Kleiner Buchladen – große Liebe! - Rochelle Alers - E-Book

Kleiner Buchladen – große Liebe! E-Book

Rochelle Alers

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Beschreibung

Nie wieder Liebe! schwört sich Lucy. Sie zieht weit weg ins beschauliche Spring Forest, eröffnet einen Buchladen und nimmt eine schwangere Hündin auf. Aber als die Welpen kommen, braucht Lucy die Hilfe ihres neuen Nachbarn Calum – der ihren Schwur ins Wanken bringt!

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Seitenzahl: 177

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Rochelle Alers

Kleiner Buchladen – große Liebe!

IMPRESSUM

BIANCA erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/82 651-370 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Katja Berger, Jürgen WelteLeitung:Miran Bilic (v. i. S. d. P.)Produktion:Christina SeegerGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2022 by Harlequin Enterprises ULC Originaltitel: „The Bookshop Rescue“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BIANCA EXTRABand 121 – 2023 by Harper Collins Deutschland GmbH, Hamburg Übersetzung: Stephanie Thoma-Kellner

Umschlagsmotive: Bogdan Malizkiy / Getty Images

Veröffentlicht im ePub Format in 03/2025 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783751537025

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. Jegliche nicht autorisierte Verwendung dieser Publikation zum Training generativer Technologien der künstlichen Intelligenz (KI) ist ausdrücklich verboten. Die Rechte des Autors und des Verlags bleiben davon unberührt. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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1. KAPITEL

Die Nachmittagssonne, die durch das Bleiglas in der schweren Eichentür fiel, ließ bunte Lichter aufschimmern, als Lucy Tucker den Schlüssel herumdrehte und das Schild an der Tür des Buchladens „Chapter One“ auf die Seite mit der Aufschrift „geschlossen“ wendete.

Seit sie für das Tierheim Fellknäuel fürs Leben eine trächtige Golden-Retriever-Hündin in Pflege genommen hatte, ging sie, wenn sie Buttercup daheim gelassen hatte, nach Ladenschluss direkt nach Hause. Aber heute war die sanfte Hündin mit von der Partie und lag auf ihrem Hundebett im Büro. Also beschloss Lucy, noch das Schaufenster neu zu dekorieren.

Sie griff nach einem Gartenbuch und legte es zusammen mit einigen Kochbüchern, die sich um die Themen Grillen, Picknicks und Gartenpartys drehten, in die Auslage. Es war Anfang Mai. Langsam wurde es wärmer in Spring Forest. Also wollte sie mit den ausgestellten Büchern die Vorfreude auf den nahenden Sommer wecken.

Lucy war stolz auf ihr Schaufenster. Sie arbeitete sich durch ganze Bücherberge auf der Suche nach auffälligen Exemplaren. An Halloween, Thanksgiving und Weihnachten zog sie alle Register und dekorierte das Schaufenster mit passenden Büchern, bunten Miniaturhäusern und Figuren.

Ihr erstes Weihnachtsschaufenster war besonders bei kleinen Kindern beliebt gewesen. Wie hypnotisiert von Lucys Winterwunderland, waren sie vor dem Buchladen stehen geblieben.

Ein eigenes Geschäft war ein Traum, der für Lucy Wirklichkeit geworden war, als sie mit sechsundzwanzig Jahren ihre Stelle als Grundschullehrerin in Charlotte gekündigt hatte. Nachdem ihr Verlobter mit ihrer besten Freundin und Trauzeugin nur einen Monat vor der Hochzeit durchgebrannt war, hatte Lucy gewusst, dass sie nicht mehr in ihrer Heimatstadt leben konnte, wo sie regelmäßig auf das junge Paar treffen würde.

Zum Glück hatte sie neunzig Prozent der Anzahlungen für die Hochzeitsfeier zurückbekommen. Dazu kam noch das Geld aus dem Verkauf des Verlobungsrings. Das hatte für einen Neuanfang in Spring Forest, einem Vorort von Raleigh, fast zweihundertfünfzig Kilometer entfernt von Charlotte, gereicht.

