König Ödipus - Sophokles - E-Book

König Ödipus E-Book

- Sophokles

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Beschreibung

Mit dem Werkbeitrag aus Kindlers Literatur Lexikon. Mit dem Autorenporträt aus dem Metzler Lexikon Weltliteratur. Mit Daten zu Leben und Werk, exklusiv verfasst von der Redaktion der Zeitschrift für Literatur TEXT + KRITIK Die Geschichte vom Schicksal des König Ödipus, der erfahren muss, dass er seinen Vater ermordet hat und der Gatte seiner Mutter geworden ist, ist ein Schlüsseltext der abendländischen Kultur. Die unzähligen Bearbeitungen dieses Stoffes füllen ganze Bibliotheken und doch ist keine wirkungsmächtiger als der klassische Text des großen griechischen Dramatikers Sophokles. – »Ja, dein warnend Geschick belehrt,/ Allerunglücklichster Ödipus.«

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Sophokles

König Ödipus

Drama

Aus dem Altgriechischen von K.W.F. Solger

Fischer e-books

Mit dem Werkbeitrag aus Kindlers Literatur Lexikon.

Mit dem Autorenporträt aus dem Metzler Lexikon Weltliteratur.

Mit Daten zu Leben und Werk, exklusiv verfasst von der Redaktion der Zeitschrift für Literatur TEXT + KRITIK

Personen

Ödipus

Iokaste

Kreon

Teiresias

Ein Priester

Ein Bote

Ein Hirt des Laïos

Ein Diener

Chor thebanischer Greise

Vor dem königlichen Palast zu Theben. Um den Altar sitzt das Volk nebst den Priestern mit Ölzweigen in den Händen. Ödipus tritt aus dem Palast

 

ÖDIPUS

O Kinder, ihr des alten Kadmos neu Geschlecht,

Zu welcher Zuflucht kamet ihr dahergeschreckt,

Geziert mit Ölgezweigen Hilfeflehender?

Die Stadt erfüllt auch überall Rauchopferduft

Und auch mit Paianstönen rings Wehklagelaut.

Was nicht von Boten auszuforschen würdigend,

Ich, teure Kinder, selber mich hierherbegab,

In allem Volke rühmlich Ödipus genannt.

Du aber, Alter, rede, weil du würdig bist,

Ihr Wort zu führen; wessenhalb erschienet ihr?

Was fürchtend, was begehrend? weil ich sicher euch

In allem beistehn will und wär unfühlend auch,

Ohn innges Mitleid solches Flehn mit anzuschaun.

PRIESTER

O meiner Landschaft Oberherrscher, Ödipus,

Du siehst, ein jeglich Alter sitzt, herzugedrängt,

Um deinen Altar: jene, die sehr weit annoch

Nicht fliegen mögen, diese schwer von Alter schon.

Die Priester, ich, Zeus’ Diener; hier der Jünglinge

Auswahl; und Scharen andrer Zweigumschlungener

Umsitzen Pallas’ Doppelhäuser dort und hier

Den ganzen Marktplatz, dort Ismenos’ Seherherd.

Es schwankt die Stadt ja, siehst du selbst, schon allzusehr

Im Wogenaufruhr; vorzutauchen strebet sie

Aus Tiefen blutger Wogen schon umsonst das Haupt,

Hinschwindend stets mit jedem Keim der Erdenfrucht,

Hinschwindend auf den Triften, mit der Weiber auch

Fruchtlosem Kreißen; und dazu jagt stürmend noch

Die Stadt verhaßter Seuche feuerheißer Gott,

Der Kadmos’ Wohnung leeret und verschwenderisch

Mit Klag und Wehschrein Hades’ schwarzes Haus erfüllt.

Drum, zwar den Göttern nimmer gleich dich achtend, stehn

Ich selbst und hier die Kinder deinem Herde nah,

Jedoch der Männer Ersten bei des Lebens Gang

Dich schätzend oder gottgesandten Fügungen,

Der, her zu Kadmos’ Stadt gelangt, uns löste bald

Der grimmen Sängrin lange dargereichten Zins;

Und das, von niemand unser je belehrt dazu

Noch vorbereitet; nein, mit Götterhilf allein,

So sagt und glaubt man, hast du uns emporgelenkt.

Auch nun vor allen, Ödipus’ gewaltig Haupt,

Umflehen dich nur diese Zufluchtsuchenden,

Uns Hilfe schnell zu finden, sei sie angezeigt

Durch Götterausspruch oder durch der Menschen Rat.

Denn stets Erfahrungsreichen lebt am meisten ja

In günstgem Schicksal, seh ich, auf ihr Ratbeschluß.

Auf, aller Menschen Bester, heb empor die Stadt,

Auf, sorge treulich; denn es preist zwar dieses Land

Dich schon Erretter für den vorgen Heldenmut.

Doch deiner Herrschaft denken einst wir nimmermehr,

Erst aufgerichtet, aber dann zurückgestürzt.

Nein, unzerrüttbar stelle nun die Stadt empor.

