Lassiter 2269 - Jack Slade - E-Book

Lassiter 2269 E-Book

Jack Slade

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Beschreibung

Das Telegramm aus Helena war um sieben Uhr in der Frühe gekommen. Der Papierstreifen war aus dem Ticker gerattert und hatte sich wie eine Giftschlange auf dem Schreibtisch von John Bell zusammengerollt.

"Noch etwas, Mr. Bell?", fragte Bells Sekretärin und klapperte mit dem Teegeschirr. "Oder darf ich gehen?"

Bell hörte seiner Bediensteten nicht zu. Er war ein Mann Mitte vierzig, hatte grau meliertes Haar und trug einen silbernen Ehering am Finger. Er hatte eine Familie, die missbilligen würde, was das Telegramm aus dem Gouverneursbüro von ihm verlangte.

"Nein, Eliza", sagte Bell. "Nein, gehen Sie nur."

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Seitenzahl: 132

Veröffentlichungsjahr: 2016

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Inhalt

Cover

Impressum

Fanal im Morgengrauen

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelfoto: Néstor Taylor/Bassols

E-Book-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-2489-1

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Fanal im Morgengrauen

Das Telegramm aus Helena war um sieben Uhr in der Frühe gekommen. Der Papierstreifen war aus dem Ticker gerattert und hatte sich wie eine Giftschlange auf dem Schreibtisch von John Bell zusammengerollt.

»Noch etwas, Mr. Bell?«, fragte Bells Sekretärin und klapperte mit dem Teegeschirr. »Oder darf ich gehen?«

Bell hörte seiner Bediensteten nicht zu. Er war ein Mann Mitte vierzig, hatte grau meliertes Haar und trug einen silbernen Ehering am Finger. Er hatte eine Familie, die missbilligen würde, was das Telegramm aus dem Gouverneursbüro von ihm verlangte.

»Nein, Eliza«, sagte Bell. »Nein, gehen Sie nur.«

Das Haus der Familie Bell erhob sich auf einem Hügel außerhalb von Elkhorn und war mit seinen viktorianischen Säulen und der zweireihigen Fensterfront ein ungewohnter Anblick in der Gegend. Man hatte es nach Plänen des britischen Architekten Archibald Cumberland errichten lassen, der zu diesem Zweck und auf Drängen von Margareth Bell eigens über den Atlantik gereist war. An kühlen Abenden wie diesem pfiff der Nordostwind durch die Säulenreihe und brachte einen zum Frösteln, sobald man vor die Tür trat.

»Wie lange willst du noch hier draußen stehen?«, fragte Margareth Bell und verschränkte die Arme vor dem Körper. Sie hatte ihr graues Haar schon zur Nachtfrisur gebunden und lehnte gelangweilt in der Eingangstür. »Der Sternenhimmel läuft nicht weg, John.«

Der Mann vor dem Haus sagte nichts und blickte auf das schneebedeckte Felsmassiv des Eldon Mountain, über dem Myriaden von Sternen leuchteten. Die Nächte in Montana waren so klar wie an keinem anderen Ort, den John Bell in seinem Leben zuvor besucht hatte.

»Geh doch schlafen, Margareth«, sagte Bell mit sanfter Stimme. Er wandte sich nicht nach seiner Frau um. »Ich stehe nur hier draußen und sinne nach.«

»Aus ebendiesem Grund sorge ich mich«, versetzte Margareth und trat ins Freie. Sie trug einen Wollumhang um die Schultern, den sie nun fester um den Hals zog. »Es sieht dir nicht ähnlich, so grüblerisch zu sein.«

Über Bells Gesicht ging ein mattes Lächeln. Er hätte sich durchaus fragen können, was ihm überhaupt noch ähnlich sah, aber er beschränkte sich darauf, über die ungewollte Ironie in der Bemerkung seiner Frau zu lächeln. Sie konnte nicht wissen, was ihn umtrieb, und er verspürte keinen Drang, sie in seine Gedankengänge einzuweihen. »Mir ist nicht wohl, Margie. Das ist alles. Du musst keine Sorge haben.«

Die Hände seiner Frau glitten über seine Schultern und schoben sich in seine Armbeugen. Einen Augenblick darauf spürte Bell das Haupt seiner Frau auf dem Rücken. Sie schmiegte sich an ihn und wusste genau, dass sie ihn damit weichkochen konnte.

