Krüger Bei - Karl May - E-Book

Krüger Bei E-Book

Karl May

4,3

Beschreibung

Krüger Bei gehört zu Mays kauzigsten Gestalten und hat wirklich gelebt: Der Deutsche Krüger stand in den Diensten des Bei von Tunis als Oberst der Leibwache. Eine weitere Überraschung erwartet den Leser: Bei der Verfolgung der Meltons gelangt der Apatschenhäuptling Winnetou bis nach Afrika! Die vorliegende Erzählung spielt Ende der 60er- und Anfang der 70er-Jahre des 19. Jahrhunderts. "Krüger Bei" ist der zweite Teil der Trilogie "Satan und Ischariot". Weitere Teile sind: 1.) "Die Felsenburg" (Band 20) 2.) "Satan und Ischariot" (Band 22)

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Seitenzahl: 582

Veröffentlichungsjahr: 2011

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KARL MAY’s

GESAMMELTE WERKE

BAND 21

KRÜGER BEI

Satan und Ischariot

Zweiter Band

REISEERZÄHLUNG

VON

KARL MAY

Herausgegeben von Dr. Euchar Albrecht Schmid

© 1950 Karl-May-Verlag

ISBN 978-3-7802-1521-5

KARL-MAY-VERLAG

BAMBERG • RADEBEUL

1. Die Felsenburg

Unsere Pferde hatten nicht leicht zu tragen, da die Vorsicht gebot, uns für drei bis vier Tage mit allem zu versorgen, was nötig werden konnte. Wir hatten nicht nur Lebensmittel für uns und Futter für sie, sondern auch noch verschiedene Gegenstände mitgenommen, von denen anzunehmen war, dass sie uns von Nutzen sein würden. Dazu gehörten ein Paket Lichte und ein Bündel lange Wachsfackeln. Von beiden hatten wir in den Wagen eine bedeutende Menge vorgefunden. Auch drei große Fässer mit Brennöl waren verladen worden. Das alles hatte Melton bei dem Kaufmann in Ures bestellt, bevor er mit dem Haciendero den Kauf abschloss. So war auch mit den Yumas vorher verhandelt und ihnen alles, was sofort gebraucht wurde, zur Beförderung übergeben worden. Der Herkules hatte mir ja erzählt, dass die dreihundert Yumas über vierhundert Pferde verfügten. Nahm ich an, dass von diesen sechzig für die Deutschen nötig gewesen waren, so hatte man noch über vierzig schwer beladene Packpferde gehabt, die die erforderlichen Gegenstände in die Berge schleppen mussten.

Natürlich hatte ich mich vor unserem Fortreiten mit Winnetou über die wesentlichsten Gesichtspunkte meiner Pläne ausgesprochen. Vor allen Dingen hatte er wissen müssen, dass ich die Höhle des Players und den Gang, den der Herkules entdeckt hatte, untersuchen wollte. Das gab den Anfang des Fadens, dem er folgen konnte, falls er nach uns zu forschen gezwungen war.

Da wir gestern von unserer Richtung abgewichen waren, musste ich mit dem kleinen Mimbrenjo heute zunächst auf dem letzten Teil des gestrigen Weges zurück. Ich bemerkte dabei zu meiner Genugtuung, dass die Wagen- und Pferdespuren schon nicht mehr zu erkennen waren. Und wo doch eine Stelle die Eindrücke noch zeigte, war vorauszusehen, dass sie im Laufe des Tages verschwinden würden. Diese Beobachtung befriedigte mich für den Fall, dass Melton uns Kundschafter entgegenschicken sollte; ich konnte überzeugt sein, dass die Leute unseren Lagerplatz nicht finden würden.

Nachdem wir vielleicht vier Stunden südwärts geritten waren, lenkten wir nach Osten ein und erreichten bald darauf die mehrmals erwähnte Grenze des Pflanzenwuchses. Die Einöde begann. Da, wo das letzte Gras zu sehen war, hielten wir an, um den Pferden eine Stunde Erholung zu gönnen und sie das spärliche Futter abweiden zu lassen. Dann ging es weiter.

Es war ein Ritt wie durch eine Wüste. Der Boden bildete lang gestreckte Wellen, zwischen denen seichte Vertiefungen lagen; alles war Fels, war Stein, Geröll oder Sand. Kein Strauch, kein Grashalm war zu sehen. Dieses nackte Gestein saugte die Strahlen der glühenden Sonne auf, bis es davon gesättigt war; die nachfolgende Hitze konnte alsdann nicht mehr eindringen und lagerte nun wie ein vier oder fünf Fuß hoher zitternder Glutsee auf der Erde. Das Atmen wurde schwer und der Schweiß drang mir aus allen Poren, aber es musste ausgehalten werden; wir trabten ohne Unterbrechung weiter und immer weiter, denn wir wollten Almadén noch vor Abend erreichen. Sonst wäre uns ein ganzer Tag verloren gegangen.

Die Zeit verging in tiefem Schweigen, bis ich mir sagte, dass unser Ziel nun nördlich vor uns liegen müsse. Wir bogen also nach dieser Richtung um, hielten nun scharfe Ausschau nach vorn und betrachteten den Boden, ob er vielleicht eine Fußspur zeige.

Als die Sonne fast den Horizont erreichte, stieg vor uns in der Ferne ein Felsen auf.

„Das muss Almadén sein“, sagte ich. „Nun gilt es doppelte Vorsicht.“

„Will unser großer Bruder Old Shatterhand nicht absteigen?“, fragte der Knabe in bescheidenem Ton.

