Kursbuch Klassenfahrt - Ralf Olk - E-Book

Kursbuch Klassenfahrt E-Book

Ralf Olk

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Beschreibung

Woran erinnern wir uns alle zuverlässig, wenn wir an die eigene Schulzeit zurückdenken? Klassen-, Stufen- und Kursfahrten gehören zu den wichtigsten Ereignissen jeder Schullaufbahn. Das Projekt Klassenfahrt bedarf aufmerksamer Planung und Durchführung. Eine Klassenfahrt fördert auch die zunehmend wichtiger werdende Sozialkompetenz, denn niemals sonst ist die Zeit der Schüler so intensiv, ohne den üblichen 45-Minuten-Rhythmus und ohne Lehrplandruck. Lehrer und begleitende Eltern werden schon in der Vorbereitung zu Reiseveranstaltern, Stadtführern und Pädagogen gleichzeitig. Dieses Buch ist Organisationshilfe, Nachschlagewerk und Ratgeber für alle engagierten Lehrer und natürlich für Eltern.

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Das Buch

Jeder Lehrer weiß: Gegen die Herausforderungen einer Klassenfahrt ist sogar der erste Schultag nach den Sommerferien ein Spaziergang. Selbst bei perfekter Planung läuft nie alles nach Plan – und das ist auch gut so! Denn zu den Unwägbarkeiten gehören neben überbuchten Hotels, plötzlichen Epidemien und den ganz seltenen echten Katastrophen auch die Zahnpasta an der Türklinke oder die Frischhaltefolie unter der Klobrille. Wo bliebe sonst der Spaß? Eine Klassen-, Stufen- oder Kursfahrt ist für die Schüler eines der aufregendsten Erlebnisse ihrer Schulzeit. Deshalb hat jede Reise mit den Heranwachsenden das Potenzial für intensive gemeinsame Momente und viele schöne Erinnerungen – aber auch für unbegrenzte Überraschungen, Fallstricke und kleine wie große Krisen on the road. Ralf Olk und Oliver Winter wollen, dass jede Klassenfahrt zu einer unvergesslichen Erfahrung wird. Aber natürlich sind Jugendreisen auch ein riesiger Markt, auf dem es sich zurechtzufinden gilt. Schon im Planungsstadium können viele Probleme vermieden und die Weichen für eine legendäre Klassenfahrt gestellt werden. Wer das Timing beachtet, bei der Organisation von Transport bis Unterkunft die wichtigsten Kniffe kennt und dieses Buch für alle Fälle auch unterwegs mit dabei hat, kann der Klassenfahrt entspannt entgegensehen.

Die Autoren

RALF OLK, gelernter Reiseverkehrskaufmann, ist Gründer und Betreiber eines Jugendhotels, Busfahrer aus Leidenschaft und dreifacher Vater. Durch seine langjährige Tätigkeit im Vorstand des Deutschen Fachverband für Jugendreisen in Berlin und als ehemaliger Veranstalter von Gruppenreisen und Klassenfahrten ist ihm die Kinder- und Jugendreise-Szene bestens vertraut.

Ralf Olk | Oliver Winter

Kursbuch Klassenfahrt

Was Lehrer, Eltern und Schüler wissen wollen

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ISBN 978-3-8437-2093-9

© 2019 © der deutschsprachigen Ausgabe 2019 by Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin © für Abbildungen

E-Book: L42 AG, Berlin

Alle Rechte vorbehalten.

Inhalt

Vorwort    Ein bisschen Schwund ist immer

Teil I    Vorbereitung

1. Nicht alle Wege führen nach Rom Auswahl und Entscheidungsfindung

2. Alles, was Recht ist Gesetze und Verordnungen

3. Das liebe Geld Budgetplanung und Kostenkontrolle

4. Wenn’s hart auf hart kommt Krisenprävention

5. Ist Qualität messbar? Was Gütesiegel wirklich aussagen

Teil II    Transport

6. Die Qual der Wahl Das optimale Verkehrsmittel finden

7. Immer erste Wahl? Der Reisebus

8. Zug um Zug Bahnreisen

9. Jetset für alle? Flugreisen

10. Zu Land, zu Wasser Klassenfahrt mit Fahrrad oder Schiff

Teil III    Unterkunft

11. Wie man sich bettet Die passende Unterkunft wählen

12. Wie eh und je Jugendherbergen, Schullandheime und Co.

13. Die Gewerblichen vom Fach Hostels und (Jugend-)Hotels

14. Selbst ist der Schüler Selbstversorger-Unterkünfte

15. Airbnb-Feeling inklusive Gastfamilien

16. Abgefahren? Zelt, Baumhaus, Zirkuswagen

Teil IV    Schulfahrten-Veranstalter

17. Einmal mit Profis arbeiten! Schulfahrten-Veranstalter und was sie leisten

18. Schöne, bunte Katalogwelt Den passenden Partner finden

Teil V    Durchführung

19. Weniger ist mehr Gepäck, Equipment und Proviant

20. Risikomanagement on the road Gefahrenquellen am Wegesrand

21. Sex, Drugs and Rock ‘n’ Roll Ohne Regeln geht es nicht

22. Den Sack Flöhe hüten Wie Begleitpersonen sich selbst schützen

23. Erwartung und Wirklichkeit Fallstricke und wie man sie meistert

24. GAU, Super-GAU oder ganz normaler Wahnsinn Was tun, wenn etwas passiert?

25. Geschafft, und schön war’s! Die Nachbereitung

Die Dos and Don’ts bei Klassenfahrten

Anhang

Das Kursbuch Klassenfahrt im Netz

Literatur und Organisationshilfen

Vorwort Ein bisschen Schwund ist immer

Klassenfahrten sind kein Kinderkram! Wir sind uns sicher: Jeder Lehrer, jeder Elternteil und letztlich jeder, der einmal eine solche Fahrt erlebt hat, wird uns ohne Zögern zustimmen. Vielmehr gehören Klassen-, Stufen- oder Kursfahrten zu den wichtigsten und prägendsten Projekten jeder Schullaufbahn. Egal, wie jung oder alt Sie heute sind: Woran erinnern Sie sich zuverlässig, wenn Sie an Ihre eigene Schulzeit zurückdenken? Eben!

Dem »Projekt Klassenfahrt« sollte also die gebotene Aufmerksamkeit bei der Planung, Vorbereitung und natürlich während der Tour selbst gewidmet werden. Was liegt da näher, als sich vorhandenes Wissen und die Erfahrung anderer zu eigen zu machen, die schon Tausende Klassenfahrten erlebt, begleitet und professionell durchgeführt haben?

Genau dazu dient dieses Buch: als Organisationshilfe für engagierte Lehrer, Eltern und auch Schüler sowie alle anderen, die es mit dem Thema zu tun bekommen. Es unterstützt Sie bei der Wahl der passenden Reisezeit, des richtigen Reiseziels, der besten Partner für Anreise, Unterkunft und Programm. Es hilft Ihnen Risiken zu reduzieren und Fehler bei der Planung und Durchführung zu vermeiden. Und nicht zuletzt soll es Ihnen das Leben auf Tour leichter und die Klassenfahrt für alle Beteiligten zu einem Erlebnis machen, das aus den richtigen Gründen unvergesslich ist. Denn allzu oft sind uns Fälle zu Ohren gekommen, in denen eher andere Gründe eine Klassenfahrt legendär gemacht haben:

No rooms in Rome

Klassenleiter Heribert Kühnel hat die Fahrt seiner zwölften Klasse nach Rom wie immer perfekt vorbereitet. Für ihn ist das Routine, denn er hat schon viele Jahre Erfahrung mit Klassenfahrten und war schon häufig mit Schülergruppen in Italien – tutto bene!

