Lassiter 2309 - Jack Slade - E-Book

Lassiter 2309 E-Book

Jack Slade

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Beschreibung

Die Tür sprang auf und zwei Männer in Latzhosen trugen einen schlaffen Körper in den Saloon. "Wir brauchen einen Doc!", rief derjenige, der vorn ging. Er war so groß, dass er den Kopf einziehen musste, als er ins Lokal trat.

"In Bluff Creek gibt es keinen Doc", sagte Tim Hoffmann. Er stand mit Lee Fisher an der Theke und trank Bier vom Fass. Die rothaarige Frau, die auf der Suche nach einem Freier war, stöckelte um den Tresen herum und beäugte den Bewusstlosen mitleidig. Sie trug einen kurzen Rock, Netzstrümpfe und eine Bluse, unter der üppige Brüste wogten. "Das ist doch Martin Folks", sagte sie. "Was hat das Jungchen denn?"

Ganz plötzlich schlug der Bewusstlose die Augen auf. Sie funkelten irre. "Tod und Teufel!", keuchte er und packte die Frau am Arm.

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EPUB
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Seitenzahl: 124

Veröffentlichungsjahr: 2016

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Inhalt

Cover

Impressum

Der Zorn der bösen Geister

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelfoto: Txus/Norma

E-Book-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-3679-5

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Der Zorn der bösen Geister

Die Tür sprang auf und zwei Männer in Latzhosen trugen einen schlaffen Körper in den Saloon. »Wir brauchen einen Doc!«, rief der Mann, der vorn ging. Er war so groß, dass er den Kopf einziehen musste, als er ins Lokal trat.

»In Bluff Creek gibt es keinen Doc«, sagte Tim Hoffmann. Er stand mit Lee Fisher an der Theke und trank Bier vom Fass. Die rothaarige Frau, die auf der Suche nach einem Freier war, stöckelte um den Tresen herum und beäugte den Bewusstlosen mitleidig. Sie trug einen kurzen Rock, Netzstrümpfe und eine Bluse, unter der üppige Brüste wogten. »Das ist doch Martin Folks«, sagte sie. »Was hat das Jungchen denn?«

Ganz plötzlich schlug der Bewusstlose die Augen auf. Sie funkelten irre. »Tod und Teufel!«, keuchte er und packte die Frau am Arm.

Die Rotblonde hieß Carrie Hooper. Sie kreischte vor Entsetzen. Folks hing wie eine Klette an ihr. Er zerriss ihr die Bluse und fetzte die Knöpfe vom Rock; nebenbei stieß er den langen Latzhosenmann zurück, der der bedrängten Frau beistehen wollte.

»Zu Hilfe!«, schrie Carrie in höchster Not. »Mein Gott! Warum hilft mir denn keiner?«

Folks schlang beide Arme um sie und wuchtete sie zur Tür. Die umstehenden Gäste wichen zurück. Alle waren vor Schreck wie gelähmt. Auch Tim Hoffmann und Lee Fisher rührten sich nicht. Aus weit aufgerissenen Augen starrten sie auf den ungezähmten Mann, der noch vor Sekunden so hilfsbedürftig erschienen war.

Carrie Hooper brüllte, dass es den Umstehenden in den Ohren gellte. Sie gab ihrem Peiniger einen Tritt gegen das Schienbein, doch er packte sie nur umso fester.

Schon hatten sie den Ausgang erreicht.

Die Frau stolperte, fiel zu Boden, und dabei büßte ihr Rock die restlichen Knöpfe ein. Er rutschte ihr bis auf die Knöchel. Sie verhedderte sich und schleuderte das Stück Stoff mit dem Fuß beiseite. Jetzt war sie nur noch mit ihrem schwarzroten Strumpfhaltergürtel und den grobmaschigen Netzbeinlingen bekleidet. Sie trug keine Unterhose. Jeder konnte sehen, dass sich auf ihrem Venushügel flammend rote Löckchen ringelten.

»Hilfe!«, gellte ihre Stimme durch den Raum.

Folks zog sie durch die pendelnden Türen aus dem Saloon.

