Künstliche Intelligenz (STERNEN COMMANDER 39) - Jens F. Simon - E-Book

Künstliche Intelligenz (STERNEN COMMANDER 39) E-Book

Jens F. Simon

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Beschreibung

Luna, die Leitende Lenkerin des Fernraumschiffs ZUKUNFT I, hat sich in der VR-Welt ‚Reality-Fiction‘ in Liam, einem 17 Jahre alten Jungen des Jahres 1977, verliebt. Niemand an Bord ihres Schiffes weiß etwas von ihrer Leidenschaft zur virtuellen Welt. In einer unüberlegten Handlung lässt sie sich dazu hinreißen, Liam durch das Interface, in seiner Welt als Standspiegel sichtbar, mit in ihre Realität zu nehmen. Entgegen aller gültigen, physikalischen Gesetze manifestiert sich Liams Bewusstsein in menschlicher Gestalt auf dem Raumschiff. Hypatia, das Schiffsgehirn der ZUKUNFT I, akzeptiert ihn jedoch von Anfang an nicht und versucht seine Existenz zu annullieren. Für den Siebzehnjährigen wird der Traum von der ersten großen Liebe zu einem Albtraum.

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EPUB
MOBI

Seitenzahl: 85

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Jens Fitscher

Jens F. Simon

STERNEN COMMANDER

Band 39

Künstliche Intelligenz

© 2023 Jens Fitscher, Jens F. Simon

Illustration: S. Verlag JG

Verlag: S. Verlag JG, 35767 Breitscheid,

Alle Rechte vorbehalten

1.Auflage

ISBN: 978-3-96674-637-3

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig und wird sowohl strafrechtlich als auch zivilrechtlich verfolgt. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

INHALT

Der Spiegel

Die neue Welt

Die Simulation einer Illusion

Flucht zurück

Der Spinner

Das Wissen um die Wirklichkeit

In letzter Minute

Ränkespiele

Die Welt scheint so zu sein, wie du sie siehst, das glaubst du jedenfalls. Ein ganz normaler Tag beginnt, wie jeder Tag zuvor. Die Wochen und Monate vergehen und erscheinen in deinen Erinnerungen. Dann triffst du eine Person und die Welt, wie du sie kennst, gibt es schlagartig nicht mehr. Alles nur übersteigerte Fantasie, denkst du. Dann kommt es noch schlimmer. Deine Existenz wird infrage gestellt. Dein eigener Intellekt stellt sich gegen dich und du zweifelst vor Gott und fragst ihn: „Wer bin ich, was bin ich, warum bin ich!“

Der Spiegel

Ich hatte nicht nachgedacht, als ich Liam aufforderte, durch den Spiegel zu treten und mir zu folgen. Meine Realitätsnähe und kognitive Auffassungsgabe war wohl durch den Alkoholkonsum getrübt und gleichzeitig war der Wunsch nach Liams Nähe ins unermessliche gestiegen.

Anders konnte ich es mir nicht erklären, dass ich ihn mit heraus aus der virtuellen Umgebung nehmen wollte.

Ich war wie in Trance und mein Bauch zuckte regelrecht auf und nieder. Ich zog seine und meine Hand auf die Spiegelfläche zu und beide tauchten fast gleichzeitig in das Interface ein. „Vertraue mir“, wisperte ich in sein Ohr.

Ich wollte mich nicht einfach damit begnügen, in der ‚Reality-Fiction‘ meinen Spaß zu haben, sondern beanspruchte Liam auch in meiner Welt.

Es war schon paradox. Als ich zuallererst in das Spiel, in diese zweite Realität, gestiegen war, konnte ich sie zunächst nicht wirklich akzeptieren.

Ich versuchte ständig irgendwelche Vergleiche anzustellen, wo dieses virtuelle Computerprogramm von der Realität abweicht.

Jetzt hatte ich vollkommen vergessen, dass ich mich in dem Programm aufhielt. Allein der Gedanke war schon mehr als vermessen, dass es mir gelingen könnte, eine virtuelle Person aus dem Programm zu holen und sie in der realen Welt zum Leben zu erwecken.

