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Als Marshal Ben Watson in sein Office trat, blieb er wie angewurzelt stehen. Entgeistert starrte er auf den Mann, der hinter seinem Schreibtisch stand.
Es war sein Vater. Verzweifelt wühlte der alte Jack Watson in der Schublade. Er war barfuß, trug rosafarbene Unterwäsche und den Filzhut mit der geschlitzten Krempe.
Beim Anblick des verwirrten Greises spürte der Marshal eine Faust im Bauch. "Dad", sagte er leise. "Mein Gott, Dad. Was tust du da?"
Der Vater hob den Blick. Seine rotgeäderten Augen wanderten unstet hin und her. "Wo ist mein Colt?", krächzte er. "Ben, mein 45er Peacemaker! Er ist nicht mehr da. Ich habe schon überall nach ihm gesucht, aber ich finde ihn nicht."
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Seitenzahl: 134
Veröffentlichungsjahr: 2016
Cover
Impressum
Lassiter und die Besessenen
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln
Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin
Verantwortlich für den Inhalt
Titelfoto: Boada/Norma
E-Book-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln
ISBN 978-3-7325-2488-4
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Lassiter und die Besessenen
Als Marshal Ben Watson in sein Office trat, blieb er wie angewurzelt stehen. Entgeistert starrte er auf den Mann, der hinter seinem Schreibtisch stand.
Es war sein Vater. Verzweifelt wühlte der alte Jack Watson in der Schublade. Er war barfuß, trug rosafarbene Unterwäsche und den Filzhut mit der geschlitzten Krempe.
Beim Anblick des verwirrten Greises spürte der Marshal eine Faust im Bauch. »Dad«, sagte er leise. »Mein Gott, Dad. Was tust du da?«
Der Vater hob den Blick. Seine rotgeäderten Augen wanderten unstet hin und her. »Wo ist mein Colt?«, krächzte er. »Ben, mein 45er Peacemaker! Er ist nicht mehr da. Ich habe schon überall nach ihm gesucht, aber ich finde ihn nicht.«
Ben Watson schob seinen Hut ins Genick und seufzte schwer. Von der Front Street drang Hufgetrappel an seine Ohren. Durch die offen stehende Tür wehte Sand auf den gedielten Boden des Amtszimmers. Es war morgens gegen halb neun.
»Du hast ihn mir weggenommen«, sagte der Alte.
»Da bist du auf dem Holzweg«, erwiderte Ben. Er versuchte, seiner Stimme einen beiläufigen Tonfall zu geben, um den erregten Vater nicht vor den Kopf zu stoßen. »Dein Revolver ist da, wo er hingehört, Dad. Zu Hause, in der Truhe neben dem Bett.«
»In der Truhe neben dem Bett?«
»Ja, Dad.« Ben trat näher. »Komm, Vater. Lass uns gehen. Du hast noch nichts gegessen. Gehen wir nach Hause. Ich mach uns Frühstück.«
»Nein!« Der Greis wich zurück, bis er mit dem Rücken an der Wand stand. »Keinen Bissen krieg ich runter! Zuerst will ich mein Schießeisen. Meinen Peacemaker. Ohne Colt, mein Junge, da ist ein Mann ein Nichts in dieser Welt.«
Ben zögerte. Ihm wurde schwer ums Herz.
Das Zusammenleben mit dem dahinsiechenden Vater wurde immer schwieriger. Zu seinen Glanzzeiten hatte Jack Watson als beinharter Gesetzeshüter gegolten. Die Leute zogen die Köpfe ein, wenn sie seinen Namen hörten. Er war Deputy bei Tom Smith und Wild Bill in Abilene und später Sheriff in Arkansas und Nevada gewesen.
Mit Hingabe hatte er versucht, dem Gesetz Geltung zu verschaffen. Nicht selten kam es vor, dass er einen flüchtigen Banditen wochenlang durch mehrere Staaten hetzte, bis er ihn endlich zu fassen bekam.
Natürlich war so ein Nomadenleben Gift für die Familie. Bald ging seine Ehe in die Brüche. Ben und seine Schwester Margot waren noch Kinder gewesen, als die Eltern sich trennten. Sie blieben bei der Mutter, bis sie auf eigenen Beinen stehen konnten.
