Klein Axel verliert sein Herz - Gert Rothberg - E-Book

Klein Axel verliert sein Herz E-Book

Gert Rothberg

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Beschreibung

In diesen warmherzigen Romanen der beliebten, erfolgreichen Sophienlust-Serie ist Denise überall im Einsatz. Denise hat inzwischen aus Sophienlust einen fast paradiesischen Ort der Idylle geformt, aber immer wieder wird diese Heimat schenkende Einrichtung auf eine Zerreißprobe gestellt. Doch auf Denise ist Verlass. In der Reihe Sophienlust Extra werden die schönsten Romane dieser wundervollen Erfolgsserie veröffentlicht. Warmherzig, zu Tränen rührend erzählt von der großen Schriftstellerin Patricia Vandenberg. »Wach auf, du Schlafmütze!« Henrik von Schoenecker stand vor dem Bett seines Halbbruders. Doch Nick reagierte nicht. »Schlafmütze«, wiederholte Henrik und zog dem Älteren die Decke weg. »Bist du verrückt!« Nick, der eigentlich Dominik hieß und mehr als fünf Jahre älter war als Henrik, richtete sich auf. Er wollte nach seiner Bettdecke greifen, doch Henrik hielt sie fest. »Wie spät ist es?« Henrik schaute auf den Wecker. »Gleich halb acht!« »Und da weckst du mich, ich glaube, du tickst nicht richtig.« Nick eroberte seine Decke zurück, kroch darunter und schloss die Augen. Doch irgendwie, halb unbewusst, hatte er das Gefühl, dass Henrik ihm keine Ruhe lassen würde. Nick sollte recht behalten. Henrik riss das Fenster auf und berichtete, was er sah. Nick hielt sich die Ohren zu. Nicht mal in den Ferien kann man ausschlafen, dachte er wütend. Und je wütender er wurde, umso mehr verflog seine Müdigkeit. Schließlich setzte er sich auf.

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Seitenzahl: 126

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Sophienlust Extra – 94 –Klein Axel verliert sein Herz

Unveröffentlichter Roman

Gert Rothberg

»Wach auf, du Schlafmütze!«

Henrik von Schoenecker stand vor dem Bett seines Halbbruders.

Doch Nick reagierte nicht.

»Schlafmütze«, wiederholte Henrik und zog dem Älteren die Decke weg.

»Bist du verrückt!« Nick, der eigentlich Dominik hieß und mehr als fünf Jahre älter war als Henrik, richtete sich auf. Er wollte nach seiner Bettdecke greifen, doch Henrik hielt sie fest.

»Wie spät ist es?«

Henrik schaute auf den Wecker. »Gleich halb acht!«

»Und da weckst du mich, ich glaube, du tickst nicht richtig.« Nick eroberte seine Decke zurück, kroch darunter und schloss die Augen. Doch irgendwie, halb unbewusst, hatte er das Gefühl, dass Henrik ihm keine Ruhe lassen würde.

Nick sollte recht behalten. Henrik riss das Fenster auf und berichtete, was er sah.

Nick hielt sich die Ohren zu. Nicht mal in den Ferien kann man ausschlafen, dachte er wütend. Und je wütender er wurde, umso mehr verflog seine Müdigkeit.

Schließlich setzte er sich auf. »Kannst du nicht wenigstens dann einmal länger schlafen, wenn wir im Urlaub sind?«

»Ich kann nicht mehr schlafen«, verteidigte sich Henrik.

»Dann bleib im Bett liegen und sei ruhig.«

»Das ist zu langweilig.« Henrik schaute wieder zum Fenster hinaus. »Da gehen schon welche zum Frühstück.«

»Ich frühstücke erst um zehn«, murmelte Nick und griff nach einem Buch.

»Du bist der langweiligste Bruder, den man sich vorstellen kann«, schimpfte Henrik. Er trat zu der Tür, die ins Nebenzimmer führte, und lauschte. Alles war still. Also schliefen die Eltern auch noch.

»Ich verstehe gar nicht, dass man so lange schlafen kann«, maulte Henrik.

»Schließlich sind wir in den Urlaub gefahren, um uns zu erholen. Du bist schon ein komischer Kauz.«

»Ich bin kein Kauz«, verwehrte sich Henrik. Er beugte sich weit aus dem Fenster und winkte jemand zu. »Wenn du aufstehen sollst, dann kommst du nicht aus dem Bett«, fuhr Nick fort. »Und jetzt, wo du schlafen kannst, da willst du nicht.«

»Ich mag nicht aufstehen, wenn ich in die Schule gehen muss. Wer geht schon gern in die Schule?«

»Ich«, sagte Nick.