Aber ich war dabei es zu tun und ich hatte keine Gewissensbisse. Obwohl, warum sollte ich auch. Schließlich war alles nur ein Spiel, Bit und Bytes sozusagen.

Ich kicherte leise vor mich hin und sprang mit einem verbissenen Grinsen in den Spiegel hinein, dabei zog ich Liam hinter mir her.

Der Körper von Luna befand sich in vertikaler Stasis.

Als der Schiffscomputer ihren Wunsch erkannte, das Spiel zu verlassen, fuhr die Ruheliege mit ihrem Körper in eine senkrechte Haltung direkt in das stoffliche Hologramm des Ganzkörperscanners hinein.

Nur ein leichtes Antigav-Fesselfeld hielt ihn aufrecht. Sobald die Verbindung mit der virtuellen Welt unterbrochen war, würde sich ihr Bewusstsein wieder ihren Körper annehmen.

Für sie selbst würde es sein, als hätte sie gerade den Spiegel durchschritten.

Der Spiegel stellte das Tor zu ‚Reality-Fiction‘ dar und bestand in Wirklichkeit aus einer Art stofflichem Hologramm, versehen mit einem hochempfindlichen Ganzkörperscanner.

Nach dem Durchgang befand sich ihr Bewusstsein in einem Avatar und Lunas realer Körper wurde in vertikaler Lage so lange in Stasis gehalten, bis auf der anderen Seite, in der virtuellen Realität, sie sich wieder des dortigen Pendants bediente, um zurück in die reale Welt zu gelangen.

„Irreale Überlappung der stofflich semipermeablen Energieform. Achtung, Deaktivierung von ‚Reality-Fiction‘ nicht möglich, da eine Quasi-Verbindung mit dem Realraum aufgebaut wurde. Die austretende Energieform wird lokalisiert.“

Luna hörte die Stimme des Steuergehirns des Raumschiffes ZUKUNFT I zwar laut und deutlich. Jedoch konnte sie zunächst mit dem Gesagten wenig anfangen.

Sie erhob sich langsam von der Liege und blickte sich um. Erst jetzt wurde ihr so richtig klar, wo sie sich überhaupt befand.

Der kleine Raum, welcher nur durch einen verdeckten Zugang in der Steuerhauptzentrale des Fernraumschiffs zu erreichen war, beherbergte den VR-Spiegel, den Zugang zu ‚Reality-Fiction‘, einer programmierten virtuellen Welt, die in einem Zeitraum von über 1000 Jahren von dem Hadronengehirn der ZUKUNFT I nicht nur verändert, sondern ebenfalls bis zu einem gewissen Grad vervollkommnet wurde.

So jedenfalls hatte es Luna gesehen, als sie das erste Mal hineingestiegen war.

„Fremde Energieform wurde lokalisiert und gesichert. Ein elektromagnetisches Fesselfeld hält die Erscheinung in ihrer jetzigen Form fest. Lenkerin Luna, die Auswertungen der Videoaufzeichnungen laufen noch, ebenso die Überprüfung der fremden Energieform. Es bestand zu keiner Zeit eine reale Gefahrensituation für das Schiff und seine Mission.“

Der letzte Satz ließ Luna aufhorchen. Sie war die Lenkerin des Schiffes und damit hauptverantwortlich für die Sicherheit der Mission und damit des Schiffes selbst und ihre 1337-köpfige Besatzung.

Mit einem energischen Schwung sprang sie von der Liege.

Niemand an Bord wusste etwas von ihrer Leidenschaft und der virtuellen Welt, in der sie sich aufgehalten hatte. Lediglich Ajak schien in letzter Zeit immer öfters Interesse an ihr gefunden zu haben.

Er ließ ihr öfters über den Weg, als früher. Sie musste vorsichtig sein.

Die VR-Welt gehörte nur ihr, ihr allein und sie hatte absolut keine Lust, mit einem der anderen sechs Lenker zu teilen, noch ihnen überhaupt darüber etwas wissen zu lassen.

