Landser im Weltkrieg 4 - Stefan Köhler - E-Book

Landser im Weltkrieg 4 E-Book

Stefan Köhler

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Beschreibung

Fesselnde Landser-Geschichten in Romanheft-Länge Der vorliegende Band „Bruderkampf im Hürtgenwald” beschreibt das brutale Ringen um das Örtchen Schmidt im Winter 1944/1945 aus deutscher und US-amerikanischer Perspektive. Erleben Sie, wie beide Seiten erbittert um jedes Haus und jeden Straßenzug kämpfen, als plötzlich ein Funke Menschlichkeit in diesen Wahnsinn der letzten Kriegsmonate einzieht … Erleben Sie, wie die gnadenlose Schlacht im Hürtgenwald den beteiligten Soldaten alles abverlangt. Bei dem Buch handelt es sich um eine Neuauflage von Stefan Köhlers „Bruderkampf im Hürtgenwald“. Über die Reihe „Landser im Weltkrieg“ „Landser im Weltkrieg“ erzählt fiktionale Geschichten vor historischem Hintergrund realer Schlachten und Ereignisse im Zweiten Weltkrieg. Im Zentrum stehen die Erlebnisse deutscher Landser fernab der großen Strategien am grünen Tisch. Lassen Sie sich dieses einmalige Leseerlebnis nicht entgehen!

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Stefan Köhler

 

 

 

 

 

Landser im Weltkrieg 4

Bruderkampf im Hürtgenwald-Das brutale Ringen um den Ort Schmidt

 

 

EK-2 Militär

 

Über die Reihe Landser im Weltkrieg

Ihre Zufriedenheit ist unser Ziel!

Hürtgenwald, zum Jahreswechsel 1944/45

Einige Tage später

Am nächsten Morgen

Einige Tage später

Am nächsten Tag

Mai 1945

Die Nachkriegszeit

Frühjahr 1957

Über den nächsten Band

Leseprobe

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Über die Reihe Landser im Weltkrieg

 

Jeder Band dieser Romanreihe erzählt eine fiktionale Geschichte, die vor dem Hintergrund realer Ereignisse und Schlachten im Zweiten Weltkrieg spielt. Im Zentrum der Geschichte steht das Schicksal deutscher Soldaten.

 

Wir lehnen Krieg und Gewalt ab. Kriege im Allgemeinen und der Zweite Weltkrieg im Besonderen haben unsägliches Leid über Millionen von Menschen gebracht.

 

Deutsche Soldaten beteiligten sich im Zweiten Weltkrieg an fürchterlichen Verbrechen. Deutsche Soldaten waren aber auch Opfer und Leittragende dieses Konfliktes. Längst nicht jeder ist als glühender Nationalsozialist und Anhänger des Hitler-Regimes in den Kampf gezogen – im Gegenteil hätten Millionen von Deutschen gerne auf die Entbehrungen, den Hunger, die Angst und die seelischen und körperlichen Wunden verzichtet. Sie wünschten sich ein »normales« Leben, einen zivilen Beruf, eine Familie, statt an den Kriegsfronten ums Überleben kämpfen zu müssen. Die Grenzerfahrung des Krieges war für die Erlebnisgeneration epochal und letztlich zog die Mehrheit ihre Motivation aus dem Glauben, durch ihren Einsatz Freunde, Familie und Heimat zu schützen.

 

Prof. Dr. Sönke Neitzel bescheinigt den deutschen Streitkräften in seinem Buch »Deutsche Krieger« einen bemerkenswerten Zusammenhalt, der bis zum Untergang 1945 weitgehend aufrechterhalten werden konnte. Anhänger des Regimes als auch politisch Indifferente und Gegner der NS-Politik wurden im Kampf zu Schicksalsgemeinschaften zusammengeschweißt. Genau diese Schicksalsgemeinschaften nimmt »Landser im Weltkrieg« in den Blick.

 

Bei den Romanen aus dieser Reihe handelt es sich um gut recherchierte Werke der Unterhaltungsliteratur, mit denen wir uns der Lebenswirklichkeit des Landsers an der Front annähern. Auf diese Weise gelingt es uns hoffentlich, die Weltkriegsgeneration besser zu verstehen und aus ihren Fehlern, aber auch aus ihrer Erfahrung zu lernen.