Mit guter Schicksalsvögel Zeichen gabst du erst

Uns Heil und Rettung; zeige nun dich wieder so.

Denn willst du herrschen, wie du tust, ob diesem Land,

Ist’s schöner wahrlich menschenreich als ausgeleert.

Denn nichts gewißlich wäre Schiff noch feste Burg,

Geleert von Mannschaft, innen öd und unbewohnt.

ÖDIPUS

O arme Kinder, wohlbekannt, nicht unbekannt

Ist euer Flehn mir alles. Wohl erkenn ich, daß

Ihr alle kranket, aber doch, ihr Kranken, ist

Der Euren niemand, welcher gleich mir selber krankt.

Denn euer Unheil trifft ja doch den einzelnen

Allein an sich nur, keinen sonst; und mein Gemüt,

Zugleich beseufzt es diese Stadt und mich und dich.

Drum nicht vom Schlafe weckt ihr mich Entschlummerten;

Vielmehr vernehmet, daß ich viel euch weinte schon

Und viele Pfade schon im Geist umher betrat;

Und ein Errettungsmittel, das ich ausgespäht,

Versucht ich endlich. Denn Menoikeus’ edler Sohn,

Mein eigner Schwager, Kreon, ward zum pythischen

Thron Phoibos’ abgesendet, daß er forsche, wie

Wort oder Handlung diese Stadt befreien kann;

Auch sorg ich schon um diesen, zähl ich, seit er ging,

Der Zeiten Ablauf. Denn er weilt um vieles schon

Über die Vermutung länger, als sein Weg verlangt.

Doch wenn er ankommt, schnöde wär ich dann gesinnt,

Nicht gleich erfüllend, was der Gott andeuten mag.

PRIESTER

Zum Glücke sprachst du wahrlich; denn schon winken ja,

Daß Kreon herwärts schreite, dort mir jene zu.

Kreon tritt auf

ÖDIPUS

O Fürst Apollon, mög er doch mit solchem Heil

Beglückend annahn, wie erfreut sein Auge glänzt!

PRIESTER

Froh, nach dem Anschein, kommt er. Nicht umwände sonst

Sein Haupt bekränzend voller Lorbeerzweige Frucht.

ÖDIPUS

Bald wissen wir’s. Denn schon zu hören naht er uns.

O Herrscher, Blutsfreund, sprich, Menoikeus’ edler Sohn,

Welch heilgen Ausspruch Gottes bringst du kommend uns?

KREON

Heilvollen. Denn auch Mühbeladnes, mein ich, wenn

Zum Heil es nur sich endet, sei vollkommen gut.

ÖDIPUS

Wie aber lautet’s? Denn ich nahm nicht dreisten Mut

Noch banges Ahnen aus dem jetzt gesagten Wort.

KREON

Wofern im Beisein dieser du’s vernehmen willst,

So sprech ich; oder geh auch dort mit dir hinein.

ÖDIPUS

Vor allen ruf es. Denn ich fühl um diese mehr

Der Leiden als um meines eignen Hauptes Heil.

KREON

So sag ich alles, was der Gott mir kundgetan.

Es hieß der König Phoibos unzweideutig uns,

Der Stadt Befleckung, hier im Land ernährt, hinaus-

zujagen, nicht zu pflegen Unaussühnliches.

ÖDIPUS

Durch welche Säubrung? Welcher Art sei dieses Weh?

KREON

Es landverjagend oder auch mit Morde Mord

Abstrafend; Blutschuld sei es, was dies Land bestürmt.

ÖDIPUS

Den Todesunfall welchen Mannes deutet dies?

KREON

Es war, o König, dieser Stadt Anführer uns

Einst, ehe du dies Land erhobest, Laios.

ÖDIPUS

Dies hört ich oftmals; denn ich sah nicht jenen mehr.

KREON

Ob dessen Tode leget zweifellos der Gott

Uns auf, die Mörder durch das Schwert zu züchtigen.

ÖDIPUS

Wo aber sind sie? Wer vermag hervorzuspähn

Der alten Untat schwerlich unterschiedne Spur?

KREON

Im Lande, sprach er. Doch Gesuchtes läßt allein

Sich finden; stets entfliehet Unbeachtetes.

ÖDIPUS

In seiner Wohnung oder auf dem Lande fiel

Oder in der Fremd in Mörderhände Laios?

KREON

Den Gott zu fragen, zog er, wie er sprach, und ist

Seit dieser Abfahrt nimmermehr zurückgekehrt.

ÖDIPUS

Kein Abgesandter, kein Genosse seiner Fahrt

Ersah’s, von dem man forschend dies erkundigte?

KREON

Sie fielen außer einem, der, aus Furcht entflohn,

Vom ganzen Vorgang eins zu sagen wußt allein.

ÖDIPUS

Und was? Zu vielem spüret eins vielleicht den Weg,

Wird unsrer Hoffnung kleiner Halt nur dargereicht.

KREON

Zutreffend Raubgesindel, sprach er, mordet’ ihn,

Nicht eine Kraft nur, sondern vieler Hände Macht.