Aber auch wenn der räumliche Abstand geholfen hatte, konnte sie ihren Emotionen nicht entkommen. Selbst mehr als ein Jahr später hatte sie noch mit dem Verrat zu kämpfen. Lucy hatte Schwierigkeiten, neue Freunde zu finden, und weigerte sich, an Verabredungen auch nur zu denken.

Also hatte sie ihr ganzes Herzblut und ihre gesamte Zeit investiert, um den Buchladen aufzubauen. Mit dem Chapter One, also dem „Kapitel eins“, hatte sie auch ein neues Kapitel in ihrem Leben aufgeschlagen, und sie war stolz auf alles, was sie erreicht hatte.

Da hörte sie, wie jemand ans Fenster klopfte. Calum Ramsey, der Eigentümer der benachbarten Bowlingbahn „Pins and Pints“ – „Kegel und Krüge“, Krüge im Sinne von Bierkrügen –, bedeutete ihr mit einer Geste, aufzuschließen. Sie nickte lächelnd und ging zur Tür.

Lucy hatte Calum kennengelernt, als sie die Bowlingbahn aufgesucht hatte, um sich als neue Nachbarin vorzustellen. Bei dieser ersten Begegnung war sie von seinem durchdringenden Blick wie hypnotisiert gewesen. Calum war gleich dreifach perfekt: groß, dunkel und unglaublich attraktiv – und es war ihr nicht gelungen, das zu ignorieren, ganz egal, wie sehr sie sich bemüht hatte. Sie wollte keine Verabredungen, sie wollte sich nicht verlieben. Aber Himmel, Calum machte es ihr schwer, sich nicht zu ihm hingezogen zu fühlen.

Immer wenn er anbot, eine schwere Lieferung für sie zu tragen oder eine Kiste Bücher für sie zu heben, zwang Lucy sich, nicht auf die Muskeln seiner Oberarme zu starren oder darauf, wie die engen Jeans sich um seine definierten Oberschenkel spannten. Egal wie attraktiv Calum auf sie wirkte, es würde nie mehr daraus werden. Denn sie lehnte es ab, sich je wieder mit einem Mann einzulassen.

Lucy öffnete die Tür und lächelte zögerlich, während ihr Blick über Calums kurzes, dunkles Haar, seinen sauber geschnittenen Kinnbart und seine großen, hellbraunen Augen glitt. Dann holte sie tief Luft, um ihren außer Kontrolle geratenen Herzschlag zu beruhigen, als er hereinkam und ihr der vertraute Geruch seines Rasierwassers in die Nase stieg.

„Alles okay mit Buttercup?“, fragte Calum.

„Ja. Warum?“

„Ich hab heute Nachmittag schon mal vorbeigeschaut. Da hat mir Miss Grace erzählt, dass du zu Hause bist, um irgendwas für sie zu holen.“

Sie wusste, dass Calum sich ehrlich um Buttercup sorgte. Er hatte sie begleitet, um den Golden Retriever bei Fellknäuel fürs Leben abzuholen, nachdem Buttercup und viele andere Hunde aus einer Hinterhofzucht gerettet worden waren.

Die Entscheidung, Buttercup in Pflege zu nehmen, war die perfekte Lösung für Lucy. Ihr Buchladen war ein Erfolg, aber sie war einsam. Als sie Calum erzählt hatte, dass sie einen der geretteten Hunde aufnehmen wollte, hatte er angeboten mitzukommen, wenn sie sich einen davon aussuchte.

Sobald sie die trächtige Golden-Retriever-Hündin zu Gesicht bekommen hatte, hatte Lucy sich für sie entschieden. Und Calum hatte dann die herzzerreißend abgemagerte einjährige Hündin zu seinem SUV getragen.