»Die Dinge liegen schwierig«, sagte Bell. »Ich mag wirklich nicht darüber reden, Liebes.«

Margareths Arme schlangen sich um seine Taille und verharrten in dieser Haltung. Die Stimme seiner Frau klang warm und sanft. »Mich kannst du nicht belügen, John. Du bist wie ein Geist aus dem Büro gekommen. Irgendetwas stimmt nicht.« Sie küsste sein Schulterblatt. »Ich will wissen, was dich quält.«

Über den Bergen ging eine Sternschnuppe nieder, glühte auf und verlosch. Bell runzelte die Stirn und rang eine Weile mit sich. Er wollte Margareth nicht in etwas hineinziehen, was ihrer aller Verderben sein konnte. »Es wird dich nicht interessieren.« Er zögerte. »Am Morgen ist ein Telegramm aus Helena gekommen. Es wurde im Gouverneursbüro aufgegeben.«

»Vom Gouverneur?«, fragte Margareth und hob erstaunt den Kopf. »Aus seinem Büro?«

Bell nickte und trat in die Nacht hinaus. Er lauschte dem Wind in den Sträuchern und blickte wieder in die Berge. Vor zwei Wochen hatte es am Crayol’s Peak den ersten Schnee gegeben. »Man verlangt von mir, dass ich die Sache mit der Broken Arrow Ranch endlich zu Ende bringe. Ich habe jedoch nicht die geringste Vorstellung, wie es mir gelingen könnte.«

Mit langsamen Schritten folgte Margareth ihrem Mann. Sie steckte sich das Haar hinter dem Kopf fest und kniff die Lippen zusammen. »Nötigenfalls musst du tun, was erforderlich ist, John. Als frisch gewählter County-Inspektor darfst du dir keinen Fehler erlauben.«

Durch Bells Kopf rauschten die Erinnerungen an die Wahlnacht, die er und seine Anhänger in einem Saloon in Elkhorn gefeiert hatten. Man hatte bis zum letzten ausgezählten Stimmzettel gezittert, doch dann hatte das Ergebnis festgestanden. Der Inspektor für den Rinderhandel im County würde künftig John Bell heißen.

»Ich werde mir keinen Fehler erlauben«, erklärte Bell fast ärgerlich. Er ballte die Faust in der Tasche und drehte sich zu seiner Frau um. »Ich darf es nicht, Margie. An der verdammten Broken Arrow Ranch hängt unsere ganze Zukunft.«

Seine Gattin kam lächelnd auf ihn zu und strich ihm den Hemdkragen glatt. Sie hatte sich mit ihren Ansprüchen zurückgenommen, seit er seine Kandidatur erklärt hatte, doch nun sollten sie und die Kinder bekommen, was ihnen zustand.

»Mein Mann begeht keine Fehler«, meinte Margareth und küsste Bell auf die Lippen. »Der alte Zausel auf der Broken Arrow Ranch darf uns nicht im Weg stehen. Du musst mit Hutcher reden.«

Der Nachtwind frischte auf und fuhr Bell in die Haare. Er nahm einen tiefen Atemzug und kehrte zum Haus zurück. An der Tür blieb er stehen und schlug sich den Dreck von den Stiefeln. »Hutcher? Er wird mir vorschlagen, dass wir Bill Richards umlegen. Ich kann ihn nicht um Hilfe bitten.«

Margareth streckte die Arme und dehnte sich. Unter dem silbernen Mondlicht wirkte sie gut zwanzig Jahre jünger. »Was wäre so schlimm daran? Hutcher findet gewiss einen Weg, dass die Schuld nicht auf dich fällt.«

»Hutcher ist ein Mörder und Dieb«, widersprach Bell gereizt. Er hatte die Diskussion zu oft mit Margareth geführt. »Ich werde nicht meinen Posten aufs Spiel setzen, indem ich ihn um Hilfe bitte.«

