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Die Schreie seiner Opfer waren schon vor Stunden verstummt, doch sie hallten in Gary Sheerans Kopf immer noch nach. Er blinzelte in die Sonne und war sich dabei nicht bewusst, wie sich sein Gesicht zu einer Maske des Wahnsinns verzerrte. Auf dem Weg über den Vorhof murmelte er ein Gebet in der Hoffnung, irgendein Gott würde es hören.
Als er die Scheune erreichte und den Strick vor sich baumeln sah, den er in der vergangenen Nacht am Deckenbalken vertäut hatte, begann er zu weinen. Doch er durfte jetzt nicht zögern. Während er auf das Wasserfass stieg und sich die Schlinge um den Hals legte, verfiel er in einen verzweifelten Singsang. Schweiß und Tränen vermischten sich auf seinem kalkweißen Gesicht.
Er schloss die Augen, atmete ein letztes Mal tief ein und brachte dann das Fass unter sich zum Kippen ...
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Seitenzahl: 140
Veröffentlichungsjahr: 2016
Cover
Impressum
Das Grab des Schamanen
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln
Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin
Verantwortlich für den Inhalt
Titelfoto: San Julian/Norma
E-Book-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln
ISBN 978-3-7325-3191-2
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Das Grab des Schamanen
Die Schreie seiner Opfer waren schon vor Stunden verstummt, doch sie hallten in Gary Sheerans Kopf immer noch nach. Er blinzelte in die Sonne und war sich dabei nicht bewusst, wie sich sein Gesicht zu einer Maske des Wahnsinns verzerrte. Auf dem Weg über den Vorhof murmelte er ein Gebet in der Hoffnung, irgendein Gott würde es hören.
Als er die Scheune erreichte und den Strick vor sich baumeln sah, den er in der vergangenen Nacht am Deckenbalken vertäut hatte, begann er zu weinen. Doch er durfte jetzt nicht zögern. Während er auf das Wasserfass stieg und sich die Schlinge um den Hals legte, verfiel er in einen verzweifelten Singsang. Schweiß und Tränen vermischten sich auf seinem kalkweißen Gesicht.
Er schloss die Augen, atmete ein letztes Mal tief ein und brachte dann das Fass unter sich zum Kippen …
New Mexico, zwölf Jahre später
Die Mittagshitze, die über der Prärie lastete, war mörderisch. Der glühende Feuerball am wolkenlosen Himmel schien den Menschen in der Postkutsche, die sich auf der staubigen Piste gen Süden bewegte, einen Vorgeschmack auf die Hölle bieten zu wollen.
Jeremiah Davis zog ein fliederfarbenes Seidentuch aus seiner Rocktasche und tupfte sich mit einer affektierten Handbewegung den Schweiß von der Stirn. »Himmel, ist das eine Hitze! Es kommt mir vor, als säßen wir schon seit Tagen in diesem stickigen Kabuff von einer Kutsche. Wie lange müssen wir uns diesen Qualen denn bloß noch aussetzen, Sir?«
Der Angesprochene verzog unmerklich die Lippen. Er ließ sich zu keiner Antwort herab, weil Davis ihm diese Frage seit dem Morgen bereits zum dritten Mal stellte.
»Jetzt stell dich nicht an wie eine Mimose, Jerry!«, rief ihn sein Gegenüber zur Ordnung. Der übergewichtige Mann im steingrauen Leinenanzug litt genauso unter dem menschenfeindlichen Klima, tat es aber dankenswerterweise nicht alle fünf Minuten kund. Seine rundlichen Züge strahlten trotz der schweißglänzenden Rötung einen bemerkenswerten Gleichmut aus. Dafür hatte sich Gerald Farnsworth äußerst großzügig parfümiert, sodass die Kutsche von einer Duftwolke erfüllt war, die einem mexikanischen Bordell zur Ehre gereicht hätte.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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