Das zwar einfache, dafür günstige und perfekt gelegene Hotel am Bahnhof Termini war, wie auch in vergangenen Jahren, schnell und unkompliziert gebucht. Doch nach der Ankunft in Rom wird die Fahrt binnen Minuten zum Horrortrip: Die Unterkunft hat auf unerklärliche Weise kein einziges Zimmer frei.

»Wie jetzt, was?«, versucht Herr Kühnel an der Rezeption panisch die Situation zu klären. »Impossibile! Ich habe doch schon vor Monaten gebucht!«

»Si, si, senior, no rooms, sine Zimmer«, gibt der Rezeptionist zurück und setzt sein Pokerface auf. Wegen Rohrbruchs oder wegen Feuers, just heute Morgen, so ein Zufall aber auch. Wasser ist zwar keins zu sehen, und verbrannt riecht es auch nicht, aber irgendeine Katastrophe passiert hier definitiv gerade. Notfalls war es eben ein Computerfehler.

In Wahrheit ist die Ursache höchstwahrscheinlich viel unspektakulärer: Das Hotel hat sich überbucht. Jedenfalls gibt’s keine Zimmer, der Hoteldirektor ist zufällig gerade in Urlaub, und Luigi von der Rezeption hat irgendwie auch plötzlich sein Englisch verlernt.

Jetzt ist Not am Mann, in diesem Fall an Herrn Kühnel. Schon beginnen die ersten Schüler zu singen: »Arrivederci, Roma …«

Eine üble Geschichte – aber glauben Sie uns, wir kennen noch weitaus üblere. Die meisten davon wären allerdings vermeidbar. Wie, das erfahren Sie in diesem Buch.

Verhandlungen mit Busunternehmen, Unterkünften oder Reiseveranstaltern gelingen nach der Lektüre auf Augenhöhe. Das Buch liefert Anregungen zum Weiterdenken für Planungs- und Gestaltungsideen auch abseits ausgetretener Pfade. Budget und Finanzierung sind ebenso Themen wie der leidige Papierkram und die unvermeidlichen Versicherungen. Nicht fehlen darf bei alledem die Vorbereitung auf mögliche Probleme, Unfälle und Krisen, damit Sie unterwegs für alle Fälle gerüstet sind – inklusive souveräner und richtiger Reaktionen im Fall der Fälle, damit nicht nur die Ihnen Anvertrauten, sondern auch Sie selbst Szenarien wie das obige schadlos überstehen.

Die Fallstricke sind weitaus breiter gestreut, als man meinen könnte. Viele Probleme könnten schon im Planungsstadium verhindert werden. Um nur ein Beispiel zu nennen: So ist schon der Reisetermin alles andere als egal, sondern ein echter Einflussfaktor. Er kann, mit Verstand und Weitsicht gewählt, sehr bedeutend sein für die Kosten der Fahrt oder die Risiken, dass unterwegs etwas passiert. Vom Timing der Klassenfahrt hängt weitaus mehr ab als die Wetterprognose. Nur weiß man das im Zweifel nicht, wenn man noch nie eine Klassenfahrt durchgeführt hat. Und so ist es mit vielen Details, die zum Erfolg oder Misserfolg einer Klassenfahrt beitragen. Und genau deshalb gibt es dieses Buch.

Wir wollen, dass jede Klassenfahrt für Schüler, Eltern und Lehrer zu einer wunderbaren und nachhaltig positiven Erfahrung wird. Klassenfahrt schmeckt nicht nur nach Spinat mit Ei und Hagebuttentee, sondern auch nach unvergesslichen Erinnerungen: an Stockbrot und Nachtwanderung, an Zahnpasta unter Türklinken, an Klopapiergirlanden im Treppenhaus und den zugenähten Schlafanzug des Lehrers. Kennen Sie, klar. Aber sind Sie sich auch der Gefahren von Frischhaltefolie unter Ihrer Klobrille bewusst? Gern geschehen.

Überhaupt ist die Perspektive von Lehrern und Begleitpersonen auf Klassenfahrt bisweilen eine völlig andere als die der übrigen Teilnehmer: viel Arbeit und vielleicht auch zähe Diskussionen im Vorfeld und auf Tour dann ein Übermaß an Verantwortung bei tagelangem Schlafmangel und permanenter Sorge um das Wohl einer Schar meist pubertierender Jugendlicher.

Und doch ist es das alles wert! Denn die Klassenfahrt ist auch eine Zeit neuer, oft verblüffender Erfahrungen mit jungen Menschen, die man eigentlich schon gut zu kennen glaubte. Gemeinsam auf Tour zu gehen macht einfach Freude – fast immer auch den Lehrern. Die andere Form des Zusammenseins fördert das Sozialverhalten und den positiven Umgang miteinander. Sie macht aus der Klasse ein Team. Sie fördert das Selbstbewusstsein und macht die Gemeinschaft stark. Sie macht selbstständig, denn es ist mal nicht alles vorgekaut. Sie schafft Erinnerungen; im Idealfall überwiegend gute, aber eben auch wertvolle weniger gute und in jedem Fall solche, die wahrscheinlich sehr lange nachwirken. Manchmal ein Leben lang.

Kein Wunder, denn Klassenfahrten stehen für Freiheit: Freiheit von Eltern, von Zwängen, von Terminen – und das nicht nur bei den Schülern. Vielleicht auch, wenigstens zeitweise, Freiheit vom Smartphone. Klassenfahrten verschaffen allen Reisenden Glücksmomente, vielleicht aber auch Traurigkeit. Sie können eine gute Gelegenheit sein, auch mal Aggression und Frust zuzulassen und zu bewältigen, Beziehungen zu klären und zu entwickeln. Die Fahrt kann ein großer Spaß sein, kann Liebe erleben lassen, oft die erste. Von den größten und unwahrscheinlichsten Katastrophenszenarien einmal abgesehen sind Klassenfahrten fast immer vor allem einfach wunderschön. Spätestens im Rückblick.

Für manche Kinder bedeutet eine Klassenfahrt zudem die einzige Möglichkeit, überhaupt zu reisen. Einfach, weil es – aus familiären, wirtschaftlichen oder anderen Gründen – keine anderen Reisen für sie gibt. Für diese Kinder hat eine Klassenfahrt einen unermesslichen Wert.

Kurz: Die Bedeutung von Klassenfahrten kann kaum überschätzt werden. Und gerade deshalb ist bei den Verantwortlichen, bei Lehrern und Begleitpersonen und Veranstaltern, bei Ihnen und bei uns, auch der Druck so hoch.

Auf den ersten Blick scheint die Organisation einer gelungenen Klassenfahrt ganz einfach: Ziel und Termin festlegen, Unterkunft buchen, Busunternehmen beauftragen, Geld einsammeln, und los geht’s. Wenn alles gut läuft, werden alle Schüler am Ende vollzählig, möglichst gesund und unverletzt wieder abgeliefert. Fertig.

