Kollege in Not - Nina Kayser-Darius - E-Book

Kollege in Not E-Book

Nina Kayser-Darius

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Beschreibung

Mit den spannenden Arztromanen um die "Kurfürstenklinik" präsentiert sich eine neue Serie der Extraklasse! Diese Romane sind erfrischend modern geschrieben, abwechslungsreich gehalten und dabei warmherzig und ergreifend erzählt. Die "Kurfürstenklinik" ist eine Arztromanserie, die das gewisse Etwas hat und medizinisch in jeder Hinsicht seriös recherchiert ist. Nina Kayser-Darius ist eine besonders erfolgreiche Schriftstellerin für das Genre Arztroman, das in der Klinik angesiedelt ist. 100 populäre Titel über die Kurfürstenklinik sprechen für sich. »Bianca, mein Wartezimmer sitzt voller Patienten, ich habe jetzt wirklich keine Zeit zum Telefonieren!« sagte Dr. Max Rödler beherrscht. »Außerdem sind wir seit zwei Tagen geschieden – hast du das schon vergessen?« »Keinesfalls«, erwiderte Bianca Rödler spitz. »Aber ich wollte mich noch einmal davon überzeugen, daß ich es richtig gemacht habe – danke, das weiß ich jetzt. Deine Reaktion war hundertprozentig überzeugend.« »Was meinst du damit?« fragte er verblüfft und vergaß das volle Wartezimmer nun doch für einen Augenblick. »Meinst du die Scheidung? Hattest du etwa Zweifel daran, daß es richtig war, daß wir uns haben scheiden lassen?« Bianca und er waren in den turbulenten fünf Jahren ihrer Ehe wie Hund und Katze gewesen. Sie war temperamentvoll und unternehmungslustig, redete gern, liebte das Leben – und sie war sehr eifersüchtig. Immer hatte sie ihn verdächtigt, den Reizen seiner Sprechstundenhilfen oder Patientinnen nicht widerstehen zu können. Er war es irgendwann müde geworden, ihr jeden Tag von neuem zu versichern, daß er nur sie allein liebte, und er war ihre ständigen Verdächtigungen leid gewesen – was schließlich dazu geführt hatte, daß er ihr auch sonst nicht mehr richtig zuhörte. Die Folgen waren Mißverständnisse und Streit gewesen – viel Streit. Irgendwann waren sie dann übereingekommen, daß eine Scheidung in ihrem Fall wohl die einzige Lösung war. Dabei liebte er sie noch immer. Sie hatte ihn schon oft geärgert und regelrecht auf die Palme gebracht, aber er hing an ihr.

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Kurfürstenklinik – 99–

Kollege in Not

Sein letzter Trumpf heißt Dr. Winter

Nina Kayser-Darius

»Bianca, mein Wartezimmer sitzt voller Patienten, ich habe jetzt wirklich keine Zeit zum Telefonieren!« sagte Dr. Max Rödler beherrscht. »Außerdem sind wir seit zwei Tagen geschieden – hast du das schon vergessen?«

»Keinesfalls«, erwiderte Bianca Rödler spitz. »Aber ich wollte mich noch einmal davon überzeugen, daß ich es richtig gemacht habe – danke, das weiß ich jetzt. Deine Reaktion war hundertprozentig überzeugend.«

»Was meinst du damit?« fragte er verblüfft und vergaß das volle Wartezimmer nun doch für einen Augenblick. »Meinst du die Scheidung? Hattest du etwa Zweifel daran, daß es richtig war, daß wir uns haben scheiden lassen?«

Bianca und er waren in den turbulenten fünf Jahren ihrer Ehe wie Hund und Katze gewesen. Sie war temperamentvoll und unternehmungslustig, redete gern, liebte das Leben – und sie war sehr eifersüchtig. Immer hatte sie ihn verdächtigt, den Reizen seiner Sprechstundenhilfen oder Patientinnen nicht widerstehen zu können.

