Kleine Geschichte Tirols - Michael Forcher - E-Book

Kleine Geschichte Tirols E-Book

Michael Forcher

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Beschreibung

DIE GESCHICHTE TIROLS AUF EINEN BLICK! Eine fundierte Zusammenfassung auf 352 Seiten Übersichtlich gegliedert und mit zahlreichen Abbildungen veranschaulicht, führt uns Michael Forcher durch die wichtigsten Etappen in der wechselvollen Geschichte des Landes. Der Autor verbindet politische Ereignisse mit kultur-, wirtschafts- und sozialgeschichtlichen Entwicklungen der drei Landesteile Tirols. Besonderes Augenmerk gilt der Südtirol-Problematik von der Teilung des Landes über die Zeit der faschistischen Unterdrückung bis zu den Bombenanschlägen der sechziger Jahre und zur endlich erlangten Autonomie. Jeder, der einen Einblick in die historischen Zusammenhänge Tirols erhalten will, findet hier die ideale Lektüre: kompakt, anschaulich und wissenschaftlich fundiert! - aktualisierte und erweiterte Neuauflage von 2023 - vom bekannten Historiker und Publizisten Michael Forcher - leicht verständlich, kein Vorwissen nötig - spannend aufbereitet - ausführliche Zeittafel zur Geschichte Tirols - über 100 Abbildungen **************************************************************************************************************** LESERSTIMMEN: "Der Autor Michael Forcher fasst auf rund 300 Seiten zusammen, was man über die Geschichte Tirols wissen sollte. Das Sachbuch ist klar aufgebaut und interessant zu lesen - ich kann es allen Interessierten nur empfehlen!" "In einem überschaubaren, handlichen Taschenbuch erfahren wir viel über die wichtigsten Stationen in der Tiroler Geschichte - von der Zeit Ötzis bis in die Gegenwart." **************************************************************************************************************** WEITERE WERKE VON Michael Forcher: - NEU: Zu Gast im Herzen der Alpen - Tirols Geschichte in Wort und Bild - Tirol und der Erste Weltkrieg

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Titel

Michael Forcher

Kleine

Geschichte

Tirols

Vorwort

Wie kurz kann und darf eine Darstellung der Geschichte Tirols sein? Schon öfter wurde der Wunsch nach einer „kleinen Geschichte“ unseres Landes an mich herangetragen. Schließlich reizte es mich, den Versuch zu wagen. Davor musste aber die Eingangsfrage beantwortet werden.

Die Anein­anderreihung einiger wichtiger Daten, Fakten und Namen hätte mich nicht interessiert, es wäre nur eine etwas längere Zeittafel herausgekommen. Und auf keinen Fall wollte ich auf die Einbeziehung von Kunst, Kultur und Geistesgeschichte verzichten, genauso wenig auf wirtschaftliche und soziale Entwicklungen. Denn diese Bereiche bedingen sich gegenseitig, stehen in enger Beziehung zueinander, Politik wird unverständlich ohne diesen Hintergrund, kulturelle Leistungen können nur auf der Grundlage politischer und wirtschaftlicher Gegebenheiten ge­würdigt werden. Und die maßgeblichen Persönlichkeiten sind davon geprägt. Ein weiteres Faktum der Ge­schichte und des kulturellen Lebens darf ebenfalls nicht weggekürzt werden, nur um möglichst rasch die Jahrtausende überfliegen zu können: das Verhältnis zu Nach­bar­re­gionen oder weiter ausgreifende Verbin­dungen der Herrschergeschlechter, gerade in Tirol war beides oft von entscheidender Bedeutung.

Wenn man dann noch davon ausgeht, dass man als Historiker natürlich Tirol in seinen alten Grenzen zwischen Kufstein und Salurn, ja in mancher Hinsicht sogar bis zum Gardasee sehen muss; dass eine historischen Darstellung wissenschaftlichen Grund­sätzen genügen muss, ihr Stil aber möglichst locker und leicht sein soll und aussagekräftige Details nicht fehlen dürfen; dass man komplizierte Zusammenhänge der geforderten Kürze zuliebe nicht allzu sehr vereinfachen kann, will man Geschichte und nicht Geschichtchen erzählen; dann sind die Probleme bald aufgezeigt, denen man sich als seriöser Autor einer „kleinen Geschichte Tirols“ gegen­über­sieht.