 

Nun wünschen wir Ihnen viel Lesevergnügen mit dem vorliegenden Werk.

Ihre Zufriedenheit ist unser Ziel!

 

Liebe Leser, liebe Leserinnen,

 

zunächst möchten wir uns herzlich bei Ihnen dafür bedanken, dass Sie dieses Buch erworben haben. Wir sind ein kleines Familienunternehmen aus Duisburg und freuen uns riesig über jeden einzelnen Verkauf!

 

Unser wichtigstes Anliegen ist es, Ihnen ein angenehmes Leseerlebnis zu bieten.

 

Damit uns dies gelingt, sind wir sehr an Ihrer Meinung interessiert. Haben Sie Anregungen für uns? Verbesserungsvorschläge? Kritik?

 

Schreiben Sie uns gerne: [email protected]

 

Nun wünschen wir Ihnen ein angenehmes Leseerlebnis!

 

Heiko und Jill von EK-2 Militär

 

Hürtgenwald, zum Jahreswechsel 1944/45

 

Die Nacht lag über Europa. Tiefschwarz und still. Mitternacht war vorbei.

Der amerikanische Spähtrupp befand sich in einem Tal westlich von Nideggen. First Lieutenant Frederic Miller blickte mit dem Nachtglas in die Finsternis. Schon eine ganze Weile beobachtete er die endlos erscheinenden Wälder. Leutnant Miller, den seine Freunde `Freddy´ nannten, hob lauschend den Kopf und horchte angespannt rüber, dorthin, wo die Deutschen lagen.

Neben dem Lieutenant lauschte Sergeant James Clark ebenfalls in die Nacht.

„Die verdammte Stille ist schlimmer als die beschissene Artillerie der Deutschen.“

Und wirklich: Es war totenstill. Das große Schweigen der Nacht hatte sich über den Wald gelegt. Wenigstens im Augenblick. Kein Postenruf. Kein Waffengeklirr. Kein klapperndes Schanzzeug. Nichts tönte vom Feind herüber.

Miller ließ das Glas sinken und lachte gedämpft: „Nur nichts beschreien, Sergeant. Freuen wir uns, so lange es anhält.“

Sie schlichen zum Rest der Gruppe zurück.

„Kaffee, Sir?“, fragte Funker Mellish und reichte Miller einen dampfenden Becher.

„Gerne. Danke.“ Miller nippte vorsichtig an dem heißen Getränk und schloss dann die in Handschuhen steckenden Finger eng um den Becher.

Copeland, der Schütze der Browing Automatic Rifle oder kurz BAR, reichte dem Sergeant ebenfalls einen dampfenden Becher. Sein Kamerad Wassen, der zusätzliche Magazine für das leichte Maschinengewehr mitführte, bediente den kleinen Kocher. Die meisten anderen hockten unter den Zeltplanen und hatten die Hände ebenfalls um warme Becher gelegt. Sie alle gehörten zum 22. Regiment der 28. US-Infanterie-Division Keystone.

Plötzlich knallten zwei Schüsse herüber. Erschrocken fuhren die Männer auf.

„Verdammte Scheiße! Was war das denn?“, rief Wassen aus.

„Das klang nach Pistolenschüssen. Die kamen von unserer Seite und zwar ganz aus der Nähe“, meinte Clark mit Kennermiene.

„Sehen Sie mal nach, Sergeant“, ordnete Miller an. „Nehmen Sie Copeland, Wassen und Pellosi mit.“

„Verstanden, Sir. Los, Männer, auf geht´s!“

Die Soldaten griffen nach ihren Waffen, ehe sie vorsichtig durch die Büsche in Richtung Geräuschquelle pirschten. Miller vernahm kurz darauf zornige Worte. Wenig später tauchten die vier Männer mit verärgerter Miene wieder auf.

„Was hat es da gegeben, Sergeant?“, wollte Miller wissen.

„Dieser verdammte Kriegsberichterstatter, den sie uns zugeteilt haben, hat einen der gefangenen Krauts umgelegt“, erwiderte Clark empört. „Faselte irgendetwas von Fluchtversuch.