»Schwindler«, konterte Henrik. Dann verkündete er, er werde jetzt ins Bad gehen.

»Mach das. Dann habe ich endlich meine Ruhe.« Nick vertiefte sich wieder in sein Buch.

Nach zehn Minuten kam Henrik zurück und begann sich anzuziehen. »Was machen wir heute?«

»Keine Ahnung. Vielleicht eine Bergwanderung. Hier im Zillertal kann man sehr schön wandern.« Nick klappte sein Buch zu.

Na endlich, dachte Henrik. »Wieso heißt dieses Tal eigentlich Zillertal?«

»Keine Ahnung.« Nick zuckte mit den Schultern.

»Denke nach«, befahl Henrik. »Du weißt doch sonst immer alles.«

Nick gähnte laut und trat zum Fenster. »Das ist doch ganz einfach. Der Fluss, der hier durchfließt, heißt Ziller. Daher hat das Tal seinen Namen bekommen.« Er beugte sich aus dem Fenster. »Schön ist es hier. Besonders bei Sonnenschein.«

Henrik nickte. »Es war schon eine tolle Idee, die Osterferien hier zu verbringen.«

»Ja. Mutti hatte diese Idee.« Nick streckte sich. Schade, dass unser Zimmer keinen Balkon hat, dachte er.

Henrik hatte sein Ohr an die Tür zum Nebenzimmer gelegt. »Ich glaube, die schlafen immer noch.«

»Klar. Alle vernünftigen Leute schlafen im Urlaub länger.«

»Nicht alle«, widersprach Henrik ihm. »Schau hinaus! Axel geht mit seinem Vater schon zum Frühstück hinüber.«

Alle, die in dem Nebengebäude wohnten, mussten zu den Mahlzeiten in das Haupthaus des Hotels gehen. Zu diesen Gästen gehörte auch die Familie von Schoenecker.

»Nun mach dich schon fertig, damit wir endlich frühstücken können«, drängte Henrik. »Ich habe Hunger.«

»Dann geh schon voraus«, schlug Nick vor.

Aber das wollte Henrik auch nicht. »Ich warte auf dich, aber beeile dich ein bisschen.«

»Du wirst schon nicht gleich verhungern.« Nick öffnete die Tür, um ins Bad zu gehen.

Als er zurückkam, hörte er Stimmen im Nebenzimmer.

»Mutti und Vati sind endlich wach«, verkündete Henrik. »Ich habe ihnen schon gesagt, dass wir vorausgehen.«

Nick stieß die nur angelehnte Tür ganz auf. »Guten Morgen!«

»Guten Morgen«, antwortete Alexander von Schoenecker. Er stand im Schlafanzug vor dem Fenster und machte Freiübungen.

Denise lag noch im Bett. »Wer von euch ist denn so früh aufgestanden?«, fragte sie.

»Wer schon? Henrik natürlich. Im Urlaub ist er einfach eine Nervensäge. Da hat man ab sieben Uhr keine Ruhe mehr.«

Die Mutter unterdrückte ein Schmunzeln. Dann schlug sie die Decke zurück und stieg aus dem Bett.

»Wir gehen schon rüber und frühstücken«, sagte Nick. »Bis später.«

Der Frühstücksraum war bereits etwa zur Hälfte besetzt.

»Da kannst du mal sehen, wie viele im Urlaub früh aufstehen«, triumphierte Henrik. Dann ging er zu einem Tisch, an dem ein dreijähriger Junge mit seinem Vater saß.

»Guten Morgen, Herr Busch«, grüßte Henrik. »Morgen, Axel.« Er setzte sich neben den Jungen, der sofort Platz machte. »Seid ihr schon fertig?«

Axel nickte. »Aber ich warte auf dich, wenn du willst.«

Die beiden Kinder hatten sich angefreundet.

»Gut, dann können wir hinterher zusammen spielen. Oder fahrt ihr weg?«

»Heute nicht«, antwortete Ferry Busch. Er war neununddreißig und verwitwet.

»Jetzt hole ich mir erst mal was zu essen«, sagte Henrik und stand auf.