Tim Hoffmann rannte ihnen hinterher. Er konnte nicht länger tatenlos zusehen, wie der verrückt gewordene Folks die Frau quälte.

Folks stoppte ihn mit einem Faustschlag gegen den Kopf. Hoffmann kam es so vor, als wäre er frontal gegen einen Prellbock gerannt.

Er fiel auf den Rücken und sah Sterne.

Irgendwo hörte er die Stimme von Lee Fisher, dazwischen gellte die verängstigte Frauenstimme.

Wie durch eine Nebelwand sah Hoffmann, wie die zwei Männer in Latzhosen mit blutigen Gesichtern durch den Saal torkelten. Der Größere von ihnen riss einen Stuhl um, sank auf eine Sitzbank und spuckte ein Gemisch aus Blut und Zähnen auf die Dielen. Der Kleinere klammerte sich Halt suchend an die Reling der Theke.

Hoffmann rappelte sich auf die Füße.

Der Schrei der Frau drang ihm in die Ohren. Tief in seinem Innern stieg Wut auf. Er griff nach seinem Holster und fand es leer. Seine Waffe hatte der Salooner einkassiert. Jetzt lag sie warm und trocken in dem kleinen Kabuff hinter dem Schanktisch.

Egal. Zur Not ging es auch ohne Schießeisen. Hauptsache, der Frau wurde geholfen. Jemand musste sie aus den Klauen dieses wahnsinnigen Folks befreien.

Hoffmann stieg über einen am Boden liegenden Mann hinweg und gelangte an die Schwingtüren. Er stieß einen Flügel auf und spähte auf die Straße hinaus.

Folks zerrte die Rothaarige über den Boardwalk.

Es war später Nachmittag, ein warmer Tag im September. Die Main Street von Bluff Creek lag im Schein der tief stehenden Sonne. Rötliches Licht schimmerte in den Glasscheiben der Fenster.

Carrie Hooper brüllte wie ein Kalb auf der Schlachtbank. Passanten blieben stehen und gafften. Eine Matrone im langen grauen Kleid stemmte die Hände in die Seiten und schüttelte entrüstet den Kopf. Der Mann neben ihr bekreuzigte sich, als müsse er sich vor dem Anblick der Halbnackten schützen.

Bestimmt hat er noch nie eine Frau unten ohne gesehen, dachte Hoffmann, während er über die Straße rannte.

Im nächsten Augenblick sprang er auf die Terrasse, auf der Folks sich mit Carrie Hooper balgte. Sie stieß ihm ein Knie ins Gemächt und Folks geriet ins Straucheln. Mit verzerrtem Gesicht hielt er sich an einem Holzbalken fest.

»Kommen Sie zu mir!«, rief Hoffmann.

Carrie zögerte, da langte Folks nach ihr, erwischte aber nur ein Bein mit dem Netzstrumpf. Es gab ein hässliches Geräusch und der Strumpf hing zerfetzt an ihrem Fuß.

Hoffmann griff nach der Hand der Rotblonden. Er bekam sie zu fassen und zog Carrie an sich. Ihr kugeliger Busen dämpfte den Aufprall. Sie bedachte ihn mit einem dankbaren Augenaufschlag und er bekam eine Gänsehaut.

Derweil krümmte sich Folks vor Schmerzen. Schwerfällig taumelte er hinter Carrie her. Hoffmann zog sie von der Terrasse auf den Boardwalk neben der Straße.

Inzwischen wimmelte es überall von Zuschauern. Männer und auch ein paar Frauen standen in Zweierreihen und beobachteten das Schauspiel. Die Frau mit dem großen wippenden Vorbau und dem roten buschigen Schoß war eine Augenweide. Die Männer konnten sich nicht sattsehen an ihr.

Fenster öffneten sich. Neugierige steckten ihre Köpfe heraus. Balkone füllten sich mit Schaulustigen. Auf der Veranda des Shilo Hotels hatte sich eine Menschentraube gebildet. Eine Gruppe von der Ostküste hatte sich am Geländer versammelt, Gentlemen in den besten Jahren. Mit Yankeebärten und akkurat gepflegten, grauen Bärten. Aus geweiteten Augen sahen sie zu, wie Tim Hoffmann die Rotblonde im Evaskostüm über die Straße zum Saloon zog.