Und doch schien es mir möglich. Und so zog ich die Essenz aus meiner jahrzehntelangen Beschäftigung mit der Geschichte meines Heimatlandes und dem daraus entstandenen Buch „Tirols Geschichte in Wort und Bild“, dessen Gliederung, Darstel­lungs­weise und Formulierungen sich bewährt haben und deshalb weitgehend die Grund­lage auch dieses neuen Büchleins bilden konnten.

Möge die Kürze des Textes, der sich in wenigen Stunden lesen lässt, vielen Tirolerinnen und Tirolern, geborenen und zugewanderten, die der Geschichte nicht viel Zeit widmen können, vielleicht auch Gästen unseres Landes einen ersten verlässlichen Überblick er­möglichen. Unser Land hat nicht nur eine wunderbare Natur- und Kulturlandschaft und viele hochrangige Kunstschätze zu bieten, sondern auch eine abwechslungsreiche und spannende Geschichte, die Land und Leute geformt hat.

Michael Forcher

Innsbruck, im Sommer 2006

Ötzi & Co.Urgeschichte

Wann erstmals Menschen in die Ge­birgs­täler kamen, die Jahr­­tau­sende später zum Land Tirol zu­sammen­wuchsen, wissen wir nicht. Manche Forscher meinen, dies sei schon in einer Wärme­periode während der letzten Eis­zeit (um etwa 30.000 v. Chr.) ge­­schehen. Sicher ist, dass nach dem Rück­zug der Gletscher zuerst einzelne Jä­ger auf Streifzügen aus den Ebe­nen nördlich und südlich der Alpen ins Gebirge vorgedrungen sind. Bald kamen ganze Sippen zur Grün­dung kleiner Siedlungen.

Neueste Funde brachten den Nachweis, dass schon vor 8000 Jahren Menschen in unserem Raum ansässig waren. Etwas jünger sind die 1927 entdeckten Steinkistengräber von Eppan. Sie stammen aus der Zeit um 4500 v. Chr., die Forscher sprechen von der mittleren Jungsteinzeit. Damals kannten unsere Vorfahren bereits Ackerbau und Viehzucht.

Zur Revision der Chronologie menschlicher Siedlungstätigkeit in höheren Lagen führte der Fund einer durch Gletschereis mumifizierten Leiche aus der ausgehenden Stein­zeit am Haus­labjoch in den Ötztaler Alpen. Der Mann war mit Gerätschaften und Klei­dung hervorragend aus­gerüstet, so dass man den Beginn wirtschaft­licher Nutzung der Bergregionen früher als bisher ansetzen wird müssen. Der „Eismann“, volkstümlich „Ötzi“ genannt, starb vor mehr als 5000 Jahren.

Erste Zeugnisse gewerblicher Produktion und Handelstätigkeit stam­­­men aus der Tischofer Höhle bei Kufstein. Nicht nur Schmuck und Gebrauchs­gegenstände der frühen Bronzezeit (1800–1500 v. Chr.) wurden hier gefunden, sondern auch Einrichtungen zur Bron­ze­ver­arbeitung. Der damals einsetzende Kupferbergbau im Inntal (bei Schwaz) und auf der Kelchalpe bei Kitz­bühel erlangte bald überregionale Bedeutung, da Kupfer zur Her­stellung von Bronze benötigt wurde und deshalb in die Gebiete nördlich der Alpen verkauft wurde. Funde aus dem Wipptal lassen auch schon Kontakte über den Brenner hinweg erkennen.

Im ersten Licht der GeschichteRömerzeit und frühes Mittelalter

Mit den Römern gelangte unser Raum erstmals ins Licht der Geschichte. Sie gaben sich nämlich mit der Kontrolle der Südseite der Alpen nicht zufrieden. Im Jahr 15 v. Chr. kam es zu einem mili­tärischen Vorstoß nach Norden, den Tiberius und Drusus, die Stief­söhne des Kaisers Augus­tus, anführten. Zwei Le­gio­nen marschierten über den Brenner ins Inntal und weiter über die Seefelder Senke. Der vereinzelt aufflammende Wider­stand der Einheimischen konnte rasch gebrochen werden. Die eroberten Alpen- und Voralpen­gebiete wurden zur Provinz Rätien zu­sammengefasst, die von der Donau bis zu den Tal­engen südlich des Alpen­haupt­kammes reichte. Die Talstufe der Töll bei Meran und die Klause unter Säben waren die Grenzstellen.

