Klima, prima - Oma wird bald 100 - Manfred Overmann - E-Book

Klima, prima - Oma wird bald 100 E-Book

Manfred Overmann

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Beschreibung

Glasgow, Klimagipfel 2021. Die Welt steht am Abgrund. Ich brauche ein Glas Coffee-to-go, um auch nach 2030 noch fit zu sein. Der Weltklimareport muss fort. Sofort. - Das Metronom der Welt ist schon lange aus dem Takt geraten. Unser Planet vergeht. Er bekommt Ecken und Kanten. Aber ich will nichts davon wissen: Alles mitnehmen, was man kann, und nach mir die Sintflut. Meine Frau jedoch ist chronische Pessimistin und Ökoapokalyptikerin. Sie hat grüne Wahrheitsansprüche und will die Welt durch die ökologische Landwirtschaft enkeltauglich machen und retten. Deshalb kokettiert sie im Hofladen mit dem Biobauern und genießt es, dass er so animalisch nach Mist und Methan riecht und gerne die Sau rauslässt. Klimawandel? Ich sehe, fühle und merke nichts. (…) Was ich nicht wahrnehme oder weiß, macht das Klima nicht heiß (…) Ich sehe keinen schwarzen Qualm, die Sonne scheint noch immer, der Himmel ist nicht bleigrau, das Wasser nicht algengrün, und fast niemand trägt eine Gasmaske. In den Gebirgsketten schmelzen zwar die Gletscher, aber wer braucht die schon. (…) In der Arktis und Antarktis ziehen sich die Eisdielen zurück. Aber ich mag sowieso kein Wassereis. (…) Energiekrise? Ich bin sprachlos. In der ganzen Welt liegen über 1074 Milliarden Tonnen Kohle herum. Ausbuddeln, importieren, verbrennen. Man muss auch mal mit dem Strom schwimmen. Das Meer wird mittlerweile zum Plastikaquarium, die Erde zur Müllhalde, die Verschwendung zum Albtraum, und keiner will es wahrnehmen, während überall Elektroautos mit Kohle-Gasantrieb umherirren, auf der Suche nach einer Ladesäule. Nur in Brauersdorf, an der Obernautalsperre, scheint die Welt noch in Ordnung zu sein, wenn dort nicht der Jäger wäre, der auf Homosexuelle Jagd macht. In meiner Familie geht auch einiges durcheinander: Mein Sohn wird versehentlich von der Polizei überfallen, mein Bruder weiß nicht mehr, zu welchen Frauen seine Kinder gehören, und alle reden in verschiedenen Sprachen durcheinander. Nur meine 96-jährige Mutter merkt von der Unruhe nichts und leistet sich trotz ihrer Sparsamkeit eine rumänische Polin als Pflegerin und übersteht alle Krisen: Denn das Leben ist sooo schön. Durch die komisch-satirische Darstellung zwiespältiger Lebensperspektiven entwirft Manfred Overmann nicht nur eine bissige Umweltgroteske, sondern auch eine psychosoziale Gesellschaftskritik, die immer zwischen direkter Anklage, Ironie und Witz pendelt. Dabei sollen Vorurteile abgebaut und die Unvernunft demaskiert werden, um den Leser in einen konstruktiven, zukunftsorientierten Dialog einzubeziehen. Humorvoll, aber wahr. Ab und zu bekommt meine Frau jetzt Panikattacken. Immer wegen dem Klima, als stände ein strafender Gott mit der Stoppuhr hinter ihr. Er überprüft die Pariser. Noch 18 Stück bis 2040.

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Seitenzahl: 313

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ibidem-Verlag, Stuttgart

Ihr habt den Weg vom Wurme zum Menschen gemacht, und Vieles ist in euch noch Wurm. Einst wart ihr Affen, und auch jetzt noch ist der Mensch mehr Affe, als irgend ein Affe.

(Friedrich Nietzsche, Also sprach Zarathustra. Ein Buch für Alle und Keinen. Chemnitz 1888, Erster Teil, Zarathustras Vorrede, S. 8, 22-24)

 

Gesegnet seien jene, die nichts zu sagen haben und den Mund halten. (Oskar Wilde)

 

Inhalt

Klima, prima

Ein Fisch im Plastikaquarium

Wasser marsch!

Die Erde, eine Müllhalde

Elektroauto mit Kohle-Gasantrieb

Alles Bio

Ich bin der Borkenkäfer

Meine 95-jährige Mutter

Die rumänische Polin

Oma kommt in den Himmel

Keine Zeit fürs Telefon: Oma läuft Marathon

Muttertag

Blackies Geburtstag

Dienstreise nach Mallorca

Sprachverwirrungen

Der griechische Arzt

Brauersdorf und die Sportler von der Obernautalsperre

Der Menschenjäger

Der Banker

Rentner wider Willen

Ich bin der Beste

Über den Autor

UNICEF-Foto des Jahres 2019

© Fotograf Hartmut Schwarzbach/argus – HS20180624ARGD-0933b / Manila

 

Die Kinder, der Müll und der Tod

Die damals 13-jährige Wenie fischt jeden Tag im Stadtteil Tondo am Hafen von Manila auf den Philippinen in einem Meer von Müll Plastikreste, um diese anschließend bei einem Müll-Recycler zu verkaufen. Um ihre Existenz zu sichern, riskiert sie dadurch jeden Tag für ein paar Cents ihr Leben.

© Fotograf Hartmut Schwarzbach/argus – HS20180624ARGD-2581 / Manila

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Manila, Floating Kids. This group of children between 10-12 years living in a squatter at Manila Bay is collecting plastic every day before or after going to school. So their houses are located directly near the sea they swim in the polluted dirty waters risking their lives. They earn a little bit money with selling the plastic to so called junk shops, which recycle the waste. This is a common income in Tondo, one of the largest slums in the world. Hundred years ago there has been beaches here, but now it is a so called Danger Zone with rising sea levels due to the climate change. The families belong to the Urban Poor, the poorest families in the Philippines.

 

Klima, prima

Klimawandel? Ich sehe, fühle und merke nichts. Kopf in den Sand. Was ich nicht wahrnehme oder weiß, macht das Klima nicht heiß. Kohlendioxid sieht man nicht und riecht man nicht. Also signalisiert mir meine Erfahrung keine Gefahr. Und auf meine Erfahrung kann ich mich verlassen.

Ich sehe keinen schwarzen Qualm, die Sonne scheint noch immer, der Himmel ist nicht bleigrau, das Wasser nicht algengrün, und fast niemand trägt eine Gasmaske.

