Klett Lektürehilfen - Friedrich Dürrenmatt, Der Richter und sein Henker - Elisabeth Kaltenbach - E-Book

Klett Lektürehilfen - Friedrich Dürrenmatt, Der Richter und sein Henker E-Book

Elisabeth Kaltenbach

4,8

Beschreibung

Literatur verstehen und interpretieren Friedrich Dürrenmatts erster Kriminalroman Der Richter und sein Henker (1952) erzählt die Geschichte eines Mordes und der verwickelten Ermittlungen zu seiner Aufklärung, doch geht das Geschehen weit über traditionelle Vorstellungen bezüglich des kriminalistischen Genres hinaus. Mit einem raffinierten Plan gelingt es dem Kommissar, seinen alten Kontrahenten Gastmann zur Strecke zu bringen. Dabei handelt es sich aber nicht um einen Sieg der Gerechtigkeit, denn Kommissar Bärlach vermag Gastmann nur mit dessen eigenen Waffen zu schlagen. Mit Klett-Lektürehilfen - wissen, was wann passiert: dank ausführlicher Inhaltsangabe mit Interpretation - wissen, welche Themen wichtig sind: anhand thematischer Kapitel - auf wichtige Fragen die richtigen Antworten wissen: gut vorbereitet mit den häufigsten Fragen zur Lektüre plus Lösungen

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Seitenzahl: 170

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Klett Lektürehilfen

Friedrich Dürrenmatt

Der Richter und sein Henker

von Elisabeth Kaltenbach

Elisabeth Kaltenbach, Gymnasiallehrerin für Deutsch und Englisch, Studiendirektorin an einem Weiterbildungskolleg in Düsseldorf.

Die Textzitate folgen der Ausgabe: Friedrich Dürrenmatt: Der Richter und sein Henker. Kriminalroman. Mit zahlreichen Fotos aus dem Film und einem Anhang. Zürich: Diogenes 1985.

Bibliographische Information Der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in derDeutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sindim Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

Auflage 4 3 2 1 | 2018 2017 2016 2015Die letzten Zahlen bezeichnen jeweils die Auflage und das Jahr des Druckes.Dieses Werk folgt der reformierten Rechtschreibung und Zeichensetzung.Ausnahmen bilden Texte, bei denen künstlerische, philologische oder lizenzrechtliche Gründe einer Änderung entgegenstehen.

Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Nutzung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Hinweis zu § 52 a UrhG: Weder das Werk noch seine Teile dürfen ohne eine solche Einwilligung eingescannt und in ein Netzwerk eingestellt werden. Dies gilt auch für Intranets von Schulen und sonstigen Bildungseinrichtungen.Fotomechanische Wiedergabe nur mit Genehmigung des Verlages

© Klett Lerntraining c/o PONS GmbH, Stuttgart 2015Alle Rechte vorbehalten.www.klett-lerntraining.deRedaktion: Günter MaierUmschlagfoto: bpk / Fred Stein © VG Bildkunst, Bonn 2014Satz: DOPPELPUNKT, StuttgartISBN: 978-3-12-923985-8

Inhalt

Handlung

Der Anfang: Ein Mord

Auf Spurensuche

Politisches Zwischenspiel

Vergangenheit und Gegenwart

Philosophisches Zwischenspiel

Der Fall scheint gelöst

Das Ende: Überraschungen

Personen

Bärlach

Gastmann

Tschanz

Dr. Lutz

Von Schwendi

Der Schriftsteller

Themen und Darstellung

Eine Wette – und keiner gewinnt

Das Spiel mit dem Zufall

Die absolute Gerechtigkeit

Ort und Szenerie – „Kein schöner Land“?

Das Groteske – Lachen und Grauen

Krimi – Kein Krimi – Anti-Krimi?