Das östlich an die neue römische Provinz grenzende Kö­nig­reich Noricum unterstellte sich zu­nächst der Ober­hoheit Roms, verlor aber bald die letzten Reste der Selbständigkeit und wurde unter Kaiser Claudius (41–54 n. Chr.) zur Provinz Nori­cum, die wie Rätien von der Donau über den Alpen­haupt­kamm nach Süden reichte. Die Grenze zwischen Rätien und Nori­cum verlief von der Mühl­bacher Gegend am Ausgang des Pustertals über die Jöcher ins Zillertal und dann wahrscheinlich weiter dem Inn entlang.

Rätien wurde von den Römern nie umfassend kolonisiert. Die Er­schlie­ßung beschränkte sich auf Militär­straßen, Kastelle, Wegstationen, Gutshöfe und Veteranen­siedlungen. Der Schwerpunkt der Provinz war das Alpenvorland, wo die Hauptstadt Augusta Vindelico­rum (heute Augsburg) lag. Im Gebiet des heutigen Tirol gab es nur eine römische Stadt, und zwar das in Noricum liegende Aguntum (bei Lienz). Dennoch wurde im Lauf der Jahrhunderte die rätische Urbevölkerung durch Handelsbezie­hun­gen, Militärdienst, Ver­waltung, Missionierung und persönliche Verbin­dungen weitgehend, wenn auch oberfläch­lich romanisiert. Ihre uns nicht bekannte Sprache wurde zum „Rätoromanischen“, das von den Ladinern in den Dolomitentälern heute noch gesprochen wird.

Spätrömisches Relief (2. Jh. n. Chr.) aus Aguntum bei Lienz.

Über die untergehende Antike besitzen wir aus dem Raum Tirol keine verlässlichen Nach­richten. Im 4. Jahrhundert gaben die Römer das Alpenvorland auf, worauf die in die Berge füh­ren­den Täler mehrmals feindliche Ein­fälle erdulden mussten und z. B. Agun­tum innerhalb weniger Jahrzehnte zweimal verwüstet wurde. Die staatliche Autorität ging allmählich unter. Die von Odoaker und Theoderich in Italien ge­grün­deten Ger­ma­nenreiche (476–552) konnten nur eine lockere Oberhoheit über Roms Alpen­pro­vin­zen aufrecht erhalten. Immerhin blieb der in Verona residierende König Theoderich als sagenhafter „Dietrich von Bern“ im Bewusstsein der Bevölkerung lebendig. Ost­gotenkönig Witi­gis trat schließlich 536/37 große Teile Rätiens formell an die Franken ab.

Um die Mitte des 6. Jahrhunderts taucht in den Quellen ein neues Volk auf: die Baju­wa­ren oder Bayern. Wahrscheinlich entstand es aus dem Verschmelzen keltischer und anderer Ureinwohner, römischer Siedler und germanischer Splitter­gruppen, darunter die namensgebenden Bajovarii. Die Franken­könige schickten einen Herzog, unter dessen Führung sie ihr Sied­lungs­­gebiet gegen die von Osten kommenden Volks­scharen sicherten. An den südlichen Grenzen des fränkischen Einflussgebietes kämpften die Herzog Tassilo I. und Garibald II. im Eisack- und Etschtal erfolgreich gegen die Lan­gobarden und im Drautal gegen die Slawen (um 610 Niederlage bei Aguntum). Zugleich zogen immer mehr bajuwarische Sip­pen in die Alpentäler und brachten nicht nur bereits fruchtbaren Boden in ihren Besitz, sondern gewannen auch neues Kulturland. Dies geschah durchaus friedlich, ohne die romanisierte Urbevölkerung zu verdrängen.

Im 8. Jahrhundert war der größte Teil des späteren Tirol in der Hand der Bayernherzöge, die ihrerseits unter lockerer fränkischer Oberhoheit stan­den. Der Vinschgau dürfte zum frän­kischen Teil Rätiens (Hauptstadt Chur) gehört haben. Im Südosten hatten Slawen das Lienzer Becken und das Iseltal besiedelt. Das Gebiet unterhalb von Bozen gehörte den Lan­go­barden, die in Oberitalien ein Königreich gebildet hatten.