»Die Lady gefällt mir«, sagte John P. Marriott aus Boston. »Alles an der richtigen Stelle.« Er seufzte. »Wenn ich da so an meine Elizabeth denke …«

»Ich finde den Rotfuchs ziemlich schamlos«, fand der Kaufhausbesitzer William Arnatt aus Baltimore. »Einfach so ohne Schlüpfer aus dem Haus zu gehen, noch dazu in einen Saloon, wo es bloß Männer gibt. Gütiger Himmel! Und seht euch bloß diese Beinlinge an. Solche Dinger tragen doch nur Prostituierte, oder?«

»Ich mag Netzstrümpfe«, setzte Harold McDuff hinzu. Er kam aus New York, wo er ein kleines Theater leitete, in dem heitere Gegenwartsstücke aufgeführt wurden.

»Ich auch«, sagte Marriott, dem ein Fuhrpark mit zehn Wagen und dreißig Pferden gehörte. »Hätte ich zu Hause was zu sagen, würde ich anordnen, dass meine Lizzie welche anzieht. Zumindest ein- oder zweimal die Woche.«

»Darauf kannst du warten, bis du schwarz wirst«, entgegnete der Theatermann aus New York.

»Ich weiß«, sagte Marriott wehmütig. »Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass Lizzie sich Reizwäsche kauft. Sie gibt das Geld lieber für Klunker aus. Broschen, Fingerringe, Halsketten, Armbänder. Haarspangen. Das ganze Programm.« Er seufzte. »Nun ja, ich bin ja selbst schuld. Wie man sich bettet, so schläft man.«

In diesem Augenblick fiel ein Schuss.

Ein vielstimmiger Aufschrei brandete auf. Die Ostküstler reckten neugierig den Hals. Wer hatte den Schuss abgefeuert? Der Mann, der die Rothaarige in Sicherheit bringen wollte? Oder einer aus der Menge? Hatte die Kugel jemanden getroffen oder war es nur ein Warnschuss gewesen?

»Es ist Tim Hoffmann!«, rief jemand laut. »Folks hat ihm in den Kopf geschossen!«

***

»Er ist tot«, sagte Lee Fisher.

Die Leiche lag auf dem Vorplatz des Saloons. Tim Hoffmanns Augen waren weit aufgerissen und starrten blicklos in den Septemberhimmel. Unter seinem Kopf hatte sich eine rote Pfütze gebildet. Das Blut sickerte in die Ritzen zwischen den Dielen. Die tödliche Kugel steckte in seinem Schädel.

Lee Fisher bückte sich und drückte dem Toten die Augen zu. Er kam sich vor wie der letzte Mensch auf der Welt. Tim Hoffmann war sein bester Freund gewesen. Seit drei Jahren pilgerten sie gemeinsam durch das wilde Grenzland westlich des Mississippi. Durch dick und dünn waren sie gegangen – und jetzt lebte Tim nicht mehr.

Der Leichnam wurde von einem Dutzend Männer umringt, größtenteils Gäste aus dem Saloon. Boulder, der Wirt, tupfte seine Glatze trocken. Er hatte Carrie Hooper einen Mantel geholt, sodass sie ihre Blöße bedecken konnte.

»Das ist nicht fair!«, lamentierte sie. »Was ist das für eine ungerechte Welt? Ausgerechnet der Gent, der mir geholfen hat, muss sterben!«

Der lang aufgeschossene Mann in der Latzhose sagte: »Hätte ich gewusst, was passiert, hätte ich Folks im Wald verrecken lassen.«

»Du bist kein Hellseher, Bert«, meinte der Wirt. »Woher solltest du wissen, dass dieser Kerl der Teufel in Menschengestalt ist?«

Wie auf Kommando blickten sie über die Straße zur Veranda hinüber.