Sir, das ist nicht das erste Mal, dass dieser komische Kauz einen Gefangenen beiseite nimmt und ihn dann abknallt. Wir sollten den Kerl so schnell wie möglich los werden.“

„Ich werde alles daran setzen, Sergeant.“ Miller presste zornig die Lippen zusammen. Der Kriegsberichterstatter der Division sollte sich gefälligst auf seine Aufgaben konzentrieren, statt Kriegsgefangene umzulegen.

„Besser früher als später, Sir“, ließ sich Pellosi vernehmen. „Durch die Knallerei weckt der noch die Deutschen auf und dann bepflastert uns wieder ihre verdammte Artillerie.“

Damit hatte Pellosi nicht ganz Unrecht. Miller schüttelte den Kopf.

Daraufhin zuckten Blitze im Osten auf. Doch anders, als bei einem Gewitter, zuckten diese Blitze nicht vom Himmel zur Erde hernieder, sondern erhellten den dunklen Horizont im Stakkatolicht der deutschen Geschütze. Für Bruchteile einer Sekunde wurden die dichten Schneewolken am Dezemberhimmel in einen gespenstischen Schimmer gehüllt.

„Madonna, ich hab´s doch geahnt!“, schimpfte Pellosi. „Jetzt kriegen wir den ganzen Segen ab!“

„Volle Deckung!“, rief Lieutenant Miller. Er und die Männer sprangen in die mühsam ausgehobenen Schützenlöcher. Dann brach auch schon ein Inferno aus Feuer, Stahl, Tod und Verderben über die amerikanischen Soldaten herein.

Miller schützte den Kopf mit den Armen und verfluchte den Kriegsberichterstatter, der ihnen das Sperrfeuer beschert hatte. Verdammt dämlicher Kerl, dieser Hemingway …

 

Weniger als einen Kilometer entfernt, in Schmidt, dem größten Stadtteil von Nideggen, hockten deutsche Soldaten in arg zusammengeschossenen Gebäuden. Besonders begehrt waren die Plätze nahe den warmen Öfen. Um Spannungen zu vermeiden, hatte man eine Art Schichtsystem eingeführt, in dem jeder einmal in Ofennähe sitzen und sich richtig aufwärmen konnte. Zum Glück war die hier lebende Bevölkerung schon vor Ausbruch der ersten Gefechte evakuiert worden, sie hätte in der Kälte noch schlimmer gelitten. Weitere Landser kauerten in den Ecken und schliefen. Sie waren erschöpft.

Und das Bataillon?

Wie viele waren sie denn überhaupt noch?

Ausfälle über Ausfälle! Auch die ihnen gegenüberliegenden Feindverbände waren stark dezimiert worden, doch was hieß das schon? Wenn eine amerikanische Einheit aufgerieben wurde, standen im nächsten Augenblick zwei neue da.

Ein Major saß am Tisch, auf dem einige Karten und Papiere lagen. Vor ihm auf der leeren Munitionskiste lümmelte sich ein Oberleutnant.

„Ich würde Sie ja bei unserem Haufen willkommen heißen, Oberleutnant Drechsler“, sagte Major Wolfgang Stüttgen mit der Andeutung eines Lächelns in seinem verhärmten Gesicht. „Aber ich glaube, das wäre nach drei Monaten im Lazarett nicht ganz angemessen.“

Oberleutnant Josef Drechsler erwiderte das schwache Lächeln, sagte jedoch nichts. Sein Ritterkreuz wackelte bei jeder Kopfbewegung.

Der Major blätterte in den Marschbefehlen des Neuzugangs. „Als Unteroffizier in Nordafrika, dann Offizierslehrgang und schließlich Leutnant in der Normandie. Dort schwer verwundet worden.“

Das Aufbrüllen schwerer Geschütze unterbrach den Bataillonskommandeur für kurze Zeit. Die deutsche Artillerie schoss wieder Störfeuer gegen die amerikanischen Stellungen.

