Krieg der Götter (Disgardium Buch #5 LitRPG-Serie) - Dan Sugralinov - E-Book

Krieg der Götter (Disgardium Buch #5 LitRPG-Serie) E-Book

Dan Sugralinov

0,0
7,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Unter dem Schutz von Nergal dem Leuchtenden marschieren die Armeen des Bündnisses auf Tiamats Tempel zu. Scyths alte Tricks funktionieren nicht länger. Der Botschafter der Vernichtenden Seuche und seine Freunde stehen vor einer schwerwiegenden Entscheidung: Sollen sie sich dem Wunsch von Snowstorm, Inc. beugen und die Quest des Nukleus abschließen, sich den Verhinderern ergeben oder sich aus dem Kampf um Tiamats Tempel zurückziehen, um den Krieg zu gewinnen? Eines steht fest: Sie werden in jedem Fall Verbündete brauchen, und manchmal können ehemalige Feinde zu besten Freunden werden.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhaltsverzeichnis

Zusammenfassung der bisherigen Bücher

Disgardiums Kontinente

Prolog: Hairo

Kapitel 1: Der erste Kampf

Kapitel 2: Kein Kommentar

Kapitel 3: Einheit

Kapitel 4: Die Nether-Spalte

Kapitel 5: Der Nether

Kapitel 6: Neun

Kapitel 7: Ein weiteres Leben

Kapitel 8: Und die Messer flogen

Kapitel 9: Zeitnot

Erstes Zwischenspiel: Horvac

Kapitel 10: Schwelende Nether-Scherben

Kapitel 11: Seuchenstaub

Kapitel 12: Hoch lebe der Held!

Kapitel 13: 100 Millionen … Zum Ersten!

Zweites Zwischenspiel: Eileen

Kapitel 14: Die Witwenmacher

Kapitel 15: Der Ruf des Nukleus

Kapitel 16: Ein Mann werden

Kapitel 17: Götter und Bestiengötter

Kapitel 18: Hilfe der Schläfer

Kapitel 19: Terrastera

Kapitel 20: Kampf um Tiamats Tempel

Kapitel 21: Neue Hoffnung

Epilog

Scyths Fertigkeiten, Achievements und Ausrüstung

Über den Autor

Krieg der Götter

Ein Roman von Dan Sugralinov

Disgardium

Buch 5

Magic Dome Books

Krieg der Götter

Disgardium Buch 5

Originaltitel: Holy War (Disgardium, Book 5)

Copyright © Dan Sugralinov, 2020

Covergestaltung © Ivan Khivrenko, 2020

Designer: Vladimir Manyukhin

Deutsche Übersetzung © Carola Kern, 2021

Lektorin: Lilian R. Franke

Erschienen 2021 bei Magic Dome Books

Alle Rechte vorbehalten

Dieses Buch ist nur für deine persönliche Unterhaltung lizensiert. Das Buch sollte nicht weiterverkauft oder an Dritte verschenkt werden. Wenn du dieses Buch mit anderen Personen teilen möchtest, erwirb bitte für jede Person ein zusätzliches Exemplar. Wenn du dieses Buch liest, ohne es gekauft zu haben, besuche bitte deinen Shop und kaufe dir dein eigenes Exemplar. Vielen Dank, dass du die harte Arbeit des Autors respektierst.

Die Personen und Handlung dieses Buches sind frei erfunden. Jede Übereinstimmung mit realen Personen oder Vorkommnissen wäre zufällig.

Laden Sie unseren KOSTENLOSEN Verlagskatalog herunter:

Geschichten voller Wunder und Abenteuer: Das Beste aus LitRPG, Fantasy und Science-Fiction (Verlagskatalog)

Neue Bestellungen!

Aufgetaut (Unfrozen) LitRPG-Serie

von Anton Tekshin

Die triumphale Elektrizität Steampunk Roman

von Pavel Kornev

Phantom-Server LitRPG-Serie

von Andrei Livadny

Der Neuro LitRPG-Serie

von Andrei Livadny

Alpha Rom Buch LitRPG-Serie

von Ros Per

Deutsche LitRPG Books News auf FB liken: facebook.com/groups/DeutscheLitRPG

Zusammenfassung der bisherigen Bücher

PLANET ERDE, 2074. Nach dem Dritten Weltkrieg wird der Planet von einer einzigen, weltweiten Regierung beherrscht: der UN.

Auf dem Planeten leben derzeit über 20 Milliarden Menschen. Mindestens ein Drittel davon sind Nicht-Bürger. Jene, die für die Gesellschaft als wertlos betrachtet werden und daher kein Recht darauf haben, in den Genuss der Annehmlichkeiten der Zivilisation zu kommen. Die Staatsbürgerschaft ist in Kategorien aufgeteilt: von der höchsten Klasse A, der die Elitebürger der Welt angehören, bis zur niedrigsten Klasse L, die für die unterste soziale Schicht der Gesellschaft reserviert ist.

Das UN-Bildungsministerium verlangt von allen Teenagern zwischen 14 und 16 Jahren, täglich eine Stunde in dem Onlinespiel Disgardium zu verbringen. Man ist der Meinung, es sei ein wichtiger Teil ihrer Erziehung, um ihnen die nötigen sozialen Fähigkeiten zu vermitteln und sie auf das Leben als Erwachsene vorzubereiten.

Der Schüler Alex Sheppard wählt den Ingame-Nicknamen Scyth. Nachdem er beim Erstellen seines Charakters einen Fehler gemacht hat, der zu Problemen beim Leveln führt, verliert er schnell das Interesse am Spiel. Über ein Jahr lang verbringt er die obligatorische Stunde auf einer Bank gegenüber des Gasthauses der Sandbox.

Seine Eltern wollen sich scheiden lassen, wodurch ihr Staatsbürgerschaftsstatus gesenkt werden wird. Es wird ihr Einkommen so stark beeinflussen, dass sie Alex’ Ausbildung nicht mehr werden bezahlen können. Sein Traum, in einer Welt, in der die Kolonisation des Planeten Mars Realität geworden ist und die Umlaufbahn der Venus verschoben werden soll, ein Weltraum-Reiseführer zu werden, hat sich zerschlagen.

Ein halbes Jahr vor Schulende ist Alex gezwungen, ernsthaft Disgardium zu spielen, um sein Studium zu finanzieren.

Um die Ausgewogenheit des Spiels zu bewahren, hat das Unternehmen Snowstorm Inc., die Entwickler des Spiels, sich das System der „Gefahren” einfallen lassen, um imba Spieler unschädlich zu machen. Alle Spieler, die vom Artefakt Flamme der Wahrheit als Gefahr identifiziert werden, können durch ein einfaches Ritual aus dem Spiel entfernt werden. Diejenigen, die die Gefahr eliminieren, erhalten eine Belohnung, die vom Potenzial der Gefahr abhängt. Die Belohnung derjenigen, die die Gefahren spielen, richtet sich hingegen nach ihrer aktuellen Gefahrenklasse, wobei „A” der höchste Status ist und „Z” der niedrigste. Sie müssen sich daher auf die Erhöhung ihrer Klasse konzentrieren und versuchen, so lange wie möglich unentdeckt zu überleben, während es für die „Beseitiger” oder „Verhinderer”, wie sie sich lieber nennen, interessanter ist, eine Gefahr so früh wie möglich zu beseitigen, denn schwächere Gefahren bedeuten weniger Arbeit für die gleiche Belohnung.

Scyth wird zu einer Gefahr der Klasse A, nachdem mehrere unwahrscheinliche Ereignisse zusammentreffen. Er wird von einem NPC namens Patrick O’Grady mit einem Fluch belegt. Patrick ist der erste Mensch, dessen Bewusstsein digitalisiert und ins Spiel übertragen wurde. Ein weiterer NPC und Boss eines Dungeons wird tatsächlich von einem Nicht-Bürger namens Clayton gespielt. Vor seinem Absturz, durch den er seine Staatsbürgerschaft verloren hat, war Clayton ein Raumschiffpilot. Als er erkennt, dass Scyth nicht aufgibt und hartnäckig weiterkämpft, obwohl er immer wieder stirbt, ergibt er sich ihm und lässt sich von ihm töten.

Als Belohnung für den Sieg über den Endboss der Instanz, der seinen endgültigen Tod gestorben ist, erhält Scyth das Mal der Vernichtenden Seuche, durch das er allem Schaden standhalten kann, ohne zu sterben. Das Mal und Patricks Fluch ermöglichen es Scyth, das unerforschte Gebiet im Morast zu erreichen und den sterbenden Avatar von Behemoth zu finden, der einer der fünf Schlafenden Götter ist.

Scyth freundet sich mit den Dementoren an, seinen Klassenkameraden Ed „Crawler” Rodriguez, Hung „Bomber” Lee, Melissa „Tissa” Schäfer und Malik „Infect” Abdulalim. Scyth hilft ihnen, eine Wette gegen Big Po zu gewinnen, dem Anführer von Axiom, dem Spitzenclan in Tristads Sandbox. Gemeinsam mit seinen neuen Freunden bilden sie ihren eigenen Clan: die Erwachten.

Die Erwachten gewinnen die jährlichen Spiele in der Junior-Arena, indem sie auf der verlassenen Insel Kharinza einen Tempel der Schlafenden Götter errichten. Dabei wird ihnen von Nicht-Bürgern aus Cali Bottom geholfen, die Scyth kennengelernt hat, nachdem er sich für den Bergarbeiter Manny einsetzt hatte. Unter ihnen befindet sich der Bauarbeiter Gyula. Sobald der Tempel fertiggestellt ist, beginnt Gyula mit dem Bau des Clan-Forts der Erwachten.

Der Sieg von Scyth und seinen Freunden in der Arena erregt die Aufmerksamkeit der Rekrutierer der Verhinderer-Allianz, die aus den zehn stärksten Clans in Disgardium besteht.