Weitere Aspekte

Dürrenmatt wird Krimi-Autor

Bärlach und seine Kollegen

Hollywood in der Schweiz

Literaturhinweise

Prüfungsaufgaben und Lösungen

1 Polizisten

2 Romananfänge

3 Kampf mit dem Bösen

4 Nächtlicher Überfall

5 Im Spiegel der Kritik

6 Bertolt Brecht über den Kriminalroman

7 Was ist Gerechtigkeit?

8 Ein Schweizer Kollege

Handlung

Der Roman Der Richter und sein Henker ist in 21 Kapitel von unterschiedlicher Länge eingeteilt. Die Handlung, das heißt der Kriminalfall und seine Entwicklung, wird zwar linear erzählt, aber einzelne Kapitel können aufgrund ihrer unterschiedlichen Funktionen zu den nachfolgend bezeichneten sieben Erzählphasen zusammengefasst werden.

Der Anfang: Ein Mord

Erstes Kapitel

Tod eines Polizisten

Dorfpolizist Clenin findet die Leiche eines Berner Polizeileutnants.

Kommissar Bärlach übernimmt die Ermittlungen.

Der Roman beginnt nach einem bekannten Muster: Am Morgen des 3. November 1948 findet der Polizist Alphons Clenin in der Nähe des Dorfes Lamboing im französischsprachigen Teil der Schweiz die Leiche eines Mannes. Nach einer kurzen Untersuchung des in einem blauen Mercedes am Straßenrand befindlichen Toten, der offensichtlich erschossen wurde, stellt Clenin fest, dass es sich um den Polizeileutnant Ulrich Schmied aus Bern handelt.

Im Folgenden ergibt sich allerdings schon eine Abweichung vom üblichen Schema: Anstatt den Tatort zu sichern und so wenig wie möglich zu verändern, entschließt sich der aufgeregte und von einem solchen Kapitalverbrechen merklich überforderte Dorfpolizist, die Leiche wegzufahren. So schnallt er den Toten auf dem Beifahrersitz fest und fährt mit dem Wagen in Richtung Biel. Dabei ist er aufgrund des Nebels im Schritttempo inmitten einer Fahrzeugkolonne unterwegs, was ihn an einen „Leichenzug“ (6) denken lässt.

Von Biel aus wird die Untersuchung des Verbrechens eingeleitet, während in Bern Schmieds Vorgesetzter, Kommissar (im Originaltext stets: Kommissär) Bärlach, die Leitung der Ermittlungen übernimmt. Als erstes verfügt dieser eine Informationssperre und steht damit im Widerspruch zu seinem Vorgesetzten, Dr. Lucius Lutz, der sich – nach Fortbildungen bei der New Yorker und Chicagoer Polizei – als notwendiger Erneuerer der in seinen Augen erschreckend rückständigen Berner Polizeiarbeit sieht. Bärlach hingegen, ein Mann „über sechzig“ (10), scheint ein ausgeprägter Individualist ohne Furcht vor Autoritäten zu sein, was durch den Hinweis auf seine bewegte Vergangenheit deutlich wird (u. a. ohrfeigte er während seiner Dienstzeit in Frankfurt einen hohen nationalsozialistischen Beamten).

Kommissar Bärlach begibt sich zunächst zum Haus von Frau Schönler, wo der getötete Schmied zur Untermiete wohnte. Unter dem Vorwand, Schmied sei plötzlich verreist und Bärlach müsse ihm Unterlagen nachschicken, lässt sich der Kommissar in Schmieds Zimmer bringen und nimmt eine Dokumentenmappe vom Schreibtisch mit.

Zweites Kapitel

Bärlachs erste Schritte

Auseinandersetzung mit dem ungeduldigen Dr. Lutz

Besichtigung des Tatorts; Auffinden einer Revolverkugel

Beim Mittagessen geht Kommissar Bärlach Schmieds Unterlagen durch und begibt sich dann ins Büro, wo ihn Dr. Lutz zu einem Gespräch erwartet. Inzwischen ist auch der tote Schmied nach Bern gebracht worden, Bärlach will ihn jedoch nicht mehr sehen, „denn er liebte Tote nicht und ließ sie daher meistens in Ruhe“ (13). Bärlach betritt Dr. Lutz’ Büro mit brennender Zigarre – wohl wissend, dass sich dieser darüber ärgert. Der Klage seines Vorgesetzten, dass noch nichts geschehen und die Arbeit der Dorfpolizei erschütternd sei (vgl. 14), begegnet Bärlach ruhig mit der Äußerung, dass er bereits einen Verdacht habe, diesen aber noch nicht äußern wolle. Schließlich bittet er Lutz mit Hinweis auf seine angegriffene Gesundheit um die Unterstützung des Beamten Tschanz, der zu diesem Zweck aus dem Urlaub zurückbeordert werden muss. Lutz, der offensichtlich viel von dem ehrgeizigen Tschanz hält, willigt ein.