Er war es irgendwann müde geworden, ihr jeden Tag von neuem zu versichern, daß er nur sie allein liebte, und er war ihre ständigen Verdächtigungen leid gewesen – was schließlich dazu geführt hatte, daß er ihr auch sonst nicht mehr richtig zuhörte. Die Folgen waren Mißverständnisse und Streit gewesen – viel Streit. Irgendwann waren sie dann übereingekommen, daß eine Scheidung in ihrem Fall wohl die einzige Lösung war.

Dabei liebte er sie noch immer. Sie hatte ihn schon oft geärgert und regelrecht auf die Palme gebracht, aber er hing an ihr. Er liebte ihre Stimme, ihr Aussehen, ihr Temperament. Er liebte ihre Ehrlichkeit, ihre Hilfsbereitschaft, ihre Anhänglichkeit. Aber ihre Eifersucht – die fürchtete er...

»Natürlich hatte ich Zweifel daran!« antwortete sie in diesem Augenblick, und er konnte hören, daß er sie gekränkt hatte mit seiner Frage. »Das ist doch wohl selbstverständlich, oder nicht? Wir haben immerhin aus Liebe geheiratet, fünf Jahre hat unsere Ehe gedauert – das gibt man doch nicht einfach auf, nur weil es mal etwas schwierig wird!«

»Es war bei uns doch fast nur noch schwierig«, erinnerte er sie. »Und einfach aufgegeben haben wir unsere Ehe nun wirklich nicht!«

»Ach, nein? Haben wir uns ernsthaft bemüht, unsere ewigen Mißverständnisse auszuräumen?«

Er fing an, sich wieder einmal über sie zu ärgern. »Ich weiß nicht, wozu dieses Gespräch jetzt dienen soll«, sagte er steif. »Du warst auf jede meiner Patientinnen eifersüchtig, ich konnte machen, was ich wollte, du hast mir Untreue vorgeworfen. Das hatte nichts mit Mißverständnissen zu tun, sondern nur mit krankhafter Eifersucht.«

Einen Augenblick war es still in der Leitung, dann sagte sie leise: »Mag ja sein, daß ich übertrieben habe – aber das Scheitern unserer Ehe hat nicht nur an mir gelegen, auch wenn du das jetzt gerne so darstellen würdest, Max.« Es klickte in der Leitung, dann war sie tot. Bianca hatte aufgelegt, das Gespräch von sich aus beendet.

Wütend legte er ebenfalls auf. Sie hatte es wieder einmal geschafft, ihn wütend zu machen – dabei warteten ungefähr zehn Patienten darauf, daß er sich geduldig anhörte, worunter sie litten, daß er sie anschließend gründlich untersuchte und ihnen half, wieder gesund zu werden. Er seufzte laut. Wie sollte er, aufgewühlt wie er jetzt war, konzentriert seiner Arbeit nachgehen? Andererseits: Bianca hatte sich so schrecklich unglücklich angehört! Sollte er vielleicht...

Seine Gedanken wurden durch leises Klopfen unterbrochen, seine Sprechstundenhilfe Sarah Beer erschien. »Herr Doktor, kann ich jetzt Frau Hoffmann hereinschicken? Wir... wir haben den Zeitplan schon ziemlich überschritten, deshalb dachte ich...«

»Natürlich, Frau Beer, ab jetzt wird es keine Störungen mehr geben!« Er lächelte ihr zu, und sie verschwand, kehrte aber umgehend mit der angekündigten Patientin zurück.

Max erhob sich, um Frau Hoffmann, eine ältere, gehbehinderte Dame, zu begrüßen, während sich Sarah Beer leise zurückzog. Seine Sprechstundenhilfe war in ihn verliebt, das wußte er, aber er tat so, als wisse er das nicht. Die blonde junge Frau war ihm viel zu ruhig und schüchtern – er brauchte solche Energiebündel wie Bianca, an denen er sich reiben konnte.

Kaum hatte er das gedacht, als ihm selbst auffiel, wie verrückt seine Gedanken waren, denn schließlich hatte er sich ja nun gerade von Bianca scheiden lassen, weil er das Zusammenleben mit ihr nicht mehr ertragen hatte. Vielleicht wäre eine blonde, ruhige junge Frau viel besser für ihn gewesen?