In den Gebirgsketten schmelzen zwar die Gletscher, jedoch wer braucht die schon. Dort rutscht man ohnehin nur aus. Vielleicht gehe ich jetzt auch mal da hoch und genieße die schöne Aussicht.

In der Arktis und Antarktis ziehen sich die Eisdielen zurück. Aber ich mag sowieso kein Wassereis. Außerdem entsteht endlich eine eisfreie Nordwestpassage zwischen dem Atlantischen und dem Pazifischen Ozean, ohne dass man Schlittschuhe anziehen muss. Darauf haben wir alle gemeinsam lange genug hingearbeitet, indem wir jeden Ofen befeuert und jeden Grill mit Fleisch belegt haben. Tatsächlich war es gar nicht so einfach, das Nordpolarmeer zum Schmelzen zu bringen. Aber wo ein Wille, da ein Weg. Vielleicht kommen die Eisbären uns jetzt mal besuchen, wo ihnen die Eisschollen unter dem Hintern wegschmelzen, und verkuppeln sich mit den Braunbären, die jetzt leichter zu finden sind, weil der Wald verschwindet.

Langsam steigt auch der Meeresspiegel an. Wunderbar. Dann brauche ich nicht mehr so weit zum Strand zu fahren. Und wärmer soll es angeblich auch werden. Wunderbar, solange wir genügend Wasser und Bier haben. Außerdem sorgen die angekündigten Stürme und der Starkregen für Abkühlung. Und mit Klimaanlage und einem soliden Dach über dem Kopf ist das für mich kein Problem. Wirkliche Hitze und Dürren gibt es nur in Afrika. Da sehe ich ein bisschen schwarz. Jedoch will ich da ohnehin nicht hin. Die kommen jetzt vielmehr alle zu uns ins Treibhaus. Da wächst das Gemüse besser, und die Tulpen brauchen wir ebenfalls nicht mehr zu importieren.

Im Biologieunterricht habe ich gelernt, dass Kohlendioxid ein wichtiges Gas ist, ohne welches die Pflanzen keine Photosynthese betreiben können. Und als Abfallprodukt fällt dabei Sauerstoff an, den wir zum Einatmen benötigen. Darauf möchte selbst ich nicht verzichten. Also lassen wir mal ein paar Bäume im Wald, die Mohren im Kongo und das Wasser im Ozean. Das sind nämlich unsere größten CO2 Speicher, so meine Frau. Und als Synthese macht sie ein schönes Familienfoto von dem Ganzen. Damit unsere Enkelkinder sich einmal erinnern werden wie gemütlich es damals war. Waldbaden, Moorbäder und Wasserspülung.

Jedoch warum sollte sich daran etwas ändern? Und für die Zukunft sind schließlich meine Kinder verantwortlich. Wenn sie auf alles verzichten wollen, können sie das gerne tun. In der Zwischenzeit möchte ich aber trotzdem gut leben. Warum sollte der Opa für etwas zur Rechenschaft gezogen werden, was es noch gar nicht gibt und vermutlich niemals geben wird?

Meine Frau ist leider chronische Pessimistin. Sie kann sich nicht gehen lassen. Ökoapokalyptikerin mit grünen Wahrheitsansprüchen und Welterlösungsfantasien. Ich hingegen bin friedliebender Optimist. Ein Vertreter des expandierenden Raubtierkapitalismus. Immer auf der Suche nach neuen Seltenen Erden und natürlichen Ressourcen. Für mich gibt es keine Probleme, sondern nur Lösungen. Statt CO2, nimm2! Ein Kilo Organen- und Zitronenbonbons mit wertvollen Vitaminen und flüssiger Füllung mit Fruchtsaft und Traubenzucker. Für 5,99 Euro. Multivitamine für die ganze Familie. Freude und Optimismus ohne CO2.

Wir müssen die globale wirtschaftliche Expansion wieder bedingungslos ankurbeln. Schluss mit dem Coronaschlaf. Ich will keine Delfine in Venedig oder Füchse und Wildschweine in den Städten. Die konsumieren zu wenig und fliegen nicht Erster Klasse.

Durch unsere unterschiedlichen Standpunkte wird die Ehe mit meiner Frau nie langweilig. Teilweise streiten wir so viel, dass wir keine Zeit mehr finden, um über Scheidung nachzudenken. Um meinen guten Willen zu zeigen, schenke ich meiner Frau manchmal ein Kilo Biotomaten. Dann wird sie vor Scham ganz rot und revanchiert sich am nächsten Tag mit einem Steak in der Pfanne. Schließlich will niemand den anderen in die Pfanne hauen. Dafür stimulieren wir uns beide schon zu lange. Denn eigentlich gibt es nichts Schöneres, als unterschiedlicher Meinung zu sein.

Trotzdem ist ihre ewige Bio- und Klimaleier schwer zu ertragen, zumal ich meinerseits ausgesprochen tolerant bin. Das Metronom der Welt sei schon lange aus dem Takt geraten. Nur weil ich unmusikalisch bin, wird sich die Welt doch nicht verändern. Und wenn schon! Meine Devise lautet: alles mitnehmen, was man kann, und nach mir die Sintflut.

Leider ist meine Frau unbelehrbar und will immer noch die Welt retten. Angeblich schrillen bereits alle Alarmglocken, weshalb ich den Klimaturbo einschalten soll. Immer schön langsam. Versuchs mal mit Gemütlichkeit. Baloo. Walt Disney. Die Menschen haben keine Phantasie mehr. Wenn die Welt schlechter wird, müssen wir sie eben besser deuten. Positiveren. Nicht deprimieren. Die Sonne wird bestimmt auch morgen noch aufgehen. Trotz einiger Wolken.

Bei uns zu Hause herrscht manchmal dicke Luft. Das liegt sicherlich am CO2. Eine neue Leitwährung für einen schlechten Umweltstoffwechsel, so meine Frau. Deutschland bläst in Europa das meiste CO2 in die Luft. 861 Millionen Tonnen. Afrika schafft insgesamt nur 1.000 Millionen Tonnen, ist allerdings auch nur für drei Prozent der Emissionen verantwortlich.