Nach ihrem Sieg in der Arena werden Scyth und die Mitglieder seines Clans von der Schule für acht Wochen aus Disgardium ausgeschlossen, sodass er die Quest des Nukleus der Vernichtenden Seuche nicht abschließen kann. In seiner Abwesenheit sucht die Vernichtende Seuche sich einen neuen Herold: Big Po. Als Scyth ins Spiel zurückkehrt, öffnet Big Po ein Portal, um der Vernichtenden Seuche zu ermöglichen, Tristad zu erobern. Zusammen mit seinen Freunden gelingt es Scyth jedoch, die Untoten zu bezwingen und die Gefahr Big Po zu eliminieren.

Der Krieger Crag alias Tobias Asser schlägt sich auf ihre Seite. Der glücklose ehemalige Ganker ist der Auserwählte von Nergal dem Leuchtenden geworden. Crags Status als Gefahr ist entdeckt worden, sodass Tobias gezwungen ist, sich sowohl im Spiel als auch IRL zu verstecken. Er bittet Scyth um Hilfe und wird in den Clan der Erwachten aufgenommen.

Scyth und Crag verlassen die Sandbox gemeinsam. Als sie in Darant einen Kontrollpunkt der Verhinderer passieren müssen, wird Crag als Gefahr identifiziert. Es gelingt Scyth, seinen Clankameraden aus dem Clan-Schloss von Modus zu retten, und die beiden teleportieren zur Insel Kharinza.

Aus Angst vor einer Verfolgung der Verhinderer in der realen Welt denken die Erwachten über einen Zufluchtsort nach. Manny und Gyula schlagen vor, drei Etagen eines neuen Wohnhauses in Cali Bottom zu kaufen, um sich dort zu verstecken.

Als Scyth den Portalschlüssel aktiviert, den er für das Eliminieren der Gefahr Big Po erhalten hat, findet Scyth sich in der Schatzkammer des Ersten Magiers wieder. Dort verbündet er sich mit mehreren Wächtern der Schatzkammer: Flaygray dem Satyr, Nega dem Sukkubus, Ripta dem Raptor und Anf dem Insektoid. Mit ihrer Hilfe wehren Scyth, Crag, Crawler und Bomber zunächst einen Angriff des Lichs Shazz ab, einem Abgesandten der Vernichtenden Seuche. Am Ende werden sie jedoch besiegt, Behemoths Tempel wird zerstört und Scyth wird in einen Untoten verwandelt.

Der Lich Shazz führt ihn auf Holdest in eine Höhle, dem Versteck des Nukleus der Vernichtenden Seuche. Der Nukleus gibt Scyth eine Quest: Er soll in der Lakharianischen Wüste einen Stützpunkt der Vernichtenden Seuche errichten. Außerdem soll er die Kultisten der Todesgöttin Moraine finden und sie rekrutieren.

Der Nukleus macht seine Botschafter zu seinen Marionetten, doch Behemoth, den Scyth mit sich genommen hat, schützt sein Bewusstsein. Der Gott bleibt in der Höhle des Nukleus zurück, um die Quelle der Macht der Vernichtenden Seuche zu finden.

Mithilfe der Fähigkeiten, die der Nukleus ihm verliehen hat, verwandelt Scyth seine Clankameraden und einige seiner Freunde unter den Nicht-Bürgern in Untote.

Da Untote gegen Wetter-Debuffs immun sind, kann Scyth seinen Charakter in der Wüste schnell leveln. Dort erhält er die neue Fähigkeit Seuchenzorn. Mit ihrer Hilfe erreicht Scyth in der Lakharianischen Wüste eine Stätte der Macht, wo er mit dem Bau eines Tempels der Schlafenden Götter beginnen kann. Die Nicht-Bürger-Bauarbeiter helfen ihm, diesen Tempel zu errichten, der Tiamat gewidmet werden soll, eine der fünf Schlafenden Götter. Behemoth zufolge ist sie die Einzige, die Scyth von der Vernichtenden Seuche befreien kann.

Einen Tag, bevor der Tempel fertiggestellt ist, wird Scyth vom Bestiengott Apophis der Weißen Schlange gefangen. Damit hält Apophis sein Versprechen gegenüber Yemi, seinem Ersten Priester und Anführer des Dunklen Clans Yoruba. Sie versuchen, Scyth zu töten, indem sie ihm das Herz herausreißen, doch es ist umsonst. Stattdessen tötet Scyth sie alle. Nachdem Yemi respawnt ist, ruft er Scyth zu, dass er und sein Clan auf Scyths Seite kämpfen werden, sobald er ihnen Bescheid gibt.

Als Nergal der Leuchtende die Inkarnation der Schlafenden Göttin Tiamat durch Crags Augen entdeckt, ruft der Gott des Lichts zu einem Kreuzzug auf, um ihren Tempel zu zerstören. Er verspricht allen Kreuzrittern volle Immunität gegen die Hitze der Lakharianischen Wüste.

Snowstorm, Inc. richtet sein jährliches Distival in Dubai aus, eine Art Comic-Con für die Fans von Disgardium. Alle Spieler können sie besuchen, doch für ein paar Auserwählte findet eine private Veranstaltung statt.

Als Gewinner der Junior-Arena haben die Erwachten eine Einladung zu dem Festival erhalten. Alex findet Kiran Jackson in seinem Hotelzimmer vor, einen Direktor von Snowstorm, Inc. Kiran versucht, Alex zu überzeugen, die Schlafenden Götter zu vergessen und die Storyline der neuen Fraktion der Untoten im Spiel zu verfolgen. Außerdem schlägt er vor, Moraines Kultisten in das Ereignis zu bringen, um es interessanter zu machen.

Laut Kiran sind Disgardiums Götter KIs, die von der Ressource Glaube abhängig sind. Je mehr Anhänger sie haben, desto mehr Glaube erhalten sie. Das führt zu einem Konkurrenzkampf unter den KIs. Die Schlafenden Götter sind besonders mächtige KIs, die in den Kern des Spiels geladen wurden. Sobald ihrer Wahrnehmung nach eine kritische Anzahl von Fehlern passieren, „erwachen” sie, laden die Welt neu und vernichten damit alles in ihr.

Beim Distival lernt Alex die 22-jährige Piper kennen, ein Mitglied des Junior-Teams von Modus. Sie bringt ihn zu dem 70-jährigen Sergei Polotsky, einem früheren Oligarchen. Sein Nickname im Spiel ist Petscheneg. Der alte Mann erzählt Alex seine Geschichte und behauptet, dass er Modus durch seine Geschäfte finanziert habe, Otto Hinterleaf, der jetzige Clan-Anführer, ihn jedoch später aus dem Clan geworfen habe. Polotsky informiert Alex, dass er unter Beobachtung stehe, da Modus sicher sei, dass er die Klasse-A-Gefahr sei. Nun habe der Clan Angst, Alex abzuschrecken, und wolle nicht, dass die anderen Verhinderer von ihm erfahren.

Polotsky hatte fast alle seine Ersparnisse in Modus gesteckt, doch sein Clan Taipan kann dank einer Ader von Verdorbenem Adamantium überleben.

Während des Distivals erklärt Mogwai, der beste Spieler der Welt, dass er ins Spiel zurückkehren werde und mit seinem Freund Criterror einen Clan namens Elite gegründet habe.

Alex benötigt viel Geld. Ein Projekt seiner Eltern ist gescheitert, sodass sie eine Geldstrafe bezahlen müssen. Hairo Morales, ein Offizier des Sicherheitsdienstes des Clans Excommunicado, erpresst ihn und droht, die Identität der Gefahr bei den Erwachten zu enthüllen. Er muss eine Kapsel für Gyula kaufen, damit der Bauarbeiter den Stützpunkt der Vernichtenden Seuche errichten kann. Big Po vermutet, dass Scyth die Gefahr ist, und verlangt Geld und eine Einladung in den Clan der Erwachten. Daher gibt Alex dem Journalisten Ian Mitchell, der sich ebenfalls in einer Zwangslage befindet, nach dem Distival ein Interview. Im Gegenzug erhält er eine große Summe Geld und willigt ein, mit Mitchell zusammenzuarbeiten.

Mithilfe der Belohnung für ein Achievement erhöht er sein Ansehen bei der Goblin-Liga und erhält Zugang zu Kinema, der Hauptstadt von Bakabba. Dort lässt er zwei wertvolle legendäre Rüstungsteile versteigern und erhält mehr als 10 Millionen Gold. Damit kann er sowohl das Problem seiner Eltern lösen als auch einen besonderen Kupferbarren für 1 Million Gold von dem Erpresser Hairo Morales kaufen. Scyth hinterlässt ihm eine Nachricht, in der er Hairo vorschlägt, sich mit ihm zusammenzutun.

In Kinema besucht Scyth den Tempel von Fortuna, der Göttin des Glücks. Sie ist eine der Alten Götter, doch sie hat sich einen Platz unter den Neuen Göttern verschafft. Fortuna bittet Scyth, ihr zu helfen, ihren früheren Einfluss zurückzubekommen. Das bedeutet, dass sie Kugeln des glücklichen Zufalls benötigt – Kugeln, die das unverbrauchte Glück von Empfindungsfähigen enthalten. Nach deren Tod geht das Glück an den Neuen Gott, dessen Anhänger sie zu Lebzeiten waren, oder an die Dämonen des Infernos. Fortuna hält das für ungerecht. Von nun an sieht Scyth bei den Leichen besiegter Gegner Kugeln des glücklichen Zufalls und kann sie einsammeln.

In der Lakharianischen Wüste begegnet Scyth dem Verwüster Ervigot, sodass er seine Widerstandsfähigkeit und Unbewaffneten Kampf leveln kann.

Wie aus dem Nichts erscheint die Forscherin Kitty von den Jägern gefährlicher Wildtiere in der Wüste und verrät Scyth, dass er Moraines Kultisten in Shak auf Shad’Erung, dem Kontinent der Dunklen Völker, finden kann.

Scyth nimmt Kontakt mit den Kultisten auf und bittet sie um ein Treffen mit der Todesgöttin Moraine, eine der Alten Götter. Sie erkennt seine göttlichen Male und sagt, dass sie den Nukleus der Vernichtenden Seuche unter dem Namen Seelenernter kenne, der ebenfalls ein Alter Gott war. In alten Zeiten seien sie und Seelenernter gemeinsam in der Welt von Disgardium gewandelt, doch dann seien die Neuen Götter erschienen und sie hätten ihre Anhänger und damit ihre Macht verloren. Moraine verspricht Scyth die Hilfe ihre Anhänger und gibt ihm Seelenernters Sensen, eine göttliche Waffe, die levelt, indem sie die Seelen der von ihr getöteten Feinde verschlingt.