Auf der anderen Seite des großen Raumes war ein Frühstücksbuffet aufgebaut. Henrik nahm sich einen Teller und begann ihn zu füllen. Mit einem gekochten Ei, zwei Scheiben Wurst, Käse, Brötchen, Butter.

Nick wartete am Ende des Buffets auf seinen Bruder.

»Kannst du mal ein Yoghurt für mich mitnehmen?«, bat Henrik. »Und ein Glas Orangensaft.«

Nick verzog das Gesicht. »Ich bin doch nicht dein privater Oberkellner. Ein Yoghurt nehme ich noch mit, aber mehr nicht. So viel kannst du sowieso nicht essen.«

»Hast du eine Ahnung!« Henrik hätte am liebsten noch mehr mitgenommen. Etwas von dem gebratenen Speck zum Beispiel. Und Rühreier natürlich, aber es passte einfach nichts mehr auf seinen Teller.

»Nun komm schon zum Tisch«, drängte Nick. »Es ist unfein, seinen Teller so zu beladen.«

»Wenn ich aber nun viel Hunger habe?«

»Dann gehst du ein zweites Mal zum Buffet und holst dir noch etwas«, klärte Nick seinen kleinen Halbbruder auf.

»Meinetwegen.« Henrik setzte sich und begann hungrig zu essen.

Axel Busch kam vom Nebentisch herüber. Sein Vater war schon gegangen. »Darf ich mich zu euch setzen?«

»Klar.« Nick zog einen Stuhl zurück. Er mochte den schüchternen Dreijährigen, der froh war, in Henrik einen Spielgefährten gefunden zu haben.

»Was macht dein Vati heute?«, fragte Henrik.

»Er geht zum Drachenfliegen«, antwortete der kleine Axel. Er hatte weißblondes Haar und blaue Augen.

»Das müssen wir beobachten«, rief Henrik.

Nick pflichtete ihm bei. Auch er war begeistert von diesem Sport und wollte das Drachenfliegen sogar selbst probieren. Seine Mutter war aber dagegen.

»Hat Mutti jetzt eigentlich erlaubt, dass du mal fliegst?«, fragte Henrik seinen Bruder.

Nick schüttelte den Kopf. »Bis jetzt noch nicht. Sie hält das für zu gefährlich.« Nick schaute zum Fenster hinaus. Er stellte es sich wunderbar vor, in so einem Drachen hoch über den Bergen zu fliegen. Eigentlich verstehe ich gar nicht, was daran so gefährlich sein soll, dachte er. Henrik stand auf. Er hatte seinen Teller leer gegessen und holte sich eine zweite Portion. »Soll ich dir was mitbringen, Nick?«

»Ja, ein Brötchen und ein Stück Butter.«

Als Henrik zurückkam, betraten gerade Denise und Alexander von Schoenecker den Frühstückssaal.

»Guten Morgen, Axel.« Denise strich dem Dreijährigen übers Haar, was der Junge mit einem dankbaren Lächeln quittierte. Seine Mutter war bei seiner Geburt gestorben. Das hatte ihm der Vater gesagt, aber Axel verstand es noch nicht so ganz.

»Geht dein Vati heute wieder zum Drachenfliegen?«, fragte Alexander von Schoenecker.

Axel nickte. »Ja. Weil das Wetter so schön ist, hat er gesagt.«

Denise schaute zum Fenster hinaus. »Wir haben wirklich Glück mit dem Wetter. Manchmal liegt zu Ostern hier noch Schnee.«

»Wir möchten gern zusehen, wie Herr Busch mit seinem Drachen von den Bergen herunterfliegt«, sagte Nick.

Seine Mutter nickte. »Das kann ich mir vorstellen. Aber es bleibt beim Zuschauen. Vergiss das nicht.«

Nick zog einen beleidigten Flunsch. Diesmal verstand er seine Mutter nicht. »Wenigstens probieren könnte ich es doch mal. Was sagst du, Vati?«

Alexander von Schoenecker zögerte. »Ich verstehe ja, dass dich dieser Sport begeistert. Um ganz ehrlich zu sein, mich fasziniert er auch. Aber ungefährlich ist das Drachenfliegen nicht, ganz bestimmt nicht.«

»Wenn man es so sieht, dann ist jeder Sport gefährlich«, argumentierte Nick. »Beim Skifahren kann man sich ein Bein brechen, beim Schlittschuhlaufen auf den Kopf fallen und so weiter.«

Alexander von Schoenecker musste lachen. Doch seine Frau blieb ernst.

