscheidung zur Kirchenmitgliedschaft und wie wirkt sich dies auf die Mitgliederzahlen aus? Aus dem Inhalt: - Nationalsozialismus und Kriegsjahre 1940-45; - Die Nachkriegszeit und die Besatzungszonen 1945-49; - Zeitalter der Teilung in DDR und BRD; - Kirchenmitgliederentwicklung nach 1990;

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INHALTSVERZEICHNIS

1. Einleitung

2. Abgrenzung des Themas

2.1 Forschungsfrage und Themeneingrenzung

2.2 Erhebungsdaten

2.3 Forschungsstand

3. Kirche in Deutschland vor 1940

4. Die Kirchenmitgliedschaftsentwicklung des Protestantismus in Deutschland 1940-1990

4.1 Nationalsozialismus und Kriegsjahre: 1940-1945

4.1.1 Externe Rahmenbedingungen

4.1.2 Interne Rahmenbedingungen

4.1.3 Mitgliederzahlen

4.1.4 Interpretation

4.2 Die Nachkriegszeit und die Besatzungszonen: 1945-1949

4.2.1 Externe Rahmenbedingungen

4.2.2 Interne Rahmenbedingungen

4.2.3 Mitgliederzahlen

4.2.4 Interpretation

4.3 Zeitalter der Teilung - DDR: Die 50er und 60er

4.3.1 Externe Rahmenbedingungen

4.3.2 Interne Rahmenbedingungen

4.3.3 Mitgliederzahlen

4.3.4 Interpretation

4.4 Zeitalter der Teilung - Bundesrepublik: Die 50er und 60er

4.4.1 Externe Rahmenbedingungen

4.4.2 Interne Rahmenbedingungen

4.4.3 Mitgliederzahlen

4.4.4 Interpretation

4.5 Zeitalter der Teilung - DDR: Die 70er und 80er

4.5.1 Externe Rahmenbedingungen

4.5.2 Das Spitzengespräch zwischen Regierung und Kirche

4.5.3 Interne Rahmenbedingungen

4.5.4 Mitgliederzahlen

4.5.5 Interpretation

4.6 Zeitalter der Teilung – Bundesrepublik: Die 70er und 80er

4.6.1 Externe Rahmenbedingungen

4.6.2 Interne Rahmenbedingungen

4.6.3 Mitgliederzahlen

4.6.4 Interpretation

4.7 Kirchenmitgliederentwicklung nach 1990

5. Zusammenfassung und Fazit

Literatur

Anhang

1. Einleitung

Betritt man in meiner Heimatstadt Sonntag früh den Gemeinderaum, so ist dieser – mit Ausnahme vom 24. Dezember – alles andere als gefüllt. Höchstens zehn Rentnerinnen und Rentner strömen in den Gemeinderaum und füllen diesen nicht einmal zu einem Viertel aus. Der ein oder andere jüngere Besucher verirrt sich hin und wieder ebenfalls hierher. Doch für Gewöhnlich sucht man Jugendliche oder junge Erwachsene vergebens. Ist dies ein Anzeichen des oft und viel zitierten Säkularismus in Deutschland oder ein Symptom der Kirchenaustrittsbewegung? Natürlich kann so ein punktuelles Beispiel – noch dazu aus einer Kleinstadt in Mecklenburg-Vorpommern – nicht für die gesamte evangelische Kirche in Deutschland sprechen. Ein weiteres Beispiel aus einem anderen Bereich, welcher den Kulturraum der gesamten Gesellschaft widerspiegelt, verdeutlicht daher noch einmal, was ich aufzeigen will. Betrachtet man dieser Tage die Auslagen von Buchhändlern, so fallen die zahlreichen Angebote für esoterische oder fernöstlich-spirituelle Bücher auf. Es entsteht der Eindruck, dass die Gesellschaft sich nach transzendenter Erfahrung und Sinngebung zu sehnen scheint. Und es hat den Anschein, als können ihr nur die oben genannten Angebote bieten, wonach sie suchen. Doch ist die Entkirchlichung in Deutschland wirklich so weit fortgeschritten, wie es diese Beispiele aufzeigen wollen? Die religiöse Kultur in Deutschland ist kirchenhistorisch bedingt durch das Christentum geprägt. Vor allem die evangelische und die katholische Konfession sind hierbei herauszuheben. Wie kam es dazu, dass diese ehemaligen Groß- oder Volkskirchen[1] mittlerweile zur Minderheitskirche gehören? Noch 1945 gliederten sich über 85% der deutschen Bevölkerung dem Christentum in einer der beiden Varianten ein. Heute ist dieser Anteil auf knapp 30% gesunken.