„Ich teile Sie der 2. Kompanie zu“, erhob der Major seine Stimme über das Tosen. „Die 2. hat fast alle ihre Offiziere und Unteroffiziere verloren. Eine ganze Reihe von Leuten wurde befördert, um die gröbsten Lücken aufzufüllen. Erfahrener Ersatz kommt dieser Tage ja kaum noch an die Front. Sie bilden da die erfreuliche Ausnahme.“

„Ich verstehe, Herr Major. Wie ist die Stärke der 2. Kompanie?“

„Die Stärke?“ Auf Stüttgens Stirn bildeten sich Falten. „In etwa so wie beim Rest des Bataillons, rund ein Drittel Ausfälle aller Art.“

Die Tür öffnete sich und ein völlig verdreckter Soldat trat ein.

„Mensch, mach die verdammte Tür zu!“, raunzte einer der Landser den Neuankömmling an. „Es ist schweinekalt da draußen!“

„Das musst du mir nicht sagen, Kamerad“, erwiderte der Soldat, zog den Schal aus dem stoppelbärtigen Gesicht, schloss die Tür und stampfte mit den Füßen auf. Schnee und Matsch lösten sich von den Stiefeln.

„Beim Pissen musste ich den gefrorenen Strahl abschlagen.“

„Na, so lange nichts anderes dabei beschädigt wurde“, lästerte der andere mit breitem Grinsen im hohlen Gesicht.

„Sind Sie das, Rauterkus?“, rief Major Stüttgen.

„Jawohl, Herr Major.“

„Das trifft sich gut. Kommen Sie herüber, Unteroffizier. Ihr neuer Kompaniechef ist angekommen.“

Der Angesprochene kam herbeigeeilt und fasste den Oberleutnant kurz ins Auge, bevor er grüßte. Er tat es mit der Hand an der Mütze, nicht mit durchgestrecktem Arm, wie Drechsler registrierte. Der Major machte eine lässige Handbewegung in Richtung Stirn, die ein Gruß sein konnte oder auch nicht.

„Rauterkus, dies ist Oberleutnant Drechsler, der neue Führer der 2. Kompanie“, verkündete Stüttgen.

„Willkommen, Herr Oberleutnant“, sagte Rauterkus zu Drechsler.

„Unteroffizier.“

Die beiden Männer reichten sich die Hand.

„Wenn es Ihnen Recht ist, Herr Major, würde ich gerne so schnell wie möglich zu meiner Kompanie.“

„Natürlich.“ Stüttgen nickte zustimmend.

Drechsler ahmte den militärischen Gruß des Unteroffiziers nach und der Major reagierte erneut mit seiner undefinierbaren Handbewegung.

Der Oberleutnant folgte Rauterkus, der ihm die Tür öffnete und mit seinem neuen Kompaniechef in die Kälte trat.

„Folgen Sie mir“, sagte Rauterkus und führte den Oberleutnant an den teilweise zerschossenen und zerbombten Gebäuden entlang. „Der Haufen liegt am westlichen Rand von Schmidt.“

Es war wirklich kalt. Die Luft brannte in der Nase. Der pechschwarze Himmel lag wie ein Mantel über dem Land, nur die Sterne blinkten wie poliertes Glas. In der Ferne krepierten rumpelnd Granaten und Abschüsse beleuchteten den Horizont. Sie warfen scharfe Schatten zwischen die Häuser.

Drechsler packte den Unteroffizier am Ärmel und zog ihn in den Eingang eines halb zusammengefallenen Gebäudes. Ein strahlendes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Menschenskind, Karl!“

Die dreckstarrende Uniform ignorierend umarmte er Rauterkus und klopfte ihm auf den Rücken. „Keiner wusste, wo du abgeblieben bist!“

„Jupp!“ Rauterkus erwiderte die Umarmung. „Verdammt, tut das gut, dich zu sehen!“

Etwas verlegen über den Gefühlsausbruch lösten sie sich voneinander und nahmen einen raschen Rundblick, ob sie auch niemand beobachtet hatte. Man konnte ja nicht vorsichtig genug sein.

„Es hieß, es hätte dich in der Normandie erwischt“, sagte Drechsler.