»Dein Posten steht ohnehin auf dem Spiel«, warf Margareth ein. Sie lief auf Bell zu und blieb dicht vor ihm stehen. »Was hast du schon zu verlieren? Der Posten ist wichtiger als der alte Richards, der seine besten Tage hinter sich hat.« Sie nahm seine Hände und umschloss sie fest. »Der Gouverneur will, dass die Sache ein Ende hat. Du solltest ihm diesen Gefallen tun.«

Die Worte seiner Frau legten sich wie ein Schatten auf Bells Gemüt. Er hatte ähnliche Gedanken gehegt, als er das Telegramm am Vormittag in der Hand gehalten hatte, doch solche Dinge ausgesprochen zu hören, das war eine andere Sache. Er sann über Hutcher nach und wusste plötzlich, dass dessen Methoden ihn Kopf und Kragen kosten konnten. »Ich weiß nicht, Margareth. Es muss einen anderen Weg geben.«

Auf Margareths schmalen Lippen erschien ein listiges Lächeln. Sie legte erneut die Arme um ihren Mann und küsste ihn hingebungsvoll.

»Es gibt keinen anderen Weg«, sagte Margareth. »Nicht bei Bill Richards.«

***

Der ruhigste Ort auf der Broken Arrow Ranch war zweifellos der Heuspeicher über der alten Scheune. Er war kaum länger als vierzig Fuß und befand sich unter einem löchrigen Holzschindeldach, durch das im Winter der Schnee peitschte. Vom Heuvorrat der letzten Jahre waren lediglich verstreute Häufchen übrig, die jedoch ein hervorragendes Nachtlager abgaben.

»Zieh dich aus!«, flüsterte Mary Richards dem groß gewachsenen Mann zu, der vor ihr hockte und sie eben leidenschaftlich geküsst hatte. Außer einem Mieder und der dazugehörigen Korsage trug die brünette Rancherstochter nichts mehr am Leib. »Im Haus kann man nicht hören, was hier oben vor sich geht.«

Der breitschultrige Fremde mit dem sandblonden Haar zögerte und streifte dann das aufgeknöpfte Hemd von den Schultern. Er fasste nach Marys Hand und führte sie an seine beharrte Brust. »Bist du sicher? Ich will keinen Ärger mit deinem Vater.«

Die Rancherstochter kicherte verlegen und fuhr mit zwei Fingern durch die schwarzen Locken. »Vater schläft längst um diese Zeit, und meine Mutter kümmert sich nicht darum. Sie geht früh zu Bett.« Sie neigte den Kopf zur Seite und seufzte. »Zieh dich aus, Lassiter! Ich will nicht länger warten.«

Der Mann der Brigade Sieben vergeudete keine Zeit und kleidete sich bis auf die Unterhose aus. Er hatte sich den ganzen Nachmittag über am Riemen gerissen, doch nun wollte er die schöne Rancherstochter haben.

»Wie kräftig du bist!«, flüsterte Mary und glitt mit den Händen an seinem Oberkörper hinauf. »Ich lasse mich nie mit den Kerlen aus der Stadt ein. Aber für dich mache ich eine Ausnahme, hörst du?«

Statt etwas zu erwidern, nahm Lassiter seine Geliebte in die Arme und zog sie ins Heu hinunter. Er knöpfte ihr die Korsage auf und schob eine Hand darunter. »Willst du es wirklich, Mary? Ich möchte nicht, dass es dich am Morgen reut.«

»Nie und nimmer!«, flüsterte Mary inbrünstig und tastete nach seinem Hosenlatz. Sie knöpfte die Hose auf und griff nach dem steif werdenden Pint ihres Geliebten. »Ich hatte seit Jahren keinen schönen Mann mehr im Haus. Die Cowboys aus der Stadt sind ungehobelte Kerle, die nichts von Frauen verstehen.«

Die Korsage rutschte von den vollen Brüsten der Rancherstochter und fiel herunter. Mary schob das Kleidungsstück zur Seite und schmiegte sich mit ihrem weichen Leib an den Körper ihres Geliebten. Sie öffnete leicht die Schenkel und schob zwei Finger in ihre feuchte Scham.

Kurz darauf stöhnte Mary vernehmlich.