Ärgerlich über sich selbst verbot er sich jeden weiteren Gedanken an seine Ex-Ehefrau und fragte freundlich: »Was kann ich für Sie tun, Frau Hoffmann?«

Die alte Dame zählte eine Reihe von Beschwerden auf, und Max konzentrierte sich endlich auf ­seine Arbeit.

*

Dr. Adrian Winter saß, wie so häufig, bei seiner Nachbarin Carola Senftleben in der Küche und aß die Köstlichkeiten, die sie zubereitet hatte.

Sonst aßen sie immer abends zusammen, aber da Adrian frei hatte und Frau Senftleben abends in die Oper wollte, hatten sie sich ausnahmsweise einmal zum Mittagessen verabredet.

Weil Carola Senftleben, über dreißig Jahre älter als ihr junger Nachbar, eine sehr einfühlsame Frau war, merkte sie recht bald, daß der junge Arzt etwas auf dem Herzen hatte. Doch sie kannte ihn gut genug, um zu wissen, daß es besser war zu warten, bis er von selbst anfing zu reden.

Sie kannten einander nun schon einige Jahre, und im Laufe der Zeit waren sie Freunde geworden, obwohl sie sich nach wie vor mit ›Sie‹ ansprachen. Carola Senftleben allerdings nannte Adrian beim Vornamen. Sie nahm regen Anteil an seinem Berufsleben, das in der Tat abwechslungsreich und oft genug auch aufregend war. Er leitete nämlich die Notaufnahme der nahe gelegenen Kurfürsten-Klinik. Adrian war Unfallchirurg und hatte sich auf dem Gebiet der Notfall-Medizin weit über Deutschland hinaus einen Namen gemacht. Für die anregenden Unterhaltungen mit ihm revanchierte sich die vielseitig interessierte Frau Senftleben mit regelmäßigen Einladungen zum Abendessen, die der viel beschäftigte Adrian nur zu gern annahm, denn zum Kochen fehlte ihm nicht nur die Zeit, sondern auch das Talent und nicht zuletzt die Lust.

»Also, Frau Senftleben«, begann er nun endlich zu reden, »es gibt da etwas, das ich Ihnen sagen möchte. Und außerdem hätte ich gern einen Rat von Ihnen.«

»Sie wissen doch, wie gern ich Ratschläge erteile«, lächelte sie. »Wo drückt Sie denn der Schuh?«

»Tja, er drückt überhaupt nicht – im Gegenteil.« Er sah auf und lächelte sie so strahlend an, daß sie plötzlich ahnte, was er ihr zu erzählen hatte.

»Nein? Und wieso brauchen Sie meinen Rat?«

»Tja...« Er trank gedankenverloren einen Schluck Wasser. »Also, es ist so: Ich bin seit langem in eine Frau verliebt, von der ich dachte, sie sei gebunden. Ich hatte sie einige Male mit einen Mann zusammen gesehen, und er..., na ja..., er hat sich ziemlich besitzergreifend verhalten, wenn Sie verstehen, was ich meine.«

Sie nickte, sagte jedoch nichts. In ihren blauen Augen glomm jedoch ein kleines Licht auf, ein vergnügtes Blitzen.

»Also, irgendwann habe ich dann all meinen Mut zusammengenommen und sie gefragt...«

Er sprach nicht weiter, und daher vervollständigte seine Nachbarin den Satz für ihn. »Und dabei hat sich herausgestellt, daß sie überhaupt keinen Mann hat, aber schon ewig darauf wartet, daß Sie endlich aktiv werden.«

Seine Augen wurden vor Erstaunen ganz rund. »Woher wissen Sie das?«

Sie zuckte mit den Schultern und erklärte bescheiden: »Ich wußte es nicht, ich habe es nur vermutet.«

»Es stimmt«, erklärte Adrian, und wieder fingen seine Augen an zu leuchten. »Um es kurz zu machen: Sie liebt mich, und ich liebe sie.«

Sie beugte sich ein wenig vor und ergriff seine beiden Hände. »Adrian, das ist ja wundervoll! Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr ich mich für Sie freue! Wer ist sie? Wie sieht sie aus? Wie lange kennen Sie sie schon?«