Vor drei Jahren starb Elisabeth Watson an einer Krankheit mit einem langen lateinischen Namen. Bei der Beisetzung in Silver Springs begegnete Ben seinem Vater wieder – nach etlichen Jahren. Ben war entsetzt. Aus dem Kraftpaket seiner Kindertage war ein menschliches Wrack geworden.
Bei einer Schießerei am Gold Hill hatte der Vater einen Kopfschuss abbekommen. Zwar konnte die Kunst der Chirurgen ihm das Leben retten, aber das heimtückische Projektil sorgte für schlimme Spätfolgen. Fortan war Bens Vater nur noch ein Schatten seiner selbst. Wie ein streunender Hund wanderte er herum. Heute hier, morgen da. Ben machte dem Trauerspiel ein Ende und nahm den Alten zu sich nach Cobb City.
»Komm, Vater«, sagte Ben. Er streckte die Hand aus. »Ich mache uns Kaffee und Toast. Wir essen, und danach schmauchen wir eine dicke Zigarre.«
»Eine Zigarre?« Jack horchte auf. »Hast du noch die mit den rot-goldenen Bauchbinden?«
»Ja, Dad.« Ben nahm den Alten am Ellbogen und geleitete ihn um den Tisch herum.
Gemeinsam traten sie ins Freie.
Die tief stehende Sonne blendete sie. Jack Watson zog sich den Hut in die Stirn. Ben blickte sich nach beiden Seiten um. Ein Kutschwagen rumpelte heran. Rick Gallagher, der Besitzer des Drugstores, schwenkte die Peitsche und grüßte freundlich.
»’n Morgen, Rick.« Ben tippte sich an den Hut.
Die Leute in Cobb City kannten das Problem, das Ben mit seinem Vater hatte. Sie halfen, wo sie konnten. Bessy, das Ladenmädchen, ging dem Marshal im Haushalt zur Hand. Sie kochte und wusch die Wäsche. Mrs. Collingwood, die Witwe eines Offiziers, nahm sich hin und wieder etwas Zeit für den verwirrten alten Mann. Sie ging mit ihm am Fluss spazieren, las ihm aus der Bibel vor und flickte seine Hemden und Hosen.
Ohne Eile schritten Vater und Sohn die lange, leicht gekrümmte Straße entlang.
»Nach dem Frühstück muss ich Jesse James verhaften«, erklärte Jack.
»Ja, Dad«, versetzte Ben.
Jack machte die Augen schmal. »Jesse trifft sich mit seinem Bruder im Saloon. Diesmal wird er mir nicht entwischen.«
»Wenn du willst, komme ich mit.«
»Nein, mein Junge.« Der Alte blieb stehen. »Du bleibst zu Hause und rührst dich nicht vom Fleck. Mit Jesse ist nicht zu spaßen. Warte, bis ich den Schurken am Kanthaken habe.«
»Okay, Dad.«
Sie bogen in die Cross Road ab. Das Haus, das Ben Watson gemietet hatte, lag einem Corral gegenüber. Es war ein einstöckiges Blockhaus mit Veranda und Schindeldach. Früher hatte das Gehöft einem Landvermesser aus St. Louis gehört, dann hatte es ein Prospektor übernommen, der im Umland von Cobb City nach Silber und Erzen suchte. Als seine Bemühungen im Sand verliefen, gab er das Haus an Watson ab.
Ben schloss die Vordertür auf. Sein Vater wartete auf der Veranda. Leise summte er den Refrain eines Cowboyliedes.
»Komm ins Haus, Vater«, sagte Ben.
Der Alte blickte verträumt in den Himmel.
»He, Dad!«
Jäh zuckte der Mann in Unterwäsche zusammen.
»Komm schon«, sagte Ben. »Komm rein, Dad.«
Auf der Veranda standen zwei Stühle, mit der Lehne an der Wand. Jack ergriff einen und ließ sich rittlings darauf fallen. »Ich will nicht«, verkündete er. »Ich will nicht ins Haus kommen.«
Ben zwang sich zur Ruhe. »Aber du bist in Unterwäsche. So kannst du nicht unter die Leute gehen. Bitte, zieh dir etwas an.« Er hielt einen Moment inne. »Oder willst du Jesse im Schlüpfer gegenübertreten?«
Der alte Mann zupfte an den Bändern seiner Unterhose.
»Komm rein, Dad.« Ben trat über die Schwelle.