„Ich musste mehr Futter holen. Sie muss jetzt über den Tag verteilt mehrere kleine Portionen fressen.“

Calum lächelte. „Es ist toll, dass sie langsam wieder ein gesundes Gewicht erreicht. Ich hätte sie gerne schon öfter besucht, aber ich war so mit den Vorbereitungen der Bowling-Sommermeisterschaften beschäftigt.“

„Du brauchst einen Assistenten, Calum. Du kannst nicht alles allein stemmen. Als ich den Buchladen eröffnet habe, habe ich es auch nicht geschafft, an der Kasse zu stehen und gleichzeitig die Kunden zu beraten. Da hab ich dann eine Annonce aufgegeben, dass ich zwei Teilzeitkräfte suche.“

„Ich weiß, Lucy. Ich sag mir immer, dass ich eine Anzeige schalten muss, aber dann kommt immer irgendwas dazwischen. Jetzt zurück zu Buttercup. Wie geht es ihr?“

„Ihr Bauch wird langsam richtig rund“, sagte Lucy stolz.

„Das liegt daran, dass sie jetzt im Luxus lebt.“

Lucy lachte. „Und auch noch verwöhnt wird.“

Calum zog die Augenbrauen hoch, während er die muskulösen Arme vor dem breiten Oberkörper verschränkte. „Jetzt frage ich mich, wer wohl dafür verantwortlich ist.“

Sie senkte den Blick. „Schuldig im Sinne der Anklage.“ Eigentlich wollte Lucy sagen, dass es doch das wenigste war, was sie tun konnte, nach allem, was die Hündin durchgemacht hatte.

„Ich mag Buttercup wirklich sehr.“

Lucy wurde ernst. „Ich auch. So sehr, dass ich gar nicht daran denken will, dass sie und ihre Welpen adoptiert werden könnten.“

„Aber genau darum hast du sie in Pflege, Lucy – um sie auf die Adoption vorzubereiten.“

Sie hatte die Golden-Retriever-Hündin so ins Herz geschlossen, dass sie ernsthaft darüber nachdachte, sie selbst zu adoptieren. „Ich weiß. Aber es wird nicht leicht, sie gehen zu lassen. Ich hoffe nur, dass ich nicht anfange zu heulen. Und ich muss dich warnen, dabei schaue ich nicht gut aus.“

„Das bezweifle ich, Lucy.“

„Ganz ehrlich, das willst du nicht sehen, Calum.“ Lucy wusste, dass sie sich für das Unausweichliche wappnen musste. Sobald Buttercup ihre Welpen entwöhnt hatte, würden die Hunde ein neues Zuhause bekommen. Und Lucy würde allein zurückbleiben.

Calum fuhr sich mit dem Zeigefinger über den Kinnbart und lächelte voller Mitgefühl, als Lucy behauptete, sie wäre hässlich beim Weinen. Sogar mit roten, geschwollenen Augen wäre sie noch atemberaubend schön.

Seit Lucy Tucker vor mehr als einem Jahr zum ersten Mal in seine Bowlingbahn gekommen war, hatte er ihr zu seiner eigenen Überraschung immer öfter seine Hilfe angeboten. Seither hatte ihm die hochgewachsene Frau mit den tollen Kurven mehr als einmal den Schlaf geraubt. Doch als er sie besser kennengelernt hatte, war ihm klar geworden, dass sie eine Frau war, die ein Mann heiratete, um mit ihr eine Familie zu gründen.

Mit seinen dreißig Jahren hatte Calum schon einige Beziehungen hinter sich. Jedes Mal hatte er sie abrupt beendet, wenn das Thema Ehe und Kinder auch nur angeschnitten wurde. Mit Lucy war das anders, weil sie nicht ein einziges Mal angedeutet hatte, dass sie mehr wollte als Freundschaft. Das empfand er als wohltuend. Und in dieser Freundschaft war seine Bereitschaft inbegriffen, Bücherkisten zu heben und Lieferungen für sie in Empfang zu nehmen.