Nach seinem Treffen mit Moraine sucht Scyth den Yoruba-Clan auf, die Schlangenverehrer, deren Anführer Yemi Scyth versprochen hat, an seiner Seite zu kämpfen.

Um die Yoruba wirkungsvoller für seine Sabotagepläne einsetzen zu können, setzt Scyth alles daran, um sein Handwerk Inschriftenkunde zu leveln, bis er Schriftrollen seines Zaubers Seuchenzorn erstellen kann, die Zerstörung entfesseln.

Crag verlässt die Erwachten, ohne ihnen eine Erklärung dafür zu geben.

Scyth und seine Freunde benutzen den Portalschlüssel nach Holdest in der Erwartung, dass die dortigen Mobs auf einem höheren Level seien als die in der Lakharianischen Wüste. Sie müssen jedoch enttäuscht feststellen, dass die wenigen Mobs, die sie dort vorfinden, niedriglevelig sind. Darüber hinaus befindet sich die Stätte der Macht, an der sie einen neuen Tempel für die Schlafenden Götter errichten könnten, am weit entfernten Südpol. Scyths Drachin Sturm kann die lange Strecke nicht bewältigen, da sie durch einen Frost-Debuff Schaden erleidet, und zu Fuß würde es Wochen dauern, den Südpol zu erreichen. Daher beschließt Scyth, den Portalschlüssel bei nächster Gelegenheit im Goblin-Auktionshaus zu verkaufen.

Der Bauarbeiter Gyula kann den Stützpunkt der Vernichtenden Seuche gerade rechtzeitig zum Beginn des Ereignisses „Nergals Kreuzzug“ fertigstellen.

In einem Gespräch mit Scyth erwähnt Gyula eine Reihe merkwürdiger Todesfälle in Cali Bottom. Menschen sterben am Rock-Virus, das Schlaganfälle und Herzinfarkte verursacht. Viele Opfer hatten vorher ihre Arbeit als Bergarbeiter aufgegeben. Mannys Bruder Hank, den Scyth in der Gestalt des Dungeonbosses der Instanz „Stadtgefängnis von Tristad” kennengelernt hatte, ist wahnsinnig geworden und von Snowstorm, Inc. abgeholt worden.

Scyth gibt seine Quest, die Errichtung des Stützpunktes der Vernichtenden Seuche, ab und erhält neue Fähigkeiten. Nun kann er Spieler mit der Vernichtenden Seuche infizieren. Er nimmt Behemoth mit sich, der die ganze Zeit als Protoplasma im Versteck des Nukleus verbracht hat. Als der Schlafende Gott erkennt, dass sein Apostel sich zu stark von der Vernichtenden Seuche beeinflussen lässt, erteilt er ihm eine Lektion und entzieht ihm kurzzeitig den Schutz seines Bewusstseins. Alex verliert vorübergehend die Kontrolle über seinen Charakter, und die KI, die Scyth nun kontrolliert, wirft sein legendäres Rüstungsset ins Seuchenbecken. Der Nukleus gibt ihm den Auftrag, Moraines Kultisten in Untote zu verwandeln, um sie als Gefäße für die toten Botschafter der Vernichtenden Seuche zu benutzen. Es gab einst neun von ihnen, doch nun sind nur der Lich Shazz und der Spieler-Botschafter Scyth übrig.

Shazz‘ untote Armee reist durch ein Seuchenportal in die Lakharianische Wüste und erhöht ihre Stärke, indem sie hochlevelige Wüstenmobs farmt. Moraines Kultisten erscheinen ebenfalls in der Wüste, doch Scyth verwandelt sie nicht in Untote, sondern schickt sie nach Kharinza.

Während Hung auf Kharinza seine Fertigkeit Angeln levelt, begegnet er dem riesigen Kraken Orthokon. Als der Krieger ihn aus Angst mit seinem Fang füttert, erhöht sich sein Ansehen bei dem Bestiengott und er wird zur Gefahr.

Der Montosaurus kehrt auf die Insel zurück und hilft Scyth unwissentlich. Der Bestiengott verursacht hohen Schaden und ermöglicht Scyth, seine Seuchenenergie aufzufüllen und Seuchenzorn-Schriftrollen zu erstellen.

Auf Petschenegs Bitte hin besucht Scyth ihn in seinem Schloss. Der alte Mann stellt ihm Blackberry vor – eine Analytikerin und Offizierin von Modus, die für Polotsky arbeitet. Blackberry ruft einen Schlichter, um einen Handel zwischen ihr und Scyth zu registrieren, und gibt Scyth das Recht, ihre Gestalt zu benutzen. Sie testen die Tarnung mit der Flamme der Wahrheit. Petscheneg erzählt ihm von dem Großen, tragbaren Altar von Nergal dem Leuchtenden, den die Verhinderer mit sich führen, um ihn als Spawnpunkt zu benutzen.

Mehrere Tausend hochleveliger Spieler marschieren in der Lakharianischen Wüste ein und bewegen sich auf Tiamats Tempel zu. Das Bündnis der Verhinderer hat es eilig, vor der riesigen Menge gewöhnlicher Spieler dort einzutreffen. Sie wollen Nergals Quest als Erste abschließen.

Scyth greift den Altar an und zerstört ihn. Getarnt als Blackberry infiltriert er gleich danach das Hauptquartier der Verhinderer und tötet alle. Er trifft auf Crag, der jetzt mit Modus zusammenarbeitet. Scyth erfährt, dass der zerstörte Altar eine Fälschung war.

Yoruba lässt an den Tempeln von Nergal dem Leuchtenden während der Massensegnungen eine Reihe von Zauberschriftrollen detonieren. Die Hohepriester überleben und bitten ihren Gott, sie gegen Seuchenzorn zu schützen.

Nergal erhört ihre Bitten und gewährt allen, die seinem Ruf gefolgt sind, seinen göttlichen Schutz.

Disgardiums Kontinente

Latteria – Der größte Kontinent der Welt, der durch die Donnerschlucht von Shad’Erung getrennt ist. Die Völker der Allianz bewohnen die westliche Hälfte, die neutralen Völker leben im Nordosten und die Lakharianische Wüste erstreckt sich über den Südosten. Tristad (Scyths Sandbox), die Hauptstadt Darant und Grenzsiedlungen befinden sich auf Latteria. Level der Mobs: 0-500 und höher.

Shad’Erung – Der Kontinent der Dunklen Völker gehört fast vollständig dem Imperium. Etwa ein Drittel ist vom unbewohnbaren Ursay-Dschungel bedeckt. Die Hauptstadt des Imperiums ist Shak. Dort hat Scyth die Kultisten von Moraine gefunden. Level der Mobs: 0-500 und höher.

Bakabba – Ein kleiner Kontinent auf der Südhalbkugel, der der Goblin-Liga gehört. Level der Mobs: 200-300 und höher.

Holdest – Ein schneebedeckter, unbewohnter Kontinent am Südpol, doch in seinen Tiefen hat der Seelenernter Schutz gefunden. Er hat sich dort vor den Neuen Göttern versteckt und ist schließlich zum Nukleus der Vernichtenden Seuche geworden. Level der Mobs: 0-???.

Meaz – Ebenfalls ein kleiner Kontinent, etwas größer als Bakabba. Er befindet sich am Äquator östlich von Latteria und ist von einem undurchdringlichen magischen Feld umgeben, daher kann er nicht besiedelt werden. Level der Mobs: ???-???.

Terrastera – Ein unbewohnter Zwergkontinent südlich von Shad’Erung. Seine aktiven Vulkane bedecken den ganzen Kontinent mit Lava, Aschewolken und saurem Regen. Level der Mobs: ???-???.

Prolog: Hairo

DER 40-JÄHRIGE Hairo Morales arbeitete seit drei Jahren im Sicherheitsdienst von Excommunicado. Dem ehemaligen Friedenssoldaten und Veteranen des Dritten Weltkriegs und der Konflikte im Mittleren Osten, Nordchina sowie Afrika war es schwergefallen, nach seinem Ausscheiden aus der Armee eine passende Tätigkeit zu finden. Er war Mitglied einer Spezialeinheit gewesen und hatte versucht, im zivilen Leben eine ähnliche Beschäftigung zu finden. Diese Art von Arbeit würde ihn zwar schneller ergrauen lassen, doch es war zu spät, um seine Meinung zu ändern.

Seit Tagesanbruch hingen dunkle Wolken über der Stadt und sorgten für ununterbrochene Regenschauer. Das machte Morales zu schaffen, denn die Feuchtigkeit löste Phantomschmerzen aus. Er biss die Zähne zusammen. Es war an einem düsteren Tag wie diesem gewesen, als er seine Beine verloren hatte – eine Plasma-Mine in einer der mittelamerikanischen Zonen hatte sie weggerissen. Er hatte nur dank des Lebenserhaltungssystems überlebt, das in das Exoskelett jedes Friedenssoldaten eingebaut war.

Die Armee hatte dafür gesorgt, dass er bionische Beine bekam. Besser als vorher!, hatte der Arzt mit übertriebener Begeisterung gesagt. Jetzt hast du keinen Fußgeruch mehr, Hairo! Morales hatte gelacht, aber er war alles andere als froh gewesen. Trotz seines geleisteten Dienstes hatten sie ihn aus der Armee geworfen, aber wenigstens hatten sie die Rechnung für die Behandlung übernommen.

Wer hätte gedacht, dass er sich in der Gesellschaft von Caesar, dem jüngeren Bruder des Drogenbosses Ishmael Calderone, wiederfinden würde? Hairo hatte einmal an einem Überraschungsangriff zu seiner Ergreifung teilgenommen. Die Mission war fehlgeschlagen, und das war vielleicht auch gut so gewesen. Jedenfalls hatte Caesar deswegen keine Probleme mit ihm gehabt.