Die vorliegende Arbeit will daher untersuchen, wie sich die Kirchenmitgliedschaft der evangelischen Kirche in Deutschland in dem halben Jahrhundert von 1940 bis 1990 entwickelt hat. Es ist bereits bekannt, dass die Mitgliederzahl des Protestantismus in Deutschland diversen Schwankungen unterworfen ist, insgesamt jedoch beschreibt diese eine absteigende Tendenz. Die Forschungsfrage, die sich daraus für die vorliegende Arbeit ergibt, ist: Welche kirchenexternen und –internen Faktoren beeinflussen die individuelle Entscheidung zur Kirchenmitgliedschaft und wie wirkt sich dies auf die Mitgliederzahlen aus?

Hierzu werde ich im Folgenden zunächst meine Forschungsfrage und das Thema genauer abgrenzen, denn das zu beschreibende Gebiet umfasst zum Einen den enormen Zeitrahmen eines halben Jahrhunderts und zum Anderen zahlreiche mögliche Blickwinkel. Daher muss ich von diesen Aspekten einige auswählen, um den Rahmen dieser Arbeit nicht zu überschreiten. Ferner werden die Erhebungsdaten, welche ich meiner Untersuchung zugrunde lege, und der aktuelle Forschungsstand betrachtet.

Um zu verstehen, welche Ausgangsbasis die Kirche[2] vor dem Untersuchungszeitraum besaß, wird daher zunächst die Situation der Kirche in Deutschland vor 1940 beleuchtet. Denn diese Konstellationen wirkten in die Kriegs- und auch in die Nachkriegszeit mit hinein. Anschließend wird die eigentliche Untersuchung der Kirchenmitgliedschaftsentwicklung des Protestantismus in Deutschland von 1940 bis 1990 erfolgen. Die Periodisierung dieser Ausführungen geschieht nach Gesichtspunkten historischer Zäsuren. So wird der erste Abschnitt die Zeit des Nationalsozialismus und die Kriegsjahre (1940-1945) beinhalten. Es folgt die Nachkriegszeit (1945-1949), in welcher Deutschland zwar durch unterschiedliche Mächte besetzt war aber dennoch eine Einheit darstellte. Daher wird sich der darauf folgende Gliederungspunkt bezüglich der 50er und 60er Jahre jeweils getrennt auf die DDR und die Bundesrepublik beziehen. Wie zu zeigen sein wird, änderte sich in beiden deutschen Staaten die Kirchenmitgliedschaftsentwicklung in ihrer Richtung oder Intensität um die Jahre 1969/70. Schließlich werden dann die 70er und 80er Jahre in gleicher Weise beleuchtet. In den periodischen Gliederungspunkten führe ich jeweils die ausgewählten externen und internen Faktoren an. Der Schwerpunkt kann nicht nur auf den äußeren Bedingungen liegen. Auch die kircheninternen Handlungsstrategien und Entwicklungen müssen hinzugezogen werden. Andernfalls erschien die Kirchenmitgliedschaftsentwicklung lediglich als ein von externen Konstellationen abhängiger Gegenstand. Daran anschließend stelle ich die Entwicklung der Kirchenmitgliedschaft anhand ausgesuchter Daten dar. Sodann führe ich beide Gliederungspunkte, die Rahmenbedingungen und das entsprechende Zahlenmaterial, zu einer Analyse der Kirchenmitgliedschaftsentwicklung zusammen. Abschließend soll noch ein Blick auf die Kirchenmitgliedschaftsentwicklung nach 1990 geworfen werden um im weiteren Verlauf die aktuellen Mitgliederzahlen kurz aufzuzeigen. Schließlich erfolgt in einem Fazit eine Zusammenführung der einzelnen Gliederungspunkte dieser Arbeit um eine abschließende Betrachtung der zugrundeliegenden Forschungsfrage zu erhalten.

Unzweifelhaft lassen sich auch andere Untergliederungen anführen um interessante Ergebnisse aus diesen Untersuchungen zu gewinnen. Meine Überlegungen entspringen der Idee, die externen und eventuell kircheninternen Einflüsse auf die Entwicklungen der Mitgliedertendenzen aufzuspüren und diese anhand des Zahlenmaterials zu begründen. Somit möchte ich herausfiltern, wie es dazu kam, dass die ehemalige Volkskirche heute als eine Minderheitskirche erscheint. Die Darstellungen dieser Arbeit sind der Kirchengeschichte unterworfen und fragen somit besonders nach den historischen Wandlungsprozessen und deren Wirkung.