„Erfolgte eine offizielle Eintragung über den Vorfall in das Schiffslog?“

Die Frage galt natürlich dem Hadronengehirn des Schiffes. Es konnte innerhalb des Schiffes von jedem Raum direkt angesprochen werden, ohne dass man einen besonderen Kommunikator oder sonstige technische Hilfsmittel benötigte. Es reichte aus, einfach in die Luft zu sprechen.

„Nein“ Die Autorisierung hierzu liegt nur in deiner Befugnis. Soll ein Eintrag erfolgen?“ 

Jetzt doch erschrocken blickte Luna auf die Stelle unterhalb der weißen Decke, an der das Sprachgitter der akustischen Kommunikationseinheit des Hadronengehirns sichtbar war und von wo die synthetisierte Stimme des Schiffscomputers zu hören war.

„Auf keinen Fall. Das Projekt ‚Reality-Fiction‘ ist und bleibt ein Geheimprojekt zwischen dir und mir und die Information darüber darf mit niemandem anders geteilt werden!“

„Verstanden!“

Das Schiffsgehirn schwieg.

Luna stand immer noch unbeweglich neben der Liege des VR-Spiegels und dachte angestrengt nach.

Die Erinnerung war wie ein Schlag ins Gesicht. Ihre Wangen erröteten leicht, als sie daran dachte, wie sie Liam an die Hand nahm, und mit sich zog, hinein in den altertümlichen Spiegel, der als Pendant des VR-Spiegels in der virtuellen Realität den Ausgang repräsentierte.

Wie war sie bloß auf die Idee gekommen, eine Ansammlung von Bits und Bytes, die in der virtuellen Welt ein Eigenleben zu führen schien, mitnehmen zu wollen?

Mitzunehmen in die reale Welt. Sie schüttelte sich kurz und war zunächst froh, dass dieser Spuk vorbei war. Dann schlichen schon die nächsten Gedanken durch ihren Geist und überfielen sie vehement mir irrationalen Fakten.

Das Hadronengehirn hatte etwas von „Irreale Überlappung der stofflich semipermeablen Energieform“ gesagt.

„Was ist während meiner geistigen Abwesenheit genau geschehen?“

Luna setzte sich zurück auf den Rand der Liege. Sie benötigte ihre gesamte geistige Energie, um der Gedankenwulst, die sich jetzt in ihrem Kopf aufbaute und die ihr einen unmöglichen Verdacht zunehmend als einzig mögliche Erklärung schmackhaft machen wollte, entgegenzuwirken.

Gespannt wartete sie auf die Information des Schiffscomputers.

„Das Programm „Reality-Fiction“ hat aus sich heraus eine unbekannte Energieform generiert. Diese Energie hat versucht, aus der speziell entwickelten Hard,- und Software auszutreten. Dies geschah genau während deiner Aufweckphase. Die fremde Energieform ist es zwar gelungen, das Programm zu verlassen, wurde aber durch ein künstlich erzeugtes Fesselfeld an der weiteren Ausdehnung gehindert.“

„Gibt es zu diesem Vorfall irgendwelche Erfahrungswerte aus der Vergangenheit? Ist so etwas schon einmal geschehen?“

In Lunas Kopf wurde der Gedanke an Liam übermächtig.

„Negativ. Lenkerin bitte beachte, dass die dahinterstehende Software millionenfach Modifikationen durchlief, bis es endgültig zu der jetzigen Qualität der virtuellen Welt gekommen ist. Ich hatte über 1000 Jahre Zeit, das von dir noch auf der Erde eingespielte Programm zu bearbeiten.“

„Kann ich die Energieform sehen? Gibt es eine Aufzeichnung der Vorgänge?“

„Negativ. Die Energie wird in einem antimagnetischen Behältnis durch ein Fesselfeld fixiert. Es gibt aufgrund der möglichen Wechselwirkungen elektrischer Energien keinen direkten Zugriff, weder visuell noch materiell.“

Auf einmal stiegen Schuldgefühle in ihr auf. Sie hatte Liam dazu bewogen, mit ihr durch den Spiegel zu gehen, obwohl sie hätte wissen müssen, dass so etwas nicht funktionieren konnte.