Fertig? Von wegen. Klassenfahrten sind anstrengend und machen eine Menge Arbeit – und zwar schon lange, bevor es überhaupt losgeht. Die einbezogenen Schüler können sich nicht einigen, haben tausend Ideen, dabei manchmal auch ziemlich abgefahrene und völlig unrealistische Vorstellungen zum Reiseziel, zur Unterkunft, zum Programm. Und dann die Eltern! Wollen alles besser wissen, sind misstrauisch, kritisch und kleinkariert. Zu teuer wird die ganze Sache sowieso, und die Kollegen widersprechen sich mit ihren Tipps auch gegenseitig. Rom ist immer schön – Rom ist zu heiß! Weimar ist das Zentrum der Klassik – Weimar ist das Zentrum der Langeweile! Hotels sind besser als Jugendunterkünfte – Hotels sind zu teuer! Der Bus ist das einzig Wahre – der Bus ist ein Albtraum auf Rädern!

Kommt man erst mal in den Niederungen der Detailplanung an, wird es erst richtig aufreibend: Welcher Kollege, welche Kollegin fährt eigentlich mit? Wer käme überhaupt in Frage? Wer wäre bereit und letztlich nicht Belastung, sondern eine Hilfe, auch bei der Organisation? Natürlich will man auch nicht mit jedem der Kollegen losziehen, Sympathie spielt schließlich auch eine Rolle. Aber auch nichts übertreiben, sonst ist der Partner oder die Partnerin des Wunschkollegen vielleicht noch eifersüchtig?

Eigentlich ist ja auch gar keine Zeit für eine Klassenfahrt. Die vielen Schulprojekte, Fortbildungen, Schulveranstaltungen, Sprechtage. Und alles andere im Lehrplan geht natürlich vor. Die »verlorene Zeit« muss ja irgendwie wieder reingeholt werden. Die Vertretungsproblematik und vielleicht dazu noch Missgunst im Kollegium, die ganzen Haftungsfragen, die unklaren Regelungen zu Fahrtkostenerstattungen für Lehrer, Versicherung, Aufsichtspflicht und andere juristische Fragen, die Thematik Reiserecht ganz grundsätzlich – alles Hürden. Und privat muss ja auch alles geregelt werden für eine mehrtägige Abwesenheit von zu Hause. Dazu kommen noch, vielleicht, schwierige Schüler und anspruchsvolle Eltern.

Das Beste wäre also: gar keine Klassenfahrt?

Das ist natürlich Unfug! Die Klassenfahrt gehört nicht nur zu den bedeutendsten persönlichen und kollektiven Erfahrungen jedes Schülers, jeder Schulklasse und häufig auch der Lehrer. Die Klassenfahrt ist auch eine alternative Lernerfahrung, die durch nichts zu ersetzen ist. Lernen findet ganz grundsätzlich und ganz selbstverständlich auch außerhalb der Schule statt. Im Schulbus, im Verein, ja auch bei Facebook, Instagram und Snapchat oder im Supermarkt. Die Klassenfahrt bietet eine besondere Gelegenheit zum Lernen außerhalb der Schule. Sinnvoll und zielgerichtet geplant, können die Tage am »außerschulischen Lernort« unvergleichlich produktiv sein – vor allem jenseits des Lehrplans. Eine Klassenfahrt kann die Lebenskompetenz und den Blick über den Tellerrand schärfen, Stärken und Grenzen erkennen lassen, sogar Berufswünsche reflektieren helfen. Schülern diese Erfahrung vorzuenthalten hieße, auch den Erziehungs- und Bildungsauftrag der Schule links liegen zu lassen.

Und deswegen finden, allen Hürden zum Trotz, unglaublich viele Klassenfahrten statt. Die etwa 8,36 Millionen Schüler an allgemeinbildenden Schulen in Deutschland bilden, bei durchschnittlich etwa 21 Schülern pro Klasse1, fast 400.000 Schulklassen. Im Primärbereich der Schulen dürften erfahrungsgemäß nur sehr wenige mehrtägige Klassenfahrten stattfinden. Anders in den Klassenstufen der Sekundarbereiche I und II, auf die etwa 60 Prozent der Gesamtzahl der Schüler entfallen – also etwa 5,2 Millionen Schüler in Deutschland.

Die Annahme, dass die Schüler dieser Klassenstufen während ihrer Schullaufbahn sicherlich alle drei bis vier Jahre mehrtägige Klassenfahrten absolvieren, scheint uns plausibel. Das würde bedeuten, dass jährlich etwa 25 bis 35 Prozent der 5,2 Millionen Schüler der Sekundarbereiche I und II auf Klassenfahrt gehen. Das wären immerhin um die 1,3 bis 1,8 Millionen2 Schüler oder etwa 60.000 bis 80.000 Schulklassen, die mehrere Tage auf Tour gehen – jedes Jahr.

Angesichts dieser beeindruckenden Zahlen darf man sich darüber wundern, dass ein derart komplexes und wichtiges Thema wie die Klassenfahrt weder in der Lehrerausbildung noch in der Fortbildung Erwähnung findet. Zu diesem frappierenden Mangel hinzu kommt der immer wieder zu Recht beklagte Missstand unzureichender Reisekostenerstattungen für die begleitenden Lehrer.

Deshalb gilt allen, die es dennoch machen, unser Respekt. Die vielen Schüler, die in Deutschland jedes Jahr auf Tour gehen, sind ihren Pädagogen und Begleitpersonen dankbar. Dankbar für das Glück, Teilnehmer einer Klassenfahrt sein zu dürfen und dieses einmalige Erlebnis genießen zu können. Wir wissen das – denn wir erleben diese Dankbarkeit Tag für Tag mit. Und wir wissen genauso gut wie Sie als Lehrer: Pubertierende Schüler sprechen nicht immer alles aus, was sie empfinden.

Aber was gehört eigentlich zu einer durchdachten, zielgerichteten, für die jeweilige Schülergruppe passenden und letztlich nachhaltig gelungenen Klassenfahrt dazu? Die Kurzfassung: gründliche Planung und Vorbereitung, die gelungene Durchführung und auch die Nachlese. Die Langfassung der Antwort ist dieses Buch. Der gesamte Prozess ist geprägt von vielfältigen Entscheidungen, die auf Grundlage von Wissen, Erfahrung und – oft vor allem – gesundem Menschenverstand gefällt werden sollten. Und dabei wollen wir Sie unterstützen.

Wir haben uns in vielen Jahren mit allen Aspekten gelungener Klassenfahrten beschäftigt, waren und sind permanent mit Hunderten Lehrern, Eltern und Tausenden Schülern konfrontiert, haben in all den Jahren unendliche Stunden diskutiert und auch gestritten, waren bisweilen irritiert, amüsiert oder betroffen. Immer waren wir gefordert, aber nicht zuletzt auch oft begeistert von der Tatkraft und der Leidenschaft der Akteure. Unsere alltägliche Begegnung mit dem Thema Klassenfahrt und das Wissen um die vielschichtigen Fragestellungen, aber auch die Bedeutung für jeden einzelnen Teilnehmer ist unsere Motivation, Ihnen in diesem Buch zu zeigen: So geht Klassenfahrt – ganz easy!