Nach einiger Zeit folgte ihm der Alte. Jack setzte sich auf das Bett, nahm den Hut ab und pellte einen Stofffetzen von der Krempe.
Der jämmerliche Anblick des einst bärenstarken Haudegens schnitt Ben wie ein Messer ins Herz. »Warte, ich hole Wasser«, sagte er.
Mit dem Krug lief er hinaus zum Brunnen. Als er wieder in der Stube kam, schüttete er das Wasser in die Emaille-Schüssel auf dem Waschständer.
Plötzlich knarrte hinter ihm die lose Diele.
Im nächsten Augenblick spürte er einen harten Druck auf einem Punkt zwischen den Schulterblättern.
»Hände hoch, Jesse!«, knurrte die brüchige Stimme seines Vaters. »Hände hoch, Jesse James! Dein Spiel ist aus!«
Ben ließ den Kopf hängen. Das konnte doch nicht wahr sein. Der Vater hatte den Revolver gefunden und hielt ihn, seinen eigenen Sohn, für einen Banditen. »Dad! Lass den Unsinn! Ich bin’s, Ben.«
»Versuch nicht, mich für dumm zu verkaufen, Jesse!« Die Stimme des Alten klang unerbittlich. »Mach, was ich dir gesagt habe!«
»Dad!«
Ein metallisches Geräusch erklang. Der verwirrte Alte hatte den Schlaghammer gespannt.
Ben kniff die Lippen zusammen. Der Colt, mit dem er bedroht wurde, war geladen. Wenn Dad seinen Finger am Abzug nur eine Winzigkeit krümmte, würde die Kugel aus dem Lauf rasen.
»Zum letzten Mal, Jesse«, raunte Jack. »Streck deine Arme über den Kopf, ganz langsam. Und nicht umdrehen, hörst du?«
»Dad, bei allen Teufeln, ich bin nicht Jesse, ich bin Ben – dein Sohn Ben.«
Der Alte lachte heiser. »Um mich hinters Licht zu führen, musst du dir schon etwas Besseres einfallen lassen, Jesse. Mit mir nicht, du Halunke!«
Also gut, dachte Ben. Bevor er mich umnietet, tue ich ihm den Gefallen. Betont gemächlich stellte er den Krug ab und nahm die Hände hoch.
Sein Vater tastete ihn nach Waffen ab.
»Ich bin sauber, Dad.« Ben schüttelte den Kopf. Lange würde das Theater mit dem geistig Verwirrten nicht mehr gutgehen. Früher oder später würde es zum Eklat kommen. Dem Vater liefen die Großen zwischen die Kleinen. Eines Tages würde er womöglich Bessy oder Mrs. Collingwood für Einbrecher halten und ohne Warnung eine Waffe auf sie abfeuern.
»Dreh dich um, Jesse«, sagte Jack.
Nach kurzem Zögern tat Ben, was man ihm befahl. Der Revolver, den der Alte auf ihn gerichtet hielt, zitterte ein wenig. Aber die Richtung stimmte. Wenn der Vater jetzt durchzog, würde die Kugel in Bens rechte Brusthälfte einschlagen.
»Leg den Revolver weg, Dad«, mahnte Ben. »Schluss mit dem Unsinn! Ich habe dir Wasser eingegossen. Du musst dich jetzt waschen.«
Jack Watson gab keine Antwort.
»Vater, um alles in der Welt!«
Die Zeit schien still zu stehen.
Ganz unvermittelt ließ der Alte die Waffe fallen. Es schepperte laut, als der Colt auf die Dielen prallte. »Ben, mein Junge«, ächzte er. »Ben, was ist bloß los mit mir?«
Ben Watson atmete auf. Der Vater hatte einen lichten Moment. Rasch nahm Ben den Colt auf und schob ihn sich in den Hosenbund.
Der alte Mann stand da und starrte ein Loch in die Luft. In seinen Augen schimmerte es feucht. Wieder summte er das alte Cowboylied.
Auf einmal fühlte sich Marshal Ben Watson furchtbar müde. Er hatte das Empfinden, als wenn ihm alles über den Kopf wuchs. Bessy, das Mädchen aus dem Store, würde erst heute Abend nach dem Vater sehen. Bis zum Sonnenuntergang stand sie hinter der Theke des Gemischtwarenladens. Und Mrs. Collingwood war diese Woche zu ihrer Nichte auf die Ranch nach Texas gefahren. Sie würde frühestens am Samstag wieder zurück sein. Bis dahin war Ben auf sich allein gestellt.