»Ich würde dir fast jede Sportart erlauben«, sagte sie zu Nick. »Nur nicht das Drachenfliegen.«

»Warum ausgerechnet das nicht, Mutti?«

»Weil ich erst vor Kurzem einen Bericht darüber gelesen habe. Dieser Sport hat in den letzten beiden Jahren die meisten Todesopfer gefordert.« Denise stand auf. »Und jetzt hole ich mir erst mal was zu essen.«

Schmunzelnd begleitete Alexander von Schoenecker seine Frau zum Frühstücksbuffet. »Ich habe noch selten erlebt, dass du so unnachgiebig bist.«

»Diesmal bin ich es, Alexander, und ich möchte dich bitten, mich zu unterstützen. Auch wenn du nicht ganz meiner Meinung bist.«

»Ich habe nachgedacht und bin zu dem Ergebnis gekommen, dass du recht hast, Denise. Für einen Jugendlichen in Nicks Alter ist das Drachenfliegen wirklich zu gefährlich.«

»Nicht nur für Jugendliche«, widersprach ihm seine Frau. »Auch für Erwachsene. Ich würde mich genauso dagegen wehren, wenn du es versuchen wolltest.«

Alexander versuchte zu scherzen. »Da habe ich ja Glück, dass ich es nicht versuchen will. Obwohl es schon faszinierend aussieht, wenn sie mit ihren bunten Vögeln lautlos herunterschweben.«

»Genug«, befahl Denise. »Wenn du jetzt auch noch anfängst, davon zu schwärmen, dann können wir Nick niemals davon abbringen.«

Alexander seufzte und gab nach. Er wusste, dass Denise recht hatte. »Reden wir nicht mehr davon«, schlug er vor und überlegte, was er zum Frühstück essen sollte. Rühreier mit Speck oder nur ein Honigbrötchen? Er entschied sich für beides. Schließlich hatte er Urlaub.

Während des Frühstücks planten sie ihr Tagesprogramm. Alexander war für eine Bergwanderung, Henrik war dagegen. Nick blieb neutral, Denise versuchte zu vermitteln. Schließlich einigten sie sich, mit dem Lift hinaufzufahren und zu Fuß herunterzulaufen.

Damit waren alle einverstanden, sogar Henrik.

»Nehmen wir Axel auch mit?«, fragte er.

»Selbstverständlich«, antwortete Denise. »Wir müssen nur seinen Vati fragen, ob er es erlaubt.«

Axel strahlte. Er hatte sich schon damit abgefunden gehabt, allein spielen zu müssen. Jetzt sprang er auf. »Ich sage es meinem Vati«, rief er und lief hinaus.

»Ein lieber kleiner Kerl«, meinte Denise.

Henrik pflichtete seiner Mutter bei. »Und man kann richtig schön mit ihm spielen, obwohl er noch so klein ist. Neulich habe ich ihm erklärt, wozu ein Fernsehturm da ist, und er hat es verstanden.«

Nicks Blick wurde skeptisch, aber er sagte nichts.

»Wenn ihr fertig seid, dann gehen wir«, schlug der Vater vor, als niemand mehr aß.

Henrik sprang als Erster auf. »Ich sehe mal nach, wo Axel ist.«

Der Neunjährige fand seinen Freund und dessen Vater vor dem Hotel.

»Darf Axel mit uns auf den Berg hinauffahren, Herr Busch?«

Ferry Busch nickte. »Selbstverständlich. Auf welchen Berg wollt ihr denn fahren?«

»Das wissen wir noch nicht. Auf einen, wo es einen Lift gibt.«

»Davon gibt’s hier genug. Fast zu jedem Gipfel führt ein Sessellift hinauf.« Er deutete nach rechts. »Von dort oben habt ihr einen besonders schönen Rundblick.«

»Ist das der Berg, von dem Sie herunterfliegen?«, fragte Nick, der sich zu den beiden gesellt hatte.

Ferry Busch nickte. »Richtig. Von dem Gipfel will ich heute Mittag herunterfliegen.«

»Dann fahren wir auf diesen Berg hinauf«, entschied Nick. »Aber du darfst Mutti nichts davon verraten.« Ein drohender Zeigefinger richtete sich auf Henrik. »Wenn sie hört, dass da oben Drachenflieger sind, sucht sie garantiert einen anderen Gipfel aus.«

»Ich verrate schon nichts«, versprach Henrik, der es gernhatte, wenn sein älterer Bruder ihn um einen Gefallen bat, denn das kam nicht oft vor.