Das zeigte, wie reif und bedachtsam der Knabe urteilte. Ein Reiter ist viel weiter zu sehen als ein Fußgänger. Wir setzten also unseren Weg zu Fuß fort.

Die erwähnten Bodenwellen hatten aufgehört. Wir schritten über ebenes Land, das wie ein Ring um Almadén lag. Das Gesichtsfeld war deshalb sehr groß.

Nach einiger Zeit begann der Boden plötzlich sich abwärts zu senken. Wir standen am Rand der Vertiefung, in deren Mitte Almadén sich erhob, oder vielmehr am Ufer des einstigen Sees, dessen Mitte die Felseninsel eingenommen hatte, die jetzt Almadén genannt wurde.

Ich hatte mich doch ein wenig verrechnet, wohl durch die Einförmigkeit der Gegend, die eine genaue Schätzung sehr schwer, ja fast unmöglich machte. Wir erreichten Almadén nicht von Süden, sondern von Südwesten her, was mir nur lieb sein konnte, da ich nun gleich die Stelle erblickte, die ich sonst hätte suchen müssen, nämlich den Felsblock, von dem der Player und der Herkules erzählt hatten.

Das riesige Felsenbollwerk, das sich da drüben in der Mitte des einstigen Seebeckens erhob, war oben platt und bildete einen beinahe regelmäßigen Würfel, dessen Seiten fast genau nach den vier Winden lagen. Da wir vor der südlichen Ecke hielten, konnten wir die südliche und westliche Seite überblicken. Die südliche stieg im Allgemeinen auch senkrecht in die Höhe, hatte aber tiefe Risse und in der Mitte eine Schlucht, die, wie man sofort erkannte, nach oben führte. Das stimmte zu dem, was mir der Player gesagt hatte, nämlich, dass die Höhe von der südlichen und von der nördlichen Seite aus erstiegen werden könne.

Die westliche hingegen bildete eine lotrechte Fläche, deren Regelmäßigkeit nur an ihrem unteren Teil unterbrochen wurde; dort lag der Block, der sich aus der Wand gelöst hatte und herabgestürzt war. Wir bemerkten deutlich das Geröll, wovon die Lücke, die zwischen ihm und der Wand lag, ausgefüllt wurde.

Um dorthin zu gelangen, hatten wir ungefähr eine Viertelstunde zu gehen, durften das aber nicht wagen. Oben befanden sich jedenfalls Leute, und wenn einer von ihnen an der südlichen Kante stand, musste er uns trotz der beginnenden Dämmerung erspähen.

Zunächst war es notwendig, zu erforschen, wo sich die Indianer aufhielten. Das tat ich, während der Mimbrenjo bei den Pferden blieb. Ich folgte dem Rand des einstigen Sees, indem ich mich nach Nordwesten wendete. Da es keinerlei Deckung für mich gab, musste ich die Augen offen halten.

Schon war ich eine gute Strecke vorgedrungen, da bemerkte ich vor mir kleine, dunstartige Wölkchen, die langsam aufstiegen, sich ausbreiteten und verschwanden. Das war Rauch, und zwar der Rauch eines Indianerfeuers, das mit nur ganz wenig Holz unterhalten wurde und darum keinen dichten Qualm verursachte. Noch durfte ich eine kleine Weile aufrecht gehen, dann aber bückte ich mich und lief wie ein Vierfüßler weiter.

Bald sah ich sechs Zelte, bei denen sich Menschen bewegten. Ich musste mich ganz niederlegen und auf dem Bauch kriechen, bis mich nur noch eine so kurze Strecke von den Zelten trennte, dass ich die Figuren erkennen konnte, mit denen sie gezeichnet waren.

Jeder Indianer pflegt sein Zelt, wenigstens sein aus Leinen gefertigtes Sommerzelt, mit seinem Namenszeichen oder mit einem Bild zu schmücken, das sich auf irgendeinen hervorragenden Vorgang aus seinem Leben bezieht. Um eins dieser Zelte wand sich eine große, mit roter Farbe gemalte Schlange; auf einem anderen war ein Pferd, auf dem dritten ein Wolf abgebildet. Zwischen ihnen gingen Indianer hin und her oder lagen rauchend an der Erde. Vor dem Schlangenzelt standen zwei Lanzen, es schien die Wohnung des Anführers zu sein.

Ich wusste nun, wo sich die Yumas befanden und welche Gegend ich infolgedessen zu meiden hatte, und wollte eben umkehren, als drei Personen aus dem genannten Zelt traten, zwei Männer und eine weibliche Person. Diese erkannte ich sogleich; es war Judith, die schöne Jüdin. Der eine der Männer war Melton und der andere ein Indianer, jedenfalls der Besitzer des Zeltes. Sie sprachen noch einige Augenblicke miteinander, dann verschwand der Indianer in seinem Wigwam und der Mormone ging mit der Jüdin dem Bergwerk zu.

Es war mir nicht unlieb, Melton sogleich bei meiner Ankunft zu erblicken; aber dieser Umstand brachte mich in nicht geringe Gefahr, denn die beiden kamen in einer so kurzen Entfernung von mir vorüber, dass mir hätte bang werden mögen. Ich lag auf lockerem Sand und warf so rasch wie möglich einen kleinen Haufen vor mir auf, der zwar nicht so hoch war, dass er hätte auffallen müssen, mir aber doch so viel Schutz gewährte, dass mich nur ein misstrauisches Auge entdecken konnte.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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