Am Nachmittag fährt Bärlach mit dem Beamten Blatter zum Tatort, wo er den ängstlichen und Kritik an seiner Vorgehensweise fürchtenden Clenin trifft. Bärlach beruhigt ihn mit den Worten, er habe richtig gehandelt. Bevor der Kommissar mit den Beamten den Tatort verlässt, tritt er auf etwas Hartes: Es ist eine Revolverkugel – „nur Zufall“ (17), wie Bärlach gegenüber dem staunenden Clenin äußert.

Drittes Kapitel

Tschanz erscheint

Ähnlichkeit zwischen Tschanz und Schmied

Tschanz ist überrascht von Bärlachs unwissenschaftlicher Vorgehensweise.

Bärlach verschweigt Tschanz seinen Verdacht.

Am nächsten Morgen studiert Bärlach, der aufgrund seiner gesundheitlichen Probleme eine schlechte Nacht hatte, weiter Schmieds Mappe, als Tschanz eintritt. Der Kommissar erschrickt zunächst, da Tschanz mit seinem Mantel und Filzhut Schmied sehr ähnlich sieht, nur sein Gesicht, ein „gutmütiges, volles Antlitz“ (18), ist anders.

Bärlach lobt den getöteten Schmied in den höchsten Tönen als den begabtesten Kriminalisten, den er kennengelernt habe, worauf Tschanz eher zurückhaltend reagiert. Als Bärlach Tschanz die Revolverkugel zeigt und sagt, man wisse noch nicht viel über die Umstände von Schmieds Tod, stellt sich heraus, dass Tschanz bereits ein Szenario entworfen hat, wie Schmied getötet worden sein könnte. Außerdem hat er weitere Indizien parat: So hat er z. B. entdeckt, dass Schmied zum Zeitpunkt seines Todes einen vornehmen Gesellschaftsanzug trug, in seinem kleinen Taschenkalender mehrmals Termine mit dem Buchstaben G notiert hatte und dass er zu diesen Terminen jeweils im Frack mit seinem Mercedes losgefahren sei – so eben auch am Abend seines Todes. Bärlach tut erstaunt ob der vielen Informationen, die Tschanz über Schmied bereits gesammelt hat, und gibt zu, dass ihn eigentlich nur Schmieds Mörder interessiere. Tschanz’ Verunsicherung steigert der Kommissar noch dadurch, dass er sich als „große[n] alte[n] schwarze[n] Kater, der gern Mäuse frißt“ (21) bezeichnet.

Mit dem Hinweis auf ihre enge Zusammenarbeit versucht Tschanz, etwas über Bärlachs Verdacht, wer der Mörder sein könnte, herauszubekommen. Bärlach verweigert die Auskunft jedoch mit der Bemerkung, dies sei kein „kriminalistisch wissenschaftlicher Verdacht“ (21); er möchte die Untersuchung durch Tschanz abwarten. Dieser akzeptiert letztlich Bärlachs Haltung und kündigt an, an diesem Abend in Richtung Lamboing fahren zu wollen, da Schmied in seinem Kalender wieder ein G eingetragen hatte. Er fragt Bärlach eher beiläufig, ob dieser ihn begleiten wolle, und ist überrascht, als Bärlach zusagt.

Auf Spurensuche

Viertes Kapitel

Die Fahrt nach Lamboing

Tschanz betritt zum ersten Mal Bärlachs Haus.