2. Abgrenzung des Themas

Der Zeitraum von 1940 bis 1990 beträgt nicht nur ein halbes Jahrhundert, er ist auch von zahlreichen Zäsuren und Ereignissen bestimmt. Diese tangieren oft die Kirche als Institution und häufig die Christen als Bürger dieses Landes und als Gemeindemitglieder. Angesichts dieser Anzahl an Faktoren und Bedingungen ist eine Eingrenzung des Themas erforderlich.

2.1 Forschungsfrage und Themeneingrenzung

Ich untersuche in der vorliegenden Arbeit die Entwicklung der Kirchenmitgliederzahlen Deutschlands für die evangelischen Kirchen anhand der oben genannten Forschungsfrage. Andere Religionsgemeinschaften und Konfessionen, sowie Sonderkirchen werden innerhalb dieser Untersuchung weitestgehend ausgeklammert, teilweise werde ich jedoch die Tendenzen der katholischen Kirche hinzuziehen. Es soll im Folgenden die Mitgliederentwicklung des Protestantismus in Deutschland aufgezeigt und analysiert werden. Dabei stellt sich natürlich auch die Frage, inwieweit die Säkularisierung[3] bereits fortgeschritten ist, von der in der Forschung gesprochen wird. Es wird untersucht, wie sich die Mitgliederzahlen in dem halben Jahrhundert von 1940 bis 1990 entwickelt haben und welche Ursachen dafür herangezogen werden können.

Sowohl die Kirche als auch deren Mitglieder agierten nicht in einem Leerraum, sondern waren an staatliche Vorgaben und Befugnisse gebunden. Bereits 1959 diagnostizierte Scheuner diese Doppelzugehörigkeit der Kirchenmitglieder. In seinem RGG-Artikel heißt es:

„Wie immer das Wesen der K.[irche] von ihr selbst und von einer Epoche verstanden wird, als die Gemeinde der Gläubigen versammelt die K.[irche] in ihrer irdischen Erscheinung die gleichen Menschen, die als Bürger unter der politischen Gewalt des St.[aat]es leben.“[4]

Er führte weiter aus, dass der Staat stets seinen Anspruch auf Regierung geltend macht und es somit zu Konflikten und Abgrenzungen von der Kirche kommen kann und tatsächlich auch kam.[5] Die Kirche ist stets auch von den äußeren Bedingungen abhängig. Weiter heißt es: „Die äußere Erscheinung der K.[irche] wie auch die Anschauungen über sie unterliegen […] steter geschichtlicher Veränderung.“[6] Daher betrachte auch ich die staatlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen der jeweiligen Zeiträume, um eben diese Veränderungen festzustellen. Sowohl die vorgenannten, als auch die kircheninternen Rahmenbedingungen werden sich jedoch nur auf die relevanten[7] Veränderungen und Ereignisse beziehen können. Denn diese Begebenheiten werden es sein, welche das Ansehen der Kirche in der Öffentlichkeit gewandelt haben. Wenn dem so ist, dann müssten sich gerade in Zeiten massiver staatlicher Eingriffe oder Veränderungen der Kirche die Kirchenmitgliederzahlen verändern. Dies wird im Folgenden zu prüfen sein. Theologischen Neuerungen und Debatten werden unberücksichtigt gelassen, weil diese das „normale“ Gemeindemitglied nicht oder nur sehr marginal betrafen und die Zahl der Zu- bzw. Abgänge auf Grund von theologischen Differenzen gering sein dürfte. Auch Zieger stellte fest, dass „die stärksten Wellen der [Kirchenaustritts-]Bewegung von außerkirchlichen, politischen Vorgängen ausgelöst wurden.“[8] Und begründet dies im Folgenden damit, dass die Kirchenbindung des Einzelnen schwächer ist als dessen Bindung an gesellschaftliche Gruppen, denen derjenige sich aus idealistischer, wirtschaftlicher oder sozialer Sicht zugehörig fühlt.[9]