Einige Hinweise vorweg: Unsere Kompetenz ist nicht die Pädagogik, und wir sind auch keine Juristen. Wir verlieren uns nicht in Gesetzen, Verordnungen und Fachchinesisch. Spieleanleitungen oder Reflexionsmethoden haben in diesem Buch bewusst ebenfalls keinen Raum, denn dafür gibt es andere, besser qualifizierte Autoren und ihre Bücher. Dasselbe gilt für gesellschaftspolitische Aspekte, die in diesem Buch unvermeidlich angerissen, aber nicht diskutiert werden. Wir beobachten und geben Tipps für den Umgang mit schwierigen Situationen, aber wir ergreifen keine Partei. Und um Geschlechterstereotype so weit wie möglich zu umgehen, verwenden wir das generische Maskulinum. Begriffe wie »Lehrer«, »Schüler« oder »Schaffner« stehen also für Personen aller Geschlechter.

Wir hoffen, dass wir Ihnen nicht nur helfen, sondern Ihnen auch Mut geben und Lust auf die nächste Klassenfahrt machen können. Es ist gar nicht so schwer, eine gelungene Klassenfahrt zu realisieren, die Schülern und Begleitpersonen gleichermaßen starke, sinnvolle, nachhaltige Erlebnisse verschafft, an die sich garantiert alle Beteiligten noch sehr, sehr lange erinnern werden. Dieses Buch liefert Ihnen das Handwerkszeug.

Eines möchten wir allerdings weder leugnen noch um alles in der Welt jemals ändern: Niemals wird es eine Klassenfahrt geben, bei der alles nach Plan läuft. Sie werden auch in Zukunft unterwegs einen Sack Flöhe zu hüten haben. Sie werden auch weiterhin Überraschungen erleben. Ihre Türklinke, Ihre Klobrille und Ihre Schlafanzüge werden Sie auch nach der Lektüre dieses Buches noch im Auge haben müssen. Und ganz ehrlich: Wo bliebe sonst der Spaß an der Sache?

Auch wenn am Ende einige gute Vorsätze, diverse Habseligkeiten und viele Nerven auf der Strecke geblieben sein werden: Ein bisschen Schwund ist immer. Aber das wunderbare, lehrreiche, unersetzliche Abenteuer Klassenfahrt entschädigt für sehr, sehr vieles.

Teil I

Vorbereitung

1.

Nicht alle Wege führen nach Rom Auswahl und Entscheidungsfindung

Die Klassenfahrten-Formate

Welche Formate für Ihre Klassenfahrt in Frage kommen, wird in gewissem Maße von den Umständen diktiert. Unseres Wissens ist noch kein Lehrer auf die Idee gekommen, mit Grundschülern in Kleinasien auf den Spuren des Apostels Paulus zu wandeln. Genauso wenig wird die Kursfahrt der Zwölftklässler zum Indoor-Spieleparadies im Harz führen oder werden die pubertierenden Achtklässler der Brennpunkt-Schule ins Kloster Sankt Nirgendwo fahren.

Wohin die Reise geht, das ist zunächst keine Frage der Geografie, sondern vielmehr der inhaltlichen Zielsetzung. Entscheidend ist, was die Fahrt bewirken soll.

Klein anfangen: Wandertag und Tagesfahrt

Es ist nicht nur eine Frage der Klassenstufe, ob sich die Klassenfahrt auf nur einen Tag beschränken soll. Auch ein enges Budget, Zeitmangel oder andere Gründe können durchaus dafürsprechen, eine Klassenfahrt auf nur einen Tag zu beschränken. Das »Erlebnis Klassenfahrt« als großes Abenteuer und prägendes Ereignis der Schullaufbahn ist die auf einen Tag beschränkte Tour aber definitiv nicht – und wird deshalb in diesem Buch auch nur am Rande erwähnt, nämlich jetzt und hier und dann gar nicht mehr. Dennoch: Manchmal geht’s eben nicht anders.

Die einfachste Variante ist es, einen Bus zu mieten und zum nächstgelegenen Freizeitpark zu fahren. Dort bekommen die Schüler Zeit zur freien Verfügung bis zum Nachmittag, und dann geht es wieder retour. Zielfördernd ist das kaum, kreativ keinesfalls. Die Schüler werden im besten Fall Spaß haben, mehr aber auch nicht. Wer sich für die Tagestour in den Freizeitpark entscheidet, muss sich nur im Klaren sein, was er mit dem Entschluss »pro Freizeitpark« tut – nämlich in der Regel nichts Wertvolles.

Damit sollen Freizeitparks keinesfalls unter Generalverdacht gestellt werden, nur dem Spaß zu dienen und ansonsten für Klassenfahrten nicht zu taugen. Gerade als Teil mehrtägiger Klassenfahrten können sie durchaus eine sinnvolle Station sein, bei der die Schüler relativ kontrolliert Dampf ablassen und Spaß haben können – in einem Umfeld, wo das zum Konzept gehört. Und obwohl sich die Einrichtungen alljährlich mit neuen Superlativen zu übertrumpfen versuchen – etwa mit dem höchsten Freefall-Turm, der spektakulärsten Achterbahn oder der wildesten Wildwasserbahn –, gibt es manchmal tatsächlich auch gut gemeinte pädagogische Programmangebote oder Science-Center.

Dennoch bleibt es dabei: Wenn Sie nur einen Tag haben, gibt es viele gute, kreative Alternativen zum Freizeitpark.

Der »Wandertag« ist der Klassiker unter den eintägigen Klassenausflügen. Es ist dabei aber ratsam, den Begriff »Wandertag« zu meiden – auch wenn es einer ist. Das Wort löst bei Schülern reflexartig eine Abwehrhaltung aus wie ein Wespenschwarm im Freibad. Eine »Challenge«, ein »Hike« oder eine »Tour« sind sicher bessere Begriffe, um bei den Schülern eine ansatzweise Akzeptanz des Vorhabens zu fördern.

Wichtiger als der Name ist allerdings, was man daraus macht. Die gute, alte Schnitzeljagd bedarf zwar intensiver Vorbereitung, kann aber für Schüler durchaus attraktiv sein, weil sie mit einem Wettbewerbscharakter verbunden ist. Die Weiterführung ist eine »GPS-Rallye«, bei der mithilfe entsprechender Geräte in Kleingruppen entweder Aufgaben gelöst oder bestimmte Ziele gefunden werden sollen. Die schnellste oder die kreativste Gruppe gewinnt.

Fast ganz ohne Vorbereitung auskommen kann der »Survival-Trip«. Er besteht ganz einfach daraus, alle Schüler in Kleingruppen von drei bis fünf Teilnehmern in einer bestimmten, bitte nicht zu geringen Entfernung von der Schule »auszusetzen«. Wichtig: ohne Geld, ohne Handy, bestenfalls mit einer topografischen Karte ausgestattet. Die Transportlogistik will, vielleicht mithilfe von Eltern, organisiert sein, aber mehr Vorbereitung braucht es nicht.

Das Projekt ist tatsächlich recht abenteuerlich und birgt durchaus gewisse Risiken, weswegen Überzeugungsarbeit beim Elternabend und eine ausdrückliche, weitreichende Einverständniserklärung aller Eltern geboten sind.