Versuch, Schmieds Weg nachzuvollziehen

Abends fährt Tschanz zu Bärlachs Haus, um ihn abzuholen. Nachdem auf sein Hupen niemand reagiert und er auch keine Türklingel findet, stellt er fest, dass die Haustür nicht abgeschlossen ist, und betritt Bärlachs Wohnung. Als er einen Lichtstrahl sieht, geht er in das Zimmer und sieht Bärlach, anscheinend schlafend, im Mantel auf einem Diwan liegen. Das Zimmer ist voller Bücher und auf dem Schreibtisch liegt eine eherne Schlange, die sich bei näherem Hinsehen als scharfes Messer erweist. Bärlach, nun wach, erzählt Tschanz, dass er einmal in Konstantinopel (dem heutigen Istanbul) mit diesem Messer fast getötet worden sei; ferner bestätigt er nachdrücklich, dass er keine Klingel habe und seine Haustür immer unverschlossen sei.

Die beiden fahren los, wobei Tschanz einen für Bärlach ungewöhnlichen Weg nimmt. Während der Fahrt lobt Bärlach wieder Schmied, in diesem Fall dessen vorsichtige Fahrweise. Der offensichtlich ungehaltene Tschanz erwähnt, dass Schmied seinem Auto einen ungewöhnlichen Namen gegeben habe. Bärlach bestätigt dies: „‚Er nannte seinen Wagen den blauen Charon‘, antwortete Bärlach.“ (26) Als er Tschanz die Herkunft des Namens erklärt (Charon ist in der griechischen Mythologie der Fährmann, der die Toten über den Fluss Styx in die Unterwelt fährt), erregt sich Tschanz darüber, dass Schmied aus reichem Elternhaus stammte und – im Gegensatz zu ihm selbst – ein Gymnasium besuchen konnte.

Tschanz hält nun an mehreren Tankstellen, um zu erfahren, ob vor zwei Tagen ein Autofahrer gehalten habe, der sein Auto den ‚blauen Charon‘ nannte. Schließlich erinnert sich ein Tankwart an Schmied. Tschanz sieht dies triumphierend als Beweis, dass Schmied diesen Weg genommen habe. Es ist inzwischen dunkel, aber der wieder verunsicherte Tschanz findet mit Hilfe eines Spaziergängers den richtigen Weg durch einen Wald zur Straße von Twann nach Lamboing. Hier hält er den Wagen an, stellt den Motor ab und löscht die Scheinwerfer: „Jetzt warten wir. Es ist zwanzig vor acht.“ (28)

Fünftes Kapitel

Das gesuchte Haus

Tschanz erläutert seinen Verdacht.

Sie finden das Haus von G(astmann).

Nach einiger Zeit des Wartens fragt Bärlach Tschanz, was er vorhabe. Tschanz erläutert, dass es an dem Ort, an dem Schmied bereits vorher war, an diesem Abend wieder irgendeine größere Abendgesellschaft geben müsse und dass er hoffe, diesen Ort zu finden. Im weiteren Gespräch bekundet Tschanz Respekt vor dem Mörder und gibt auf Bärlachs Nachfrage an, er hoffe, ihn zur Strecke zu bringen.

Als kurz darauf mehrere dunkle Limousinen am Wagen der Polizisten vorbeifahren, folgt ihnen Tschanz. Nach kurzer Zeit erreichen sie über einen Feldweg ein von Pappeln umringtes, einsam dastehendes Haus, vor dem die Limousinen halten und das die Insassen betreten. Bärlach und Tschanz machen sich zu Fuß auf den Weg in Richtung Haus und kommen an ein Gittertor, an dem ein Schild mit einem großen G befestigt ist. Triumphierend verlangt Tschanz nun eine Zigarre von Bärlach: Er habe mit seinem Verdacht ins Schwarze getroffen. Selbst die Auflösung für das G hat er parat, weil er bereits im Telefonbuch nachgeschaut hat: Es müsse für den Namen Gastmann stehen, da es nur zwei G im Ort gebe und das andere die Gendarmerie sei. Auf Tschanz’ Bemerkung, Bärlach glaube doch wohl nicht, dass ein Gendarm Schmied getötet habe, antwortet Bärlach nur vielsagend: „Es ist alles möglich, Tschanz.“ (31)

Sechstes Kapitel

Begegnungen

Bärlach wird von einem großen Hund angefallen.