Zudem stellte Feige fest, „daß die Entscheidungen über die Beibehaltung bzw. Aufkündigung der Kirchenmitgliedschaft unter dem Aspekt des Nutzens und der Kosten gesehen wird.“[10] Auch Engelhardt et al. sehen einen Zusammenhang zwischen der Austrittsquote und der individuellen Entscheidung zu einem Austritt als persönliche Reaktion auf politische, rechtliche und finanzielle Entwicklungen.[11] Auch daher werde ich den historischen Kontext sowie die darin entstandenen kirchlich-institutionellen und rechtlichen Rahmenbedingungen betrachten müssen, da diese meines Erachtens und auf Basis dieser Untersuchungen erheblichen Einfluss auf die jeweiligen Mitgliederzahlen haben. Es ist hierbei opportun, die Evangelische Kirche Deutschlands nicht als eine einzelne Kirche zu betrachten sondern ab 1949/50 zwischen den Landeskirchen auf dem Gebiet der DDR und der Bundesrepublik zu unterscheiden. Die Konversionsbilanz auf beiden Seiten soll jedoch keine nähere Betrachtung finden, kann jedoch in den entsprechenden Statistiken und Artikeln der Kirchlichen Jahrbücher nachvollzogen werden. Lokale und regionale Unterschiede, das heißt Aufschlüsselungen der Mitgliedsbewegung auf die einzelnen Bundesländer, lasse ich weitestgehend unbeachtet. Dies wäre im Rahmen dieser Arbeit nicht zu bewältigen und müsste an anderer Stelle untersucht werden.

Die Mitgliederzahlen schwanken nicht nur durch die Austritte aus der Kirche, sondern auch durch Eintritte (Taufen, Wiedereintritte, Immigration) oder Sterbefälle und Emigration.[12] Die Gesamtheit dieser Möglichkeiten kann jedoch im Rahmen dieser Arbeit nicht betrachtet werden, weil die Auswertung des Zahlenmaterials zu umfangreich wäre. Daher grenze ich das Zahlenmaterial auf einzelne gehaltvolle Datenreihen ein. Dies sind die Mitgliederzahlen, sowie die Ein- und Austrittszahlen und zuletzt die Taufzahlen. Die Zu- und Abgänge auf Grund der Mortalität habe ich bewusst ausgeklammert, da die Entwicklung der Kirchenpolitik sowie das Handeln der Kirchen an sich hierauf keinen Einfluss haben und diese Zahlen somit als Faktor für eine bewusste Kirchenmitgliedschaftsentscheidung ausgeklammert werden kann. Im Hinblick auf die absolute Zahl der Täuflinge, welche später in der Regel auch Kirchenmitglieder werden, würde ein Blick auf die entsprechenden Konfirmandenzahlen zeigen, wie sich diese Entscheidung in der Realität verhält. Diese werden in meiner Arbeit jedoch nicht eigens betrachtet, da ich die Austritte unmündiger Kinder ebenfalls in die Statistik einfließen lasse. Die Zahlen der Ein- und Austritte enthalten ebenfalls auch die unmündigen Kinder. Auch hier verweise ich auf die entsprechenden KJb. An dieser Stelle werden die Kinder, welche vor der Konfirmation die Kirche verlassen statistisch mit erfasst, ohne dass eigens die Konfirmandenzahlen betrachtet werden muss. Entscheiden sie sich für die Konfirmation, tauchen sie statistisch in den Mitgliederzahlen auf.

Unter dem Begriff der Säkularisierung oder Entkirchlichung der Gesellschaft soll im Folgenden nicht der Einfluss, welchen die beiden christlichen Kirchen auf die Gesellschaft und den Staat haben, betrachtet werden.[13] Vielmehr wird damit lediglich die Tatsache umschrieben, dass die Kirchenmitgliederzahlen in Deutschland sinken. Lois beschreibt den Begriff der Säkularisierung:

„Dazu zählen die Abnahme des sozialen Stellenwertes der traditionellen christlichen Religionsformen, die sinkende Akzeptanz der Kirchen und ihrer Lehren, steigende Kirchenaustrittsraten oder die schwächer werdende Bereitschaft zur Partizipation am kirchlichen Leben.“[14]

In dieser Definition wird auch der Faktor der Tendenz der Kirchenmitgliederzahlen berücksichtigt. Auf diesen Aspekt werde ich mich in der vorliegenden Arbeit besonders konzentrieren. Wie bereits angedeutet besteht ein Unterschied zwischen den Mitgliederzahlen der Kirchen und der tatsächlichen Religionsausübung. Denn wer formal einer Religion angehört, muss diese nicht auch praktizieren oder kann sich eher eine sogenannten Patchwork-Religion zugehörig fühlen.[15] Dieses Faktum möchte ich daher hier erwähnt wissen um darauf aufmerksam zu machen, dass die Mitgliederzahlen nicht immer mit den tatsächlichen Zahlen übereinstimmen. Ich denke eher, sie müssten nach unten korrigiert werden.

Die Quellenlage der Erhebungsdaten soll im Folgenden näher ausgeführt werden.