ÖDIPUS

Wie hat der Mörder, war er nicht mit Goldeslohn

Hier angestiftet, solches Frevels Höh erreicht?

KREON

So war der Argwohn. Nach dem Morde Laios’

In unsren Übeln aber ward kein Rächer ihm.

ÖDIPUS

Welch Übel konnt euch hemmen, als so hingestürzt

Lag euer Herrschtum, solches auszukundigen?

KREON

Es trieb der Wundersang der Sphinx, fürs Nächste nur,

Um so Verborgnes unbesorgt, umherzuschaun.

ÖDIPUS

Doch dessen Ursprung decke nun ich selber auf.

Denn würdig hat uns Phoibos, würdig du zugleich

Für jenen Toten diese Sorg herzugeführt,

Daß ihr mit Recht mich schauen als Genossen sollt

Des Landes Leid aussühnen wie des Gottes Zorn.

Denn so, gewißlich nicht entfernten Freunden nur,

Nein, sicher schüttl ich solchen Greul mir selber ab.

Denn wer es war, der jenen Mann erschlug, gewiß

Tut der auch mir wohl übel mit so kühner Faust.

Drum, jenem Beistand gebend, nütz ich mir zugleich.

Doch ohne Zögrung, Kinder, auf von eurem Sitz

Steht nun, die Ölgezweige rings emporgestreckt!

Ein andrer samml uns Kadmos’ Volk unzögerlich,

Weil ich das Werk aufnehme. Glücklich weiset uns

Nun aus die Gottheit oder ganz hinabgestürzt!

Kreon ab

 

PRIESTER

Mit mir erhebt euch, Kinder! denn wir kamen ja

Deswegen, was uns jener nun verkündet hat.

Und dieser Kund Aussender, Phoibos, mag zugleich

Als Retter kommen und des Wehs Bewältiger.

Erste Strophe

CHOR

Lieblich ertönende Rede des Zeus, von der güldenen Pytho

Was trägst du her zur strahlenden

Thebe? Von Zagen erstarr ich im Innersten, schreckengeschüttelt,

Heilbringender, Delier, Paian!

Scheuend in Ahnungen, was du mir heutiges

Oder in kreisendem Jahr zu beendigen

Dräuend verkündigest!

Sag es der güldenen Tochter, der Hoffnung, unsterbliche Phama!

Erste Gegenstrophe

Dich erst ruf ich, des Zeus unvergängliche Tochter, Athene,

Und dich, die Landumwaltende,

Artemis, die auf dem Markt von gerundetem Throne daherstrahlt,

Und Phoibos, den Treffenden, io!

Drei todwehrende Retter, erscheinet mir!

Wenn ihr zuvor, da vergangene Flüche die

Stadt mir bestürmeten,

Glücklich die Flamme der Not mir verjagetet, eilet auch nun her!

Zweite Strophe

Götter, schaut mich in ungezählter Not

Schrecknissen! Erkranket

Liegt mir jegliche Schar; und kein

Speer der Erfindung

Wehrte den Nöten mir! Weder des edelen

Fruchtfeldes Geschlecht gedeiht,

Weder das Wehschrein der Qualgeburt

Zu besiegen vermögen die Weiber.

Und Schar auf Schar, wie

Das beschwingte Gevögel, erblickst du

Rascher denn gierigen Brand zu dem Strande sich

Des Dämmergottes stürzen.

Zweite Gegenstrophe

Deren stirbt mir ein ungezähltes Volk.

Jämmerlich bedecken

Weit das leichenbehäufte Feld

Sprößlinge klaglos.

Aber mit greisenden Müttern die Gattinnen

An heiliger Herde Strand

Jammern das Unheil, dorther und dort

Heilflehend mit stöhnendem Angstruf.

Und hell erstrahlet

In Geseufz und Geheule der Paian!

Dessen, o güldenes Kind des Olympiers,

Holdselge, send Erlösung!

Dritte Strophe

Des erglühten Ares Gewalt,

Der, unbewehrt von Schildeserz,

Mich brennt, mit schrecklichem Kampfgeschrei verfolgend –

In rückgewandtem Laufe, fern der Vaterstadt,

Hinab zum endlosen Bett

Stürm ihn der Amphitrite

Dort oder zu thrakischen, rauhen

Meerumwogten Buchten.

Denn was die Nacht uns übrigließ,

Nimmt der Tag uns immerdar.

Der glutvoller Blitze Kraft beherrscht, o Vater,

In des Donners Flammen, o Zeus, vertilg ihn!

Dritte Gegenstrophe

Und Fürst Lykeios, von dir

Die Pfeile goldbewundner Wehr,

Die unbewältigten, möcht ich schaun versendet,

Dahergespannte Retter! Und den Fackelstrahl

Artemis’, womit freudig sie

Lykische Berg hindurchstürmt!

Auch ruf ich den Goldengekrönten,

Welchen sein das Land nennt,

Weindunkler Bakchos, jauchzender,