Tschanz erschießt den Hund.

Der Zutritt zum Haus wird ihnen verwehrt.

Zusammentreffen mit Gastmanns Anwalt von Schwendi, der Kooperation verspricht.

Tschanz befragt den Dorfpolizisten im Wirtshaus.

Bärlach und Tschanz trennen sich, um sich das Haus näher anzusehen. Dem Kommissar geht es nicht gut, sein Magen macht ihm wieder zu schaffen. An der Hinterseite des Hauses bemerkt er erleuchtete Fenster und hört jemanden auf einem Flügel spielen. Plötzlich steht vor ihm ein riesiger Hund, der ihn anfällt und zu Boden reißt. Bärlach versucht mit dem linken Arm seine Kehle zu schützen, und gerade noch rechtzeitig fällt ein Schuss: Tschanz taucht auf, er hat den Hund getötet. Bärlach sagt, dass Tschanz ihm das Leben gerettet habe, und gibt zu, dass er selbst nur sehr selten eine Waffe trage.

Inzwischen sind die Fenster des Hauses geöffnet worden und Gäste in Abendgarderobe schauen heraus; ein Mann fragt die beiden, was sie da täten. Nachdem Bärlach sich als Polizist zu erkennen gegeben hat und angibt, Herrn Gastmann sprechen zu wollen, lehnt der Mann – vermutlich Gastmann selbst – dieses Ansinnen ab und schließt das Fenster wieder. Die Gäste tun es ihm gleich – nicht ohne vorher noch ihrer Empörung über die Polizisten Ausdruck verliehen zu haben.

Als Bärlach und Tschanz zum Vordereingang zurückgehen, treffen sie dort auf einen einzelnen Mann, der sie barsch anspricht und sich als Nationalrat Oberst von Schwendi vorstellt und die beiden Polizisten zunächst für politische Demonstranten hält. Nachdem Bärlach das Missverständnis aufgeklärt und erläutert hat, dass sie Gastmann im Fall des ermordeten Schmied sprechen müssten, verspricht der nun freundlichere von Schwendi, der gleichzeitig Gastmanns Anwalt ist, dass er mit seinem Mandanten sprechen und am nächsten Morgen in das Polizeibüro kommen werde. Bevor er ins Haus zurückgeht, lässt er sich noch eine Fotografie von Schmied geben.

Tschanz teilt Bärlach mit, dass er noch einmal nach Lamboing fahren wolle, um sich mit dem dortigen Polizisten über Gastmann zu unterhalten. Bärlach ist einverstanden – er selbst möchte ins nahe gelegene Gasthaus gehen: „Ich muß etwas für meinen Magen tun.“ (39) Tschanz findet Charnel, den Polizisten von Lamboing, im Wirtshaus, wo er mit seinem Twanner Kollegen Clenin sitzt. Auf Tschanz’ Fragen teilt Charnel ihm mit, dass es noch keine neuen Ergebnisse in der Morduntersuchung gebe; Schmied könne aber unmöglich bei Gastmann gewesen sein, dieser kenne ihn auch gar nicht. Auf die Frage nach weiteren Zeugen erwidert Charnel, dass er bereits einen Schriftsteller befragt habe, der häufig, so auch am fraglichen Mittwoch, bei Gastmann sei und diesen gut kenne. Aber auch er habe nichts von einem Schmied gewusst.

Tschanz will den Schriftsteller und auch Gastmann auf jeden Fall noch selbst befragen. Charnel, der nur gebrochen Deutsch spricht, zeichnet ein durchaus positives Bild von Gastmann, den er einen Philosophen nennt: „Ein Mann, der viel denken und nichts machen.“ (41) Offensichtlich ist Gastmann so reich, dass er nicht arbeiten muss und sogar die Steuern für das ganze Dorf bezahlt, was ihn natürlich in Lamboing zu einem beliebten Mann macht. Der immer noch misstrauische Tschanz beharrt aber darauf, Gastmann selbst zu befragen – Charnels Warnung vor Gastmanns gefährlichem Hund kontert er mit der trockenen Bemerkung, mit dem werde er schon fertig.