Ein großer, athletisch gebauter Mann war gerade dabei, dem zappelnden Folks die Hände auf den Rücken zu fesseln. Der Hüne hatte dunkelblondes halblanges Haar und trug ein Holster mit einem Remington-Revolver. Ein paar Schaulustige umringten ihn. Sie bedachten den Gefesselten mit Schimpfwörtern und Flüchen. Eine Frau mit Witwenhaube spuckte ihm ins Gesicht.

Folks lachte sie aus.

»Wo hatte der Schurke eigentlich die Knarre her?«, fragte Bert. »Als wir ihn fanden, war er sauber.«

»Er muss den Colt jemandem entwendet haben«, sagte Boulder, der Wirt.

Lee Fisher schüttelte den Kopf. »Ich kapiere das alles nicht. Warum das alles? Es ist so sinnlos. Was ist bloß in ihn gefahren?«

»Die bösen Geister«, sagte der lange Bert.

Boulder winkte ab. »Quatsch mit Soße. Dummer Aberglaube.«

»Wer weiß? Manche sagen so, manche sagen so«, meinte Bert geheimnisvoll.

Einige Männer wandten sich ab und gingen.

Boulder blickte ihnen nach, dann zeigte er auf den Toten. »Tut mir leid, Jungs, aber euer Kumpel kann hier nicht liegen bleiben. Eine Leiche vor der Tür ist eine schlechte Reklame für ein Vergnügungslokal.«

Die Männer schwiegen. »Okay, ich bringe Tim von hier weg«, sagte Fisher dann.

Der lange Bert legte ihm die Hand auf die Schulter. »Wenn du willst, helfe ich dir. Zum Bestatter ist es ein ziemlich langer Weg.«

»Gut gemeint, Bert. Aber ich schaff’s allein.«

»Ich komme mit«, sagte Carrie Hooper und strich sich ein paar Haare aus dem Gesicht. »Es macht dir doch nichts aus, oder?«

Fisher sah sie an. Er war hin- und hergerissen. Wegen dieser Frau war Tim Hoffmann gestorben. Doch sie konnte nichts dafür. Schuld war dieser Dreckskerl Folks. »Nein, es macht mir nichts aus«, sagte Fisher.

Damit bückte er sich und wuchtete sich seinen toten Kameraden auf seine linke Schulter. Dabei rutschte Hoffmanns Hut vom Kopf und entblößte das schreckliche Einschussloch.

Carrie Hooper sah rasch woandershin. Sie hob den Hut auf und betrachtete ihn. Tränen tröpfelten auf die Krempe.

Fisher trug den Toten die Straße entlang. Dumpf dröhnten seine Stiefel auf dem Bohlensteig.

Carrie blieb dicht hinter ihm. Ihre Finger krümmten sich um die Krone von Hoffmanns Hut.

Nach einer Weile blieb Fisher stehen. Er schnaufte wie ein Walross. Hoffmann war nicht gerade ein Leichtgewicht.

»Setz ihn doch einen Moment ab«, schlug Carrie vor.

Fisher lehnte sich an einen Stützpfeiler. »Wenn du willst, kannst du gehen«, erklärte er. »Ich sage dir Bescheid, wann die Beerdigung steigt.«

»Nein, ich bleibe.«

Fisher sah sie wieder an, diesmal etwas genauer. Carrie Hooper war eine hübsche junge Frau, kaum älter als zweiundzwanzig Jahre. Jammerschade, dass sie auf die unmoralische Bahn geraten war. Mit ihrem kastanienroten Haar, den grasgrünen Augen und dem fein gezeichneten Lippenpaar erinnerte sie ihn an die Abbildung einer Fee aus der keltischen Sagenwelt. Sein Blick blieb auf ihren zerrissenen Strümpfen haften, die unter dem Mantel vorlugten. »Wenn wir Tim los sind, spendiere ich dir ein neues Outfit«, versprach er.

»Das ist nicht nötig. Ich kann meine Kleider selber bezahlen.«

»Ich würde mich aber freuen, wenn du mein Geschenk annimmst.«

»Warum willst du mir überhaupt etwas schenken?«

Er schwieg verlegen.