Der Unteroffizier schnaufte, kramte ein Zigarettenpäckchen aus seiner Tasche hervor und bot seinem Gegenüber eine Kippe an. „Davon träumst du auch nur. Ich habe in der Normandie nicht mal eine Schramme abbekommen.“

„Du warst schon immer ein glücklicher Bastard, Karl.“ Drechsler nahm eine Zigarette aus der Packung und steckte sie sich zwischen die Lippen. Rauterkus hob ein Sturmfeuerzeug, schirmte es mit der Hand ab und ließ den Oberleutnant den ersten tiefen Zug machen, bevor er sich seine eigene Kippe ansteckte.

„Amerikanischer Tabak“, stellte Drechsler fest. „Wo hast du den her?“

„Daher, wo ich auch die her habe“, erwiderte Rauterkus und klopfte mit der Hand auf das Pistolenholster an seiner Hüfte. Drechsler erkannte im fahlen Licht einen .45er Colt.

„Verstehe.“ Er sog genießerisch den aromatischen Tabak ein. „Wie ist es dir ergangen?“

„Man hat mich von einer Einheit zur anderen weitergereicht, bis ich schließlich hier gelandet bin.“

„Und du wurdest befördert.“

Rauterkus zuckte mit den Achseln. „Das ist nur den hohen Verlusten geschuldet. Mit meinem Eintrag in der Personalakte hätten die mich sonst nie befördert.“

Das altbekannte Schuldgefühl kroch in Drechsler empor. „Hör mal, Karl …“

„Vergiss es. Hab´ ich dir schon tausendmal gesagt, Jupp. Es ist, wie es ist.“

Die beiden Männer standen einige Minuten nebeneinander und beobachteten das von einem unheimlichen Grollen untermalte Lichtspiel am Horizont.

„Hast du von irgendjemandem was gehört?“, wollte Rauterkus dann wissen.

„Jürgen ist mit seinem Boot auf See geblieben. Achim wird an der Ostfront vermisst. Und den alten Bauern Jost haben die Tiefflieger im Herbst auf seinen Feldern erwischt, zusammen mit drei Fremdarbeitern.“

„Ach, verdammt.“

Rauterkus sah betrübt zu Boden und kickte einen Schneeklumpen beiseite. Der Krieg war nicht wählerisch, er fraß sie alle, Soldaten, Zivilisten, Männer, Frauen, Kinder.

„Und Sabine?“

„Vermisst dich jeden Tag mehr.“

Erneut schwiegen sie.

„Was ist mit Stüttgen?“, wollte Drechsler schließlich wissen.

„Der Major ist noch von der alten Schule; soll heißen, er ist so weit in Ordnung.“

„Und unsere Kompanie?“

„Die Männer sind erschöpft, viele sind krank. Das, was an Nachschub durchkommt würde für einen vollständigen Zug nicht reichen. Da ist es von Vorteil, dass wir völlig unterbesetzt sind“, erläuterte Rauterkus zynisch.

„Also wie überall“, stellte der Oberleutnant fest. „Sonst noch was?“

„Einen Spieß haben wir derzeit nicht, den letzten hat die Artillerie erwischt. Dein Stellvertreter ist Leutnant Oettinger. Kommt frisch von der Napola. Auf den musst du aufpassen, der glaubt immer noch, Adolf pisst Limonade.“

Rauterkus verbiss sich ein Auflachen. Diese spitzen Kommentare hatte er schon immer gemocht. Andere weniger.

„Verstanden.“

„Wir sollten weiter, bevor wir hier noch festfrieren“, meinte Rauterkus und stampfte mit den Füssen auf.

„Guter Gedanke.“

Sie warfen die Zigarettenstummel in den Schnee und setzten ihren Weg fort.

 

Einige Tage später

 

Am östlichen Horizont meldete ein leichter Schimmer das Nahen eines neuen Tages an. Die am Firmament stehenden Sterne begannen langsam zu verblassen. Frostklar und schneidend kalt war die Luft, die bei jedem Atemzug in der Lunge brannte.

Der deutsche Wachposten blies in seinem Schützenloch eine Atemfahne in die Höhe, während er den Himmel musterte.

„Heute scheint es mal keinen Schnee zu geben“, meinte er.

„Kann sein.“ Sein Kamerad rieb sich die trotz der Handschuhe kalten Finger.