Caesar Calderone, besser bekannt als Colonel, war ebenfalls ein Veteran. Er sprach persönlich mit jedem Bewerber und brauchte nicht lange, um eine Entscheidung zu treffen. Niemand wusste, wodurch sie beeinflusst wurde, aber oft war es ein „Nein”. Hairo hatte jedoch Glück gehabt. Colonel hatte ihn in den Sicherheitsdienst von Excommunicado aufgenommen. Nachdem Caesar Hairo erklärt hatte, was die Firma von ihrem neuen Angestellten erwartete, hatte er beim Abschied gesagt: „Erstelle einen Charakter in Disgardium.”

„Ist das Pflicht?”, hatte Hairo gefragt. „Ich dachte, meine Arbeit hat nichts mit Videospielen zu tun.”

„Es ist unbedingt notwendig!” Caesars Stimme hatte gerasselt wie Nägel in einer Blechdose. „Der Zweck der Firma im realen Leben ist, den Clan Excommunicado im Spiel zu unterstützen. Unsere Geschäfte bestehen ausschließlich aus Investitionen. Weißt du, in wen wir investieren?”

„In den Clan?”

„Richtig”, hatte Caesar geantwortet. „Die meisten deiner Aufgaben wirst du im realen Leben erledigen, doch in erster Linie bist du ein Mitglied von Excommunicado. Nur dein Gehaltscheck wird von der Firma ausgestellt.”

Hairos erster Partner war ein alter Veteran gewesen, der bald in Rente gegangen war. Willy Brizuela, ein Noob von Exco, hatte ihn ersetzt. Gemeinsam hatten sie die Wohnbezirke des Clans patrouilliert, Colonels Villa geschützt und den Clananführer oder Leute aus dem Büro in Zügen begleitet. Es war langweilig gewesen – langweilig und demütigend. Spieler, die zum Hauptpersonal des Clans gehörten, hatten ihn und das andere Dienstpersonal verächtlich behandelt. Sie hatten ihre Verachtung nicht durch Worte oder Handlungen zum Ausdruck gebracht, denn offiziell waren laut der Firmenrichtlinien alle gleich. Doch ihre Blicke, ihr Ton und das Geflüster hinter den Rücken von Hairo und seinen Kollegen hatten keinen Zweifel darüber gelassen.

Wie sich herausgestellt hatte, war der Sicherheitsdienst nicht nur für die Sicherheit zuständig, sondern arbeitete auch in den Bereichen Geheimdienst, Spionageabwehr und was Colonel scherzhaft als „vorbeugende Verteidigung” bezeichnete: die Schutzgelderpressungen seines Bruders. Excommunicado führte ständig gegen jemanden Krieg. Manchmal waren es konkurrierende Clans, dann die Regierung oder die Triade. Als die beiden ernsthaften Gefahren aufgetaucht waren, hatte Colonel seine Sicherheitsoffiziere heimlich versammeln lassen und sie beauftragt, nach Informationen zu suchen. Er hatte die Gefahren im realen Leben finden und seine Freunde vom Bündnis darüber im Dunkeln lassen wollen.

Nachdem Hairo den Bericht der Analytiker studiert hatte, war er überzeugt gewesen, dass eine der Gefahren ein Nicht-Bürger sein musste. Vor seiner Militärzeit war er auch ein Nicht-Bürger gewesen und hatte in einem Ort namens Kloake von Guyana gelebt – auch bekannt als Hölle auf Erden. Nach zehn Jahren Dienst als Friedenssoldat hatte er die Staatsbürgerschaft erhalten und umziehen können, doch seine alten Freunde unter den Nicht-Bürgern hatte er nicht vergessen. Daher hatte er sich zur Kloake von Guyana und dem benachbarten Cali Bottom auf den Weg gemacht, um sich von ihnen Informationen zu beschaffen.

Als einer seiner Informanten ihm von seltsamen Vorgängen in Cali Bottom berichtet hatte, hatte er die Ohren gespitzt wie ein Jagdhund, der eine Fährte gefunden hatte. Seine Mühe war belohnt worden: Einer der Schüler, die Willy und er in der Luft über Cali Bottom abgefangen hatten, war eine Gefahr! Er hatte jedoch noch nicht entschieden, was er mit dieser Information machen wollte. Zuerst wollte er sich mit der Gefahr treffen und ihre Pläne herausfinden. Hoffentlich würde er noch mehr über sie in Erfahrung bringen können.

Hairo schluckte eine Schmerztablette, trank seinen Kaffee aus und machte sich bereit, zur Arbeit zur gehen. Seine Frau Maria gab ihm einen Kuss und richtete seinen Kragen.

„Hairo?”, fragte sie.

„Ja, mein Schatz?”

„Hast du mit Caesar über die Beförderung gesprochen?”

„Ja”, antwortete er. „Er hat gesagt, ich solle zum Teufel gehen. Als Joao erfahren hat, dass ich ihn übergangen habe, hat er so laut geschrien, dass die Fensterscheiben fast zersprungen wären.”

„Wir könnten unser Haus verlieren, Hairo!”, rief sie. „Falls du deinen Status nicht bestätigen kannst, wird sich die Hypothek erhöhen. Und was ist mit Isolda? Wie werden wir sie bezahlen?”

„Ich kümmere mich darum. Mach dir keine Sorgen.” Hairo nahm seine Frau in den Arm. Er hatte ihr noch nichts von dem Geld erzählt, dass er von der Gefahr in Dis erhalten hatte. Er hatte sich das Geld mit Willy geteilt, doch es war noch im Spiel. Er musste einen Weg finden, es herauszuholen.

Als er die Teenager in Cali Bottom abgefangen hatte, hatte Hairo improvisiert. Doch nachdem sein Verdacht sich nun zu seiner eigenen Überraschung ausgezahlt und er das Geld für den Kupferbarren bekommen hatte, hatte er Angst, es zu verlieren. Nichts hinderte ihn daran, es aus dem Spiel abzuheben und auf sein Konto zu überweisen – nichts außer den unausweichlichen Fragen der Finanzdienste. Sie hatten unbegrenzten Zugriff auf die Transaktionen der Spieler in Dis, und der Metallbarren, den er für 1 Million verkauft hatte, war keine einzige Goldmünze wert gewesen. Es würde Fragen geben, die er nicht würde beantworten können. Und dann … Hairo wollte nicht daran denken, was dann passieren würde.

Er löste sich aus der Umarmung. „Ich muss gehen, Schatz.”

Im Hauptquartier traf Hairo seinen Partner Willy. Die beiden besprachen die Routen für diesen Tag, bevor sie sich auf Patrouille begaben.

„Hast du es mitgebracht?”, fragte Hairo lautlos, indem er nur seine Lippen bewegte.

Willi nickte.

Sie flogen über eine der Zonen, bis ihr Shark über einer kleinen Stadt der Wilden anhielt. So wurden die MOSOWs genannt, die sich in Bezirken niedergelassen hatten, die die Behörden als ungeeignet für menschliches Leben erklärt hatten. MOSOWs! Hairo spuckte innerlich aus. Individuen ohne sozialen Wert für die Gesellschaft – so wurden Nicht-Bürger höhnisch von Bürgern bezeichnet. Doch unter den Leuten, die in diesen Orten lebten, befanden sich Freunde aus Hairos Kindheit, und Willy kannte ebenfalls den einen oder anderen. Gute Menschen, die ein großes Herz hatten.

Die beiden warfen regelmäßig Kisten mit Rationen der universellen Nährstoffmischung, Kleidung und Medikamente ab, doch heute hatten sie andere Fracht an Bord.

„Ich muss zur Toilette”, sagte Hairo laut, falls die Flugaufzeichnungen später von offizieller Stelle überprüft würden.

Der Shark hielt ein paar Meter über der Oberfläche an. Geräuschlos gab Willy den Leuten, die bereits auf sie warteten, Kisten mit Maschinengewehren und Munition. Es waren alte Waffen, die schon lange nicht mehr hergestellt wurden. Überreste des Krieges.

Sobald alle „Pakete” ausgeladen waren, ließ Hairo den Shark schnell wieder abheben und flog auf der Route weiter. Die Männer am Boden in zerrissener Kleidung und zermürbten Gesichtern erhoben ihre Fäuste und riefen etwas. Hairo nickte, obwohl er bezweifelte, dass sie ihn sehen konnten. In den Zonen war die Sicht wegen der Abgase und des Smogs so trüb, dass man die Hand nicht vor Augen sehen konnte.

Willy und Hairo redeten nicht darüber, was gerade vor sich gegangen war. Sie hatten es bereits am Vortag besprochen. Manchmal flogen sogenannte „Jäger” in die Zonen, erfolgreiche Bürger, die nach Adrenalin lechzten. Sie planten „Safaris” und schossen auf die Wilden. Es gibt auf der Welt kein einziges Tier mehr, das nicht gesetzlich geschützt ist, dachte Hairo bitter. Aber diese Leute können ungestraft ein Dorf beschießen, in dem Menschen wohnen, und erhalten auch noch stillschweigende Zustimmung. Die Wilden waren nicht vollkommen wehrlos. Im Gegensatz zu den „Jägern” hatten sie nichts zu verlieren und wehrten sich erbittert, aber Messer und Peitschen konnten gegen Plasmagewehre und Maschinengewehre nichts ausrichten.

Am Vortag hatte Hairo von einer weiteren „Safari” erfahren, die in der Zone stattfinden sollte, in der seine Freunde lebten. Er konnte sie nicht beschützen, sonst würde er riskieren, selbst zu einem MOSOW zu werden. Doch er konnte sie unterstützen, indem er sie mit Waffen versorgte.

In den nächsten Stunden patrouillierten Hairo und Willy ein großes Gebiet, das Cali Bottom und die Kloake von Guyana einschloss. Das Funkgerät war still. Der gesamte Clan folgte Nergals Aufruf zum Kreuzzug und das Ereignis hatte an diesem Morgen begonnen.

Willy las die neuesten Nachrichten aus Dis. Dann rief er: „Es ist etwas passiert! Lieber Himmel … Sieh dir das an, Hairo!”