Jetzt betrachtete Calum Lucys Gesicht und nahm alle Details in sich auf. Sie war eine Schönheit, sogar ohne Make-up. Ihr dunkelbraunes, kinnlanges Haar war von Natur aus gewellt und umrahmte ein Gesicht mit makellosem, ockerbraunem Teint. Besonders mochte er die Lachfältchen, die sich in den Augenwinkeln ihrer dunkelbraunen Augen bildeten, wenn sie lächelte, während er sich bemühte, ihre vollen, sinnlichen Lippen nicht anzustarren. Zu wissen, dass zwischen ihnen nie mehr sein würde als Freundschaft, war Glück im Unglück. Er wusste ohne jeden Zweifel, dass er sich nie mit Lucy einlassen würde. Denn sie würde ihn ganz sicher dazu bringen, zu vergessen, dass er zum Heiraten nicht taugte.

„Du schaffst das schon, wenn du weißt, dass Buttercup ein gutes Zuhause gefunden hat.“ Er zögerte. „Wenn Buttercup und ihre Welpen adoptiert sind, kannst du ja vielleicht weitere Tiere in Pflege nehmen“, schlug er vor.

Lucy seufzte. „Ich weiß nicht so recht. Das hängt ganz davon ab, wie es mir damit gehen wird, Buttercup wegzugeben. Aber wenn es mir nicht völlig das Herz bricht, werde ich darüber nachdenken.“ Sie hielt inne. „Ich habe das noch nie so gesagt, aber ich weiß es wirklich zu schätzen, dass du mir hier im Laden hilfst, wenn schwere Sachen zu schleppen sind.“

„In Spring Forest unterstützt man sich eben noch gegenseitig. Und für uns hier im Einkaufsviertel gilt das erst recht.“

Lucy senkte den Blick. „Du hast recht, Calum. Aber ich weiß deine Hilfe trotzdem zu schätzen.“

„Was Hilfe angeht, ich war vorhin da, weil ich eine Lieferung angenommen habe, während du unterwegs warst. Soll ich sie jetzt rüberbringen?“

„Okay. Und noch mal vielen Dank, Calum.“

Er beugte sich vor und gab ihr ein Küsschen auf die Wange. „Dank und Anerkennung angenommen.“ Er trat einen Schritt zurück. „Dann geh ich mal und hol diese Kiste.“

Calum verließ den Buchladen und ging nach nebenan ins Pins and Pints. Er wusste nicht, was über ihn gekommen war, Lucy zu küssen. Auch wenn es nur ein Küsschen auf die Wange war. Er wollte nicht glauben, dass seine Entschlossenheit ins Wanken geraten könnte, was die schöne Besitzerin des Buchladens betraf.

Als er die Tür zum Pins and Pints öffnete, traf ihn dank der neuen Klimaanlage ein Schwall kühler Luft. Vor drei Jahren, als Calum den Laden gekauft hatte, war die altmodische Bowlingbahn ziemlich heruntergekommen gewesen. Inzwischen hatte sie eine komplette Renovierung hinter sich, und es gab jetzt zehn Bahnen sowie eine Kinderbahn, außerdem eine Bar aus massivem Mahagoniholz und einen Servicebereich mit zehn Tischen. Vor ein paar Monaten hatte er noch ein halbes Dutzend Flachbildschirmfernseher angebracht, auf denen diverse Sportkanäle ohne Ton, aber mit Untertiteln liefen.

An der Bar gab es alles von Limo über Bier vom Fass bis zu Cocktails. Die kleine Speisekarte umfasste Appetizer, Beilagen und Sandwiches. Das frische Popcorn war der Renner.

Nachdem Calum seinen Abschluss in Rechnungswesen und Finanzwirtschaft an der Duke University gemacht hatte, arbeitete er ein paar Jahre bei einer Investmentbank, aber das war nicht das Leben gewesen, das er sich vorgestellt hatte. Schließlich hatte er es sattgehabt, für andere Leute Geld zu scheffeln, und er hatte beschlossen, sein eigenes Geschäft zu gründen.