Alle wollen Gleichberechtigung. Deshalb gehört es natürlich zur Klimagerechtigkeit, dass die nicht verursachenden Länder des Klimadesasters die Umweltschäden mit uns teilen. Immerhin haben sie mehr Luft auf ihrem Kontinent als wir, weshalb sich der Dreck dort besser verteilt. In den Zeitungen lese ich darüber jedoch nie etwas. Afrika. Weit weg. Alles nicht verifizierte Behauptungen. Der globale Süden. Ein anderer Kontinent. Ein anderer Planet. Schwarze und Indigene. Damit haben wir nichts zu tun. Vanessa Nakate: Unser Haus steht längst in Flammen. 2021. Die ist noch zu jung. Die kann gar nicht mitreden. Außerdem lese ich solche Bücher nicht. Soll ich mir nach der Lektüre etwa Antidepressiva verschreiben lassen? Und die Feuerwehr rufen müssen sie schon selber.

Ich stoße jedenfalls nur neun Tonnen CO2 pro Jahr aus. Also warum solche Aufregung. Immerhin schaffe ich eine Tonne mehr als die Chinesen und brauche deshalb kein CO2 von ihnen zu importieren. Und warum sollte ich alleine das CO2 auf zwei Tonnen reduzieren? Ich lebe schließlich nicht in Bangladesch oder Äthiopien. Bei denen ist nicht nur das CO2 knapp, sondern auch das Essen: Das ist jedoch für 40 Prozent der durchschnittlichen CO2-Emissionen verantwortlich, so meine Frau. Aber sollen wir etwa alle abnehmen, bis wir verhungern? Nicht mein Bier. Frühstücksmüsli und Sojamilch statt Wurst und Eier. Ich bin doch kein Hanswurst! Immer so ein Theater machen. Duschen, ohne nass zu werden: Sparduschköpfe. Alles Strohköpfe. Cradle to Cradle. Von der Wiege zur Wiege. 100 Prozent wiederverwertbare Teile. Der Kreislauf der Natur. Ich bekomme einen Kreislaufkollaps. Nachhaltigkeit. Verträglichkeit. Ich habe Sodbrennen und Aufstoßen. Ich brauche einen starken Schnaps, der nachhaltig wirkt!

Gestern hat meine Frau mir beim Abendessen wieder einige Anekdoten aus ihrem Klimabüchlein erzählt. Interessiert mich eigentlich gar nicht. Gute Miene zum bösen Spiel machen. Das gehört zur Ehe. Sonst gibt es kein Abendessen.

1992. Rio. Es herrschte Aufbruchsstimmung. Ob ich mich noch an die Bilder in den Medien erinnere? Natürlich: Trommeln, Gesang, Musik und leicht bekleidete Sambatänzerinnen. Ich war ganz beeindruckt von dem guten Klima, das dort herrschte. Ich habe kein Treibhaus gesehen.

Danach kam das Kyoto-Protokoll, so meine Frau. 1997. Wenn jemand zu schnell fährt, muss er dafür bezahlen. Zumal wenn er sich erwischen lässt oder nicht schnell genug abhaut. Das denke ich. Das ist doch normal. Pestizide auf den Plantagen, Gift in den Flüssen und immer wieder dicke Luft. Furchtbar, meint meine Frau. Aber man muss halt aufpassen, wenn man etwas Verbotenes tut. Umsichtig sein. Nachhaltig. Wie ich. Die Polizei ist nicht nachsichtig, sondern hinterhältig.

Ich kaufe jedenfalls kein frisches Obst von Freilandplantagen und trinke kein Wasser aus dem Fluss. Ich mache meine Einkäufe lieber im Supermarkt. Da bin ich auf der sicheren Seite. Da ist alles schön sauber in Plastik eingepackt. Und wenn dicke Luft herrscht, gehe ich ohnehin nicht raus. Streit muss nicht sein. Ein kühles Bier und eine Zigarette. Ruhe, Meditation.

Wenn überhaupt, sind die anderen schuld. Woran? An allem. China, Indien und Brasilien waren damals noch in der Pubertät, aber hatten es bereits faustdick hinter den Ohren. Das Gas trieb geradezu aus ihnen hervor. Und Russland? Berliner Mauer. Chinesische Mauer. Mexikanische Mauer. Vorher war alles besser. Da kam nichts rüber. Und die Uneinigen Staaten? Warum haben die das Protokoll nicht ratifiziert? Was heißt das überhaupt, ratifiziert? Kyoto. Auf welcher Insel liegt das? Egal. Wir sind jedenfalls nicht schuld. Und ich schon gar nicht. Ich werfe alles in die Tonne. Nichts daneben. Da passe ich schon auf. Der Dreck muss weg.

Kanada ist ganz aus dem Protokoll ausgeschieden. Warum sollte jemand, der nicht zu schnell fährt, dafür bezahlen? Die verstecken sich alle im Wald. Dort bauen die Holzfäller ihre eigenen Hütten. Aus Holz. Treibhäuser sind dort nicht vonnöten. Niemand will schließlich im Glashaus sitzen.

Letzte Woche hat meine Frau angefangen, Gedichte zu schreiben. Das passt zu ihrem Pessimismus. Sie wird immer melancholischer. Aber berühmt wird sie damit bestimmt nicht.

2009 bereitete der Klimagipfel in Kopenhagen

niemandem Unbehagen.

Es ist wirklich zum Verzagen,

obwohl es uns geht an den Kragen,

will man auch in diesen Tagen

wieder alle Handlungsmaßnahmen vertagen.

Dann kam wieder ein neuer Gipfel. Das ist wie in den Alpen. Meine Frau kennt sich da aus. Paris. 2015. Der Gipfel des Pessimismus. Das Ozonloch schwebte bereits wie ein durchlöcherter Pariser über dem Eifelturm. Von wegen Verhütung.

Ein Aufschrei. Pessimisten aller Länder vereinigt euch! So heißt doch der weltbekannte Spruch, oder? Marx hat alles vermurkst. Und jetzt hegelt es Kritik. Nicht mit mir. Lieber Lust und Spiele. Pariser für alle.

Meine Frau spricht sogar Französisch. Ludwig XIV. L'État c'est moi. Absolutismus. Nicht mit mir. Ich entscheide. Alleine. Ich lasse mich nicht tyrannisieren. Das wäre wirklich der Gipfel. Seit über 20 Jahren dasselbe grüne Gerede wie in einer Teigrührmaschine. Wie bei meiner Frau. Ich warte auf das Klimakterium. Die Menopause. Schluss mit den Parisern!