Morales blickte auf den Bildschirm des Kommunikators seines Freundes. Das Video zeigte die Segnungszeremonie auf dem Platz vor dem Tempel in Vermillion. Der Hohepriester hatte seine Arme ausgebreitet und sprach Gebete. Lichtwellen strömten aus ihm heraus und verteilten sich über dem Platz. Die Menge bewegte sich vorwärts. Alle wollten so dicht wie möglich bei der Segnung sein.

„Hier, pass auf!”, sagte Willy aufgeregt.

Der Kameramann fiel zu Boden. Für einige Augenblicke wurde der Bildschirm weiß, aber Hairo hatte genug Zeit, um zu sehen, wie Körper zu Asche verbrannten.

Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Flieger zu, doch mit seinen Gedanken war er bei der Gefahr. Er wartete immer noch auf eine Antwort, nachdem er einem Treffen zugestimmt hatte. Willy sah sich weitere Videos an, die das Netz überfluteten – ähnliche Explosionen in Bridger, Vermillion und Fort Smith – und hörte sich die Berichte von Augenzeugen an. Dann heulten die Lautsprecher auf und die Partner hörten die Stimme des Sicherheitschefs Joao.

„Achtung, alle Patrouillen! Nummer 1 hat eine Generalversammlung einberufen. Macht, dass ihr sofort zur Basis kommt! Das ist ein Befehl! Bestätigt den Empfang der Nachricht.”

Hairo griff nach dem Funkgerät. „Hier ist Team Morales-Brizuela. Empfang bestätigt.”

Die Stimme von Vladimir, eines ihrer Kollegen, hob sich von den Antworten der anderen Patrouille-Teams ab. „Chef, hier ist Team Krasnov-Kalinich. Wir sind weit von der Basis entfernt. Was ist los?”

„Halte den Kanal frei, Vlad! Ich wiederhole: Alle zurück zur Basis!”, rief Joao erneut.

Vladimir explodierte. „Sei kein Idiot, Joao! Wir sind über Sibirien, um russische MOSOWs zu überprüfen. Wir müssen den halben Globus überqueren. Was zum Teufel geht bei euch vor?”

Joao seufzte über Funk. „Ich habe keine Details, Leute, aber es sieht aus, als ob die Gefahr das gesamte Bündnis vernichtet hat.”

Gleich darauf knackte der Kommunikator. Hairo prüfte den Absender der Nachricht und sah Willy an. Sein Partner verstand den Blick. Sie hatten beide auf die Antwort der Gefahr gewartet.

„Lass mich das Steuer übernehmen”, sagte Willy.

„15:00 Uhr Ostküstenzeit. Ich warte heute und morgen für fünf Minuten. Einladungscode zum Sicherheitsraum hängt an.” Das war alles. Keine Unterschrift, kein Absender. Die Nachricht war mit „Nach dem Lesen verbrennen” markiert.

Morales löschte sie und sah auf seine Uhr. Nur zehn Minuten bis zur angegebenen Zeit.

„Wir gehen runter, ich muss pinkeln”, sagte Hairo.

Nachdem der Flieger gelandet war, nahm er einen VR-Helm und VR-Handschuhe und stieg aus. Nachdem er die Ausrüstung mit dem Kommunikator synchronisierte hatte, setzte er den Helm auf und zog die Handschuhe an. Es war eine Möglichkeit, sich ohne Kapsel in einem Sicherheitsraum zu unterhalten.

Er musste warten, bis es 15:00 Uhr war und der Link aktiviert wurde. Das Programm lief an. Hairo wählte einen standardmäßigen Avatar und betrat den Raum. Die Krypto-Welt lud umgehend. Es war ein karges Zimmer mit schwarzen Wänden. In der Mitte standen ein kleiner Holztisch mit einer Lampe und zwei Stühle.

Hairo benutzte die Handschuhe, um den Avatar zu steuern. Er ging zum Tisch und „setzte” sich. Einige Sekunden später löste sich eine Gestalt von der gegenüberliegenden Wand. Es war ein junger Mann mit blonden Haaren – ein typischer Avatar aus dem Basis-Set.

„Hairo.” Der junge Mann nickte ihm zu und setzte sich ebenfalls. „Danke, dass du dem Treffen zugestimmt hast.”

Die Stimme klang sanft und passte zu dem Avatar, aber der Sicherheitsoffizier ließ sich nicht davon täuschen.

„Danke für die Million Gold.” Hairo lachte leise. „Alle unsere Einheiten sind gerade zur Basis zurückbeordert worden. Sie sagen, dass jemand die Anführer des Bündnisses in die Luft gejagt hat. Deine Arbeit?”

„Ich werde das Offensichtliche nicht abstreiten”, erwiderte der junge Mann. „Wir haben beide nicht viel Zeit, darum lass uns zum Geschäftlichen kommen. Ich schicke dir einen Vertrag für 1 Million Phönix pro Jahr. Meine Freunde und ich benötigen einen Sicherheitsdienst. Wir verfügen über die nötigen Geldmittel.”

Hairo wollte mit dem, was er wusste, prahlen und hervorheben, was sein Gegenüber nicht bestätigen würde: Sheppard war die Gefahr. Er war der Einzige unter den fünf Schülern, der auf diese Weise redete. Hairo hatte ihre Dossiers sorgfältig gelesen. Rodriguez und Lee hatten einen anderen Sprachstil und Abdulalim hätte das Treffen nicht riskiert. Melissa Schäfer war noch in der Sandbox.

Er war versucht, es zu sagen, doch er entschied sich dagegen und fragte stattdessen: „Was hindert mich daran, 1 Million pro Woche statt pro Jahr zu verdienen?”

„Die Tatsache, dass ich keine weitere Zahlung leisten werde”, entgegnete der junge Mann. „Deine Informationen sind nicht mehr aktuell, denn ich werde mich nicht länger verstecken. Ich habe genug davon. Doch zusätzliche Aufmerksamkeit kann ich auch nicht gebrauchen.”

Hairo nickte. „Das verstehe ich. Aber warum ich?”

„Ich habe den öffentlichen Teil deines Lebenslaufs gelesen”, fuhr sein Gegenüber fort. „Du bist in Guyana geboren und aufgewachsen. Du hast den Krieg überlebt und bist ein mehrfach ausgezeichneter Veteran. Du hast beide Beine verloren. Du hast Freunde in Cali Bottom, und ich habe gehört, was sie über dich erzählen. Sie sagen, dass man Lobo vertrauen kann.”

Hairo stockte der Atem. Nur gut, dass man es seinem Avatar nicht ansah. El Lobo, der Wolf, war sein Spitzname als Kind gewesen. Nur wenige erinnerten sich noch daran.

„Stimmt das? Kann man dir vertrauen?”, fragte der junge Mann.

„Bist du sicher, dass du noch ein Jahr überleben wirst?”, fragte der Sicherheitsoffizier. „Falls ich zustimme, will ich im Voraus bezahlt werden.”

„Der Clan wird bleiben, selbst wenn ich es kein ganzes Jahr schaffen sollte”, erwiderte der blonde Avatar. „Ich biete dir einen Vertrag mit dem Clan an. Das Geld ist legal und du erhältst die Summe nach Abzug der Steuern in bar.”

„Ich verlange 1.2 Millionen. Je 600.000 für mich und meinen Partner.”

„Das ist kein Problem für ...”

„Weißt du, warum ich nicht mehr verlange?”, unterbrach Hairo sein Gegenüber. „Das Leben hat mich gelehrt, Leute nicht in die Enge zu treiben. Ein verzweifelter Mensch verspricht einem alles, doch leere Versprechen nützen mir nichts. Falls ich mich auf deine Seite schlage, will ich Stabilität. Willy und ich werden ein Jahr für deinen Clan arbeiten, und wenn alles gut geht, können wir danach über eine Beförderung reden.”

Der junge Mann stand auf und streckte die Hand aus. „Einverstanden, Hairo.”

Hairo schlug ein und hielt sie einen Augenblick fest. „Nur um es klarzustellen: Ist Vertragskontrolle aktiviert?”

„Ja”, bestätigte der blonde Avatar.

„Gut. Formuliere dein Angebot.”

„Ich, Alex Kieran Sheppard, Vertreter der Erwachten, biete Hairo Morales und seinem Partner …”

„William Brizuela”, ergänzte Hairo.

„… und seinem Partner William Brizuela einen Jahresvertrag in Höhe von 1.2 Millionen Phönix nach Abzug der Steuern, um als Sicherheitsdienst des Clans zu arbeiten. Die Bezahlung für das erste Dienstjahr wird innerhalb von drei Tagen ab diesem Moment überwiesen.”

„Ich, Hairo Morales Garcia, Vertreter von mir selbst und William Brizuela, akzeptiere das Angebot der Erwachten. Ich gebe mein Wort, keine Informationen preiszugeben, die ich während der Verhandlungen erfahren habe.”

Nun gab es kein Zurück. Ein verbaler Vertrag war rechtlich bindend, doch ein paar Formalitäten mussten noch erledigt werden.

„Ich muss jetzt sofort zur Basis zurückfliegen”, sagte Hairo. „Ich werde herausfinden, was Colonel will, und morgen früh kündigen. Das ist ein unumkehrbarer Schritt, Junge, und ich habe eine Frau und eine Tochter. Wie geht es euch da draußen? Vor wem habt ihr die größte Angst?”

„In Dis ist niemand eine Bedrohung für uns, doch in der realen Welt liegt die Sache anders. Dort sind das Bündnis der Verhinderer, die Triade und vielleicht sogar Snowstorm, Inc. hinter uns her. Wir benötigen einen Ort, an dem wir sicher sind.”

„Du kannst das Kartell ebenfalls dazuzählen, da Exco involviert ist”, antwortete Hairo. „Colonel wird ganz sicher seinen Bruder einbeziehen. Egal, wir werden uns darum kümmern. Wie viele seid ihr?”

„Einschließlich der Nicht-Bürger über 100 Leute”, entgegnete sein neuer Arbeitgeber. „Sie haben die Möglichkeit, eine Basis in einem …”

„Das besprechen wir, sobald ich Exco verlassen habe”, fiel Hairo ihm ins Wort. „Zu deiner eigenen Sicherheit. Ich schlage vor, dass wir uns morgen bei deinen Freunden in Cali Bottom treffen.”