»Sie heißt Stefanie Wagner, ist Direktionsassistentin im Hotel King’s Palace, und ohne jede Übertreibung, Frau Senftleben: Sie ist wunderschön. Blond, elegant, schlank, aber das Schönste an ihr sind ihre Augen – sie haben so ein ganz besonderes Veilchenblau. Außerdem ist sie natürlich klug und humorvoll, sehr sympathisch und temperamentvoll.«

»Ich hoffe, ich lerne sie bald einmal kennen. Was sagt denn Ihre Schwester dazu?«

»Sie weiß es noch gar nicht – die ganze Sache ist ja noch ziemlich frisch«, gestand Adrian. »Ich mache heute mit Ihnen sozusagen den Anfang. In der Klinik weiß es auch noch niemand.«

»Sie wissen es vielleicht nicht, aber gemerkt haben sie sicher etwas«, vermutete Carola Senftleben lächelnd. Sie stand auf, ging zum Kühlschrank und kam mit einer Flasche Champagner zurück. »Sie haben ja jetzt noch zwei Tage frei, Adrian, da dürfen Sie heute bestimmt auch schon mittags einen Schluck trinken – oder nicht?«

»Champagner schadet mir sicher nicht«, erklärte er lächelnd. »Wenn mir danach ist, kann ich mich nach dieser wunderbaren Mahlzeit ja einfach ins Bett legen. Ein paar freie Tage hintereinander sind wirklich ein Geschenk – obwohl ich gestehen muß, daß mir die Arbeit schon lange nicht mehr so leicht gefallen ist wie im Augenblick.«

Sie öffnete geschickt die Flasche und ließ das perlende Getränk in die bereit gestellten Kelche fließen. »Das macht die Liebe«, sagte sie schmunzelnd. »Da fällt einem alles leicht – sogar das, was einem sonst die größte Mühe bereitet. Aber sagten Sie nicht, Sie wollten einen Rat von mir?«

Er nickte, plötzlich verlegen vor sich hinstarrend. »Es ist wahrscheinlich altmodisch«, sagte er, »aber ich möchte ihr gern einen Heiratsantrag machen – und ihr dazu etwas schenken, woran sie Freude hat. Wie finden Sie das?«

Sie sah ihn erstaunt an. »Fragen Sie das im Ernst, Adrian?«

Er nickte stumm.

»Ich hatte Sie immer für einen klugen jungen Mann gehalten«, sagte sie streng. »Wie können Sie dann nur eine so unglaublich dumme Frage stellen?«

»Dumm?« fragte er kleinlaut. »Sie finden mein Vorhaben also dumm?«

»Ihre Frage, wie ich Ihren Plan finde, ist dumm!« antwortete sie temperamentvoll. »Denn natürlich ist das wunderbar, was soll ich denn sonst dazu sagen? Machen Sie ihr einen richtig schönen, stilvollen Heiratsantrag – und schenken Sie ihr etwas Schönes, das sie immer an diesen Tag erinnern wird.«

»Ich weiß nicht was«, gestand er.

»Versuchen Sie doch nicht, krampfhaft originell zu sein, Adrian«, rief sie. »Über einen schönen Ring freut sich jede Frau – und zugleich symbolisiert ein Ring die Ewigkeit, weil er keinen Anfang und kein Ende hat. Zwar halten die meisten Ehen heute leider nicht mehr ein Leben lang – aber ich denke, daß alle, die heiraten, sich zumindest wünschen, daß dieser Bund ein Bund fürs Leben ist.«

»O ja«, sagte Adrian mit so viel Ernst, daß sie unwillkürlich gerührt war.

Sie stießen miteinander an. »Auf Sie und Ihre zukünftige Frau, Adrian.«

»Ich hoffe, sie sagt ›ja‹«, erwiderte er.

»Haben Sie Zweifel daran?«

»Nein, sonst würde ich sie gar nicht erst fragen. Ich hatte übrigens auch schon über einen Ring nachgedacht, fand das aber etwas langweilig, obwohl ich sogar einen gesehen habe, der ihr gefallen könnte. Doch wenn Sie meinen, daß ich nicht ›krampfhaft originell‹ sein muß...« Er lächelte, als er Frau Senftlebens Worte zitierte.