„Ich habe die verdammten Nachtwachen so satt! Man friert sich hier die Eier ab, während unser Nachwuchs-Goebbels hinten im warmen Haus pennt!“

„Hältst du wohl die Schnauze!“, fuhr ihm sein Kamerad sofort über den Mund. „Bist du von allen guten Geistern verlassen worden, Voß? Wenn das der Falsche hört, bist du geliefert, du Idiot!“

„Ich mein ja nur“, gab Voß kleinlaut zurück. „Ich vertraue dir eben.“

„Kannst du ja auch. Aber sei trotzdem vorsichtiger.“

„Hast ja recht. Aber sogar der neue Kompanieführer hat schon mitbekommen, was es mit Oettinger auf sich hat.“

„Ja, der Drechsler scheint in Ordnung zu sein. Ich habe gehört, der war in Afrika und der Normandie dabei. Der weiß also, wie der Hase läuft.“

„Ist doch schön, zur Abwechslung mal einen Kompanieführer zu haben, der etwas von seinem Handwerk versteht und nicht Sturmläufe ins feindliche MG-Feuer befiehlt.“

„Fängst du schon wieder an!“

„Ich bin ja schon still. Beruhige dich, Richards.“

In Schmidt drängten sich die frierenden Landser mit rot entzündeten Augen und Stoppelbärten um die offenen Feuerstellen. Die ganze Nacht war sehr ruhig verlaufen. Nur einige wenige Artillerieabschüsse oder MG-Salven hatten die Männer aufgeschreckt.

In seinem Schützenloch fiel es Voß trotz der Kälte schwer, die Augen offen zu halten. Wie gerne wäre jetzt Zuhause bei seiner Frau und den Kindern! Ob die Kleinen ihn überhaupt noch erkennen würden? Die Gedanken an Daheim dämpften seine Wahrnehmung, aber nun fuhr er schlagartig auf, seine Sinne schalteten vom Familienvater auf die eines Veteranen zurück. Ein Knirschen hing in der Luft, gefolgt von einem leisen Grollen.

„Richards. Du, Richards!“

„Mensch, du brüllst uns noch die Amis auf den Hals!“, beschwerte sich sein Kamerad. „Was ist denn?“

„Hör doch mal.“

„Was soll ich denn hören?“ Richards zog den Schal herunter, den er sich bis hoch zu den Ohren um die Schultern gewickelt hatte. „Oh, verdammt!“

Angestrengt lauschten sie in den beginnenden Tag hinein. Der Wind trug das Geräusch in wechselnder Lautstärke zu den horchenden Wachposten. Das Klirren der Ketten, das dumpfe Röhren ihrer Motoren war für die Landser unverkennbar. Es brummte, als fauchten Riesen der Urzeit. Und darüber lag ein Klang, als würden leere Blechdosen in Massen auf einen Haufen schon liegender Dosen geworfen.

„Das sind eindeutig Panzer!“, rief Richards aus.

Eine Gestalt sprang zwischen die beiden lauschenden Wachposten ins Schützenloch und jagte ihnen einen gehörigen Schrecken ein.

„Wie sieht es aus?“, fragte Unteroffizier Rauterkus.

„Panzer, Herr Unteroffizier“, berichtete Voß. „Man kann sie deutlich hören.“

„Ja“, stimmte Rauterkus nachdenklich zu und verzog das Gesicht. „Ich gebe Alarm. Ihr haltet so lange die Füße still.“

„Verstanden, Herr Unteroffizier.“

Rauterkus stemmte sich aus dem Loch und hastete so schnell wie möglich durch den Schnee nach hinten.

Die beiden Landser wechselten einen kurzen Blick. Rauterkus war ein erfahrener Veteran, davon zeugten seine Kompetenz und seine Auszeichnungen. Aber Leutnant Oettinger, wegen seiner Reden in der Truppe respektlos auch als „Nachwuchs-Goebbels“ bezeichnet, hatte den Unteroffizier vom ersten Tag an auf dem Kieker gehabt. Die beiden jungen Soldaten waren sich sicher, dass eine interessante Geschichte dahinter steckte. Nach ihrer ganz eigenen Logik konnte jemand, der Oettinger auf die Palme brachte, ein so übler Kerl nicht sein. Vorerst aber mussten sie sich um den amerikanischen Angriff kümmern.