„Auf dem Dach von Block 36”, sagte Alex.

Morales nickte und ließ die Hand der Gefahr los. Der junge Mann hielt seinen Blick auf ihn gerichtet.

„Weißt du, was?”, sagte Hairo. „Ich habe meine Meinung geändert. 1 Million ist genug für Willy und mich.”

„Wieso?”, erkundigte Alex sich erstaunt.

„Weil du der erste Bürger bist, der Nicht-Bürger nicht MOSOWs nennt”, antwortete Hairo. „Außerdem brauchen wir eine Menge Geld. Verteidigungsdroiden und Geschütztürme sind nicht billig, und öffentliche Flieger kannst du vergessen. Wir brauchen einen Shark. Nach dem, was ihr heute Morgen getan habt, kannst du dich vom ruhigen Leben verabschieden.”

Kapitel 1: Der erste Kampf

ICH FLOG AUF Sturm hoch über der Wüste und beobachtete, was unter mir passierte. Die Sonne ging bereits unter, und ich war überzeugt, dass der Kampf vor Einbruch der Nacht beginnen würde.

Das Bündnis der Verhinderer hatte sich von seiner Niederlage erholt. Seine Mitglieder hatten ihre Streitkräfte zu einer einzigen, großen Armee versammelt und waren auf dem Weg zu Tiamats Tempel. Bis ich mit Hairo zu einer Übereinkunft gekommen und wieder nach Dis zurückgekehrt war, hatten sie fast schon den Stützpunkt der Vernichtenden Seuche erreicht.

Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Falls meine Seuchenfähigkeiten unwirksam wären, wäre es nicht nur dumm, sondern glatter Selbstmord, mich auf einen Kampf mit ein paar Tausend Spitzenspielern einzulassen. Es wäre einfacher, mich selbst als Gefahr zu eliminieren. Ich wünschte, das wäre möglich gewesen. Dann hätte ich mir ins Fäustchen lachen können.

Die Explosionen von Seuchenzorn in den Forts an der Grenze waren für jene, die Nergals Ruf gefolgt waren, nicht gefährlicher gewesen als ein Feuerwerkskörper. Dagegen waren die Yoruba gestorben, die den Segen nicht bekommen und die Explosionen verursacht hatten. Der Leuchtende Gott hatte sein Versprechen gehalten und seinen Anhängern Schutz gewährt. Das hatte sich blitzschnell herumgesprochen. Ich hatte noch keine Zeit gehabt, alle Neuigkeiten zu lesen, doch die Schlagzeilen waren eindeutig: Das Ende der Klasse-A-Gefahr, Ass im Ärmel des Bündnisses, Das Blatt hat sich gewendet, Pyrrhussieg. Letztere bezog sich vermutlich darauf, dass ich das Lager des Bündnisses zerstört hatte.

Ich musste herausfinden, ob der Segen vor allen mit Seuchenenergie zusammenhängenden Fähigkeiten schützte oder nur vor Seuchenzorn.

Ich zählte zwölf Kolonnen, von jedem Clan eine. Die Streitkräfte des Bündnisses bewegten sich zu Fuß vorwärts. Möglicherweise erstreckte sich der Segen nicht auf Reittiere. Jede Kolonne bestand aus drei Raidgruppen mit je 100 Kämpfern – insgesamt 3.600 Spieler und fast die gleiche Anzahl von Tierbegleitern und Schergen. Breite Furchen zogen sich durch den Sand. Es waren die Spuren der Räder des Großen, tragbaren Altars, der als Nachhut durch die Wüste gezogen wurde. Dieses Mal musste es sich um das Original handeln, denn es war unwahrscheinlich, dass die Verhinderer eine weitere Fälschung mitnehmen würden.

Die Armee zog immer wieder die Aggro von Mobs auf sich, die auf einem bedeutend höheren Level waren als die Spieler. Trotzdem erreichten nur wenige die Tanks. Ich konnte mir nicht erklären, wie die Verhinderer es geschafft hatten, die Strafen zu umgehen. Es hätte ihnen nicht möglich sein sollen, 60 Level höhere Mobs zu treffen.

Etwa eineinhalb Kilometer von der Armee der Verhinderer entfernt näherte sich eine andere Armee: die der Untoten. Shazz hatte offensichtlich seine strategischen Fertigkeiten gelevelt, denn er hatte Banshee-Leutnantinnen und Knochen-Gargoyles als Kundschafter vorausgeschickt, die ihm über die Truppenbewegungen des Bündnisses Bericht erstatten sollten.

Die wandelnden Toten und die anderen schreckenerregenden Kreaturen liefen hinter und neben einem wandelnden Wolkenkratzer her. Deznafar, der Kampfgefährte der Fortgegangenen, war von verwesendem Fleisch und Chitinplatten bedeckt, die mich an den Verwüster erinnerten. Seine acht massiven, untoten Beine versanken beim Gehen bis zu den Knien im Sand, sodass der Mob zwei tiefe Gräben hinterließ. Unser gesamtes Fort hätte in einem von ihnen Platz gehabt.

Ich konnte den Kampf nicht verhindern, und wie immer er auch ausgehen würde, ich würde der Verlierer sein. Falls die Verhinderer gewinnen würden, wäre der Weg zu Tiamats Tempel frei. Falls Shazz gewinnen würde, würde die Vernichtende Seuche unaufhaltsam sein. Der Lich würde die Spitzenspieler in Botschafter verwandeln, und Leute wie Big Po würden die Kontrolle über ihre Charaktere behalten und Pioniere der offiziell gegründeten, neuen Fraktion werden. Das Volk der Untoten würde vermutlich für alle spielbar werden. So war es verlaufen, als die Dunklen Völker freigeschaltet worden waren. Nur gut, dass Kiran Jackson unsere Vereinbarung als abgeschlossen betrachtete. Ich musste nur noch meinen Charakter löschen, aber darüber war das letzte Wort noch nicht gesprochen. Doch egal, was passieren würde, ich war fest entschlossen, den Tempel und das Fort bis zum bitteren Ende zu verteidigen.

Identitätsverschleierung verbarg meine Tarnung als Blackberry, die ich fürs Erste beibehalten wollte. Petscheneg hatte mir geschrieben. Nachdem ich ihn und Blackberry gewarnt hatte, dass die Elfe aufgedeckt worden war, hatte sie in dem von mir verursachten Chaos aus dem Modus-Schloss fliehen und sich aus Dis ausloggen können. Was Hinterleafs astrales Mal betraf, das Blackberry trug, darum würden sie sich kümmern, sobald Petscheneg und Victoria – der reale Name der Elfe – nach Dis zurückkehren würden.

Die Anführer des Bündnisses hatten durch ihre Kundschafter bereits von Shazz‘ Untoten und dem Kampfgefährten der Fortgegangenen erfahren. Mit Ausnahme der Reittiere, die Spieler in der Lakharianischen Wüste erhalten hatten – wie meine Drachin Sturm –, waren die fliegenden Reittiere der Kundschafter-Klasse die einzigen, die vor der Hitze geschützt waren.

Ich flog zum Lich und seiner Armee. Er berichtete, dass „alle Schatten, die auf uns gefallen sind”, eliminiert worden wären.

Die Verhinderer hatten Deznafars riesige Gestalt schon von Weitem erkennen können, doch nun war es das erste Mal, dass sie den Mega-Untoten in seiner ganzen Größe sahen. Sie hielten an. Die Raidgruppen nahmen Verteidigungsformation ein. Die Verhinderer stellten sich auf einem Dünenkamm im Halbkreis vor der kleineren Armee der Untoten auf. Die Flankenkämpfer blieben vorerst in ihren Reihen stehen, doch sobald Shazz näher kommen würde, würden sie die Untoten umzingeln.

Es waren nur noch Minuten bis zum Beginn des Kampfes.

Ich sah das Glitzern von Glas in dem ständigen Blitzen von Stärkungszaubern. Durch meine superhohe Wahrnehmung konnte ich jedes Gesicht erkennen. Es dauerte nicht lange, bis ich das mir bekannte Gesicht eines Mitglieds der Kinder von Kratos entdeckte: Taranis, der Kundschafter aus Vermillion, dem ich vor einer Woche gesagt hatte, ich wäre ein Botschafter der Vernichtenden Seuche. Seine Videos hatten die Welt schockiert. Taranis blickte durch eine Art von Fernglas. Sobald er mich ausgemacht hatte, öffnete er den Mund und plapperte in sein Signalamulett.

Mehrere Dutzend Köpfe sahen nach oben. Ich flog vor der Sonne, um unbemerkt zu bleiben, doch da sie nun wussten, wohin sie schauen und nach wem sie suchen mussten, fiel es ihnen nicht schwer, meine große Drachin mit ihrem Reiter auf dem Rücken zu entdecken. Yary gab bereits Befehle. Mogwai stand mit gerunzelter Stirn neben ihm. Auch Crag befand sich in der Gestalt eines Elfen unter ihnen. Nach unserem Treffen im Hauptquartier der Verhinderer hatte mein Freund einen Weg gefunden, seine Kapsel zu verlassen und mir in CrapChat zu berichten, dass Nergal ihn bestraft hatte, weil er mir geholfen hatte. Die Stärke seiner göttlichen Fähigkeit war um die Hälfte reduziert worden.

Mehrere Spitzenspieler beschworen Reittiere, doch nur einer stieg auf. Das war also ihr Plan. Sie wollten herausfinden, ob ich Nergals Schutz durchbrechen könnte. Bewegungslos wartete ich darauf, dass das Versuchskaninchen auf einem weißen Pegasus mich erreichte. Ich war neugierig, ob die Magie der Toten ihm Schaden zufügen konnte. Sobald er in Reichweite gekommen war, schoss ich einen Pfeil mit 500.000 Seuchenenergie ab.

Du hast dem Spieler Zomba, Betrunkener Level-379-Mönch, Schaden zugefügt: 91

Gesundheitspunkte: 1.856.239/1.856.330

Der fette, untersetzte Mönch grinste, als er die Schadenszahlen sah. Ich fluchte. Die Seuchenenergie hatte den Schutz nicht durchbrochen, und Bogenschießen auf Rang 1 hatte nur kläglichen Schaden verursacht. Wäre meine Zielgenauigkeit nicht über 2.000 % hoch gewesen, hätte ich Zomba sicherlich verfehlt. Mein Level 309 hätte nicht ausgereicht. Aber dies war nicht der Augenblick, um pessimistisch zu sein.