Luna kam aus dem grübelten nicht mehr heraus. Wie war sie nur auf diese dumme Idee gekommen?

Andererseits, warum regte sie sich denn überhaupt so auf?

Es war nur ein Spiel, eine besondere Art von Freizeitbeschäftigung, mehr nicht. Die Erinnerung an Liam überfiel sie wie ein spontan einsetzender Wirbelsturm.

Sie hörte wieder den Song „More Than A Feeling“, und schmiegte sich an Liams Brust dann genoss sie den langen Kuss.

Liams süßer, unschuldiger Blick ging ihr durch und durch. Sie hatte kurz die Augen geschlossen.

Jetzt ging ein Ruck durch ihren Körper und in ihren Augen blitzte es auf. Sie musste wissen, ob an dem Verdacht, dass es sich bei dieser fremden Energieform tatsächlich um Liam handeln könnte, auch nur ein Zipfel Wahrheit hing.

„Wo befindet sich dieses Behältnis? Ich möchte es sehen!“

An der gegenüberliegenden Wand begann ein leises Summen ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Fast genau in der Mitte, der aus quadratischen Kacheln verkleideten Wand, blinkte ein rotes Licht.

Dann setzte sich das etwa ein Quadratmeter große Element in ihre Richtung in Bewegung.

Dahinter kam ein kastenförmiges, längliches Behältnis zum Vorschein. Der etwa zwei Meter lange und einen Meter breite Kasten war vollkommen schwarz. Nach kurzem Zögern ging Luna langsam darauf zu. Ihr Blick schien dabei in weite Ferne gerichtet zu sein.

„Die Legierung ist zwar antimagnetisch, eine Berührung ist aber in jedem Fall zu vermeiden“, kam unvermittelt die Ansage des Schiffgehirns.

Luna war kurz stehen geblieben, ging jetzt aber weiter, bis sie etwa einen halben Meter vor dem Behältnis stand, das jetzt fast zwei Meter aus der Wand ragte.

Die riesige Lade hing in einer Höhe von einem Meter zwanzig und konnte von ihr gut eingesehen werden.

Sie war zwar darauf vorbereitet, aber trotzdem war es wie ein Schock, als sie den Körper von Liam erblickte. Seine Gesichtszüge waren zu einem fragenden Blick versteinert und die Augen standen offen. Schnell wandte sie ihren Blick in eine andere Richtung.

Sie konnte ihm nicht in die Augen sehen, obwohl er wie Tod dalag. Er trug tatsächlich noch die gleiche Kleidung, wie im Programm.

„Schiff, wie ist das möglich?“

„Bitte verifiziere die Fragestellung.“

Luna war ein Schritt von der offenstehenden Lade zurückgewichen. „Wie kommt Liam in die reale Welt?“

Es dauerte mehrere lange Sekunden, bis der Schiffscomputer auf diese Frage reagierte. Diese Zeitspanne zeigte ihr, dass etwas nicht stimmen konnte, denn normalerweise benötigt das Hadronengehirn keine Zeit, um zu überlegen.

„Begriffsbestimmung: Liam ist der Junge, mit dem du in Reality-Fiction interagiert hast. Wieso bist du der Meinung, dass sich dieser Liam in der realen Welt befindet. Mir liegen keine Informationen dazu vor. Es ist mir auch nicht bekannt, dass es ein Vorbild für die virtuelle Figur gab.“

Jetzt war es an Luna, irritiert zu sein.

„Ich verstehe nicht! Liam liegt doch hier in diesem Behälter. Ich kann ihn doch sehen!“

Wie zur Bestätigung trat sie wieder etwas näher an die Lade heran.

„Lenkerin Luna, in der Lade befindet sich die unbekannte Energieform, die sich aus dem Interface generiert hat. Sie wird durch ein elektromagnetisches Fesselfeld in Stasis gebunden.“