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Dämmerung fiel über das Grasland, ein kühler Westwind wehte von den nahen Bergen, der Mond ging schon auf. Eastflower hob den Blick, weil Trommeln und Gesang plötzlich verstummten. Vor den Wigwams sah sie die Jäger sich aufrichten und zum Totempfahl in der Mitte des Jagdlagers spähen. Von dort schwankte der Medizinmann dem Zelt des Jagdhäuptlings entgegen; eine Squaw musste ihn stützen.
"Weißer Rabe kommt zu uns", sagte Eastflower. Sie verband ihrem Mann die Wunden an Oberschenkel und Schulter. Ein Büffel hatte den Jagdhäuptling heute vom Mustang gestoßen. "Er blickt finster. Der Große Geist hat ihm wohl wieder Unglück verheißen."
Vor dem Paar blieb der Medizinmann stehen. "Lass das Lager abbrechen, Roter Falke!", sagte er mit schwerer Zunge und lehnte sich auf seine Squaw. "Wir müssen fliehen. Sofort. Der Tod ist auf dem Weg zu uns."
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Seitenzahl: 147
Veröffentlichungsjahr: 2014
Cover
Impressum
Der Speer der Rache
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln
Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin
Verantwortlich für den Inhalt
Titelfoto: Aboy/Bassols
E-Book-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln
ISBN 978-3-7325-0267-7
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Der Speer der Rache
Dämmerung fiel über das Grasland, ein kühler Westwind wehte von den nahen Bergen, der Mond ging schon auf. Eastflower hob den Blick, weil Trommeln und Gesang plötzlich verstummten. Vor den Wigwams sah sie die Jäger sich aufrichten und zum Totempfahl in der Mitte des Jagdlagers spähen. Von dort wankte der Medizinmann dem Zelt des Jagdhäuptlings entgegen; eine Squaw musste ihn stützen.
»Weißer Rabe kommt zu uns«, sagte Eastflower. Sie verband ihrem Mann die Wunden an Oberschenkel und Schulter. Ein Büffel hatte den Jagdhäuptling heute vom Mustang gestoßen. »Er blickt finster. Der Große Geist hat ihm wohl wieder Unglück verheißen.«
Vor dem Paar blieb der Medizinmann stehen. »Lass das Lager abbrechen, Roter Falke!«, sagte er mit schwerer Zunge und lehnte sich auf seine Squaw. »Wir müssen fliehen. Sofort. Der Tod ist auf dem Weg zu uns.«
Eastflower sah die Flasche aus der Jacke seiner Squaw ragen, die Flasche mit dem Feuerwasser. Sie spürte Wut in sich aufsteigen, wandte sich ab und richtete ihre Aufmerksamkeit ganz auf den letzten Verband, den sie ihrem Mann anlegte. Mit diesen Wunden würde Roter Falke morgen nicht zur Jagd reiten können.
»Hörst du mir zu, Häuptling?« Weißer Rabe krächzte mehr, als dass er sprach, und schlimmer noch: Er schwankte immer bedenklicher. »Hast du gehört, was der Große Geist dir ausrichten lässt, Roter Falke?«
»Ich habe deine Worte gehört, Weißer Rabe.« Eastflower war erleichtert, ihren Mann so ruhig sprechen zu hören. Sie allein, die ihn so gut kannte, wie sonst niemand, nur sie hörte seiner Stimme an, wie schwer es ihm fiel, seinen Zorn im Zaum zu halten.
Seit Wochen schwirrten Kriegsgerüchte durch Prärie, Gebirge und Großes Becken, und seit Wochen hatte der Weiße Rabe nichts Besseres zu tun, als die Jäger vom Stamme der Ute und ihre Frauen in Angst und Schrecken zu versetzen mit seinen düsteren Weissagungen. Dennoch war und blieb er der Medizinmann und man musste ihn entsprechend respektvoll behandeln.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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