2.2 Erhebungsdaten

Als Basis meiner Untersuchungen dienen die Zahlen des Statistischen Bundesamtes (bzw. des Statistischen Reichsamtes) sowie die Datenreihen der Evangelischen Kirche, entnommen aus den „Kirchlichen Jahrbüchern für die Evangelischen Kirche in Deutschland“ (KJb). Um die enthaltenen Tendenzen zu verdeutlichen genügt meines Erachtens kein punktueller Einblick. Stattdessen soll die Kirchenmitgliedschaftsentwicklung über einen Zeitraum von 50 Jahren betrachtet werden. Ich setze meine Untersuchungen daher in den 1940er Jahren an und werde diese bis zur deutschen Wiedervereinigung chronologisch aufbereiten, miteinander verknüpfen und anschließend analysieren.

Hierbei werden die Mitgliedszahlen betrachtet und ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung bestimmt. Hinzu kommen die Ein- und Austrittszahlen. Ich werde bei der Betrachtung dieser auch die Zahl der Religionsunmündigen (Kinder unter 14 Jahre) hinzurechnen, da diese ebenfalls als Kirchenmitglieder wegfallen. Wenngleich Zieger anmerkt, dass diese Daten nicht immer vollkommen zuverlässig sind[16], so zeigen sie dennoch eine Tendenz auf.

Eberhard macht auf die Schwierigkeiten aufmerksam, deren sich die Statistik in den Kriegs- und Nachkriegsjahren gegenübersah. Dies hing mit der Situation des Krieges zusammen, welche eine exakte Auflistung der kirchlichen Lebensäußerungen erschwert oder sogar verhindert hat, hinzu kam eine Papierknappheit und die grundsätzliche antireligiöse Einstellung der Regierung. Die Zahlenlage ist daher äußerst gering und es konnten keine Gesamtergebnisse veröffentlicht werden, welche einen Überblick über die kirchlichen Statistiken vermitteln. Ich werde mich daher jeweils auf die Kriegsjahre beschränken müssen, für welche Zahlenmaterial überliefert sind. Bei dem hier benutzten Zahlenmaterial handelt es sich daher überwiegend um die Ergebnisse der Volkszählungen 1946 und 1950.

Die Situation während der Besatzungszeit hat die Verwaltungsarbeit ebenfalls erschwert. Daher sind auch in diesen ersten Nachkriegsjahren die Daten sehr lückenhaft.[17] Dies ändert sich für die westdeutschen Gliedkirchen, denn ab 1950 sind hier alle Daten aufbereitet und überliefert. Für die Untersuchung der Kirchenmitgliedsentwicklung in der DDR ist die Quellenlage nicht so günstig wie im Bundesgebiet. Für viele große Kirchengebiete fehlen die Zahlen und sie fallen somit statistisch aus. Walter Dielhenn musste dies 1951 bei der Erfassung der Äußerungen bezüglich des kirchlichen Lebens feststellen. Darin schreibt er: „Dagegen waren aus der Deutschen Demokratischen Republik bis heute weder Bevölkerungs- noch Konfessionszahlen zu erlangen […].“[18] Daher wurde angemerkt, dass nicht länger Angaben für das gesamte deutsche Gebiet gemacht werden können.[19] Dennoch sind genügend Zahlen bereitgestellt, so dass eine fundierte Analyse möglich ist. Besonders die sächsische Landeskirche hat annähernd alle Daten überliefert und stellt somit für diese Arbeit die schwerpunktmäßig analysierte Landeskirche dar. Daneben wird natürlich auch auf die übrigen Landeskirchen geblickt, um Unterschiede in den Tendenzen herauszufiltern und Gemeinsamkeiten zu verdeutlichen.

Eine weitere Ursache für das unvollständige Zahlenmaterial liegt in der rechtlichen Grundlage des Kirchenaustritts. Seit 1873 ist es nicht mehr nötig, dass Austrittswillige dieses Vorhaben einem Kirchenvertreter mitteilen müssen. Dies hat zur Folge, dass die staatlichen Behörden die Kirchen über die Austrittszahlen informieren müssen.[20] Besonders schwierig ist daher die genaue Darstellung der Kirchenmitgliederzahlen für das Gebiet der DDR, da der Staat diese Pflicht nicht mehr wahrnahm. Nur zwei Volkszählungen (1950 und 1964) erfassten hier die Kirchenzugehörigkeit. Die übrigen Daten sind durch die Kirchen selbst ermittelt worden und teilweise lückenhaft und unzuverlässig. Dennoch muss ich mich im Folgenden aus Ermangelung harter Zahlen mit diesen begnügen, die Statistiken selbst müssen dabei jedoch immer auch vor diesem Hintergrund betrachtet werden.[21]

Auch DetlefPollack beschreibt die ungünstige Situation der Statistiken. Ich orientiere mich an dessen sorgfältige Aufstellung, welche jedoch erhebliche Lücken aufweist. Der Autor hat die mühevolle – jedoch nötige und nützliche – Arbeit auf sich genommen und alle Zahlen zusammengetragen, welche für die einzelnen Landeskirchen in der DDR überliefert sind.[22] Wie bereits erwähnt, sind die Zahlen allein für Sachsen annähernd lückenlos. Für die Landeskirchen von Berlin-Brandenburg, der Kirchenprovinz Sachsen und Greifswald ist die Überlieferungslage dagegen beinahe katastrophal zu nennen.