Siebtes Kapitel

Überraschungen

Tschanz fährt Bärlach bis zum Tatort nach.

Bärlach stellt den Tathergang nach; Tschanz erschrickt.

Bärlach war heimlich auf die Gefahr durch den Hund vorbereitet.

Bevor Tschanz zum Restaurant fährt, um Bärlach abzuholen, hält er noch einmal vor Gastmanns Haus und schaut zu den erleuchteten Fenstern hinauf, ohne aber irgendjemanden zu sehen; auch der tote Hund ist inzwischen entfernt worden. Im Restaurant erfährt Tschanz, dass Bärlach nur wenige Minuten dort war, um einen Schnaps zu trinken, und sich wohl schon auf dem Weg nach Twann befindet. Tschanz fährt ebenfalls in diese Richtung und nähert sich bald dem Tatort, wo plötzlich eine dunkle Gestalt am Wegrand auftaucht und ihm winkt zu halten. Als Tschanz anhält und die rechte Wagentür öffnet, kommt ihm plötzlich der Gedanke, dass sich genau so der Tathergang abgespielt haben könnte und Schmied im nächsten Augenblick erschossen wurde. Er greift unwillkürlich zu seinem Revolver, erkennt dann Bärlach, was ihn aber nicht zu entspannen scheint: „Keiner sprach ein Wort, und ihre Augen waren wie Steine.“ (43) Bärlach steigt ein und von nun an duzt er Tschanz.

Nach längerem Schweigen fragt Bärlach Tschanz nach den Ergebnissen der Befragung Charnels. Als er von dem Schriftsteller hört, kündigt er an, diesen selbst zu befragen. Der immer noch erregte Tschanz setzt Bärlach schließlich vor dessen Haus ab, wo sich dieser noch einmal explizit bedankt: „du hast mir das Leben gerettet.“ (44) Nachdem Bärlach sein Haus betreten hat, nimmt er einen schweren Revolver aus der Manteltasche. Zudem ist sein linker Arm mit dicken Tüchern umwickelt, „wie es bei jenen Brauch ist, die ihre Hunde zum Anpacken einüben“ (ebd.). Es wird also deutlich, dass Bärlach Tschanz gegenüber verheimlicht hat, dass er sehr wohl auf die drohende Gefahr beim Besuch von Gastmanns Haus vorbereitet war.

Politisches Zwischenspiel

Achtes Kapitel

Von Schwendi bei Lutz: Enthüllungen

Schmied war unter falschem Namen bei Gastmann.

Geheimtreffen zwischen Industriellen und Vertretern einer fremden Macht in Gastmanns Haus

Am nächsten Morgen, einem Samstag, an dem auch die Beerdigung Schmieds stattfinden soll, erscheint von Schwendi tatsächlich bei der Polizei – aber nicht bei Bärlach, sondern bei Dr. Lutz, der ein Parteifreund von ihm ist und den er duzt. Mit seiner arroganten und herablassenden Art drängt der dicke Nationalrat den immer hilfloser werdenden Lutz in die Defensive. Es stellt sich heraus, dass Schmied in der Tat im Hause Gastmanns verkehrte, allerdings unter dem Namen Doktor Prantl, „Privatdozent für amerikanische Kulturgeschichte in München“ (47). Von Schwendi vermutet zunächst, dass Schmied von der Polizei eingeschleust wurde, wird aber durch Lutz’ überraschte Reaktion eines Besseren belehrt. So erklärt er schließlich dem völlig verdutzten Lutz: „Schmied spionierte für eine fremde Macht.“ (48) Die Polizei solle sich also lieber mit Schmied und seinen Motiven als mit dem gänzlich harmlosen Gastmann beschäftigen. Um sich nicht völlig einschüchtern zu lassen, beharrt nun Lutz darauf, dass eine Vernehmung Gastmanns jetzt gerade notwendig sei, um Schmieds Verhalten und die Gründe für seine Ermordung endgültig zu klären.