Denise und Alexander kamen heraus und begrüßten Ferry Busch.

»Haben Sie etwas dagegen, wenn Axel den Tag mit uns verbringt?«, fragte Denise.

»Ganz im Gegenteil, Frau von Schoenecker. Ich bin Ihnen sogar dankbar, wenn Sie Axel mitnehmen. Ich hätte ihn sonst allein lassen oder auf meinen Flug verzichten müssen.« Wegen des Kleinen war er schon in den letzten Tagen nicht mehr geflogen. Er hatte ihn nicht allein lassen wollen.

»Gut, dann treffen wir uns alle in einer halben Stunde vor dem Hotel«, schlug Alexander von Schoenecker vor. »Inzwischen suche ich einen Berg aus.«

»Wir haben schon einen ausgesucht«, sagte Henrik. »Den da drüben. Nick hat sich den Namen gemerkt. Von dort hat man die schönste Aussicht und kann bequem zu Fuß wieder heruntergehen.«

»Und außerdem ist die Talstation des Sesselliftes hier im Ort«, kam Nick seinem Bruder zu Hilfe. »Wir können zu Fuß hingehen und den Wagen stehen lassen.«

Das Argument hatte etwas für sich. Alexander, der im Urlaub nicht gern chauffierte, nickte.

»In Ordnung! Wir nehmen diesen Berg.«

Nick und Henrik tauschten einen Verschwörerblick.

Auf dem Weg in ihr Zimmer sprachen Denise und Alexander von Ferry Busch. »Er ist freiberuflicher Architekt und lebt mit seinem Sohn auf dem Land«, sagte Alexander. »Angeblich gehören ihm ausgedehnte Wälder und Grundstücke. Er soll ein sehr reicher Mann sein.«

»Er sollte wieder heiraten, damit das Kind eine Mutter bekommt«, meinte Denise.

Fünfundzwanzig Minuten später war die Familie von Schoenecker mit Axel Busch auf dem Weg zur Talstation des Sesselliftes. Denise und Alexander trugen Kniebundhosen und Bergschuhe. Nick hatte sich von seinen geliebten Jeans nicht trennen können, und Henrik hatte darauf bestanden, seine Cordsamthose zu tragen.

Sollen die Kinder ihren Willen haben, dachte Denise, die mit ihrem Mann hinter den drei Buben herging. Sie spürte Alexanders Arm auf ihren Schultern und blinzelte glücklich in die Sonne. »Ein wundervoller Tag, fast schon wie im Sommer.«

Alexander nickte. »Wir haben wirklich Glück mit dem Wetter. Hoffentlich bleibt es noch ein paar Tage so.« Er dachte daran, dass der Wetterbericht starken Wind angekündigt hatte. Aber das musste ja nicht unbedingt eine Wetterverschlechterung bedeuten. Vielleicht würde es ein wenig kühler werden. Im Moment war es aber noch so warm, dass niemand eine Jacke oder einen Pullover trug. Diese Sachen steckten in dem Rucksack, den Alexander trug. Auch etwas Proviant und eine Flasche mit Tee waren darin. Darauf hatte Denise bestanden. Schließlich gab es nicht auf jedem Gipfel einen Gasthof.

An der Kasse zum Sessellift stand eine kleine Schlange. »Es gibt noch mehr Leute, die das schöne Wetter zu einer Bergfahrt nutzen«, meinte Alexander. »Sportlicher wäre es, wir würden zu Fuß hinaufgehen.« Ein vorwurfsvoller Blick traf Nick und Henrik, die vor der Kasse stehen geblieben waren.

Denise musste lachen. »Mit dem kleinen Axel könnten wir sowieso nicht zu Fuß hinaufsteigen«, meinte sie.

Das ließ Alexander gelten. Er stellte sich an, um die Karten zu kaufen. »Kann Axel allein fahren, oder muss ihn jemand von uns auf den Schoß nehmen?«, fragte er.

Axel behauptete, er könne allein fahren. »Mein Vati lässt mich immer allein fahren«, fügte er hinzu.

Der Mann, der den Lift bediente, schaltete den Motor zurück, sodass die Sessel ganz langsam fuhren. Er hob Axel auf einen Sessel und schloss die Sicherheitskette. »Nicht herumrutschen«, schärfte er dem Jungen noch ein. Dann ging’s bergauf.

Axel saß ruhig und schaute nur geradeaus.