Des Weiteren ziehe ich die Daten aus den Kirchlichen Jahrbüchern hinzu, in welchen noch Angaben über die Kirchenmitglieder in der sowjetischen Besatzungszone enthalten sind. Dies betrifft jedoch nur die ersten Jahrgänge und auch hier weisen die Statistiken große Lücken auf, besonders was die Zahlen aus der Kirchenprovinz Sachsen und bis 1964 auch die Landeskirche Mecklenburg betrifft. Einige Ungenauigkeiten müssen bei der Erarbeitung dieser Thematik demnach in Betracht gezogen und hingenommen werden. Daher ist ein Umgang mit den Zahlen auch nur vorsichtig möglich. Tendenzen lassen sich auch aus diesen Zahlen dennoch ableiten. Ich werde mich an Pollack orientieren und jeweils nur die Zahlen ausgewählter Landeskirchen betrachten.

Da die Bevölkerungszahlen selbst auch schwanken, sagen die Mitgliederzahlen allein noch nichts über den prozentualen Anteil der protestantischen Bevölkerung aus. Ich werde über diese Zahlen hinaus zudem die jeweiligen Werte der Gesamtbevölkerung als Vergleichsbasis verwenden, um somit die Anzahl der Protestanten an dieser zu bestimmen. Hier beziehe ich mich vor allem auf die Zahlenbasis bei Michael Hubert[23], muss jedoch gelegentlich auch die Statistischen Jahrbücher hinzuziehen. Allerdings ist ein Absinken oder Ansteigen von Kirchenmitgliederzahlen allein noch kein Beweis für einen Rückwärtstrend der Kirchenmitglieder. Daher ziehe ich die Ein- und Austrittszahlen hinzu. Sie zeigen die individuellen Entscheidungen bezüglich einer Kirchenzugehörigkeit an. Mir ist es wichtig, diese individuellen Entscheidungen zu beleuchten und in Beziehung zu den Rahmenbedingungen zu setzen, welche sie eventuell beeinflussen. Auch die Taufzahlen werden daher betrachtet, hier liegt die individuelle Entscheidung zwar nicht bei dem Täufling selbst, jedoch bei dessen Eltern. Hierbei werde ich jedoch nur die Anzahl der Kindertaufen berücksichtigen.

Im Folgenden werde ich den aktuellen Forschungsstand betrachten und aufzeigen, wo sich die vorliegende Arbeit darin eingliedert.

2.3 Forschungsstand

Sowohl die breiten öffentlichen Debatten als auch die Forschungsdiskussionen beschäftigen sich seit einigen Jahren intensiver mit dem Problem des Mitgliederrückgangs der beiden christlichen Kirchen Deutschlands.[24] Dabei werden diese Untersuchungen nicht nur auf kirchenhistorische oder systematisch-theologische Problemstellungen gestützt. Hinzu kommen Betrachtungen und Analysen aus demographischen und soziologischen Disziplinen. Der Diplom-Geograph Joachim Eicken hat in Zusammenarbeit mit Dr. Ansgar Schmitz-Veltin die demographischen Perspektiven des Mitgliederrückgangs jüngst erforscht.[25] Angeheizt wurden die Diskussionen in den vergangenen fünf Jahren vor allem durch die Missbrauchsfälle in einigen katholischen Einrichtungen. Daraus entstand eine Vertrauenskrise, infolge welcher die Zahl der Kirchenaustritte erneut stark anstieg. Beide kommen zu dem Schluss, dass die aktuelle Forschung den Aspekt übersieht, dass der kontinuierliche Mitgliederschwund bereits vor fast einem halben Jahrhundert – in den 70er Jahren – eingesetzt hat.[26] Dadurch wäre meines Erachtens die Krise, in welcher sich die beiden deutschen Volkskirchen befinden, nicht auf punktuelle Ereignisse zurückzuführen.[27] Vielmehr bedarf sie einer kritischeren Ursachenprüfung. Die vorliegende Arbeit bezieht sich dabei jedoch nur auf die Kirchenmitgliederzahlen der evangelischen Kirche Deutschlands.