Paris. Da geht sowieso alles den Bach herunter. Wie heißt der Fluss noch mal? Die Seine. Freiheit, Gleichheit und... da kommt noch was, habe ich aber vergessen. Immer Revolution. Gelbwesten. Die sollen doch froh sein, dass wir ihnen das Elsass wiedergegeben haben. Da können sie jetzt mal gut essen gehen. Bibeleskäs mit Bratkartoffeln. Sürkrüt mit gepökeltem Fleisch, Süri nierle oder Flammekueche. Da wird man wenigstens satt. Ich bezahle doch nicht dafür, schlanker zu werden. Nouvelle Cuisine heißt das, glaube ich. Das haben mir meine Freunde erzählt. Die wollten in Frankreich mal gut essen gehen und kamen ganz mager zurück. Nur teuer und nichts auf dem Teller. Wie auf dem Klimagipfel in Paris. Man soll viel bezahlen, aber bekommt nichts dafür. Das Geld löst sich in Luft auf.

Auf dem Klimagipfel ging es wohl heiß her. Vom Eifelturm aus konnte man alles beobachten. Sogar die Kathedrale ist danach abgebrannt. Natürlich blöd, wenn man keine Kirchensteuer einnimmt. Ich bin Atheist und bezahle keine Kirchensteuer. Ich bin doch nicht blöd. Damit der da oben mit meinem Geld Schönwetter macht!

Voulez-vous coucher avec moi? Pariser bekomme ich auch ohne Klimagipfel in Deutschland. 1,5 oder 2 Grad mehr bis 2050. Viel zu wenig. Dann muss ich trotzdem im Winter noch heizen.

Glasgow 2021. Ich brauche ein Glas Coffee-to-go, um auch nach 2030 noch fit zu sein oder sogar 100 zu werden. Das Jahr 2100. Jesus, Maria und Josef! So alt werde ich ohnehin nicht.

Glasgow. Das unverständliche Gerede auf Englisch kommt mir wirklich spanisch vor. Wenn über 25.000 Politiker, Berater und Aktivisten zur Rettung des Weltklimas durcheinanderreden, muss man sich nicht wundern, dass Wirbelstürme entstehen. Und ich verspüre dann immer Lust einzuschlafen. Hoffentlich nur vorübergehend.

Klimaneutralität. Ich höre die Kassandrarufe nicht. Auf diesem Ohr bin ich taub. Man wird doch wohl noch eine alternative Meinung vertreten dürfen.

2021. Ein annus horribilis. Mir tut nur der Po weh. Alles aussitzen. Nur Geduld und gute Laune kann helfen. Es wird alles wieder besser, wenn die anderen aufhören, darüber zu reden. Die Medien einfach abschalten oder den Kanal wechseln. So langsam habe ich den Kanal voll. Ein Schnaps, ein Bier. Das hilft immer.

Die haben alle kein Busch-Feuer mehr unterm Hintern. Langweilig. Immer dieselbe Leier. Und nun ein Pariser aus Glas. Wie furchtbar. Zwar alles transparent, jedoch kommt niemand weiter. Zu trocken, zu nass: Schwamm drüber. Zu windig: Rollladen runter. Dann hören sie auf, so viel Wind zu machen. Und dass es in Grönland zu viel regnet, ist für mich Schnee von gestern. Mir doch egal, wenn die Gletscher kalben. Vitello tonnato. Köstlich.

Glasgow. Die Nachrichten und Bilder sind in aller Munde. Nur in den Köpfen kommen sie nicht. Meine Frau ist völlig deprimiert. Niemand will was von seinem Kuchen abgeben, und ich soll sogar auf die Sahne verzichten. Schließlich nehmen alle zu und niemand ab. Auch die Werte nicht. Ich interessiere mich ohnehin mehr für die Emissionen an der Börse und hoffe, dass die Wertpapiere für Lithium und Uran steigen.

Sollen die anderen doch bis 2030 die Kohle aus dem Feuer holen. Gute Kohlemine zu schlechtem Spiel machen. Ich richte mein Fähnchen immer nach dem Wind. Ein Windrad hingegen kommt mir nicht in den Garten. 67.000 Tonnen Kupfer für eine mittelgroße Offshore-Turbine. Das fünffache Gewicht des Eifelturms. Ich hab‘ doch kein Rad ab und bin hell im Kopf. Mit Energiesparlampen funktioniert das nicht. Turbine, Blondine. Ich brauche Atomkraft, Bier und Schnaps. Energetische Unabhängigkeit.

In Frankreich ist der Strom viel billiger als bei uns. Ich lerne Französisch oder hole mir das Elsass wieder. Macron möchte Kernkraft als Green Deal. Grüne Atomreaktoren. Sparsam und ohne Kohlendioxid. Vielleicht eine gute Ergänzung zu den erneuerbaren Energien, oder? Warum alle Kernkraftwerke abschalten, wenn danach das Licht ausgeht?

Ich bin für die Kernkraft. Für das Licht. Für die Aufklärung. Weltweit sind 443 Kernkraftwerke in Betrieb, 54 weitere befinden sich im Bau und über 100 neue in Planung. Nur die Deutschen haben keinen Plan und sind politisch im Kern gespalten. Überall raus. Bald wird niemand mehr drinnen bleiben wollen. Ich wandere aus in ein Land mit sauberer Kernenergie. Vielleicht nach China, denn die Chinesen haben im Kern recht. Und wenn ich dort wohne, sind die Exportwege gleichfalls kürzer. Und wer Corona hat, bleibt drinnen. Das Virus darf nicht mehr raus. Unter die Leute. Problem gelöst. Eine Diktatur hält nichts von der Kernspaltung der öffentlichen Meinung.

Übrigens stoßen die atomverliebten Franzosen drei Tonnen weniger Kohlendioxid pro Kopf aus als wir Deutschen. Mit diesem Argument wollte ich meiner Frau den Kopf waschen. Aber sie widersprach mir wegen der Endlagerung. Bei dieser Frage sähe Macron nicht mehr so strahlend aus, wenn er die Untoten wieder zum Leben erwecke. Jedoch gäbe es bei unseren Strompreisen in Frankreich bestimmt wieder eine Revolution. Gelbwesten. Die sagen ihre Meinung. Ich behalte meine lieber für mich. Jedenfalls habe ich eine reine Weste.

Nicht immer so radikal sein. Wir brauchen Kompromisse. Die Deutschen drehen den Gashahn von Nord Stream 2 auf, und die Franzosen bauen kleine, niedliche Kernreaktoren. Ganz in grün. Vielleicht dürfen wir die später auch ein wenig anzapfen, wenn der Strom bei uns knapp wird, weil die Sonne nicht mehr scheint oder kein Wind mehr weht. Für mich ist das Problem sonnenklar. Also nicht so viel Wind machen und mit voller Kraft vorausfahren.