Der Variantenvielfalt sind dabei kaum Grenzen gesetzt. So können die Kleingruppen im Zufallsprinzip oder nach Schülerwunsch gebildet werden. Die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel kann erlaubt sein oder ausdrücklich nicht, was vor allem eine Frage der Risiko- und Gefahrenanalyse und der Entfernung vom Zielort ist. Ist Proviant vorgesehen? Vielleicht doch ein Handy je Gruppe, nur für Notrufe? Um den Anspruch zu steigern, kann zur erfolgreichen Rückkehr zum Treffpunkt noch eine Aufgabe hinzugefügt werden – zum Beispiel einen bestimmten Gegenstand zu finden und mitzubringen.

Wer es weniger improvisiert, aber trotzdem pädagogisch »wertvoll« will, ist bei einem professionellen Anbieter für erlebnispädagogische Programme gut aufgehoben. Eine solche Klassen-»Fahrt« kann sogar ohne Fahrt realisiert werden, indem der Mitarbeiter oder das Team des Programmanbieters zum Schulstandort oder zum nahegelegenen Wald kommt und die Schulklasse selbst gar nicht wegfährt. Solche mobilen erlebnispädagogischen Programmanbieter gibt es in jedem Winkel des Landes und ganz sicher auch in Ihrer Nähe.

Achten Sie dabei aber auf Qualität! Bei einem guten, seriösen Anbieter gibt es neben guter Beratung mit Bedarfsanalyse und Briefing natürlich auch eine durchdachte Durchführung mit ausgebildeten Fachleuten, nicht mit billigen Hilfskräften ohne erlebnispädagogische Vorkenntnisse.

Tipp: Nähere Informationen und Anbieter erlebnispädagogischer Programme finden Sie zum Beispiel beim Bundesverband für Individual- und Erlebnispädagogik in Dortmund (BE): www.bundesverband-erlebnispaedagogik.de.

Beliebte und gute Ziele für Tagesausflüge sind auch:

•Hochseilgarten

•Baumwipfelpfad

•Kanutour

•Kletterhalle

•Ausstellungen

Natürlich ist bei all diesen Zielen stets auf eine kinder- bzw. jugendgerechte Ansprache, Führung und Programmgestaltung zu achten, wofür die Veranstalter der Events aber meist entsprechende Angebote vorhalten. Wenn nicht: Finger weg.

Doch auch jenseits der »offensichtlichen« Angebote gibt es viele Alternativen zum Wandertag. Einige spannende Optionen:

•Infotag Energieerzeugung vor Ort: Die Palette der Möglichkeiten reicht vom Braunkohletagebau über Atom- oder Windkraftanlagen bis zu Gezeiten- oder Pumpspeicherkraftwerk.

•Woher kommen Nahrungsmittel? Ein Besuch beim Landwirt, im Idealfall ein moderner Betrieb mit GPS-gesteuerten Traktoren, Biogasanlage und IT-gesteuertem Melkstand, und im besten Fall mit Kälbchen zum Streicheln, ist reich an Highlights. Lohnend sind auch Molkereien, die Großbäckerei oder vielleicht der regionale Schweinemast-, Hühnerfarm- oder Rinderzuchtbetrieb. Oder wie wäre es mit einem lebensmittelverarbeitenden Industriebetrieb? Von Tiefkühlpizza über Mineralwasserabfüller bis hin zum regionalen Metzger?

•Retter hautnah: Sehr willkommen sind Schulklassen meist auch bei den Polizeiinspektionen, den Einrichtungen des Technischen Hilfswerks (THW) und vor allem auf den Feuerwachen. Hier erfahren Schüler authentisch, was passiert, wenn was passiert. Und ganz nebenbei können die Schüler einige der beliebtesten Traumberufe auf Herz und Nieren prüfen.

•Wirtschaft erleben: In fast jedem Ort gibt es spannende Industrie- oder Dienstleistungsbetriebe, deren Besichtigung lohnt. Vielleicht gibt es in Ihrer Nähe sogar einen »Hidden Champion«, also einen der oft eher unbekannten Weltmarktführer? Mindestens findet sich in greifbarer Nähe fast überall ein wichtiger Akteur in seiner speziellen Nische, dessen Besuch interessante neue Perspektiven eröffnet – auf die Welt, aber auch auf die unmittelbare Umgebung. Neben der »freien Wirtschaft« können auch Energieerzeuger, Verkehrsträger, Logistikzentren oder eine »Backstage-Besichtigung« im örtlichen Erlebnisbad mit Einblick in die Technik oder andere lokale Betriebe spannende Ziele für einen Erlebnistag sein. Häufig sind die Unternehmen vor Ort zudem sehr offen für Schüler – gilt es doch, den immer knapper werdenden Nachwuchs frühestmöglich zu begeistern und zu sichern.

Eine Tagesfahrt ist also durchaus eine Gelegenheit für neue Erfahrungen und Einblicke, die nicht alltäglich sind. Mit ein wenig Fantasie und Kreativität ist beinahe jedes Ziel ein attraktiver außerschulischer Lernort, der die Lebens- und Berufskompetenz zu fördern imstande ist.

Groß rauskommen: Die mehrtägige Klassenfahrt

Eine Klassenfahrt ist im Sinne dieses Buches jedoch erst dann eine richtige, ausgewachsene Klassenfahrt, wenn sie über mehrere Tage geht. Punkt.

Denn erst, wenn mehrere Tage und auch Übernachtungen ins Spiel kommen, stellt sich das richtige »Klassenfahrten-Feeling« ein. Erst dann ist die Spannung, der Erlebnisgehalt wirklich spürbar. Intensive, gruppendynamische Prozesse, wie sie nur bei Klassenfahrten zu nachhaltigen Erinnerungen führen, entstehen beim längeren und, vor allem wegen der gemeinsamen Übernachtung, intensiveren Zusammensein von Schülern und Lehrern fern des gewohnten Umfelds – und der heimatlichen Komfortzone.

Der entscheidende Aspekt für die Vertiefung des Gemeinschaftsgefühls ist tatsächlich das Zusammensein über Nacht. Die Verhaltensmuster der Gruppenmitglieder am Tag sind bekannt: Man kann die anderen einschätzen. Jeder weiß mehr oder weniger, wie er von anderen eingeschätzt wird und welches Verhalten er in Standardsituationen des Schulalltags erwarten kann. Die Rollen sind verteilt und eingeübt.

Am Abend und spätestens in der Nacht, wenn das bekannte »Tagesverhalten« von der Abendtoilette, der individuellen Schlafkleidung, dem Einsetzen von Müdigkeit und nicht zuletzt dem Einschlafen bestimmt ist, öffnet jeder – mehr oder weniger – seine Flanke und zeigt ein neues, noch unbekanntes Rollenverhalten. In der Wechselwirkung der Akteure untereinander und der Wahrnehmung der jeweils anderen ändert sich die Perspektive also radikal, sobald Übernachtungen im Spiel sind, zumal an einem fremden Ort. Das macht die Klassenfahrten für alle Beteiligten ungeheuer spannend – Lehrer eingeschlossen. Deshalb wird sich dieses Buch im Folgenden ausschließlich mit mehrtägigen Klassenfahrten beschäftigen.