Daraufhin geht von Schwendi erneut in die Offensive: „Gut, […] reden wir ehrlich miteinander.“ (49) Er überreicht Lutz eine in drei Gruppen unterteilte Liste von Gastmanns Besuchern an den fraglichen Abenden: Es handelt sich um eine Gruppe Künstler („die ist nicht interessant“, ebd.) und eine Gruppe Industrieller („es sind Männer von Klang, Männer, die ich als die besten Exemplare der schweizerischen Gesellschaft ansehe“, ebd.). Bei der dritten Gruppe aber, über die die Schweizer Polizei keine Macht habe (vgl. 50), handelt es sich laut von Schwendi um „Angehörige einer fremden Gesandtschaft, die Wert darauf legt, unter keinen Umständen mit einer gewissen Klasse von Industriellen zusammen genannt zu werden“ (50).

Neuntes Kapitel

Von Schwendi bei Lutz: Absprachen

Gastmann als idealer Gastgeber der Geheimverhandlungen soll nicht behelligt werden.

Lutz verspricht Zurückhaltung der Polizei.

Auf Lutz’ Einwand, dass von Seiten des Staates offiziell mit jener Macht über ein Handelsabkommen verhandelt werde, entgegnet von Schwendi, dass es in der modernen Industrie viel wichtigere, private Verhandlungen gebe, in die sich der Staat nicht einzumischen habe. Und an solchen Verhandlungen habe Schmied unter falschem Namen teilgenommen. Die von Lutz ins Gespräch gebrachten Künstler, die dort ebenfalls gewesen seien, werden vom Geheimrat verächtlich als „notwendige Dekoration“ (52) bezeichnet. Er weist darauf hin, dass die fremde Macht aus parteipolitischen Gründen sehr an der Geheimhaltung der Gespräche interessiert sei, welche durch Schmieds noch ungeklärte Anwesenheit gefährdet wurde.

Auf Lutz’ Frage nach der Rolle Gastmanns in der ganzen Angelegenheit erläutert von Schwendi, dass sein Klient aufgrund seiner Tätigkeiten als „jahrelanger Gesandter Argentiniens in China“ (53) und „ehemaliger Verwaltungspräsident des Blechtrusts“ (ebd.) sowie der abgeschiedenen Lage seines Hauses im völlig unbekannten Lamboing prädestiniert für die Rolle als Gastgeber der Verhandlungen sei. Gleichzeitig macht er noch einmal deutlich, dass die Polizei Gastmann in Ruhe zu lassen habe. Der nun vollends unterlegene Lutz verspricht von Schwendi, dass er den Fall der Geheimverhandlungen an den Bundesanwalt abgeben und von einer Hausdurchsuchung bei Gastmann absehen werde. Sollte es trotzdem zu einer „Besprechung“ (54) mit Gastmann im Zuge der Untersuchung kommen müssen, eine „Formalität“ (ebd.), so werde sie „so harmlos wie nur immer möglich“ (ebd.) gestaltet und er, Lutz, werde die Fragen von Schwendi im Voraus mitteilen.

Von Schwendi, der nun erreicht hat, was er wollte, überlässt Lutz die Liste mit den Namen, nicht ohne noch darauf hinzuweisen, dass die fremde (vermutlich chinesische) Gesandtschaft vielleicht gar kein Interesse an weiteren Verhandlungen habe. Seine abschließenden Worte klingen zugleich herablassend und unterschwellig drohend: „Millionen stehen auf dem Spiel, Dökterchen, Millionen! Zu deinen Nachforschungen wünsche ich dir Glück. Du wirst es nötig haben.“ (55)

Zehntes Kapitel

Schmieds Beerdigung

Bärlach begleitet Lutz.

Zeremonie im strömenden Regen

Störung durch zwei Betrunkene, die einen Kranz in das Grab werfen und wieder verschwinden

Bärlach trifft ein, er will bei seinem Vorgesetzten die Erlaubnis einholen, Gastmann verhören zu können. Dr. Lutz, der bereits aufgrund seines Versprechens gegenüber von Schwendi und der zu erwartenden Kritik Bärlachs ein ungutes Gefühl hat, weicht aus und verweist auf das bevorstehende Begräbnis Schmieds, zu dem nun beide – Bärlach seinen schmerzenden Magen haltend – im Dienstwagen gefahren werden.