Der Religionssoziologe Detlef Pollack geht hingegen in seinen Untersuchungen nicht allein von dem Verhältnis zwischen Staat und Kirche aus, sondern betrachtet auch andere gesellschaftliche Phänomene, welche die Situation der Kirche beeinflussen.[28] Er stellt fest, dass die „Ausschläge der Kirchenaustrittskurve in enger Verbindung mit sozialen Umbrüchen, polit. Entwicklungen und finanzrechtlichen Entscheidungen“ stehen.[29] Daher werde auch ich in der vorliegenden Arbeit nicht allein politische oder staatliche Rahmenbedingungen anführen, sondern ganz allgemein die externen Bedingungen betrachten, für eine ausführliche Darstellung lohnt sich jedoch der Blick in das Werk Pollacks. Daneben betrachtete er die Formen der Religiosität und vor allem deren Intensität. Auch hier wird West- mit Ostdeutschland verglichen, um Unterschiede, aber auch Gemeinsamkeiten offen zu legen. Weiter wird die Frage nach der Säkularisierungstendenz der heutigen Gesellschaft gestellt. Als neuen Denkansatz wählt er dabei die Individualisierungsthese. Diese geht von einer Modernisierung der Gesellschaft in allen Bereichen aus. Dennoch sind darin die Moderne und die Religion miteinander kompatibel. Es erfolgt danach keine Positionsschwächung der Religion, sondern ein Wandel ihrer Gestalt. Die Verknüpfung zwischen Religion und Kirche löst sich langsam auf und Religion ist daher heute an vielen Orten zu finden. Dies geht mit einem Bedeutungsschwund der Kirchen und einem Aufschwung der individuellen Religion einher. Die heutigen Möglichkeiten und Angebote zwingen dementsprechend zu einer kritischen Auswahl innerhalb der Sinndeutungsangebote. Da ich im Zuge dieser Arbeit jedoch keine rein soziologische, sondern eine kirchenhistorische Untersuchung durchführe, muss der Hinweis auf diese Studie Pollacks an dieser Stelle genügen.[30] Bereits 1982 versuchte Wolfgang Büscher ebenfalls eine Untersuchung der Kirchenmitgliedschaft, ihm lagen jedoch nicht so viele Daten vor.[31] Beide Autoren betrachteten verschiedene Datenmengen, etwa das Verhältnis zwischen städtischer und ländlicher Bevölkerung hinsichtlich der Religiosität, innerhalb verschiedener Erwerbsklassen oder zwischen Frauen und Männern. Büscher hingegen betrachtete zudem die katholische Kirche.

Eine interessante Betrachtung, ebenfalls als soziologischer Ansatzpunkt, hat Christof Wolf vorgenommen. Er untersuchte die Konfessionslosigkeit der deutschen Bevölkerung nach Geburtsjahrgängen und Regionen, das heißt Ost- und Westdeutschland getrennt.[32] In meiner Arbeit werde ich auf seine Ergebnisse zurückkommen. Da diese sich jedoch auf die ALLBUS-Daten für den Zeitraum von 1980 bis 2008 beschränken, werden diese Ergebnisse erst ab Kapitel 4.5 Eingang finden. Eine unmittelbare Übertragung auf meine Analyse ist daher nicht möglich. Da Wolf zudem nicht zwischen den beiden christlichen Kirchen unterscheidet können hier nur Tendenzen aufgezeigt werden. Die Untersuchung umfasst in der BRD eine Zeitspanne von 1980 bis 2004, für das ostdeutsche Gebiet stehen ihm erst ab 1991 Zahlen zur Verfügung. Auffällig ist, dass die Konfessionslosigkeit unabhängig von der Region mit dem späteren Geburtsjahr zunimmt. Dennoch liegt der Anteil Konfessionsloser Bürger im Gebiet der DDR deutlich höher als im Westen. In beiden deutschen Staaten liegt der Prozentsatz der Konfessionslosigkeit in der Generation nach 1964 zeitweise unter dem der Generation von 1946-1964. In Westdeutschland erreichte die Konfessionslosigkeit jedoch nie 20%. In den drei ältesten Geburtsjahrgängen nahm die Konfessionslosigkeit nach 1996 kurzzeitig wieder ab. Inwieweit dies mit den Sterbefällen zusammenhängt ist nicht ersichtlich.[33]Wolf fasst seine Ergebnis prägnant zusammen: „Je jünger, desto größer die Entfremdung zu den Kirchen.“[34] Eine ähnliche Untersuchung führte Daniel Lois 2011 ebenfalls durch und kam zu entsprechenden Ergebnissen, er zieht jedoch noch ausdifferenzierte Dimensionen hinzu, etwa Kohorten- und Sozialisationseffekte, vor allem aber Alters- und Lebenszykluseffekte. Daneben werden Prozesse des gesellschaftlichen Wandels als ursächlich beschrieben. Vor allem Lois machte auf das Problem des Sozialisationseffektes aufmerksam.[35] Dieser stellt die spannende Frage: „Existiert neben negativen Kohorten- und Periodeneffekten ein positiver Alterseffekt, der dem altersübergreifenden Säkularisierungstrend entgegenläuft?“[36] und kann diese Frage dann zusammenfassend positiv beantworten. Im Rahmen dieser Arbeit können dessen Ergebnisse jedoch nur bedingt berücksichtigt werden.[37]