Ich möchte jedenfalls keine grünen Solarzellen auf dem Dach. Die produzieren nur Moos. Solarstrom. Die sind doch nicht ganz dicht. Mich trifft der Schlag. Alle fahren mit Elektroautos, aber bezahlen mit Kohle oder graben auf der Suche nach kostbaren Metallen die Erdoberfläche um. Die Kinder dürfen dort im Sand spielen und das ganze Land durchsieben.

Mit mir nicht! Wenn da meine Frau nicht wäre, hätte ich wahrscheinlich gar keine Probleme. Weder mit dem Klima, noch mit den fossilen Energien. Ich strotze selber noch vor Energie. Ich bin noch gar nicht so alt. Die Greta könnte sich noch in mich verlieben. Allerdings trifft sie mich bei dem Greenwashing-Festival in Glasgow gar nicht an, und ich halte ohnehin nichts von ihrem Blablabla. Ich bin konsequent – inkonsequent.

Außerdem, warum sollen wir keine fossilen Kraftstoffe mehr verwenden? So ein Unsinn. Sollten die ganzen Pflanzen und Tiere in den letzten Jahrmillionen umsonst gestorben sein?! Nein, in der Braunkohle und Steinkohle, im Torf, Erdgas und Erdöl höre ich noch ihre Rufe nach Wiedergeburt. Sie wollen wiederauferstehen. Jesus, Maria und Josef!

Alle wollen wieder an die Erdoberfläche befördert werden. Von wegen tot. Sie sind nach so vielen Jahren noch voller Energie. Und ich soll die Kraft im Wasser suchen oder aus Wasser Stoff machen? Wie soll das denn aussehen? Oder ein Loch im Garten buddeln, um nach Wärme zu suchen? Ich bin doch kein Maulwurf!

Nun aber mal ehrlich unter uns. Worum geht es überhaupt? Erderwärmung durch Treibhausgase. Haben Sie schon was bemerkt? Und wenn schon. Mir doch egal. Ich bekomme meine Tomaten aus Holland. Treibhaus hin, Treibhaus her.

Energiekrise? Ich bin sprachlos. In der ganzen Welt liegen über 1074 Milliarden Tonnen Kohle herum, und wir sollen sie nicht mehr einsammeln? Man muss auch mal mit dem Strom schwimmen. Ausbuddeln, importieren, verbrennen. Soll ich etwa auf die vielen bunten Produkte aus Asien verzichten, wenn die Werkbank dort billiger ist als bei uns?

Ich bin doch nicht blöd. Die ganze Welt ist im Kohlefieber. 6593 Kohlekraftwerke sind aktiv. Und ich soll schon in Rente gehen? Inaktiv sein? Seit 2000 ist der Kohlekonsum um 60 Prozent gestiegen, und in Glasgow will man Zäpfchen verordnen, damit das Fieber gesenkt wird. Soll das Thermometer etwa so stark fallen, dass uns kalt wird? Ich habe schon Schüttelfrost.

In Glasgow redet man viel Wasser, trinkt aber gleichzeitig aus dem Champagnerkelch. Renaissance. Wir brauchen keinen neuen Leonardo da Vinci oder Raffael. Aber die Kohlerenaissance soll glühen wie zwei Verliebte. Wir werden uns schon nicht die Füße verbrennen. Und von dem schwarzen Schnee aus Kohlepulver in der Inneren Mongolei bekomme ich in meinem Garten nichts mit. Und Marco Polo auch nicht. Außerdem leben dort ohnehin nur ein paar Menschen, die orientierungslos umherlaufen. Man nennt sie wohl Nomaden. Die können leicht umziehen, wenn ihnen das Gras für die Kühe zu schwarz wird, denn sie leben in nicht in festen Häusern, sondern in Behausungen, die sie einfach auf- und wieder abbauen können. Wie wir mit unseren Zelten im Urlaub. Dauercamping. Wirklich praktisch.

Zwar sinkt der Grundwasserspiegel ein wenig durch den immensen Wasserverbrauch bei der Kohlewaschung, und die Gewässer sind sauer über die Schwermetallverseuchung der Schwerindustrie, aber auch mir fällt einiges schwer. Deshalb möchte ich trotzdem noch lange nicht auf die Schwerkraft verzichten, auf ein wenig mehr Konsum und Komfort und mich in den Weltraum absetzen. So weit möchte ich mit der Globalisierung nicht gehen. Außerdem sparen alle einen Haufen Kohle, wenn die Wirtschaft boomt. Und Flüsse haben die im Überfluss, solange sich die Wüste nicht weiter ausbreitet. Zudem braucht man über einen ausgetrockneten Fluss keine Brücken mehr zu bauen. Spart wieder Kohle. Und weitere überflüssige Debatten überlasse ich den Ratten. Innere Mongolei. Wen interessiert das. Vielleicht ein guter Drehort für einen postapokalyptischen Film.

Glasgow. It’s time to go. Selbst wenn der schwarze Riese aus Asien gar nicht persönlich gekommen ist, hat er einen Wolfshunger. Nicht auf Wölfe, aber auf Rohstoffe. Genauso wie wir. Statt Duisburg, Donggugan und Changchun. Jetzt sind die Wege noch weiter, und die Schornsteine rauchen noch mehr. Hochöfen, Kohlekraftwerke. Die Fabriken benötigen Strom.

Der Ofen ist noch nicht aus. Nur müssen wir jetzt teilweise bis Südafrika oder Australien reisen. Das kostet viel Kohle. Aber warum 1200 Meter tiefe Stollen graben, wenn man Kohle in gleichem Maße im Tagebau finden kann. Die anderen Länder sind halt nicht blind. Man muss sich nur den schwarzen Staub aus den Augen wischen, um wieder klar zu sehen. Ohne Kohle keine Kohle und keine Sole. Das kann einem erheblich die Suppe versalzen. Das ist doch sonnenklar!

Und in Europa? Noch ist Polen nicht verloren. Der größte Steinkohleproduzent der EU. Rund 50.000 Kumpel fahren in Schlesien täglich in 20 Zechen ein. Wer soll denn die Zeche bezahlen, wenn der Weihnachtsstollen ausbleibt? Ich jedenfalls nicht!

Glasgow. Die Klimaethik ist reine Kosmetik. Der Klimaprotest ist eine Pest. Der Klimaaktivist erzählt nur Mist. Der Kohlebagger baggert noch, noch tiefer wird das schwarze Loch. Das CO2 zieht vorbei und der Rest ist einerlei.

Als ich neulich wegen meines Asthmas mal wieder beim Hausarzt war, habe ich in einem Wochenmagazin gelesen, dass es in der Erdatmosphäre nur 0,04% Treibhausgase gibt. Davon sind 93% natürlichen Ursprungs und nur 7% stammen von Menschen. Es geht also nur um 0,0028%.