„Panzer aus Westen im Anmarsch!“ Rauterkus rannte zwischen den Gebäuden entlang und scheuchte die Truppe auf. „Panzer! Panzer!“

Der Ruf pflanzte sich rasch durchs ganze Dorf fort.

„Panzer! Alarm!“

Eine Sekunde lang rieben sich die noch dösenden Landser verschlafen die Augen, dann war die lähmende Müdigkeit, die die Knochen so schwer machte, mit einem Male wie weggeblasen. Überall sprangen sie auf und griffen nach Waffen und Ausrüstung. Sie schnappten sich Handgranaten, Panzerminen und Panzerfäuste. Sie rannten zwischen den Trümmerhaufen auf den Rand des Dorfes zu, bis sie an einem tiefen Panzergraben haltmachten.

Inzwischen steigerte sich der Lärm immer weiter und die Männer spürten, wie der gefrorene Boden von den Ketten der rollenden Panzer in Schwingungen versetzt wurde. In ihrem Rücken feuerte jetzt die Artillerie. Geschosse flogen pfeifend über die kauernden deutschen Soldaten hinweg. Die Einschläge konnten sie in den Gräben nicht sehen. Sie ereigneten sich irgendwo im dichten Wald voraus. Die eigenen Geschütze feuerten auf die wenigen schlammigen Straßen, die durch das Waldgebiet führten.

Zwei dunkle Flecke lösten sich aus einer wenige hundert Meter entfernten Baumgruppe und näherten sich über die angrenzende, verschneite Wiese.

Voß kniff die Augen zusammen, um zu erkennen, worum es sich handelte.

„Verdammte Sauerei! Das sind amerikanische Sherman-Panzer!" Er deutete auf die Schemen.

Die beiden Landser sahen noch das Aufblitzen des Mündungsfeuers der Kampfwagen, dann detonierten die Granaten auch schon mit einem ohrenbetäubenden Lärm. Sie duckten sich in ihr Schützenloch, Splitter und ein paar Brocken gefrorenen Schnees sausten über ihren Kopf hinweg.

Bevor die amerikanischen Panzer eine zweite Salve abfeuern konnten, sprangen Rauterkus und der Gefreite Hesse, ein Ersatzmann, in den Graben. Sie zogen eine Holzkiste hinter sich her und rissen sofort den Deckel ab. Zum Vorschein kamen vier dünne Rohre mit einer mechanischen Visiereinrichtung, an deren Spitze je ein dicker Gefechtskopf saß.

Panzerfäuste!

Unteroffizier Rauterkus biss die Zähne zusammen. Zehn, zwölf, vierzehn amerikanische M4 Sherman tauchten in seinem Blickfeld auf. Immer näher schoben sich die Ungetüme an die deutschen Stellungen heran. Der M4 war gut 30 Tonnen schwer, bewaffnet mit einer 75-Millimeter-Kanone und drei Maschinengewehren, einem schweren 12,7-Millimeter und zwei 7,62-Millimeter-MG.

Die feindliche Artillerie schaltete sich in den Kampf ein. Dort, wo die deutschen Batterien standen, fuhren ihre Geschosse krachend in den Boden. Das deutsche Feuer lag dennoch gut. Granaten explodierten auf Baumwipfelhöhe und spickten die Umgebung mit Splittern aus Stahl und Holz. Die US-Infanterie erlitt erste sichtbare Verluste.

Nun eröffneten die beiden im Dorf versteckten 75-Millimeter-Panzerabwehrkanonen das Feuer. Eine Granate traf die Nahtstelle zwischen Turm und Wanne des ersten Sherman. Der Panzer platzte berstend in einem aufglühenden Feuerball auseinander, der brausend und tobend vor der amerikanischen Panzerkolonne aufblühte. Ein erschütternder Anblick, der auf die anderen Sherman-Besatzungen sicherlich niederschmetternd wirkte.

Ein zweiter Panzer drehte sich auf einmal komplett um die eigene Achse, ehe er qualmend zum Stillstand kam.

---ENDE DER LESEPROBE---