»Nicht so eilig«, flüsterte Lassiter und zog ihre Hand zwischen den Beinen hervor. Er küsste Mary und sog den Duft ihrer Haut ein. »Willst du uns die ganze Freude verderben? Wir haben die ganze Nacht für uns.«

»Aber ich halt’s nicht mehr aus, Lassiter!«, hauchte Mary voller Lust. Sie packte Lassiters Hand und führte sie an ihren Liebestempel. »Merkst du nicht, wie nass ich bin? Ich kann nicht mehr warten! Nicht bei einem Mann wie dir!«

Ohne ein weiteres Wort drückte die Rancherin den Unterleib an Lassiters gekrümmte Finger und rieb sich daran. Sie schloss die Augen und begann laut zu stöhnen. Als sie vor Wollust zu zittern begann, fasste sie nach Lassiters Männlichkeit und drückte sie sich zwischen die Beine.

»Dreh dich um!«, befahl Lassiter und warf die schlanke Brünette herum. Die Rancherstochter stöhnte auf und wiegte verführerisch mit dem Hintern. Sie schloss die Augen und überließ ihrem Geliebten das Zepter.

Der großgewachsene Mann ließ sich nicht lumpen.

Er legte die Hände sanft um ihre Hüften und setzte zu einer Salve harter Stöße an. Nach einigen Minuten rann Mary der Schweiß über den Rücken und glänzte im Schein der Wandlaterne. Die Rancherin spreizte die Beine noch stärker, vergrub das Gesicht in den Laken und seufzte vor Ekstase.

Als Mary es nicht mehr aushielt, warf sie die kastanienbraunen Haare in die Luft und wollte ihre Lust herausschreien. Ehe die verräterischen Laute jedoch über ihre Lippen kamen, hielt Lassiter ihr den Mund zu. Er verringerte die Kraft seiner Stöße, nur um im nächsten Augenblick noch heftiger damit fortzufahren.

Einige Sekunden darauf hielt es Mary nicht mehr aus.

Sie atmete ihre Lust in Lassiters Hand, die ihren Mund umklammert hielt, und kam in einer Welle aus Erregung und lustvollem Schmerz.

Als sich Lassiter wieder zu bewegen begann, wich alle Kraft aus Marys zartem Körper. Die Rancherstochter sank leicht wie eine Feder ins Heu und gab ein wohliges Stöhnen von sich. Unmittelbar darauf kam auch Lassiter.

»Himmel!«, flüsterte Mary und vermochte die Augen nicht zu öffnen. Sie tastete nach Lassiters starken Schultern und hielt sich daran fest. »Solch ein Schäferstündchen ist jede Gefahr wert.«

Sie lauschten ihren gehetzten Atemstößen, die nur langsam zur Ruhe kamen. Lassiter legte den Arm um Mary und sank neben ihr ins Heu.

Zum ersten Mal seit ihrem Kennenlernen sahen sie sich lange in die Augen. Die Irisringe leuchteten im Flammenschein wie zwei Diamantscheiben.

»Mary! Mary, zum Kuckuck!«

Die Stimme von Marys greisem Vater drang aus der Scheune herauf. Die Rancherstochter verdrehte die Augen, rollte sich zur Seite und starrte zur Speicherleiter.

»Verflucht«, sagte sie nach einer Weile. »Wahrscheinlich hat Papa etwas mitbekommen. Seine Ohren sind immer noch gut.«

Lassiter stützte sich auf und sah ebenfalls zur Leiter. Er fuhr mit zwei Fingern über Marys Oberarm. »Dann sollte ich verschwinden, solange mir noch Zeit bleibt. Ich habe ein Zimmer in der Stadt.«

»Vergiss dein Zimmer!«, zischte Mary und funkelte ihn vorwurfsvoll an. »Könnte dir so passen, dass du dich nach getaner Arbeit aus dem Staub machst! So leicht kommst du mir nicht davon! Ich will noch eine Runde, hörst du?« Ihr Blick sprang wieder zur Leiter. »Um Vater mach dir keine Sorgen. Er hat morgen schon wieder vergessen, was er in der Nacht gehört hat. Ich werd’ ihm sagen, dass du der neue Vorarbeiter für das Roundup bist.«

Der Alte unter in der Scheune hustete und rief erneut nach seiner Tochter. »Mary, Kind! Hörst du nicht?«

Geschmeidig wie eine Katze stand Mary auf und schlüpfte in ihre Pantoffeln. Sie zog sich ihr Nachtkleid über und hauchte Lassiter einen Kuss auf die Wange. »Gedulde dich ein paar Minuten, mein Lieber! Ich werde ihm einen Tee brühen und ihn wieder ins Bett schicken. Er wacht manchmal in der Nacht auf und strolcht herum.«

Durch ein knappes Nicken gab Lassiter zu verstehen, dass er einverstanden war. Er sank ins Heu zurück und verfolgte die Handgriffe der Rancherin.