Daraufhin war er nach Spring Forest zurückgekehrt, um die Bowlingbahn zu kaufen und zu renovieren. Jeden Tag war er noch vor neun Uhr früh da, und an den meisten Abenden ging er nicht vor Mitternacht.

Lange Arbeitstage und eine Sieben-Tage-Woche waren nicht hilfreich, was Verabredungen anging. Calum war sich auch durchaus bewusst, dass so viel Arbeit ein Rezept für Burn-out war.

Er holte die Kiste für Lucy aus dem Lagerraum, nahm sie auf die Schulter und kehrte zum Chapter One zurück.

Lucy hatte ihre Arbeitsschürze ausgezogen, und Calum schluckte, um seine urplötzlich staubtrockene Kehle zu befeuchten, als er die Konturen ihrer vollen Brüste unter dem hellblauen Shirt anstarrte. Lucy Tucker war die Versuchung in Person.

„Wo soll ich den Karton hinstellen?“

„Komm mit, dann mach ich die Bürotür für dich auf.“

Calum war wie hypnotisiert davon, wie sie sanft die Hüften wiegte, als sie vor ihm herging. Dann zwang er sich wegzuschauen, bevor seine Bewunderung Formen annahm, die sich nicht verheimlichen ließen. Es war lange her – viel zu lange –, seit er so auf eine Frau reagiert hatte. Sein Pech, dass sie kein Interesse an ihm hatte, das über Freundschaft hinausging.

Um sich abzulenken, konzentrierte er sich auf die Einrichtung des Buchladens. Lucy hatte ihm einmal erzählt, dass Chapter One aussehen sollte wie eine private Bibliothek, mit Bücherstapeln, abgenutzten Ledersesseln und Beistelltischen. Lucys Vorliebe für Art déco zeigte sich im Muster der bunten Glaseinsätze in Laden- und Bürotür. Der dunkle Holzboden war doppelt eingelassen worden, bis er satt goldbraun schimmerte. Statt die Wände mit Porträts von Autoren zu schmücken, hatte Lucy mithilfe von Schablonen berühmte Zitate darauf gemalt.

Calum warf einen Blick auf einige dieser geflügelten Worte, als er an den Bücherregalen aus dunklem Massivholz vorbeiging. Aber er wurde immer wieder von Lucys üppiger Figur abgelenkt. Bis sie die Bürotür öffnete und zur Seite trat, um ihn hineinzulassen.

„Stell die Kiste einfach auf den Tisch da.“

Calum folgte ihren Anweisungen. Dann wandte er seine Aufmerksamkeit Buttercup zu, die auf einem orthopädischen Hundebett in der anderen Ecke des Büros lag. Lucy hatte recht. Ihr Bauch war viel runder geworden, seit er sie das letzte Mal gesehen hatte.

„Sieht aus, als ob sie beim Friseur war.“

Lucy lächelte und nickte. „Ich war letzte Woche mit ihr zum Trimmen. Sie sieht toll aus, nicht? Ganz anders als der Tierheimhund, den ich von Fellknäuel fürs Leben nach Hause gebracht habe.“

„Dann will ich dich auch gar nicht länger stören, damit du nach Hause fahren und dich um Buttercup kümmern kannst. Schönen Abend noch.“ Dann wäre er am liebsten Hals über Kopf aus dem Buchladen geflüchtet, einfach nur, um Abstand von Lucy zu gewinnen.

„Gute Nacht, Calum.“

Draußen fluchte Calum leise. Seit dem College hatte er keine richtige Beziehung mehr gehabt. Als es mit seiner letzten Freundin aus und vorbei war, hatte er für sich die Regel aufgestellt, nur noch unverbindliche Verabredungen einzugehen. Lucy konnte das nicht wissen, aber sie brachte ihn dazu, diesen Schwur zu überdenken.