Sie lächelte auch, und wieder stießen sie an. Nach einer Weile sagte sie nachdenklich: »Das bedeutet auch für uns beide einiges, Adrian. Ich werde unsere gemeinsamen Abendessen sehr vermissen.«

»Ich hoffe sehr, daß es die auch in Zukunft geben wird!« rief er aus.

»Aber werden Sie denn hier wohnen bleiben?« fragte sie.

»Darüber haben wir noch gar nicht gesprochen – aber eigentlich ist meine Wohnung groß genug, jedenfalls zunächst. Sie ist ein wenig größer als Stefanies, dafür weniger elegant.« Jetzt grinste er wie ein Schuljunge. »Na ja, ich würde renovieren müssen, aber eigentlich könnten wir gut beide hier wohnen. Und was das Kochen betrifft – ich glaube eigentlich nicht, daß Stefanie eine Künstlerin in der Küche ist. Sie hat ja gar keine Zeit zum Kochen. Sie können sich nicht vorstellen, wieviel diese Frau arbeitet.«

»So viel wie Sie?«

»Bestimmt!« Er erzählte ihr von Stefanie Wagners Chef Andreas Wingensiefen, dem Direktor des Hotels King’s Palace, der sich gern auf Empfängen sehen ließ, aber sich um den lästigen ›Kleinkram‹, der in einem Hotel jeden Tag zu bewältigen war, weniger gern kümmerte. Den überließ er lieber seiner Assistentin – die sich einerseits darüber ärgerte, andererseits jedoch auch froh war, weil sie dadurch mehr Freiheit hatte.

»Laden Sie sie möglichst bald einmal zum Essen hierher ein«, bat Carola Senftleben. »Ich bin natürlich sehr, sehr neugierig, Adrian.«

»Ich hätte vielleicht eine Idee, Frau Senftleben – aber Sie müssen mir sagen, wenn Sie meine Frage als unverschämt empfinden.«

»Heraus damit!« forderte sie.

Er sagte, woran er dachte, und sie rief sofort: »Großartig, das machen wir. Ach, Adrian, das bereitet mir ja jetzt schon Vergnügen!«

Sie sprachen noch eine Weile darüber, dann verabschiedete er sich und ging hinüber in seine Wohnung. Wie er es vorausgesehen hatte, war er vom Alkohol müde geworden, und so legte er sich auf sein Sofa, um einen Mittagsschlaf zu halten. Er träumte von seiner Stefanie und von Frau Senftleben, von Ringen und köstlichem Essen, von seiner Zwillingsschwester und von Hochzeitsglocken. Als er aufwachte, fühlte er sich großartig.

Zur Zeit war Dr. Adrian Winter ein rundum glücklicher Mann.

*

»Meine Güte, Gloria, was ist denn mit dir?« fragte Günther Harding besorgt und griff über den Tisch des Restaurants hinweg nach der Hand seiner Schwester. »Du bist ganz blaß geworden – ist dir schlecht oder so etwas?«

»Ich... ich weiß auch nicht genau«, sagte sie benommen. »Meine Finger sind ganz taub, und ich fühle mich merkwürdig. Ich kann dich gar nicht richtig sehen. Warte ein bißchen, es geht sicher gleich vorüber.«

Günther und sie hatten gemeinsam gegessen, wie sie es einmal im Monat taten.

Sie sahen sich sonst nicht allzu häufig, und deshalb hatten sie vor einiger Zeit beschlossen, wenigstens alle vier ­Wochen einmal zusammen essen zu gehen. Das hatten sie heute wieder getan. Jetzt warteten sie eigentlich nur noch auf die Rechnung, aber auf einmal war Gloria sehr blaß geworden und hatte stöhnend den Kopf zurückgelegt.

»Hast du das schon öfter gehabt?« fragte Günther beunruhigt.

»Ja, schon ein paarmal, aber ich habe mir nichts dabei gedacht. Es geht ja auch immer recht schnell wieder vorüber. Wahrscheinlich eine Grippe oder so.«

»Hast du mal deinen Hausarzt gefragt, was das sein könnte?« erkundigte er sich.