Das Feld der mehrtägigen Klassenfahrten ist weit, denn die Möglichkeiten sind breit gestreut. Die folgenden Formate sind am weitesten verbreitet:

Formate mehrtägiger Schulfahrten

Kennenlernfahrt

•meist zum Start in die Schullaufbahn oder in Sekundarstufe I oder II

•häufig mit erlebnispädagogischen Elementen

•geringe Reiseentfernung, kurze Dauer (meist nur zwei bis drei Tage)

Besinnungstage

•Schwerpunkt auf religiösen, ethischen oder philosophischen Fragen

•häufig in Zusammenarbeit mit kirchlichen Institutionen

•ähnlich sind Probenwochenenden (Schulorchester, Chor, Theater) mit entsprechendem Schwerpunkt

•meist kurz (zwei bis drei Tage)

Klassenfahrt

•in Abhängigkeit von schulischen Gegebenheiten, Sozialstruktur und Budget sehr facettenreich hinsichtlich Reiseentfernung, Unterkunft, Programm

•meist maximal fünf Tage

Kursfahrt

•mit Orientierung an konkreten Fächern oder Inhalten (Sprache, Sport, Musik, MINT etc.) oder auch »Grünes Klassenzimmer« oder »Schwimmendes Klassenzimmer«

•häufig Auslandsfahrten

•meist fünf bis acht Tage

Studienfahrt

•meist in Sekundarstufe II

•mit Bezug zum Curriculum

•wenige Tage bis zu zwei Wochen

Betreute Abschlussfahrt

•facettenreich hinsichtlich Budget, Unterkunft, Programm

•Gestaltung häufig unter Einbeziehung der Schüler

•Dauer unterschiedlich

Darüber hinaus gibt es weitere Formate wie Sport-Trainingslager, Skifreizeiten, Fahrten im Rahmen von Schulpartnerschaften und auch mehrtägige Fahrten, zum Beispiel in einem Jubiläumsjahr, für die komplette Schulgemeinschaft.

Im allgemeinen Sprachgebrauch werden all diese Formate meist unter dem Dachbegriff »Klassenfahrt« zusammengefasst – so auch in diesem Buch, wenn kein konkreter Typ benannt wird. Denn die meisten Regeln, Tipps und Erfahrungswerte gelten für all diese Typen von Schulfahrten.

Betreute Abschlussfahrten sind ausdrücklich nicht zu verwechseln mit den in den USA, besonders in Florida, als »Spring Break« bekannten Reiseformaten, die sich auch in Europa zunehmend etablieren. Diese von Schülern meist mit Unterstützung kommerzieller Reiseanbieter zum Beispiel unter dem Etikett »Abi-Reisen« organisierten Party-Touren haben nichts mit den klassischen Schulfahrten gemeinsam. Vielmehr handelt es sich dabei oft um ausschweifende Dauerorgien inklusive vorsätzlich hervorgerufener Enthemmung in allen denkbaren Facetten – und jenseits jeglichen pädagogischen Werts.

Reisezeit und Reiseziel

Wohin? Wann? Das sind zentrale Fragen, mit denen die meist unvermeidlichen Diskussionen häufig starten. Die Antworten auf diese beiden Fragen bilden die Grundlage für die gesamte weitere Planung. Deswegen sind sie für jede Klassenfahrt absolut elementar.

Wohin?

Jeder, der schon einmal eine Klassenfahrt durchgeführt hat, kennt die »Lehrer-Schüler-Diskrepanz« beim Ringen um die inhaltliche Ausrichtung, viel mehr aber noch bei der Wahl des Reiseziels. Die Klassenlehrerin mit den Fächern Deutsch und Geschichte und ihrem Faible für klassische Musik und Literatur kann verständlicherweise Freude an Reisezielen wie Dresden, Bayreuth oder Bonn entwickeln. Diese Ziele lassen sich bequem dem Curriculum oder Kompetenzschwerpunkten der Klasse bzw. des Kurses unterordnen.

Bei den meisten Schülern hingegen wecken diese Ziele eher die Erwartungshaltung von kulturellem Overkill in Tateinheit mit Langeweile. Wie verlockend klingen dagegen Bade- und Party-Hochburgen wie Rimini, die Costa Brava oder der kroatische Party-Strand Zrce?

Vielleicht begründet genau diese »Lehrer-Schüler-Diskrepanz« den Erfolg der deutschsprachigen Metropolen wie Berlin, Hamburg oder Wien als beliebteste Klassenfahrtenziele. Dort ist die Schnittmenge der Erwartungshaltungen von Schülern und Lehrern am größten. Auf ein solches Ziel können sich alle Beteiligten oft mit geringem Diskussionsbedarf einigen: Berlin hat »cool« und »Kultur«.

Um sich als Lehrer dagegen mit den für Schüler wenig attraktiv scheinenden Zielen durchzusetzen, braucht es Rückgrat. Schließlich gilt es, die inhaltliche Zielsetzung zu verfolgen, die den Wert der Klassenfahrt ausmacht. Das Reiseziel hat sich dem zu fügen. Dieses Vorhaben umzusetzen ist nicht immer leicht. Doch das Durchsetzungsvermögen wird belohnt, wenn die Lernziele kreativ mit Erlebnis, Spaß und Party verknüpft werden. Und das geht auch in Weimar, wenn man es den Schülern einerseits geschickt vermittelt und es dann, nicht zuletzt durch perfekte Vorbereitung, auch gut umsetzt.

Bei weniger experimentierfreudigen Pädagogen beliebt ist die immer wiederkehrende Adaptierung des Reiseziels vom Vorjahr. An manchen Schulen ist diese Variante im gesamten Kollegium gängige Praxis, bisweilen über ganze Lehrergenerationen hinweg. Schließlich sind es ja immer andere Schüler, wen soll es also stören? Die historisch gewachsenen Verbindungen zu Beförderungsunternehmen, Unterkunft und Programmpartnern machen die Organisation zum Kinderspiel – man kennt sich. Junge Kollegen fahren einfach mit einem »alten Hasen« mit und sind dann gleichfalls ruck, zuck auf alle künftigen Klassenfahrten vorbereitet. Die allwissende, erfahrene Kollegin brilliert mit den Geheimtipps vor Ort und bewahrt das Greenhorn souverän vor Fehlern und Fallstricken.

Auch für die Schüler ist es irgendwie bequem, denn sie wissen, worauf sie sich einzustellen haben: Von den höheren Klassenstufen weiß man ja schon, was wann und wo passiert sein wird, mit Wochentag und Uhrzeit. Die besten Verstecke für Unerlaubtes, in der Neonleuchte im Klo nämlich, kennt man schon vor der Abfahrt. Wann Küchenhilfe Lisa Dienst hat, bei der man Kippen schnorren kann, und auch, wie man durch das Getränkelager über die Nottreppe auf den Speicher kommt – alles im Griff. Ach ja: Da müsste Svenja letztes Jahr ihre Powerbank verlegt haben. Schau doch mal bitte nach, wenn du schon da bist.

Welch ein Abenteuer, diese Destinations-Dauerschleife!

Ernsthaft, liebe Lehrer – das können Sie besser. Wo bleibt die Kreativität? Wo ist die Lust auf Neues? Der Drang nach neuen Erfahrungen und der Wunsch nach Erweiterung des Horizonts? Immerhin bietet das Erlebnis Klassenfahrt nicht nur Schülern die Chance auf neue Erfahrungen, sondern auch ihren Begleitern. Bequemlichkeit mag manche Überraschung ersparen, hat aber auch einen Preis. Die Währung dafür heißt Langeweile.