Ich bin doch nicht blöd. Dreisatz. 9. Klasse. 7 x 0,04: 100. Und davon soll das Gleichgewicht unseres Ökosystems Erde abhängen?! Unglaublich. Dieses dumme Geschwätz. Unglaubwürdig. Ein bisschen mehr oder weniger. Fünf vor zwölf. Fünf nach zwölf. Also entweder haben wir noch genug Zeit, oder es ist ohnehin schon zu spät.

Folglich weitermachen wie bisher. Gut leben und den anderen einheizen. Sie sind schuld. Die Corona-Chinesen mit ihren fliegenden Mäusen auf der Seidenstraße. Die verpesten das Klima in der Welt mit ihren rauchenden Schloten. Ich hingegen habe schon vor einem Jahr mit dem Rauchen aufgehört, fast jedenfalls. Nur noch eine Packung pro Tag. Aber nicht wegen des Klimas, sondern wegen dem Stress. Mit meiner Frau. Die macht immer viel Rauch um nichts.

Angeblich würden wir durch die minimal ansteigenden Temperaturen auf einen Schlag gleichzeitig 20- bis 30 Prozent der unnützen Pflanzen- und Tierarten los. Empty Forest Syndrom. Ein Männlein steht im Walde ganz still und stumm. Ich bin doch nicht dumm. Wälder ohne Tiere. Na und!? Der Tiger nur noch im Tank. Und wer für bestimmte Tiere Vorlieben hat, kann sie schließlich ausstopfen lassen. Was sind schon eine Million Tierarten? Bei fast acht Milliarden Individualisten unter den Menschen. Außerdem nerven mich der putzig hüpfende Spatz, der auf mein Fensterbrett kackt, und der Buntspecht, der auf meine Fassadendämmung einhackt, anstatt auf einen Baumstamm, und die singende Amsel, die den Takt nicht halten kann. Hoffentlich sterben die alle bald aus. Ein paar Arten mehr oder weniger. Wen kümmert das schon.

In der Zwischenzeit leyert es von der Ursula immer herunter, dass Europa bis 2050 der erste klimaneutrale Kontinent sein will, noch vor China 2060 und Indien 2070. Hoffentlich hat sich bei diesem Versprechen niemand versprochen. Wenn das Coronavirus bleibt, schaffen wir das vielleicht. Sieben Prozent weniger CO2. Mich hat die Ursula gar nicht gefragt. Pseudodemokratie. Angeberin. Sie will Vorreiterin sein, aber ihr Rennpferd ist ein Ackergaul, der kein Englisch kann. Green Deal, die Netto-Emissionen von Treibhausgasen auf null. Maximale Wiederverwertung von Ressourcen im Kreislauf. Zirkeltraining statt apokalyptischen Kollaps. Seit 1750 liegt Deutschland bei den olympischen Emissionen auf Platz 4 von 194 Ländern. Das können wir dank der Braunkohle noch steigern.

Seit dem letzten Karneval in Rio ist der Ausstoß von CO2 homogen und anthropogen um 67% gestiegen, so meine Frau. Oder so ähnlich. Versteht sowieso niemand. Ich sehe nur, dass es fast überall schönes Wetter gibt. Wenn die globale Mitteltemperatur sich seit der letzten Kaltzeit vor 11.000 Jahren um 4 Grad erwärmt hat, wie ich in der Zeitung gelesen habe, so schaffen wir das heute in 100 Jahren. Der Mensch ist also 110 Mal schneller als die Natur. In Mathe war ich in der Schule immer gut. Ich möchte schließlich nicht, dass ich beim Skat und am Stammtisch übers Ohr gehauen werde. Sogar nach zehn Schnaps und zehn Bier kann ich noch im Kopf rechnen, was ich bezahlen muss. Meistens bezahle ich hingegen mit Karte.

Für mich ist diese Angstmache reine Geldmacherei. Windräder statt Bäume in den Wäldern und Solarzellen statt Ziegeln auf dem Dach. Ich hab das alles satt! Elektroautos. Grüner Strom. Der grüne Punkt hat mir schon gereicht. Mit diesem Zirkus muss doch irgendwann einmal Schluss sein! Punkt. Schluss. Ende. Aus. Ob grün oder nicht. Und die Horrorszenarien? Alles Science-Fiction. Wer das sehen will, geht auf YouTube. Verschwörungstheorien.

Hitze und Dürre über Wochen, sogar in Deutschland. Wunderbar. Und vor allem kein Regen mehr. Außer ein wenig Starkregen. Jedoch nicht bei mir. In meinem Garten wächst kein Unkraut mehr, und den Rasen brauche ich gleichfalls nicht mehr zu mähen, vielleicht nie mehr. Alles in trockenen Tüchern.

Letztes Jahr hatten wir am 25. Juli über 40 Grad im Schatten. Da kam unsere Klimaanlage so langsam an ihre Grenzen, obwohl wir alle Türen und Fenster des Hauses aufgelassen hatten, die auf den Garten geben. Als uns schließlich doch zu warm wurde, entschieden wir uns kurzfristig, Urlaub am Polarkreis zu machen. Aber selbst dort war 30 Grad und im Dezember in Australien sogar 49,9 Grad. Kein Wunder, wenn man 100.000 Quadratkilometer Wald sinnlos abbrennen lässt und dabei noch 1,25 Milliarden Tiere verheizt. Die Kapriolen der neuen Wetterküche eröffnen eine große Grillsaison. Ohne Marinade direkt auf den Teller. Bio-Qualität.

Dieses Jahr sind wir in den Sommerferien nach Kanada geflogen. In den Borealen Wäldern, die dort noch übrig geblieben sind, herrschen im Allgemeinen Temperaturen um die 20 Grad. Auch ein Märchen. Unser Strandurlaub in Vancouver war bereits ein Inferno, und danach sind wir noch 260 Kilometer nordwestlich in das idyllische Dörfchen Lytton gefahren: 49,6 Grad. Neuer Hitzerekord. Wie in der Wüste. Nur die brennt nicht wie das Dorf. Nach 15 Minuten stand alles in Flammen. Aber wir waren schon weg. Gut, dass wir nicht nach Algerien geflogen sind. Dort war nämlich 51,3 Grad und in Oman nachts sogar 42,6 Grad. Schlaflose Nächte und Alpträume wären dann vorprogrammiert gewesen. In Deutschland angekommen, konnten wir uns unter dem Starkregen wieder abkühlen. Viele gingen baden. Mit allem Hab und Gut. Wir benötigen unbedingt mehr klimatisierte Naturräume. Und ein paar Bäume, die für Schatten sorgen.