Mary warf ihm einen Kuss zu und stieg die Leiter hinunter.

***

Seit die erste Postkutsche von Deadwood nach Miles City gerollt war, hatte man am Powder River nichts mehr von den Cheyenne gehört, die sich im Südosten des Montana-Territoriums niedergelassen hatten. Die Stämme hatten sich weitestgehend ruhig verhalten, nachdem am Mizpah Creek ein US-Soldat erschossen und acht Cheyenne gefangen genommen worden waren. Die Angst vor der vermeintlichen Bestialität der Indianer war dennoch nicht gewichen.

Lassiter schlug die Mappe mit den Zeitungsberichten zu und legte sie auf die Anrichte zurück. Er hatte eine halbe Stunde darin geblättert und wusste nun, dass Bill Richards kein Freund der Cheyenne war. Der alte Rancher hatte akribisch jede Veröffentlichung gesammelt, die über die Indianerangriffe am Powder River erschienen waren.

»Tee?«

Der sanfte Tonfall von Mary Richards riss den Mann der Brigade Sieben aus seinen Gedanken. Er wandte sich von der Anrichte ab und lächelte die brünette Rancherstochter an. »Gern. Wo steckt dein Vater?«

Scheu reichte ihm Mary einen Tonkrug und griff nach der Mappe mit den Zeitungsausrissen. Sie verstaute die Sammlung in einer Schublade und lächelte verlegen. Nichts an Mary deutete auf die feurige Lilith hin, die sie noch vor ein paar Stunden in der Kammer gewesen war. »Er ist hinüber zu den Pferden gegangen und will sich einen Sattel für den Tag aussuchen. Mutter sitzt im Esszimmer und strickt. Sie haben nicht mitbekommen, was zwischen dir und mir gewesen ist.«

»Wie du es vorausgesagt hast«, erwiderte Lassiter mit einem Lächeln. »Bring mich zu deinem Vater! Vielleicht kann ich ihm helfen.«

»Du musst auf der Ranch nicht helfen«, sagte Mary und trat auf ihn zu. Sie küsste Lassiter sacht aufs Kinn. »Willst du nicht in die Stadt zurück?«

Hätte Lassiter behauptet, dass ihm dieser Gedanke am Morgen nicht durch den Kopf gegangen sei, es wäre eine Lüge gewesen. Über den Ritt nach Elkhorn hatte er bereits nachgedacht, als Mary noch geschlafen hatte. Ohne Auftrag der Brigade Sieben in der Tasche konnte sich Lassiter jedoch ein paar Tage Müßiggang leisten.

»Du sprichst so wenig«, stellte Mary fest und wich einen Schritt zurück. »Hat dir die Nacht nicht gefallen?«

Die Arglosigkeit seiner Gefährtin ließ Lassiter schmunzeln. Er blieb stehen und küsste die Rancherstochter. »Mir hat die Nacht außerordentlich gut gefallen. Bring mich zu deinem Vater! Ein paar Stunden Arbeit an der frischen Luft werden mir gut tun.«

Die nussbraunen Augen der Rancherin leuchteten vor Freude. Sie hakte sich bei Lassiter unter und führte ihn auf den Hof hinaus. Als sie den gemauerten Brunnen hinter sich gelassen hatten, blieb Mary stehen und wies auf die grasbestandenen Hügel in der Morgensonne. »Die Ranch besitzen wir seit über zehn Jahren. Ich kann mich noch an den Tag erinnern, als Vater die Kaufurkunde unterschrieb. Er war voller Hoffnung, dass Montana uns Glück bringen würde.«