Nach der Absetzung des ihm zu mächtig gewordenen Herzogs Tassilo III. durch Karl den Großen wurde das baye­rische Stammesherzogtum 788 dem Fran­ken­­­reich einverleibt und in Graf­schaften eingeteilt. Auch in religiöser Hin­sicht vollzog sich eine Neu­orien­tierung nach Norden: Die Missio­nare kamen nicht mehr aus Italien, sondern aus Bayern. Das Bistum Säben, das seit dem späten 6. Jahrhundert historisch bezeugt ist und später nach Brixen verlegt wurde, gehörte jetzt zum neuen Kirchenbezirk Salzburg. Das Chris­tentum war schon zur Römerzeit in unserem Land heimisch geworden. Bischöfe residierten – soviel man heute sicher weiß – in Trient, Augsburg und Aguntum.

Innichen erinnert als die älteste Klostergründung des Alttiroler Raumes noch heute an das frühe Mittelalter. Die romanische Stiftskirche stammt nicht aus Tassilos Zeiten, sondern aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts.

Die ersten Klostergründungen in den Alpen­tälern hatten nicht nur geistig-kulturelle, sondern auch wirtschaft­liche und politische Be­deutung. 769 sorgte Herzog Tassilo III. für die Gründung des Klosters Innichen im öst­lichen Pus­ter­tal, das neben seiner Bedeutung für die Mis­sio­nierung der Nachbarn eine wichtige Macht­posi­tion an der von den slawischen Karan­tanen bedrohten Grenze war. 772 konnte Tassilo III. die Slawen zwar besiegen, doch blieb vorerst im Drautal der An­raser Bach bzw. die Talenge der „Lienzer Klause“ die Trennungslinie zwischen beiden Volks­stäm­men. Erst nach der Unterwer­fung der Karan­ta­nen durch Karl den Großen verlor die Grenze ihre ethnische Be­deutung, weil jetzt eine fried­liche Durchdrin­gung des nur schwach besiedelten slawischen Gebietes mit bajuwarischen Siedlern begann.

Wie das Land Tirol entstandDie Bischöfe als Herren des Landes und Meinhard II., der Schöpfer Tirols

Als Passlandschaft zwischen Deutschland und Italien erlangten die Täler „im Gebirge“, wie man das Gebiet um Reschen und Brenner in den Urkunden des hohen Mittelalters zu bezeichnen pflegte, zu­nehmend politische Bedeutung. Nach dem Tod Karls des Großen (814 n. Chr.) und den Teilungsverträgen seiner Erben lag das heutige Tirol innerhalb der Grenzen des Ostfränkischen Reichs Ludwigs des Deutschen und seiner Nachfolger, das seit dem 11. Jahrhundert Deutsches Königreich genannt wurde. Als die ostfränkischen Könige die karolingische Reichs­­tra­dition wieder aufnahmen, Italien ge­wannen und 962 unter Otto I. die Kaiser­krö­nung in Rom erreichten, war es für sie besonders wichtig, ungehindert über die Alpen ziehen zu können und wäh­rend der monate-, oft jahrelangen Auf­ent­halte in Italien sichere Verbindungen zurück nach Deutsch­land zu haben. Die Wege nach Italien mussten in der Gewalt treuer Anhänger sein.

Nun war es aber im 10. Jahrhundert innerhalb des Ostfrän­ki­schen Reichs zur Aus­bil­dung von Stammesherzogtümern und zum Erstar­ken der herzoglichen Gewalt gekommen. Das Kern­gebiet des späteren Tirol gehörte zu Bayern, der Westen zum Her­zogtum Schwa­ben, das Lienzer Becken mit dem Iseltal zu dem von Bayern abgetrennten Her­zogtum Kärnten, Trient zur Mark Verona.

Auf die Treue der Herzöge konnten sich die Herrscher vielfach nicht verlassen, was umso schwerer wog, als deren Stel­lung und Besitz vererbt wurden. Vor allem bayerische und schwäbische Adels­sippen betrieben eine zielstrebige Politik der Konzentration von Besitz und Rechtstiteln und lagen oft im Streit mit König und Reich. Die Alpenpässe waren in ihren Händen ein wirkungsvolles Faust­pfand, immerhin führte mehr als die Hälfte aller Romzüge deutscher Könige über den Brenner. Zur Sicherung ihrer Politik lösten deshalb mehrere deutsche Könige bzw. (nach der Krönung in Rom) römisch-deutsche Kaiser im 11. Jahrhundert die wichtigsten Graf­schaften im Gebirge aus dem Machtbereich unverlässlicher Vasallen und übergaben sie den Bischöfen von Trient und Brixen, von deren Treue sie überzeugt sein konnten, wurden sie doch im Sinne des Reichskirchen­systems vom Herrscher eingesetzt und brauchten keine dynasti­schen Inter­essen zu verfolgen.