Nächstes Jahr verbringe ich meinen Urlaub in meinen eigenen vier Wänden. Da fehlt nichts. Die können mich alle mal! Wer sein Klimathermostat nicht richtig einstellen kann, darf mit mir als Tourist nicht mehr rechnen.

Außerdem, seitdem meine Frau weiß, dass Fliegen die umweltschädlichste Art ist, sich fortzubewegen, macht sie eine Mücke und will nur noch wandern oder ihr Bein mit der Eisenbahn schienen. Wenn sie so redet, habe ich immer den Eindruck, dass sie einen in der Baumkrone hat. Aber meine Frau trinkt leider keinen Alkohol, sodass ich sie ernst nehmen muss, selbst wenn sie häufig Dinge erzählt, die mir sehr bizarr erscheinen. Vielleicht hat sie in ihrer Kindheit zu viele Bilder von Salvador Dali gesehen, wodurch bei ihr einiges durcheinander geraten ist.

Schon heute Morgen, als ich noch gar nicht wach war, hat sie mir beim Frühstück erzählt, dass die Erde Kanten und Ecken bekommt und nicht mehr rund läuft. Zicken und Zecken an allen Ecken. Deshalb könnte sie bald von der Scheibe fallen. Ich hab mir erst mal drei Scheiben Salami aufs Brot gelegt.

Meine Frau wird tatsächlich immer zickiger, seitdem sie sich nur noch um das Klima kümmert. Sie ist wie verwandelt. Klimawandel. Ich bin nicht mehr die Nummer eins. Das Klima wird wieder kälter zwischen uns. Und dann versucht sie mich noch mit bestimmten Prognosen zu schockieren, den so genannten Kipppunkten. Das hat mich fast aus der Umlaufbahn geworfen. Denn wenn bestimmte Punkte im globalen Klima in ihrer linearen Entwicklung überschritten werden, kippen sie wie eine Tasse Kaffee, die man zu nahe an die Schreibtischkante geschoben hat, urplötzlich um und sind nicht mehr zu kontrollieren. Dann haben wir den Schlamassel. Denn wie soll der Kaffee danach wieder in die Tasse kommen? Und wenn die Polkappen kippen? Wie kommt das Eis dann wieder auf den Berg? Ich verstehe nur noch Bahnhof, aber der Kaffee ist mir wichtig.

Manchmal argumentiert meine Frau fundiert wissenschaftlich. Schwierig, sie dann zu widerlegen, wenn sie die ganze Welt als Beweismaterial anführt. Von der Arktis bis zur Antarktis. Aber dann mag ich sie natürlich ganz besonders und bewundere sie. Das Eis ist dann trotz der weltweiten Auswirkungen wieder gebrochen und unsere Beziehung kippt wieder ins Lot.

Ich höre mir die Vorträge meiner Frau immer an, als seien es Märchen. Die fand ich schon früher als Kind immer spannend, und ich brauche mich nicht aufzuregen, weil alles erfunden ist. Abenteuer ohne Risiko.

Es war einmal. In Asien hinter den Bergen bei den sieben Zwergen lebten über eine Milliarde Menschen in wasserreichen Landen. Eines Tages begannen jedoch auf völlig unerklärliche Art und Weise die Gletscher zu schmelzen und sich zurückzuziehen, sodass die großen Flüsse weniger mit Süßwasser versorgt wurden. Dieses bislang unbekannte Naturphänomen versalzte den Menschen das Leben, und sie bekamen großen Durst. Daraufhin bauten sie eine Seidenstraße um auszuwandern.

Wegen des schönen Wetters dachten sie zunächst an Afrika. Nach ihrer Ankunft bemerkten sie jedoch schnell, dass es hier ebenfalls niemanden mehr gab, der ihnen das Wasser reichen konnte, und auf Alkohol wollten sie sich nach dem Vorbild des Westens ebenso wenig umstellen. Selbst die Fische lagen auf dem Trockenen. Trockenfisch. Den mag natürlich nicht jeder. Die Schwimmbadsaison war für alle vorbei. Darüber ärgerten sie sich schwarz. Weiße wie Schwarze. Und das Leben wurde immer grauer. Gut, dass es nicht nur schlechten Verkehr, sondern auch Sexualverkehr gab.

Die Afrikaner bekamen über 200 Millionen Kinder, woraufhin nicht nur das Wasser, sondern auch die Nahrungsmittel immer knapper wurden. Schließlich machten sie alle gemeinsam auf den Weg. Aber wohin?

Wir haben Hunger, Hunger, Hunger,

haben Hunger Hunger, Hunger, Hunger,

haben Hunger, Hunger, Hunger,

haben Durst.

Ein kleiner Mann mit Baumwollschurz, Sandalen und großer Seele schlug Indien vor. Dort gäbe es einen südlich des Himalayas gelegenen heiligen Fluss, der unendliche Wassermassen führte und deshalb auch den Boden mit fruchtbarem Land versorgte. Durch den jährlichen Monsunregen fielen genügend Niederschläge, um sich die Füße zu waschen und die leeren Wasserflaschen wieder zu füllen. Als die Karawane eintraf, machten sie Bekanntschaft mit gläubigen Hindus, die jedoch vom Regen in die Traufe gekommen waren und niedergeschlagen wirkten. Die Niederschläge durch den hohen Konsum waren dieses Jahr nämlich ins Wasser gefallen. In anderen Regionen hingegen wurde das Land durch Starkregen überflutet, der tödliche Bakterien gedeihen ließ. Auch hier wollte niemand bleiben.

Die Karawane zog wieder weiter, und zwar nach Südamerika. Dort, so berichteten es die Legenden, gab es nicht nur einen wasserreichen Fluss mit dem Namen Amazonas, sondern sogar fliegende Flüsse, die sich aus dem grünen Dickicht der Wälder zu großen Wolkenformationen vereinigten und genauso viel Wasser führten wie der Amazonas selbst. Als sie im Amazonasbecken eintrafen, mussten sie jedoch mit Schrecken feststellen, dass sich die Urwälder durch das Rodeln in Trockensavannen verwandelt hatten und ohne den Wald auch die himmlischen Flüsse zu versiegen begannen.