Verdammt!
Ben riss sich zusammen. Er verscheuchte die schwermütige Anwandlung. Auf keinen Fall durfte er jetzt schlappmachen. Sein Vater brauchte ihn so dringend wie nie zuvor.
Er schob den Alten an den Waschtisch. »Hier, Seife und Lappen. Wenn du dich frisch gemacht hast, ziehst du dich an. Deine Sachen liegen auf dem Bett. Kriegst du das hin?«
Der Vater reagierte nicht.
»Ob du das mit dem Anziehen hinkriegst?«
Jack hörte auf zu summen. »Klar doch. Aber gleich nach dem Essen gehe ich Jesse James verhaften!«, erklärte er im Brustton der Überzeugung. »Ich hoffe, du machst mir keine Schwierigkeiten, Junge.«
»Bestimmt nicht«, sagte Ben leise.
***
Bud Flanagan warf einen Blick in die Runde. »Die Gelegenheit ist günstig, Männer«, sagte er. »Wir wären verrückt, wenn wir die Chance jetzt nicht beim Schopf packten.«
Jim Maxwell und Bert Rutger starrten ihn an. »Was ist mit Marshal Watson?«, erkundigte sich der misstrauische Maxwell. »Glaubst du, der Kerl guckt zu, wenn wir in seiner Stadt wilde Sau spielen?«
Flanagan lachte schlau. Auf diese Frage hatte er gewartet. »Um den Sternenonkel brauchen wir uns keine Sorgen zu machen«, verkündete er. »Morgen, bei Sonnenaufgang, verlässt er die Stadt, für mindestens eine Woche.«
»Was?« Rutger runzelte ungläubig die Stirn. »Nochmal von vorn, Bud! Der Marshal verlässt die Stadt? Und dann noch für so lange?«
»Yeah.« Flanagan grinste. »Er bringt seinen Daddy weg, zu seiner Schwester auf die Ranch.«
Die Männer schwiegen. Dass der Marshal ein Problem mit seinem geistig verwirrten Vater hatte, war allgemein bekannt. Aber dass Watson sich von dem Alten trennen wollte, war eine Neuigkeit.
Die drei Männer arbeiteten seit knapp einem Jahr zusammen. Bud Flanagan kümmerte sich um die Planung der Raubzüge. Maxwell war für den Kleinkram zuständig, und Rutger erledigte das Grobe. Der Überfall auf die benachbarte Stadt Cobb City war auf Flanagans Mist gewachsen. Er hatte die aufblühende Ansiedlung am Quanah River mehrmals besucht und eine Menge florierender Läden ausgemacht. Waffengeschäfte, Juweliere, Textilbudiken, Lebensmittelshops. Das Geld lag förmlich auf der Straße. Man brauchte es nur einzusammeln.
Sie saßen auf der Veranda hinter einem Geschäftshaus in der Main Street von Mussola. Flanagan hatte einige Räume im Erdgeschoss und der ersten Etage gemietet. Zwei Zimmer nutzte er als persönlichen Wohnraum. Die anderen hatte er zwei Damen aus dem horizontalen Gewerbe zur Verfügung gestellt. Er mochte die Ladys, sie zahlten pünktlich und legten sich gelegentlich zu ihm ins Bett.
»Watson hat einen Deputy«, fiel Maxwell ein. »So viel ich weiß, war der Kerl mal Scout bei den Kämpfen am Little Big Horn.«
»Nick Baker«, erwiderte Flanagan und winkte ab. »Keine Bange. Der Typ ist keine Gefahr mehr. Er hängt an der Flasche wie ein Baby an der Mutterbrust. Für eine Flasche Whiskey verkauft er Haus und Hof.«
»Da ist was dran«, warf Rutger ein. »Habe neulich mit Nicky Domino gespielt. Seine besten Zeiten liegen lange hinter ihm. Er hat mir erzählt, dass er sich ein Schieleisen bestellt hat, weil er fast nichts mehr sehen kann.«
Flanagan bedachte den grobschlächtigen Rutger mit einem dankbaren Blick. »Ihr seht also, Männer, dass die Vorzeichen nicht besser sein können. Cobb City ist für eine Woche ohne Schutz. Wir wären verrückt, würden wir das nicht ausnutzten.«
»Was ist mit den Bürgern?«, warf Maxwell ein. »Ich meine, manchmal leben verdammt harte Jungs in so einer Stadt.«
»In Cobb City nicht«, sagte Flanagan.