Seit er wieder in Spring Forest war, hatte er sich eingeredet, dass er sowieso viel zu beschäftigt für Dates war. Aber jetzt sagte ihm eine innere Stimme, dass er sich etwas vormachte. Er wollte Lucy um eine Verabredung bitten. Aber er war sich nicht sicher, wie er das anstellen sollte, ohne ihre Freundschaft aufs Spiel zu setzen.

Calum wusste, dass es nur einen Weg gab, das herauszufinden.

Er musste sie fragen.

2. KAPITEL

Lucy öffnete die Tür und wartete darauf, dass Buttercup ihr folgte.

„Ich ziehe mich nur kurz um. Dann wird gekuschelt, bevor du Futter und frisches Wasser bekommst.“

Es hieß ja, dass der Hund der beste Freund des Menschen war. Buttercup war treu. Das war mehr, als sie über ihren betrügerischen Verlobten und ihre angebliche Freundin sagen konnte. Rückblickend hätte Lucy auffallen sollen, wie viel Zeit Johnny und Danielle miteinander verbrachten. Dass die beiden einen Monat vor ihrer Hochzeit durchgebrannt waren, hatte unglaublich wehgetan – aber wenigstens war so alles klar.

Wenn das Leben dir Zitronen gibt, mach Limonade daraus.

Ihre Limonade bestand darin, nach Spring Forest zu ziehen und noch mal ganz von vorn anzufangen, Chapter One zu eröffnen, ein neues Kapitel in ihrem Leben aufzuschlagen und ein kleines Haus mit drei Zimmern in Kingdom Creek zu mieten.

Mit Buttercup auf den Fersen ging sie ins Schlafzimmer und zog sich statt T-Shirt und Jeans Jogginghose und Trägertop an.

Dann setzte sie sich im Wohnzimmer auf den Fußboden und wartete darauf, dass Buttercup auf ihren Schoß kletterte. Es war nicht leicht für Lucy, einen Hund im Arm zu halten, der etwa fünfundzwanzig Kilo wog. Aber irgendwie bekamen sie das hin. Buttercup lehnte den Kopf an Lucys Brust. Lächelnd streichelte Lucy sanft ihr Ohr.

„Ich weiß, du willst die Neuigkeiten hören, die man sich heute im Buchladen erzählt hat“, fing Lucy an, als ob sie sich mit einem anderen Menschen unterhielt. „Dieser arme Kater, Oliver, ist immer noch verschwunden. In der ganzen Stadt hängen Suchplakate. Und dann gibt es noch Gerüchte, dass Birdie Whitaker und der alte Tierarzt, Doc J, sich streiten, weil er wieder zurück nach Florida ziehen will“, erzählte sie. „Noch eine Beziehung, die in die Brüche zu gehen droht. Das sollte mir eine Warnung sein, richtig? Also warum kann ich nicht aufhören, Calum Ramsey anzustarren? Wenn er mich nur ansieht, will ich mich ihm an den Hals werfen. Das wäre aber mehr als peinlich, weil ich ihm gesagt habe, dass ich keine Beziehung will. Und irgendwas sagt mir, dass Calum nicht für ein Techtelmechtel zu haben ist.“

Buttercup winselte leise. Lucy lächelte und gab der Hündin einen Kuss auf den Kopf. „Na schön. Genug gekuschelt. Dann fütter ich dich mal.“ Buttercup war nicht nur ihre Gefährtin. Sie war ihr Therapiehund geworden.

Ein paar Minuten später füllte Lucy Buttercups Fressnapf zur Hälfte mit dem hochwertigen Welpenfutter, das der Tierarzt empfohlen hatte, und gab ihr frisches Wasser. Buttercup schnüffelte an dem Futter und drehte sich dann um, um Lucy anzusehen.

„Du bekommst erst einen Hundekeks, wenn du alles aufgegessen hast“, ermahnte Lucy sie sanft.