Die Forschung beschäftigt sich aus gegebenem Anlass mit Fragen, welche sich um den Mitgliederschwund bewegen. Auch die neuere Religionsforschung widmet sich auf vielen Ebenen diesem Problem. Staatlich, institutionell, gesellschaftlich, soziologisch, historisch, politisch, im interreligiösen Kontext – um nur ein Bruchstück möglicher Aspekte zu nennen. Das Spektrum zu fassen ist an dieser Stelle daher schlicht unmöglich und kann nur punktuell aufgezeigt und keinesfalls als komplett verstanden werden.[38]

Insgesamt lassen sich in der Forschung zwei Positionen für die Ursachen des Entkirchlichungsprozesses in Deutschland und vor allem in der DDR herausfiltern. Die eine Seite wird unter anderem durch Horst Dähn vertreten, dieser geht von einer doppelten Kausalität aus. Zum Einen seien die staatlichen Repressionen ausschlaggebend gewesen zum Anderen musste die Kirche sich auch mit den Modernisierungstendenzen vor allem im kulturellen Sektor arrangieren, welche eine Individualisierung und Kirchenflucht zur Folge hatte.[39] Ich untersuche in der vorliegenden Arbeit vor allem die These Erhart Neuberts, welcher insbesondere von der systematischen Religionsbekämpfung seitens der Regierung in der DDR ausgeht.[40] Dennoch blicke ich auch in den Westen des geteilten Deutschlands, den Einflüssen staatlicher Einwirkungen auf die Kirche hier und die sich daraus ergebenden Kirchenmitgliederzahlen um somit eine Vergleichsbasis zu erhalten. Pollack argumentiert gegen diese These, da auch in Phasen der politischen Entspannung zwischen Staat und Kirche die Mitgliederzahlen weiter abfielen und im Gegenzug zum Ende der DDR, als die Kirche sich auch staatskritisch äußerte, wieder zunahmen. Auch der Säkularisationsthese welche die Modernisierung ls ursächlich betrachtet, widerspricht er, da in Ländern, in welchen die Industrialisierung viel weiter vorangeschritten war, die Mitgliederzahlen höher als in Deutschland liegen, so beispielsweise in den USA, wo ein hoher Industrialisierungs- und Modernisierungsgrad ebenso wie eine hohe Religionsbindung vorliegt.[41] Daneben erörtert Pollack auch eine Form von Spiralwirkung der Kirchenmitgliederzahlen durch die „Minorisierung der Kirchen“, so

„verringern sich in der Regel die Möglichkeiten der Tradierung christlicher Glaubensvorstellungen und Formen. Je kleiner die Kirchen werden, desto mehr hört Kirchenmitgliedschaft auf, eine gesellschaftlich abgesicherte Selbstverständlichkeit zu sein, und desto mehr wird die Mitgliedschaft in einer Kirche zu einem Gegenstand der bewußten persönlichen Entscheidung.“[42]

Aus diesem Grund werde ich in der folgenden Arbeit auch die Taufzahlen berücksichtigen, weil hierbei das Interesse der Eltern deutlich wird, ihre Kinder in der christlichen Tradition zu erziehen und zu Kirchenmitgliedern zu machen. Auch ein Blick auf die Bestattungsraten würde einen Hinweis auf den dadurch beeinflussten Rückgang der Kirchenmitgliederzahlen aufzeigen, doch kommt es mir auf die „freiwilligen“ Austritte an, welche in den Austrittszahlen festgehalten sind.

3. Kirche in Deutschland vor 1940

Um die Tendenz der Kirchenmitgliederzahlen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts richtig deuten zu können, ist ein Blick in die Kirchenpolitik zu Beginn dieses Jahrhunderts nötig. Diese Zeit markiert eine entscheidende Zäsur in der Kirchenpolitik Deutschlands.