»Warum?«, bohrte sie.

»Tim hätte das so gewollt«, sagte er schließlich.

Sie nickte, dann sah sie ihm in die Augen. »Er war ein guter Junge, nicht wahr?«

»O ja, das war er.« Fisher legte sich den Toten auf die andere Schulter und setzte seinen Weg fort.

Carrie drückte an dem Hut herum, während sie an seiner Seite ging.

Fisher ertappte sich dabei, dass er immer wieder zu ihr hinübersah. Mit jeder Minute, die verging, fand er Carrie reizvoller. Dass ihm das nicht früher aufgefallen war! Im Saloon hatte er kaum einen Blick für sie übriggehabt. Sie war nur eine billige Nutte für ihn gewesen.

Das Reklameschild des Undertakers kam in Sicht: Lovery & Pauls, Funeral Institute.

Unwillkürlich legte Fisher einen Schritt zu. Der Tote wurde immer schwerer. Am liebsten hätte er seine Last mal fix abgesetzt, um zu verschnaufen, aber in Carries Beisein wollte er keine Schwäche zeigen. Yard um Yard kämpfte er sich vorwärts.

Endlich standen sie an der Vordertür des Bestattungsinstituts.

Carrie drückte die Klinke nieder. »Versperrt«, sagte sie und hob die Achseln.

Fisher ging in die Hocke und lehnte den Toten gegen die Wand. Dann richtete er sich auf, trat er an die Tür und klopfte mit der Faust.

Im Haus rührte sich nichts.

»Niemand da«, sagte Carrie.

»Das fehlt mir noch.« Fisher überlegte, was er tun konnte. In Bluff Creek gab es nur diesen einen Bestatter. Das nächste Beerdigungsinstitut befand sich in Bloomsdale, weit über hundert Meilen entfernt.

Carrie klopfte an das Fenster neben der Tür. »Hallo! Ist da jemand?«

Niemand reagierte auf ihr Rufen.

Nach einer Weile gab sie es auf. »Was machen wir jetzt?«, fragte sie.

Fisher drückte seinen schmerzenden Rücken durch. Er wusste auch nicht, was jetzt zu tun war. Tim Hoffmann und er waren fremd in der Stadt und kannten sich nicht aus. Sie hatten nur ein paar Tage hierbleiben und dann weiterziehen wollen, Kurs Nordwesten. Tims Vetter Ricky arbeitete in einer Fabrik in Virginia City. Ricky hatte geschrieben, dort gäbe es für fleißige Burschen gut bezahlte Jobs.

»Wir können ihn doch nicht hier auf der Treppe sitzen lassen«, sagte Carrie.

Fisher schaute sie an. Sogar im übergroßen Mantel des Salooners gefiel ihm Carrie. Ohne dass er es wollte, musste er an ihre wippenden Twins und ihren behaarten Schoß denken. Alles befand sich zum Greifen nahe. Er spürte, dass er rot anlief. Sein Blut geriet in Wallung.

Satanas, weiche, dachte er.

»Alles in Ordnung?«, hakte sie nach.

Er grinste schief. »Am besten, wir legen ihn auf den Hof hinterm Haus«, sagte er. »Wenigstens so lange, bis die Bestatter wieder da sind.«

Carrie ging ein Stück weiter. Das Hoftor zum rückwärtigen Platz hinter dem Haus war verriegelt. Der Zaun bestand aus dicken Querhölzern und war brusthoch. Carrie blickte sich um. »Wie sollen wir auf die andere Seite kommen?«

»Klettern.«

»Klettern? Mit einer Leiche?« Carrie schob die Unterlippe vor. »Ich glaube, so etwas tut man nicht. Jedenfalls habe ich noch nie davon gehört.«

»Und wenn schon. Was bleibt uns für eine Wahl? Wir müssen es probieren.«

Carrie sagte nichts. Dann hob sie einen Finger. »Ich hab da vielleicht ’ne bessere Idee.«

»Na, da bin ich aber gespannt.«