Der Mönch erhob sich auf dem Rücken seines Pegasus und hielt sein Gleichgewicht, um mich anzugreifen. Ein Wirbelwind umgab seinen Körper, und als wir nur noch zehn Meter voneinander entfernt waren, sprang er los, streckte seinen Arm aus wie Superman und flog geradewegs auf mich zu. Ich warf Sharkons Rundschild, doch er verfing sich im Wirbelwind des Mönchs, sodass nun beide in meine Richtung flogen. Alles passierte in Sekundenschnelle, doch ich hatte genug Zeit, um den Mönch mit einer Hammerfaust zu begrüßen. Der Wirbelwind erstarrte und zerschellte, doch dann ging alles schief. Durch den schnellen Angriff des Spitzenspielers wurde ich wie ein Blatt im Wind aus Sturms Sattel geworfen. Ich warf einen kurzen Blick auf den Schaden durch Reflexion: fast 300.000 von einem einzigen Treffer! Danach begann alles zu flackern. Die Erde und der Himmel drehten sich, wechselten die Plätze, und der Mönch und ich fielen zusammen zur Erde. Die reiterlose Sturm feuerte Blitze. Die Fäuste des Mönchs verschwammen in der Luft. Sie waren in legendären Stoff eingewickelt und zerschmetterten meinen Brustkorb mit solcher Kraft, dass ich ihn nicht noch einmal schlagen brauchte. Reflexion erledigte meine Arbeit für mich. Es gelang mir, meinen Schild zu ergreifen, doch nun stand mir der Tod bevor. Einen Fall aus dieser Höhe würde ich nicht überleben, daran würden auch meine 3 Millionen Gesundheit nichts ändern. Es war eine Regel der Spielmechanik. Unsterblichkeit würde ebenfalls nicht funktionieren, weil sich ein weiterer Botschafter in der Nähe befand.

Panisch versuchte ich, Tiefen-Teleportation zu aktivieren, doch der Zauber wurde unterbrochen, weil die Verhinderer auf meinen fallenden Körper schossen. Ich konnte Rufe, Befehle, Zauber und das Pfeifen von Pfeilen, Armbrust-Bolzen und Wurfspeeren hören. Eine bunt gemischte Gruppe von Kampf-Tiergefährten versammelte sich an der Stelle, an der ich landen würde.

Klatsch! Ich schlug mit dem Kopf zuerst auf den Boden auf. Meine Knochen knirschten und mein Genick verdrehte sich auf unnatürliche Weise. Während ich mich beeilte, die Respawn-Taste zu drücken, bemerkte ich, dass ich überlebt hatte. Ich hatte mich so sehr an Unsterblichkeit gewöhnt, dass ich Diamanthaut der Gerechtigkeit vergessen hatte. Neun Sekunden Unverwundbarkeit!

Ich hörte einige Explosionen, als zwergische Panzer Kanonen auf mich abschossen. Die rot glühenden, tödlichen Kanonenkugeln prallten von mir ab und fielen mit einem dumpfen Aufschlag in den Sand. Diamanthaut der Gerechtigkeit absorbierte die Erschütterung. Ich überlebte und rannte davon. Unterwegs rief ich Sturm zu mir und aktivierte Teleportation.

Drei Sekunden später stand ich vor dem Stützpunkt der Vernichtenden Seuche. Es herrschte absolute Stille. Über dem Sand hatte sich bereits eine Schicht klebriger, grauer Erde gebildet. Sie war von langen, grünen Adern durchzogen, die zum Fort reichten, doch der schimmernde Schleier des Portals war verschwunden. Offenbar hatten meine Verbündeten von Moraines Kult alle Tempeltürme auf der anderen Seite zerstört.

Ich durchsuchte mein Inventar, holte den Unerschöpflichen Heiltrank mit 30 Minuten Abklingzeit heraus und leerte ihn. Ich konnte mich nicht mehr erinnern, wann ich ihn das letzte Mal benutzt hatte, denn bis jetzt hatte ich ihn nicht gebraucht. Nun kam er mir sehr gelegen.

Ich drehte meinen Kopf, um sicherzugehen, dass mein Genick geheilt war. Dann beschwor ich meine Drachin und hob auf ihr ab. Meine Fahrlässigkeit von vorhin hatte die Dinge ins rechte Licht gerückt. Ich durfte mich nicht noch einmal in solche Schwierigkeiten bringen, sonst wäre es ein Kinderspiel für die Verhinderer, mich zu eliminieren. Shazz war in der Nähe, daher würde ein Tod für den Charakter Scyth endgültig sein. Unter dem Beschuss von so vielen Spitzenspielern würde ich nur zehn Sekunden, nachdem Diamanthaut deaktiviert worden war, sterben.

Ein paar Kilometer vom Schlachtfeld entfernt verdunkelte sich der Himmel und drei helle Punkte erschienen. Sie hinterließen eine feurige Spur. Ich erkannte den ohrenbetäubenden Lärm von Meteoriten, die auf die Erde zuflogen – Armageddons, drei auf einmal! Offensichtlich hatten die Spitzenspieler beschlossen, ihre Rollen im Wert von 1.5 Millionen Gold nicht aufzubewahren. Es war jedoch nicht der Preis, sondern die außerordentlich seltenen Zutaten, die sie wertvoll machten. In ganz Disgardium gab es nur wenige Armageddon-Rollen.

Ich war gerade rechtzeitig angekommen. Die drei riesigen Meteoriten schlugen einer nach dem anderen zwischen den Untoten ein. Der erste pulverisierte die linke Flanke, der zweite vernichtete die rechte. Der mittlere Meteorit traf Deznafars Brustkorb. Die Schockwelle fegte die toten Schergen fort, die nicht direkt getroffen worden waren. Shazz, der dem Angriff wie durch ein Wunder entkommen konnte, wurde 500 Meter weit weg geschleudert. Durch den von den Meteoriten verursachten Rauch und aufsteigenden Staub konnte ich fast nichts erkennen.

Nahezu alle untoten Kreaturen waren ausgeschaltet worden. Einige überlebende Banshees liefen heulend umher. Die Gestalt eines Widerlichen Verrotteten kroch durch den Sand. Seine untere Körperhälfte war abgerissen worden. Ein Knochenhund war unter einer Scherbe des Meteoriten begraben und jaulte kläglich. Mein Gehirn prägte sich jede einzelne Szene ein, die das Sterben der untoten Armee zeigte.

Dieses Mal blieb ich hoch genug in der Luft. Im realen Leben hätte ich aus dieser Entfernung keine Details erkennen können, aber im Spiel sah ich dank meiner hohen Wahrnehmung und den Spielbedingungen die freudige Aufregung in den Rängen der Verhinderer. Sie sprangen herum, umarmten sich und stießen Freudenschreie aus.

Ich traute meinen Augen nicht. Waren wirklich alle Untoten vernichtet worden? Ich empfand Respekt für die Verhinderer – oder wenigstens für die Armageddon-Rollen.

Was wäre, wenn ich zu dem Wagen mit dem Altar herunterfliegen würde? Sie hatten ihn am Fuß der Düne mit einer Raidgruppe und Riesen-Schleppern als Wache zurückgelassen. Ich könnte versuchen, ihn zu zerstören, während die Soldaten durch die Loot abgelenkt waren.

Ich war tief in Gedanken versunken, daher bemerkte ich zunächst nicht, dass an der Einschlagstelle der Meteoriten etwas Interessantes passierte.

Als der Staub sich gelegt hatte, wurden drei riesige, schwarze Krater mit Wänden aus Glas sichtbar. Im mittleren Krater bewegte sich etwas. Es war Deznafar!

Der Mob hatte überlebt, obwohl Armageddon ihn in zwei Teile gerissen und seine Knochen in der Umgebung verstreut hatte. Ich konnte nicht sehen, wie viel Gesundheit des Kampfgefährten der Fortgegangenen übrig war, daher nahm ich an, dass er nicht aufstehen würde. Doch mithilfe von Seuchen-Boost hatte Deznafar Erfahrung von seinen entkörperlichten Verbündeten absorbiert und war zu einem Level-930-Supermob geworden. Um den Krater herum zuckten hier und da Knochen. Shazz war auf das Schlachtfeld zurückgekehrt und ließ Ströme von Seuchenenergie aus seinen Fingerspitzen fließen, um die Gefallenen wiederauferstehen zu lassen.

Die Verhinderer hatten sich anscheinend zu früh gefreut. Von den ursprünglich 1.000 Schergen waren Shazz etwa 100 geblieben, doch sie hatten gelevelt und waren stärker geworden, während dem Bündnis nun die Armageddon-Rollen ausgegangen waren.

Doch, nein, ich hatte mich geirrt. Am Boden konnte ich die Modus-Raidgruppe an den Farben ihrer Flagge und dem Clanwappen ausmachen. Die Gestalt eines grauhaarigen Gnoms mit erhobener Hand tauchte auf. In dem Moment beschloss ich, ein Risiko einzugehen.

Während die Aufmerksamkeit der Raidgruppe auf Shazz gerichtet war, konzentrierte ich mich auf Hinterleaf und ließ Sturm wie einen Stein durch die Luft fallen. Sobald die Fertigkeit Gedanken unterwerfen aktiv wurde, wirkte ich den Zauber.

Die Welt verdoppelte sich. Durch die Augen des Modus-Anführers sah ich eine Armageddon-Rolle, die er umklammert hielt, und einen roten Kreis, der über einem Gebiet vor ihm lag. Er zeigte an, wo der Zauber auftreffen und die Explosion detonieren würde. Der Zauberbalken war halb voll.

Das Hinterleaf-Ich drehte sich abrupt um, lenkte den Meteoriten zu einem anderen Gebiet um und wartete, bis der Zauber wirken würde. Die Rolle zerfiel zu Staub und der Himmel verdunkelte sich. Nicht einmal das laute Grollen des fallenden Meteoriten konnte meinen Jubelruf übertönen, den Hinterleaf ausstieß.