Maxwell blieb skeptisch. »Bist du sicher, Bud?«
»Bei jedem Wetter. Der Spitzel, der für mich spionieren war, hat mir gestern Bericht erstattet. In Cobb City gibt’s nicht einen salty dog.«
»Manchmal wächst so ein Stutzer über sich hinaus«, gab Maxwell zu bedenken. »Besonders, wenn er in die Enge getrieben wird. Ich war mal bei ’nem Bankraub in Wichita dabei. Zusammen mit Bill Holland und Rory Sniper. Mein lieber Herr Gesangverein! Da haben die Herren Stutzer uns ganz schön das Fell gegerbt. Ein Kugelgewitter vom Feinsten, sag ich euch. Auf dem Rückzug haben wir zwei Männer verloren. Einen dritten hat der Mob an die Laterne gehängt, direkt vor dem Haus des Town Mayors. Ohne Wenn und Aber.« Maxwell stieß einen langen Seufzer aus. »Um ein Haar hätte es auch mich erwischt. Ich hatte mehr Glück als Verstand.«
Flanagan rillte unwillig die Stirn. »In Cobb City wird so etwas nicht passieren«, sagte er. »Wir sind nicht allein. Zur Verstärkung habe ich drei beinharte Boys engagiert. Die Burschen würden mit bloßen Fäusten die Hölle angreifen.«
Maxwell war noch immer nicht überzeugt. »Was sind das für Typen?«, hakte er nach. »Greenhorns oder Profis? Sag mal ein paar Namen.«
»Wozu? Du kennst sie doch nicht, Jim.« Flanagan gab sich lässig. »Es sind zwei Satteltramps und ein ehemaliger Schwellenleger. Wie sie heißen, ist doch Nebensache. Hauptsache, sie spuren.«
Maxwell wackelte skeptisch mit dem Kopf. »Na, ich weiß ja nicht. Wo hast du die Windhunde denn aufgetrieben?«
»Wo schon? Im King’s Palace.«
King’s Palace wurde die übelste Kaschemme in Mussola genannt. Die Kneipe lag nur einen Steinwurf von der Mühle am Fluss entfernt. Sie gehörte Dolly Pahl, einem Unikum von Frau, das Pfeife rauchte, lästerlich fluchte und sich prügelte wie Clay Allison in seiner schlimmsten Zeit. Von Zeit zu Zeit erteilte sie einem vielversprechenden Greenhorn eine Lektion in Sachen Bettgymnastik. Spötter behaupteten, sie hätte mit mehr Männern geschlafen als Bill Cody Büffel erschossen hatte. Aus einem unerfindlichen Grund hatte jemand ihren Saloon Königspalast getauft.
Eine Weile sprach niemand ein Wort.
Maxwell rieb sein behaartes Kinn. »Mir gefällt das nicht«, sagte er. »Es gefällt mir ganz und gar nicht.«
Flanagan ärgerte sich. Maxwell versuchte, seinen Plan kaputt zu reden. »Immer findest du ein Haar in der Suppe, Jim! Was gefällt dir denn nicht?«
»Das fragst du noch?«
»Ja, sag’s mir!«
Maxwell lehnte sich zurück. »Mir gefällt nicht, dass ich mit Leuten zusammenarbeiten soll, die ich nicht kenne.«
»Das ist alles?«
»Nicht alles, aber das ist der Punkt, der mir am meisten Kopfzerbrechen bereitet.« Maxwell sah Rutger an. »Was sagst du dazu, Bert?«
Rutger zündete sich eine Zigarre an. »Mir ist es egal, mit wem ich die Sache durchziehe. Hauptsache, die Kohle stimmt.«
»Die Kohle wird stimmen«, versicherte Flanagan. »Darauf könnt ihr euch verlassen, Männer.«
Einen Moment war Schweigen.
Dann stand Jim Maxwell auf. Er blickte von einem zum anderen. »Ich will die Kerle sehen, die mit uns den Coup durchziehen.«
Flanagan nickte. »Wie du willst, Jim. Heute Abend, neun Uhr, im King’s Palace.«
***
Lassiter öffnete die Pendeltür, schlüpfte ins Foyer und steuerte auf die Rezeption zu.