Den Schülern kann das Reiseziel grundsätzlich nie zu weit weg sein. Auch die »touristische Relevanz« und das Party-Image können gar nicht groß genug sein. Und mit den heutigen Transportmöglichkeiten und einer global immer verlässlicheren Infrastruktur sind den Möglichkeiten rein theoretisch kaum Grenzen gesetzt.

Ein Faktor ist für die Eingrenzung der Antwort auf das »Wohin?« – neben den inhaltlichen Zielen und der Experimentierfreude der Lehrer – allerdings fast immer vorab entscheidend: das Geld! Bevor über die Frage nach dem Wohin auch nur nachgedacht wird, sollte deshalb Klarheit über das Budget herrschen. Eine knifflige Angelegenheit, denn Budget ist nicht gleich Budget (siehe dazu Kapitel 3).

Wann?

Neben der Frage nach dem Reiseziel ist auch die Wahl des Reisetermins von entscheidender Bedeutung für den Erfolg der Klassenfahrt. Lehrer kennen das Grundproblem von ihren privaten Reisen: Sie sind mit ihrer Planung von vornherein auf die Ferien festgelegt – marktwirtschaftlichen Gesetzen folgend die teuerste Zeit, um zu reisen. Für beliebte Klassenfahrten-Ziele gilt das gleiche Problem, allerdings zu anderen Zeiten: Hier ist im Mai und Juni, vor allem aber im September und Oktober Hochsaison. Wer in diesen Monaten auf Klassenfahrt geht, nimmt in Kauf, dass

•die Reisepreise am höchsten,

•der Betrieb vor Ort am stärksten,

•die Unterkünfte am vollsten,

•die Mitarbeiter am genervtesten sowie

•Fehlerquoten, Überbuchungen und Organisationschaos am häufigsten sind.

Noch dazu muss die Fahrt zur »Primetime« meist deutlich mehr als ein Jahr im Voraus gebucht werden, damit es in diesen beliebtesten Zeitfenstern überhaupt klappt.

Viel entspannter und viel preiswerter wird die Organisation und Durchführung einer Klassenfahrt im März oder im November. Die Auswahlmöglichkeiten bei Unterkunft, Beförderung und Programm sind in diesen Nebenzeiten praktisch unbegrenzt und budgetschonend noch dazu. Da kommt plötzlich manches Fahrtziel und mancher Programmpunkt infrage, der sonst am Finanzrahmen scheitern würde.

Natürlich wissen wir, was Sie jetzt denken: »Ja, aber das Wetter!«

Erlauben Sie, dass wir aus Erfahrung vieler saisonal völlig unvorhersehbar ins Wasser gefallener Reisehighlights widersprechen: Ein regenreicher September oder ein schon nasskalter Oktober, ein April, der macht, was er will, die »kalte Sophie« im Mai, die ihrem Namen mal wieder alle Ehre macht, ein Sommer, der auch im Juni noch nicht warmgelaufen ist, und seit dem Klimawandel umgekehrt ein Sommer, der bis in den Oktober anhält – das ist alles gar nicht (mehr) so selten. Die Wahrscheinlichkeit eines herrlich-frühlingshaften März mit angenehmen Temperaturen oder eines goldenen Herbsts bis weit in den November hinein ist nicht wirklich viel geringer als die statistischen und gefühlten Wetterrisiken eines Juni oder September. Und wie abhängig die Fahrt wirklich von kleineren Wetterkapriolen ist (immerhin bleiben wir in unseren Breitengraden von desaströsen Wetterphänomenen noch immer weitestgehend verschont), darauf lässt sich schließlich auch mit dem Programm sehr viel Einfluss nehmen.

Antizyklisch reisen ist also die Devise! Es sei denn, die von der Schulleitung verordnete »Schulfahrtenwoche« macht jegliche Flexibilität von vornherein zunichte. Immer öfter hören wir von solchen Vorgaben: Die Schule legt eine konkrete Woche fest, in der alle Fahrten in allen Klassenstufen durchzuführen sind. Aus Sicht der Schule eine schöne Sache: Vertretungsregelungen werden deutlich einfacher, wenn alle gleichzeitig weg sind. Die Schulfahrtenwoche gibt langfristig Planungssicherheit, ist natürlich für alle klausurenfrei, selbst die Mensa kann sich optimal darauf einstellen, und der Hausmeister kann in Ruhe die neuesten Schandflecke auf Schulbänken und an Toilettenwänden entfernen. Vieles spricht also für die »Schulfahrtenwoche« – deswegen hat sich daraus ein regelrechter Trend entwickelt. September oder Oktober, insbesondere die Wochen vor den Herbstferien, sind dafür besonders beliebt, weil planerisch optimal – aus schulischer Sicht jedenfalls.

Für die Organisation der Klassenfahrten sind Schulfahrtenwochen zur Klassenfahrten-Hochsaison dagegen eine Katastrophe: In keiner halbwegs attraktiven Destination ist noch ein Bett zu bekommen; wenn überhaupt, dann nur anderthalb Jahre im Voraus; von Auswahl bei Programm und Transportwegen keine Spur, dafür aber teuer. Am Ende nimmt man, was man kriegt. Die Qualität wird zweitrangig, Kompromissbereitschaft zur Pflicht. Die ursprünglich vielleicht mal hehren Absichten zu Ziel, Budget oder Inhalt der Fahrt müssen hintanstehen. Wenn, wie auch oft üblich, ganze Klassenstufen mit drei oder vier mal zwanzig Schülern gemeinsam reisen sollen, potenzieren all diese Probleme sich ins Unermessliche.

Dies ist ein Aufruf an alle leidtragenden Lehrer, an alle Schulleiter und alle Schülervertretungen: wenn schon »Schulfahrtenwoche«, dann bitte nicht zur Primetime. Sondern unbedingt antizyklisch!

Neben den hiesigen Bedingungen und Verfügbarkeiten sind natürlich auch die Ferientermine in der Zielregion für eine optimale Planung zu berücksichtigen – ebenso wie nationale und regionale Feiertage, große Feste und sonstige besonderen Umstände. So ist zum Beispiel in Frankreich jedes Jahr an zwei Tagen im Sommer die Beförderung von Kinder- und Jugendgruppen in Bussen verboten. Welche Tage das genau sind, würden wir Ihnen an dieser Stelle gern verraten. Doch es wird immer erst im Frühjahr jedes Jahres festgelegt – und wenn Sie nach Paris fahren, ohne das zu wissen, dann wird es ziemlich anstrengend. Wohl dem also, der bei der Planung einer Frankreich-Reise das Datum dieser beiden Tage in Erfahrung bringt – so wie es eigentlich immer sinnvoll ist, einen Insider des Ziellandes über derartige Besonderheiten zu befragen.3

Kritische Masse: Die Eltern

»Mein Beruf macht mir unheimlich Spaß. Ich würde auch in einem nächsten Leben wieder Lehrerin werden wollen. Aber: nur noch für Vollwaisen.«

So beschrieb eine mit ziemlich robustem Humor ausgestattete Lehrerin uns einmal scherzhaft ihre Erfahrungen bei der Planung von Klassenfahrten unter Einbeziehung der Eltern. Denn die Erziehungsberechtigten sind meist nicht die erste Hürde, wohl aber eine der höchsten bei allem, was Planung ist. Ihren oft überzogenen, oft aber auch einfach nur besorgten und verständlichen Vorbehalten mit dem gesetzten Selbstverständnis des erfahrenen Pädagogen zu begegnen, kann helfen. Doch vielleicht organisieren Sie ja gerade Ihre erste Klassenfahrt! Und dass Eltern sich um ihre Kinder sorgen, wird sich auch in Zukunft nicht ändern. Daher möchten wir Ihnen einige Tipps mit auf den Weg geben – und bei Ihnen, liebe Eltern, gleichzeitig für Verständnis für eben diese Regeln werben, damit die Klassenfahrt nicht zum Politikum wird, sondern sich um das dreht, was allen am Herzen liegt: das Wohl der Schüler.