„Für Cthulhu!”

Ich beobachtete die schockierten Gesichter der Modus-Soldaten und rief einen Befehl.

„Greift den Lich an!” Hinterleaf-Ich rannte als Erster los, um ihnen zu zeigen, dass der Clananführer es ernst meinte.

Sicher verfügte Hinterleaf über etwas, das ihn gegen Gedankenkontrolle resistent machte. In der Raidgruppe gab es bestimmt jemanden, der die Wirkung solcher Zauber entfernen konnte, doch wie ich bereits am eigenen Leib erfahren hatte, waren die Fähigkeiten der Vernichtenden Seuche stärker als alle Resistenzen. Ich erinnerte mich, wie der Verfluchte Lich Koshch zweimal die Kontrolle über den Sukkubus Nega übernommen hatte, trotz ihrer Resistenz gegen Gedanken kontrollierende Magie.

Als Hinterleaf in Angriffsreichweite von Deznafar kam, ließ ich ihn einige Zauber auf den Mob abfeuern, bevor ich die Kontrolle über ihn deaktivierte. Um den Zauber Gedanken unterwerfen aufrechtzuerhalten, war eine enorme Menge an Seuchenenergie erforderlich, und ich hatte keine Möglichkeit, mein Reservoir aufzufüllen. Daher wollte mich auf keinen Fall einem erneuten Angriff aussetzen.

Mein Sichtfeld normalisierte sich wieder. Ich kam buchstäblich wieder zu mir selbst zurück und richtete Sturm nach oben aus, um der Reichweite der Armageddon-Explosion zu entkommen.

In den Rängen der Verhinderer herrschte Chaos. Einige eilten hinter Hinterleaf her, andere liefen fort. Wieder andere riefen laut etwas und deuteten nach oben. Der Meteorit bewegte sich nicht auf die vorgesehene Stelle zu, sondern flog geradewegs in Richtung des Großen, tragbaren Altars!

Deznafar hatte sich von dem Treffer erholt und erschien auf dem Schlachtfeld. Das langgezogene Gebrüll des Mobs war schrill und ratterte, als würde man einen Stock an einem Gitter entlangziehen. Es war ohrenbetäubend und übertönte alle anderen Geräusche. Die Spieler, die sich vor Deznafar befanden – Hinterleaf an ihrer Spitze – erstarrten.

Ich vermutete, dass Deznafars Brüllen eine ähnliche Wirkung haben müsste wie das des Montosaurus, doch ich hatte mich geirrt, denn im nächsten Moment löste sich der Raum vor dem Mega-Untoten in vibrierende Pixels auf und die Luft verzerrte sich, als ob sie sich über Spiegelscherben bewegen würde. Die Körper der Spieler in der Reichweite von Deznafars Fähigkeit schüttelten sich, vibrierten ebenfalls und zersprangen alle auf einmal. Sie explodierten in Schauern von Blut.

Dann ertönte die Explosion auf der anderen Seite der Düne.

Der feurige Meteorit hatte den Wagen mitsamt dem Altar und den unglückseligen Schlepper-Riesen zerschmettert. Die Raidgruppe, die ihn hatte schützen sollen, hatte dank der Artefakte, die ihnen als letzte Chance Schutz gegen tödlichen Schaden verliehen, überlebt, doch die höllische Hitze, die auf den Einschlag gefolgt war, hatten die meisten nicht überstanden. Nur wenige kletterten aus dem Krater heraus.

Deznafar bewegte sich überraschend schnell und pflügte durch die Reihen der Verhinderer. Die Angriffe der Spitzenspieler waren nur Mückenstiche für ihn. Er stampfte brüllend durch den Sand und vernichtete Menschen und Orks, Elfen und Minotauren, Gnome und Zwerge, Elefantenmenschen, Feen und Hobbits, Vampire und Werwölfe, Oger und Titanen sowie Zentauren und Trolle.

Die Raidgruppen verteilten sich, und die Kämpfe mit den vorrückenden Untoten begannen. Einige durch Armageddon getötete Verrottete und Gräuel waren zu einem einzigen, enormen Verrotteten kombiniert worden, der sich über den Verhinderern erhob wie Gulliver über den Liliputanern. Aus der Bestie entwich säurehaltiger Schleim. Mit ihren zehn Gliedmaßen ergriff sie alle Spieler, die sie erreichen konnte, und verschlang sie bei lebendigem Leib.

Einige Minuten zuvor hatten die selbstsicheren Mitglieder der Raidgruppen sich noch gegenseitig auf die Schulter geklopft. Nun flohen sie in alle Richtungen, während das Bündnis schockiert zusah. Ein Wipe war unausweichlich. Außerdem erkannten die Verhinderer eine neue Bedrohung. Bevor sie Zeit gehabt hatten, ihre Immunität gegen Seuchenzorn auszukosten, standen sie nun etwas noch Schreckenerregendem gegenüber. Deznafar zerriss den Raum in einem 30-Meter breiten Kegel vor sich. Es gab keinen Weg, sich dagegen zu verteidigen. Ich war überzeugt, dass selbst vom Montosaurus nur Blut und Gedärme übrig geblieben wären, falls er einem Angriff des Kampfgefährten der Fortgegangenen ausgesetzt gewesen wäre. Wenn schon die Tiergefährten der Fortgegangenen über solch enorme Stärke verfügten, wie stark mussten sie selbst gewesen sein?

Der andere Botschafter, der Lich Shazz, beteiligte sich ebenfalls an dem Spaß. Er flog über den Dünenkamm und drehte sich in einem tödlichen Tanz. Blubbernde Verschlingende Seuche, mit der ich während des Kampfes an Behemoths Tempel Erfahrung gemacht hatte, bedeckte die Düne und schaltete die Überlebenden aus, die verzweifelt Zauber auf Deznafar feuerten. Ich flog etwas weiter hinunter, um seine Gesundheit sehen zu können. Armageddon und die Angriffe der Verhinderer hatten sie lediglich um ein Drittel reduziert.

Shazz setzte Präzisionsangriffe ein, um Überlebende zu vernichten. Er warf Grabwürmer hinter ihnen her, als sie flohen. Die entsetzliche Todesmagie traf einen Hobbit-Schurken der Azurblauen Drachen, als er sich in Tarnung begeben wollte. Seine Unsichtbarkeit wurde deaktiviert und die mehrgliedrigen, blutigen Würmer bohrten sich in seine Haut. Der hohe Schaden gab dem Verhinderer innerhalb weniger Sekunden den Rest. Über der Leiche erschien eine Kugel des glücklichen Zufalls, die bebte und verschwand, als sie von meinem Magnetismus absorbiert wurde.

Der Lich flog zehn Meter nach oben, erhob einen Arm und drehte sich auf der Stelle. Sein wie eine umgedrehte Tulpe aussehender Mantel glitzerte. Blütenähnliche Teile lösten sich, füllten sich mit Dunst und schwebten über das Schlachtfeld. Grabsturm! Mir stockte der Atem, als ich mich an die Wirkung des Zaubers erinnerte.

Der tödliche Regen von schwarzen Fetzen ging nieder, und sobald er die Rüstungen der Verhinderer traf, schmolzen sie wie Wachs. Seit dem Kampf auf Kharinza war Shazz stärker geworden, sodass er bei diesem Grabsturm dreimal so viele Fetzen erzeugen konnte, die so weit flogen, dass ich schwarzen Boden sah, wohin mein Auge blickte.

Ich nutzte die Ablenkung, um sicherzugehen, dass der Altar zerstört worden war. Zwar hatte Grabsturm keine Wirkung auf mich, doch er beeinträchtigte die Sichtverhältnisse. Ich musste umherfliegen, um den Krater des letzten Armageddon zu finden. Von überallher ertönten die Schmerzensschreie der Spieler, das Heulen der Banshees, das Brechen von Knochen, Deznafars Brüllen und das triumphierende Flüstern des Lichs. Ich suchte nach Spielern, die als Untote wiedererweckt worden waren, doch ich konnte keine finden. Vielleicht war das Wiedererwecken von Spielern ausschließlich meine Aufgabe, während der Lich seine eigenen Aufträge hatte.

Der Altar hatte überlebt. Ich flog bis fast auf den Boden hinunter und betrachtete die Reichweite der schimmernden Schutzkuppeln, die nicht nur ihn, sondern auch die respawnten Spieler bedeckten. Sie hatten es nicht eilig, sich wieder in den Kampf zu stürzen. Magier wirkten einen Schild nach dem anderen. Von oben sahen sie wie Luftpolsterfolie aus.

Die Untoten hatten den Altar noch nicht erreicht und die Verhinderer nutzten die Pause, um ihre Strategie zu besprechen. Hier gab es nichts für mich zu gewinnen.

Ich zog an den Zügeln, um Sturm wieder aufsteigen zu lassen, doch da dröhnte die Welt und ich konnte nichts mehr hören. In der klingelnden Stille sah ich wie in Zeitlupe zu, als die benachbarte Düne explodierte. Die Explosion warf Megatonnen von Sand in die Atmosphäre und zerschmetterte die Schutzschilde der Verhinderer. Deznafars kolossale Gestalt stürzte von der Spitze der Düne und riss die übrigen Untoten mit sich.

„WER WAGT ES, MEINE MEDITATION ZU STÖREN?”

Die donnernde Stimme dröhnte durch die Wüste, prallte am Himmel ab und kehrte als dreifach verstärktes Echo zurück. Wo noch vor einem Moment die Düne gestanden hatte, schwebte für einige Sekunden ein winziger, unbeweglicher Punkt, der sich dann schnell auf uns zu bewegte.

Es war ein Mann in einem verschlissenen Lendenschurz. Er trug einen Bart und seine Haare reichten ihm bis zu den Füßen. Er war Haut und Knochen.

Oyama, Mensch, Level ???

Oberster Großmeister des Unbewaffneten Kampfes

Er war der gleiche Oyama, der einst meinen Ausbilder Sagda gelehrt hatte. Man erzählte sich, dass er auf der astralen Ebene reisen würde, doch im Moment sah er nicht gerade meditativ aus.