In den tropischen Wäldern verschwand unter ihren Augen jede Minute eine Waldfläche von der Größe dreier Fußballfelder. Alle Fußballspieler waren als Baumfäller angestellt worden. Jedes Jahr schossen sie 600 Millionen Bäume in das Tor der Waldwirtschaft. Auf diese Art und Weise hatten die Toren bereits 400 000 Quadratkilometer Wald zerstört. Und das nur, um wieder Fußball spielen zu können. Auch konnte niemand mehr seine Geschenke über Amazon verschicken. Es war wirklich ein Trauerspiel.

Monatelang irrte die Karawane umher, aber die verzweifelten Menschen fanden nur verbrannte Erde, Savannen oder Ölpalmenplantagen. Von den ebenfalls klimaflüchtigen Orang-Utans erhielten sie als Almosen einige Trockenkekse mit Nutella und Palmöl.

Die traurige Truppe, die nicht mehr weinen und auch kein Wasser mehr lassen konnte, setzte daraufhin ihre Wanderung bis in den Westen Nordamerikas fort. Aber selbst an diesem Ort hatten sich die Gletscher in den Rocky Mountains und der Sierra Nevada bereits aus ihrem Klimaauftrag zurückgezogen, und die Berge begannen unter den Füßen der Wanderer zu rutschen. Alle hatten sich auf einen Kopfsprung in die kalifornischen Schwimmbäder gefreut, jedoch hatte man auch hier den Hahn abgedreht. Nur einige liefen noch den Hühnern hinterher.

Abkühlung und Wasser konnte man vielleicht in Sibirien finden. Aber der Weg war lang und beschwerlich. Bei der Ankunft der Karawane standen Millionen Hektar Wald in Flammen. Die Torfböden schwelten noch, und der permanent gefrorene Bofrostboden begann aufzutauen. Statt Schwarzwälder Torte, Methangase, die das Bedürfnis verspürten, endlich einmal auszutreten. Dabei verwandelte sich der Tiefkühlboden in schlammigen Morast.

Dadurch stürzen Gebäude, Straßen, Pipelines und Industrieanlagen ein. Die Wälder der Taiga und die borealen Akkupunkturwälder bekamen schließlich Wind davon und fielen mit ihren losen Wurzeln ungehalten ebenfalls um wie Streichhölzer.

Die Hunde bellten, und die Karawane zog weiter. Dieses Mal bestiegen alle die Arche Noah, einen hölzernen Kasten von 133 Meter Länge und 22 Meter Breite mit drei Decke. Darauf wagten sie den Weg über das große Gewässer. Die einen getrieben von Hunger und Durst, die anderen auf der Flucht vor Überschwemmungen durch den sintflutartigen Regen. Auch Tiere gehörten zu der Mannschaft und freuten sich gerettet zu werden.

Bei ihrer Ankunft in Australien fiel die Rechnung gesalzen aus, und sie bekamen noch mehr Durst. Durch ein großes Buschfeuer und eine lange Dürrezeit waren die Felder versteppt. Selbst die Kängurus hatten zwei Drittel weniger Trinkwasser im Beutel und waren schwarz wie Kohle.

Die Karawane bestieg wieder ihr Hausboot und segelte weiter ostwärts über das große Wasser nach Melanesien zu den Fidschi Inseln. Am Rand des kleinen Dörfchens Wainitoguru trafen sie einen alten Fischer, der kniehoch im Wasser stand, wo er ursprünglich als Kind einmal gespielt hatte. Er berichtete mit Tränen in den Augen über sein trauriges Schicksal: Dort stand einmal mein Haus. Dort war ein Garten und 100 Meter weiter, wo die Wellen schlagen, ein Süßkartoffelbeet. Da die Kartoffelkäfer nicht schwimmen konnten, sind sie mit dem ansteigenden Wasser alle untergegangen und ertrunken. Und neben den Kokosnusspalmen und Mangroven weidete einst das Vieh. Aber das ist schon lange her. Wie lange? Das weiß ich nicht. Jetzt ist hier das Meer. Ich lebe wie auf einem Surfbrett. Selbst Gaugin hat seine Sachen gepackt. Die Südseelegende ist bald am Ende. Wie sollen wir das Wasser jemals wieder wegbekommen?

Die Karawane zog weiter und machte sich auf nach Polynesien und Hawaii. Das Toast Hawaii lag auf einem Trümmerhaufen und war ausgetrocknet, denn die Insel war durch ein furchtbares Erdbeben fast völlig zerstört worden.

Wo sollten die Menschen noch hin? Die Gletscher schmolzen und flossen in die Ozeane. Der Meeresspiegel stieg bei den hohen Temperaturen weiter an, und die Kinder von Fridays for future hatten aufgehört zu spielen. Es wurde still, dunkel, wüst und leer. Und der liebe Gott hatte sich vom Acker gemacht.

Wenn das alles stimmt, so dachte ich, bin ich der Kaiser von China. Die Menschen werden nie erwachsen. Sie glauben jedes Ammenmärchen und laufen noch heute vor dem bösen Klimawolf davon, während Rotkäppchen mit der Großmutter im Privatjet davonfliegt.

Momentan sind alle Meteorologen depressiv. Klima hin, Klima her. Seit 20 Jahren dasselbe Gerede wie in einer Teigrührmaschine. Grünes Gerede mit Salat. Und bei den gegenseitigen Versprechungen haben sich in der Zwischenzeit so viele versprochen, dass sich ohnehin nichts ändert. Ich mache jetzt erst einmal schönes Wetter.

Dieses Jahr verbringen meine Frau und ich unseren Urlaub in Europa. Nach Äthiopien, in den Sudan, Afghanistan oder Syrien muss man nicht unbedingt reisen, wenn man die Hitze oder den Kugelhagel nicht verträgt. Wir fahren im Sommer nach Skandinavien. Dort ist es bekanntlich nicht so heiß, aber immerhin 5 Grad wärmer als früher. Und im Winter fahren wir in den Süden. Weniger Regen und dürre Preise. Auf der iberischen Halbinsel reisen wir wieder mit Kamelen durch die Wüste. Die speichern das Wasser für uns. In der Mitte und im Osten Europas mehr Hitze und Trockenheit. Aber solange das Bier und der Golfstrom noch fließen, brauchen wir uns keine Sorgen machen, um die letzten Kernkraftwerke abzukühlen. Also alle Probleme im Kern gelöst.

Meine Frau hat seit unserem letzten Urlaub, der zugegebenermaßen wegen ihrer Wetterdepression etwas turbulent verlaufen ist, ein neues Hobby: die Digitalisierung. Nicht, dass sie als Informatikerin oder Programmiererin endlich Geld verdienen würde, nein, ganz im Gegenteil. Sie berechnet die Umweltbelastung, die durch die Digitalisierung weltweit entsteht.