So ist die Grundsatzfrage »Klassenfahrt oder nicht Klassenfahrt« auf jeden Fall strikt zu vermeiden. Grundsatzfragen führen zu Grundsatzdiskussionen. Die sind fehl am Platz, wenn derjenige, der federführend ist, sich bereits »pro Klassenfahrt« entschieden hat. Und Klassenfahrten sind in aller Regel nun einmal als Bestandteil des Schulbesuchs vorgesehen. Deshalb ist die Teilnahme auch nicht fakultativ, sondern in den meisten Fällen verpflichtend.

Tipp: Falls es doch zu einer Grundsatzdiskussion in der Frage »Klassenfahrt ja oder nein« kommt, begegnen Sie ihr ganz praktisch: Verteilen Sie dieses Buch! Es kann die meisten Sorgen und Bedenken von Erziehungsberechtigten auflösen. Die Angst vor dem Unbekannten ist fast immer am größten.

Um es kurz zu machen: Die Frage »pro oder contra Klassenfahrt« kann nur und ausschließlich seitens der Schule entschieden werden. Sie ist keine Frage des Mehrheitsvotums der Elternschaft. Basta.

Das klingt vielleicht radikal und ist es auch – doch anders ist diese Frage schlicht nicht zu klären. Denn eine grundsätzliche Diskussion, ob überhaupt eine Fahrt realisiert werden soll, müsste einstimmig beigelegt werden, um Einzelfallregelungen und damit vorprogrammierten Ungerechtigkeiten aus dem Weg zu gehen. Und diese Einstimmigkeit wäre letztlich natürlich immer theoretischer Natur. Eltern können ja nicht dazu gezwungen werden, eine Klassenfahrt zu befürworten. Zur Teilnahme ihres Kindes an einer Fahrt hingegen schon – weshalb die Diskussion letztlich ohnehin müßig ist, denn hier hat der Gesetzgeber die Karten eindeutig verteilt.

Für Klarheit sorgt im Idealfall die Schulfahrtenordnung der Schule (siehe dazu auch Kapitel 2). Und wo es die noch nicht gibt, ist sie dringend zu empfehlen. Denn mit ihr, und spätestens mit dem ergänzenden Blick in die Schulfahrtenverordnung des jeweiligen Bundeslandes4, erübrigt sich jede Grundsatzdiskussion von vornherein. Dort ist nämlich klipp und klar geregelt, in welcher Klassenstufe welche Art von Fahrt gemacht wird.

2.

Alles, was Recht ist Gesetze und Verordnungen

Die Schulfahrtenverordnungen der Bundesländer

Bildung ist in Deutschland bekanntlich nicht Bundes-, sondern Ländersache. Für die festgeschriebenen Regeln und Gesetze rund um das Thema Bildung sorgen demnach auch die zuständigen Ministerien in den 16 Bundesländern. Ein wichtiger Grundsatz wirkt sich auf alles andere aus: Schulfahrten sind Teil der Bildung in Schulen. (Der Gesetzgeber spricht übrigens in den meisten Fällen nicht von »Klassenfahrten«, sondern von »Schulfahrten«, die Begriffe können hier als synonym betrachtet werden.)

Daher ist es nur konsequent, auch die Regeln für die Fahrten auf Länderebene aufzustellen. Dies ist in den für alle Bundesländer vorliegenden Schulfahrtenverordnungen geschehen. Im Kern wird darin stets der hohe Stellenwert der Fahrten gewürdigt. In den Verordnungen finden sich unter anderem Vorgaben zur Reisedauer in Abhängigkeit zur Klassenstufe, zu Budgetrahmen oder zur Anzahl und Qualifikation der Begleitpersonen – also sehr detaillierte Vorgaben. Auf die Wahl der Verkehrsmittel und der Unterbringung wird ebenso eingegangen wie auf den Unfallversicherungsschutz von Schülern und Lehrern und nicht zuletzt auf die Reisekostenerstattung für die Lehrkräfte.

Bisweilen wirken die Formulierungen in diesen Werken etwas aus der Zeit gefallen. Wenn Schulen im – geografisch recht kleinen – Saarland zum Beispiel angehalten sind, bis zu bestimmten Klassenstufen nur innerhalb ihres Bundeslandes zu verreisen, wirkt das schon befremdlich, wenn man bedenkt, dass die Landesgrenze ab jedem saarländischen Schulstandort in jeder Himmelsrichtung recht nahe liegt. Noch kleiner ist, würde man der Schulfahrtenverordnung Bremens Folge leisten, der Radius für dortige Grundschulen anhand einer ähnlich formulierten Regelung.

Auch enge Budgetvorgaben sind häufig Bestandteil der Schulfahrtenverordnungen der Länder. Dabei wirkt sich in manchen Fällen besonders ungünstig aus, dass die Entstehung der Verordnung mitunter viele Jahre zurückliegt, die Budgets aber nie angepasst wurden und daher oft nicht mehr unbedingt zeitgemäß sind – was es den Lehrern teilweise fast unmöglich macht, die Vorgaben überhaupt einzuhalten.

Eine Schulfahrtenordnung bringt Klarheit

Viele Schulen geben sich selbst unter Beteiligung von Eltern- und Schülervertretung eine eigene Schulfahrtenordnung, welche die Verordnung des jeweiligen Bundeslandes ergänzt. Hier ist, in Übereinstimmung mit den jeweiligen Verwaltungsvorschriften des Bundeslandes, konkreter und für die jeweilige Schule spezifisch geregelt, wie jeder Aspekt der Reise, der sich durch Regeln klären lässt, laufen soll. Eine solche Ordnung sorgt bei Schülern, Eltern und Lehrern für Klarheit, lange bevor sich die konkreten Fragen der Organisation überhaupt stellen.

Nicht zuletzt ist eine durchdachte, attraktive und ausgewogene Schulfahrtenordnung übrigens auch eine gute Grundlage für das Marketing der Schule, nach innen wie nach außen: Für viele Eltern und auch die Schüler selbst spielt die Art und Weise, wie wichtige Ereignisse außerhalb des regulären Unterrichts von einer Schule gehandhabt werden, eine wichtige Rolle.

Der vorbereitende Papierkram

Auf den Internetseiten von Jugendunterkünften, Hostels, gewerblichen Schulfahrtenveranstaltern, beim Deutschen Jugendherbergswerk und anderen Trägern finden sich zahlreiche Anleitungen mit Vordrucken für Elternbriefe, für Anträge, Einverständniserklärungen, To-do-Listen, Checklisten und natürlich Packlisten. Ebenso wenig fehlen dürfen Anleitungen für Spiele unterwegs und Methoden zur Evaluierung.

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