Mit dieser Urkunde begann die Herauslösung des späteren Tirols aus dem Herzogtum Bayern: Kaiser Konrad II. übertrug am 7. Juni 1027 die Grafschaft Norital, die von Bozen über den Brenner bis ins Inntal reichte, dem Bischof von Brixen.

Zunächst übergab Heinrich II. im Jahr 1004 die den Weg aus den Alpen in die Poebene bewachende Grafschaft Trient dem dortigen Bischof. Als 1027 diese Belehnung durch Konrad II. bestätigt wurde, erhielt dieser dazu noch die nördlich angrenzenden Graf­schaften Bozen und Vinschgau. Die Grafschaft Norital, die von Bozen über den Brenner bis ins Inntal reichte, wurde gleichzeitig dem Brixner Bischof übertragen. 1091 erhielt dieser zudem die Grafschaft Pus­ter­tal. Grundschenkungen und die Ver­leihung königlicher Rechte er­gänzten die Macht­fülle der beiden Bischöfe.

Dass jetzt die Bischöfe von Trient und Brixen, die als Reichsfürsten unmittel­bar dem König bzw. Kaiser unter­standen, über das Gebiet vom Inntal bis zum Gardasee geboten, führte aber nicht zur gewünschten Herauslösung der ihnen verliehenen Grafschaften aus dem Herzogtum Bayern, denn sie übten die Herr­schaftsgewalt aus Rücksicht auf ihre kirchliche Würde nicht selbst aus, sondern gaben sie als Lehen an verschiedene, meist bayerische Adelige weiter, die als Grafen gleichzeitig die Schutz- oder Vogtei­gewalt über den weltlichen Besitz der Bi­schöfe erlangten, die Hochstifte, was weit­gehenden Einfluss bedeutete. Durch Ehe­schließungen, Erbschaften, Kaufverträge, aber auch durch blutige Fehden oder son­stige Gewalt­anwendung bemühten sie sich erfolgreich um die Festi­gung ihrer erb­lichen Position und Aus­dehnung ihrer Herrschaft.

Unter den Adelsdynastien an Inn, Etsch, Eisack und Rienz überflügelten zwei alle anderen. Die aussichtsreichste Stellung hatten zu­nächst die Grafen von Andechs inne. Sie be­saßen nicht nur das Unter­inntal (von Zirl bis zum Ziller) mit der von ihnen um 1180 ge­gründeten Stadt Inns­bruck und das Pustertal, sondern auch Grafschaften in Bayern, Fran­ken, Kärnten, Krain und an der Adria. Das Geschlecht starb jedoch 1248 aus. Glücklicher waren die vom Trienter Bischof im Vinschgau eingesetzten Grafen, die wahrscheinlich aus Kärnten stammten und sich nun nach ihrer Burg „von Tirol“ nannten. Neben dem Vinschgau begründete die Vogtei über das Hoch­stift Trient ihre Machtstellung. Den Tiroler Grafen gelang es nach und nach, die bischöflichen Graf­schaften um Reschen und Brenner in ihrer Hand zu vereinen. Graf Albert von Tirol, der Letzte seines Ge­schlechts, gewann durch weitblicken­de Heiratspolitik als Erbe der Andechser die Grafschaften Unterinntal und Pustertal. So kann das Jahr 1248 als Geburtsjahr Tirols bezeichnet werden, „weil die Klammer zwischen Inn und Etsch erstmals fest geknüpft war“, wie der Historiker Franz Huter es formulierte. Als Zeichen dafür, dass sich die weltliche Macht gegenüber der rechtlichen Oberhoheit der Kirchenfürsten durch­gesetzt hat, taucht jetzt in den Ur­kun­den die Bezeichnung „Herr­schaft des Grafen von Tirol“ auf.