Lucy überließ Buttercup ihrem Futter. Für sich selbst holte sie eine Dose Shrimps aus dem Kühlschrank. Sie hatte beschlossen, sich einen Caesar Salad mit Shrimps zu machen. Sonntags war Chapter One geschlossen. Da kümmerte sie sich um die Wäsche, putzte und kochte für die ganze Woche im Voraus. Ihre Großmutter mütterlicherseits wäre entsetzt gewesen.

Lucy lächelte, als sie an ihre geliebte Grammie dachte. Ihre Großmutter hatte eigentlich vorgehabt, die erste Frau in der Familie zu sein, die aufs College ging. Doch als ihre Mutter gestorben war, hatte sie als älteste Tochter helfen müssen, sich um die jüngeren Geschwister zu kümmern. Sie hatte jedoch erleben dürfen, wie ihre Tochter das College abschloss und später ihre Enkelin mit dem Studium anfing. Lucy gefiel der Gedanke, wie stolz Grammie wäre, weil sie einen eigenen Laden hatte – auch wenn das bedeutete, dass sie die Hausarbeit am Tag des Herrn erledigte.

Sie hatte zwar Unterstützung im Geschäft, aber nicht genug, um mehr als einen Tag freizuhaben. Ihre Assistentinnen arbeiteten nur fünf Stunden am Tag, drei Tage in der Woche. Ihre erste Angestellte war Miss Evelyn Grace, die vor ihrer Pensionierung in der Cafeteria der Middle School gearbeitet hatte. Dann hatte Lucy noch Angela Fowler eingestellt, eine ehemalige Schulbibliothekarin.

Zu beiden Frauen hatte sie ein gutes Verhältnis, auch wenn sie nicht sagen würde, dass sie sich nahestanden. Abgesehen von Buttercup hatte sie eigentlich niemanden, der ihr wirklich nahestand.

Lucy machte das Radio auf der Arbeitsfläche an. Sie tanzte durch die Küche, als einer ihrer Lieblingsoldies gespielt wurde. Ihr Handy klingelte, als sie angefangen hatte, den Römersalat zu zerpflücken.

„Hallo.“

„Lucy, hier ist Doug vom Spring Forest Chronicle. Ich wollte nur Bescheid sagen, dass wir Ihre Anzeige in der nächsten Ausgabe drucken. Der Herausgeber hat auch sein Okay gegeben, dass die Anzeige auf der Website erscheint.“

Sie lächelte. „Bitte bedanken Sie sich bei ihm an meiner Stelle.“

„Mach ich.“

Sie beendete den Anruf und verschränkte die Finger wie zum Gebet. Lucy hatte einen eigenen Lesebereich für Kinder eingerichtet. Den wollte sie jetzt mit einer Gutenachtgeschichten-Veranstaltung noch bekannter machen – und so den Verkauf von Kinderbüchern ankurbeln. Zusätzlich zu dem Zeitungsinserat und dem Hinweis im Internet hatte sie vor, Flyer in der Innenstadt zu verteilen.

Buttercup kam mit wedelndem Schwanz auf Lucy zu. „Braves Mädchen. Alles aufgegessen. Jetzt kannst du dein Leckerli kriegen.“ Die Hündin bellte, und Lucy gab ihr einen großen Hundekeks.

Dann setzte sie sich an den Küchentisch, aß ihren Salat und trank dazu ein Glas Limonade.

Buttercup wartete schon, als Lucy fertig war. Nachdem sie Geschirr, Leine und mehrere Kotbeutel zusammengesucht hatte, gingen sie hinaus. Lucy merkte, dass Buttercup langsamer lief, und nahm an, dass der Grund ihr größer werdender Welpenbauch war.

„Lass dir nur Zeit, kleine Mama. Noch eine Woche oder so, dann ist das alles vorbei.“ Lucy war nervös und aufgeregt zugleich wegen der bevorstehenden Geburt. Ihr Leben würde bald sehr hektisch werden – sie konnte nur hoffen, dass sie dem gewachsen war.