Das von Graf Albert geschaffene Territorium überdauerte jedoch seinen Tod im Jahr 1253 vorerst nicht. Seine Tochter Elisabeth, deren erste Ehe die An­dechser Erbschaft eingebracht hatte, war in zweiter Ehe mit dem bayerischen Grafen Gebhard von Hirsch­berg vermählt; seine zweite Tochter Adelheid mit dem Grafen Meinhard III. von Görz. Als Graf Albert von Tirol starb, teilten sich die Gatten seiner Töchter das Erbe: Meinhard (in Tirol der I.) erhielt den südlichen, Gebhard den nördlichen Teil. Während so das nörd­liche Tirol wieder enger mit Bayern verbunden war, gehörte der Süden zu einem Herrschaftsverband, der auch die Görzer Gebiete in Friaul, in Istrien und im Herzogtum Kärnten umfasste. Neben der Stadt und der Burg Görz im östlichen Friaul war Lienz am Ausgang des Puster­­tals Hauptsitz der Görzer Grafen.

Der „Meinhard­zwanziger“, die erste Münze mit einem Tiroler Adler, geprägt 1274.

Nach dem Tod Meinhards I. (1258) trat zunächst sein Sohn Mein­hard II. allein die Nach­folge in den görzischen Landen und in Tirol an, musste aber 1271 mit seinem Bruder Albert teilen, der Friaul und Istrien, das Pustertal, den Lurngau (mit Lienz) und die Kärnt­ner Herrschaften der Görzer erhielt. Meinhard II. verblieb das wichtigere Tirol. Er ging sofort an den Ausbau des Landes. Vom Hirschberger Grafen gewann er – als dessen Ehe kinderlos blieb – das Wipptal und das Inntal zurück. Die Ehe mit der Witwe des Hohenstaufen Konrad IV. sicherte ihm die in Westtirol liegenden staufischen Güter und Rechte und ermöglichte die Erwerbung des oberen Inntals und des Lechtals. Im Unter­inntal dehnte Meinhard seine Herrschaft über den Zillerfluss aus, da ihm der Bayern­herzog das Gericht Ratten­berg verpfändete. Eine jahrelange Auseinandersetzung mit den Bi­schöfen von Trient festigte den Besitz des Etschtales von Bozen bis zur Mündung des Avisio südlich von Salurn, wo damals die Sprachgrenze verlief.

Im 16. Jahrhundert ent­standenes Phantasie­porträt Meinhards II. von Tirol-Görz. Er gilt als der Schöpfer des Landes Tirol.

Den Rechtstitel der Vogtei, der erblichen Schutzgewalt über die geistlichen Fürsten­tümer (Hochstifte) Brixen und Trient, benützte Meinhard II., die Bischöfe, eigentlich seine Lehensherren, völlig in seine Abhängigkeit zu bringen. Von der Einschleusung seiner Partei­gänger in die Domkapitel bis zu Rechtsbruch und Gewalt war ihm jedes Mittel recht, die weltliche Macht der Kirche zu schmälern. Unter Meinhard verloren die beiden geistlichen Reichsfürsten jegliche Chance, ihre Herrschafts­an­sprüche zur Gel­tung zu bringen. Zuletzt geboten sie nur mehr über ihre Residenzstädte und kleine – in Trient etwas größere – Land­flecken und Dörfer. Auch diese „Stiftsländer“ wurden durch Schutz­verträge an die landesfürstliche Macht gebunden. Später sollten Ver­träge über Wehrhoheit und Steuereinhebung dazu­kommen.

Neben der Abrundung des Territoriums und der Durchsetzung seines Machtanspruchs gegenüber den Bischöfen hatte Meinhard II. noch ein drittes Ziel, das er ebenso konsequent und skrupellos verfolgte und schließlich auch erreichte: die Vereinheitlichung all seiner Lehen, Vogteien, Ge­richtshoheiten und ande­rer Rechtstitel unter­schiedlicher Herkunft zur vollen landesfürstlichen Gewalt. Dieser Kon­zen­trationsprozess ging ­groß­teils auf Kosten der zahlreichen gräflichen oder edelfreien Adels­geschlechter, die der Landesfürst entmachtete und seiner Dienstbar­keit unterwarf.

Gleichzeitig schuf Meinhard eine einheitliche Ver­waltungsorga­nisa­tion für das ganze Land mit gut funktionierenden Zen­tral­stellen und einem Netz lokaler Gerichte und Ämter. Das Recht, eigene Münzen zu prägen, nahm Meinhard durch großzügige Auslegung der Vogtei­gewalt über das Hoch­stift Trient für sich in Anspruch, aber schon vorher hatte er das görzische Lienzer Münz­recht auf Meran übertragen. Die Aufzeichnung eines eigenen Landrechts schließlich galt als besonderes Kennzei­chen eines selbständigen Landes.

Gab dem Land den Namen: Schloss Tirol bei Meran, hier auf einem alten Foto, aufgenommen um 1875 vor dem Wiederaufbau des frei­ste­hen­den Turms, der zum Wahrzeichen geworden ist.

Auf Grund all dieser Leistungen wird Meinhard II. der Schöpfer Tirols genannt. Tatsächlich taucht 1271 die Be­zeichnung „Herr­schaft Tirol“ auf. In anderen Urkunden wird das neu entstandene Territo­rium auch als „Graf­schaft“ oder als „Land“ bezeichnet. Der Tiroler Graf han­delte wie ein souveräner Fürst, schloss Frieden und er­klärte Kriege, ging Ver­träge mit anderen Herr­schern ein und schickte selbst zum Papst ei­­gene Gesandte.

Meinhard galt im Kreis der Fürsten als gleichberechtigt, obwohl seine Stel­lung im Reich relativ spät rechtlich aufgewertet wurde: Im Jahr 1282 bestätigte Kö­nig Rudolf von Habsburg auf dem Reichs­tag zu Ulm die Selbstän­dig­keit Tirols gegenüber Bayern und erhob Mein­­­hard II. we­nig später in den Reichsfürstenrang, indem er ihn als Dank für politische und militärische Unter­stüt­zung mit dem frei gewordenen Herzog­­tum Kärnten be­lehnte. Beide Fürsten knüpften auch verwandtschaftliche Bande: Ru­dolfs Sohn Albrecht I. heiratete Meinhards Tochter Elisabeth, die so­mit zur Stamm­mutter der Habsburgerdynastie wurde.

Meinhard II. von Tirol-Görz ist der Gründer des Zister­zien­serstifts Stams im Oberinntal, das er zur Be­gräb­nisstätte für sich und sein Ge­schlecht bestimmte. Die Geschichts­schreibung beurteilt ihn als weitblickenden „schöpferischen Fürsten“, auch wenn er – aus heutiger Sicht – oft mehr als bedenkliche Methoden anwandte.

Meinhards Söhne, die das Erbe ihres 1295 verstorbenen Vaters seinem Wunsch gemäß ungeteilt verwalteten, wur­den als Landes­fürs­ten be­zeich­net und von ihrem Vetter, dem habsburgischen König Albrecht I., mit der Zoll- und Straßenhoheit innerhalb der Grafschaft Tirol belehnt. Nach dem Tod der Brüder regierte Heinrich von Tirol-Görz ab 1310 allein, war aber nicht im­stande, das Le­benswerk seines Vaters zu festigen. Im Gegenteil, er verstrickte sich in aben­teuerliche Unter­nehmungen – so ließ er sich trotz aussichtsloser Position zum König von Böh­men krönen, trotzdem führte er den Titel König bis an sein Lebens­ende – und schwächte damit das Land Tirol, das keinen männlichen Erben hatte und von den damaligen „Großmächten“ im Reich, den Habs­burgern, den Wit­telsbachern und den Luxemburgern, heiß begehrt war.

Mit Heinrichs Tod im Jahr 1335 begann dann tatsächlich ein jahrelanger Kampf um Tirol.

Was der Kleine Mann geleistet hatWirtschaftsleben im frühen und hohen Mittelalter Von der Freiheit der Bürger und der Bauern

Nach den Wirren der Völkerwanderungszeit nahm der Verkehr zu Fuß und zu Pferd über die Alpen allmählich wieder zu. Pilger, Kaufleute, Diplomaten, Fürsten mit Gefolge, Abenteurer und Soldaten zogen durch das Land, das einmal Tirol werden sollte. Als die bestehenden Hospize für Rast und Unterkunft nicht mehr ausreichten, nützten die Bischöfe und Grafen, die über die Verkehrswege geboten, die Chance, aus dem Durchzugsverkehr neben den Zoll- und Mauteinnahmen weiteren Gewinn zu ziehen, und gründeten an wichtigen Punkten Marktflecken, wo Handwerker und Fuhrleute für Hilfsdienste bereitstanden. Mit Ausnahme von Trient und Brixen gehen alle Tiroler Städte auf solche Marktgründungen zurück. Später wurden sie von Mauern umgeben und mit Stadtrechten ausgezeichnet.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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